Borodin, Alexander: Die Sinfonien

  • Hallo,


    vielleicht ein etwas spezielles Thema: Ich bin ein Fan der h-moll-Sinfonie ("Ritter-Sinfonie") von Aleksander Borodin und besitze auch einige Aufnahmen (Järvi, E. u. C. Kleiber).


    Ein wunderbares Werk der russischen Hochromantik, das leider viel zu kurz geraten - wenn Tschaikowsky diese Themen bearbeitet hätte, wäre wir vielleicht um zwei, drei Sinfonien reicher. Aber auch diese 25 Min. haben es in sich...


    Wer von euch steht auch auf dieses Werk? Und welche Aufnahmen habt ihr bzw. könnt ihr empfehlen?


    Knight


    TAMRUSINFO

  • Hallo Knight,


    die "russische Klassik" war in der 2.Hälfte der 80er-Jahre mein Steckenpferd und ich habe vieles auf CD gesammelt.


    Die Borodin-Sinfonien Nr.1-3 höre ich sehr gerne. Die Sinfonien Nr.2 und 3 wurden von anderen Komponisten vertont und liegen nur in Klavierfassung vor - ich meine es war Rimsky-Korsakoff.


    Eine der besten Aufnahmen von der Sinfonie Nr.2 ist die Aufnahme mit dem Großen Ernst Ansermet und dem Orch.de la Suisse Romande auf Decca, die jetzt in dieser Ausgabe für lasche 4,99€ zu haben ist:



    ............................................................................Oder alle Sinfonien für 16,99€.


    Eine ebensogute und noch russischere Aufnahme ist die Eurodisc-Aufnahme mit Jewgenij Swetlanow / Moskauer PH, die ich aber damals schon nur in einer französischen CD-Version auf HarmoniaMundi von allen drei Sinfonien an Land ziehen konnte. Zum Glück, denn meine Eurodisc-LP von der Sinfonie Nr. 1 mit Swetlanow (es gibt nichts besseres) war hoffnungslos verkrazt (obwohl ich sehr pfleglich mit den Sachen umgehe, aber Eurodisc-LP´s kratzen einfach früher als andere).


    Swetlanow und Ansermet halte ich für die beiden besten Dirigenten für Borodin, Rimsky-Korsakow und Glinka ........

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    ich besitze lediglich die DoubleDecca - also Nr.2 mit Martinon. Als ich die Sinfonien das erste Mal hörte, gefiel mir die 1. aufgrund ihres klassischen Aufbaus besser, mittlerweile tendiere ich eher zur 2., und die Aufnahme finde ich in Ordnung - Vergleiche fehlen mir. Die 3. blieb ja leider unvollendet.
    Nun noch eine Frage. Ich habe einmal flüchtig gesehen, dass es bei Naxos auch eine Aufnahme aller drei Sinfonien gibt - Dirigent und Orchester weiß ich jetzt nicht mehr - kennt jemand die Aufnahme und kann sie gegebnfalls bewerten?


    Danke und freundliche Grüße
    nubar

  • Hallo nubar,


    ja, es gibt eine Naxos-Aufnahme der Borodin-Sinfonien:



    CSR SO Bratislava
    Stephen Gunzenhauser



    Zur CD kann ich aber leider nichts sagen, da ich sie nicht besitze.


    Gruß, Peter.

  • Noch einmal zu diesem Thema: Hat sich jemand die neue CD mit den Aufnahmen von Erich und Carlos Kleiber zugelegt und wie findet er die?

  • Zitat von Knight

    Noch einmal zu diesem Thema: Hat sich jemand die neue CD mit den Aufnahmen von Erich und Carlos Kleiber zugelegt und wie findet er die?


    Neue CD? Meinst Du diese? Aus 1947 und 1972:



    Falls ja: Ich finde sie großartig! Interessant auch die Gegenüberstellung von Vater und Sohn als Dirigent. Aber ich bin eh glühender Carlos Kleiber-Fan, kenne auch keine Alternativ-Aufnahme und bin deshalb sicher nicht sehr objektiv.

    Gruß, Cosima

  • Bereits im thread über die "Originals"-Reihe erwähnt, möchte auch an dieser Stelle auf eine
    hervorragende Einspielung hinweisen:



    Diese Aufnahme mit dem Concertgebouw unter Kondrashin ist unglauvblich fesselnd.


    Der Vorteil dieser Aufnahme: Die Symphonie ist mir Rimskijs "Scheherazade" gekoppelt - die Interpretation durch Kondrashin ist mustergültig: straffe Tempi, frei von schwülstigem Ballast, transparente Orchesterstimmen und mitreißend wie die Geschichte(n) selbst. Man hat Teil an den Abenteuern und schaut nicht wie bei manch anderen Aufnahmen auf ein in dicken Glodrahmen gefasstes Bild. Wirklich großartige Aufnahme - beider Werke!


    :hello:
    Wulf.

  • Hallo Borodin-Freunde,


    mit wulfs Empfehlung von 10/2006 haben wir nun die drei großen russischen Dirigenten komplett.
    Swetlanow, Kondraschin und nun möchte auch Roshdestwensky nennen, dessen GA der Sinfonien Nr.1-3 ich mir neu zugelegt habe.


    =) Nach Swetlanow muß man sich wirklich fragen, ob man noch eine weiter GA dieser Werke benötigt !?!
    Aber wenn eine Brillant-Doppel-CD für unter 7,-EURO auf dem Wühltisch liegt, die auch noch neueren Datums in DDD ist und damit eine TOP-Klangtechnik verspricht und den Namen Roshdestwensky trägt, dann kann man so etwas nicht liegen lassen:



    Borodin: Symphonien Nr. 1-3
    Romanze für Bariton & Orchester;At the Homes of
    Other Folk für Mezzosopran & Orchester;Petite Suite;
    Polowetzer Tänze

    Tord Wallström, Larissa Dyadkova,
    Royal Stockholm PO,
    Gennady Roshdestvensky

    BRILLANT, DDD

    Durch die TOP-Klangqualität sind Strukturen hörbar, die leider bei Swetlanow nicht so präsent sind. Roshdestwensky bietet mit dem Stokholm PO eine russisch klingende hochspannende und fetzige Aufnahme ab, die in allen Punkten begeistert.
    Die Paukenstellen bei der Sinfonien Nr.2 (auch die leiseren) sind sehr präsent - kurz --- es ist alles total stimmig.
    Die Polowetzer Tänze habe ich noch nicht so perfekt und mit großer Spielfreude gehört, wie hier mit Roshdestwensky. Er übertrifft auch hier seine Aufnahme mit dem Orchestre de Paris (EMI), die ich auf LP habe.


    :yes: Neben Swetlanow dürfte diese Brillant - Box für die enthaltenen Werke die Referenz sein, da auch klanglich alles stimmt.
    Unbedingte Kaufempfehung.


    - - - - - -
    Das einzige was mir nicht gefällt ist die blöde Doppel-CD-Falttasche von Brillant, die ich schon durch eine normale Doppel-CD-Hülle ausgetauscht habe. Das Text-Heft paßt wenigstens direkt in die normale CD-Hülle hinein; die Rückseite muß ich neu scannen und drucken.
    :D So eine Schrotthülle (Brillant) kommt mir nicht ins Regal.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danke für den Tip, Wolfgang, denn meine bisherige Aufnahme der Borodin-Sinfonien mit Andrew Davis und dem Toronto Symphony Orchestra (Sony, 1976) ist sicherlich nicht die spannendste. Erinnert mich ausserem daran, die CD der zweiten Sinfonie mit Vater und Sohn Kleiber zu besorgen...

  • Ist die Steppenskizze auch mit auf der Brillant-Aufnahme? Und ist es die Fassung der Polowetzer Tänze mit Chor, oder die instrumentale Bearbeitung?

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat von ben cohrs

    Ist die Steppenskizze auch mit auf der Brillant-Aufnahme? Und ist es die Fassung der Polowetzer Tänze mit Chor, oder die instrumentale Bearbeitung?


    Die Steppenszene ist nicht mit drauf und bei den Polowetzern handelt es sich LEIDER um die instrumentale Bearbeitung.


    Die Symphonien sind aber wirklich toll interpretiert!


    :hello:


    Klawirr

  • Hallo ben chors,


    ich liste unter dem CD-Bild meistens immer die auf einer CD enthaltenen Werke auf. Die Steppenskizze ist bei Roshdestwensky nicht dabei.


    Das beide mir bekannten Roshdestwensky-Aufnahmen der Polowetzer Tänze der Chor nicht dabei ist, finde ich für meinen Geschmack "weniger tragisch". Eine glänzende Interpretation bleibt es in beiden Fällen (Orchestre de Paris und Stockholm SO) trotzdem.


    Die Polowetzer Tänze habe ich aber auch in einer mustergültigen Aufnahme mit Chor unter Ernst Ansermet, die auf den im zweiten Beitrag dieses Threads gezeigten Decca-CD´s vorhanden ist:



    Symphonien Nr. 1-3; Polowetzer Tänze; Orchesterstücke aus Prinz Igor; Streichquartett Nr. 2; Steppenskizze aus Mittelasien


    Borodin Quartet, London SO, Royal PO,
    Ashkenazy, Ansermet, Downes, Martinon, Solti

    Decca, 1960-1993, ADD/DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es müssen nicht immer neue CD´s sein, wenn man einen beitrag schreibt. Die folgenden Aufnahmen liegen mir schon seit mehr als 15Jahren vor.


    :angel: Und ich bin jedesmal ergriffen, wennich diese Meisterwerke Borodin - Sinfonien Nr.1 -3 höre. Die liegen mir weit mehr als alle 9 Glasunow-Sinfonien und den Dreien von Rimsky-Korsakow.


    Absolut perfekt mit Spannung, Feuer und gesetzten Ausrufungszeichen sind die Aufnahmen mit Jewgenij Swetlanow. Besser und gespannter wird man diese Werke nirgendwo; vielleicht sogar nie mehr hören:


    Melodiya, 1983(1.), 1966, (2.), 1982(3.), ADD


    Die Aufnahmen der Sinfonien Nr. 1 und 3 sind auch in dieser empfehlenswerten Swetlanow-10CD-Box enthalten:



    Brillant, 1954-1992, ADD



    Als Alternative bieten sich die bereits vorher genannten Roshdestwensky-Aufnahmen (Brillant) an, dessen Stockholm PO aber nicht den angenehm russischen Orchestersound zur Verfügung hat und meine Erstaufnahme - die Ansermet-Aufnahmen der Sinfonien Nr.2 und 3 mit der Fürst Igor-Ouvertüre , bei mir auf LP (Decca). Auch diese mit ansermets Orchestere de la Suisse Romande ist erstklassig. Ansermet hatte ja ohnehin eine riesengroße Affinität zu den Russen dieser Zeit und durchweg referenzwürdige Interpretationen abgeliefert. Ich habe mir früher massig Ansermet-LP´s mit den Russen gekauft und wurde nie enttäuscht. In der Regel kaufte ich solche Edelsteine dann später auf CD.


    :] Nur hier bei den Borodin-Sinfonien habe ich dann später auf den CD-Kauf verzichtet, weil ich Swetlanow mit seinem angemessen russischen Orchesterklang unschlagbar finde !



    P.S.: So hat eben jeder seine Präferenzen. Alfred hat es halt mehr mit Ries; ich mehr mit den Russen aus dieser Zeit.
    ;) Aber eines haben wir Beide damit gemeinsam - wenig Resonanz zu den Beiträgen - schade !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In meinen Beiträgen 2 und 8 habe ich mich mit der Aufnahme der Sinfonie Nr.2 bei Decca (Doppel-CD und als Einzel-CD) geirrt - es wird hier die Martinon-Aufnahme von 1961 geboten, zu der ich nachfolgend komme; und nicht wie ich annahm Ansermet, wie auf meiner Decca-LP mit den Sinfonien Nr. 2 und 3 + Fürst-Igor-Ouv !



    Alexander Borodin ist durch und durch ein echt russischer Komponist des 19.Jhd.
    Selbst Peter Tschaikowsky klingt eindeutig "westlicher" beeinflusst.


    Eigendlich schade, dass dieser Borodin-Thread seit 2010 so wenig Resonanz zeigt. Ich schätze die Borodin-Werke ausserordentlich (und zudem einen riesen Batzen mehr als die Sinfonischen Glasunow-Langeweiler).
    *** Aber mit Glasunow habe ich dennoch einen wichtigen Namen erwähnt, denn der hat die Sinfonie Nr.2 zusammen mit Rimsky-Korsakow orchestriert; und die Sinfonie Nr.3 vervollständigt und orchestriert.


    :!: Die Sinfonie Nr.2 ist für mich der Inbegriff der russischen Sinfonik des 19.Jhd.
    Selbst Dirigenten, wie Karajan und E. + C. Kleiber (mit seinem knappen CD-Reperoire) hatten dieses Werk in ihrem CD-Reperoire und erkannten den musikalischenen Wert.


    Meine favorisierten Aufnahmen sind
    Swetlanow (Melodiya, 1966, ADD) ------------ 9:05 - 5:28 - 16:50 (3.+4.Satz ein Track)
    Roshdestwensky (Brillant, 1993/94, DDD) -- 8:17 - 5:50 - 8:35 - 6:52
    Ansermet (Decca, 1955(?) Stereo, LP) ------- 7:15 - 5:29 - 6:20 - 6:48


    Nun habe ich mir eine dritte Aufnahme auf CD zugelegt, die schon wegen der viel flotteren Spielzeiten bereits ungehört überrascht:
    Martinon / LSO (Decca, 1961, ADD) --------- 6:44 - 4:38 - 7:44 - 5:58


    Im Prinzip gibt es bei jeder der gennanten Aufnahmen etwas, was nicht ganz exakt gelungen ist; sei es die Durchhörbarkeit, die Präsenz der Pauken, oder die Ausdruckskraft.
    :thumbup: Die Martinonaufnahme erweist sich als Hammerinterpretation. Der zügig straffe Zugang schon im ersten Satz überzeugt ungemein - Martinon geht im 1.Satz dierkt ab wie die Post, wirkt aber trotzdem nicht gehetzt und macht das russische Hauptthema zum Grossereignis - Megaklasse. Hier finde ich nur Schade, das die betonende wichtige Paukenstelle zu Beginn gleich durch die Blechbläser quasi überlagert wird - ansonsten absolut packend.
    Ein superspitziges Scherzo folgt.
    Das Andante zügig ohne lange zeitraubende Plänkeleien sehr schön in Klang gesetzt um dann in das wuchtige Finale mit Saft und Kraft einzumünden.


    Sehr räumliches Klangbild, das die Instrumente sehr sauber ortbar und deutlich ins Stereopanorama setzt.


    Die Sinfonie Nr.3 ist hier in der ausgezeichneten Ansermet-Aufnahme von 1955 zu hören. Ansermet war ja in sachen Stereo einer der Vorreiter und legt hier eine ersten Stereo-Aufnahmen vor (seine Erste war Antar) - ein unglaublich sauberes Klangbild fast ohne Rauschen - einfach Klasse. Es ist die gleiche Aufnahme wie auf meiner Decca-LP. Ob die Sinfonie Nr.2 mit Ansermet auch von 1955 ist, die sich auf meiner Decca-LP befindet, weis ich nicht, denn die Decca-LP gibt kein Aufnahmedatum an.



    Decca, 1955 - 1966, ADD


    Die Fürst-Igor - Ouvertüre und die Polowetzer Tänze (in der Fassung mit Chor) werden in einer TOP-Aufnahme von Solti / LSO (Aufnahmen 1966) bestitten. Solti in absoluter Hochform mit brio - das LSO klingt wie eine russische Formation -
    :thumbsup: insgesamt eine Megascheibe ! Musik mit Spassfaktor !




    Demnächst werde ich hier etwas zu den Polowetzer Tänzen und die scheinbar unterschiedlichen Fassungen (nicht nur die Fassungen mit und ohne Chor) schreiben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In einem anderen Thread wurdein den letzen Wochen Borodin erwähnt. Eine Kontrolle ergab, daß ich die Sinfonien noch nicht hatte. Ich bin nicht so ein Freund russischer Komponisten (wenngleich ich mich in der nächsten Zeit mit ihnen befassen werde)- deshalb habe ich mich für die oben abgebildete Doppel CD entschieden-
    Aus meiner Sicht ein Fehlkauf - Hört man sie für sich allein findet man alle Vorurteile über russische Musik bestätigt, sie klingt eher nichtssagend. Das liegt allerdings, wie ich durch vergleichendes Hören (Soundschnippsel) feststellen konnte vor allem an Interpretation und Tontechnik, Der Dynamikbereich ist eingeengt, die Wiedergabe weich. Die Aufnahme ist nicht wirklich schlecht - "Allerweltsaufnahme" würde es am besten treffen.


    Am besten dürfte in der Tat die alte Melodya Aufnahme abschneiden, die in Beitrag Nr 13 von Teleton nominiert wurde. Die ursprünglich dort gezeigten Aufnahmen gibt es nicht mehr in dieser Verpackung. Sie wurden in eine Doppel CD umverpackt. Ich habe mir erlaubt zur derzeit aktuellen, weil lieferbaren, Version zu verlinken..


    mfg aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe auch seit etlichen Jahren die Brilliant-Box mit Roshdestvensky in meinem Bestand und bin gut damit zufrieden. Ich habe übrigens keine Probleme mit der Klappbox, lieber Wolfgang. Aber ich nehme sie ja auch nicht jede Woche in die Hand. Ich habe solche Boxen auch noch mit anderen Kompositionen, u. a. mt den Beethoven-Sonaten mit Paul Lewis. Bei kir dürfen sie weiter im Regal
    stehen :D .


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich besitze schon seit Jahren die unter Beitrag 4 genannte Naxos-Ausgabe der 3 Sinfonien von Borodin. Ich kann mich allerdings im Augenblick dazu nicht äußern, weil ich sie schon länger nicht mehr gehört habe. Ich weiß nur, dass sie mir seinerzeit mit ihrem ausgesprochen russischen Timbre sehr gut gefallen hat. Ich habe ja immer wieder etwas Neues und keine CD oder DVD mit mir noch unbekannten Werken geht bei mir in die Sammlung, ehe ich sie zweimal gehört habe. Da es hier so viele Themen gibt, stößt man ja meist nur per Zufall auf solch ein Thema, wenn es nach langer Zeit mal wieder aufgenommen wird. Für mich ist es der Anlass, mir diese CD wieder einmal herauszunehmen und anzuhören.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    ich möchte Dir noch kurz antworten und Dir dringend die empfohlenen Borodin-Aufnahmen in Beitrag 13/14 empfehlen.
    Die in Beitrag 4 genannte "Formation" gehört zum unerfreulichsten, was mir je von Naxos in den CD-Player gekommen ist.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Lange konnte ich mich nicht entscheiden ob ich einen neuen - mit Einleitungstext versehenen - Thread über Borodins Sinfonien starten - oder aber den alten fortführen solle. Letztlich habe ich mich für zweiteres entschieden, schliesslich sind 18 Beiträge in 10 Jahren nicht gerade üppig- und ausserdem spielt hier auch ein Stück Forengeschichte mit. Zugleich habe ich hier die Gelegenheit mein negatives Urteil über die Aufnahme in Beitrag Nr 15 zu revidieren, die Aufnahme ist sehr baßbetont, was siw Anfangs aus obertonschwach erscheinen lässt, aber bei den entsprechenden Passagen kann sie durchaus auch mit "Biss" aufwarten. Die Swetlanow Aufnahme indes klingt etwas konturenschärfer, kann aber nicht mit dem starken Baß der Ermler Aufnahme mithalten. Vielleicht war ich ein wenig frustriert - weil ich die eigentlich angestrebte Einspielung von Gennady Roshdestvensky (ebenfalls für BRILLIANT) nicht bekommen konnte. In meinem nächsten Beitrag werde ich mich ein wenig näher mit Borodins Sinfonie Nr 1 in Es-dur befassen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Im Rowohlt Konzertführer bezeichnet einer der Mitautoren Alexander Borodin als den vermutlich bedeutendsten Sinfoniker des „mächtigen Häufleins“ – Angesichts von nur 2 vollendeten Sinfonien und eines Torso - eine gewagte Behauptung, der man aber, sobald man beispielsweise die erste Sinfonie gehört hat nur ungern widersprechen möchte, ebenso wenig wie dem Hinweis auf die Einbeziehung von deutscher Klassik und Romantik, bei dennoch eigenständiger Originalität und russischem Volkston. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern verwendet Borodin indes keine russischen Volkslieder, die er verarbeitet, sondern er baut in seine Kompositionen typisch russisch-volkstümliche, aber auch orientalistisch-folkloristische (Sinfonie Nr 1 - 3. Satz) Elemente ein – ohne konkrete Zitate. Ähnliches haben wir ja auch bei Dvoraks Sinfonie „Aus der neuen Welt“ – wo Dvorak laut eigener Aussage kein einziges Thema verwendet, das nicht aus seiner Feder stammt. Wie so oft in der Gruppe war Mili Balakirew die treibende Kraft. Er ermunterte 1862 Borodin, den Schritt von kleinformatigen Kompositionen zur großen Sinfonie zu wagen. Darüber hinaus stand er quasi wachend neben dem Komponisten und nahm zahlreiche Korrekturen vor. Unnnötig zu sagen, dass der Dirigent der in St. Petersburg am 4. Jänner 1869 stattfindenden Uraufführung Mili Balakirew hieß….
    Der Erfolg war über alle Maßen groß. Der Komponist wurde wiederholt aufs Podium gerufen, das Scherzo musste auf Publikumswunsch hin wiederholt werden……


    Mir persönlich erschlossen sich die Vorzüge dieser Sinfonie erst beim Zweit- und Dritthören – dann aber umso heftiger. Ich würde sie durchaus mit Tschaikowsky auf eine Stufe stellen, oder stellenweise durchaus auch darüber (?)


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieser Tage höre ich oft die 2. Sinfonie von Alexander Borodin unter Swetlanow. Er hat mir das Werk zuerst nahe gebracht, also bin ich bei ihm geblieben. So geht es mir oft. Der erste Eindruck ist der nachhaltigste. Interessieren würde mich die Decca-Einspielung unter Ansermet, auf die teleton bereits kurz eingegangen ist. Vielleicht kommt er ja noch einmal ausführlicher darauf zurück. Es ist, also ob Swetlanow die Sinfonie mit Emotionen noch zusätzlich auflädt. Nicht ohne Grund hat Mussorgski das Werk "slawisch-herorisch" genannt. So klingt es bei meinem bevorzugten Dirigenten, der diese kräftigen Schübe im ersten Satz genial und gewaltig hinsetzt. Ich könnte mir vorstellen, dass Ansermet mehr Eleganz hinein legt, die Interpretation mehr westlich angeht, Gefühl aber nicht wegnimmt.


    Der allmächtige Kritiker Wladimir Stassow, der der Komponistengruppe der Fünf (Alfred hat dazu einen Thread eröffnet) sehr nahe stand und im Gemälde-Thread auch eindrucksvoll gezeigt wird, sieht der 2. Sinfonie ein ganz konkretes Programm untergelegt. Ich zitiere mal aus einer Schrift, die mir jetzt wieder in die Hände gefallen ist: "Von seinen beiden herrlichen, ungewöhnlich originellen, kraftvollen, männlichen, leidenschaftlichen und hinreißenden Sinfonien ist die zweite ... die größere. Ihre Bedeutung verdankt sie nicht nur dem starken Talent Borodins, sondern ohne Zweifel auch der Tatsache, dass sie einen nationalen und programmatischen Charakter hat.... Ich möchte hier hinzufügen, dass Borodin mir des Öfteren erzählt hat, er habe im Andante (das ist die dritte Satz), die Figur des Bajan, in ersten Satz eine Versammlung russischer Recken, im Finale die Szene eines Recken-Gastmahls beim Klang der Gusli und beim Jauchzen einer großen Volksmenge darstellen wollen." Das klingt in unseren heutigen Ohren sehr wortreich und fern, zumal wir uns erst einmal darüber klar werden müssen, wer dieser Bejan (oft auch Bojan geschrieben) ist, welche überragende Rolle er in der russischen legendenbehafteten Geschichte spielt und wie eine Gusli, auf der er ein Meister gewesen sein soll, klingt. Bejan taucht im "Igorlied" aus dem 12. Jahrhundert auf. Demnach lebte er im Jahrhundert zuvor und besang die militärischen Siege von drei russischen Fürsten seiner Zeit.


    Vielleicht ist es ja überflüssig, derlei Fakten und Äußerungen einzubeziehen bei der Beschäftigung mit Borodin und sich ausschließlich auf die "reine" Musik zu konzentrieren. Für mich gehört das alles mit dazu, um dieser Musik noch näher zu kommen, um zu erfahren, aus welchen Quellen sie sich speist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Dieser Tage höre ich oft die 2. Sinfonie von Alexander Borodin unter Swetlanow. Er hat mir das Werk zuerst nahe gebracht, also bin ich bei ihm geblieben. So geht es mir oft. Der erste Eindruck ist der nachhaltigste. Interessieren würde mich die Decca-Einspielung unter Ansermet, auf die teleton bereits kurz eingegangen ist.


    Lieber Rheingold,


    heute habe ich seit Monaten (wenn nicht seit 1Jahr) mal wieder meinen Technics-Plattenspieler im Hobbyraum angeworfen um die Ansermet-Aufnahme auf meiner Decca - LP hören zu können.
    JA, die Interpretation ist gewohnt gut und hat den angemessen russischen Touch; ;) soweit man das hört, denn diese Decca-Aufnahme klingt ziemlich dick und wenig auflösend. Auch die wichtigen Paukenstellen sind sehr stark in den Orchesterklang integriert, sodass ich heute sagen muss, dass mich diese Aufnahme angesichts der starken Konkurrenz (Martinon, Swetlanow, Roshdestwensky) eigendlich kaum mehr interessiert ...
    In Beitrag 14 hatte ich ja schon geschrieben, dass ich mich bei der CD-Abb bezüglich Ansermet geirrt hatte, denn die Decca, hat sich sowohl auf der Doppel-CD (Beitrag 12), wie auch auf der Einzel-CD (Beitrag 12) nachvollziehbar für die fabelhafte Martinon-Aufnahme von 1961 entschieden, die selbst Ansermet mit Biss und Verve übertrifft. Schon der Anfang mit dem packenden Hautthema des 1.Satzes kommt derart überzeugend, dass selbst unser geliebter Swetlanow noch beinahe zu langsam/behäbig wirkt, wenn man beide Aufnahmen hintereinander hört; was er natürlich nicht ist. Ansonsten kann ich Dir zustimmend mir auch nur wenige Aufnahmen vorstellen, die insgesamt besser als Swetlanow sind.
    *** Ansonsten hatte ich mich zu Martinon in Beitrag 14 ausführlich geäussert - diese Decca-CD empfehle ich Dir als Alternative zu Swetanow anzuhören. Es ist fabelhaft wie dieser "Franzmann" eine russische Interpretation zaubert, die absolut überzeugt und uns als Hörer vom Anfang bis zum Finale aufs Höchste packen kann. Er erreicht dies durch einen straffen Zugriff mit schnelleren Spielzeiten, als alle bekannten Aufnahmen und einem Ausdruckswillen mit Sidehitze.


    :thumbsup: Martinon die Referenz für die Zweite: JA !
    Und klanglich steht diese Aufnahme der klanglich zeitgemässen mit Roshdestwensky (Brillant) auch nicht nach.



    Sinfonie Nr.1
    Meine erste Aufnahme war Roshdestwensky/Moskauer PH (Eurodisc-LP). Diese Aufnahme wurde später nur noch von Swetlanow/Staatliches SO der UDSSR (Melodiya) erreicht, die sowohl in der von Alfred (beitrag 19) Melodiya-Ausgabe, wie auch der SWetlanow-10CD-Box (Brillnat) erhalten ist. Due späte Roshdestwensky-Aufnahme mit dem Stockholm PO ist auch gut, klingt natürlich zeitgemäss und macht schon deshalb Spass, aber hat nicht das ursprünglich Russische, was seine Moskauer Aufnahme ausmachte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Es ist unglaublich wie gut gegenüber der Sinfonie Nr. 2 mit Ansermet seine Aufnahme der Sinfonie Nr.3 klingt. Es ist eine der ersten Decca-Stereoaufnahmen von 1955 (die nach Antar von R.K. erfolgten).
    Aber nicht nur die Int überzeugt keinen Deut weniger als die Swetlanow-Aufnahme. Die rekonstruierte Sinfonie von Alexander Glasunow besteht nur aus den zwei hübschen und hörenswerten Sätzen
    1. Moderat assai
    2. Scherzo: Vivo


    :!: Damit sind wir schon wieder bei der Decca-CD aus Beitrag 14, die neben der Sinfonie Nr.2 (Martinon); Nr.3 (Ansermet) auch noch ein zwei weitere Super-Schmankerl bereit hält = die
    Polwetzer Tänze (in der von den meisten geschätzten Version mit Chor) und die Fürst-Igor-Ouvertüre in den umwerfenden TOP-Aufnahmen mit Solti / London Symphony Orchestra ! :angel: Besser gehts auch bei den Russen nicht. Whow !



    Decca, 1661, 1966, 1955, ADD


    Für unter 1Euro zu haben !
    :hello: Ich sag Euch: Das wird Euer Best Buy x.Quartal !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Für unter 1Euro zu haben !
    Ich sag Euch: Das wird Euer Best Buy x.Quartal !


    Na, dann schauen wir doch mal. Während Du im Urlaub warst, hat sich bei den Symphonien des 20. Jahrhunderts einiges getan, es gibt sozusagen Arbeit für Dich. :hello:

  • Die dritte Sinfonie Borodins ist ein Torso, eigentlich schon fast ein Fragment, durch den frühen Ton Borodins bedingt, der die Sinfonie in 5 Sätzen geplant hatte und ihr den Titel "die Russische" geben wollte. Was ist geblieben von dem ehrgeizigen Projekt ? Ein erster Satz, der von Alexander Glasunow aus dem Gedächtnis rekonstriert wurde (Glasunows musikalisches Gedächtnis galt als geradezu genial) und ein zweiter Satz, der in Form eines Streichquartettsatzes erhalten beblieben war, sowie eines nicht verwendeten Themas, welches ursprünglich für "Fürst Igor" vorgesehen war.
    Indes - das Ergebnis kann sich hören lassen. Das klagende Thema zu Beginn trügt - die Sinfonie strotz geradezu von Temperament und Lebensfreude unsd ist aus meiner Sicht mehr als eingängig, speziell der zweite Satz, allein der Beginn ist IMO ein Ohrenschmaus und darüberhinaus sehr markant. Es ist ein Glück, daß Glasunow gewagt hat sich an die "Komplettierung" dieses Werkes zu machen....Sie ist ein bedeutendes hörenswertes Werk.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Angeregt durch Rheingold´s Thread zu Borodins Steppenskizze aus Mittelasien habe ich mit die klangschöne Decca-CD mit den Sinfonien Nr. 1 und 2 vor kurzem zugelegt.
    Es spielt das in allen Instrumentengruppen immer brillant klingende Royal PO.


    Ashkenazy´s Sichtweise ist im Ganzen bei den Sinfoinen Nr.1 und 2 recht romantisch gehalten und spielt die Ecken und Kanten nicht ganz so unmittelbar aus, wie Swetlanow (Melodiya und Brillant) oder auch Rochdestwensky (Brillant). Damit nicht ganz so packend, aber insgesamt doch hörenswert und vor allem als Klangbeste von allen bisher genannten CD-Aufnahmen.


    Die Sinfonien Nr.1 lässt Ashkenazy (gemäss Adagio) sehr besonnen und ruhig beginnen, bevor dann der Allegro - teil beginnt. Bei Swetlanow und Roshdestwensky fühle ich mich bereits dort mehr gepackt, weil sie bereits diesem Anfang mehr Unmittelbarkeit mitgeben. Schönes Scherzo mit dem richtigen vorwärsschreitendem Element. Nicht zu langatmiges Andante. Richtig packend dann auch der 4.Satz mit Allegro molto vivace, bei dem richtig Biss vorhanden ist, so wie ich mir es von Anfang an gewünscht hätte.
    (Das Decca-Cover hat einen Druckfehler: Der letzte Satz dauert nicht 9:02 sondern angemessene 7:15.)
    Spielzeiten: 13:00 - 6:54 - 7:59 - 7:15


    Die Sinfonie Nr.2 wäre ohne weiteren Vergleich mit Ashklenazy ein "ausgezeichnet" verdient. Aber mir fehlt bereits beim Wahnsinnsanfang das Wilde und total Aufwühlende, das Swetlanow und Roshdestwensky besser und packender umzusetzen verstanden. Ganz zu schweigen von Martinon (Decca), der von allen der "russischste" ist und den Wahnsinn pur mit einer regelrechten parforcejagt inzeniert.
    Spielzeiten Ashkenazy: 7:01 - 5:06 - 8:46 - 5:53


    Die Aufnahmen brillieren durch das RPO und die TOP-Decca-Klangqualität. Die CD entfacht auf jeden Fall Hörspass.
    Bei der Steppenskizze aus Mittelasien kann man interpretationsmässig nicht viel falsch machen - auch hier eine wunderschöne und klangstarke Aufnahme von Ashkenazy mit der die CD als Track 1 beginnt - 6:59.



    Decca, 1991-92, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich besitze die Sinfonien bislang nur in der in Beitrag 4 beschriebenen Gunzenhauser-Aufnahme und kann mich für diese nicht wirklich begeistern - wie eigentlich immer bei diesem Dirigenten.


    Da die zahlreichen positiven Beiträge hier mir aber grundsätzlich Appetit auf diese Werke machen, bin ich jetzt auf der Suche. Bei Naxos gibt es eine weitere Aufnahme der 3 Sinfonien mit Gerard Schwarz und dem Seattle SO, die bei Amazon.uk sehr positiv beurteilt wird. Die Aufnahme hätte - neben den positiven Rezensionen - den Charme, alle 3 Sinfonien ohne unerwünschtes "Beiwerk" auf einer CD zu erhalten - ist sicher nicht ausschlaggebend, aber für mich immerhin ein Aspekt.


    Kennt jemand von Euch diese Schwarz-Aufnahme?

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo!


    Wenn es nicht alle auf einen Schlag sein müssen,empfiehlt sich dieses oben bereits erwähnte Schmuckstück:



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner