Hermann Uhde – Zeit läßt steigen dich und stürzen

  • Danke rheingold für die Richtigstellung. Ich war schon ein wenig verwirrt, nachdem ich mich über die CD näher informierte. Da wird mucaxel sich wohl leider einfach geirrt haben.


    Ganz nebenbei noch eine weitere Aufnahme mit Uhde entdeckt, die ich bisher noch nicht kannte.
    Eine deutsche Version von Boris Godunow von 1957 unter Eugen Jochum mit Hans Hotter als Titelfigur.
    Uhde singt den Geheimschreiber Schtschelkalov


    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Sorry hab mich geirrt und bekenne mich SCHULDIG!!!
    UHDE UHL in einen Topf geworfen.....
    Die Sommerhitze ???
    Ich weiß nicht was mich zu diesem Irrtum trieb!
    :pfeif:8-)?(:sleeping:

    mucaxel

  • Ich hatte erst kürzlich die Gelegenheit, die Gesamtaufnahme des "Faust" in einer Aufnahme aus Wien mit Hermann Uhde als Mephisto zu hören. Die anderen Interpreten in Hauptrollen sind Waldemar Kmentt als Faust, Wilma Lipp als Margarethe, Olivera Miljakovic als Siebel und Eberhard Waechter als Valentin. Begleitet werden sie von Chor und Orchester der Wiener Staatsoper unter der Ltg. von Georges Pretre. Die Aufnahme wird in französischer Sprache gesungen. Hier singt Hermann Uhde einen sehr eindrucksvollen und dämonischen Mephisto.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Diese Aufnahme habe ich auch und kann dir nur beipflichten, Wolfgang, Uhde ist ein toller Mephisto (die paar Macken in seinem Französisch sind kaum der Rede wert).

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Nur mal so als kleine Anekdote zwischendurch :


    Zitat

    Nach der Uraufführung der "Antigonae" in Salzburg 1949, die er durch sein Einspringen für Josef Hermann ermöglicht hatte, wurde Hermann Uhde gefragt, warum er diese von vorneherein nicht unbedingt ruhmversprechende Aufgabe übernommen habe. Seine damals durchaus gewagte Antwort war typisch für ihn:
    "Als Sohn einer amerikanischen Mutter darf ich Richard Wagner zitieren : Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun!"


    Uhdes Lebenslauf war seit frühester Jugend eine Abfolge selbstständiger Entscheidungen, die er stets "um der Sache willen" traf, ohne Rücksicht auf Zustimmung oder gar Beifall. Gedankt wurde ihm das selten, am wenigsten von Personen, die dazu allen Grundgehabt hätten. So war er einer der interessantesten Sängerdarsteller "Neu-Bayreuths zwischen 1951 und 1960, wird aber in Wolfgang Wagners Memoiren "Lebendakte" nicht ein einziges Mal erwähnt.

    Ich persönlich finde seinen Kreon unglaublich intensiv und beeindruckend.
    Und das Wolfgang Wagner ihm nicht einmal einen einzigen Satz widmet, zutiefst bestürzend.
    Immerhin hat Astrid Varnay, eine der "Neu-Bayreuth"-Ikonen, ihm in ihrer Autobiographie "Hab's mir gelobt - 55 jahre in fünf Akten" einige Zeilen eingeräumt :



    Zitat

    Die Zusammenarbeit mit Hermann Uhde (im Fliegenden Holländer), der bereits der Telramund neben meiner Ortrud in Lohengrin gewesen war, war eine erfreuliche Wiederbegnung. Im Gegensatz zu seinen meisten Baritonkollegen, majestätischen, massiven Männern, war Uhde hochgewachsen, aber schlank, was ihm eine ideale Kombination von Gesang und Darstellung ermöglichte. Zu seiner stabilen, maskulinen Stimme mit ihrer Mischung aus Wärme und Durchschlagkraft war er auch noch grundmusikalisch, und man konnte sich darauf verlassen, dass er seine darstellerische Intelligenz unverwechselbar in jede Rolle einbrachte, die er porträtierte.
    Darüber hinaus konnte ich mich mit Uhde in zwei Sprachen, Deutsch und Englisch, verständigen, die er beide perfekt beherrschte. Das kam von Zeit zu Zeit sehr gelegen, zumal er auch im amerikanischen Slang up to date war, den ich gern benutze, weil er es mir häufig ermöglicht, eine ganze Menge in wenigen wohlerwogenen Worten auszudrücken. Hermann Uhde war in Norddeutschland aufgewachsen und hatte mit seiner amerikanischen Mutter, die ursprünglich zum Gesangsstudium dorthin gekommen war, Englisch gesprochen. Das amerikanische Idiom hatte er sich in den letzten Kriegsjahren während einer kurzen Internierung in einem Kriegsgefangenenlager außerhalb von Chicago angeeignet.
    Wie traurig, dass seine Karriere so früh enden musste, als er, erst einundfünfzigjährig, in Kopenhagen auf der Bühne einem Herzinfarkt erlag.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Und das Wolfgang Wagner ihm nicht einmal einen einzigen Satz widmet, zutiefst bestürzend.


    Ja, ja, liebe SuW! Da ist der Uhde in bester Gesellschaft. Es werden auch viele andere nicht genannt oder nur rein faktisch. Für Wolfgang Wagner spricht, dass ein Buch "Lebens-Akt" kein Buch über Sänger ist, wenngleich viele darin vorkommen. Aber das Weglassen sagt auch etwas, manchmal noch mehr. Mit Uhde ist es noch anders in diesem Buch. Während Fischer-Dieskau im Register genannt ist, obwohl er nicht im Text sondern lediglich in den Anhangtabellen der Inszenierungen von WW als Heerrufer auftaucht. Uhde kommt dort ebenfalls vor, nämlich als Telramund in der gleichen Aufführungsserie. Im Apparat hingegen gibt es ihn nicht. Zufall, Schlampigkeit oder feine Absicht? Im Schrifttum aus Bayreuth ist das wenigstes unbeabsichtigt.


    Ich bin sehr beeindruckt, wie Du für Uhde kämpfst.


    Lieben Gruß in Deinen Norden von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Da hast du natürlich Recht, das Wolfgang Wagner seine Memoiren ganz klar hauptsächlich über sich und nicht über andere schreibt, aber schade finde ich es trotzdem...du siehst ja, dass selbst die Varnay ein paar Worte für Uhde übrig hatte.


    Das ich für Uhde kämpfe, ist mir so noch gar nicht in den Sinn gekommen. Mich wurmt es einfach (auch wenn das kleinkariert klingen mag), dass er so eine ungerechte Behandlung erfährt (okay, was ist eigentlich gerecht?), und viele andere Sänger, viel mehr "Lobby" haben als er - wobei ich gar nicht davon sprechen will, ob die nun "besser", "schlechter" oder "genauso gut" waren/sind wie er. Ich finde, er hätte mehr Aufmerksamkeit verdient, vor allem auch verdient gehabt, schon damals, als er noch sang.
    Weißt du vielleicht, wo er begraben ist? Etwa in Kopenhagen? oder doch in Bremen?


    Mich würde auch wirklich interessieren, wie Joseph, der den Thread ja auch gestartet hat (dafür bin ich ihm dankbar) eigentlich auf den sehr schön formulierten Thread-Titel gekommen ist?


    Viele Grüße S&W

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Mich würde auch wirklich interessieren, wie Joseph, der den Thread ja auch gestartet hat (dafür bin ich ihm dankbar) eigentlich auf den sehr schön formulierten Thread-Titel gekommen ist?


    Danke der Nachfrage! Das war damals spontan. Es ist aus einem autobiographischen Gedicht des späten Staufers König Enzio von Sardinien (um 1220—1272), des Lieblingssohnes Kaiser Friedrichs II., der in höchsten Höhen schwebte, aber die letzten über zwanzig Jahre seines Lebens als Gefangener beendete. In dieser Zeit schrieb er auch dieses melancholische Werk über die Vergänglichkeit und den Untergang des stolzen Kaiserhauses.


    Zeit läßt steigen dich und stürzen,
    Zeit heißt reden dich — und schweigen.
    Zeit lehrt lauschen dich — und wissen,
    Zeit gibt Mut, dich nicht zu beugen.
    Sie läßt aus Träumen Taten werden,
    schenkt uns Gedanken, die ins Ewige gehn.
    Zeit kommt, da Schmähung dich nicht trifft.
    Zeit wird, die dich nicht sehen läßt
    noch hören
    fremdes Leben Treiben.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Im übrigen ein sehr schönes Gedicht Joseph.


    Ich wollte ergänzend und vervollständigend zu den eingestellten Aufnahmen vom Anfang und der Liste von rheingold noch ein paar Aufnahmen einstellen, die ich bisher nur im TMOO-Thread erwähnt habe :


    Als Wotan

    Als Gunther

    Im Bass-Part

    Ebenfalls als Wotan bzw. Wanderer

    Als Amfortas

    Als Orest

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Meine Ausführungen zur Ortrud-Telramund-Szene aus dem „Lohengrin“ in einem anderen Thread folgend, habe ich vermutet, dass diese Überlegungen wohl auch an der Version ihren Ursprung haben könnte, die ich favorisiere; das ist nämlich die unter Joseph Keilberth aus Bayreuth 1953, in den Rollen Astrid Varnay und Hermann Uhde...ein genialischer Moment mit einem umwerfenden Paar. Als Paar ist diese Version unschlagbar (ihre Stimmen harmonieren auch vorzüglich). Die gleiche Figurenkonstellation gibt es auch noch ein Jahr später am gleichen Ort, nur diesmal unter Eugen Jochum. Mir fällt auf, dass das schon sehr unterschiedlich klingt und mir weniger gefällt (obwohl es so gesehen auch großartig ist). Jochum lässt dramatischer spielen, vordergründiger, effekthafter und so agieren auch Varnay und Uhde viel veräußerlichter, mehr nach vorne heraus, dramatischer, was mir persönlich weniger gefällt. Unter Keilberth gibt es da aber diese unglaubliche innere Spannung in der Musik, die sich so richtig niedrig über den Boden schleicht und langsam düster aufsteigt bis hin zur Zusammenführung im Schluss-Duet (wie das geschieht, der Wahnsinn!). Und auch Varnay und Uhde agieren hintergründiger, subtiler. Keilberth gibt ihnen den Raum, diesen aber enorm dicht und atmosphärisch geschallt. Auf youtube schrieb jemand dazu : „No one can surpass the two Demons Astrid Varnay and Hermann Udhe in this Ingenious Wagnerian duet for their timbre in this duet was painted by Devil himself.“
    Die angesprochene Dämonie hat für mich (und daher die Aussagen im Thread über die tieferen Bedeutungsschichten in Wagners Werken) etwas Erotisches, denn die Dämonie ist keine vordergründige, keine grimmige Effekthascherei, nichts plakativ Schurkisches, hier sind Menschen dargestellt, die aus ihren eigenen düsteren Tiefen schöpfen nicht aus irgendeinem ominösen bösen Geist heraus, Menschen mit Leidenschaften. Ich habe mir viele Versionen mit verschiedenen Sängern dieser Szene angehört, aber an Varnay und Uhde 53 kommt (für mich!) einfach niemand heran, das ist pure Gänsehaut. Die Varnay hat diesen herrlichen zynisch-sarkastischen Unterton und ist so sphinxhaft, aber sicherlich gibt es auch noch Ortruds, die ebenso großartig sind, zB Christa Ludwig unter Kempe. Aber - und jetzt kommt, warum dieser Text eben in diesem Thread und keinem anderen von mir platziert wurde - meiner Meinung nach gibt es keinen besseren Telramund als Hermann Uhde in dieser Aufnahme, so herausragend ist er. Andere Interpreten (zB FiDi klingen mir zu „unernst“, zu schlaff). Was Uhde hier, wie auch woanders, auszeichnet, ist, neben anderen Dingen, diese Stoik, die Haltung sowohl in psychischer als auch physischer Hinsicht (ich kann förmlich die Spannung/Straffung im seinem Körper hören), die errungene Beherrschung in den Ruhepolen, seine Stimme, die genau mit der Musik aus der Tiefe aufsteigt. Die Würde und der Stolz, die ich für die Telramund-Rolle sehr wichtig finde, all das strahlt er aus (und dabei höre ich ihn eigentlich nur).


    Mal von der Leber weg gesagt : Für mich geht es nicht besser!

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Empfehlenswerte (englische) Seite, nicht nur wegen Uhde, sondern auch andere Sänger/innen werden hier vorgestellt :


    http://www.cantabile-subito.de…ermann/uhde__hermann.html

    Zitat

    Hermann Uhde was undoubtedly one of the most acclaimed members of Wieland Wagner’s Bayreuth ensemble during the 1950s, where he appeared in a number of roles during nine seasons.


    All the recordings in which he took part show him as an eminent singing actor. As Klingsor, Gunther and Telramund he was generally recognized as unsurpassed (in my opinion, there was only Herbert Janssen who equalled him). Listening to Uhde in these roles is a wonderful experience!


    Nachdem ich mich im vorherigen Beitrag Uhdes Telramund gewidmet habe, nun einmal keine Wagner-Rolle, sondern Verdis Phillip II. aus "Don Carlos".
    Auf der in diesem Thread eingestellten Gala-Ariensammlung zu finden eine deutsche Version des großen "Ella giammai m'amo"-Arie, zu Deutsch "Sie hat mich nie geliebt".

    Zitat

    Here a recording of Hermann Uhde, aged 23 (!), with Philip’s Monologue, sung in German. You can hear a voice of remarkable individuality and a singer of a real personality. Uhde’s king is by no means an old and tired king, but a man who is quarreling with his fate.

    Nun diesem Kommentar habe ich eigentlich nichts mehr hinzuzufügen außer den Link zum Tondokument :
    http://www.cantabile-subito.de…de__Hermann/UhdeVerdi.MP3

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Um diesen Thread am Laufen zu halten (und wenn ich es ganz allein tun muss)...
    Im Orff-Thread zu dessen Werk "Antigonae" stieß ich auf folgende Schilderung des Mitglieds Giselher :


    Zitat

    Ich besitze zwei Aufnahmen. Zum einen die DG-Studioaufnahme unter Leitner mit der sehr guten Inge Borkh. Leitner dirigiert für mich etwas zu betulich und Carlos Alexander als Kreon ist für mich eine glatte Fehlbesetzung (die Rolle ist nichts für einen anämisch klingenden Kavalierbariton!). Welch ein Unterschied zum Kreon von Hermann Uhde! Dieser fantastische Sängerdarsteller mit großartiger Stimme erfüllt diese Rolle wirklich und auch wenn Kreon ja nicht unbedingt der Sympathieträger des Stückes ist, so muß man am Ende einfach Mitleid mit dem Mann haben, jedenfalls dann, wenn Uhde ihn verkörpert. Im Mitschnitt der Salzburger Uraufführung von 1949 (Felsenreitschule) hört man zum Schlußauftritt Kreons passenderweise ein schnell herrannahendes Gewitter mit Donner und Regen. In einem darstellerischen Totaleinsatz klagt Uhde über den Verlust von Frau und Kind und wenn er zuletzt, ganz vernichtet, deklamiert:


    "Denn alles Schiefe hat
    Hier in den Händen und hier mir auf das Haupt
    Ein wüst´ Schicksal gehäufet.",


    dann bekomme ich immer eine Gänsehaut bei "wüst´Schicksal", denn Uhde singt da in herzzerreißendem Falsett. Die Klangqualität des Mitschnittes ist dürftig, aber die Besetzung ist erstklassig (Fischer, Ilosvay, Uhde, Fehenberger, Krebs, Greindl, Zadek, Kusche) und Fricsay dirigiert sehr zupackend. Den Münchner Mitschnitt kenne ich noch nicht, aber den werde ich mir wohl noch besorgen.


    Kann ich gut nachvollziehen, warum das so empfunden wird. Zwar kenne ich den Mitschnitt der Uraufführung nicht (Schande, wo bekommt man den???), aber es gibt ja auch noch drei andere mit Uhde.



    Unter Ferdinand Leitner mit Martha Mödl als Antigonae


    Vor allem auch noch wegen Josef Traxel als Hämon weiter interessant.


    Dann Ausschnitte aus einer Aufführung der WSO unter Heinrich Hollreiser, zu finden auf der hier im Thread bereits erwähnten Portrait-CD.


    Zum dritten die Münchner Aufnahme aus der BSO unter Georg Solti (gibt's in 2 Versionen)



    Nachteil hier Karl Ostertag als Hämon.


    Aber hier soll es ja auch hauptsächlich um Hermann Uhdes Kreon gehen.
    Zur Münchner Aufführung schrieb ein Kritiker des "Südost-Kurier :

    Zitat

    Von den Ausführenden muss an erster Stelle Hermann Uhde genannt werden, er hatte als Kreon beinahe drei Stunden lang pausenlos im Sprechgesang zu singen und meisterte alle Schwierigkeiten dieses Gesangs, auch darstellerisch vollendet überzeugend


    Und K.H. Ruppel meinte ebenfalls zu besagten Aufführung in "Das literarische Deutschland" :

    Zitat

    Hermann Uhde, der großartige Kreon dieser und der Salzburger Uraufführung (besitzt) das Geheimnis der Ekstase, die nicht Rausch ist, sondern Entrückheit und Wachheit, Raserei und Nüchternheit, Wann und Sinn in einem.


    Da er den Kreon wie gesagt auch in der Uraufführung der Oper in Salzburg sang, bei der im Übrigen einsprang, da eigentlich Josef Herrmann sie hatte singen sollen (wenn ich mir das vorstelle, halte ich es für unvorstellbar wie Herrmanns hübscher, aber viel zu lyrischer Bariton, das zufriedenstellend hätte herüberbringen sollen...Giselherr sagte es, keine Rolle für einen Kavaliersbariton), bweist nicht nur seinen Mut und seine Disziplin, sondern auch wie er in der Lage war sich in kürzester diese vielschichtige Rolle anzueignen und schließlich so darzustellen. Weil er der erste Kreon war, hat er entscheidend auf diese Rolle eingewirkt, die er ja auch wiederholt gegeben hat. Er wird mit dieser Rolle immer in Verbindung stehen.
    Ich habe ihn ja auch schon gemocht, ehe ihn in dieser Rolle gehört zu haben, aber als ich sie schließlich hörte, war das für mich noch einmal so etwas wie ein weiterer Beweis, was für eine Sänger-Persönlichkeit dieser Mann doch gewesen sein muss. Obwohl Orffs Werk ja eher ein allgemein gültiges Symboltheater darstellt und Uhde den reaktonären Mensch an sich un später den Gebrochenen an sich überzeitlich darzustellen vermag, seine Ausdruck hat immer auch etwas sehr Intimes, mag es daran liegen, dass durch die nur marginale Musikuntermalung und den Deklamationsstil eine Art simulierte Gesprächssituation aufkommt, wegen seiner bezwingenden Gestaltung habe ich das Gefühl der Figur äußerst nahe zu sein, gerade im Moment ihres größten Schmerzes...man höre nur einmal sein "Io! Unsinnige Sinne! Weh! Weh! Weh!", das geht direkt ins Gefühlsmark. Manchmal habe ich fast das Gefühl, er wäre dieser Mensch geworden.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)


  • Uhde, Hermann, dt. Bassbariton, * 20.7.1914 Bremen, † 10.10.1965 Kopenhagen.
    Er debütierte 1936 als Bassist (Titurel in Bremen) und begann 1943/44 an der Dt. Oper in Den Haag mit Baritonpartien. Nach dem 2. Weltkrieg sang er in Hamburg, Stuttgart und Wien, übernahm in Salzburg in der Uraufführung von Orffs Antigonae den Kreon und in Wagner-Régenys Bergwerk von Falun den Elis.
    Erfolge hatte er als Wagner-Sänger 1951–60 in Bayreuth (Holländer, Telramund, Klingsor, Wotan). 1955–60 war er Mitglied der New Yorker Metropolitan Opera, 1954–60 sang er am Londoner Covent Garden.
    Hermann Uhde starb während einer Vorstellung von Bentzons Faust III.
    [Quelle: Reclams Opernlexikon, S. 63 (c) 2001 Philipp62 Reclam jun.]

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Nachdem ich gerade voller Begeisterung die wunderbare Gesamtaufnahme des "Faust" von Gounod mit Hermann Uhde, Wilma Lipp und Waldemar Kmentt in einer Aufführung der Wieber Staatsoper höre, geht sofort die Bestellung dieser CD-Box raus.


    W.S.

  • Ich erinnere heute auch an den Geburtstag Hermann Uhdes, und zwar mit dieser Aufnahme:




    Heute ist sein 101. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Und heute ist sein Todestag, zu dem ich dies ausgesucht habe:





    Hermann Uhde starb heute vor 50 Jahren.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Würdevollen Abschied von den Bayreuther Festspielen nimmt Hermann Uhde 1960 in der Neuinszenierung des "Ring" von Wolfang Wagner unter der musikalischen Leitung von Rudolf Kempe. Er singt den Wotan im "Rheingold" und den Wanderer im "Siegfried". Die Stimme zeigt Verschleißerscheinungen, die Uhde mit großem gestalterischen Potenzial relativieren kann. Ohnehin von Haus aus kein eigentlicher Schönsänger versieht er den Gott auf diese Weise mit einem betont resignativen Zug, der ja in der Rolle selbst angelegt ist. Uhde hatte bereits 1951 bei den ersten Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg mitgewirkt - und zwar als Kingsor und Gunther. Im Jahr darauf folgten dann der erste "Rheingold"-Wotan und Melot im "Tristan" als neue Rollen. Melot! Das war nicht etwa ein Abstieg. Über viele Jahre war es üblich in Bayreuth, dass sich Sänger auch für kleinste Aufgaben nicht zu schade waren. Das ist im heutigen Spielbetrieb kaum vorstellbar. Uhde dürfte in allen seinen Bayreuther Rollen, wozu noch Holländer, Telramund, Kurwenal, Titurel und Donner gehören, dokumentiert sein. Die mir liebste Interpretation ist der Holländer im Mitschnitt von Orfeo, den bereits Joseph im Eröffnungsbeitrag abgebildet hat. Darauf könnte man ja noch näher eingehen bei Gelegenheit. Der in diesem Beitrag gezeugte "Ring" ist keine eigentliche Neuerscheinung. Er ist nur neu bei PanClassics und klingt für sein Alter vorzüglich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent