Borodin, Alexander: Die Sinfonien

  • Ich besitze diese Aufnahme mit Kurt Sanderling, die mir ausgezeichnet gefällt, wobei ich jedoch auch einräumen muss, dass ich keine Aufnahme zum Vergleich kenne. Ungeachtet dessen scheint mir hier ein sehr eindrucksvolles Dokument gelungen zu sein, dass die Musik in ihrer Tiefe und schmerzlichen Schönheit, mit ihrem schwelgenden und auch dramatischen Charakter wunderbar zum Klingen bringt. Die Tontechnik ist ebenfalls sehr gut, das detailreiche orchestrale Geschehen wird klar und plastisch abgebildet. Eine wunderschöne, tiefgehende, klangmächtige Musik, die an vielen Stellen majestätisch, an anderen verträumt und melancholisch klingt.

  • Ich kenne Naxos/Schwarz nicht, aber wenn sie so gelobt wird, ist das Risiko bei einer einzigen Naxos-CD ja begrenzt. Es spricht aber auch nichts gegen etwa die Roschdestwjenskij, die Brilliant herausgebracht hat (ursprgl. Chandos?) oder andere auf zwei CDs, denn warum sollte das Beiwerk (Steppenskizze, Polowetzer Tänze usw.) "unerwünscht" sein? Das sind zwar leichtere, aber nicht ganz grundlos sogar bekanntere Werke als die Sinfonien...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sinfonie Nr.2 mit Martinon

    Ich bin überrascht diese Aufnahme von 1958 beim Label mercury zu sehen, lieber Josef.


    Meine westliche Favoritenaufnahme ist nämlich die mit

    Martinon / LSO auf Decca 1961:


    Decca, 1957 (Polowetzer Tänze), 1961 (Nr.2), 1955 (Nr.3), ADD


    Die Zweite mit Martinon, die Dritte mit Ansermet in einer seiner ersten Steroaufnahmen, sowie Fürst Igor und die Polowetzer Tänze fetzig und ebenso fabelhaft mit Solti.



    Bereits 2013 schrieb ich zu diesen Aufnahmen:

    :?:Wäre interessant zu erfahren, ob die mercury - Aufnahme der Sinfonie Nr.2 Vorzüge gegenüber der Decca-Aufnahme hat !?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    zur Qualität der Martinon-Aufnahme hast Du ja bereits alles gesagt. Sowohl interpretatorisch als auch klanglich ein Hörvergnügen der Extraklasse.



    Die LP-Erstausgabe kam 1959 bei RCA Victor in der berühmten Reihe "Living Stereo" heraus. Entstanden ist die Einspielung tatsächlich bereits im März 1958 in der Kingsway Hall in London. Der Klang ist spektakulär, wie man aus der Serie gewohnt ist. Wieso die Aufnahme auf CD zunächst unter dem Decca-Label erschien, erschließt sich mir nicht unbedingt. Auf LP fand man sie nach meinen Recherchen nie unter Decca. Das ändert am Inhalt natürlich erst einmal nichts.


    Ob die hybride SACD-Ausgabe, jetzt wieder korrekt unter RCA Victor (die Verlinkung zu jpc geht scheinbar wieder), noch besser klingt als die Decca-Ausgabe, kann ich mangels Vergleich nicht beurteilen. Was ich aber schon sagen kann, ist, dass der Klang phantastisch ist und in seiner Plastizität viele heutige Aufnahmen übertrifft. Man merkt einfach sehr genau, wie akribisch damals eingespielt wurde, ohne Zeitdruck und ohne Kosten zu scheuen. Deswegen bleiben solche Einspielungen dann auch Jahrzehnte lang Felse in der Brandung. Ich habe soeben mit der wirklich auch exzellenten älteren Swetlanow-Aufnahme aus den 60er Jahren verglichen: Klanglich kommt die nicht an diese Klarheit bei Martinon heran.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões