Heute in der Oper: "Les Contes d'Hoffmann" live aus New York

  • Mitgehört werden kann hier.


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    Olympia ...... Kathleen Kim
    Antonia/Stella ...... Anna Netrebko
    Giulietta ...... Ekaterina Gubanova
    Nicklausse/La Muse ...... Kate Lindsey
    Hoffmann ...... Joseph Calleja
    Die vier Bösewichte ...... Alan Held
    Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
    Dirigent: James Levine

  • Gleich geht's los. Auf der Seite der Met steht zu lesen, dass die Nackten auf der Bühne- wohl auf vielfachen Wunsch- bei der Kinoübertragung nicht zu sehen werden :D.


    Jimmy Levine tritt unter Ovationen in den Orchestergraben und beginnt mit einem markigen Vorspiel. Alles klingt sehr sauber und klar ausgearbeitet.

  • Weiß jemand, welche Fassung gegeben wird und kann mir einen Libretto-Link schicken? (Damit ich grobe Anhaltspunkte für die Handlung habe... :wacky:)


    Erster Bösewicht-Auftritt. Ursprünglich hätte ja René Pape die vier Unsympathen singen sollen, sagte aber ab. Was mich bei ihm immer wundert, ist, dass er erst sagt: "Dann und dann singe ich das und das", aber kurz vor knapp wieder zurückzieht. Er hat sich die Partitur doch mit Sicherheit schon mal vorher angeguckt, oder?


    Alan Held ist dunkel timbriert, klingt aber etwas grob und hat ein wenig mit dem Französischen zu kämpfen (wobei es Pape da nicht anders gegangen wäre ;)). Die Bosheit versucht er bisher eher durch Chargieren zu erzeugen, aber das durchaus erfolgreich...

  • Wir schalten um in die Kleinzack-Ballade.


    Der erste Auftritt von Joseph Calleja war durchaus gut: Eine schöne Stimme!
    Er gibt übrigens heute sein Debüt in der Rolle.


    Irgendwie klingt er aber etwas kehlig und angestrengt...


    Freundlicher Applaus nach dem Mittelteil. Irgendwie glaube ich aber zu wissen, warum severina Herrn Calleja einst den "singenden Bilanzbuchhalter" nannte :stumm:.


    Er singt auf jedem Fall sauber und pointiert, auch der Spitzenton am Ende kam gut heraus.

  • Ein sehr guter Prolog geht zu Ende. Die Akustik der Met ist ja wundervoll, jedenfalls für die Stimmen! Wartet nur, in zehn, fünfzehn Jahren singe ich vielleicht selbst da :jubel:...

  • Hier ein Zitat aus einer Kritik zur von der MET verwendeten Version:


    "The Met's current version, in use since 1993, places the Antonia act in the middle and the Giulietta act third. It includes Dapertutto's aria "Scintille, diamant (Sparkle, diamond)" and a septet, both added years after the opening. Musicologist Michael Kaye, who has been researching "Hoffmann" for almost 30 years, is upset the Met ignores his finds."


    Ansonsten finde ich Calleja stimmlich der Rolle gut gewachsen. Die Stimme hat sich durchaus weiterentwickelt, sozusagen "verbreitert", die Höhe ist gut erarbeitet, wenn auch nicht wirklich brilliant (war ja seit jeher eine seiner "Baustellen"). Die Aussprache des Französischen könnte besser sein, auch ein wenig mehr smorzando und melancholischere Farben wären schön. Der leichte "Schlag" in der Stimme (andere nennen es Mecker-Vibrato) gefällt mir hingegen recht gut - das gibt dem Hoffmann einen leicht nervös-hysterischen Unterton.


    Die Akustik der Übertragung finde ich hingegen ziemlich scheußlich: Überbrilliant, unnatürlich (Datenreduktion?), bassarm.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Die Aufführung versprüht Esprit- ob der französisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber immerhin ist er vorhanden :D.


    Wir hören zwar jetzt den Olympia-Akt- aber komischerweise scheint die Coppélius-Arie zu fehlen (die Figur stellt Alan Held übrigens hervorragend dar, sein Abgangslacher eben war toll).


    Wechsel zum Chor. Levine dirigiert wie immer breit, in einer merkwürdigen Einheitslautstärke, aber mir gefällt's :pfeif:...

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Hier ein Zitat aus einer Kritik zur von der MET verwendeten Version:


    "The Met's current version, in use since 1993, places the Antonia act in the middle and the Giulietta act third. It includes Dapertutto's aria "Scintille, diamant (Sparkle, diamond)" and a septet, both added years after the opening. Musicologist Michael Kaye, who has been researching "Hoffmann" for almost 30 years, is upset the Met ignores his finds."


    Ja, nach 30 Jahren würde ich da auch an die Decke gehen. Hat Mr Kaye schon mal versucht, bei anderen Opernhäusern unterzukommen? Zur Not bei Herrn Harnoncourt :wacky: ;) :D?


    Irgendwie scheinen alle Met-Choristen erkältet zu sein, oder Giselher hat mit seiner Einschätzung recht. Der Stream hat 192 kbit/s, es gibt auch noch einen 256er, der sich hier versteckt und tatsächlich besser klingt (auch wenn ein wenig Tiefe durchaus fehlt).


    Die Olympia ist ziemlich dunkel timbriert und keine reine Zwitscherliese- Kathleen Kim interpretiert die Partie durchaus. Aber ob das richtig ist? Naja, als Regietheaterer sollte ich ma da vielleicht besser zurückhalten :angel: :D.


    Nicht alle Koloraturen kommen sauber, auch manche Höhe klingt angestrengt, aber die Stimme klingt schön rund. Immerhin. Vielleicht hätte man aber auch besser Diana Damrau engagieren sollen, Frau Kim die Antonia übernehmen und Anna Netrebko Urlaub machen lassen :].

  • Joseph Calleja sang die Szene mit Olympia eben sehr schön. Er gibt sich Mühe.


    Mit einem Ensemble verabschiede ich mich aus einem spaßigen (natürlich nicht lustigen) ersten Akt in die Pause. Bis gleich.


    :hello:

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  • Wo ist da eigentlich das angekündigte Quiz, wenn die Teilnehmer die Lösung immer selbst verraten? Das scheint jetzt erst richtig loszugehen. Alagna stellt die Fragen.


    Spaßig ist die Runde allemal: "Wer hat denn jetzt gewonnen?" - "Sie, glaube ich, weil sie ohne Akzent sprechen..." (nachdem der Moderator vorhin bei einem aus North Carolina stammenden Mitrater "Strauss" statt "Berlioz" verstand: "'La Damnation de Faust'? Strauss?" - "Tut mir leid, ich komme halt aus North Carolina...") :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:

  • Die Moderatorin: "Wir haben jetzt Olympia weg- bleiben noch zwei Lieben übrig." :D


    Bin auch "back in one minute"- eben was zu trinken holen.


    Gern doch, Christoph ;).


    :hello:

  • Was haltet ihr eigentlich von meinen Live-Berichterstattungen? Findet ihr das begrüßens- und fortsetzungswert oder haltet ihr's für sinnloses Geschwafel nach dem Motto "Wie erhöhe ich ohne großen Aufwand mein Beitragszahl?"
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    An der Met wird nachher (2 Uhr morgens deutscher Zeit) noch "Hansel and Gretel" gegeben (in der Inszenierung, von der ich mir eine DVD kaufen wollte, und erst durch den Amazon-Trailer erfuhr, dass Englisch gesungen wird :motz:). Die müssen da ja Bühnenarbeiter haben... 8o!



    Ich habe bisher nicht allzu viel von Anna Netrebko gehört- ich finde tatsächlich, dass sie die Partie der Antonia (und wohl nicht nur die?) reichlich emotionslos herunterkurbelt. Eine schöne Stimme hat sie auf jeden Fall, das lässt sich nicht leugnen :yes:.

  • Nein, die sind gut. Mach bloss weiter!!!!! Vor allem spricht da eine große Liebe zur Oper, die ich beim Regietheaterthread vermisse. Aber egal, hast du auch Fotos von dem neuen hoffmann irgendwo gefunden?

  • Ein Kinoplakat:



    (Das Duett Antonia-Hoffmann, das eigentlich Feuer und Glut verlangt, geriet tatsächlich völlig langweilig und unberührend- aber das liegt zum großen Teil an Frau Netrebko, denn Calleja gefällt mir durchaus auch als Darsteller.)



    Mehr habe ich leider nicht finden können (die Met veröffentlicht auch selbst nichts Brauchbares, sondern gleichfalls nur Montagen)- aber das wird dich wohl mehr beeindrucken:


    Zitat

    Original von der Metropolitan Opera New York
    The stage production of Les Contes d’Hoffmann contains partial nudity and may not be appropriate for young children. The partial nudity will not be shown in the Live in HD transmission of the opera.


    ;)

  • Irgendwie gefällt's mir zunehmend weniger. Hoffe nun, dass es Alan Held gelingt, das Bedrohliche in der Szene mit Antonia rüberzubringen. Gegen Netrebko wird er's schwer haben.


    Die Aufführung wird auch in den Comprimarii-Rollen von den Herren getragen- Miracle und Crespel bekriegen sich aufs Spannendste :yes:.

  • Nein, leider nicht. Wollte eigentlich auch ins Kino- da ist leider nichts draus geworden. Da wärnse ja schön blöd, das selbst kostenlos zur Verfügung zu stellen.


    Alan Held machte das Trio eben tatsächlich großartig- nuancenreich böse. Gegen ihn hörte sich Netrebko tatsächlich wie kalter Kaffee an.


    Jetzt ist die Russin langweilig verstorben. "Ohne große Emotion muss ich, Rat Crespel, bekanntgeben, dass meine nicht besonders liebe Tochter Antonia.." :D


    Die Männer schlugen sich wacker im Zweiten Akt. Verdiente Bravi auch für Levine.

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  • Also, mir gefiel die Netrebko.


    Mich nerven allerdings die dämlichen Moderatorinnen. HahaHa, Kicher Kicher - meine Güte!!!!! Der Moderator früher war viel seriöser. Political correct Gender also auch an der MET. :kotz:


    habe noch zwei fotos gefunden. Schaut eher traditionell aus:-) Bei meiner suche habe ich auf der MET-Seite Skizzen von Schneider-Siemssen zum Ring gefunden. echt traurig, dass diese produktion weltweit die einziigst einigermaßen authentische ist und dass sie jetzt eingestampft wird.

  • Mhmh. Eben ein Interview mit Calleja: "Bei der letzten 'Hoffmann'-Neuinszenierung hier sang Placido Domingo die Titelrolle- wie fühlen Sie sich dabei, in seine Fußstapfen zu treten?" Was soll der arme Kerl darauf schon antworten? Symptomatisch dagegen Anna Netrebko: "Was mögen sie denn besonders an Antonia?" "Die Partie ist kurz- hahihiahaha!"


    Alan Held ist mir sympathisch- er betreibt ein eigenes Blog, das Einblicke in das Leben eines Opernsängers gibt, und twittert: "Warum singt Schuhe für Jungs eigentlich schwieriger zu schnüren als Schuhe für Mädchen?" Mehr unter http://www.alanheld.com.

  • Meine Lieblingsstelle: "Scintille, diamant". Held singt hintergründig, toll phrasiert und makellos- weit mehr als nur ein Ersatz für Pape!


    Auch der Spitzenton gelingt ihm wunderbar; er geht aufs E und nutzt diesen ätherischen Effekt voll aus. Viel zu kurzer Applaus.

  • Dafür gab es Applaus für das Bühnenbild. bin jetzt echt mal gespannt auf ein paar weitere Fotos!!!


    Ich finde die Netrebko übrigens gut! Vor allem jetzt als Giulietta.

  • Dass sie makellos singt, kann man ihr wirklich nicht absprechen. Das ist auch schon mal was.


    Gab's tatsächlich Applaus fürs Bühnenbild? Das Ganze soll wohl ziemlich showmäßig sein- Inszenator Bartlett Sher ist "Tony"-prämierter Musicalregisseur.


    Auch musikalisch gefällt's mir jetzt wieder besser. Für das Septett habe ich eh was übrig.

  • Das hättest Du in köln hören müssen mit Mathias Klink!!!!! War noch besser!!!!! Klink fand ich eh emotionaler und besser in der rolle.


    Ja, es gab Applaus als der Vorhang zum Venedig-Akt aufging.

  • Womit wir bereits am Ende angelangt wären. Joseph Calleja war ein respektabler Hoffmann, Levine dirigierte sehr anhörlich, pointierte Chöre, Netrebko spulte ihre Parts lieblos runter (wer weiß, vielleicht hat die Frau ja immense Bühnenwirkung)- das absolute Highlight waren jedoch die Vier Bösen von Alan Held, der sich kontinuiertlich steigerte und die Spiegelarie mit allen Inflektionen sang :jubel:!

  • Großer Beifall für alle Beteiligten (viel zu wenig für Held!). Auch für den Regisseur? Den habe ich leider verpasst.


    War auf jeden Fall ein guter Abend! Am 16. Januar gehe ich ins Kino und gucke die neue "Carmen". Mal sehen, wie das wird.


    Gute Nacht!


    :hello:

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