Sir Donald McIntyre

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    Ein wenig hat es mich schon gewundert, daß dem am 22. Oktober 1934 in Auckland geborenen Neuseeländer Sir Donald McIntyre bisher noch kein Thread gewidmet wurde.


    Er kam über den Beruf eines Volksschullehrers zur Musik, studierte zunächst in seiner Heimatstadt bei Hubert Milverton-Carva und gab dann auch bereits seine ersten Konzerte. Danach ging er nach England, wo er bei Ellis Keeler in London, später auch bei Clemens Kaiser-Breme in Essen, seine Ausbildung vervollständigte. McIntyres Debüt erfolgte 1959 an der Welsh Opera in Cardiff als Zaccaria in "Nabucco". Von 1960–67 gehörte er zum Ensemble des Sadler's Wells Theatre in London. Hier bewährte er sich bereits als großer Heldenbariton, besonders in Wagner-Rollen, sang aber auch den Attila in gleichnamiger Verdi-Oper, den Kaspar im "Freischütz" sowie Baß-Partien in Mozart-Opern. 1967 wechselte er ans Royal Opera House in London, wo er als Pizaaro im "Fidelio" debütierte. In Covent Garden sang er 1970 in der Uraufführung der Oper "Victory" von R. R. Bennett. Neben den Wagner-Heroen zählten auch die Rollen des Jochanaan ("Salome") und des Barak ("Die Frau ohne Schatten"), der Scarpia ("Tosca"), der Rigoletto, der Wozzeck sowie der Kaspar im "Freischütz" zu seinem Kernrepertoire. Ab 1967 sang er bei den Bayreuther Festspiele. Dort zunächst 1967–68 und 1971–72 den Telramund im "Lohengrin", dann auch den Holländer (1969–71, 1981), den Klingsor (1968, 1970, 1972) wie auch den Amfortas (1987–88) im "Parsifal", den Kurwenal im "Tristan" (1974–77) sowie den Wotan im "Ring des Nibelungen" (1975–80, Wanderer 1973–80). Den Wotan sang er auch beim hundertjährigen Jubiläum der Bayreuther "Ring"-Aufführungen 1976. Daneben erfolgten zahlreiche Gastspiele, so seit 1971 an der Hamburger Staatsoper, später auch an der Mailänder Scala, der Staatsoper Wien und seit 1975 auch an der MET in New York. 1973–74 gastierte er an der Pariser Grand Opéra, 1984 in Zürich, 1989 wieder in Covent Garden, 1990 in Wellington (Neuseeland), 1991 an der Opéra Bastille in Paris sowie wiederum am Royal Opera House, im selben Jahr auch am Teatro San Carlos in Lissabon, 1992–93 wiederum an der MET und 1996 in Antwerpen. Auch als Konzertsänger feiert McIntyre große Erfolge. 1992 wurde er durch Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben.


    Von fast allen seinen großen Wagner-Partien haben wir glücklicherweise Aufnahmen:


    Als Holländer:



    Als Telramund im "Lohengrin":


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    Als Kurwenal im "Tristan":



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    Als Sachs in den "Meistersingern":



    Als Wotan/Wanderer im "Ring":



    Als Klingsor im "Parsifal":



    Als Gurnemanz im "Parsifal":



    Daneben u. a. noch folgendes:




    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke für diesen thread, lieber Joseph!



    Zwei Aufnahmen dieses großarigen Sängers möchte ich noch ergänzen:



    zum einen McIntyre als dämonischer Pizarro in diesem Mitschnitt aus der Bayerischen Staatsoper:


    Ludwig van Beethoven (1770-1827)
    Fidelio op. 72


    Hillebrand, McIntyre, Behrens, Moll, Popp, Bayerisches Staatsorchester, Böhm
    Label: Orfeo , ADD/LA, 78




    und dann seine durchaus glaubhafte Verkörperung des spielsüchtigen Grafen Waldner in der Inszenierung Otto Schenks:


    Richard Strauss (1864-1949)
    Arabella


    McIntyre, Dernesch, Kanawa, Kuebler, Robbins, Metropolitan Opera Orchestra, Thielemann
    Label: DGG , FSKoA, 94





    LG, Elisabeth

  • Als Wotan im "Jahrhundertring" finde ich ihn sehr überzeugend - da er auch die m.E. zur der Rolle passende Ausstrahlung hat.


    In welcher Partie ist er eigentlich auf der obigen Abbildung zu sehen?

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Draugur
    In welcher Partie ist er eigentlich auf der obigen Abbildung zu sehen?


    Als Bayreuther Amfortas, 1987 oder 1988.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Heute feiert Sir Donald McIntyre achtzigsten Geburtstag - herzliche Glückwünsche auf diesem Wege!



    Letztes Wochenende war er Ehrengast beim Künstlertreffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft in Ölbronn, bei dieser Gelegenheit durfte ich ihn kennen lernen und dieses Foto aufnehmen:



    LG, Elisabeth

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  • Sir Donald, dem großen Heldenbariton, gratuliere ich auf diesem Weg mit allen guten Wünschen sehr herzlich.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich habe ihn u.a. einmal im Ring in Berlin erlebt. Dank seiner enormen Ausstrahlung ist er ein Wotan, an den ich mich gerne erinnere. Im Sommer war er in München am Bühnenausgang und sah noch genau so cool aus wie auf dem Foto aus 2014.

  • Lebt Donald McIntyre noch?


    Von seiner Ausstrahlung und Bühnenpräsenz ist er nach wie vor "mein Wotan" schlechthin. Der Bayreuther Jahrhundert-Ring wäre ohne ihn nur halb so beeindruckend gewesen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Meine Lieblings Aufnahme mit ihm sind die Meistersinger von Nürnberg aus Sydney, wo er den Hans Sachs singt Laut Wikipedia lebt Donald McIntyre noch.

  • Der Bayreuther Jahrhundert-Ring wäre ohne ihn nur halb so beeindruckend gewesen.

    Da ich ihn da stimmlich anfechtbar finde, hätte ich mir diesen "Ring" mit einem anderen Wotan gewünscht. Eigentlich schaue ich vom Chereau-"Ring" fast immer nur die "Götterdämmerung"...

    (Ist natürlich immer auch subjektiv, also Geschmackssache, aber ich mag weder sein Stimmtimbre noch seine musikalische oder gar sprachliche Gestaltung der Rolle - da schaue ich mir viel lieber den Münchner Lehnhoff-"Ring" an - auch wegen Robert Hale!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Da ich ihn da stimmlich anfechtbar finde, hätte ich mir diesen "Ring" mit einem anderen Wotan gewünscht. Eigentlich schaue ich vom Chereau-"Ring" fast immer nur die "Götterdämmerung"...

    (Ist natürlich immer auch subjektiv, also Geschmackssache, aber ich mag weder sein Stimmtimbre noch seine musikalische oder gar sprachliche Gestaltung der Rolle - da schaue ich mir viel lieber den Münchner Lehnhoff-"Ring" an - auch wegen Robert Hale!)

    Ich liebe jede Szene dieses "Rings", aber ganz besonders die "Walküre". Ich kenne keine Aufführung, in der das Vater-Tochter Verhältnis von Wotan und Brünnhilde so glaubhaft dargestellt wird. Gerade den dritten Akt habe ich noch nirgendwo so berührend erlebt. Stimmlich anfechtbar mag Donald McIntyre hier sein, für Gwyneth Jones gilt das meines Erachtens noch mehr, aber das spielt hier für mich keine Rolle. Spätestens wenn sich die beiden in den Armen liegen (hier ab 3:30) fließen bei mir die Tränen:



    Robert Hale hat mich im Lehnhoff-Ring dagegen eher kalt gelassen, da ziehe ich John Tomlinson im Bayreuther Kupfer/Barenboim-Ring vor.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Stimmlich anfechtbar mag Donald McIntyre hier sein, für Gwyneth Jones gilt das meines Erachtens noch mehr, aber das spielt hier für mich keine Rolle.

    Für mich spielt das eine Rolle, vielleicht auch deshalb, weil ich diesen "Ring" auf Schallplatte kennengelernt habe - und rein akustisch erfüllte Donald McIntyre nicht annähernd die Maßstäbe, die ich von anderen Wotan-Sängern akustisch kenne: Ferdinand Frantz, das war für mich eine Wotan-Stimme, auch Friedrich Schorr, selbst Hotter ist auch rein austisch mehr Wotan als McIntyre, Adam sowieso, London oder Stewart auch. Da fehlt mir einfach die göttliche Autorität in McIntyres Stimme, das kligt mir zu sehr nach Charakterbariton - wenn ich ganz böse wäre, würde ich sagen, dass er der Vorreiter der Alberiche war, die Wotan sangen...


    Nun habe ich McIntyre nicht mehr live erlebt, Hale und Tomlinson hingegen schon - dass ich dabei Hale klar vorziehe, muss ich wohl nicht betonen (schon, weil Wotan eben keine reine Basspartie ist, die nicht über's "Schlüssel-C" hinausgeht...


    P.S.: Natürlich gilt das in ählichem Maße für Gwyneth Jones, an Flagstad, Nilsson oder die wenigen guten Jahre der Mödl darf man da nicht denken...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich beziehe mich in der Regel auf Live-Erlebnisse. Und da war McIntyre einfach ein irrer Typ. Ich kannte damals im Vorfeld die Vorbehalte gegenüber seiner Stimme, aber das Live-Erlebnis war so, dass man sich gerne zurückerinnert. Dass auch ich z. B. Hale vorziehe, ist kein Geheimnis.

  • Ich habe McIntyre in den 80er Jahren als Wotan in Duisburg erlebt - von der Konserve vorbelastet war ich dann doch überrascht, wie eindrucksvoll er die Rolle darstellerisch und stimmlich verkörpern konnte.