Das Naxos Schubertlied-Projekt - - - Anspruch und Realisierung

  • Vor einigen Jahren startete Naxos eine Sere, welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, alle Schubertlieder zu beinhalten.


    Solch ein Projekt hatte es bis dato meines Wissens nur zweinmal gegeben, nämlich die Edition der Deutschen Grammophon mit Dietrich Fischer Dieskau, und die Hyperion-Ausgabe mit dem Pianisten Graham Johnson als spiritus rector.


    Deutsche Grammophon hatte für den volkalen Part den wohl bedeutendsten Schubertinterpreten seiner Zeit zur Verfügung, wes das Projekt wohl einzigartig macht.


    Johnson wollte - Jahre später . einerseits den englischen Markt abdecken - andrerseits Sänger einer späteren Generation zu Worte kommen lassen, die Sänger waren durchwegs aus dem ausserdeutschen Sprachraum, von Matthisa Goerne einmal abgesehen.
    Als hyperion dieses Projekt startete fragte der Produzent Johnson: "Alles gut und schön - aber wer wird denn die Winterreise singen?" Johnson soll darauf geantwortet haben; "Darüber brauchen wir uns keine Soregen zu machen, wenn es soweit sein wird, daß wir sie aufnehmen, werden Sänger sein, die heut noch niemand kennt" - Und so war es dann auch....


    Ganz anders ging Naxos an dieses Monsterprojekt heran,
    Ich gebe hier sinngemäß die Aussage von Klaus Heymann wieder, die ich aus dem Kopf zitiere:
    "Es ist nicht unsere Absicht, bekannte Sänger noch bekannter zu machen, sondern den Nachwuchs zu fördern."


    Dennoch startete die Reihe relativ forsch und mit Namen die sich nicht zu verstecken brauchten, ich erinnere in diesem Zusammenhang an Roman Trekel und Christian Elsner, aber es waren auch andere nicht ganz unbekannte Namen dabei. Anders als die andern , fast bin ich geneigt zu sagen: typisch Klaus Heymann - preschte Naxos von Anbeginn mit den kritischen drei Zyklen vor, zwei davon in der pianistischen Verantwortung des jungen Ulrich Eisenlohr - eine glückliche Wahl - so meine ich.


    .


    Imzwischen sind einige Jahre ins Land gegangen, das Projekt ist gewachsen. Zahlreiche Sänger haben ihren Beitrag dazu geleistet.
    Persönlich finde ich, daß hier viel geglücktes dabei ist, aber ich habe natürlich nicht alles, iregendwann ist meine Sammelwut erlahmt, wenngleich nur zeitlich begrentzt.....


    Nun werde ich aber - nicht zuletzt des aufkeimenden Interesses am Kunstlied, sowohl im Forum als auch privat - einige weitere Folgen erstehen. Welche Aufnahmen aus dieser Serie haltet Ihr für die bedeutendsten ? Gibt es welche mit Referenzcharakter?


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke, Alfred, für die erwähnten Beispiele.


    Zum Kaufen sehe ich in beiden Fällen keinen Anlaß. Die Gesänge erinnern mich zu sehr an Lehrer (Winterreise) und Vorbild (Müllerin).


    Namen nenne ich aus Respekt vor diesen Ikonen nicht.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Zum Kaufen sehe ich in beiden Fällen keinen Anlaß. Die Gesänge erinnern mich zu sehr an Lehrer (Winterreise) und Vorbild (Müllerin).


    Ich sehe das ein wenig anders.
    Selbstverständlich gibt es stets Vorbilder, selbstverständlich gibt es stets Lehrer, die bei einem mehr, beim andern weniger Spuren hinterlassen, Spuren die im Idealfall allmählich verblassen und der Eigenpersönlichkeit Raum geben.


    Nennen wir fürs erste doch mal einen Namen:
    Roman Trekel, meiner Mutter gefiel sein Timbre auf Anhieb, auch ich habe ihn positiv beurteilt, wenngleich nicht so euphorisch. Heute hat er die Winterreise nach einem Abstand von etwa 10 Jahren erneut eingespielt (diesmal für OEHMS Classic) und die Interprtation hat sich doch entscheidend verändert - ob zum Vor- oder Nachteil, das möchte ich demnächst in einem eigens ihm gewidmeten Thread erörten (lassen), den ich demnächst eröffnern werde.


    Aber das ist ja im Augenblick gar nicht das Thema.
    Das Thema ist, daß Naxos es gewagt hat , eine Edition Schubertlied zu starten , wo die Protagonisten in der Tat gegen Ikonen der Vergangenheit antreten müssen - und ich meine, sie haben sich wacker geschlagen - nicht nur bem Flaggschiff "Winterreise" und Prüfstein "Die Schöne Müllerin" - sondern auf bei weiteren Veröffentlichungen.


    Dazu muß gesagt werden, daß vile jüngere Musikfreunde gerade jene Sänger gerne auf CD haben möchten, die sie auch im Konzert erleben durften. Die Ikonen selbst kratzt das natürlich nicht, aber ich meine , es ist schon angenehm, wenn man sagen kann, daß ein Label ein komplette Schubert Edition mit deutschsprachigen Sängern der Gegenwart anbietet, und das zu einem Preis der sich sehen lassen kann.


    Wen ICH gelegentlich CDs aus dieser Serie kaufe, denn nicht um die "ultimative" Aufnahme zu erwerben - obgleich manches hier doch ultimativ sein könnte - sondern um mir ein Bild von der gegenwärtigen Liederszene des deutschsprachigen Raumes in Sachen Schubert zu machen. Der günstige Preis machts möglich....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Neben den von Alfred schon genannten Aufnahmen habe ich damals (immerhin schon 10 Jahre her) noch ein paar weitere der Serie erstanden:



    Hier ist es der - damals noch unbekannte - Michael Volle, Bariton


    ++++++++++++++++++++++++++



    Bei den Goethe-Liedern ist es der Bariton Ulf Bästlein, dessen Name ich vorher nicht kannte.
    Irgendwann ist meine Sammelwut dann eingeschlafen....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Michael Volles "Schwanengesang" steht schon auf meiner Wunschliste. Danke, Harald! :hello:


    PS: Ich stelle immer wieder fest: Es gibt Stimmen, zu denen man sich hingezogen fühlt. Michael Volle gehört für mich dazu.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Man kann wohl nur dann ein gültiges Urteil über die Naxos-Schubert- Edition abgeben, wenn man sich gründlich und systematisch auf sie eingelassen hat. Das habe ich nicht, also ist das, was ich dazu sagen möchte, mit allem Vorbehalt zu nehmen. Es ist nicht mehr als ein Urteil, das auf punktuellen Einblicken beruht.


    Mir scheint, dass dies ein durchaus verdienstvolles Unterfangen ist. Es ist wohl weniger für den Liedfreund geeignet, der auf der Suche nach der ganz großen Interpretation der bekannten und mit Recht beliebten Schubertlieder ist. Wohl aber ist die Naxos-Edition für denjenigen interessant, der mit einem gewissen musikhistorischen Interesse und vielleicht auch mit einem enzyklopädischen Impuls an Schubert herangeht. (Soll es ja geben, auch wenn derjenige dabei Gefahr laufen kann, scheel angeblickt zu werden.)
    Für diesen (oder diese) ist sie wohl erste Wahl.
    Damit will ich nicht sagen, dass man nicht auch hier großartige Liedinterpretation finden kann. Die gibt es sehr wohl! Aber der Vorteil dieser Edition ist ein anderer.


    Ein Beispiel. Wer wissen möchte, wie Schubert mit den Gedichten Klopstocks umgegangen ist, wie er dessen empfindsame, teilweise auch recht pathosgeladene Lyrik vertont hat, der findet hier (Nr.19: "Poets of Sensibility") alles, was er braucht, und er merkt sofort, welche Intention hinter der Edition Naxos steckt: Größtmögliche Schubertnähe in Form historischer Interpretation. Die gesangliche Leistung ist, soweit ich das als Laie beurteilen kann, ohne Tadel.


    Man setzt - je nach Liedtypus - sowohl eine Baritonstimme (Thomas Bauer), als auch einen Tenor (Marcus Ullmann) und einen Sopran (Simone Nold) ein, und man verwendet einen Hammerflügel als Begleitinstrument Auch dies wieder aus Gründen der historischen Nähe. Er wird zu Recht als das "aufführungspraktisch richtige Instrument der Schubertzeit" bezeichnet, und man kann hören, was das heißt.


    Es ist, dies nebenbei, verblüffend, festzustellen, welche kompositorische Vielfalt diese Klopstock-Lieder aufweisen, deren wohl bekanntestes ja "Das Rosenband" ist (von vielen anderen noch vertont). Schubert verfügt, hier wieder zu erleben, über ein einzigartiges Sensorium für die jeweilige sprachliche Eigenart und den Gehalt des lyrischen Textes.


    In diesem Bemühen um möglichst große historische Nähe besteht übrigens der Unterschied zur Hyperion-Edition und zur alten Fischer-Dieskau Schubert-Edition bei der DG (die ja, bei aller Großartigkeit der Interpretation, bekanntermaßen keineswegs vollständig ist).


    Noch einmal: Der Zeitgenosse, der sich musikhistorisch und analytisch mit Schubert und seiner Zeit auseinandersetzen will und dem das Erwärmen der Seele nicht das einzig sinnvolle Motiv der Beschäftigung mit dem Kunstlied ist, der dürfte aus meiner Sicht mit der Naxos-Edition gut bedient sein.

  • Der Wert einer solchen Edition besteht gewiß nicht in der 100. Müllerin oder der 150. Winterreise im Katalog, sondern in den vielen Liedern, die nur sehr selten eingespielt werden. Selbst hier ist freilich die Konkurrenz durch die auch optisch und editorisch sehr ansprechende Hyperion-Reihe gegeben.


    Dies Hyperion-Edition wird oben von Alfred überdies nicht korrekt charakterisiert. Zwar sind überproportional viele englisch(sprachig)e Sänger(innen) vertreten, aber darunter eine ganze Reihe altgedienter wie Janet Baker oder A. Rolfe Johnson. Und eben auch Brigitte Fassbaender, Peter Schreier und etliche jüngere deutschsprachige Sänger.


    Aber selbstverständlich ist solch ein Unternehmen von Naxos begrüßenswert (auch wenn ich bisher noch keine CD der Reihe gekauft habe...)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Der Wert einer solchen Edition besteht gewiß nicht in der 100. Müllerin oder der 150. Winterreise im Katalog, sondern in den vielen Liedern, die nur sehr selten eingespielt werden. Selbst hier ist freilich die Konkurrenz durch die auch optisch und editorisch sehr ansprechende Hyperion-Reihe gegeben.


    Der Wert einer solchen Edition besteht meines Erachtend ferner darin, daß man relativ bekannte Lieder von RELATIV unbekannten Sängern zu hören bekiommt, wobei manche Überraschung möglich ist.
    Die Preisgestaltung der Serie macht das Experiment finanzierbar.


    Wenn ich hier von "relativ unbekannt" schreibe, denn wird mancher der beteiligten Sänger unangenehm berührt sein - und das vermutlich zu Recht. Man darf nicht vergessen ,daß der Start der Serie inzwischen immerhin zehn Jahre zurückliegt, manch einst nicht allzu bekannter ist inzwischen sehr bekannt - und gefragt.


    Martin Bruns Stimme ist für mich solch eine Entdeckung, die Stimme hat Charakter - und weiter positive Eigenschaften...



    Ein Wermutstropfen ist natürlich hingegen die gelegentlich unterschiedliche Tonqualität, die Aufnahmen wurden an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen akustischen Bedingungegn gemacht, von unterschiedlichen Tontechnikern mit unterschiedlichen Klanglichen Idealen.



    Man kann über den Link (Klick ausf Cover) in die CD hineinhören.....



    mgf aus Wien



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Administrator,
    es ist völlig richtig, das sind keine unbekannte Namen.
    Schon vor zwölf Jahren führte Ulrich Eisenlohr in Heidelberg Schubert-Zyklen mit Michael Volle (Schwanengesang) und Roman Trekel (Winterreise) auf.
    Christian Elsner hörte ich bereits 1997 in Köln.
    Das sind anerkannte Interpreten, die Naxos aufbietet.
    Einen Namen aus dieser Reihe möchte ich aber noch nennen:
    Johannes Kalpers (Tenor) mit einer - aus meiner Sicht - sehr interessanten Liedauswahl.

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Michael Volles "Schwanengesang" steht schon auf meiner Wunschliste. Danke, Harald! :hello:


    PS: Ich stelle immer wieder fest: Es gibt Stimmen, zu denen man sich hingezogen fühlt. Michael Volle gehört für mich dazu.


    Das geht mir mit Michael Volle genauso und ich habe die CD soeben bestellt.


    :hello:
    Jolanthe

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Wir sprechen hier von ein und demselben Projekt. Eigentlich sollten wir fairerweise das ganze unter dem Namen des Initiators Ulrich Eisenlohr firmieren lassen. Der Gängigkeit halber hat Alfred das nach der Plattenfirma benannt, die sich von Hernn Eisenlohr überzeugen ließ, dieses Riesen-Projekt auf CDs herauszubringen. Ich meine, man sollte beiden die gleiche Hochachtung entgegenbringen!


    NB: In meiner Liste der NAXOS-Aufnahmen taucht der Name Johannes Kalpers nicht auf, ist das ganz neu? Kannst Du mir da auf die Sprünge helfen. Das würde mich sehr interessieren.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Harald Kral schrieb


    Zitat

    NB: In meiner Liste der NAXOS-Aufnahmen taucht der Name Johannes Kalpers nicht auf, ist das ganz neu? Kannst Du mir da auf die Sprünge helfen. Das würde mich sehr interessieren.


    Darf ich "einspringen" ?
    Es handelt sich um Folge 16 der Naxos Schubertlied Edition -
    erschienen ist die 2002



    Ulrich Eisenlohrs Verdienste gehen weit über die des Initiators dieser Serie hinaus- die ich als durchaus ebenbürtig zu ihrem englischen Pendant betrachte - nicht als Konlurrenz sondern als Ergänzung oder Alternative- besonders hervorheben möchte ich seine Begleitung, die in der Tat mehr gestaltung als Begleitung ist, und vielen der Aufnahmen ihren unverwechselbaren Charakter verleiht - offenbar in glänzender Übereinstimmung mit dem jeweiligen Sänger....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Soeben bestellt:



    Danke, Alfred, für den direkten link! Habe mich gestern dumm und dämlich gesucht....


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Inzwischen habe ich mir diese Aufnahme angehört und das nicht nur einmal.
    :jubel: :jubel:
    In besonderes Entzücken versetzt mich das Rellstab-Lied "Auf dem Strom". Zusätzlich zu dem Klavier spielt hier noch ein Horn.
    :hello:
    Jolanthe

  • Es ist gar nicht so einfach alle Ausgaben dieser Serie zu bekommen, nicht mal der Importeur hat sie lagernd.


    Aber vielleicht liegt gerade hierin der Reiz der Sache: Das Jagdfieber nach schwer erreichbaren Aufnahmen..



    Wie dem auch sei - ich habe wieder eine Perle (zumindest nach meinem Geschmack) dieser Serie erhaschen können (nicht wie Ihr vielleicht denkt - ich habe sie bezahlt !!) und bin sehr glücklich damit.
    Der Name Jan Kobow ist mir das erste Mal auf einer Lied CD mit Werken von Siegmund von Seckendorf aufgefallen. Ich fand damals die Stimme recht hell, und obwohl sie mir auf Anhieb gefiel, konnte ich mir doch vorstellen, daß sie nicht jedermanns Sache sei (Dazu näheres im geplanten Jan Kobow-Thread)Ich wollte die Seckendorf Lieder bei Gelegenheit vorstellen, aber es gibt keine Gelegenheit mehr, cpo hat die Aufnahme gestrichen.


    Die Stimme gefällt mir auf der vorliegenden Schubert-Aufnahme noch besser als auf der vorhin genannten, der Sänger hat Temperament, überspielt beinahe nonchalant vorhandene Schwächen und bietet einen sehr temperamentvollen Gesamteindruck mit zahlreichen Extravaganzen, hierin offensichtlich in Übereinstimmung mit seinem Begleitet, oder besser gesagt Mitgestalter Ulrich Eisenlohr. Eisenlohrs Interpretation ist äusserst pronounciert, was nicht jedermanns Sache sein dürfte - aber ich bin schlichtweg begeistert...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier eine weitere CD aus dieser Reihe:



    1 Ossians Lied Nach Dem Falle Nathos, D278
    2 Shilrik Und Vinvela, D293
    3 Cronnan, D282
    4 Lodas Gepenst, D150
    5 Kolmas Klage, D217
    6 Das Madchen Von Inistore, D281
    7 Ellens Gesang I, D837
    8 Ellens Gesang Ii, D838
    9 Normans Gesang, D846
    10 Ellens Gesang Iii: Hymne An Die Jungrau, D839
    11 Lied Des Gefangenen Jagers, D843
    12 Lied Der Anne Lyle, D830
    13 Romanze Des Richard Lowenherz, D907
    14 Gesang Der Norna, D831


    Einge der Lieder werden übrigens nicht von Ruth Ziesak sondern von Roman Trekel interpretiert.


    :hello:
    Jolanthe

  • Lieber Administrator,
    natürlich hat auch Jan Kobow längst schon hier in Schwetzingen gesungen...
    Kobow studierte ja zunächst Orgel und Kirchenmusik; erst dann kam der Gersang, 1998 gewann er in einem Wettbewerb den 1. Preis.


    Ich besitze u.a. auch - von Jan Kobow gesungen - 16 Lieder aus der cpo-Serie "Carl Loewe - Lieder & Balladen"
    Mein liebstes Stück auf dieser CD ist die "Canzonette", nur 1:53, aber wunderschön gesungen, man könnte meinen, dass dieses Stück für Kobow komponiert sei.

  • Ich sehe den Wert dieser Mammutprojekte (von Naxos und von Hyperion) auch hinsichtlich der zu Grunde liegenden und nun vertonten Lyrik: Was an wunderbarer deutscher Poesie habe ich nicht erst durch Schubert kennengelernt; Gedichte, die man heute in keiner Anthologie mehr findet und die für immer verloren wären!

  • Diesen Beitrag hatte ich bereits in einem anderen Thread eingestellt, wo er eigentlich nicht hingehört, nämlich dort: "Franz Schubert – Kunstlieder modifiziert, arrangiert, manipuliert und verziert". Deshalb erlaube ich mir, hier eine Kopie zu verbreiten. Das Thema ist mir wichtig.


    Die ersten Aufnahmen von Liedern Franz Schuberts sind so alt wie die Schallplatte selbst. Bereits 1898 wurde in London das „Ave Maria“ mit der englischen Altistin Edith Clegg aufgenommen. Niemand hat gezählt, wie viele Aufnahmen seither folgten. Eine vollständige Diskographische gibt es nicht – wie denn auch? Die Einspielungen sind weit verstreut, mal im Studio entstanden, mal im Konzertsaal mitgeschnitten. Ständig kommen Titel hinzu, kaum ein Sänger kommt um Schubert herum und lässt sich auch angesichts der atemberaubenden Fülle nicht davon abhalten, der Vielzahl von Aufnahmen, die nur nach Legionen zu bemessen ist, neue hinzuzufügen. Der Pianist Michael Raucheisen hat als einer der ersten versucht, systematisch vorzugehen. Seine inzwischen auch auf CD übernommene berühmte Lied-Edition (leider nicht ganz völlständig) enthält 90 Schubert-Titel. Auf 129 Nummern bringt es die Ausgabe von historischen Einspielungen der Jahre 1898 bis 1952 – also von Beginn an - bei der EMI. Obwohl ausschließlich Künstler zu hören sind, die diesem Label oder seinen Vorgängern verpflichtet waren, fehlt kaum ein großer Namen.
    Auf 449 Nummern, die großen Zyklen eingeschlossen, kommt Dietrich-Fischer Dieskau in seiner nun auf 21 CDs verteilten Ausgabe, die bei der Deutschen Grammophon zuerst als prachtvoll aufgemachte Platten-Boxen herauskam und auch deshalb hoch gelobt wurde von der Kritik, weil der sensible Begleiter Gerald Moore nach seinem offiziellen Abschied noch einmal ins Studio zurückkehrte. Fälschlicherweise wird noch heute oft von einer Gesamtaufnahme der Schubert-Lieder gesprochen. Das ist schlicht falsch. Nicht einmal von einer Einspielung aller Lieder für Männerstimme kann die Rede sein. Um das in seinen Ausmaßen groteske Monster „Adelwold und Emma“ haben selbst Fischer-Dieskau und Moore einen Bogen gemacht, was sich nachvollziehen lässt. Für die fast 300 Verszeilen des heute vergessenen Dichters Friedrich Anton Franz Bertrand werden mehr als 25 Minuten gebraucht, mehr noch als für den ausufernden „Taucher“ nach Schiller. Folglich ist es das längste Lied von Schubert.
    Wer eine Gesamtaufnahme sucht, der ist bei Naxos richtig. Neben Hyperion hat dieses Label die verbindliche Deutsche Schubert-Lied-Edition vorgelegt. Eine Arbeit, die zu Recht wissenschaftlich zu nennen ist. Ich ziehe sie Hyperion vor. Dort wurde die thematische Ordnung der in loser Folge erschienenen Einzel-CDs in der Gesamtausgabe zugunsten der Abfolge der Lieder nach ihrer Entstehung wie sie im Deutsch-Verzeichnis zu finden ist, aufgegeben. Was auf den ersten Blick konsequent und sinnvoll erscheint, erschwert den Zugang zu den Liedern. Der Musikwissenschaftler Otto Deutsch (1883–1967) hatte die chronologische Entstehung der Werke Schubert akribisch erforscht und seine Ergebnisse 1951 in Buchform vorgelegt, zunächst in Englisch. Eine aktualisierte deutsche Ausgabe kam 1978 im Rahmen der Neuen Schubert-Ausgabe auf den Markt. Naxos entschied sich für eine inhaltliche Ordnung, die Lieder werden nach Dichtern bzw. literarischen Strömungen gruppiert. Also Lieder nach Goethe, nach Schiller, nach Mayrhofer, nach Freunden usw. Es fällt schnell auf, wie stark Schubert in der zeitgenössischen Dichtung verhaftet war. Alle Texte der hier besprochenen Ausgabe können aus dem Internet heruntergeladen werden, einer wesentlich aufwändigeren und folglich teureren Ausgabe der Edition, die im Handel auch noch zu haben ist, liegen sie in Buchform bei.
    CD 35 von insgesamt 38 enthält Raritäten, Fragmente und alternative Fassungen, die restlichen drei mehrstimmige Gesänge, von deren hinreißendem musikalischem Einfallsreichtum sich der Schubert-Freund auch schon in der vorzüglichen EMI-Box mit dem Titel „Das geistliche und weltliche Chorwerk“ überzeugen konnte. Nun sind diese kleinen Werke dort verortet, wo sie hingehören – in die Lied-Edition. Alternative Fassungen! Das Stickwort ist bereits gefallen. Mit vielen Liedern hat sich der Komponist mehrfach befasst, sie aus ganz praktischen Erwägungen oder aus künstlerischer Unzufriedenheit bearbeitet. Otto Deutsch unterscheidet zwischen Fassung und Bearbeitung: Unter Bearbeitungen werden unterschiedliche Kompositionen desselben Textes verstanden. Fassungen sind Ausführungen der gleichen Komposition, die in Details differieren. Von dem Lied „Der Jüngling am Bache“ nach Schiller – um nur ein Beispiel zu nennen – gibt es drei Bearbeitungen, von der dritten Bearbeitung wiederum zwei Fassungen. Im Textapparat ist Naxos um große Übersichtlichkeit bemüht. Wer dann noch ein Deutsch-Verzeichnis zur Hand hat – der so genannte „Kleine Deutsch“ als Taschenbuch aus dem Bärenreiter-Verlag tut es – bewegt sich mit nachtwandlerischer Sicherheit durch den Kosmos der 650 Lieder und seiner abgewandelten Formen.
    Was für ein Unternehmen - für die Ausführenden wie für die Konsumierenden. Selten hatte ich an einer Edition so große, so anhaltende Freunde. Sie ist etwas fürs Leben. Der Pianist ULRICH EISENLOHER, erfolgreicher Liedbegleiter und Kammermusiker, ist der Spiritus rector der Edition, bei der er meist selbst am Klavier sitzt. Beteiligt sind mehr als vierzig Sängerinnen und Sänger - alle deutscher Zunge. Infolge dessen ist durchweg eine große Textverständlichkeit gegeben. Um nur einige Namen zu nennen: CHRISTIAN ELSNER („Schöne Müllerin“), ROMAN TREKEL („Winterreise“), WOLFGANG HOLZMAIR, MICHAEL VOLLE („Schwanengesang“), ULF BÄSTLEIN, RUTH ZIESAK, REGINA JAKOBI, CHRISTIANE IVEN. Noch einen Vorteil haben die Mitwirkenden, sie sind jung, relativ jung. Nicht selten sogar gleichaltrig mit dem Komponisten, der ja schon mit Anfang dreißig starb. Nach meinem Eindruck sind sie dadurch in vielen Liedern näher am Original.
    Bei allem Respekt vor den ganz großen Namen des Liedgesangs, die ich nie missen möchte, die Sänger dieser Edition nähern sich den Liedern freier, unverstellter, natürlicher. Sie unterliegen keinen Zwängen, sie spielen Lieder oder Zyklen nicht zum fünften Mal ein in der Absicht, es immer besser machen zu müssen – oder zu können, was auch ein Trugschluss sein kann. Frischer sind Schubert-Lieder selten gesungen worden wie hier. Lieder können auch überinterpretiert werden. Eine Gefahr, die in dieser Edition gar nicht erst aufkommt. Mit anderen Worten: Wer sich auf diese Sammlung einlässt, der hört die Lieder von Franz Schubert ganz pur, nämlich aus sich selbst heraus und weniger in der Erwartung an das gesetzte Leistungsvermögen eines verehrten Sängers. Insofern ergänzen sich diese Edition und die vielen hundert Liedaufnahmen etwa von Schlusnus, über Janet Baker, Christa Ludwig, Lotte Lehmann, Elisabeth Schumann, Julius Patzak oder Hans Hotter. Am Ende gibt es ja sowie so nur einen Gewinner – das ist Franz Schubert selbst.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich muss jetzt noch einmal nachfragen: Bei der Hyperion-Edition sind die Gedichttexte ja in einem beigelegten Buch nachzulesen. Beim Naxos-Projekt gibt es bei Amazon zwei Ausgaben, eine für 100 und eine für über 200 Euro! Bei der billigeren ist im Text des Anbieters die Rede von einem fast 400seitigen Booklet, das aber auch nicht die Liedtexte beinhaltet, weil jene nur im Netz bei Naxos greifbar wären. Nun frage ich mich also, ob man irgendwo auf dem Klassik- oder Buchmarkt eine Buchausgabe mit sämtlichen Liedtexten erwerben kann?!

  • Lieber Yorick, in der Naxos-Ausgabe für 200 Euro und mehr (es kommt darauf an, wo man kauft), gibt es die Liedtexte in einem gebundenen Buch dazu, nicht so in der schlichten Edition für 100 Euro. Alle Texte findest Du aber auch unter diesem Link:


    http://www.naxos.com/schubertcompletelieder/


    Ich habe sie auf dem iPad - also immer griffbereit und kann beim Hören jederzeit darauf zurückgreifen.


    Nach einem Buch mit sämtlichen Liedtexten such doch mal bei ZVAB.de. Dort müsstest Du fündig werden. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es ein ergänzendes Buch zur neuen Schubert-Ausgabe, das allerdings seinen Preis hat. Ich empfehle den Naxos-Download, der Deiner Archivierungsmethode von Musik eigentlich entgegenkommen müsste.


    Es grüßt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Yorick, lieber Rheingold,


    schnell ein kleiner Hinweis, der hier vielleicht gar nicht passt, aber allen an Schubert-Liedern interessierten Musikfreunden nützlich sein kann:


    Ich habe mir letztes Jahr das Schubert-Lied-Lexikon gekauft.
    Da hat man alle Text und zudem Analysen jedes einzelnen Liedes.
    Das ist nicht billig aber für mich hat sich die Anschaffung voll gelohnt!


    . .



    Hier die Rezension aus der FAZ:


    © Verlag



    Walther Dürr, Michael Kube, Uwe Schweikert, Stefanie Steiner und Michael Kohlhäufl (Hrsg.): „Schubert- Liedlexikon“. Verlag Bärenreiter, Kassel 2012. 887 S., geb., 89,- [Euro].


    Vielleicht könnt Ihr es ja noch auf den Wunschzettel für Weihnachten schreiben?



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Yorick, in der Naxos-Ausgabe für 200 Euro und mehr (es kommt darauf an, wo man kauft), gibt es die Liedtexte in einem gebundenen Buch dazu, nicht so in der schlichten Edition für 100 Euro.

    Vielen Dank, leider wird das bei Amazon nicht deutlich: Mir ist unbegreiflich, wie man zwei optisch und inhaltlich auf den ersten Blick völlig identische Waren anbieten kann und dann nichts zu den Details schreibt, die sie unterscheiden müssen, weil sonst die einhundert Euro Unterschied nicht zu erklären wären! Diese Bequemlichkeit unseresd Werbepartners scheint mir schon aus bloßer wirtschaftlicher Perspektive nicht geraten, viel mehr jedoch mit Blick auf Kundenfreundlichkeit und Service.



    Zitat

    Alle Texte findest Du aber auch unter diesem Link:


    http://www.naxos.com/schubertcompletelieder/

    Ich habe auf der Naxosseite ums Verrecken diese Seite nicht finden können, also tausend Dank auch hierfür! Nun bin ich aber ein Freunde des gedruckten Worts, eingebunden in Leinen oder als Broschur, und ich will eigentlich nicht beim Hören mit einem Berg ausgedruckter Seiten im DIN-A4-Format in der Hand auf dem Sofa sitzen, das ist wenig kultiviert und den Liedern unseres göttlichen Schubert nicht angemessen. Eine Zwickmühle, fürwahr, hundert Euro mehr für das Buch zur Serie oder gleich zu Hyperion wechseln, die einen sehr schönen Begleitband anbieten.



    Zitat

    Ich habe sie auf dem iPad - also immer griffbereit und kann beim Hören jederzeit darauf zurückgreifen.

    Das klingt gut, aber ich besitze keinen; worüber ich also mal nachdenken sollte. Ich will nur weg von apple und das neue Surface mit Windows 8 nutzen, um Rechner und Zubehör etc. zu vereinheitlichen.



    Zitat

    Nach einem Buch mit sämtlichen Liedtexten such doch mal bei ZVAB.de. Dort müsstest Du fündig werden. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es ein ergänzendes Buch zur neuen Schubert-Ausgabe, das allerdings seinen Preis hat. Ich empfehle den Naxos-Download, der Deiner Archivierungsmethode von Musik eigentlich entgegenkommen müsste.

    Ein solches Buch scheint es nicht zu geben, aber ich liebäugle jetzt ohnehin mit dem ipad!

  • Zu den tausend anderen Wünschen!? ;) Ich habe schon immer viel Bücher und CDs gekauft; aber seit ich hier im Forum bin, nimmt das erschreckende Ausmaße an! Aber an dem Buch werde ich wohl nicht vorbei kommen, es löst alle meine Probleme! Danke! :)