• Zitat

    Original von Juli
    Wenn man Purist ist, müsste man in Bach-Kantaten die hohen Stimmlagen mit Knabenstimmen besetzen!
    (Mulier taceat in ecclesia!)


    Der Auffassung bin ich bis heute treu geblieben. Die alten Harnoncourt- und Ramin-Aufnahmen z.B. zeigen, daß dies durchaus sehr gut umsetzbar ist.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Original von dietergoebler:

    Zitat

    Wichtig ist für mich auch das die Sopran und Altstimmen von Frauen gesungen werden.


    Ich sehe schon, die Freunde des Altus haben hier keine große Lobby! :wacky:
    Der Sopran wird ja eigentlich eher selten von Männern gesungen.
    (Obwohl es natürlich auch Sopranisten gibt)


    Mag denn keiner Altisten? :(


    Juli

    Audio ergo sum

  • Zitat

    Original von Juli


    Ich sehe schon, die Freunde des Altus haben hier keine große Lobby! :wacky:
    Der Sopran wird ja eigentlich eher selten von Männern gesungen.
    (Obwohl es natürlich auch Sopranisten gibt)


    Mag denn keiner Altisten? :(


    Doch. Ich. :D


    Das Problem bei den Knabenstimmen ist doch die immer früher einsetzende Pubertät. Bei Bach trällerten noch 18jährige im Sopran und Alt, hatten entsprechende Übung und Ausbildung.
    Bei den Harnoncourt-Aufnahmen klingen manche Knäblein hervorragend, bei anderen bekommt man eher Mitleid.
    Warum soll das kein Altist singen? Scholl, Agnew und wie sie alle heißen können das ganz hervorragend. Außerdem sind sie mit ihrer Spezialisierung mit dem aufführunspraktischen Drumrum bestens vertraut. Und ihr Vibrato haben sie ebenfalls unter Kontrolle.

  • Herrlich!


    Danke, Hildebrandt! :jubel: :jubel:
    Endlich eine gleichgesinnte Seele, ich dachte schon, ich wäre hier allein!


    PS: Nicht, daß wir uns falsch verstehen: ich mag keineswegs alles, was sich Altist nennt!
    Aber ich denke, das war klar.


    :hello:
    Juli

    Audio ergo sum

  • Lieber Hildebrandt,


    Paul Agnew ist ein Tenor, kein Altist.


    Ansonsten: ich höre die Herren Waschinski, Cencic oder Laszkowski genauso gerne wie die Herren Scholl, Jaroussky, Daniels oder Jacobs, gell...


    Nur Knabenstimmen, das muss ich nicht wirklich haben - obwohl es auch da bemerkenswertes gibt.

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  • Zitat

    Original von Alviano
    Lieber Hildebrandt,


    Paul Agnew ist ein Tenor, kein Altist.


    Stimmt. Das ist mir wohl beim Gedanken an schön vibratoarmen Gesang passiert


    Zitat

    Ansonsten: ich höre die Herren Waschinski, Cencic oder Laszkowski genauso gerne wie die Herren Scholl, Jaroussky, Daniels oder Jacobs, gell...


    Nur Knabenstimmen, das muss ich nicht wirklich haben - obwohl es auch da bemerkenswertes gibt.


    Oder gab. Wird ja mittlerweile kaum noch so gemacht.

  • Salut,


    nennen möchte ich noch den Countertenor David Daniels, der so herzerweichend das Why beats my heart... aus Thomas Arnes "Alfred" singt. Und eine besondere Ausnahmeerscheinung ist eh Max Emanuel Cencic, der sich selbst als Sopranisten sieht.


    Die entsprechenden Aufnahmen sind hier zu finden:



    Beides wärmstens zu empfehlen!


    :hello:


    Ulli

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Hallo
    Nach dem Tod von Moreschi, begann man in Deutschland mit der Wiederbelebung der Barockoper. In den fünfziger Jahren, trat Alfred Deller 1912-1979 als Solo- Countertenor auf. Deller war Falsettist und sollte hier nicht vergessen werden.
    Gruß
    Padre.

  • Zitat

    Original von Padre
    Hallo
    Nach dem Tod von Moreschi, begann man in Deutschland mit der Wiederbelebung der Barockoper. In den fünfziger Jahren, trat Alfred Deller 1912-1979 als Solo- Countertenor auf. Deller war Falsettist und sollte hier nicht vergessen werden.
    Gruß
    Padre.


    Hallo!


    Meines Wissens war aber Moreschi den Deutschen ziemlich wurscht. 1922, das hat nichts mit dem Tode Moreschis zu tun, soweit ich weiß zumindest, wurde der Giulio Cesare zum ersten Mal nach über 180 Jahren wiedergespielt, und zwar in Halle/Saale.


    Deller war Engländer, nicht Deutscher, falls du das so gemeint hast!
    Ich kenne eine GA mit Deller,die einfach nur Hammer ist:

    HÄNDEL-SOSARME
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG joschi

  • Hallo Joschi,
    anscheinend werde ich permanent missverstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass Deller Deutscher war? Deller war natürlich Engländer. Ich habe nur gemeint, dass nach dem Tod des letzten Kastraten Moresschi, in Deutschland eine Wiederbelebung der Barockoper begann. Die Aufführungen waren jedoch anders gestaltet: die Kastratenpartien wurden transponiert und von Bässen und Baritonen gesungen. Und in diesem Zusammenhang wollte ich auf Deller hinweisen.
    Gruß
    Padre :hello:

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  • Zitat

    Original von Padre
    Hallo Joschi,
    anscheinend werde ich permanent missverstanden. Ich habe nicht geschrieben, dass Deller Deutscher war? Deller war natürlich Engländer. Ich habe nur gemeint, dass nach dem Tod des letzten Kastraten Moresschi, in Deutschland eine Wiederbelebung der Barockoper begann. Die Aufführungen waren jedoch anders gestaltet: die Kastratenpartien wurden transponiert und von Bässen und Baritonen gesungen. Und in diesem Zusammenhang wollte ich auf Deller hinweisen.
    Gruß
    Padre :hello:


    Hallo!
    Die Partien wurden falsch besetzt, das stimmt schon, aber das hat mit Moreschis Tod herzlich wenig zu tun, es trifft lediglich mit den ersten Aufführungen zusammen, hat aber mit Moreschis Tod nix zu tun.
    Und nicht nur von Bässen und Baritonen, die Partien wurden scheinbar willkürlich umgeschrieben... :wacky:


    LG joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Die Partien wurden falsch besetzt, das stimmt schon, aber das hat mit Moreschis Tod herzlich wenig zu tun, es trifft lediglich mit den ersten Aufführungen zusammen, hat aber mit Moreschis Tod nix zu tun.
    Und nicht nur von Bässen und Baritonen, die Partien wurden scheinbar willkürlich umgeschrieben...


    "falsch besetzt" ist vielleicht ein bisschen zu streng, denn die Kastraten-Partien wurden manchmal schon kurz nach der Entstehung geändert. Händel selbst hat, war kein Entmannter zur Hand, auf Tenöre zurückgegriffen. Bässe wurden wohl seltener als Ersatzstimme verwendet.

  • Joschi,
    damit keine Missverständnisse aufkommen, da hast von diesen Dingen gewiss mehr Ahnung als Ich. Mir ging es nur darum, auf Deller einmal hinzuweisen, da hast ihn ja selber als Hammer bezeichnet!
    Liebe Grüße
    Padre

  • Guten Abend,


    Ich schätze sehr die Stimme des Altisten Daniel Taylor.
    Er scheint hier in Europa nicht so bekannt zu sein, obwohl er mit namhaften Ensembles aufgetreten ist, darunter Gardiner, Herreweghe und Bernius. Mir hat er immer sehr gut gefallen. Vielleicht ist seine Stimme nicht die allerkräftigste, dafür interpretiert er m.E. sehr innig und gefühlvoll, immer sehr textbezogen. Es gibt auch mehrere Aufnahmen mit Lautenliedern, die seiner Stimme sehr liegen.


    Eine meiner Lieblingsaufnahmen ist die folgende:



    Lamenti von Heinrich Schütz, Dietrich Buxtehude und Johann Christoph Bach. Dazwischen instrumentale Werke von J.H.Schmelzer und P.H.Erlebach. Einziges Manko der CD: Könnte ein bißchen mehr Gesang drauf sein. Ansonsten: Eine wunderbare Aufnahme, bei der ich regelmäßig dahinschmelze!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG
    Juli

    Audio ergo sum

  • Hallo Christoph,


    mein absoluter Favorit ist auch Jochen Kowalski. Er hat eine schöne Klangfarbe in seiner Stimme. Er ist für mich mit Abstand der beste Countertenor. Ich habe schon viele Konzerte von ihm im Fernsehen gesehen und habe auch immer wieder gestaunt was die Natur mit solch einer Stimme machen kann.


    LG little-organist

    Musiker aus dem schönen Kiel :) :pfeif:

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  • Also, grundsätzlich habe ich ja nichts gegen Countertenöre,


    ABER:
    Teilweise habe ich wirklich das Gefühl, dass das, was unter dem Deckmantel des HIP getrieben wird, wirklich ausufert.


    1. Was hat es bitte mit HIP zu tun, wenn Herreweghe und Genossen in einem Chor Sopranistinnen UND Altisten verwenden? Beispiel:

    Bach durfte keine Frauen in der Kirche singen lassen, was wird eingespielt? Frauen im Sopran! Was hat Bach wahrscheinlich nicht einmal gekannt? Countertenöre im Alt! :motz:
    Ich sehe das so: Entweder man spielt es so, wie es von Bach aufgeführt wurde, d.h. Knaben im Chor & als Soli, oder man führt es so auf, wie es sich Bach (nach eigenem Bekunden!) gewünscht hat: Mit einem gemischten Chor und Frauen als Soli, aber nicht dieser pseudohistorische Kram :untertauch:
    Ich liebe Bach HIP & modern gleichermaßen, aber wenn man einen Weg wählt, dann auf bitte konsequent!


    2. Mit meinen obigen Ausführungen möchte ich nicht sagen, dass ich Countertenöre generell nicht leiden kann, diese Stimme besitzt etwas faszinierendes, sie besitzt etwas klares und körperloses, dass kann heine mir Altistin erreichen, z.B. das Agnus Dei aus Bachs h-moll-Messe oder die Arie "Es ist vollbracht" aus der Johannespassion. Hier passt er einfach, dieser schwebende, körperlose Klang, doch das hat absolut nichts mit HIP zu tun, sonder es geht darum einfach darum einen Satz PASSEND zu besetzen!


    Zum Abschluss mein persönlicher Besetzungs-GAU:

    :kotz:
    Die Interpretation ist ja eigentlich recht gelungen, aber ich möchte einfach nicht einen Mann Texte singen hören, die eindeutig Maria zugedacht sind. Interpretiert man HIP, ist es logisch, einen Knaben zu verwenden, doch wenn im Chor Frauen verwendet werden, kann man doch nicht als Alt-Solisten einen Mann verwenden. :no:

    "Phantasie ist unser guter Genius oder unser Dämon."
    - Immanuel Kant (1724-1804)

  • Ich sagte es ja schon öfter im Forum: HIP wäre für mich das, was Harnoncourt in den 60ern machte, nämlich Knabenchor plus Knabensolisten. :jubel:


    Der heutigen Pseudo-HIP kann ich nichts abgewinnen - dann lieber eine Interpretation à la Richter oder Klemperer. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Ich sagte es ja schon öfter im Forum: HIP wäre für mich das, was Harnoncourt in den 60ern machte, nämlich Knabenchor plus Knabensolisten.


    Tja, Gott sei Dank haben sowohl Harnoncourt als auch die anderen Größen der Barockmusik die Unzulänglichkeit der Knaben, sei es als Solisten oder im Chor, erkannt und deren Einsatz beizeiten abgeschworen...


    Außerdem sei mir die Bemerkung gestattet, dass jemand, der HIP als sklavisches Nachmachen der früheren Verhältnisse versteht, das Wesen dieser Interpretationsrichtung nicht im Mindesten verstanden hat.



    herzliche Grüße,
    Thomas




    So, nun aber zurück zum eigentlichen Thema Countertenöre! Für die Verwendung von Knabensängern und die leidige HIP-Diskussion gibt's eigene Threads. :boese2:


    Thomas als Moderator

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Ich sagte es ja schon öfter im Forum: HIP wäre für mich das, was Harnoncourt in den 60ern machte, nämlich Knabenchor plus Knabensolisten. :jubel:


    Lieber Felipe,


    mit dieser Knabenchor und -solistenideologie ohne jede weitere Differenzierung desavouierst Du HIP. Wieso sollen Knabensolisten generell historisch informierte Praxis darstellen? Gehst du zur Wiege der (evangelischen) Oratorienmusik, nämlich nach Hamburg, dann stellt man fest, dass mit dem Aufkommen dieser "modernen", anspruchsvollen kirchlichen Figuralmusik die Knabensolisten den Anforderungen nicht mehr gerecht wurden. Nach erheblichen Kämpfen mit der konservativen kirchlichen Obrigkeit konnte der Cantor Cathedralis, Mattheson, immerhin einer der bedeutendsten Musiktheoretiker des Barock, um 1717 den Frauengesang in der Kirche durchsetzen. Seine Kritik an den herrschenden Zuständen fiel recht drastisch aus: Er beschreibt den Sopranisten "mit einem schwachen fistul, so ein alt Mütterchen singet, der die Zähne ausgefallen", den Altisten "mit einer kalblautenden Stimme" den Tenoristen, "der wie ein rauhstimmiger Distelfresser schreiet", den Bassisten "der das achtfüßige G in der Tiefe wie ein Maikäfer im hohlen Stiefel brummt, daß kaum dreißig Schritt davon ein schlafender Hase erwachen möge, hingegen das vierfüßige g wie ein indianischer Löwe schreiet".


    Oder, um mal Händel zu nennen: Es ist bei ihm offensichtlich so, daß um die gleichen Partien Frauen, Kastraten und Knaben konkurrierten. Zwar hat er die Musik wohl "ad personam", also für jeweils bestimmte Sängerinnen oder Sänger geschrieben, wenn er aber die Besetzung wechseln mußte, hat er aus dem Pool der vorhandenen Sänger und Sängerinnen entsprechend den jeweiligen Fähigkeiten die besten ausgesucht. Und diese Auswahl war eindeutig: in der überwiegenden Zahl der Fälle setzte er für Sopran und Alt Frauen ein. Beim Messias weisen die Besetzungslisten von 13 Wiederaufführungen bis 1759 im Sopran neben den Frauen nur drei Fälle auf, bei denen als Solisten auch Knaben eingesetzt wurden. Die Alt-Partie wurde in drei Fällen von Kastraten, nie von Knaben, ansonsten von Frauen gesungen. Lediglich für die Uraufführung sind neben der Altistin Maria Cibber auch zwei Countertenöre als Solisten dokumentiert, danach setzte er sie nie mehr ein.


    Bei Bach ist das auch durchaus nicht so eindeutig, wie es manche Knabenstimmenfreunde gern darstellen wollen. Zumindest während seiner Zeit in Weimar und Köthen wurde seine höfische Vokalmusik wahrscheinlich überwiegend von Frauen gesungen. Sowohl seine erste Frau Maria Barbara als auch die zweite Frau Anna Magdalena waren Sängerinnen. Letztere hatte ihre Ausbildung zusammen mit ihrer Schwester bei der berühmten Weißenfelschen Hofsängerin Pauline Kellner genossen. Als sie 1720 nach Köthen kam, erhielt sie den hohen Rang einer Kammersängerin und das zweithöchste Gehalt nach J.S. Bach. Sie war gewissermaßen der Köthener Gesangsstar. Vermutlich sind nach 1720 die Sopranpartien der Bachschen weltlichen Kantaten in Köthen von ihr gesungen worden.


    Ich vermute - kann es zwar nicht beweisen, glaube aber nicht, dass jemand das widerlegen kann - dass eine Diskussion um die Alternative Knaben - Frauen - Falsettisten und Kastraten für einen Barockmusiker völlig unverständlich wäre. Diese Stimmen konkurrierten eher gleichberechtigt um die Rollen, ausschlaggebend waren ideologische Begrenzungen (Frauen in der Kirche!), ansonsten die zu singende Rolle und vor allem die Qualität der Sänger oder Sängerinnen.


    Keineswegs spreche ich gegen Knabengesang, ich finde, das es immer wieder Knabenkünstler mit großen Können gibt, die anrührend musizieren. Aber häufig höre ich auch überforderte Kinder und finde es ihnen und den Zuhörern gegenüber als ziemliche Zumutung, sie anstelle gut ausgebildeter und auf Barockmusik eingestellter Frauen zu präsentieren.


    Was mir am besten gefallen würde, wäre eine rollengerechte Besetzung. Also z.B. die Mutter Gottes im Weihnachtoratorium ("schlafe mein Liebster") mit einer Frau, den heiligen Geist in einigen Kantaten mit einem Countertenor, allegorische Frauenfiguren wie Tochter Zion (Matthäuspassion) oder liebende Seele mit Frauen. Unmöglich die Besetzung der hocherotischen Liebesduette z.B. in der Kantate "Wachet auf" mit Knaben. Ansonsten aber, wie gesagt, viele Sachen, bei denen mich Knabenkünstler sehr anrühren können.


    Beste Grüße


    Manuel García

  • Lieber Manuel García,


    ich will nur kurz darauf eingehen, damit wir nicht nochmal von der Moderation gerügt werden:


    Ich denke, es ist meine persönliche Vorliebe, daß ich Knabenchöre und -solisten mag. Das hat nicht nur mit dem strikten Verlangen zu tun, möglichst historisch korrekte Aufnahmen zu hören (wie Du blendend :jubel: darlegst, ja oft auch pseudohistorisch). Ich mag den Klang eines (guten!) Knabenchors schlicht und ergreifend. Ein gemischter Chor klingt einfach völlig anders (nicht unbedingt schlechter!), aber ich persönlich möchte die wunderbaren Aufnahmen der Thomaner, des Tölzer Knabenchors, des Dresdner Kreuzchors, der Regensburger Domspatzen usw. (ich weiß, auch all diese lieferten manchmal fragwürdige Leistungen) nicht missen.
    Die von Dir genannten "hocherotischen Liebesduette" finde ich eigtl. auch nicht wirklich schlimm, wenn sie von Knabensolisten gesungen werden. :pfeif:


    Um einen Monarchen zu zitieren, den ich ansonsten nicht sehr schätze, aber hier hatte er mal Recht: "[...] hier mus ein jeder nach seiner Faßon selich werden."


    Nun aber wieder On-Topic (es gibt sowieso einen Thread über Knabenchöre, da könnte man die Diskussion weiterführen).


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Guten Tag zusammen,


    ich glaube, nirgends gehen die Meinungen so sehr auseinander wie beim gesang. Die Klangfarbe, das Timbre einer Stimme gefällt eben oder es gefällt nicht - eine jede und ein jeder hat da seine persönlichen Vorlieben. Während es hier im Forum Musikfreunde gibt, die - selbst hochgelobte - Werke daraufhin abklopfen, ob irgendwo ein Altus mitsingt (führt zur Ablehnung des gesamten Werkes) lieben andere diese Stimmlage bei Männern.
    Beim Sängerischen gibt es, wie überall, gute und schlechte, oder besser gesagt: die einem gefallen oder nicht!
    Ich schätze guten Counter-Gesang sehr, ob HIP oder nicht HIP, ist mir dabei vollkommen Wurscht, die Stimme muß nur zum aufgeführten Werk und zur Rolle passen. Die Rolle der Maria z.B. von einem Counter oder Sopranisten gesungen, fände ich eher befremdlich, ich denke, da ist eine Frau wohl am richtigen Platz.
    ich habe aber schon wunderbare Bachkantaten mit Altus gehört oder auch Händelarien. Besonders mag ich die Stimme von Gerard Lesne, der vom Timbre her eher wie ein sehr hoher tenor und nicht so feminin klingt, schätze aber auch den Kanadier D.Taylor, ein eindeutiger Altus mit einer sehr klaren, vibratoarmen Stimme.
    Negativbeispiel: ich habe mir aus Neugierde Pergolesis Stabat Mater in der Aufführung von H. Müller-Brühl gekauft, besetzt mit Sopranisten und Altus.
    Jörg Waschinski Sopran
    Michael Chance Altus


    Ich finde die Aufnahme größtenteils grauenvoll!
    besonders M.Chance gefällt mir hier überhaupt nicht, J.Waschinski nur an einzelnen Stellen. Eines der schlechtesten Stabat mater, die ich jemals gehört habe!


    LG
    Juli


    PS Ohne jemanden beleidigen zu wollen, meine persönliche Einstellung zu Knabenstimmen:
    :kotz:

    Audio ergo sum

  • Ich habe ein Interview mit Andreas Scholl gehört wo er erzählte, dass bei einem Auftritt in Südostasien eine Frau laut loslachte, als er zu singen begann...


    eine weitere Stimmlage neben den Altistinnen, welche sich meistens auf Barockmusik beschränken muss (dort aber beinahe unendlich viel zum singen hat) ist der Countertenor!


    Mein Favorit ist unangefochten Jochen Kowalski! Speziell im "Nisi Dominus" RV 608 von A. Vivaldi - im 4.Teil - Andante "Cum dederit"! Oder dem "Salve Regina" RV 616


    Cum dederit scheint ja ein Klassiker für Countertenöre zu sein. So fand ich zu Philippe Jaroussky... Er singt dies einfach wunderschön.
    -> http://www.youtube.com/watch?f…lpage&v=TXuXjq_VdbM#t=71s
    RV616 mag ich auch mit Emma Kirkby sehr gern.


    Ich habe zwei CDs mit Andreas Scholl, ein sehr netter Zeitgenosse. Einmal eine reine Purcell-CD (hier vergöttere ich "Music for a while", aber auch den Cold song. Mit "Didos Lament" kann ich allerdings nicht warm werden.
    Music for a while: http://www.youtube.com/watch?f…age&v=Y8b4wEEbxwQ#t=1612s
    Interview bzgl. der CD: http://www.youtube.com/watch?v=jZsNl-zf5Ow


    ... und die zweite "O Solitude" Purcell, Dowland und andere. Mein Favorit davon ist Bennetts "Venus birds": http://www.youtube.com/watch?v=7KwHErv7Ryk.


    Carlos Mena höre ich auch gelegentlich, ich höre sehr gerne das Sances-Stabat Mater.
    http://www.youtube.com/watch?v=nxkgGq42ZWQ


  • Jochen Kowalski (* 30. Januar 1954 in Wachow bei Nauen in der Mark Brandenburg DDR) ist ein deutscher Kammersänger (Countertenor).
    Er arbeitete in der Requisite der Berliner Staatsoper, studierte an der Hanns-Eisler-Musikhochschule und wurde dort als Countertenor entdeckt.
    1982 sang er bei den Händel- Festspielen in Halle in dem Händel-Pasticcio Mucio Scevolo, im gleichen Jahr folgte an der Komischen Oper, deren Mitglied er seither ist, der Fedor in Boris Godunow. Zu seinen größten Erfolgen an diesem Haus gehören Händels Giustino (1984, auch an der Wiener Volksoper), Glucks Orpheus (1988, 1989 auch in London) und Händels Julius Cäsar (1993). Gastspiele an allen großen Bühnen schlossen sich an: Ptolomeo in Julius Cäsar 1987 in Paris, Orlowskij 1990 am Londoner Covent Garden (hier 1991 Farnace in Mozarts Mitridate).
    An der Hamburgischen Oper sang er 1989 in Belsazar sowie 1996 den Orlowskij (1999 New York). An der Berliner Staatsoper trat er 1994 in der Hosenrolle des Tancredi auf. 1996 Oberon in Brittens Sommernachtstraum an der Met, ebenso 1998 in Wien. Singt daneben ein umfangreiches Repertoire an früher und Barockmusik.
    Wurde 1994 zum Berliner Kammersänger ernannt.

    [Reclams Opernlexikon, S. 5273 (c) 2001 Philipp Reclam jun.]


    Anders als die meisten Countertenöre widmet sich Jochen Kowalski nicht ausschließlich der Alten Musik, sondern interpretiert ebenfalls Kunstlieder, Operetten und Salonmusik. Außerdem macht er keinen Gebrauch von der Falsett-Technik, um in der Altus-Stimmlage zu singen – im Gegensatz zu den meisten englischen Countertenören.
    Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.


    :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der NDR sendet unter diesem Titel heute in seinem Radio-Kulturprogramm einen Beitrag zum 60. Geburtstag von Jochen Kowalski.

    Zitat

    Opernkonzert
    „Dein Wagner heißt jetzt Händel“
    Jochen Kowalski zum 60. Geburtstag

    Eine Sendung von Marek Kalina
    Ursprünglich träumte er davon, als Wagner-Tenor auf der Bühne zu stehen und das Publikum ähnlich zu begeistern wie seine großen Vorbilder Franz Völker und Fritz Wunderlich. Doch während des Gesangsstudiums stellte sich heraus, dass Jochen Kowalski mit seiner klangvollen Kopfstimme für ein anderes Fach wesentlich besser prädestiniert war. 1983 wurde der Sänger, der aus dem brandenburgischen Wachow stammt, als Altus an die Komische Oper Berlin verpflichtet und trat von dort aus seine internationale Karriere an.


    NDR Kultur, 30. Januar 2014, 20 - 22.00 Uhr.


    LG


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei einem Konzert der Klosterfestspiele in Hirsau stellte sich Jochen Kowalski damals als Altus vor.


    Beim Hören erschloss sich mir allerdings kein Unterschied zu einem Countertenor. Hängt vielleicht damit zusammen, daß ich diese Stimmlage nicht mag.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Da zuletzt viel von Andreas Scholl die Rede war, möchte ich heute auf den ebenfalls ausgezeichneten Countertenor (Altus) Jochen Kowalski zu sprechen kommen, der am 30. Januar 1954 in Wachow /Nauen geboren wurde.


    Heute feiert er seinen 61. Geburtsstag.


    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).