Hilary Hahn: Große Geigerin der Gegenwart

  • @ maiks Frage zur DVD-Dokumentation "the art of violin"


    Da ich selbst kein Geiger bin und es einige Zeit her ist, da ich die Dokumentation zuletzt im TV gesehen habe, kann ich dir nicht genau beantworten, ob hier verschiedene "Methoden" des Geigespielens vorgestellt werden. Es ist keine "Geigenschule" sondern eine Berichterstattung in Kapiteln über die betreffenden 20 Geiger. Manchem Geiger werden nur 5 Minuten gewidmet, andere bekommen mehr Zeit. Selbstverständlich kommen einige Geiger auch selbst zu Wort und versuchen ihre Kunst zu Verbalisieren, in welcher "Tradition" sie stehen und welche Kollegen sie beeinflußt haben, etc. Das ganze kann natürlich nicht so tiefgründig sein wie ein entsprechendes Buch über bestimmte Geiger, aber man erfährt da schon einiges. Und die Charakter der geiger kann man im Medium Film natürlich besser kennenlernen als in einem Buch "die zwanzig größten Geigher des jahrhuinderts" oder so. (ich denke da zum Beispiel an Kogan, an dem der Film mein Interesse geweckt hat)


    Ich bin sicher, der Film läuft in den nächsten 24 Monaten mehrfach im Fernsehen, in Hessen 3 oder Bayern 3 an einem Sonntag vormittag etwa oder in 3sat oder arte, wo das alles schon wiederholt gezeigt wurde.


    Gruß, Markus

  • Hallo Daniel,



    nein, es eilt eigentlich gar nicht.
    Eh ich mir die DVD kaufen werde,wird noch einige Zeit ins Land gehen...


    Und somit hast du auch noch etwas Zeit, mir einen kleinen Bericht über den Film zu geben ;) :D


    Danke für eure Mühe!


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zunaechst mein aufrechtes Bedauern ueber mein ausgiebiges Schweigen.. Pc Probleme haben mich ein wenig aus der Bahn geworfen..
    Aber zum Thema- die DVD ist ein Meisterstueck, da sie mit einem eigenen Ansatz arbeitet, der mir zwar nie ganz glasklar wird, aber der funktioniert. Das Instrument des Teufels, so der Untertitel, der eine ja ganz schnell zu Phantasie a la Paganini fuehrt ist klar das Instrument der Meister. Zu meiner Schande weiss ich nichts uber Bruno Monsaingeon, aber es ist offensichtlich, dass er Selbstbewusstsein und Wissen uber die Materie hat, unser Vertrauen, das man wir ihm mit dem Erwerb der DVD entgegenbringen wird belohnt.
    Einzigartige Filmaufnahmen werden mit den Kommentaren durchaus eigenwillig ausgewaehlter Kuenstler erhellt, verstaendlich gemacht. Ivry Gitlis und Hilary Hahn als Kommentatoren sind deutlich anders als Perlman, bringen einen aber ebenso in der Betrachtung der Evolution des Violinspiels auf neue Gedanken.
    Dass man Neveu, Ysaye, Thibaud erlebt ist wundervoll, denn diese Aufnahmen sind eben fast so legendaer wie das Ungeheuer von Loch Ness, wenige bekommen es zu sehen. Dass es sich lohnt beweist die Dokumentation. Fast lustig ist es, wie Franscescati waehrend eines landlichen Mittagessens spricht. Laessig- den das Selbstbewusstsein braucht keine Arroganz.
    So lernt man hier viele Geiger charakterlich kennen- ein wenig mehr als aus einem CD Cover.
    Wer nun spricht, nicht spricht, erwaehnt wird... darueber legt sich bei mir ein geheimnisvoller Schleier. Die Franzosen sind Meister der Politik- und die spielt ja nun mal in der Musik auch eine gewaltige Rolle. Dass Heifetz, Ricci, Oistrakh so dargestellt sind wie ich sie auf meinem Altar sehe versoehnt mich auf eine ganz ungewoehnliche Art mit den fehlenden Riten fuer die, die ich gerne erwahent gesehen haette. Dass aber die Sex-sells liga hier wohl keine Chance hat zeugt von der Qualitaet der Produktion.
    Und letzlich will man nach diesem Film mehr verstehen, mehr forschen. Schade, dass die Plattengesellschaften wenig Schoenes beitragen. Immer wieder hoere ich meine alte wunderbare Oistrakh-Aufnahme der Paganini Variationen ueber das Moses-Thema. Entweder will's keiner hoeren (glaube ich nicht), keiner kann'spielen (hoff' ich nicht) oder keiner bei den Gesellschaften hat Lust ...
    Die DVD ist wunderbar.

  • Hallo werte Hahn Fans,


    zunächst möchte ich euch einen Konzerttermin bekannt geben (selbst wurde ich von Radagast darauf hingewiesen - leider kann ich an diesem Tag nicht ;( Ich hoffe es bieten sich noch andere Gelegenheiten sie live zu erleben):


    10.12.2005
    20.00h
    in Berlin


    (8.12. in Münster ausverkauft, Hannover 11.12. ausverkauft und Baden-Baden hat noch Zeit bis zum 10.2.06)



    Aber ich habe eben etwas gelesen, was mich etwas in Staunen versetzt hat, weil ich es bis dato nicht gewusst hatte.
    Hahn hat ja mit jungen sechzehn Jahren ihre erste CD heraus gebracht, das wusste ich, aber das sie mit sechs ihr erstes Solokonzert gab und erste Ausscheidungen gewann oder auch mit neun als jüngste Schülerin einen Recital-Wettbewerb gewann, ist mir neu und ich halte das für bewunderungswert :jubel:


    Zudem wollte ich erwähnen, dass Hilary Hahn auf einer J.B.Vuillaume "del Gesú" Violine spielt. Sie stammt aus dem Jahre 1864.



    begeisterte Grüße eines Hahnophilen,
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Liebe Taminos,


    Radagast hat ja schon in der Rubrik "Kommende Neuerscheinungen" auf das für September angekündigte neue Album von Hilary Hahn hingewiesen. Auf der Homepage der DG gibt es schon eine ganze Reihe von Zusatzinformationen (Guckst Du hier), zusätzlich zwei Hörbeispiele: Den ersten Satz des Paganini-Konzert und den ersten des Spohr-Konzerts. Ich muss gestehen, dass ich beide Konzerte nicht kenne. In jedem Fall bin ich sehr gespannt! Die Hörbeispiele machen definitiv Lust auf mehr!



    Hilary Hahn spielt Paganinis Violinkonzert No. 1 mit dem Pacific Symphony unter der Leitung von Carl St. Clair.



    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hmm - interessante Zusammenstellung! Muss man Frau Hahn lassen :yes:


    Beide Konzerte passen epochenmäßig ja ganz gut zusammen und sind vom Programm her doch so gegensätzlich!


    Allein schon wegen des Spohr-Konzerts könnte ich bei dieser CD schwach werden - wann "erbarmt" sich schon mal jemand dieses großen Violinvirtuosen?

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Moin,


    da sie seit gestern in meinem Besitz ist, hier ein erstes Statement zum Paganini:


    Natürlich kenne ich den "Teufelsgeiger" und grossen Rossini-Fan. Seine Capricen habe ich wohl nie gehört. Also ist dies mein erster Kontakt mit diesem Violinisten, denn von einem Komponisten kann ich nicht sprechen.


    Und es geht los: der Anfang des ersten Satzes ist abscheulich, primitivste Marschmusik a la Dorfkapelle, hauptsache die Schiessbude haut voll rein :no: :no:. Hat Herr Paganini eigentlich jemals einen Grundkurs in Kompositionslehre gehabt? ?( ?( Zum Glück für das ganze Konzert ist, dass es relativ wenig Stellen ohne die Solo-Violine gibt. Die Solo-Violine wird nur kaum oder gar nicht durch das Orchester begleitet, gut so. Denn Hilary ist super, sie bietet die ganze Palette, höchste Technik aber auch wunderbares, gesanglich, tief zu Herzen gehendes Spiel.
    => Herr Paganini konnte sicher toll Geige spielen und wusste auch tolle Musik für die Solo-Geige zu komponieren. Da der Orchesterpart so schlecht komponiert ist :stumm: :stumm:, kann ich eigentlich nichts über die Qualität des Orchesters und des Dirigenten schreiben. Ich vermute nur, dass sie nicht so dolle sind.


    Kennt jemand ein Programm, das automatisch aus meinen MP3-Files das Orchester ausblendet? :motz: :motz:


    Ulli schrieb irgendwo, dass er das Paganinikonzert mal gehört hätte und furchtbar fand. Dem kann ich voll zustimmen, wenn man eine oder einen schlechten Geiger hat. Aber Hilary ist hier grossartig. :jubel: :jubel:


    Zum Spohr schreibe ich etwas, wenn ich den in Ruhe gehört habe.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Zitat

    Radagast schrieb:
    Und es geht los: der Anfang des ersten Satzes ist abscheulich, primitivste Marschmusik a la Dorfkapelle, hauptsache die Schiessbude haut voll rein . Hat Herr Paganini eigentlich jemals einen Grundkurs in Kompositionslehre gehabt?


    Hallo Radagast,
    ich fand deine obige Beschreibung sehr amüsant - derartiges "Orchesterhandling" ist halt leider typisch für Solokonzerte der Epoche von ca. 1800 - 1830 (kein Wunder, dass aus heutiger Sicht nur sehr wenige Werke aus dieser Zeit den dauerhaften Weg ins Repertoire gefunden haben! Und wenn, dann sind es eher die zeituntypischen, wie z. B. Beethovens Violinkonzert).


    Diese sogenannten Virtuosenkonzerte heißen wohl nicht umsonst so: Der Virtuose darf sich hemmungslos produzieren, das Orchester ist wirkungsvolles, bloße Effekte produzierendes Beiwerk, das dem Solisten "zuarbeitet", ihm einen wirkungsvollen Auftritt bereitet und dafür dann ohne schlechtes Gewissen (seitens des verantwortlichen Komponisten) während der ausgedehnten Solopassagen nicht mehr weiter störend ins musikalische Geschehen eingreift :D
    Dafür wird aber -wie Du sehr treffend feststellst- in den wenigen Tutti-Passagen ordentlich und mit dem orchestralen Holzhammer reingehauen - nach dem Motto: "Hallo! Hier sitzt auch noch ein ganzes Orchester!!"


    Genau diese Punkte sind doch auch immer wieder Chopins beiden Klavierkonzerten vorgeworfen worden (die haben tatsächlich den Weg ins Repertoire gefunden - aber ganz bestimmt nicht wegen der Orchesterpassagen ;) )


    Ich habe mal eine sehr amüsante Darstellung über die Gepflogenheiten der damaligen Solisten gelesen, die sich tatsächlich aufführten, wie heute verzogene Hollywood- oder Pop-Stars - gerade Paganini dürfte da keine Ausnahme gemacht haben:
    Großer Auftritt während des Vorspiels (deswegen klingt das dann auch so "Tusch-mäßig"), das Publikum applaudiert dann stürmisch (das Orchester spielt weiter), der Solist zieht sich umständlich die Glacé-Handschuhe aus, begrüßt mit Handschlag ein paar Ehrengäste in der ersten Reihe (das Orchester spielt immernoch weiter...), schnupft eine Prise Tabak oder trinkt ein Gläschen Wein (das Orchester spielt...) und dann irgendwann lässt sich der Solist herab, sein Instrument zu bespielen - das Orchester interessiert dann keinen mehr ernsthaft :]
    Wenn Du das unter dem Aspekt siehst, kannst Du vom Orchesterpart eigentlich nichts anderes erwarten, oder?
    Ich finde diese Virtuosenkonzerte aus der Zeit wirklich sehr amüsant und stelle mir beim Hören immer die Mätzchen der Stars vor, die sie damals während ihres Vortrags abgezogen haben :D:D
    Und wenn man Glück hat, dann ist der Solistenpart auch noch ganz spannend und hörenswert :wacky: (dann hat sich das Konzert doch schon gelohnt...)


    Das Spohr-Konzert dürfte Dir da besser gefallen, da bin ich ganz sicher!
    Im Gegensatz zu Paganini war er nämlich auch ein talentierter Symphoniker, für den das Orchester mehr war, als nur schmückendes Beiwerk!


    Ich bin gespannt auf deine Eindrücke :yes::hello:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • Zitat

    Original von MarcCologne


    Großer Auftritt während des Vorspiels (deswegen klingt das dann auch so "Tusch-mäßig"), das Publikum applaudiert dann stürmisch (das Orchester spielt weiter), der Solist zieht sich umständlich die Glacé-Handschuhe aus, begrüßt mit Handschlag ein paar Ehrengäste in der ersten Reihe (das Orchester spielt immernoch weiter...), schnupft eine Prise Tabak oder trinkt ein Gläschen Wein (das Orchester spielt...) und dann irgendwann lässt sich der Solist herab, sein Instrument zu bespielen - das Orchester interessiert dann keinen mehr ernsthaft :]


    Moin MarcCologne,


    das trifft den Nagel voll auf den Kopf. Genauso klingt es. :hahahaha: :hahahaha:


    Zitat


    Das Spohr-Konzert dürfte Dir da besser gefallen, da bin ich ganz sicher!
    Im Gegensatz zu Paganini war er nämlich auch ein talentierter Symphoniker, für den das Orchester mehr war, als nur schmückendes Beiwerk!


    Ich bin gespannt auf deine Eindrücke :yes::hello:


    Ich bin gerade im 1,5 ten Durchlauf und kann bisher nur sagen, das ist wirklich ein Konzert und nicht Geige + Tschinderassa. Gefällt mir bisher auch gut.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Zitat

    Original von Radagast



    Ulli schrieb irgendwo, dass er das Paganinikonzert mal gehört hätte und furchtbar fand. Dem kann ich voll zustimmen, wenn man eine oder einen schlechten Geiger hat. Aber Hilary ist hier grossartig. :jubel: :jubel:


    Soweit ich mich erinnere, habe ich [irgendein] Paganinikonzert Anfang 2005 in Baden-Baden von Hilary Hahn gespielt gehört. Ich fand es absolut nichtssagend [das Konzert].


    Nun weiß ich allerdings nicht, welches es genau war, falls es denn mehrere gibt, was ich von einem Violinvirtuosen natürlich erwarte. Ich versuche mal, die Programmhefte usw. wiederzufinden...


    :hello:


    Ulli

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

  • Nach meiner Erinnerung an die Ankündigung hat sie in Baden-Baden dieses Konzert gespielt. Passt auch zum Aufnahmetermin.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Moin,


    der Spohr gefällt mir eigentlich besser, da das Konzert ehrlicher und homogener ist. Auch hier gibt es zeitweilig eine klare Dominanz der Violine, aber lange nicht so deutlich wie bei Paganini. Ehrlicher, weil es nicht nur ein Schaumschlagen, Knallbonbons öffnen und Feuerwerk abbrennen ist wie beim Paganini.

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Radagast,


    das dachte ich mir fast schon, dass Dein Statement so oder so ähnlich ausfallen dürfte:
    Du hast sehr schön genau das zusammengefasst, was man -zumindest zeitweise- immer wieder einmal nördlich der Alpen über die Musik, die von der Südseite herüberklang, zu sagen pflegte :D:D


    Manchmal ist dieses Urteil etwas zu pauschal, aber ab und an könnte auch mal ein bisschen was Wahres dran sein - mir scheint dies hier so ein Fall zu sein ;)


    Um auf Frau Hahn zurückzukommen: Wie schlägt sie sich denn in dieser ihrer neuesten Aufnahme in diesen beiden so unterschiedlichen Konzerten? Beide erfordern ja eine völlig andere Herangehensweise.
    Wie kommt der Klang vom Orchester rüber?
    Ich hasse ja Aufnahmen, die so furchtbar trocken klingen, dass man meinen könnte, das Orchester säße gerade im eigenen Wohnungsflur :angry:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

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  • Moin,


    endlich, endlich konnten meine 7jährige Tochter und ich Hilary live erleben.


    Sie spielte mit dem Zürcher Tonhallen-Orchester unter David Zinman das Violinkonzert von Benjamin Britten.


    Ich kannte das Konzert partiell, d.h. ich hatte beim Höckerer in die Naxos-Aufnahme reingehört und war nicht besonders angetan von dem Werk. Es machte keinen Spass, es zu hören. Das Werk scheint technisch sehr anspruchsvoll zu sein, mir fehlte aber die Seele.


    Das war dann gestern Abend anders. Noch immer bin ich nicht völlig überzeugt von dem Werk, aber die musikalische Darbietung war "aller erste Sahne" und um Lichtjahre besser als bei Naxos. Orchester und Hilary spielten dieses schwierige Stück hochkonzentriert und technisch perfekt. Das Zusammenspiel war sehr gut.


    Hilary zauberte eine technische aber trotzdem sehr intensive Meisterleistung auf ihrer Violine. Und dabei hatte man immer den Eindruck, dass sie das alles ohne Anstrengung nebenbei spielt. Da war kein Griff daneben, keinerlei Intonationsprobleme, keine Miskommunikation mit dem Orchester.
    Hochkonzentriert ging sie auch in ihren Pausen immer mit und kommunizierte nicht nur ständig mit dem Dirigenten sondern auch mit dem Konzertmeister. :jubel: :jubel:


    Ich habe selten ein Orchester gesehen, dass in seinen Pausen so konzentriert auf die Solistin geschaut hat, ja man kann fast sagen, gestaunt hat.


    Diese Interpretation motivierte mich, mich mehr mit diesem Werk zu beschäftigen.


    Als Zugabe gab es dann noch Sarabande aus einer der Partiten von Bach.


    Meine Tochter fand die Musik toll, war aber auch sehr auf Hilary fixiert. Ganz nach dem Motto "Hauptsache Hilary", wahrscheinlich hätte ihr gestern auch Schostakowitsch gefallen. :D Sie hatte übrigends darauf bestanden ihr eine Rose nach dem Konzert zu schenken. Da wir glücklicherweise in der ersten Reihe sassen (Papa hatte keine Mühen gescheut), konnte sie ihr persönlich die Rose aufs Podium reichen. Was für ein Erlebnis.


    Anschliessend in der Pause signierte Hilary ihre Cds. Wir besitzen also nun einen ganzen Schwung davon, ausserdem ein Photo mit Hilary und meiner Tochter.


    Hilary spricht sehr gut deutsch und machte einen unkomplizierten und sympatischen Eindruck. Das sie das Konzert ungeschminkt gespielt hat, spricht schon allein Bände.


    Als wir am Ende des Konzertes zum Auto liefen, kam uns doch noch eine von diesen Studentinen mit Geige auf dem Rücken und einer Rose in der Hand entgegen. Erst als sie uns beiden zuwinkte und "By, by" rief, erkannten wir, dass es gar keine Studentin war. :D

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hallo Radagast,


    es freut mich, dass du eine so nette Erfahrung mit der jungen Dame gemacht hast. Das deckt sich mit meinen Erlebnissen. Ich sah Hilary Hahn zweimal und war beide Male sehr angetan von ihrem Auftreten auf und neben der Bühne. Ihr Spiel fand ich jedes Mal zutiefst beeindruckend. Sehr nüchtern und klar, dabei aber nicht kühl. Sie bewegte sich in Perfektion auf einem schmalen Grat, auf dem es ihr gelang, sozusagen mit kaltem Feuer die Herzen zu erwärmen.


    So nahm sie beispielsweise im Gegensatz zu anderen von mir gehörten Geigern das Violinkonzert Korngolds bierernst und gab ihm eine Kraft und Würde, so dass ich eigentlich erst seit jenem Abend zu einem glühenden Anhänger dieses Konzertes wurde. Ich finde sie erstaunlich geschmackssicher darin, genau zu wissen, wie dick (oder besser dünn) sie auftragen darf.


    Ihre Auftritte nach den Konzerten am CD-Stand waren höchst sympatisch und absolut allürenfrei. Eine trotz ihrer jungen Jahre anscheinend gefestigte Persönlichkeit, die genau weiß, was sie will und was sie kann. Und die den im Forum oft kritisierten Hype mühelos abschüttelt und die Person bleibt, die sie ist.


    Persönlich kenne ich niemanden, der sich dem Reiz dieser Mischung aus Natürlichkeit und hervorragender Musikalität verweigern konnte.


    Gruß
    B.

  • Alfred hat heute im Thread zu Stradivari geschrieben:

    Zitat

    Was Tontechnik bewirken kann lässt sich sehr gut bei Hilary Hahns Aufnahmen hören - SONY vs. DGG. Ich sag jetzt mal nix, vielleicht will das jemand anderer beschreiben...


    Jetzt hast Du mich natürlich neugierig gemacht!


    Da für mich der spezifische Violinklang eines Geigers eine ähnlich subjektive Reaktion des Mögens oder Nicht-Mögens hervorruft ähnlich wie die menschliche Stimme, jenseits von Fragen der Beherrschung der Technik, würde mich sehr interessieren, in welchem Umfang die Tontechnik einen Einfluß auf diesen Klang hat. Vielleicht könnte jemand (Alfred selbst, so er über diesen Thread stolpert und die Zeit findet? :jubel: ) am konkreten Beispiel Hilary Hahns näher ausführen, welchen Einfluss die Unterschiedliche Tontechnik der beiden Labels auf ihre hier schon besprochenen Aufnahmen hatte?


    Grüße


    katlow

  • Hallo,
    In der Tat ist Hilary Hahn eine der absolut besten jungen Geigerinnen
    Ich hoffe ich habe nichts überlesen, aber HIer vielleicht noch eine ganz interessante Information. Sie ist die Nichte von Lorin Maazel und hatte so neben ihrem Wahnsinnstalent wohl auch die nötigen Beziehungen um zum Weltstar zu werden, was Ihrer Leistung und Musikalität ja keinen Abbruch tut.


    Gruss aus der Schweiz

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  • Bitte mich nicht zu steinigen, aber das Bach-Konzert in a-moll kann ich mit Hilary Hahn kaum ertragen: Vollständig überhetzt und ohne jeden musikalischen Tiefgang, wird es ein Opfer technischer Perfektion. :untertauch:


    Da mir großartige Aufnahmen mit Hilary Hahn durchaus im Ohr sind und ihre geigerische Perfektion wirklich atemberaubend ist, würde ich diesen ketzerischen Beitrag nicht schreiben, wenn... ja wenn ich nicht heute im NDR (ohne die Ansage mitbekommen zu haben) eine Aufnahme des Mendelssohn-Konzertes gehört hätte [schön wär's, natürlich war's nur der 3. Satz - diese Unsitte scheint die wahre Bedeutung des NDR-Wahlspruchs: "Kultur im Norden" zu sein!], die mir aus zwei Gründen auffiel: Erstens wegen des höllischen Tempos, zweitens wegen andauernder Umwandlungen von Punkten (im Notentext) in Langstriche (durch Willkür des Solisten), was den Charakter des Werkes vollständig entstellte. Neugierig, wer so schnell und geschmacklos zu spielen vermag, lauschte ich der Absage: Hilary Hahn. Ach je. :untertauch::untertauch:

  • Zitat

    Original von Radagast
    Moin,


    am 14.03. erhältlich



    Die CD hab ich am Wochenende ein paar Mal gehört.
    Das Schönberg-Konzert war mir noch völlig unbekannt, hat mich aber durchaus beeindruckt. Sie spielt das auch völlig souverän, auch wenn sie laut Booklet an ihre physischen Grenzen gestoßen ist und diese sogar erweitern musste.


    Den Sibelius habe ich schon besser gehört, schlecht finde ich das aber auch nicht, was Hilary Hahn hier bietet. Gehobenes Mittelmaß vielleicht.


    Auf alle Fälle ist das eine interessante Kombination der beiden Werke. Sie langweilt nicht mit abgedroschenen Kopplungen auf CDs, sodass man auch mal mit unbekannten Stücken konfrontiert wird.



    LG, Peter.

  • Hallo, Peter!


    Das Schönberg-Konzert lohnt sich auf jeden Fall kennenzulernen oder - wie in meinem Fall - nach vielen Jahren aufzuwärmen. Konkurrenz unter jungen Geigern gibt es nicht, die älteren Aufnahmen (mit Krasner, dem Solisten der Uraufführung, etwa, mit Zvi Zeitlin und wenigen anderen) sind nur teilweise erhältlich.


    Das Sibelius-Konzert krankt meines Erachtens ein wenig an der klanglichen Dominanz der Solistin, die das sehr dunkel getönte, streicherlastige Orchester vor allem im zweiten Satz beinahe zudeckt, was die Nuancen der Struktur und der Farbgebung anbelangt. Hahn spielt mühelos, aber doch kühl und zu ebenmäßig.


    Insofern lohnt sich die CD wegen Schönberg.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Moin,


    ab 04.01.2010 erhältlich:



    JOHANN SEBASTIAN BACH
    Violin and Voice
    Arien und Duette für Sopran und
    Bass mit obligater Solovioline
    Arias and Duets for Soprano and
    Bass with Solo Violin obligato
    Hilary Hahn
    Christine Schäfer · Matthias Goerne
    Münchener Kammerorchester
    Alexander Liebreich

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

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  • Neue CD mit Hilary Hahn im Anmarsch. Beim 5. Violinkonzert von Mozart tritt sie in unmittelbare Konkurrenz zur phantastischen neuen Einspielung von Vilde Frang. Wir sind gespannt.

  • Nach vier Jahren kann man diesen Thread wiederbeleben.


    Humor hat Hilary Hahn. Hula Hoop hat sie nämlich auch drauf. Sie hatte einen Gastauftritt beim australischen Duo 2Set Violon.


    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Charles Ives (1874-1954) hat vier Violinsonaten komponiert. Mit der Pianistin Valeria Lisitsa hat Hilary Hahn dieses eher unbekannte Repertoire eingespielt. 2011 kam die Scheibe bei der Deutschen Grammophon heraus.


    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



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  • Hilary Hahn hat Kompositionsaufträge für Encores erteilt. Auf dieser Doppel-CD sind diese Werke 27 zeitgenössischer Komponisten vereint. Cory Smythe begleitet am Piano. Ich höre sie gerne. Wer die Überraschung liebt und den perfekten und wandlungsfähigen Ton dieser Geigerin schätzt, ist mit diesen Aufnahmen gut bedient.



    Für Geiger: Die Noten sind bei Boosey & Hawkes erschienen und in diesem Band abgedruckt.


    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



    Einmal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Also, moderato, was du alles ausgräbst! Man sieht übrigens deutlich, dass die Beckenarbeit von Hilary besser ist als die der beiden Männer (und das Spiel sowieso). Also 1000 Dank, und mehr davon!!

    "He is the corpse at every funeral, the bride at every wedding, and the child at every christening!" (Tochter von Roosevelt über ihren Vater)

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