Widerstand gegen das Regietheater wächst unaufhörlich - ist das Ende nah?

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Blühende Kirschbäume sind aber nun wirklich keine "völlige szenische Offenheit". Es fehlt zwar sozusagen der Hinweis, ob man diese durch ein Fenster links oder rechts sieht, aber das ist schon sehr konkret.
    :hello:


    In aller Freundschaft, Du hast den Witz nicht verstanden: Die Fensterläden sind geschlossen!


    Alles, was Tschechow beschreibt, bleibt notwendig unsichtbar. - Diese Art der Regieanweisung - das muß man dazu allerdings wissen - hat einen ironischen Bezug zu Stanislawskis Bühneneinrichtungen in ihrer dataillierten, allzu wörtlichen Genre-Tendenz (inkl. der sozusagen sprichwörtlichen Dampfeisenbahn als einem Symbol unentrinnbarer Provinzialität: Der Zug ist abgefahren).

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Zitat

    Original von farinelli


    In aller Freundschaft, Du hast den Witz nicht verstanden: Die Fensterläden sind geschlossen!


    Alles, was Tschechow beschreibt, bleibt notwendig unsichtbar. - Diese Art der Regieanweisung - das muß man dazu allerdings wissen - hat einen ironischen Bezug zu Stanislawskis Bühneneinrichtungen in ihrer dataillierten, allzu wörtlichen Genre-Tendenz (inkl. der sozusagen sprichwörtlichen Dampfeisenbahn als einem Symbol unentrinnbarer Provinzialität: Der Zug ist abgefahren).


    Na, hätte ja sein können, dass sie im Laufe der Szene geöffnet werden.
    Jetzt willst Du aber nicht behaupten, dass diese Art der Regieanweisung die Regel sei?
    ;)
    Holz/Schlaf und Hauptmann sind natürlich auch nicht die Regel. Aber es liegt mir doch fern wegen der Regieanweisungen ein Theaterstück höher oder geringer zu schätzen (außer ein Theaterstück besteht fast nur aus Regieanweisungen - gibt es auch).

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Jetzt willst Du aber nicht behaupten, dass diese Art der Regieanweisung die Regel sei?
    ;)


    Ich bin von Natur aus Feind jeder Regelpoetik :yes:


    Ich behaupte gar nichts, gebe bloß Beispiele. Ich liebe die Diskussion. Meine sehr spezielle Sicht der Dinge will ich niemandem aufzwingen. 8)

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Zitat

    Original von farinelli
    Ich bin von Natur aus Feind jeder Regelpoetik :yes:


    Hui, jetzt wird es aber auch wieder kompliziert ... was ist denn das?
    :D
    Wahrscheinlich meinst Du weder Racine noch Gryphius mit "Regelpoetik", aber deren Korsette tragen wir heute auch nicht mehr.


    Hm, hat jetzt nichts mehr mit Inszenierungen zu tun ... die haben offenbar keine Regieanweisungen gegeben? (Ich habe zwar 5-6 Gryphius-Trauerspiele gelesen und den "Cid", bin mir aber diesbezüglich nicht sicher.) Hatten die nicht irgendwelche barocken Architekturen auf der Bühne, oder kam das später?
    :hello:

  • Also wenn man sagt, zu Goethes Zeit war es die Regel, Schauplätze zu benennen, heißt das ja nicht, dass das eine Vorschrift war, gegen die man nur schwer verstoßen durfte, was man hinwiederum über die Zuordnung der Tragödie zu bestimmten Themen und Gesellschaftsschichten sagen kann, die Gryphius eben nur in Ausnahmefällen (Cardenio und Celinde) überschreiten konnte/wollte - und eben auch nicht vollends.


    Die große Reglementiererei hielt ja noch Gottsched offenbar für eine Chance, die deutsche Poesie auf die Höhe der anderssprachigen zu führen, was seine Zeitgenossen mitunter nicht so toll fanden ...


    Spätestens seit Dada ist "Regel" dann recht out :D aber das ist ja gerade so ein Thema, wo es nicht so einfach ist, sich in die früheren Produktionsbedingungen und Ziele einzufühlen. Um also die Kunst des 17. Jahrhunderts wertzuschätzen, versuche ich, Regeln auch persönlich zu bejahen (und nicht ständig darauf zu warten, dass sie gebrochen werden).
    :baby:

  • Dieser Thread ist, kurz gesagt ein Witz..
    Deshalp (das weiche p geht noch immer nicht) würdige ich ihm auch nur eine kurze Antwort...


    Kurz gesagt:
    Wer Musik im Allgemeinen als Sprache versteht, als Potschaft üpermittelnde Kunst, dann KANN man nichts gegen Regietheater hapen...
    Weil Regietheater, wie die historische Interpretation eine Potschaft pringen kann...


    Ich will nicht leugnen, dass es viel Pfuscherei im Regietheater gipt, aper das Regietheater wegen Selpstverherrlichung der Regisseure prinzipiell zu verdammen, ist ein vollkommener Plödsinn...
    Ich persönlich freue mich immer auf eine "neue" Aufführung...
    Wenn die Musik so ist, wie sie grundsätzlich vorgesehen war, werde ich nie ein Proplem mit Regietheater hapen...


    Erklärt dem Regietheater nur dem Krieg, es wird uns alle üperlepen :D :baeh01:


    Was durchaus okay ist...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Zitat

    Original von Hammel
    Wer Musik im Allgemeinen als Sprache versteht, als Potschaft üpermittelnde Kunst, dann KANN man nichts gegen Regietheater hapen...
    Weil Regietheater, wie die historische Interpretation eine Potschaft pringen kann...


    Die Begründung finde ich jetzt nicht sehr zwingend.
    :D
    Aber grundsätzlich ist es natürlich schön, wenn man Botschaften übermitteln kann ...


    Abgesehen davon stimme ich mit Dir überein, dass das Regietheater bestehen bleiben wird.

  • Wer nach dem Ende des Regietheaters fragt, muß sich auch die Frage nach dem Anfang der werkgetreuen Inszenierung gefallen lassen.


    Liest das noch irgend jemand? - Egal; irgendwo, ich glaub im Salzburger Don-Giovanni-Thread, brachte man den Vergleich auf (ich quote sinngemäß):


    Einen Rembrandt van Rijn würde man schließlich auch bloß original und nicht übermalt zeigen.


    Da bringen sich die Fundis doch um eins ihrer besten Argumente.


    Der gezogene Vergleich setzt die Aufführung (eines Bühnenwerks) mit dem Ausstellen (eines Gemäldes) in Beziehung.


    Genauer gesagt: die idealiter zeitgerechte Inszenierung entspricht dem auf dem Gemälde per se zeitgerechten Sujet.


    Das ist zunächst einmal völliger Unsinn; denn auf den allermeisten mittelalterlichen, Renaissance- oder Barockgemälden wird mit historischer Konsistenz recht frei umgegangen. Da bin ich höchstwahrscheinlich nicht der erste, der in diesem Zuammenhang etwa auf die typischen Anachronismen biblischer Darstellungen hinweist. Altdeutsche Schäfer, phantastische Engel, ein malerisch verfallener Stall in Wohnhausdimensionen, orientalisch verkleidete Ratsherren als C+M+B, eine Wöchnerin im Seidenhabit usw.


    Die bekannten Regienaweisungen bei Markus, Matthäus etc. werden hier nicht beachtet.


    Nun lehrt die Ikonographie, daß Gemälde aus Topoi der Bildfindung, nicht aus literarischen Vorgaben entstehen.


    Der wirkliche Zusammenhang wischen Malerei und Bühnenkunst ist das Tableau.


    Schaut man sich etwa einen Caravaggio länger an, gewinnt man den Eindruck, hier seien etwas merkwürdig gecastete Personen unpassend gewandet und reißerisch beleuchtet zu einer Gruppe drapiert, der man dann einen geradezu blasphemischen biblischen Titel gibt (nicht bloß die berüchtigten "Johannes-der-Täufer"-Darstellungen mit ihrem Lustknabencharme).


    Es war eine langwierige, verschlungene Entwicklung, die der Malerei schließlich etwas wie Wahrhaftigkeit abringen wollte: Perspektivische Korrekheit, anatomische Treue, wahrscheinliche Lichtführung, trompe-l´oeil der Materialität, Objektivität des Kolorits, Erfassung des Atmosphärischen - all das entwickelte sich über Jahrhunderte asynchron, so daß ein erreichter Standard in einem Aspekt durch den Fortschritt in einem anderen (in Richtung Subjektivierung z.B.) wieder in Frage gestellt wurde.


    Irgendwo in dieser Entwicklung entsteht auch die Bemühung um historische Korrektheit - die selbst wieder etwas sehr Historisches ist (der wahre Caesar sieht für Louis XIV ander aus als für Shakespeare, Shaw oder Brecht). Historische Kenntnisse wachsen und verschieben sich; und sie zwingen stets zur Selektion nach Interessen.


    In Parenthese: HIP gehört auch in diesen Entwicklungsrahmen.


    Zurück zum Tableau: In seinen "Regeln für Schauspieler" untersagt Goethe es den Akteuren und Actricen, zu weit aus den Kulissen herauszutreten, um nicht das Bild zu zerstören. Das ist übrigens der Ursprung des Verdikts gegen das "Rampenspiel".


    Die Theaterreform des Herzogs von Meiningen ist die bekannteste umfassende Neubewertung der historischen und sonstigen "Werktreue". Neben den aufwendigen und geschmackvollen "richtigen" Kulissen und Kostümen (die den Hauptteil seines Erfolges bestritten) bemühte der Meininger sich mit seiner Truppe um perfektes Ensemblespiel. Will sagen: Es gab keine theatralische Komplizenschaft der Spieler mit dem Publikum; man sah einem in sich abgeschlossenen, filmhaft verdichteten, in der Illusion vollkommenen Spiel zu.


    Dieser Ansatz blieb keine Episode; ich selbst habe einmal an der Berliner Schaubühne eine Aufführung von Schnitzlers "Der einsame Weg" (Andrea Breth) gesehen, die etwas Frappierendes hatte.


    Aber das Konzept ist gleichwohl ein künstliches, begrenztes - das wird schon klar, wenn man an Goethes Faust denkt, der zwar i.w.S. "historisch" konzipert ist, aber mit der Figur des Mephisto eine typische "Glanzrolle" bietet, deren Figur ständig aus dem Geschehen tritt.


    Eine Neubewertung der Vor-Da-Vincischen Malerei lehrt uns heute, daß die Geschlossenheit eines Tableaus nicht automatisch an die stilistische Einheitlichkeit auch auf der gegenständlichen Seite (sujet, Kostüm, landschaftliche Verortung, soziale Verträglichkeit usw.) gekoppelt ist. Gerade bei der frühen Renaissancemalerei kann man eine Unbefangenheit gegenüber z.T. krassen Anachronismen, eine spielerische Freude an Kostümierung und Brechung, eine Freude an Körperlichkeit und Nacktheit erlernen, sowie - und das ist ganz entscheidend - eine Lust an der Überstrukturierung von Bildkompositionen durch gelehrte Anspielungsdetails. Ich denke an Botticelli ...


    Um aber einen Bogen zurück zum Thema des Threads zu schlagen: Puccinis Turandot geht auf eine Gozzi-Inszenierung (in dt.) in Berlin zurück, inszeniert von Max Reinhardt. Es handelte sich um eine verfremdende Inszenierung (alles Mobiliar war im Maßstab stark vergößert, so daß die chinesische Prinzessin wie eine böse Tiny Alice als männermordende Kindfrau auftrat - gerade das reizte Puccini).


    Ich hege nach wie vor meine Zweifel, ob man die Oper - wie es unser großer Alfred Schmidt versucht - auf eine IMO historisch fragwürdige Weise aus der Geschichte des Theaters ausklammern kann; auch wenn es in den 50ern und 60ern des letzten Jh. so eine Abbonnenten-Eiszeit gegeben haben mag.

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  • So weit, so gut. Das deckt sich dann (aber) auch mit der Inszenierungspraxis z.B. des 17. und 18. Jahrhunderts. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß die Bühnenbilder und Kostüme (leider) kein Bestandteil der musikalischen Partitur sind, hingegen gibt es sehr wohl Kupferstiche, die einen Eindruck vermitteln können. Diese wiederum gehören wohl doch schon in den Bereich der Kunst, oder? Ein Gemälde hingegen ist ein 'fixer' Gegenstand, der nicht mehr der Veränderung unterliegt (von Alterung, Blickwinkel und Beleuchtung mal abgesehen). Man hat damals ja auch nicht 'historisch korrekt' inszeniert und wenn wir heute 'historisch korrekt' inszenieren wollen, dann bezieht sich das nicht auf die Zeit, in der das Libretto maßgeblich spielt, sondern vielmehr auf dessen Entstehungszeit. Es gibt also m. E. doch durchaus eine Parallele von Musik, Libretto und Inszenierung auf die Entstehungszeit bezogen.


    Die Aussage mit dem 'Übermalen eines Gemäldes' ist ja nur ein Substitut - wenn ich es auch recht passend finde, um die Veränderung überdeutlich zu machen. Besser passen würde natürlich - das habe ich auch im DG-Thread angemerkt - die Betrachtung des Rahmens. Niemand packt heute einen (echten) Rembrandt in einen Photo-Porst-Plastik-Rahmen! Der Rahmen - in dem Fall auch sehr gut als Wortspiel tauglich - muß schon zu dem Gemälde passen, wenn schon nicht immer die Umgebung des Gemäldes stilgerecht gestaltet ist. Natürlich kann man einen (künstlerisch) wertlosen Nachdruck in solch einen Rahmen quetschen, aber m. E. geht das Flair des Bildes dadurch verloren. Jemanden, der ein (historisches) Gemälde in solch einen modernen Rahmen verpackt, würde man doch sicherlich ziemlich schnell als Banausen bezeichnen und nicht für voll nehmen können und Geschmacksverirrung oder Mangel an Ahnung vorwerfen (auch hier gilt natürlich: Ausnahmen bestätigen die Regel). Um den Vergleich mit dem Rahmen noch zu präzisieren: Ein Gemälde ohne (passenden) Rahmen ist für mich nicht vollständig, auch wenn die Hauptsubstanz, das Gemälde nämlich, vorhanden ist. Ich finde, es kann seine Schönheit nicht vollständig entfalten. Genauso ist es bei der Oper, die konzertant gegeben wird... mir fehlt etwas - und der 'falsche' Rahmen macht mir Oper dann eher nicht zum Vergnügen.


    :hello:


    P.S. Offensichtlich liest jemand :pfeif:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Im Grunde ist hier die "Verwirrung" ja leicht geklärt:


    farinelli vergleicht Puccini mit Markus/Matthäus und Konwitschny mit Rembrandt


    Ulli vergleicht Puccini mit Rembrandt und Konwitschny mit dem Restaurator/Rahmer


    Zweitere Sichtweise ist mir die Nähere: Wenn ich einen Rembrandt betrachte, geht es mir nicht um die Ästhetik der Bibel sondern um die der Malerei des 17. Jahrhunderts. Wenn ich Puccini sehe, geht es mir nicht um die Ästhetik des modernen Regisseurs sondern um die Oper des frühen 20. Jahrhunderts.

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  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    farinelli vergleicht Puccini mit Markus/Matthäus und Konwitschny mit Rembrandt


    ????????????????????????????


    Staunend versteh ich dich nicht.


    Äpfel und Birnen ...


    Mit der Bitte um eine differenziertere Sicht der Dinge und Argumentationen

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ja, aber warum denn auch nicht mal Äpfel und Birnen?
    Bittesehr, hier ist Dein Vergleich:

    Zitat

    Original von farinelli
    [...]auf den allermeisten mittelalterlichen, Renaissance- oder Barockgemälden wird mit historischer Konsistenz recht frei umgegangen. Da bin ich höchstwahrscheinlich nicht der erste, der in diesem Zuammenhang etwa auf die typischen Anachronismen biblischer Darstellungen hinweist. Altdeutsche Schäfer, phantastische Engel, ein malerisch verfallener Stall in Wohnhausdimensionen, orientalisch verkleidete Ratsherren als C+M+B, eine Wöchnerin im Seidenhabit usw.


    Die bekannten Regienaweisungen bei Markus, Matthäus etc. werden hier nicht beachtet.[...]


    In meinem Sprachgebrauch ist "vergleichen" etwas anderes als "gleichsetzen" - um jetzt einem möglichen Mißverständnis zuvorzukommen.
    :wacky:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Ja, aber warum denn auch nicht mal Äpfel und Birnen?
    Bittesehr, hier ist Dein Vergleich:


    In meinem Sprachgebrauch ist "vergleichen" etwas anderes als "gleichsetzen" - um jetzt einem möglichen Mißverständnis zuvorzukommen.


    Sehe ich eigentlich als ziemlich guten Vergleich, daher wundert mich, dass Farinelli sich missverstanden fühlt.
    Ich sehe es im wesentlichen ebenso und habe schon vor langer Zeit darauf hingewiesen, dass es eine quasireligiöse Diskussion (wie bei HIP) ist. Die einen plädieren dafür, dass eine Predigt Auslegung usw. enthalten muss, um die Menschen zu erreichen ("Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig"), die anderen wollen sola scriptura und alles andere ist vom Teufel.


    Wobei sie freilich selten konsequent sind. Man will ja den Figaro meist nicht sehen wie in Prag 1786, sondern eher etwa so ausgestattet wie der Rosenkavalier 1912 gegeben wurde. (Auch fundamentalistische Sekten sind selten konsequent, keine Auslegung ist eben auch eine Auslegung, oder es wird eben ein bestimmter historischer Stand ("Die Gute Alte Zeit") eingefroren, völlig unabhängig von Authentizitätsüberlegungen.)


    Es ist auch ein alter Hut, dass Mozart u.a. mit ihrem Material im wesentlichen so umgegangen sind wie Rembrandt u.a. mit biblischer Geschichte.


    Das Problem beim Vergleich mit einem bildenden Kunstwerk, ist, dass dies in gewissem Sinne "einfach da ist" wie ein Aufführungskunstwerk niemals "einfach da ist" (und mit Partitur+Libretto+ Regieanweisungen ebensowenig identisch ist wie ein Rezept mit dem Kuchen). Dieser für mich triviale und offensichtliche Unterschied wird aber anscheinend von vielen hier als sekundär oder irrelevant betrachtet. Daher ist es kein Wunder, wenn Verständigung schwer fällt...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl



    Wobei sie freilich selten konsequent sind. Man will ja den Figaro meist nicht sehen wie in Prag 1786, sondern eher etwa so ausgestattet wie der Rosenkavalier 1912 gegeben wurde.


    Wieso "selten konsequent"? Und wer ist denn "man"? Ich persönlich erwarte das , was im Libretto steht und möchte mir meine eigenen Gedanken, Abstraktionen und Zeitbezüge schaffen. Und das steht im Libretto:


    Ort der Handlung: Schloss des Grafen Almaviva bei Sevilla
    Zeit der Handlung: um 1780



    Insofern könnte und war es bis zum Regietheaterbruch gängige und gute Praxis.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Man will ja den Figaro meist nicht sehen wie in Prag 1786, sondern eher etwa so ausgestattet wie der Rosenkavalier 1912 gegeben wurde.


    Darin liegt wohl das größte Mißverständnis. Ich für meinen Teil würde den Figaro so sehen wollen wie in Wien (:P) 1786, den Rosenkavalier wie 1911 (:P) - eben der Zeit der Entstehung entsprechend. Und da gibt es m. E. ausreichend Spielraum für mannigfaltige Inszenierungen. Solches wird ja auch zunehmend geboten, zuletzt hier in Karlsruhe mit Händels Radamisto, der in einer extrem aufwändigen und teuren HIP-Inszenierung dargeboten wurde und dieses Jahr im Feber (bereits ausverkauft) wiederholt wird.


    Außerdem gibt es genügend Opern zum Ausweichen, so daß sich m. E. garnicht die Frage stellen kann, ob (eine) Oper irgendwann mal langweilig ist...


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich denke, dass der Vorwurf mangelnder Konsequenz nicht so schwer wiegt.


    Schließlich kann man gar nichts völlig konsequent ohne irgendeinen Schönheitsfehler in der Folgerichtigkeit durchziehen.


    Eigentlich könnte man demjenigen, der mangelnde Konsequenz beanstandet, vorwerfen, er würde einen quasireligiösen Standpunkt vertreten, da er nämlich von allem verlangt, es solle seine Bedürfnisse nach Konsequenz befriedigen.
    :)


    Seien wir also mal konsequent, und betrachten wir Mathematik und Physik. Es wird von irgendwelchen undefinierten Begriffen (Masse z.B.) ausgegangen, dann werden Modelle aufgebaut und am Ende gibt es Widersprüche (Paradoxa), die zeigen, dass das ganze nicht wirklich vollständig konsistent ist. Konsequent wäre, die gesamte Mathematik und Physik für ungültig zu erklären.


    Stimmt's Johannes?
    ;)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Außerdem gibt es genügend Opern zum Ausweichen, so daß sich m. E. garnicht die Frage stellen kann, ob (eine) Oper irgendwann mal langweilig ist...


    Und dann gibt es ja noch die Opernbesucher, die mit der Stoppuhr die Länge des hohen C messen. Denen wird auch nicht fad, da jedesmal etwas anderes herauskommt.


  • So langsam muss ich einschreiten. Wenn du weiterhin so einleuchtende Erklärungen bringst wie in diesem Beitrag, werden die Staubis bald reihenweise umfallen. Und es wird nie mehr so schön zu lesende Diskussionen wie diese geben. Das fände ich ärgerlich!



    Thomas Deck

  • Ich finde den Vergleich mit den Gemälden gar nicht so verkehrt.
    Aber ist ein Gemälde durch Restauration nicht auch schon „übermalt“ ?


    Gemälde werden natürlich mit einem meist passenden Rahmen präsentiert.
    Aber ist der „Rahmen“ nur der Holzschmuck um das Bild herum ? Gehört nicht vielmehr der gesamte Raum um das Gemälde, in dem das Gemälde gezeigt wird, als Rahmen bezeichnet ?


    Und da wird ein Rembrandt, ein Rubens oder was weiß ich, sehr wohl in einem modernen Galerierraum gezeigt. Warum ?
    „Historisch korrekt“ wäre eine Ausstellungssituation in einem Raum eines Schlosses oder einem Kirchenraum.
    Aber für Heutige Menschen würde das Gemälde in einem Raum, der ohnehin schon vor Marmor, Gold und farbiger Damasttapete überbordet einfach untergehen. Deckengemälde, Möbel, kostbare Teppiche kommen auch noch hinzu, das Bild würde zu einem Möbelstück werden.


    Inszeniert (!) man aber das Bild, so wie Heute üblich, dann wird es auf einmal das Zentrum der Aufmerksamkeit. Es ist ganz einfach ein Weg das Werk als solches ernst zu nehmen.


    Was man manchmal macht, die damaligen Modalitäten teilweise anzudeuten - und das genügt vollkommen.


    Und nichts anderes passiert eigentlich beim Regietheater – das Werk wird ernst genommen als Kunst - ein Zeffirelli inszeniert nur sich selbst, die Musik – wen interessiert das noch bei so einer Ausstattungsorgie – am besten wären noch zwei Bühnen nebeneinander – dann könnte man noch mehr Plunder zeigen.
    In solchen Inszenierungen wird das, was wir eigentlich fordern, eben dass man diese Werke als Kunst ernst nimmt und die Musik im Vordergrund steht, absolut untergraben.



    Das es auch bei modernen Inszenierungen ebenso zugehen kann bestreite ich gar nicht.
    Beispiel aus der bildenden Kunst:
    In Leipzig wurde Dank des Soli ( :stumm: ) ein Kunsttempel gebaut, der wirklich eine architektonische Granate ist – absolut genial.
    Von der Klotür bis zu den riesigen Treppen und den verglasten Monumentalräumen – eine Orgie der modernen Architektur.
    Aber die Gemälde die dort hingen ?... ich kann mich nicht mehr erinnern, aber das Gebäude, allein schon die Einganshalle, mindestens 20 Meter hoch... die Kunst die dort gezeigt wurde, hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, das Gebäude war viel interessanter und hat alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Und nichts anderes passiert eigentlich beim Regietheater – das Werk wird ernst genommen als Kunst - ein Zeffirelli inszeniert nur sich selbst, die Musik – wen interessiert das noch bei so einer Ausstattungsorgie – am besten wären noch zwei Bühnen nebeneinander – dann könnte man noch mehr Plunder zeigen.
    In solchen Inszenierungen wird das, was wir eigentlich fordern, eben dass man diese Werke als Kunst ernst nimmt und die Musik im Vordergrund steht, absolut untergraben.


    Zefferelli nimmt die Musik ernst, inszeniert im Einklang mit dem Libretto, realisiert genau das, was wir - nein, ich mag keinen Parolenplural - also: was ich mir wünsche.

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  • Zitat

    Original von der Lullist
    Ich finde den Vergleich mit den Gemälden gar nicht so verkehrt.


    Diese Äußerung aus Deinem Munde... äh... find' ich garnicht so schlecht. :)


    Zitat

    Aber ist ein Gemälde durch Restauration nicht auch schon „übermalt“ ?


    Im weitesten Sinne ja - aber es wird ja zumindest versucht, die Originalfarben möglichst wieder herzustellen. Wie Du sicher bestätigen wirst, wirkt ein Bild nach erfolgreicher Restauration völlig anders, als es bisher bekannt gewesen ist. Das allein ist m. E. schon Grund genug, solches auch mit der Oper zu veranstalten. Und zwar geht es dann nicht darum, einfach wild zu übermalen oder herumzuinszenieren, sondern zu versuchen, das originale Erscheinungsbild einigermaßen glaubhaft wiederherzustellen.


    Zitat

    Gemälde werden natürlich mit einem meist passenden Rahmen präsentiert. Aber ist der „Rahmen“ nur der Holzschmuck um das Bild herum ?


    Es gibt auch Rahmen, über die das Bild hinausgeht bzw. wo der Rahmen fester Bestandteil des Bildes ist und mit bemalt wurde. Im Prinzip ist natürlich der Rahmen 'nur Schmuck' - aber ist er das wirklich? Mal im Ernst... es gibt also einen inneren und äußeren 'Rahmen' (ich mag dieses Wortspiel). Der innere Rahmen wären die Holzstücke, welche das Gemälde umranken und bei der Oper die Inszenierung. Der äußere Rahmen wäre bei beiden Kunstformen die Präsentationsplattform, also die Galerie oder das Schloß beim Gemälde oder die Waschbetonbude resp. das Barocktheater bei der Oper.


    Zitat

    Gehört nicht vielmehr der gesamte Raum um das Gemälde, in dem das Gemälde gezeigt wird, als Rahmen bezeichnet ?


    Da würde ich unterscheiden: Der Raum um den Rahmen herum wäre vergleichbar mit dem Konzerthaus oder Opernhaus.


    Zitat

    Und da wird ein Rembrandt, ein Rubens oder was weiß ich, sehr wohl in einem modernen Galerierraum gezeigt. Warum ?


    Das erscheint mir oftmals als eine Art Notlösung, wobei ich Absicht natürlich dann erkenne, wenn es sich um eine extra modern gebaute Kunstgalerie handelt - offenbar auch aus Mangel an historischen, oder eben um ein passendes Ambiente für moderne Kunst zu schaffen. In modernen Gebäuden sollte auch überwiegend moderne Kunst gezeigt werden. Ich finde mal wieder, daß das besser passt.


    Zitat

    „Historisch korrekt“ wäre eine Ausstellungssituation in einem Raum eines Schlosses oder einem Kirchenraum.


    Das empfinde ich ebenso - und es wird ja auch sehr häufig so präsentiert. Kunstgalerien der vorletzten Jahrhundertwende sind beispielsweise ebenfalls beispielhafte Ausstellungsräume.


    Zitat

    Aber für Heutige Menschen würde das Gemälde in einem Raum, der ohnehin schon vor Marmor, Gold und farbiger Damasttapete überbordet einfach untergehen. Deckengemälde, Möbel, kostbare Teppiche kommen auch noch hinzu, das Bild würde zu einem Möbelstück werden.


    ...was es ja mehr oder weniger auch war :pfeif: Ich finde z.B. daß Gemälde, die man beispielsweise während eines Schloßbesuchs (quasi versehentlich) mitbesucht, weil die Zimmer so ausgestattet sind, wirken viel 'näher' als solche, die an gefühlskalten nackten Wänden, die wohl Neutralität bewirken sollen, hängen. Neutralität besteht aber nicht im Nichts...


    Zitat

    Inszeniert (!) man aber das Bild, so wie Heute üblich, dann wird es auf einmal das Zentrum der Aufmerksamkeit. Es ist ganz einfach ein Weg das Werk als solches ernst zu nehmen.


    Nichts anderes passiert ja bei einer minimalistischen oder gar konzertanten Aufführung. Das ist insofern natürlich interessant - man kann seine Aufmerksamkeit ganz der Musik widmen. Ich betrachte das aber, wie schon gesagt, bei der Oper für unangebracht. Dafür ist es keine Oper...


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Ich finde den Vergleich mit den Gemälden gar nicht so verkehrt.
    Aber ist ein Gemälde durch Restauration nicht auch schon „übermalt“ ?


    Ja natürlich - aber idealerweise so, daß der Originaleindruck bestehen bleibt, lediglich im 19. Jahrhundert haben einige Restauratoren (diese stümperhaften Verbrecher !!) Bilder partiell mit anderen Inhalten übermalt, weil die Restaurierung des Originalinhalts "zu schwierig" war.


    Es gibt verschiedene Philosophien, ein Bild zu restaurieren


    1) Man versucht den Originaleindruck wieder zu erreichen, den das neue Bild kurz nach Fertigstellung vor ein paar hundert Jahren gemacht haben soll.
    (Diese Philosophie findet sich vorzugsweise in England und Amerika . Die Ergebnisse wirken jedoch zumeist unangenehm grell und erinnern (mich) an Farben a la Disney und das Pink und blau englischer Geburtstagstorten.Zuckergüsse)


    2) Man restauriert das notwendige, nimmt alte Firnisse ab, allerdings nicht alle Schichten (wenn vermeidbar) und erhält so, trotz farblicher Auffrischung, den Eindruck, ein altes Bild vor sich zu haben. Der sogenannte "Galerieton" , ein mehr oder weniger ausgeprägter Geb-Braunton wird gemildert, bleibt aber in Grunde erhalten.
    Risse und Fehlstellen werden gekittet und mit HARZFARBE übermalt.
    Im Gegensatz zu Ölfarbe ist Harzfarbe reversibel, soll heissen auch nach Jahrzehnten mittels Testbenzin und anderer Chemikalien entfernbar ohne daß die Ölfarbteile im wesentlichen beeinträchtigt werden. Das ist notwendig, da die neu aufgebrachten Farben anders, nämlich schneller altern als die "Urfarben" des Bildes und ein restauriertes Bild, dessen Korrekturstellen kurz nach Fertigstellung im Idealfall nahezu unsichtbar sind, nach 50-100 Jahren einer neuen Restaurierung bedarf, weil Original- Und Fremdfarbe inzwischen so stark divergieren (können), daß der Gesamteindruck des Bildes beeinträchtigt wird.


    3) Man restauriert, lässt aber Fehlstellen "farblos'
    Diese Methode mag wissenschaftlich korrekt sein, verdirbt aber die Freude an der Betrachtung des Bildes.



    4) Ein Kompromiss.
    Es werden die Fehlstellen zwar ergänzt, aber durch farbige Markierungen (z.B. ein gelb strichlierter Rand ) gekennzeichnet.
    Meiner Meinung nach wird auch hier der Genuss am Bild verdorben.



    Wer mich kennt, weiß daß ich Methode 2 für die geeignetste halte.


    Zitat

    das Bild würde zu einem Möbelstück werden.


    Dss Bild IST ein Möbelstück - oder korrekter ausgedrückt ein Acessoire der Innenausstattung eines Gebäudes. Es war nie zur "Verwilrklichuing des Künstlers gedacht - sondern zur Verherrlichung Gottes - oder Erbauung des Auftraggebers, der sich zumeist ohnedies selbst als Gott sah. Die "Selbstverwirklichung des Künstlers" war erst im 20. Jahrhundert ein Thema von Bedeutung - wenngleich schon Mäzene der Renaissance ihren Künstlern VEREINZELT "Narrenfreiheit" gewährten.


    Zitat

    Und da wird ein Rembrandt, ein Rubens oder was weiß ich, sehr wohl in einem modernen Galerierraum gezeigt. Warum ?


    Aus dem gleichen Grund, warum Konzerte in Beton-Glaskonstruktionen veranstaltet werden.
    Beide haben eines gemeinsam: Sie sind neutral und auf eigenartige Weise hässlich, weil ich mir so sehr wohl ein Kaufhaus oder ein Flughafen, ein Spital, einen Bahnhof oder eine Bankfiliale vorstellen kann - jedoch weder eine Gemäldegalerie von Weltformat - noch ein Opern- oder Konzerthaus. Nach dem Krieg wurde viele "wiederaufgebaut" ich denke nur an die in meinen Augen scheussliche Berliner Philharmonie, die irgendwie etwas abschreckendes auf mich hat. Auch die Renovierung der Wiener Staatsoper nach dem 2 Weltkrieg, die unsere "Freunde", die Amerikaner in Schutt und Asche gelegt haben - ist ja nur teilweise gelungen.
    Gelungen würde ich hingegen den Wiederaufbau der Semperoper in Dresden bezeichnen...


    Zum Zeitgenössischen des (Opern)Theaters:


    ES wird ja immer so getan, als sei vor Einführung des sogenannten "Regietheaters" ine gewisse Stagnation eingetreten, und es hätte sich nichts geändert. Diese Betrachtungsweise ist indes falsch.
    Man hat seit Beginn des Theaters zumindest die Grundtendenz verfolgt,
    immer realistischere "Prospekte" (=Bühnenbilder) zu malen, und entwickelte diese Kunst im Laufe der Jahrhunderte enorm bis hin zum 3dimensionalen Bühnenbild mit überirdisch schönen Lichteffekten.
    Die Opernhäuser wurden immer prächtiger - und die Austatttungen auch.
    Zugleich war man bemüht auch durch Regieeinfälle die dargestellten Personen glaubwürdiger zu gestalten.


    Irgendwann kann dann der Triumph des Hässlichen, als irgendjemand auf die Idee kam, alte Meisterwerke "umzufunktionieren" und seine politischen Überzeugungen in seine Inszenierungen zu verpacken.


    Ich erspare es mir die Entwicklung im Einzelnen zu schildern - das wäre ein ganz neuer Thread: "Ursprung und Entwickling des Regietheaters" - Ursache und Wirkung. - aber das ist -"ein weites Feld" (uim mich hiemit auch auf Flauberts "Madame Bovary" zu beziehen ;) )


    Zitat

    Dieser Thread ist ein Witz


    Dieser "Witz" läuft nun auf den Tag genau ein Monat, hat derzeit 320 (!!!) Beiträge und 11711 (!!!) Aufrufe, ist als einer der stärkst frequentierten Threads aller Zeiten und wird auch ausserhalb des Forums die von mir initierte Wirkung nicht verfehlen


    Der (aus meiner Sicht) nicht uninteressante Thread


    Klassische Musik in der Literatur


    hat hingegen seit 2. 7. 2005 (VIEREINDHALB JAHRE !!!)


    lediglich 45 Beiträge


    und 9466 Seitenaufrufe erreicht.


    soviel zur Breitenwirkung dieses Threads......


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu den Übermalungen.


    Zitat

    Original von Wikipedia
    Nach dem Vorbild des Bibeltextes wurde in der bildenden Kunst des christlichen Abendlandes bis in die Neuzeit hinein das Geschlechtsteil einer nackten Person mit einem Blatt oder einem anderen bedeckenden Gegenstand übermalt. Ein Beispiel hierfür ist die systematische Übermalung des Jüngsten Gerichtes in der Sixtinischen Kapelle durch den so genannten "Hosenmaler" Daniele da Volterra, einem Schüler Michelangelos, die mit der letzten Restauration soweit wie möglich gemäß den ursprünglichen Intentionen des Werkschöpfers Michelangelo und mit Billigung der katholischen Kirche zurückgenommen wurde. Für die Kopie der Davidstatue des Michelangelo im Royal Albert Museum wurde speziell ein Feigenblatt aus Gips geschaffen um das Schamgefühl weiblicher Besucher zu schonen.


    Dieser Absatz aus Wikipedia zum Thema 'Feigenblatt' zeigt wohl sehr deutlich die Diskrepanz zwischen der Bedeutung des Begriffs 'Künstler'. Hier prallen zwei Künstler frontal aufeinander: Michaelangelo als der eigentliche Werkschöpfer und da Volterra als Bearbeiter (hier durchaus im Sinne des 'Verbesserers'). Ohne Zweifel wird man de Volterra heutzutage genauso als großen Meister bezeichnen wie wir Michelangelo als solchen empfinden. Hier stellt sich dann erneut die Frage 'Wo ist das Kunstwerk'? De Volterras wurde durch die letze Restauration (in dem Sinne hier eher eine Rekonstruktion) weitestgehend wieder eliminiert - hat man damit nun ein (fortentwickeltes?) Kunstwerk zerstört oder das originäre 'gerettet' und wieder in 'voller Pracht' :D zugänglich gemacht? *


    Ich finde die Parallele sehr interessant und sehe daran auch, daß eine Bearbeitung es ursprünglichen Meisterwerks zu einem neuen Meisterwerk werden kann. Im Fall der Oper gibt es allerdings den Vorteil, daß derlei Bearbeitungen keine bleibende Veränderung des bearbeiteten Werks hinterlassen, sondern daß das Werk an sich bleibt wie es ist - im Gegensatz zum übermalten Gemälde, daß eben nur durch aufwändige Rekonstruktion wieder hergestellt werden kann, wobei die Bearbeitung für immer verlustig geht (man kann sie allenfalls vor Eliminierung fototechnisch festhalten).


    Zitat

    Original von Alf
    Aus dem gleichen Grund, warum Konzerte in Beton-Glaskonstruktionen veranstaltet werden.
    Beide haben eines gemeinsam: Sie sind neutral und auf eigenartige Weise hässlich, weil ich mir so sehr wohl ein Kaufhaus oder ein Flughafen, ein Spital, einen Bahnhof oder eine Bankfiliale vorstellen kann - jedoch weder eine Gemäldegalerie von Weltformat - noch ein Opern- oder Konzerthaus. Nach dem Krieg wurde viele "wiederaufgebaut" ich denke nur an die in meinen Augen scheussliche Berliner Philharmonie, die irgendwie etwas abschreckendes auf mich hat. Auch die Renovierung der Wiener Staatsoper nach dem 2 Weltkrieg, die unsere "Freunde", die Amerikaner in Schutt und Asche gelegt haben - ist ja nur teilweise gelungen.


    Die Zerstörung von Opernhäusern etc. durch den 2. Weltkrieg hat natürlich vielerorts dafür gesorgt, daß zunächst nach Kriegsende 'Provisorien' errichtet wurden, bei denen der Zweck wichtiger war als die Ästhetik (z.B. auch hier in Karlsruhe). Dagegen ist nichts einzuwenden, der Zweck heiligt eben die Mittel. Allerdings ist es in vielen Fällen - so auch hier in Karlsruhe - bei diesen Provisorien geblieben, was ich nicht goutiere. Zwar hat unser Badisches Staatstheater eine recht gute Akustik, aber das wars dann auch schon. Für ein 'modernes' Theater ist allerdings selbst dieses nahezu unveränderte Provisorium unzureichend: z.B. gibt es keine Aufzüge für die oberen Etagen, was für bewegungseingeschränkte Besucher nicht gerade sehr vorteilhaft ist. Dies aber würde ich z.B. von einem modernen Theater absolut erwarten. Bei einem historischen Gebäude nehme ich Unannehmlichkeiten gerne in Kauf, wenn dafür die Optik stimmt.


    :hello:


    * zu letzterer Frage habe ich diesen Thread eröffnet


    Meisterwerke der Vergangenheit - und ihrer Bearbeitungen durch andere Meister


    MOD 001 Alfred

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    als Neuling bin ich etwas frappiert über den doch teilweise rüden Umgangston bei diesem Thema. Am Ende der vielen Beiträge hatte ich jetzt allerdings den Eindruck, dass man sich vom Thema entfernt hat.


    Meine Einstellung dazu: auch ich habe sehr viel gegen das Regietheater einzuwenden. Und ich finde, es ist ja nicht nur so, dass es da, wie in einem Beitrag zu lesen war, nur ein paar Auswüchse gäbe. Erst kürzlich wurde in einer Ausgabe der Kultursendung "Foyer" die Kritik Kehlmanns am Regietheater verspottet. Als positives Beispiel für "lebendiges Theater" wurde u. a. eine Szene gezeigt, in welcher der Schauspieler des Jahres (Name habe ich mir nicht gemerkt) mit dem nakten Hintern in einer Schüssel mit Spagetti sitzt und den Franz Moor deklamiert. Süffisante Bemerkung des Moderators: "Herr Kehlmann würde jetzt wahrscheinlich ausschalten".


    Erst wenige Tage zuvor habe ich im Fernsehen eine Inszenierung (bzw. einen Teil davon) des "Lohengrin" gesehen. Dabei wurde die Elsa von Brabant als Architektin dargestellt, die Einfamlienhäuser baut, dabei aber realistischerweise in blauer Latzhose die Kelle wie ein Maurergeselle schwang. Der Heerrufer saß auf einem Schiedsrichterhochsitz, wie er bei Tennisturnieren üblich ist. Lohengrin trug den Schwan im Arm herbei, das Duell fand aber anachronistisch doch noch mit Schwertern statt - man hätte sich entsprechend dem Sujet doch besser mit Mauersteinen bewerfen können - oder nicht doch besser mit Spagetti? Ich habe dann ausgeschaltet.


    Ich kann mir nicht helfen, also ich versteh's nicht. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass ich nicht G'schtudiert bin. Vielleicht können mir ja die Befürwörter des Regietheaters ein wenig Nachhilfeunterricht geben.

  • Zitat

    Original von Uwe Aisenpreis
    Ich kann mir nicht helfen, also ich versteh's nicht. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass ich nicht G'schtudiert bin. Vielleicht können mir ja die Befürwörter des Regietheaters ein wenig Nachhilfeunterricht geben.


    Wozu? Vertrau doch Deinem Instinkt und Geschmack. Wenn's Dir nicht gefällt, heißt das keinesfalls, dass es Dir an irgend etwas mangelt. Abschalten bzw. nicht hingehen ist die beste Reaktion. Die Sendung "Foyer" ist eh eine reine Marketinggeschichte und entsprechend langweilig.

  • Zitat

    Original von farinelli
    Um aber einen Bogen zurück zum Thema des Threads zu schlagen: Puccinis Turandot geht auf eine Gozzi-Inszenierung (in dt.) in Berlin zurück, inszeniert von Max Reinhardt. Es handelte sich um eine verfremdende Inszenierung (alles Mobiliar war im Maßstab stark vergößert, so daß die chinesische Prinzessin wie eine böse Tiny Alice als männermordende Kindfrau auftrat - gerade das reizte Puccini).


    Um es mal mit Deinen Worten zu sagen: Da bringen sich die Regielis doch um eins ihrer besten Argumente...


    :beatnik:


    Wenn ich auch diese (letzte, unvollendete) Puccini-Oper wenig bis garnicht kenne, so halte ich das gegebene Beispiel doch geradezu als noch relativ zeitnahes Paradebeispiel dafür, daß ein Werk so inszeniert werden sollte, wie es sich Komponist und Librettist dachten. Nämlich gerade das, was den Komponisten reizte, sollte man doch umsetzen...


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Dss Bild IST ein Möbelstück - oder korrekter ausgedrückt ein Acessoire der Innenausstattung eines Gebäudes. Es war nie zur "Verwilrklichuing des Künstlers gedacht


    Und da beginnt gleich das Missverständnis.
    Natürlich war Rubens auch in seiner Zeit ein Künstler und seine Bilder wurden entsprechend inszeniert – nur funktionierte diese Inszenierung damals etwas anders.
    Es gibt Bilder, dafür wurden ganze Säle erst mal gebaut – z.B. das „Mal bei Simon“ ein Geschenkt der Republik von Venedig an Louis XIV, nur für dieses Bild wurde der Herkulessaal für Versailles entworfen !


    Ist das dann noch ein Möbelstück, ein Acessoirre des Raumes ? wohl kaum.


    Es kommt immer auf die Art von Malerei an, man kann niemals pauschal sagen, dass ein Bild generell ein Möbelstück war, das war damals nicht so, das ist Heute nicht so.


    Die Malerei wird Heute in einem Rahmen gezeigt, der unterstreicht, dass man diese Werke ernst nimmt und dass man die Möglichkeit ohne Ablenkung sich ganz auf das Bild zu konzentrieren.
    Mit einer Selbstverwirklichung des Künstlers hat das recht wenig zu tu, bzw. ich überhöre auch mal diesen Unterton, dass das künstlerische Selbstverständnis auch mal wieder eine Erfindung der 68er ist.


    Zitat

    Aus dem gleichen Grund, warum Konzerte in Beton-Glaskonstruktionen veranstaltet werden.
    Beide haben eines gemeinsam: Sie sind neutral und auf eigenartige Weise hässlich,


    und das ist rein subjektiv und auch pauschal. Ich habe genügend moderne Bauten gesehen die absolut phantastisch sind.
    Warum auch nicht ? Ist alles moderne gleich Mist ?


    Zitat

    Auch die Renovierung der Wiener Staatsoper nach dem 2 Weltkrieg, die unsere "Freunde", die Amerikaner in Schutt und Asche gelegt haben - ist ja nur teilweise gelungen.


    Hätte die ältere Generation 1933 was anderes gewählt, dann gäbe es das Problem erst gar nicht...nunja lassen wir das.
    Manchmal muss ich mich über bestimmte Äußerungen doch arg wundern....ein Schlag in den Magen ist nichts dagegen...
    In jedem Fall können wir darüber froh sein, das aus Amerika so viel Geld zum Wiederaufbau geflossen ist, dank dem Spinner aus Österreich mit seinen braunen Schergen haben wir so viele Kunst und Kulturschätze verloren, und nicht nur das, ohne diesen Geisteskranken wären wir vielleicht in der Zivilisation schon wesentlich weiter gewesen und hätten nicht die traurige Gewissheit zu welch abgrundtief perversen Handlungen der Mensch fähig ist.




    Zitat

    Irgendwann kann dann der Triumph des Hässlichen, als irgendjemand auf die Idee kam, alte Meisterwerke "umzufunktionieren" und seine politischen Überzeugungen in seine Inszenierungen zu verpacken.



    Und wieder ein Missverständnis.


    Es geht nicht darum seine eigene politische Meinung in der Öffentlichkeit breit zutreten, sondern die im Libretto ohnehin enthaltene Botschaft zu verdeutlichen und einen Bezug zu unserer jetzigen Welt herzustellen denn dadurch wird das Werk ein Teil unserers Lebens und nicht zu einem Museumsstück degradiert – den Oper ist kein Museum!


    Ich sehe eher, dass z.B. Klassikforen dazu missbraucht werden, um seine persönlichen Weltanschauungen und Parolen herauszuposaunen – und das alles unter dem Deckmantel der Kultur – das finde ich eigentlich verwerflich, denn dafür ist Kultur nicht (mehr) da.
    Das hat was von Hoolligans beim Fußball, die gehen auch nicht wegen des Spiels zu der Veranstaltung.... :untertauch::stumm:



    Die Gegenseite argumentiert grundsätzlich immer mit den extremsten Beispielen, natürlich gibt es Auswüchse, aber deswegen allen aktuellen Künstler das Können und die Berechtigung abzusprechen, finde ich schon stark.


    Dann habe ich folgenden Vorschlag, sammelt Geld, findet Investoren und bringt eine Oper nach euren Vorstellungen auf die Bühne.
    Dann können wir mal darüber diskutieren.
    Ich bin gespannt :pfeif:


    - - - - -


    Was ich persönlich nicht mag, mir eine Operninszenierung à la Ohnetalentelli ansehen zu müssen, wo versucht wird schlecht gemachte Renaissancekostüme mit der Musik des 19. Jahrhunderts in einen völlig überfüllten Rahmen zu quetschen.
    Das ist so als würde man in ein Restaurant gehen, sich alles was auf der Karte steht kommen lassen, durchpürieren um es sich dann in einem großen Kübel serviern zu lassen...moment irgendwo hab ich das schon gesehen :D (Monsieur vie’leischt noch eine kleine Pfefferminztäfelschän ? )


    Das passt einfach nicht – das ertrinkt in Lächerlichkeit. Ich habe das noch nicht ein einziges Mal gesehen, dass das funktioniert.
    Soetwas würde ich eher als Verfremdung ansehen.


    Schlimm ist, wenn sich das Theater dann noch so wichtig und erst nimmt und wenn dann noch solche halb faschistoiden Bauten wie bei Ohnetalentelli zu sehen sind, diese Festung die Basti gepostet hat sieht aus wie der Reichsparteitag in Nürnberg, nur noch kitschiger mit der Germania oben drauf :kotz:


    Soetwas passt auch irgendwie nicht mehr in unsere Zeit, ich denke es wird in der Zukunft zwei große Linien geben, das Regietheater wird natürlich weiterbestehen - weil es einfach die ganz natürliche Theaterentwicklung ist und die ist auch wichtig, damit die Oper lebendig bleibt.
    Hinzu kommt, parallel zur HIP Bewegung in der Musik, entsprechende HIP - Inszenierungen - aber die haben wohlgemerkt mit dem 60er Jahre Kram nichts zu tun, der wird garantiert bald vollkommen in der Mottenkiste verschwunden sein.


    :untertauch: :untertauch: :untertauch:

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Es geht nicht darum seine eigene politische Meinung in der Öffentlichkeit breit zutreten, sondern die im Libretto ohnehin enthaltene Botschaft zu verdeutlichen und einen Bezug zu unserer jetzigen Welt herzustellen denn dadurch wird das Werk ein Teil unserers Lebens und nicht zu einem Museumsstück degradiert – den Oper ist kein Museum!


    Schön, wenn es so wäre, doch die "political correctness"- "Ich sage Dir, was Du zu denken und zu fühlen hast"-Inszenierungen von Thalbach, Knabe, Hilsdorf u.ä. widersprechen dem - leider.



    Zitat

    Original von der LullistIch sehe eher, dass z.B. Klassikforen dazu missbraucht werden, um seine persönlichen Weltanschauungen und Parolen herauszuposaunen – und das alles unter dem Deckmantel der Kultur – das finde ich eigentlich verwerflich, denn dafür ist Kultur nicht (mehr) da.


    Ich werde Dich bei Deiner nächsten Haßtirade gegen Zefferelli daran erinnern.




    ERINNERUNG, s.o.



    Zitat

    Original von der LullistSoetwas passt auch irgendwie nicht mehr in unsere Zeit,


    Na, wenn das mal nicht ...autoritär und elitär ist...;-)




    Zitat

    Original von der Lullistweil es einfach die ganz natürliche Theaterentwicklung ist und die ist auch wichtig, damit die Oper lebendig bleibt.


    Das "Regie"theater ist aber keine natürliche Entwicklung - wäre eh mal spannend zu erfahren, was Du als natürlich bezeichnest. Es war eher eine Revolution, die einem aufgezwungen wurde und wird. Und deswegen wird es auch irgendwann in der von dir zitierten Mottenkiste landen, weil sich bis auf ein paar Altkommunisten - äh, Altregielis - keiner über Jahrzehnte etwas aufzwingen lässt. Das ist nun mal der Lauf der Welt. Bye, Bye, Regietheater.

  • @ Knusperhexe



    Wer, wie etwa ich , mit den berühmten Inszenierungen von Franco Zeffirelli groß geworden ist -ich schätze sie auch heute noch sehr, weil sie mich innerlich oft berühren- der kann sich nur schwer vorstellen, wie etwa die Inszenierungen zur Zeit meines Grossvaters in New York oder Wien gewesen sind .


    Und die Generation etwa meines Sohnes ist eben mit wieder anderen Inszenierungen gross geworden.


    War denn Wieland Wagner etwa wie ein "Bayreuther Zeffirelli " ?


    War einer von beiden in seiner Arbeit "faschistoid" ?


    Nein und nochmals nein !


    Und selbst die grosse Domäne vom Lullisten, die Musik des Barock, ist für mich bezüglich einer Inszenierung zumindest solange ergebnisoffen zu diskutieren bis ich so weit mit dem Stoff verbunden bin, um wirklich Entscheidendes sagen zu können .


    Wer das französsiche Schauspiel etwa von Racine oder Corneille in Paris erlebt hat (etwa in der Comédie Francaise ), der wird berichten müssen (!), dass es bezüglich dieser Tragödien durchaus auch sehr verschiendene Möglichkeiten der Inszenierung gibt !


    Dagegen haben mich die deutschen Aufführungen der Werke von Molière , hier Kommödien genannt, eher in ihrer Fremdheit stark irritiert .


    Umzusetzen ist eigentlich das, was in der Oper selbst steht ( Musik wie Libretto ) .


    "Altkommunisten" in diesem Zusammenhang in die Diskussion einzubeziehen halte ich für absolut kontraproduktiv und auch destruktiv .


    Es geht hier nicht um politisch - weltanschauliche Strömungen.


    Ich bin überzeugt, das es zu allen Zeiten sehr gute und sehr schlechte Inszenierungen gegeben hat. Es gab in Musik- wie Sprechbühne immer wieder gewisse willkürlich erscheinende Aufführungen - auch mit den ganz Grossen ihres Faches .


    Sehr gespannt wäre ich, wenn verschiedene Leute dasselbe Werk inszenieren d ü r f t e n oder gar müssten .


    Persönlich habe ich sehr viel durch die Ausführungen von C. Schlingensief gelernt in den letzte Monaten. Dazu muss ich seine Meinung keineswegs teilen. Aber ich respektiere seine Meinungen als eine von vielen Möglichkeiten!


    Viele abendliche Grüsse !


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Du verstehst mich falsch: Ich sage nicht, dass Regielis Altkommunisten sind, sondern dass der Revolutionsverlauf ähnlich ist. Konnte man allerdings auch falsch verstehen. Habe es einfach so runtergeschrieben. Freut mich, dass Schlingensief Dir so viel gibt - mir leider nicht. Und was die Akzeptanz anbelangt: Ich frage mich, wo die bleibt gegenüber der Bitte so vieler Opernfreunde - allein das Gästebuch der Kölner Oper spricht da Bände - , mehr werktreue Inszenierungen ins Repertoire zu nehmen? Da wird doch lieber der Eimer der Häme drübergegossen oder irgendeine politische Schublade geöffnet, als dass das mal ernst genommen wird. Dennoch glaube ich wie Alfred, dass das Regietheater so, wie es sich bis jetzt manifestiert hat, nicht überleben kann und wird. Allerdings weiß ich auch nicht, was danach kommt - nur, was ich mir wünsche.


    P.S.: Übrigens bin ich ab jetzt einige Tage offline. In diesem Sinne:


    Viele Grüße nach Ddorf,


    Knuspi

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