Hallo reklov! und alle Gardiner-Liebhaber!
Bei mir kam das Päckchen aus London am Dienstag an-, natürlich habe ich gleich reingehört und Vergleiche zu den mir im Ohr liegenden Rilling-Aufnahmen gezogen.
Das erste, was mir auffällt: ein immer transparenter Orchester-und Chorklang. Herrlich, wie sich die musikalischen Linien aufbauen und immer deutlich sind. Allerdings erscheint mir der Chorsopran etwas zu schwach besetzt zu sein, gegen die immer kräftig und harten Bässe hören sie sich manchmal mickrig an. Besonders auffallend im cantus firmus BWV 137, der dritten Kantate auf CD 1: hier muß doch der Chor-Sopran ein jubelnden und beherrschenden Einsatz finden-, aber zu schwach!
Auf CD 2 habe ich mich mit der Besetzung des Altus abgefunden-, einene warme Alt-Frauenstimme finde ich auch angenehmer.
Gardiner's Beschreibungen in seinem Reisetagebuch finde ich wie immer großartig. Das, was er zu der '10-Gebote-Kantate' BWV 77 bemerkt, ist eines Ehrendoktors in Theologie wert. Ich habe selten so frisch unbefangene und mir einleuchtende Deutungen über Bach's Kantatenwelt gelesen.
Zu den cover-Bildern mit den menschlichen Gesichtern: Da kommt man schon ins Nachdenken. Vielleicht: Bach gehört allen Rassen und Religionen, weil er eine zeitlose überreligiöse Wahrheit erspürt, die gerade in den einfachen und unverbildeten Gesichtern zu erspüren ist. In jedem Gesicht steckt nämlich ein Funke Gottes.
Übrigens-, Du reklov, kommst aus Ostwestfalen. Woher? Nächstes Jahr ziehe ich nach Herford und möchte Dich mal treffen.
Gruß Adamo