Vielen Dank für den Hinweis !
Antalwin
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Antalwin
ZitatGerhard Wischniewski: Bayreuth - früher mein Traum, heute nein danke!
Lieber Gerhard!
Ich als Wagnerianer wollte unbedingt mal nach Bayreuth. Früher hatte ich keine Zeit dazu, heute ließe es sich einrichten, aber keine zehn Pferde bekämen mich dorthin um mir diesen Klamauk anzutun! Selbst bei freiem Eintritt nicht!
Liebe Grüße
Wolfgang
Wen es nicht nach Bayreuth zieht, was ich sehr gut verstehen kann, den bietet Salzburg entzückende Alternativen beispielsweise mit Schuberts "Fierrabras" in einer offenkundig sehr hübschen Inszenierung. Zwei Karten, die im Original zusammen 648 Euro kosten, werden bei Ebay bereits zum Schnäppchenpreis von nur 499 Euro angeboten. Das Ganze im Haus für Mozart, 1. Rang Mitte links, Reihe 6. Da kann man wirklich nicht meckern. Greift also zu!
Schaue grade den La Traviata Stream aus Glyndebourne. Tolle Sänger eine schöne Inszenierung. Ich glaube nächstes Jahr werde ich meinen Urlaub mit einem Besuch in Glyndebourne verbinden.
Als regelmäßiger Glyndebourne-Besucher kann ich das nur empfehlen. Aber Vorsicht, auch Glyndebourne ist keine RT-freie Zone - nächstes Jahr inszeniert dort zum Beispiel Barrie Kosky .
Im Ernst? 648 € für zwei Karten und einen Abend ???
Ist das VIP-Lounge mit Schampus, Trüffel und einer Privataudienz beim Dirigenten?
ZitatZitat von Bertarido: Aber Vorsicht, auch Glyndebourne ist keine RT-freie Zone - nächstes Jahr inszeniert dort zum Beispiel Barrie Kosky
Lieber Bertarido,
man sagt ja: "Ein blindes Huhn findet manchmal auch ein Korn". Vielleicht findet ja Barrie Kosky für Glyndebourne auch mal was Vernünftiges!
Liebe Grüße
Gerhard
Hier noch ein weitere Bericht zum Bayreuther Ring:
https://www.freitag.de/autoren…reuther-festspiele-2014-1
Liebe Grüße
Gerhard
Hier Mirko Webers Sicht in der Stuttgarter
http://m.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-ring-in-bayreuth-die-erde-ist-nun-mal-keine-scheibe.
Zusammenfassung:
Man geht aus dieser maßstabsetzenden Produktion selbst nach fast zwanzig Stunden Dauer nur ungern heraus, und ist im Geiste noch tagelang sowohl mit den Bildern wie mit der bereits öfter gerühmten musikalischen Gestaltung durch Kirill Petrenko beschäftigt.
Die Sache mit den Angriffen auf das Bürgertum hatte ja neben aller Berechtigung in der Kritik des Spießertums leider auch die negative Folge, dass das das Publikum, das die Theater und Opernhäuser noch besuchte und die Werke noch verstand, wegblieb. Das wiederum wirkte sich doch reichlich negativ auf die Einkünfte der Angreifer aus.
Das ist eine sehr heikle Frage - und eine doppelbödige noch dazu.
Die Frage ist nämlich was die "Regietheater"-Initiatoren eigentlich bezwecken .
Und da gäbe es viele mögliche Antworten.
Eine davon wäre, aus dem simplen Handwerker des Regisseurs bzw Ausstatters einen "Künstler" zu machen, bzw ihn als solchen zu verkaufen.
Die zweite wäre, politische Botschaften, die einem nahestehen (interessanterweise sind es meistens linke), einem bürgerlichen Publikum, die sie gar nicht hören wollen unter die Nase zu reiben. Das hat allerdings lediglich zu Beginn der Strömung funktioniert. Das heutige Publikum lässt sich nicht wirklich provizieren.
Allerdings wird die dritte (von vielen weiteren Möglichkeiten) gerne übersehen. Das Fernbleiben des "konservativen bürgerlichen Publikums" ist völlig beabsichtigt und führt über kurz oder lang zum Ende der bürgerlichen Opernkultur.
Und DAS könnte aus strategischer Sicht das eigentliche Ziel sein. Es wäre möglich, daß diese Rechnung aufgeht, denn das heutige Bidungsbürgertum und die Oberschicht agiert gern still im Hintergrund, nimmt weder an Foren noch am Internet generell teil, wehrt sich nicht gegen zerstörerische Zeitströmungen und überlässt mit dieser fatalistischen Grundeinstellung den Angreifern den "Markt".
Es gibt aber noch zahlreiche andere Möglichkeiten des Zerstörungstheaters: Man inszeniert sanft in Richtung "Musical" und macht Oper zu einem Spektakel für die Massen - aus meiner Sicht zählt hier die Zauberflöte aus Bregenz dazu......
"Hauptsache neu und anders"
mfg aus Wien
Alfred
Hier ein sehr lesenswerter Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung: Hier ist mal alles, was die RT-Kritiker bewegt, auf den Punkt gebracht.
Hier ein sehr lesenswerter Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung: Hier ist mal alles, was die RT-Kritiker bewegt, auf den Punkt gebracht.
Liebe Mme. Cortese,
danke für den Hinweis.
Herzliche Grüße
Christian
Ich habe den Artikel gelesen und empfehle das allen Mitgliedern und Mitlesern dieses Forums - solange er noch online ist.
Ich beziehe mich auf den Schlußsatz, der da meint, wenn man sich die Produktionen der derzeitigen Saisoneröffnung ansehe, so besehe zum Optimismus kein Anlass.
Ich möchte es einmal ganz hart formulieren.
Solange die Opernliebhaber immer wieder in die Opernhäuser pilgern und dort für eine erträgliche Auslastung sorgen wird das Regietheater nicht auszuhungern sein.
Erst halbleere oder beinahe leere Opernhäuser würden die Intendanten zum radikalen Umdenken zwingen, weil sie sonst um ihre Posten fürchten müssten
Die Opernbesucher - oder Nichtbesucher haben die Zukunft der Oper in der Hand
SIE sind das Maß aller Dinge beim Theater - nicht irgend ein Regisseur der seine unerwünschten Ideen dem Publikum aufzwingen will
Zwei oder drei Jahre Opernabsenz - und der Spuk hat ein Ende
Die Opernzerstörer können dann stempeln gehen..
Das wird vermutlich noch einige Zeit dauern - denn ein Zustand wird stets erst geändert bis er unerträglich geworden ist.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred
Den Autor Prof. Laurenz Lütteken kenne ich persönlich von einer wirklich sehr lehrreichen Konferenz über das Problem des Ausdrucks in der Musik, zu der ich eingeladen war, und habe ihn dort als einen wirklich sehr profilierten Vertreter des Fachs Musikwissenschaft schätzen gelernt. Was er in diesem Artikel genau unter historischer Treue versteht, dazu hätte ich allerdings doch einige Nachfragen....
Schöne Grüße
Holger
Ein herrlicher, hervorragender Artikel, der mir aus der Seele spricht. Dank an Mme Cortese für den Hinweis. Absolute Pflichtlektüre, die vieles gekonnt auf den Punkt bringt. In der Tat fühlt man sich oft machtlos, und der alleinige, individuelle Boykott, die Abstimmung mit den Füßen, bringt nur zögerliche Ergebnisse - bisher zumindest. Allerdings mehren sich die Stimmen wie die Prof. Lütteken, auch Lorin Maazels Aussagen sind dazu unvergessen, und selbst die bisher sakrosankte Institution Bayreuth wird in ihrer gegenwärtigen Form von Kennern und Insidern infrage gestellt...man darf also gespannt sein, ob das Pendel nicht doch irgendwann wieder einmal in die andere Richtung ausschlägt und das Libretto als ernstzunehmenden Teil des Gesamtkunstwerkes entdeckt, und nicht nur als lockere, unverbindliche Ideenskizze für die eigenen Einfälle angesehen wird.
Den Beitrag habe auch ich mir Erbauung gelesen. Ich bin ganz bei Lütteken - nur mit einem Unterschied: Ich schaue mir derlei Opernproduktionen schon längst nicht mehr an, nicht, weil ich sie boykottieren will, sondern weil sie mich schrecklich langweilen und in Teilen nur noch anekeln. Und Langeweile und Ekel sind für mich der Tod des Theaters.
Der Beitrag beschreibt, was wir alle schon wissen und mehrfach hier ausdrückten. Nun wird das Dilemma in einer vorzüglichen, wohlgesetzten Sprache beschrieben. Feinstes Feuilleton, wie es von dieser Zeitung noch zu erwarten ist! Mehr nicht. Lütteken hat nicht eine Idee, wie man aus dem Schlamassel wieder heraus kommt. Das wird einem beim Lesen auch deutlich. Deshalb wird so ein Beitrag auch nichts nützen und bewirken. Die Karawane zieht munter weiter und lacht sich ins Fäustchen.
Hallo,
dies ist ein Zitat aus dem erwähnten Artikel.
"Texte, Partituren der Vergangenheit bedürfen vielmehr einer besonderen Sensibilität, denn erst, wenn es gelingt, im Vergangenen das Gegenwärtige aufzuspüren (statt die Gegenwart dem Historischen einfach nur überzustülpen), kann sich der Rang eines Kunstwerks, auch eines musikalischen Bühnenkunstwerks, bewähren."
Nachdem dies umzusetzen sehr viel schwieriger ist, als mit dummen Regietricks zu versuchen Modernität zu erzeugen, wird eben der leichte, seichte Weg gewählt (was von gewissen Kreisen sehr gewünscht ist/wird). Das ist m. E. der Kern des Problems.
Viele Grüße
zweiterbass
Alles anzeigenIch möchte es einmal ganz hart formulieren.
Solange die Opernliebhaber immer wieder in die Opernhäuser pilgern und dort für eine erträgliche Auslastung sorgen wird das Regietheater nicht auszuhungern sein.
Erst halbleere oder beinahe leere Opernhäuser würden die Intendanten zum radikalen Umdenken zwingen, weil sie sonst um ihre Posten fürchten müssten
Die Opernbesucher - oder Nichtbesucher haben die Zukunft der Oper in der Hand
SIE sind das Maß aller Dinge beim Theater - nicht irgend ein Regisseur der seine unerwünschten Ideen dem Publikum aufzwingen will
Zwei oder drei Jahre Opernabsenz - und der Spuk hat ein Ende
Die Opernzerstörer können dann stempeln gehen..
Eine Empfehlung eines Falken unter uns. Verführerisch einfach! Diese Strategie wird hier im Forum immer häufiger geäußert Nur der Schuss könnte gewaltig nach hinten losgehen. Nehmen wir einmal an, der Boykott-
Aufruf würde zünden und befolgt. Könnte es nicht sein, dass der Akzeptanz-, Besucher- und Einnahmerückgang von der breiten Masse und vor allem den über Zuschüsse entscheidenden Politikern und Gremien nicht als willkommener Anlass genutzt wird, um Zuschüsse zu streichen, nützlicheren Zwecken zuzuführen und scheinbar überlebte Institutionen zeitgemäßer umzugestalten oder ganz abzuschaffen? Opernfreunde die ein andere Entwicklung des Opernbetriebs wollen müssen sich äußern, müssen argumentieren, sollen sogar offen und laut ihren Unmut begründet äußern. Nur durch eine Meinungsänderung und das Schaffen alternativer, besserer Inszenierungbeispiele kann nach und nach der Richtungswechsel eingeleitet werden. Ich meine, dass diese Entwicklung bereits eingeleitet und nicht mehr aufzuhalten ist. Hauptsächlich Bürgerinitiativen ist es zu verdanken, dass wertvolle kulturelle Einrichtungen zu denen die Oper zählt erhalten werden konnten.
Herzlichst
Operus
Liebe Mme Cortese,
vielen Dank für den Artikel. Darüber sollten auch diejenigen einmal nachdenken, die diesen Unsinn heute noch befürworten.
ZitatZitat von Alfred Schmidt: Solange die Opernliebhaber immer wieder in die Opernhäuser pilgern und dort für eine erträgliche Auslastung sorgen wird das Regietheater nicht auszuhungern sein.
Lieber Alfred,
ich bin derselben Meinung und verwirkliche das schon seit einigen Jahren. Das das eine Wirkung hat, haben schon manche Opernhäuser erfahren und auch in Bayreuth zeigte es sich - besonders dieses Jahr - recht deutlich.
Andererseits muss ich auch Operus Recht geben, dass das ein Schuss nach hinten sein kann. Aber vielleicht ist das ja das erklärte Ziel dieser Schund produzierenden Regisseure, dass sie die Oper überhaupt aushungern wollen. Der Politik kann es ja nur Recht sein, wenn sie diese Subventionen einspart. Man könnte den Verdacht hegen, dass das von dort in diese Richtung gesteuert ist.
Liebe Grüße
Gerhard
Eine Empfehlung eines Falken unter uns. Verführerisch einfach! Diese Strategie wird hier im Forum immer häufiger geäußert Nur der Schuss könnte gewaltig nach hinten losgehen. Nehmen wir einmal an, der Boykott-
Aufruf würde zünden und befolgt. Könnte es nicht sein, dass der Akzeptanz-, Besucher- und Einnahmerückgang von der breiten Masse und vor allem den über Zuschüsse entscheidenden Politikern und Gremien nicht als willkommener Anlass genutzt wird, um Zuschüsse zu streichen, nützlicheren Zwecken zuzuführen und scheinbar überlebte Institutionen zeitgemäßer umzugestalten oder ganz abzuschaffen?
Lieber "Operus",
ich bin da ganz bei dir. Natürlich "stimme auch ich mit den Füßen ab", indem ich bestimmte Inszenierungen von bestimmten Regisseuren gar nicht mehr besuche, aber wer glaubt, dass ein "kollektives Aushungern" solcher Inszenierungen möglich oder gar nützlich sei, irrt gewaltig, denn das Ergebnis wäre die Beseitigung der deutschen Musiktheaterlandschaft. Was einmal geschlossen ist, wird auch unter neuen Vorzeichen nicht wieder aufgemacht. "Freiwillige Leistungen" des Staates wie die Kulturausgaben werden ja gerne mal zuallererst eingespart, also gestrichen. Die streicher werden ihre Chance nicht ungenutzt lassen...
Das Angebot sollte möglichst reichhaltig und abwechslungsreich sein, und dann soll sich jeder das davon raussuchen, was er mag. Wichtig ist meines Erachtens, dass es auch Alternativen für diejenigen gibt, die ein allzu extremes Regie-Theater nicht mögen. "Abschaffen" kann man das Regietheater hingegen nicht, höchstens, wenn man Live-Theater und Live-Musiktheater ganz abschafft...
ZitatZitat Von Stimmenliebhaber: Das Angebot sollte möglichst reichhaltig und abwechslungsreich sein, und dann soll sich jeder das davon raussuchen, was er mag.
Lieber Stimmenliebhaber,
genau da habe ich hier schon des öfteren betont. Leider sind aber im Angebot fast nur nur noch verunstaltete Werke. Wenn es so wäre, wie du postulierst, dann wäre eine echte Abstimmung mit den Füßen möglich und es würde sich bald zeigen, wohin die Mehrheit strebte. Leider wagen heute viele nicht mehr, überhaupt noch in die Oper zu gehen, weil man gewöhnt ist, fas nur noch Abwegiges vorgesetzt zu bekommen, es sei denn, man wäre vollkommen sicher, dass vernünftiges Theater geboten wird.
Liebe Grüße
Gerhard
Tja, lieber Operus, wie soll man es nun angehen?
Persönlich neige ich zu der Ansicht Professor Lüttekens:
"Die Diskussion über diese Praktiken entsteht allenfalls noch von Zeit zu Zeit, sie verläuft in Schüben, die gerne um die Vokabeln von «Texttreue» und «Regietheater» kreisen. Hilfreich ist das deswegen nicht, weil es, gerade angesichts der Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, nicht um «Treue» zum, sondern um Respekt vor dem Text geht.
Entschiedene Einsprüche gegen ein Dogma, in dem der Interpret über dem zu Interpretierenden steht, finden sich seltener – und sie werden von
den Anwälten der «Regie» gerne in ein ästhetisch, zuweilen auch ethisch zweifelhaftes Licht gerückt."
Hier bin ich nicht ganz mit dem Urteil Rheingolds einverstanden, der meint, Professor Lütteken hätte keine Idee, "wie man aus dem Schlamassel wieder rauskommt".
Ich denke, der Vorschlag, sich mehr auf den "Respekt vor dem Text" als auf die "Texttreue" zu konzentrieren, ist jedenfalls ein guter Ansatz. Man hat damit eine weitaus schärfere Waffe in der Hand und kommt mit ihr leichter vom Verdacht los, man würde ohne jede Phantasie nur Allthergebrachtes oder gar Hausbackenes wiederholen.
"Respekt vor dem Text" lässt auch gewagte Deutungen zu und sicher gibt es eine große Anzahl Opern, die das gut verkraften.
Das Deutungsvorrecht des Regisseurs wäre ein weiterer Punkt, der eine Debatte lohnt. Ist er nun der Stellvertreter Gottes auf Erden oder nur der Verwalter eines vom Textdichter und Komponisten entworfenen Konzeptes?
Vielleicht sollte man sich auch fragen, inwieweit die moderne Filmregie mit ihrer Betonung des Ruhelosen, des Gewalttätigen und des Slapsticks die Köpfe der Operregisseure vernebelt.
Wir wollen jedenfalls hoffen, dass nicht alles so schwarz ist, wie Professor Lütteken es sieht.
"Vielleicht ist die Hoffnung auf eine Gegenbewegung zum Operntheater der Beliebigkeiten noch nicht ganz illusorisch. Ein Blick auf den Saisonbeginn lehrt allerdings, dass kein Grund zum Optimismus besteht."
ZitatOperus: Opernfreunde die ein andere Entwicklung des Opernbetriebs wollen müssen sich äußern, müssen argumentieren, sollen sogar offen und laut ihren Unmut begründet äußern. Nur durch eine Meinungsänderung und das Schaffen alternativer, besserer Inszenierungbeispiele kann nach und nach der Richtungswechsel eingeleitet werden.r
Lieber Hans!
Hier bin ich ganz Deiner Meinung! Eine andere Möglichkeit sehe ich auch nicht. Die andere Seite hat Gerhard schon erwähnt:
ZitatLeider wagen heute viele nicht mehr, überhaupt noch in die Oper zu gehen, weil man gewöhnt ist, fas nur noch Abwegiges vorgesetzt zu bekommen, es sei denn, man wäre vollkommen sicher, dass vernünftiges Theater geboten wird.
Zu diesen Opernfreunden gehöre ich auch. Ich verzichte schon lange auf den Besuch der Opernhäuser. Obwohl mir dies schmerzt, möchte ich mich dem z. Zt. ausufernden Klamauk auf der Bühne aussetzen.
Danke für dieses Zitat, lieber hami1799: "Ein Dogma, in dem der Interpret über dem zu Interpretierenden steht".
Es ist doch fast witzig: Hinsichtlich der Interpretation klassischer Musik durch Dirigenten ist man längst von diesem Dogma abgerückt. Andererseits praktiziert man es auf den Bühnen in einer geradezu exzessiven Art und Weise. Es hat sich geradezu umgedreht.
Ich glaube auch nicht, dass Fernbleiben ein erfolgversprechender Lösungsansatz ist. Erstens mal wird das ohnehin kaum jemals eintreten, da das Publikum zu unterschiedlich ist und nicht durchgehend die Oper meiden wird. Zweitens ist die Gefahr, dass die staatlichen Förderungen dann komplett wegfallen, nicht von der Hand zu weisen. "Otto Normalbürger" versteht diese ohnehin nicht, wird sie z. T. sogar völlig unnöten finden, von daher wird es kein allzu großes Aufsehen erregen, wenn mal ein paar Opernhäuser schließen müssen. Darauf zu bauen, dass die zuständigen Kulturpolitiker die notwendige Verwurzelung in der klassischen Musik haben, wie das vor einem halben Jahrhundert noch der Fall gewesen sein mag, darf heute zudem stark in Zweifel gezogen werden. Daher wird man von politischer Seite schwerlich erwarten dürfen, dass Oper heutzutage zur Staatsräson gezählt wird.
Lieber Joseph II,
der Angriff der Sophisten ist bisher ausgeblieben.
Das Zitat "Ein Dogma, in dem der Interpret über dem zu Interpretierenden steht" bietet jedoch eine Angriffsfläche und man kann es lesen wie der Teufel die Bibel.
Die Entgegnung, dass der Interpret per Definition ja immer über dem zu Interpretierenden steht, wäre schließlich nicht falsch, allerdings hätte man dann die Intentionen des Verfassers missverstanden.
Im übrigen schließe ich mich Deiner Meinung an. Ein Fernbleiben halte ich ebenfalls für kontraproduktiv. Nur frage ich mich, ob der Fortbestand der Oper mit allen Mitteln erreicht werden soll. Wenn man das Publikum in die Meistersinger nur mit "echter Prügelei auf der Bühne" locken kann, nehmen wir auch Abarten in Kauf, die auf anderen Gebieten schon lange gang und gäbe sind.
Es wirkt auf den ersten Blick sympathisch, wenn ein enthusiastisches, oft junges Publikum begeistert jede noch so schlechte Vorstellung beklatscht, erweist aber im längeren Verlauf der Kunst einen Bärendienst und ist letztlich nur die Kehrseite der entgegengestzten Variante, wie sie nunmehr im Sportgeschehen so häufig anzutreffen ist.
Als Beispiel des Letzteren kann ich das kürzlich in Zürich stattgefundenen Davies Cup-Spiel zwischen der Schweiz und Italien nennen, wo jeder Doppelfehler eines Italieners von lautem Beifall begleitet wurde.
Das eine ist so missgerichtet wie das andere, wenn auch die Enthusiasten einige Nachsicht verdienen.
Von politischer Seite erwarte ich ebenfalls keine große Hilfe. Vor einigen Jahren verriet der damalige schwedische Ministerpräsident, dass der nicht wusste,
wer den Troubadour komponiert hatte.
Das alleine wäre noch kein starkes Indiz für Kulturfeindlichkeit, wenn man aber dazu noch erfährt, dass es damals auch voll ausgereifte Pläne gab, die lauschigen, verschlungenen Gässchen der Stockholmer Altstadt (Gamla stan) in mathematischer Akuratesse zu begradigen, dann ahne ich das Schlimmste.
Zum Glück scheint - wenigsten in Schweden - diese Sanierungswut zur Zeit abgenommen zu haben.
Doch Oper als Staatsräson? So weit wird es, wie Du sagst, in unserer Zeit nicht mehr kommen.
Ein sehr interessanter Artikel, der vielen hier aus der Seele spricht. Ein Punkt hat mich besonders gefreut, und leider scheine ich wieder der einzige zu sein, der ihn anspricht: der Zerstörung der Bühne und des Textes muss auch die Zerstörung der Musik folgen. Da hat ja Lüttekens einiges angedeutet. Ich werde in meinem Satirethread dazu ausführlich Stellung nehmen und Lüttekens zitieren. Ich bin immer wieder erstaunt, dass die RT-Befürworter darauf so gut wie nie eingehen. Als zentrales Beispiel war mir eingefallen, dass es nur konsequent wäre, statt des Wagnerschlusses der Götterdämmerung den Schluss der "Soldaten" zu spielen (wenn es sein muss, mit Verstärkung von 10 Vuvuzelas). Ich glaube, dazu nimmt von den Befürwortern niemand Stellung, weil es die "Rote Linie" ist, und weil das die Zuschauer auch so sehen und wegbleiben.
ZitatZitat von Dr.Pingel: Ein Punkt hat mich besonders gefreut, und leider scheine ich wieder der einzige zu sein, der ihn anspricht: der Zerstörung der Bühne und des Textes muss auch die Zerstörung der Musik folgen.
Lieber Dr. Pingel,
das ist ja auch nicht mehr so ganz neu. Es ist in Einzelfällen ja schon dagewesen. Da der Respekt vor dem Komponisten und seinen Werk immer mehr verloren geht, wird auch das wahrscheinlich in Zukunft noch drastischere Ausmaße annehmen. Für mich ist die Musik teilweise schon dadurch zerstört und klingt mir fremd, wenn zu ihr völlig unpassende Bilder gezeigt werden. Ich erkenne die Musik dann vielleicht noch, wenn ich vor den Bildern die Augen verschließe. Aber das kann wohl kaum der Sinn eines Opernbesuchs sein.
Drastische Beispiele und Bilder hat ja Lüttekens bereits aufgezeigt und sind auch in unserem, leider noch gesperrten Thema "Sammelplatz für absurde und lächerliche Inszenierungsideen" zu sehen. Aber worin nun der Fortschritt und die Gegenwartsbezogenheit bei diesen Beispielen besteht, hat uns bisher noch keiner der Befürworter dieses Verunstaltungstheaters erklären können.
Liebe Grüße
Gerhard
Hier bin ich nicht ganz mit dem Urteil Rheingolds einverstanden, der meint, Professor Lütteken hätte keine Idee, "wie man aus dem Schlamassel wieder rauskommt".
Ich denke, der Vorschlag, sich mehr auf den "Respekt vor dem Text" als auf die "Texttreue" zu konzentrieren, ist jedenfalls ein guter Ansatz. Man hat damit eine weitaus schärfere Waffe in der Hand und kommt mit ihr leichter vom Verdacht los, man würde ohne jede Phantasie nur Allthergebrachtes oder gar Hausbackenes wiederholen.
"Respekt vor dem Text" lässt auch gewagte Deutungen zu und sicher gibt es eine große Anzahl Opern, die das gut verkraften.
Meinst Du wirklich, lieber hami, der Respekt vor dem Text sei ein Ansatz wider das, was man auf Opernbühnen an Flachheiten sieht? Das ist allenfalls der allerklitzekleinste Ansatz. Ohne jede Nachhaltigkeit. Wer hat denn noch Respekt vor Texten? Wer kennt sie noch? Hier im Forum gibt es eine starke Fraktion pro Originalsprache in der Oper - egal, ob man etwas versteht oder nicht. Gerade das ist aber ein Einfallstor für abstruse Inszenierungen. Da reicht doch kein Übersetzungslaufbahn! Daraus kann man doch keine Kenntnis der Texte beziehen. Wie denn? Ich sehe noch den jungen Regisseur aus Berlin in einer zerrissenen Jeans und völlig verdreckten Turnschuhen die Prachttreppe im Nationaltheater München nach oben steigen, um zu einer Inszenierung von Rossinis "Tell" anzusetzen. Ich beurteile gewöhnlich Menschen nicht nach Äußerlichkeiten. In diesem Falle aber waren Auftritt und Erscheinung Programm. Dieser junge Mensch, sehr sympathisch auf seine Weise, gilt als einer der kommenden großen Talente - schreiben Kritiker. Wie soll der Respekt vor Texten haben? Sein Job ist es, keinen zu haben. Er hat das nicht gelernt. Es ist verpönt. Der ist nach eigenem bekunden gekommen, um die Texte in Grund und Boden zu stampfen. Respekt vor Texten! Es ist zu spät! Das ist, als würde die Feuerwehr zu einem brennenden Haus gerufen und zunächst Fragen nach dem Baumeister oder Architekten stellen. Ich bin da sehr pessimistisch. Regisseure agieren doch nicht losgelöst von ihrer Umwelt. Zunehmend ist es doch so, dass Menschen in Theatern sitzen und glauben, das sei nun so.
Ich wiederhole mich genau so wie andre Schreiber zu diesem Thema. Immer die gleichen Argumente. Es ist wie Asche im Mund. Allein daran zeigt sich, wie unlösbar das Problem ist. Die radikalste Lösung, mit der ich im Geheimen liebäugele: Theater für drei Jahre schließen! Dann wird sich zeigen, ob wir Sehnsucht danach haben und ob wir Theater überhaupt brauchen.
Dieser junge Mensch, sehr sympathisch auf seine Weise, gilt als einer der kommenden großen Talente - schreiben Kritiker. Wie soll der Respekt vor Texten haben? Sein Job ist es, keinen zu haben. Er hat das nicht gelernt. Es ist verpönt. Der ist nach eigenem bekunden gekommen, um die Texte in Grund und Boden zu stampfen. Respekt vor Texten! Es ist zu spät!
Diese Respektlosigkeit hat ja durchaus eine lange Tradition, lieber Rheingold - man reflektierte dabei freilich sehr besonnen über das richtige Gespür für das Erlaubte und nicht Erlaubte. Beispielhaft dafür Eduard Hanslicks frech-amüsante Ausführung (1877) über die "Zauberflöte" und wie man sie aufführen sollte mit "verbessertem" Text (lange also bevor das sogenannte Regietheater überhaupt erfunden wurde):
"Selbst mit zahlreichen Äußerlichkeiten und Nebendingen wurzelt die Zauberflöte in dem alten Wiener Zauberspiele und hat von diesen eine Menge Elemente, die zu dem gegenwärtigen Begriffe der „Oper“ nicht passen. Mehrere dieser possenhaften oder volkstümlichen Elemente, wie den Tanz der wilden Tiere u. dgl., hat man schon beseitigt. Unseres Erachtens darf man in dieser Purifizierung nicht weiter gehen, will man dem Werke seine eigenthümliche Physiognomie nicht rauben. Treibt man die Bildung so weit, wie das Pariser Théâtre lyrique, welches die Schlange im ersten Acte, das Schloß vor Papgeno´s Mund, das alte Weib (Papageno´s Vorläuferin) u. s. w. ausmerzt, so bleibt uns eben ein Stück, das nicht Die Zauberflöte ist. Dagegen müssen das Publicum und die Kritik in Deutschland protestiren. Aber ein anderer Uebelstand kann und soll reformirt werden: die Albernheit und Trivialität der Diction. Sie ist kaum länger zu ertragen. Überzeugt uns doch jede Vorstellung, dass gerade in den ernsten Scenen der sprichwörtlich gewordene Zauberflöten-Unsinn eine Heiterkeit erregt, welche den Eindruck der Mozart´schen Musik paralysirt und mit der Würde eines ernsthaften Theaters unvereinbar ist. Wenn der weise Sarastro mit breitestem Pathos singt: „Wen solche Lehren nicht erfreu´n, verdienet nicht ein Mensch zu sein“ – wenn sein ebenso weiser Unter-Staatssekretär das schöne Geschlecht mit dem Ausspruch charakterisiert: „Ein Weib thut wenig, plaudert viel“ – wenn Pamina und Papageno ein gefühlvolles Duett mit dem endlos wiederholten Refrain: „Mann und Weib, Weib und Mann“ schließen u. s. w., so kann man doch unmöglich in der Stimmung bleiben. Dies sind Dinge, die eine erfahrene Hand mit zwei Federstrichen zu ändern vermag. Wenn diese Hand zuvor das französische Libretto der Flûte enchantée durchblättern wollte, würde sie manchen werthvollen Anhaltspunkt finden. Die französischen Bearbeiter haben der Mozart´schen Musik durchaus bessere, passendere Verse unterlegt, ohne den Charakter derselben zu alteriren.“
Schöne Grüße
Holger
Lieber Holger, dieser Text hat mir sehr gefallen. Ich kannte ihn nicht. Darüber lässt sich trefflich nachdenken. Danke.
Ich finde Hanslicks Meinung hierzu denoch völlig irrig. Zu dieser Zeit hat man auch "Così fan tutte" noch mit einem anderen Text gespielt...