Mozart: Symphonie Nr. 25 g-Moll KV 183 (173dB)

  • Ich bin sicherlich nicht der Berufenste, einen Thread zu einer Mozart-Symphonie aufzumachen, aber da es offenbar bis heute keinen gibt, will ich dennoch den Anfang machen.


    Die "kleine" g-Moll-Symphonie ist gewiß eine der berühmtesten Mozart-Symphonien. Der markante, ohrwurmartige Kopfsatz dürfte selbst den meisten Laien etwas sagen (den liebe ich noch heute). Neben ihrer Schwester, der "großen" g-Moll (Nr. 40), mit der sie auch nicht selten verglichen wurde, zählt sie zu meinen persönlichen Lieblingssymphonien von Mozart (interessanterweise beide in Moll).


    Komponiert wurde das Werk 1773, also in den Salzburger Tagen des damals 17jährigen Mozart.


    Eine großartige Werkanalyse erspare ich mir jetzt – da gibt es bei weitem fachkundigere Experten unter den Taminos. ;) – und komme gleich auf meine Aufnahme zu sprechen: Es ist jene von Karl Böhm mit den Berliner Philharmonikern, aufgenommen 1968 und in diversen Ausgaben bei der DG erschienen, mit der ich sehr zufrieden bin.


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    Daß die 25. eine der bedeutendsten Symphonien des Meisters darstellt, wird schon dadurch ersichtlich, daß sie von vielen der alten Dirigentengrößen, meist kombiniert mit der 29. und den "späten Symphonien" ab Nr. 35, eingespielt wurde.


    Vermutlich wird sich in absehbarer Zeit noch Bernstein dazu gesellen, so daß ich eine Vergleichsmöglichkeit habe.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ohja, diese Sinfonie liegt auch mir sehr am Herzen. Besonders durch den ersten und letzten Satz (beide im alla-breve Takt rascheren Tempos) empfinde ich es als eines der "energiegeladensten" Werke Mozarts - auf das Frühwerk bezogen allemal. Für das bei Mozart eher sehr melancholisch-tragisch (empfindsame) g-moll ist die Energie dieses Werkes also in wenig bemerkenswert.


    Zwar fällt die gewisse Parallele auf, dass in beiden größeren GRUPPEN con Orchesterwerken Mozarts (den Sinfonien und den Klavierkonzerten), je zwei moll-Werke vertreten sind, allerdings glaube ich nicht, dass man dem zu viel Beachtung schenken sollte. Ebenso gehört diese stürmische Sinfonie (zusammen mit der späteren g-moll Sinfonie, dem g-moll Klavierquartett und dem späten g-moll Streichquintett) zu den Verursachern der Theorie, dass g-moll Mozarst "Lieblingstonart" oder seine "persönlichste" Tonart sei. Einmal könnte man dagegen anführen dass es nicht wesentlich weniger (oder mehr) Werke in d-moll und c-moll gibt, zum anderen gibt es (einzelne) Werke oder Sätze etwa in f-moll (KV 594, KV 608 ) oder fis-moll (Mittelsatz von KV 488 ), die nicht minder (wenn auch andersartig) äußerst empfindsam, melancholisch, oder "tragisch" anmuten.


    Mozarts Ideen-Reichtum brachte eben auch Einfälle und Stimmungen in moll hervor und nur weil Mozarts Musik im allgemeinen als fröhlich, leicht und heiter charakterisiert wird, bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass alle moll Werke besonders persönlich wären oder viel bedeutsamer seien. Sie fallen ob ihrer Seltenheit in erster Linie schlicht mehr auf. Ob man zumindest auf g-moll als Mozarts persönlichste Tonart schließen kann und dass deswegen z.B. die hier besprochene Sinfonie besondere Bedeutung haben soll, würde ich hinterfragen.


    Sie ist aber natürlich einfach wunderschön und bewegend - deswegen findet sie natürlich eine etwas herausragende Beachtung. "Besonderer" ist sie deswegen genaugenommen von ihrer Bedeutung her nicht.


    -----


    Ich hab noch nicht allzu viele Aufnahmen dieses Werkes beisammen oder gesammelt, recht gut im Ohr ist mir aber die Einspielung der Academy of St. Martin in the Fields unter Sir Neville Marriner. Sicher nicht das hippeste Non-Plus-Ultra, aber eine Aufnahme an der ich ohne Vergleich stets wenig rumzumäklen habe :)



    :hello:


    Peter

  • Es gab schonmal einen thread Faszination g-moll Sinfonien, da steht aber nicht viel dazu drin. Im Kontext von Haydns (und JC Bachs) Sinfonien in der Tonart haben wir hier das Stück auch schon mal angeschnitten.


    Interessanterweise habe ich diese Sinfonie schon ziemlich am Anfang meines Klassikhörens entdeckt; damals war es eine sehr schöne, wohl nie auf CD erschienene Einspielung unter Colin Davis aus den 1970ern.
    Sehr empfehlenswert für gewichtige, dramatische Darstellungen sind Klemperer (nicht nur wie zu erwarten streng und wuchtig, sondern auch in den ersten beiden Sätzen außerordentlich schnell unterwegs) und Harnoncourt (Concertgebouw oder Concentus Musicus).


    Es ist in jedem Fall empfehlenswert, mindestens eine HIPpe Einspielung anzuhören, da (fast?) alle älteren Einspielungen das Seitenthema des Kopfsatzes nicht richtig artikulieren. Es müssen kurze Vorschläge sein (tjamm-ta-ta, tjamm-ta-ta) nicht lange (tiihja-ta-ta, tiihja-ta-ta). Ulli hat sich in irgendeinem thread mal total über die bis ca. 1980 wohl durchweg übliche Spielweise echauffiert; ich habe es aber eben auch so kennengelernt, bin daher für beide Varianten offen.
    (Bin jedenfalls an Informationen interessiert, wer welche Variante spielen läßt!)


    (Böhm kenne ich nicht, aber da der schon in der "großen" g-moll von Sturm und Drama meilenweit entfernt ist, kann ich mir das wohl sparen...)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Mozart Akademie Amsterdam mit Jaap ter Linden, mit denen ich die Symphonien eigentlich recht gerne mag, spielt


    Meinst Du die Vorschläge im Themenkopf (Takt 184 (auf drei) bis 185 und die analogen Stellen)? Die nimmt Jaap ter Linden kurz, also tjamm-ta-ta, tjamm-ta-ta, wodurch mit den vier Achteln im Nachsatz viel offensichtlicher wird (und vor allem klingt es nicht langweilig).


  • Hallihallo!



    Also ich muss sagen, dass ich mit dieser Einspielung von Böhm (der 25. Sinfonie) überhaupt nicht zufrieden bin,
    und immerhin mag ich Böhm sonst sehr gern... :no: :no:


    JR sagte dies auch im Bezug auf die "Große g-moll", auch da kann ich ihm nur zustimmen...
    Der Kopfsatz ist ja IMO total daneben gegangen... :stumm:


    Zur 25. allgemein:


    Ich liebe diese Sinfonie sehr und sie ist sicherlich ein erster Höhepunkt in Mozarts noch jungem sinfonischen Schaffen...


    Nicht nur der originelle Kopfsatz ist großartig gelungen, eigentlich ist diese ganze Sinfonie eine Großtat...


    Es ist immer wieder eine Freude die frühen Sinfonien Mozarts zu hören, die voller Lebensfreude und Ideen sind, die mich fesseln und mich nicht mehr los lassen... :jubel: :jubel:


    Zur selben Zeit wie die 25. ist übrigens Mozarts 24. Sinfonie entstanden, die zwar nicht so lang ist wie das berühmtere Zwillingswerk, aber der Kopfsatz ist einfach himmlisch.... :angel:


    Vielleicht sollte ich mal einen Thread zur 1. Sinfonie Mozarts starten (KV 16!), die bereits vom unglaublichen Genie Mozarts zeugt...


    :] :D


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Die kleine g-moll Sinfonie zählt auch zu meinen Lieblingen. Ob sie so berühmt ist lasse ich mal dahingestellt. Kennengelernt habe ich sie im Kino. Genau, im Film "Amadeus". Die Aufnahme im Film war wohl die von Sir. Nevill. Gekauft hatte ich mir allerdings eine alte Einspielung mit Georg Solti, die mir nach wie vor recht gut gefällt, allerdings alles von Ulli gescholtenen Fehler haben dürfte. Überdies werden im ersten Satz Wiederholungen weggelassen. Sei's drum, das ganze düstere Faszinosum wird hörbar. Klemperer - Hohannes erwähnte es bereits - ist deutlich zügiger unterwegs. Trotz aller meiner Klemperer Verehrung: mir ist das fast zu schnell. Die Böhm-Aufnahme habe ich noch nicht allzulange. Mein Kommentar dazu: langweilig, kommt irgendwie nicht vom Fleck. Sehr schade. Ist aber nicht die einzige Mozart-Aufnahme dieses Dirigenten, mit der ich meine Probleme habe. Ebenfalls durchs Raster fällt der junge Celibidache, der das Werk Anfang der 1950er für DECCA aufgenommen hat. Freilich, das sind jetzt alles ältere Aufnahmen. Immerhin Solti ist irgendwie noch sehr überzeugend (besonders auch im 2. Satz), Marriner dito.


    Interessieren würde mich nun Günter Kehr. Und HIP? Vielleicht Hogwood? Kennt die Aufnahme jemand hier?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ob Böhm jetzt "total daneben gegangen" und "langweilig" ist, kann ich mangels Alternativaufnahmen nicht feststellen. Es müßte ja auch noch die Wiener Aufnahme der 25. unter ihm auf DVD geben. Vielleicht findet die mehr Gnade?


    Zitat

    Original von Hammel
    Vielleicht sollte ich mal einen Thread zur 1. Sinfonie Mozarts starten (KV 16!), die bereits vom unglaublichen Genie Mozarts zeugt...


    Gute Idee.
    Nur zu! :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das Erstaunliche bei Klemp ist ja v.a. das Tempo des langsamen Satzes, der als sehr fließendes andante genommen wird, während seinerzeit andante fast immer als langsames Tempo gesehen und entsprechend gespielt wurde.


    Die Existenz einer Solti-Aufnahme war mir unbekannt, ich dachte der hätte höchstens die späten Schlachtrösser eingespielt. Marriner habe ich als solide in Erinnerung, wobei ich nicht weiß, ob der die Vorschläge schon richtig artikuliert.


    @Joseph: Anstatt exotische DVDs mit Böhm, Karajan als Ergänzung zu Böhm und Karajan zu sammeln, rate ich Dir (nicht nur bei Mozart) mal zu Alternativen, die es wirklich anders ("besser" verkneife ich mir ;)) machen. Aus Deiner Wagner-Sammlung solltest Du ja wissen, dass es hier erhebliche Unterschiede geben kann.
    Bei frühen Mozart-Sinfonien bleibt allerdings fast nur HIP als ernsthafte Alternative, da die früher eben nur sehr wenige dieser Werke eingespielt wurden.


    Man bekommt zB beide von Harnoncourts relativ günstig:




    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Vermutlich wird sich in absehbarer Zeit noch Bernstein dazu gesellen, so daß ich eine Vergleichsmöglichkeit habe.


    ... und das hat er sich mittlerweile:



    Sehr zupackend und (as usual) voller Emotionalität gerät dieser Live-Mitschnitt vom Oktober 1988 mit den Wiener Philharmonikern.


    Interessant der Direktvergleich des 1. Satzes mit Böhms Aufnahme von 1968: Böhm ist nicht mal um soviel langsamer als Bernstein, doch kommt der Satz gefühlt viel "altväterlicher", gezügelter, harmloser herüber. Ich sage bewußt nicht: langweiliger, weil das verfehlt wäre. Bernstein wirkt viel leidenschaftlicher, nicht so dahinplätschernd, viel vorwärtsdrängender. Eine Gefahr von Sentimentalität – ein gängiger Vorwurf der Bernstein-Kritiker-Fraktion – kann ich zumindest nicht erkennen.


    Die Zeiten (in Klammern Böhm):


    I. 8'10 [8'39]
    II. 4'12 [4'58]
    III. 3'50 [3'49]
    IV. 5'57 [6'36]
    Gesamt 22'09 [24'02]


    Tontechnisch ist die zwanzig Jahre jüngere Live-Aufnahme der Studio-Einspielung überlegen. Es klingt natürlicher und räumlicher. Störende Nebengeräusche vernehme ich nicht.


    Ein Wiener wird jetzt vielleicht sagen: Kein Wunder, hatte Bernstein doch das bessere Mozart-Orchester, am Böhm lag's nicht ... :P


    Zumindest im Non-HIP-Bereich brauche ich keine weitere Aufnahme. Dank an Johannes für seinen Harnoncourt-Tipp. Irgendwie würde eine HIP-Aufnahme als Ergänzung schon reizen ...


    :hello:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Harnoncourt x 2

    Dank an Johannes für seinen Harnoncourt-Tipp. Irgendwie würde eine HIP-Aufnahme als Ergänzung schon reizen ...

    Neuneinhalb Jahre später melde ich mich hier wieder und habe nun beide Einspielungen von Harnoncourt gehört und bin ganz hingerissen.



    Concertgebouw-Orchester Amsterdam (1983)



    Concentus Musicus Wien (1999/2000)


    1983: 10:34 - 5:33 - 3:30 - 7:12

    1999/2000: 10:45 - 6:06 - 3:34 - 7:03


    Die Spielzeiten sind praktisch unverändert. Speziell den Kopfsatz kann ich mir nicht besser vorstellen. Es ist schwierig, einer Aufnahme den Vorzug zu geben. Klanglich sind sie beide sehr gut. Natürlich ist der Klang des Concertgebouw-Orchesters viel voller, doch gelingt Harnoncourt (m. E. überzeugend) die Synthese mit historisch informierter Aufführungspraxis, ohne dass das Werk deswegen schroff klänge. Es hat einen unheimlichen Vorwärtsdrang. Das gilt im Grunde auch für die spätere Aufnahme mit dem Concentus Musicus Wien, nun aber eben auf Originalinstrumenten und mit noch schärferen Akzenten. In der Grundanlage hat sich interpretatorisch gar nicht soviel geändert. Die kleine g-Moll-Symphonie Nr. 25 KV 183 ist neben Nr. 26 KV 184 auch die einzige, die Harnoncourt zweimal eingespielt hat. Der Ansatz seiner Gesamtaufnahme ist durchaus verständlich, indem er die späteren Werke dann doch lieber mit einem großen Symphonieorchester machte, die früheren aber mit seinem eigenen Ensemble. Diese frühen Werke profitieren m. M. n. auch von dieser Herangehensweise. KV 183 steht irgendwo dazwischen und klappt mit beiden Ansätzen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • habe nun beide Einspielungen von Harnoncourt gehört und bin ganz hingerissen.

    Lieber Joseph II.,


    ich besitze die gesamte Reihe der Amsterdamer Aufnahmen, die ich in den späten 90er Jahren mal sehr günstig bei Zweitausendeins erstanden habe. Mir liegt folgende Ausgabe in identischer Zusammenstellung vor:



    Mich haben diese Aufnahmen ziemlich ernüchtert zurückgelassen. Positiv finde ich, daß Harnoncourt die Wiederholungszeichen nicht ignoriert, aber seine Interpretationen lassen mich kalt - so kalt und seelenlos, wie er "seinen" Mozart zelebriert. Das ist zumindest mein Eindruck, der natürlich nicht maßgebend ist. Aber ich konnte mit diesen hochgerühmten Aufnahmen nicht warm werden.

    Meine Lieblingsversion der Sinfonie Nr. 25 ist nach wie vor diese:




    Otto Klemperer mit dem Philharmonia Orchestra London (Aufnahme: 7/1956, Kingsway Hall, London).

    Die ist zwar auch, wie bei Klemperer nicht anders zu erwarten, "gegen den Strich" gebürstet, aber auf ganz andere Weise. Klemperer dirigiert schroff, kantig, viel härter als man es von Böhm gewohnt ist, aber seine Interpretation spricht mich direkt an. Eine Sicht, die den "späten" Mozart schon auf dieses, an sich schon frühreife Werk überträgt. So unterschiedlich können Geschmäcker sein …


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich habe diese Sinfonie ca 40 Jahre lang nicht mehr gehört - ohne zu wissen warum eigentich. Nun weiß ich es.:stumm:

    Aber beginnen wir beim Anfang. Ich hab - fast wie eine Vorahnung - Böhm ausgelassen und die Einspielung mit Jeffrey Tate und dem English Camber Orchestra gewählt

    Noch ein Wort zur Frage, ob es sich um eine "berühmte" oder "bedeutende" Sinfonie handelt. Die Bewertung ist hier - soweit ich feststellen konnte - sehr unterschiedlich. Im meinem Konzertführer aus dem Prisma Verlag- Lizenzausgabe Wiener Verlag (1978) werden erst die Sinfonien ab Nr 29 erwähnt. Ebenso wird die Sinfonie im Konzertführer Csampai/Holland - 2. Auflage Rowohlt (2009) nur im Rahmen der frühen Sinfonien kurz abgehandelt.

    Der Harenberg Konzertführer spendiert ihr aber - überraschend - aber dann verständlich wenn man den Text gelesen hat einen eigenen Artikel. Mit der Vorliebe des Harenberg für eher ungefälliges Material stürzt er sich geradezu auf dies "innovative" - irgendwie dem "Sturm und Drang" verpflichtete Sinfonie und stuft sie als "bedeutend" und "fortschrittlich" ein. Das erklärt er auch minuziös.


    Nach dieser Vorrede erübrigt es sich eigentlich, meinen persönlichen Höreindruck zu schildern. Schon während der ersten Töne war ich von der Aggressivität und Sperrigkleit abgestoßen. Ich hatte Tates Dirigat nicht so in Erinnerung. Aber ein kurzer Blick in die verfügbare Fachliteratur löste dann das Rätsel. In mindestens zweien der Texte wird das Werk (vor allem im Kopfsatz) als schroff und als düster im allgemeinen bezeichnet, Daher wundert mich das unten abgedruckte Zeitat

    Es ist immer wieder eine Freude die frühen Sinfonien Mozarts zu hören, die voller Lebensfreude und Ideen sind, die mich fesseln und mich nicht mehr los lassen...

    Angeblich hat das Werk schon Leopold Mozart nicht gefallen - aber das ist nicht eindeutig bewiesen.


    Also ich muss sagen, dass ich mit dieser Einspielung von Böhm (der 25. Sinfonie) überhaupt nicht zufrieden bin,
    und immerhin mag ich Böhm sonst sehr gern..

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen, die Sinfonie muß seiner Ästhetik gegen den Strich gegangen sein

    Aber im Rahmen einer Gesamteinspielung musste er sie natürlich aufnehmen....

    Ob Böhm jetzt "total daneben gegangen" und "langweilig" ist, kann ich mangels Alternativaufnahmen nicht feststellen.

    Vermutlich ist es so - wenn man ein schroffes Werk zu glätten versucht

    Ich werde mir in den nächsten Tagen (?) die Karl Böhm Einspielung abhören


    Denn der Harenberg schreibt interessanterweise, daß verschiedene Deutungen dieser Sinfonie existieren - stärker unterschiedlich als bei anderen Sinfonien: zwischen "schroffem Sturm und Drang" und "rokokohafter Serenadenstimmung"

    Die Spieldauer klaff ebenfall enorm auseineander: zwischen 23 und 34 Minuten !


    Es wird kein Weg daran vorbei führen, daß ich mir die Karl Böhm Aufnahme zum Vergleich anhöre....


    Dem "ernsthaften Hörer" empfiehlt Harenberg Aufnahmen, die der Tradition der HIPverbunden sind---


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schon während der ersten Töne war ich von der Aggressivität und Sperrigkleit abgestoßen. Ich hatte Tates Dirigat nicht so in Erinnerung.

    Ohje, lieber Alfred, da muss Jeffrey Tate aber schwer gewütet haben, dass er Dich so negativ beeindruckt - und das, wo Du Dich sogar unerschrocken durch weitaus moderneres und dissonanteres Repertoire gehört hast! Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Dir die Schönheit dieser Symphonie nicht in einer anderen Einspielung mehr und reichhaltiger entfaltet.


    So bin ich einer Empfehlung gefolgt, die weiter oben jemand ausgeprochen hat, dahingehend, dass man die Symphonie am ehesten in einer Einspielung mit historischen Instrumenten anhören sollte.


    Ich habe also der Mozart Akademie Amsterdam gelauscht, die mich schon mehrfach unter der kundigen Leitung von Jaap Ter Linden begleitet haben bei der Reise durch Mozarts Symphonien, und ich finde, sie machen auch hier ihre Sache hervorragend.


    Neben den wuchtigen Mollklängen, die so herb das Allegro con brio der Symphonie eröffnen, unterstreichen die Musiker mit dem feinen, silbrig-schimmernden, Klang ihrer Instrumente vor allem die Sanglichkeit dieser betörenden Musik, ohne die Dramatik fehlen zu lassen, die ihr auch innewohnt. Dabei verzichten sie jedoch auf schroffe, barsche, harte Akzente, wozu die Komposition wohl freilich verführen könnte; indes verzichten sie auf solche übertrieben harschen Akzente, sondern finden einen sehr überzeugenden Weg, melodiöse und kraftvolle Elemente miteinander in Einklang zu bringen.


    Auch das Andante des zweiten Satzes ist beseelt, von einer dezenten, behutsamen Herangehensweise, die jedoch niemals fad, anämisch oder spannungsarm wäre - ganz im Gegenteil! Wie hier feine dynamische Abstufungen in den Streichern realisiert werden, wie unprätentiös, natürlich und klangschön-tänzerisch musiziert wird, ist eine einzige Herrlichkeit. Auch hier wird wiederum nicht auf große, auftrumpfende Affekte und Effekte gesetzt: hier wird ein äußerst subtiler Schleier der Wehmut, ein hauchfeines Gespinst an melancholischer Empfindung ausgebreitet, das durchwirkt ist von tiefer Poesie und Sensibilität. Das spielt dieses Ensemble aus den Niederlanden zum Niederknien schön. (Es wäre überdies einen Thread wert, in welchem Grad sich Bart van Oort, Jaap Ter Linden und andere holländische Musiker um Mozart verdient gemacht haben in den letzten Jahren).


    Das kurze Menuetto erklingt kontrastreich, ohne jedoch diese Kontrast zu überreichen, auch hier zeigt sich wieder das Gespür des Dirigenten für Nuancen, und der tänzerische Charakter kommt hier gut zum Tragen.


    Das Allegro beschließt diese Symphonie, die so aufgeühlt begonnen hat, in fröhlicher, verspielter Munterkeit.


    Eine prachtvolle Komposition, die hier in einer überaus hörenswerten und gelungenen Aufnahme erklungen ist.


  • Zum Vergleich habe ich auch diese Einspielung zu Rate gezogen:



    Adam Fischer geht diametral entgegengesetzt zu Werke, als man dies bei Jaap Ter Linden hören konnte: mit dem superb aufgenommenen, Dänischen Nationalen Kammerorchester, das über die volle Wucht moderner Instrumente verfügt, setzt er auf markante, teilweise schroffe Akzente. Das ganze wird sehr straff dirigiert, teilweise wirkt die Musik daher etwas atemlos, wenn das Tempo forciert wird, und die teilweise sehr hart und komporomisslos gesetzten Akzente klingen für mein Ohr schon mehr nach Beethoven als nach Mozart; ob dies angemessen ist, mag jeder Hörer bzw. die Musikwissenschaft entscheiden. Jedenfalls weht hier eine recht steife Brise; mancher Einsatz springt einen förmlich an. Mitunter ist das schon beeindruckend, auch wie das klanglich und tontechnisch blendend realisiert worden ist, diese Heransgehensweise dürfte jedoch vor allem für die Musikfreunde interessant sein, die das ganze dramatische Potential dieser Symphonie ausloten wollen. Ich finde es mitunter schon zu wuchtig, da ziehe ich die weniger brachiale Einspielung aus Amsterdam vor.


    Immerhin kommt das Andante deutlich entspannter daher, wenngleich auch flotter und weniger detailreich als bei Ter Linden. Auch hier wird wieder eine Vorliebe zu starken Akzenten deutlich; die Bläser, die hier in einer Art Seufzermotiv die Melodien der Streicher kommentieren, sind sehr in den Vordergrund gerückt, und die leise Wehmut der Amsterdamer klingt hier bei den Dänen eher ostentativ, beinahe schon larmoyant; auch dieser Satz ist eher etwas für Freunde ausgeprägter Kontraste, wiewohl man auch hier wieder konstatieren muss, dass die Mitglieder des dänischen National Orchesters mit exzellenter Spielkultur aufwarten und sicherlich Momente großer Schönheit realisieren.


    In den beiden verbleibenden Sätzen findet sich ebenfalls wieder die Eigenart eines sehr kraftvollen, die Kontraste stark betonenden Musizierstiles. Auch hier wieder Vieles, das beeindruckt, manchmal jedoch auch den Bogen für mein Ohr etwas überspannt. Indes eine Version, die gerade im Vergleich zu der obigen Einspielung sehr interessant ist.


    Man sieht, welch' eine breite Palette diese Komposition in sich birgt, und es ist sicher lohnend, dieser Symphonie in unterschiedlichen Einspielungen zu lauschen.

  • Lieber Don Gaiferos


    und das, wo Du Dich sogar unerschrocken durch weitaus moderneres und dissonanteres Repertoire gehört hast!

    Ja - aber das sagt wenig aus.

    Ich habe es mir angewöhnt - und das war IMO eine gute Entscheidung - moderneres Repertoire nicht mit sen "alten" Masstäben zu messen - das war zu Beginn schwer - klappt jetzt aber einigermaßen.

    Bei Mozart indes habe ich indes eine andere Erwartungshaltung.


    Ich werde also in Böhm und Ter Linden hineinhören müssen


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich werde also in Böhm und Ter Linden hineinhören müssen

    Oh, Du hast die Aufnahme mit den Jaap Ter Linden auch, das ist schön, da interessiert mich Deine Meinung sehr. So werde ich denn auch nach Karl Böhms Einspielung Ausschau halten, die habe ich noch nicht im Bestand. Hans Graf habe ich auch noch, da werde ich dann auch mal hineinhorchen...


    liebe Grüße

  • Interessieren würde mich nun Günter Kehr. Und HIP? Vielleicht Hogwood? Kennt die Aufnahme jemand hier?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:


    Lieber Thomas,

    Deine Frage nach GÜNTER KEHR ist durchaus berechtigt. Seine Aufnahmen der frühen Sinfonien von Mozart mit dem MAINZER KAMMERORCHESTER sind in der Tat hörenswert, und gerade auch die Einspielung der Sinfonie Nr. 25 entspricht zumindest meinen Vorstellungen, wie dieses reife Frühwerk entsprechend der Entstehungszeit klingen sollte. Für wen allerdings mono nicht in Frage kommt und/oder HIP imperativ ist, scheidet diese Option dann natürlich aus.

    Das MAINZER KAMMERORCHESTER zählte ja ab den 50er Jahren zu einem der besten deutschen Kammermusik-Ensembles, und GÜNTER KEHR, selbst ein exzellenter Geiger und Gründer des bekannten "KEHR-TRIO", und von 1953 - 1961 Leiter des MAINZER KONSERVATORIUMS, gab mit diesem von ihm 1953 gegründeten Ensemble, das er bis 1989 leitete, viele Konzerte und machte auch zahlreiche LP-Einspielungen. Er hatte über "Violintechnik" um die Wende des 18. Jahrhunderts" promoviert, und er fand meines Erachtens auch den richtigen "approach" gerade für die frühen Sinfonien MOZARTs, die er 1970 geschlossen bei VOX aufnahm. Trotz des Einsatzes kräftiger "Farben" à l'italienne und dynamischer Abstufungen, nimmt er auch die g-moll Sinfonie Nr. 25 nicht ZU gewichtig und erliegt nicht der Versuchung, zu viel in diese hineinzuinterpretieren, er andererseits aber das Werk mit musikantischem Schwung, Temperament und jugendlicher Frische spielen läßt, ohne trotz relativ straffer Tempi - Spieldauer 20:39 Minuten - wohl nur KLEMPERER ist noch schneller - nicht den Eindruck des "Hetzens" aufkommen läßt. Herrlich der Vortrag der Oboen im 1. Satz. Er wählt fast identische Tempi wie SIR NEVILLE MARRINER, der den 1. Satz ähnlich schwungvoll angeht, die kantablen Mittelsätze aber etwas "gröber" spielen läßt als der etwas sensiblere GÜNTER KEHR. Ich ziehe gerade MOZART's frühe Sinfonien mit einem mehr Transparenz bietenden, und weniger gewichtig wirkenden Kammerorchester einem normalen Sinfonieorchester vor.
    Die HIP-Aufnahme von HARNONCOURT ist mir vor allem im 1. Satz zu schroff akzentuiert und läßt irgendwie wenig Wärme aufkommen, so gut und perfekt auch das Spiel des CONCENTUS MUSICUS sein mag.

    Auch Einspielungen durch SIR COLIN DAVIS, SIR CHARLES MACKERAS mit dem PRAGER KAMMERORCHESTER, ERNEST BOUR mit dem SÜDWESTFUNK-ORCHESTER, nicht zuletzt auch durch KRIPS und BERNSTEIN sind sicher eine Option, doch für mich ist die Aufnahme mit dem MAINZER KAMMERORCHESTER trotz Klangnachteilen die "sympathischste" Wiedergabe dieser Sinfonie.

    Für die noch früheren Sinfonien, wie die Nr. 8, 9, 10 und 11 gibt es eine ausgezeichnete Einspielung durch LOUIS DE FROMENT mit dem ENSEMBLE ORCHESTRAL DE L'OISEAU-LYRE. Für die nachfolgenden Sinfonien Nr. 21, 22, 23 und 24 ist ERICH LEINSDORF mit den LONDONER PHILHARMONIKERN meine Referenz, die Sinfonien Nr 27 und 30 hat GEORG LUDWIG JOCHUM mit den BAMBERGER SYMPHONIKERN wunderbar aufgenommen, und für die ebenfalls sehr schöne Sinfonie Nr. 29 würde ich in der Einspielung durch das NIEDERLÄNDISCHE KAMMERORCHESTER unter DAVID ZINMAN empfehlen.

    Viele Grüße
    wok


  • Wie versprochen, habe ich heute die Aufnahme unter Karl Böhm gehört.

    Wie unterscheidet sie sich von meiner gestrigen ?

    Eigentlich nicht besonders stark, von "rokokohaft " ist die Interpretation weit entfern. Und das passt ja auch, denn Böhm stand auf dem Zenit seiner Karriere im Ruf einen "sachlichen" Mozart zu dirigieren, einerseits fern jeglicher Süßlichkeit und andrerseits fern jeglichen Extrems. "Klassische Ausgwogenheit" wär eine gute Beschreibung-

    Im ersten Satz verzichtet Böhm au schroffe Kontraste und überzogene Dynamik.

    Sa kann man es beschreiben - möglich wäre aber auch:

    Die künstlich forcierte Schroffheit und exzessive Dynaik, die vielen heutigen Lesarten eigen ist, fehlt bei Böhm ganz.


    Die Unterschiede sind -absolut betrachtet - nur marginal, aber sie verleihen dem Werk ein anderes "Parfüm"

    Besonders schön gelingt der zweite Satz.

    Was Böhm macht, und was er anscheinend überall macht, ist, daß er die wohlklingenden Stellen mit den Attacken optimal balanciert.

    Böhm ist im ersten Satz un eine gute Minute schneller als Tate, was vermutlich auf Nichteinhaltung von Wiederholungszeichen zurückzuführen ist.


    Die Aufnahme mit Jaap Ter Linden werde ich bei nächster Gelegenheit hören .

    Gut Ding braucht Weile


    mfg aus Wien

    Alfred



    clck 1900

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute höre ich die Sinfonie Nr.25 bewusst das erste Mal in meiner Norrington-Aufnahme mit dem RSO Stuttgart.

    (Kann sein, dass ich da mal rein gehört habe, weil die Sinfonien Nr.1 und 41 mit auf der CD enthalten sind.)


    Von "schroffe, barsche, harte Akzente, wozu die Komposition wohl freilich verführen könnte" oder "große, auftrumpfende Affekte und Effekte" höre ich hier wenig ... aber warscheinlich messe ich das auch mit einem anderen Maasstab.

    Die Hickox - Aufnahme gefällt mir gut, sodass es mir keinesfalls nach einer anderen gelüstet. Das Werk finde ich ganz nett; im 2.Satz mit seinen Wdh im Thema etwas langatmig, aber sonst ein positives erfrischendes Werk. Freilich wirkt gerade die Nr.25 schon etwas sperriger, als manche späten Sinfonien.



    - hier die Einzel-CD aus meinem Schuber:



    HÄNSSLER, 2006, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ganz kurz habe ich in die Norringom CD (auch in meinem Besitz) hineingehört- In der Tat werden auch hier (entgegen meinen Erwartungen) keine Extreme beansprucht. Der zweite Satz ist einen Hauch beliebiger als bei Böhm, der ihm durch geschickte Ausbalancierung einen Hauch des Besonderen verleiht -vielleicht wird das nicht von jedemann so empfunden. "positiv erfrischend" sind Attribute, die in meine Sprachschatz nicht vorkommen - Dies nicht als Spitze gegen Teleton, sondern nur um die Position auf der ich stehe transparenter zu machen. Böhm bringt- kaum merkbar und unterschwellig - wo möglich - ein gewisses tänzerisches Moment hier mit ein......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Übrigens hat GÜNTER KEHR mit dem MAINZER KAMMERORCHESTER auch die sehr hörenswerten Sinfonien Nr. 18, KV 130 und Nr. 23, KV 181 ähnlich überzeugend eingespielt, wie auch die Sinfonien Nr. 19, KV 132, Nr. 20, KV 133, Nr. 21, KV 134, Nr. 22, KV 162 und Nr. 24, KV 182.


    Für die Sinfonien Nr. 21, 22, 23 und 24 hatte ich in meinem Beitrag Nr. 17 ja auch für ERICH LEINSDORF mit den LONDONER PHILHARMONIKERN eine Empfehlung abgegeben. LEINSDORF ist in allen Sinfonien deutlich schneller unterwegs als KEHR, doch er wählte ein schlankes Ensemble, so daß auch diese Lesart nicht unter mangelnder Transparenz leidet, frisch und spritzig klingt, und dennoch nicht gehetzt wirkt. Zwei sehr interessante, ziemlich unterschiedliche Interpretationen, die beide auf ihre Art ansprechen.


    wok

  • Während Alfred bereits seine Eindrücke zu Karls Böhm Lesart zu Protokoll gegeben hat, lausche ich -zum wiederholten Mal- der Einspielung von Hans Graf, und einen Ausdruck, den Alfred verwendet hat, würde ich auch ohne zu zögern auf die Aufnahme des Mozarteum Orchester Salzburg anwenden: und zwar die Formulierung "klassische Ausgewogenheit".


    Hans Graf steht ein klangstarker Klangkörper zur Verfügung, der über weitaufgefächerte, seidige Streicher, sonore Bläser und satte Bässe verfügt. Wer auf eine nicht HIP-geprägte Aufnahme Wert legt, wird hier gut bedient. Die Aufnahme der Symphonie datiert aus dem Jahr 1989, die Klangtechnik ist jedoch sehr gut und transparent.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Aufnahme in gewisser Weise polarisiert: positiv könnte man sagen, dass sie jeden scharfen Akzent vermeidet, und alle Stimmen sehr ausbalanciert in einen harmonischen Gesamtklang eingebettet werden, aber dennoch gut durchhörbar bleiben.


    Negativ könnte man sagen, dass die Interpretation belanglos, glatt und konturlos ist.


    Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte, ich jedenfalls mag diese Aufnahme sehr, da sie schon ein eigenes Profil hat, das sie von anderen mir bekannten Einspielungen abhebt, und das ich sehr reizvoll finde.


    So wird zum Beispiel der zweite Satz, das Andante, mit größter Behutsamkeit gespielt, sehr sachte, beinahe kommt die Musik ganz zum Stillstand, die kürzere Spieldauer im Vergleich zu der Aufnahme von Ter Linden müsste daher wohl auch mit der Verwendung einer anderen Fassung oder nicht umgesetzten Wiederholungen zu tun haben.


    Alles in allem eine sehr klangschöne, ausgeglichene Aufnahme, die stellenweise etwas pointierter sein könnte, jedoch ansonsten sehr lohnend ist.


  • Na ja - das Mozarteum Orchester Salzburg ist ja eines der berühmtesten von Österreich und das offizielle Orchester des Landes Salzburg

    hier ein Ausschnitt des deutschen WIKIPEDIA ARTIKELS

    Zitat

    Der Klangkörper hat seine Wurzeln im 1841 gegründeten „Dommusikverein und Mozarteum“ und wurde unter Mithilfe von Constanze Mozart ins Leben gerufen. Es war ursprünglich das Orchester der Studierenden der Musikschule und späteren Akademie Mozarteum. Es trägt seit 1908 die heutige Bezeichnung.

    Im Jahr 1939 löste sich das Mozarteumorchester Salzburg von der damaligen Akademie und wurde zum Orchester von ausgewählten Berufsmusikern und zur selbständigen Institution. Im Jahr 1958 wurde es zum Symphonieorchester von Stadt und Land Salzburg erweitert und zählt heute zu den führenden Symphonieorchestern Österreichs.

    mit 91 Musikern ist es kein Kammerorchester mehr, und man darf es nicht mit der Camerata Salzburg (auch aus dem Mozarteul gewachsen, wie der alte Name belegt) verwechseln. Diese Orchester werden ja seit Jahren bei den Salzburger Festspielen eingesetz. Es gibt ja mehrere Spielstätten----


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    das ist sehr interessant, v.a. wusste ich nicht, dass die Initiative für die Gründung des Orchesters auf Constanze Mozart zurückgeht.


    Im Moment lausche ich einer weiteren Aufnahme; ich erinnerte mich daran, dass ich noch eine ältere Gesamtbox aus dem Hause "Brilliant Classics" besitze, und dass dort sicher noch jemand anders die Symphonien gespielt haben muss als Ter Linden - und siehe da, tatsächlich, hier liegt eine von ASV lizenzierte Aufnahme vor, die uns die Version von Myung-Whun Chung näherbringt, den ich als Dirigenten eigentlich sehr schätze, zumal er ja für mich wohnortnah 1984-1990 auch hier im Saarland gewirkt hat als Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonie Orchesters Saarbrücken.


    Trotz meiner allgemeinen Wertschätzung kann mich diese Aufnahme aus dem Jahr 1983 jedoch nicht wirklich begeistern - erst einmal ist die Tontechnik recht dumpf, was das Hörvergnügen schon etwas eintrübt; schlimmer jedoch ist die Interpretation: langsam, unbeweglich, bleiern, pedantisch. Trotz des ein- oder anderen schönen Momentes wirkt hier die Symphonie insgesamt recht zäh, und auch die anderen Sätze wirken eher betulich und schwerfällig.


    Daher hat Brilliant Classics m. E. gut daran getan, diese Aufnahmen in weiteren Boxen durch andere zu ersetzen.



  • Ich habe Klemperer (in der Edition aus den späten 1990ern) nochmal angehört. Das war eigentlich einer meiner Favoriten, aber ich finde doch einige Dinge, die mich stören. Der Klang ist für sehr frühes (1956-57) Stereo o.k., aber eben auch nicht so toll (seltsamerweise meine ich, der letzte Satz klänge besser als der erste). Insbesondere sind mir die Hörner nicht präsent genug und die Oboen klingen spitz und unschön (liegt aber auch an der Spielweise, die klingen bei sehr gut klingenden Klemp/Philharmonia Aufnahmen 10 Jahre späte auch ätzend). Dann finde ich die ersten beiden Sätze fast zu schnell. Im Kopfsatz kommen durch das hohe Tempo die Synkopen am Anfangen (daraus besteht der Anfang) nicht so deutlich heraus und die Kontraste werden etwas eingeebnet. Natürlich auch die falsche Artikulation des Seitenthemas mit langem Vorschlag. Und das Menuett ist mir, zumal nach den rasanten Sätzen 1 und 2 etwas zu langsam. Freilich immer noch eine hochbedeutende Aufnahme, aber für mich keine vorbehaltlose Empfehlung.

    Meine erste Einspielung war Colin Davis auf LP, die ist aber leider nur in einer Box mit diversen Davis-Aufnahmen auf CD erschienen (und da fehlt dann die A-Dur, die ich als noch besser in Erinnerung habe).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe Klemperer (in der Edition aus den späten 1990ern) nochmal angehört. Das war eigentlich einer meiner Favoriten, aber ich finde doch einige Dinge, die mich stören.

    Das ist völlig verrständlich - und am sollte das - so möglich - tolereieren.

    Zunächst unterliegt man doch immer dem Zeitgeschmack - und der ändert sich. Man betrachte nur, welch abstruse Kleidungsstücle, Brillen und Frisuren man vor 30 oder 40 Jahren trug, Man sehe sich eine Fenrsehreklame von 1970 (so im Web noch verfügbar)

    Dann kommt noch der technische Aspekt dazu die Amnischung ware auf "durchschnittliche" HIFI anlagen der 60er oder 70er Jahre abgestimmt -

    Zuletzt - ich brauchte Lange bis ich die Ursache erkannte und einigermaßen akzeptierte. Zuerst schob ich es auf den Alterungsprozess der Geräte - und musste erkennen daß es der Alterungsprozess meines Gehörs war (mit Kopfhören ist das weniger ausgeprägt als mit Lautsprechern, dadurch kann bei KH-Hörern der schreckliche Prozess über einen langen Zeitraum cachiert werden)

    Mal ganz abgeshen von der damals verwendeten Sprache - Und auch der Geschmak in Sachen Klassischer Musi kunterliegt teilweise Wandlungen...


    mfg aus Wien Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich dachte aber, ich sei eher toleranter gegenüber mittelmäßigem historischem Klang geworden. Egal, die nächste ist Harnoncourt/Concertgebouw (1983). Viel besserer (wenn auch nicht idealer, "früher Digital"-) Klang, schöne "dunkle" Oboen, Hörner könnten für meinen Geschmack noch präsenter sein (Es sind VIER!). Wie bei Klemperer keine kammermusikalische Besetzung oder Gestus, sondern ein "großes Werk" mit großem Orchester. Alle Tempi sind zügig, der Kopfsatz aber nicht so monomanisch wie Klemperer, sondern kontrastreicher. Wie bei Klemperer ist das andante etwas zu schnell, um als echter "Ruhepunkt" zu wirken. Für manche vermutlich irritierend schnell der Menuett-Hauptteil, mit dem Trio in einem anderen, wesentlich langsameren Tempo. (Das ist historisch umstritten; manche HIPisten treiben das auf die Spitze, anderen meinen, dass Menuett und Trio im selben Tempo sein sollten.) Alle Wdh. machen die Ecksätze relativ lang.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Aus dieser Edition (ich habe si nur zur hälfte - habe ich - wie angekündigt am späten Nachmittag die Sinfonie Nr 25 gehört:

    Unter Jaap Ter Linden spielt die Mozart Akademie Amsterdam


    Die Interpretation vermeidet die Schroffen Gegensätze und ist von der Dynamik her seht zurückhalten, eher "leichtgeichtig" dirigiert. Es ist nun schwer zu sagen welch Deutung die richtige ist, aber hier klingt alles ausgewogen und ausbalanciert - niemals schrill oder harsch. Ich hat ihm Zusammenhang mit diesem Thread gelesen, daß die Sinfonie in unterschiedlichen Lesarten exisitert.Ein paar Akzente - bei gleichen Noten - anders gesetzt - und schon klingt alles ganz anders......


    Bemerkenswert ist, dass die Mozart Akademie Amsterdam eigentlich dr HIP-Szene zuzurechnen ist....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Weil hier im Thread auch der Bekanntheitsgrad der kleinen g-Moll-Symphonie angerissen wurde:

    Ich hatte immer gedacht, sie sei ganz selbstverständlich eine der berühmtesten Mozart-Symphonien überhaupt. Womöglich ist dies auf den Hollywood-Film Amadeus (1984) zurückzuführen, wo der Kopfsatz anfangs prominent vorkommt (dirigiert übrigens von Sir Neville Marriner).


    Nikolaus Harnoncourt sieht in diesem Werk in seinem Einleitungstext zur Box der frühen Symphonien "bereits ein gewichtiges Meisterwerk", das "in der Todestonart g-Moll und mit dem Kreuz-Motiv als Hauptthema" die Hörer seinerzeit "durch Abgründe und Schreckensszenen gehetzt" haben muss. Das Andante sieht er als "etwas beruhigt", aber auch als "rhythmisch und dynamisch raffinierte[n] Klagegesang als Reaktion" an. Im Menuett "nach einem vulgären polnischen Volkslied" gebe es "keine Heiterkeit", lediglich im Bläsertrio "ein[en] echte[n] Salzburger Ländler". Im Finalsatz die Rückkehr zum "wild-tragischen, fast entsetzlichen Bild des ersten Satzes".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bis in die 1960er gibt es m.E. relativ wenig Aufnahmen des Werkes. Insgesamt sind die bekanntesten und meistgespielten Mozartsinfonien wohl 38-41, 36, 35 und dann 25, 29, 31, 33, 34, 32. Vor 31 ist wohl nur 29 ähnlich bekannt wie die "kleine g-moll".

    Ich habe das Stück sehr früh, vor vielen der späteren Sinfonien kennengelernt und es war sofort einer meiner Favoriten.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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