Lt. KV6 vermutlich im Feber oder März 1775 in München komponiert. Der Werkbeiname entstammt einer Annektierung aus einem Brief Mozarts an seinen Vater vom 09. und 12. Juni 1784, in welchem er um Zusendung der Sonate, so ich dem Dürnitz in München gemacht habe, bittet.
Weiters erklärt Mozart, die Sonate kommt auf die Pianoforte vom Stein unvegleichlich heraus.
Die Sonate ist dreiteilig angelegt:
I. Allegro (C) D-Dur (127 Takte)
II. Rondeau en Polonaise. Andante (2/4) A-Dur (92 Takte)
III. Tema con XII variazioni D-Dur (C|) (259 Takte).
Zum ersten Satz gibt es einen Erstentwurf von 71 Takten. Hier der Beginn:
Einzig übrig geblieben für die Endfassung ist das charakteristische Anfangsthema des ersten Taktes, welches (wie xingwang einmal schrieb) wie ein Motorrad klingt, das wegen Funktionsstörung bei einem Zubehör doch gewaltsam und qualbehaftet mehrmals zu einem unerfolgreichen Start gezwungen wird....
Über den Variationensatz habe ich mich hier schon ausgelassen.
Einspielungen dürfe es ausreichend geben zum Vergleich. Mich fasziniert eben diese hier:
Ludwig Sémerjan spielt hier auf einem originalen Hammerflügel aus der Werkstatt von Anton Walter, gefertigt in Wien um 1799 (zwischen 1796 und 1805). Das Ding verfügt über zwei Kniehebel, deren einer zur Aufhebung der Dämpfung und deren zweiter zum Einschalten des Moderators dient. Das aus dem Germanischen Nationalmuseum, Sammlung Neupert, stammende Instrument hat einen Tonumfang von F1-g³ und ist im Bereich von F1 bis a1 zweichörig besaitet, darüber dreichörig. Dies unterscheidet den Walter auch im übrigen vom gelobten Stein, den Mozart ja später bekanntlich ebenfalls gegen einen Walter ersetzte. Instrumente dieser (Walter-) Art konnten dann auch gegen ein größeres Orchester 'ankämpfen', was sich auch deutlich bei der Komposition der Klavierkonzerte Mozarts bemerkbar macht - aber dies ist ein anderes Thema. Außerdem war mit diesem Instrument auch endlich der Baß nicht mehr so übertönend dem Diskant gegenüber. Dies merkt man natürlich auch am Kompositionsstil der Klaviersonaten.
Das Besondere an dieser Sonate ist ihre Dauer - im Vergleich zu allen vorangegangenen Sonaten Mozarts und auch im Vergleich zu Haydn. Allein der finale Variationensatz dauert i.d.R. solange wie eine komplette Sonate (pro Satz mal ~ 5 Minuten angenommen).
Was aber an dieser Einspielung so faszinierend ist, das ist eben dieser Variationensatz. Dieser trägt nämlich ursprünglich keinerlei Vortragsbezeichnung, 'Andante' wurde von fremder Hand hinzugefügt und wird meist doch eher 'con moto' gespielt. Sémerjian spielt nun das Thema und die folgende erste Variation extrem (d.h. primär ungewohnt) langsam, was sehr stark an Glenn Goulds Ausdrucksweise erinnert. Dieses Recht hat er ja mangels Vortragsbezeichnung durchaus. Erst ab der Variation II gewinnt er deutlich an Tempo. Der dritte Satz dauert bei Sémerjian, der selbstverstänlich (auch in allen anderen Sätzen) sämtliche Wiederholungen spielt, geschlagene 21 Minuten! Zum Vergleich: Schiff: 14'30" - Uchida 14'57". Allein für die Themenvorstellung benötigt er schon 2 Minuten - aber wie herrlich ist doch dieses Tempo und der warme, weiche, zärtliche Klang dieses Instrumentes hier. Jede Variation erhält hier ihr individuell ausgeklügelstes Tempo. Das kenne ich auch anders und ziemlich heruntergenudelt...
Ulli