Kammermusik: Versuch eines Kanons

  • Man könnte m.E. etwas an Übersichtlichkeit gewinnen, wenn man die von KSM oben angesprochene Problematik im 17. Jhd. oder vorher, als "Kammermusik" im heutigen Sinne sich erst herausbildete bzw. ein anderer Gegensatz bezeichnet wurde als später, einfach ignoriert und schlicht z.B. mit Corellis Triosonaten beginnt. Ähnlich könnte man im 20. Jhd. Werke wie Schönbergs Kammersinfonie, Bergs Kammerkonzert oder auch das von KSM genannte Stück von Webern für 9 Instrumente (was ich glaube ich noch nie gehört habe) ebenso weglassen wie die Geschichte vom Soldaten, weil nicht eindeutig zum Genre gehörig. Und man könnte sagen, dass die musikhistorische Distanz zu Werken ab ca. 1960 oder 1970 noch nicht ausreichend ist, um von einem "Kanon" zu sprechen. (Selbst wenn der KSM hier vielleicht zu Recht widersprechen würde.)


    Dennoch ist mir immer noch nicht ganz klar, wie man "Kanon" mit "Einsteigerempfehlung" verbinden soll. Das sind einfach unterschiedliche Ansprüche, zumal man immer noch überlegen kann, ob man sich eher von de facto sehr häufig gespielten Werken leiten läßt oder musikhistorisch zentralen. Oder wie man auswählt, bei Komponisten, die ziemlich viel komponiert haben. Es gehören eben alle Quartette von Beethoven zum "Kanon", wenn man den Begriff im üblichen Sinne versteht und auch fast die gesamte Kammermusik von Brahms.


    Und mehr Nutzen bringen oft eher Empfehlungen oder Erwähnungen von Werken, die vielleicht nicht ganz klar zum "Kanon" gehören. Dass Beethovens Quartette und Bachs Violinpartiten wichtig sind, hat wohl eh jeder schon mitbekommen. Dagegen werden Stücke wie z.B. Schuberts Fantasie f. Violine & Klavier oder die beiden großartigen frühen Quartette Mendelssohns (opp. 12+13) sogar von erfahrenen Musikhörern leicht übersehen.


    Irgendwie habe ich auch bei der Kammermusik noch mehr als sonst den Eindruck, dass man bei einem Teil der Hörer eh offene Türen einrennt und der andere Teil nach wie vor wenig Interesse für die Gattung, von ein paar sehr populären Werken wie dem Forellenquintett u.ä. abgesehen, aufbringt.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Wolfram
    Es wurde soviel gute Musik, die unverzichtbar scheint, genannt, dass es schwierig wird, eine zahlenmäßige Begrenzung zu schaffen. Ich dachte ursprünglich an eine Liste von 20-30 Werken oder Werkgruppen. Nicht mehr. Vielleicht können wir uns ja auf 50 Werke einigen ... ?


    Ich weiß ja nicht, was das für einen Sinn hat ...
    Noch dazu, wenn Du ausgerechnet das 1. Klaviertrio von Brahms auswählst, ein Stück, das gegenüber den beiden späteren Werken und auch gegenüber den Violinsonaten und Cellosonaten "jugendliche" Schwächen aufweist und wohl eher wegen der "Ohrwurmqualitäten" so beliebt ist. Soll das denn dann eine Liste von Einsteigerempfehlungen sein? Dann ist es aber kein Kanon. Außerdem sollte dann unbedingt auch die Musik ab Stockhausen dabei sein und die vor Biber, denn Einsteiger steigen eben recht unberechenbar ein und vielleicht ziehen mitunter Gibbons oder Lachenmann mehr als Franck.
    :beatnik:

  • Zunächst einmal schätze ich diesen Thread, nachdem ich ihn im Dschungel der Threads bei „tamino“ entdeckt hatte, als höchst interessant ein. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er nicht ganz im Sinne des Openers Wolfram verläuft, worauf er in seinem letzten Posting trotz seiner Dankesworte sozusagen „zwischen den Zeilen“ auch hinweist. Es sollten doch nach seiner Intention „maßstäbliche“ Werke genannt werden, die aber trotzdem einen „Einsteiger“ dazu motivieren könnten, sich mit Kammermusik zu beschäftigen. Letztgenanntes erreicht man aber in aller Regel nicht, wenn man sie mit Komponistennamen konfrontiert, die ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit noch nie untergekommen sind. Die „Rosenkranz-Sonaten“ von Franz Ignaz Biber sind absolute musikalische Kostbarkeiten, aber wer kennt schon den Namen Biber?
    Ein Zweites: Ganz gewiss erreicht man „Einsteiger“ nicht, wenn man sie mit Kammermusik von Komponisten der sog. Avantgarde, also ein wenig pauschal der Komponisten des 20./21. Jh. konfrontiert. Das wird sie – im Gegenteil – eher davor abschrecken. So löblich die genannten Vorschläge zu z.B. Berio oder Stockhausen sind: Sie werden das angestrebte Ziel ganz sicher nicht erreichen.
    Weiter: Es erhebt sich die grundsätzliche Frage, was denn „Kammermusik“ überhaupt sei. Dazu ist zunächst festzuhalten, dass Kompositionen für Klavier, seien sie zu zwei oder vier oder sechs (oder…) Händen oder für 2, 3 oder mehr Klaviere, nicht zur Kammermusik zählen – das ist schlicht und ergreifend „Klaviermusik“! Des weiteren ist für die Definition des Begriffs „Kammermusik“ nicht die Anzahl der beteiligten Instrumente maßgeblich, sondern die Art und Weise, wie sie eingesetzt werden: Bei der Kammermusik solistisch, bei der Orchestermusik chorisch. So nennt auch Schönberg sein op. 9 für 15 Solo-Instrumente „Kammersinfonie“, und so sind auch Richard Strauss’ „Metamorphosen für 23 (!) Solo-Streicher“ eindeutig der Kammermusik zuzuordnen, genauso übrigens wie sämtliche „Kammermusiken“ Paul Hindemiths.

    Meine Empfehlungen für den, der sich als Einsteiger ernsthaft mit Kammermusik befassen möchte, sind:
    Zuerst eine CD des Labels „Arte Nova Classics“: J.S.Bach: „Die Kunst der Fuge“ in der Bearbeitung für 4 Quartette von Heribert Breuer – eine der geliebtesten CDs in meiner Sammlung; einfach großartig!
    Beethoven: Die Klavierquartette; Werke o.O.(36); wunderbare Stücke (wieso die keine Opus-Zahl haben, weiß wohl nur Beethoven selbst)!
    Nochmal Beethoven: Bearbeitung seiner 2. Sinfonie für Streichtrio op. 36 von des Meisters eigener Hand!
    Natürlich Franz Schubert: Forellenquintett!
    Franz Danzi: Bläserquintette
    Mendelssohn: Oktett Es-Dur op. 20

    Wer ohne große Überforderung etwas ins 20. Jh. hineinschnuppern möchte, dem empfehle ich zunächst die Kammermusiken (zumindest einige davon) von Paul Hindemith, und außerdem – sofern Vokal-Stimme (kein Gesang!) erlaubt ist – „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky; allenfalls noch die „Lyrische Suite“ von Alban Berg.

    Viele Grüße,
    harry


  • Bei allem Respekt, Du empfiehlst hier als "Einstieg" ein Arrangement eines nichtkammermusikalischen Werks, das als schwierig und hermetisch gilt, ein weiteres Arrangement und einen Satz fast unbekannter Jugendwerke eines Komponisten, der nun wahrlich genug reife Kammermusik hinterlassen hat, und einen "Kleinmeister". Wer kennt denn Danzi?
    Der von Wolfgang geforderte, m.E. fast unmögliche Überlapp von sowohl maßstäblichen als auch einsteigergeeigneten Werken wird von keinem von diesen vieren erfüllt. (Aber das liegt in der Sache "Einstieg" und "Kanon" sind einfach unterschiedliche Kritierien.)


    Bleiben das Forellenquintett und Mendelssohns Oktett. Das sind zwar Empfehlungen, die etwas für sich haben, aber andererseits auch dem Einsteiger mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin schon über den Weg gelaufen sind. Überdies sind sie in ihrem konzertanten bzw. beinahe orchestralen Charakter (Oktett) eben auch keine "typische" Kammermusik.


    Ich übertreibe da gerne ein wenig, aber Dvoraks Amerikanisches Quartett und das Forellenquintett als Kammermusikempfehlungen kommen mir etwa so vor wie "Rhapsody in Blue" und "Carmina Burana" als Einstieg für Musik des 20. Jhds. Die bieten m.E. nicht genügend Herausforderung, um sich tatsächlich den "gefürchteten", weniger zugänglichen Werken zu nähern. Wer so einsteigt, ist von Beethovens oder Brahms' Streichquartetten (bzw. im anderen Beispiel von Berg oder Boulez) noch genauso weit entfernt wie vorher, als er Beethoven-Sinfonien und Verdi-Opern gehört hat.


    viele Grüße


    JR

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  • als Einstieg in die Gattung Streichquartett empfehle ich 2 fetzige Werke, die genügend Herausforderung bilden und in gewisser Weise exemplarische Werke sind:


    Beethovens Rasumosky No1 (z.B. Emerson oder Alban Berg Quartett)


    (Emerson gebe ich bei allen Beethovenquartetten den Vorzug, vor allem das Cis-Moll-Quartett + die Gr. Fuge)


    Anton Webern: 5 Sätze f. Str.-Qu. op. 5 (z.B. Emerson oder Arditti, wobei ich Emerson den Vorzug gebe, weil diese den späten Webern ganz hervorragend spielen). op. 5 ist in sog. freier Atonalität geschrieben


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    Grund: von beiden Werken gibt es viele sinnvolle Wiedergaben (d.h. die Musik bleibt dem Hörer damit kaum stumm). Wenn der Funke voni beiden Werken rübergesprungen ist, werden weitere Werke dieser Gattung (aus den verschiedenen Epochen) dem Hörer nach + nach wie von selbst zufallen und er wird sich seinen eigenen "Kanon" bilden


    :hello:

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  • Ja, lieber Johannes, da hast Du wohl recht: „Einstieg“ und „Kanon“ sind schwer, wenn nicht gar unmöglich übereinander zu bringen. Trotzdem möchte ich meine Werk-Auswahl ein wenig verteidigen, wenn auch ganz klar ist, dass ich die Sache mehr von der „Einsteiger“-Seite her angegangen bin. Wobei natürlich auch die individuellen Gegebenheiten eine nicht unbedeutende Rolle spielen; so kannte ich beispielsweise Bartoks Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug früher als Schuberts Forellenquintett (Ich habe das in einem anderen Thread bereits beschrieben). Zu meiner Werk-Auswahl erst noch eine allgemeine Bemerkung: ich habe versucht, mit den 5 Werken eine möglichst große klangliche Bandbreite zu finden; deshalb z.B. auch ein Klavierquartett oder ein Bläserquintett.
    Zu den Stücken im Einzelnen: Bachs “Kunst der Fuge“ ist per se natürlich kein Kammermusikwerk, aber in der genannten Aufnahme eben doch. Gerade die wechselnden Besetzungen der verschiedenen Quartette sind geeignet, zumindest einem Großteil (nicht allen!) der Kontrapunkte die von Dir genannte „Hermetik“ und Schwierigkeit zu nehmen. Dazu ein Zitat von „der Lullist“ vom 07.01.09:


    „Berliner Bach Akademie
    Noch so ein Werk, das man besser ungespielt lässt.... und erst recht nicht in so eine Edition aufnimmt. Die Berliner Bach Akademie tun jedoch etwas, was das Anhören dieser Stücke wirklich interessant machte: sie verwenden ein ziemlich buntes Instrumentarium es kommen sogar Klarinette, Vibraphon und Klavier zum Zuge.
    Also alles andere als eine HIP Einspielung, aber in dem Fall wirkt sich das mehr als positiv auf das Werk aus.“


    Zu den Klavierquartetten Beethovens haben sehr viele eine völlig andere Meinung als Du – auch ich: Das sind keine Fingerübungen, sondern Meisterwerke eines Frühvollendeten. Für mich einfach „gültige“ Werke, dazu in einer für die Zeit ungewöhnlichen Besetzung.


    Zu Schuberts Forellenquintett möchte ich nichts weiter sagen – es ist einfach ein Werk eines kammermusikalischen Kanons; daran kommt man nicht vorbei. Und: eine so geniale Musik verbraucht sich nie, auch in hundert Jahren noch nicht.


    Nun zu Danzi: Ich schrieb: „Wer kennt schon Biber“ (im Zusammenhang mit den Rosenkranz-Sonaten) – Du schriebst: „Wer kennt schon Danzi“. Also gut, da steht es 1:1. Aber was Danzi auf dem Gebiet des Bläserquintetts abliefert, ist genauso allererste Sahne wie das, was Biber in den Rosenkranz-Sonaten bietet. Und wenn andere Forenteilnehmer durch unsere Diskussion beide kennenlernen, dann hat das doch auch sein Gutes.


    Von Deiner Kritik einigermaßen verschont bleibt das Mendelssohn-Oktett; aber auch da kann ich mir eine Gegenrede nicht verkneifen: Wie ich schon in dem anderen Thread ausführte, liegt der Hauptunterschied zwischen Kammer- und Orchestermusik in dem Einsatz der Instrumente: solistisch oder chorisch. Nicht umsonst nennt Schönberg seine opp. 9 und 38 „Kammersinfonien“, und auch Strauss’ „Metamorphosen“ für 23 Solo-Streicher zählen im Allgemeinen zur Kammermusik, so ist jedenfalls mein Kenntnisstand.


    Einen „Kanon“ der Kammermusik stellt, wie schon gesagt, meine Werkauswahl nicht dar, wohl aber eine breit gefächerte Einstiegsmöglichkeit. Wenn ich an mich selbst und meine Schwierigkeiten mit der Kammermusik denke: Hätte man mir als Erstes etwa Beethovens späte Streichquartette oder Weberns „5 Stücke für Streichquartett“ (die ich heute bewundere!) oder Boulez’ „Marteau sans maître“ vorgesetzt, hätte ich vielleicht heute noch keinen „emotionalen“ Zugang zur Kammermusik.


    Viele Grüße aus dem schönen Odenwald,
    harry

  • Hallo!


    Ich habe mich in den Kammermusik-Threads mal umgeschaut. In einer Tabelle habe ich all diejenigen Stücke zusammen getragen, die in diesem und in dem von Johannes in diesem Jahr begonnenen Thread genannt wurden. Ich finde, es wäre schade, wenn es nicht zum Abschluss eines solchen Kanons käme.


    Bevor ich die Liste hier einstelle und das Vorgehen schildere, das ich mir bei einer Fortführung vorstelle, müssten wir eine Sache klären. Im Thread von Johannes wurde bereits die Entscheidung getroffen, Streichquartette als eigenständige Gattung zu sehen und in einen übergreifenden kammermusikalischen Kanon nicht aufzunehmen.


    Das halte ich für sinnvoll. Meine Frage ist nun: Gilt das lediglich für Streichquartette oder für alle Kompositionen für reine Streicherbesetzung?


    Sieht man die Gattung des Quartetts tatsächlich als die Königin an, spräche das dafür, lediglich die reinen 4er-Besetzungen gesondert zu sehen.


    Bitte an diejenigen, die sich bei der Fortführung engagieren wollen, sich hierzu kurz zu äußern.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Das wurde wohl hauptsächlich so gemacht, um es für den Anfang überschaubar zu halten, gleichzeitig aber eine der gewichtigsten Gattungen immerhin erfasst zu haben. Natürlich gehörten Streichquartette zu einem Kammermusikkanon dazu. Die Schwierigkeit, wenn man "Kammermusik für Streicher" zusammenfasst, besteht darin, dass dann das Quartett wieder dominiert und die anderen zu marginalisieren droht.
    Ich würde daher vermutlich einteilen:


    Streichquartett
    Klaviertrio
    Sonate mit Klavier (also "Violinsonate", Cello)
    Gemischte Besetzungen mit Klavier
    Gemischte Besetzungen ohne Klavier (worunter dann eben auch Streichquintette fallen würden)


    Man kann das natürlich auch anders machen. Wenn man aber z.B. sagte, "Kammermusik mit Klavier", dann hat man vielleicht wieder das Problem, dass z.B. Violinsonaten und Klaviertrios dominieren, weil es davon eben so viele gibt. Es gibt immer Grenzfälle. Mozarts Kegelstatt-Trio kann man unter Klaviertrio fassen, wenn alternative Besetzungen zum Standard mitgemeint sind, oder man kann es zur gemischten Besetzung mit Klavier schlagen.

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  • Hallo Johannes!


    Ich habe eben begonnen, die Stücke zu kategorisieren. So dramatisch erscheint mir das mit den Klaviertrios nicht. Daher - ausgehed von Deinem Vorschlag:


    Die Gattungen:


    Streichquartett
    Sonate mit und ohne Klavierbegleitung (sonst bringen wir die Solosonaten nicht unter)
    Gemischte Besetzungen mit Klavier
    Gemischte Besetzungen ohne Klavier (Alternativ: Sonstige Kammermusik)


    Klaviersonaten bleiben außen vor.


    Passt das?


    Gruß WoKa

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    Victor Hugo

  • Sonate mit und ohne Klavierbegleitung (sonst bringen wir die Solosonaten nicht unter)

    Man könnte vielleicht "Sonate" durch "Werke" (sinngemäß) ersetzen; es gibt für Soloinstrumente ja auch noch andere Formen (Suiten, Fantasien, Etüden, Capricen etc).
    Mit freundlichen Grüßen, quodlibet

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  • Ja, das ist richtig. Es war sicher auch nie beabsichtigt, Stücke auszuschließen, die nicht explizit "Sonate" heißen, wie Bachs Cellosuiten oder die (relativ seltenen) kürzeren Kammermusikstücke wie Schumanns Fantasiestücke.
    Die Binneneinteilung sehe ich eher aufgrund der Übersichtlichkeit. Natürlich muss für einen "Kammermusikkanon" letztlich alles wieder zusammengeführt werden. Nur wurde eben im konkreten Fall für die Streichquartette schon ein Vorschlag gemacht und diskutiert, daher muss man hier ja nicht noch einmal von Null anfangen.


    Mir schiene es sinnvoll, wenn WoKa auf Basis seiner gesammelten Liste drei Threads startet, die mit den bisherigen Vorschlägen aus diesem thread hier in den Bereichen "Kammermusik mit Klavier/Tasteninstrument" (ab Trio), "Duo/Solostücke" und "gemischte Besetzungen ohne Klavier" (außer Streichquartett) beginnen und die dann ergänzt und diskutiert werden können.

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  • Hallo!


    Das mache ich gerne. Es kann allerdings sein, dass ich nicht jeden Tag dran arbeiten kann. Aber es läuft uns ja nicht weg...


    Ich habe vor, in den jeweiligen Threads wiederum nach Epochen vorzugehen. Die habe ich ebenfalls aus den früheren Threads übernommen und um die Moderne (ich finde, Xennakis und Richard Strauss gehören nicht zusammen) ergänzt.


    Die Epochen (trifft der Begriff eigentlich zu?) sind meines Erachtens:


    Barock
    Klassik (inkl. Beethoven)
    19tes Jahrhundert (ohne Beethoven)
    20tes Jahrhundert
    Moderne


    Änderungsvorschläge?


    Gruß WoKa

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    Victor Hugo

  • Ich glaube, ich würde die Epocheneinteilung weglassen.

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  • Was soll die bringen? Das führt nur zu nachrangigen und fruchtlosen Diskussionen, wie ob ein Stück (sagen wir eins von Fauré, Reger, Debussy oder Zemlinsky um 1900) noch Spätromantik oder schon "Moderne" ist. Entweder ist ein Stück wichtig, oder nicht.


    Abgesehen davon ist natürlich seltsam, "20. Jhd." von "Moderne" zu unterscheiden, da letzteres eine Untermenge vom "20. Jhd." ist.

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  • Hallo!


    Meine Überlegung war, durch epochenweises Vorgehen etwas Struktur in die Diskussionen zu bringen. Aber ich sehe auch, dass die Abgrenzungen schwierig sind.


    Gruß
    WoKa

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    Victor Hugo

  • Ja, man kann auch epochenweise vorgehen. Es ist relativ egal, manchmal hilft es, solch eine Auswahl zu balancieren, manchmal auch nicht. Die Situation ist hier m.E. nicht mit Opern zu vergleichen, wo man allein aufgrund der Sprache unterschiedliche Traditionen und Schulen hat. Es wird oft gute Gründe dafür geben, aus einer bestimmten Epoche eine französische Oper zu berücksichtigen. Aber wenn man mit Kanon auch oder in erster Linie die Stücke meint, die sehr regelmäßig gespielt werden, die "Standardwerke" für eine bestimmte Besetzung, ist es m.E. eine Verzerrung, wenn man meint, dass unbedingt z.B. Onslow dabei sein müsste, weil sonst Frankreich in der ersten Hälfte des 19. Jhds. nicht berücksichtigt bleibt. Diese Stücke sind nach wie vor obskures Nischenrepertoire und beim besten Willen kein "Kanon".


    Die Schwierigkeit sehe ich eher bei Abgrenzungen dazu, was keine Kammermusik mehr ist. Im Früh- und auch noch im Hochbarock wird Kammermusik noch nicht richtig von Orchestermusik unterschieden. Selbst Divertimenti von Mozart sind oft nicht eindeutig; die kleine Nachtmusik wird heute meistens vom Streichorchester gespielt, kann aber auch von einem Quintett gespielt werden. Ähnlich schwierig wird es bei Schönbergs Kammersinfonien, Hindemiths "Kammermusiken" (eigentlich eher Musik für Kammerorchester, aber eben (vermutlich bewusst) an der Grenze) usw. Dennoch würde ich diese Stücke im Zweifel weglassen. (Das war oben auch mehr oder minder Konsens.)

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  • Hallo!


    Ich möchte die Threads jetzt zusammen stellen, tue mich bei einem Thema allerdings schwer. Mein Versuch, die Kammermusik des Barock den drei Kategorien zuzuordnen, kommt mir etwas künstlich vor. Hatte der basso continuo doch eine gänzlich andere Funktion als die spätere Einbindung des Klaviers beispielsweise in eine Cellosonate.


    Ich neige deshalb dazu, die für den Beginn der Kammermusik so grundlegenden Komponisten wie Bach, Rossi, Gaultier, Corelli etc. mit allen Triosonaten, Musiken fü Lautenconsorts usw. unter dem Überbegriff "Kammermusik des Barock" zu führen. Hat jemand eine bessere Idee?


    Gruß und Danke
    WoKa

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    Victor Hugo

  • Ich weiß nicht, ob es eine bessere Idee ist ;) aber ich würde tatsächlich die barocken Sachen bei "Solo", "Gemischte Besetzungen mit Klavier"
    "Gemischte Besetzungen ohne Klavier (Alternativ: Sonstige Kammermusik)" jeweils einordnen. Also Bachs Cellosuiten bei Solo (bzw. wo eben Solo dabei war), eine Triosonate bei "Gemischte Besetzung mit Klavier", ein Gambenconsort von Dowland oder eine Blechbläsersonate von Gabrieli bei "Gemischte Besetzungen ohne Klavier". Vielleicht kann die Unterkategorien tatsächlich in "Gemischte Besetzungen mit/ohne Klavier" zusammenfassen...


    Das ist aber alles nicht so wichtig. Wir müssen halt nur bedenken, dass wir schon einen separaten Listenvorschlag für Streichquartette haben.


    Also etwa mit den weiter oben angeführten Stücken (ohne die Lautenwerke, ich bin hier nach wie vor nicht sicher, ob die nicht eher in die Tradition von Tasteninstrumenten gehören)
    Das ist auch noch ein bißchen dürftig; von Couperin, Rameau (Pieces de Clavecin en concert) und Telemann, evtl. auch Muffat senior sollte noch was dazu. Block- und Querflöte auch.


    Renaissance/Barock

    Gemischte Besetzungen mit Tasteninstrument


    Dario Castello (1590 - 1630): Sonate concertate in stil moderno (1621/29)
    Johann Hermann Schein (1586 - 1630): Banchetto musicale (1617 - Orchestermusik?)
    Salomone Rossi (1570 - 1630): Terzo Libro (1613) und Quarto Libro (1622) mit Triosonaten
    Corelli: Violinsonaten op. 5, Triosonaten op.3
    Biber: Rosenkranzsonaten
    Bach: Sonaten für Violine und Cembalo
    Zelenka: Triosonaten



    Gemischte Besetzungen ohne Tasteninstrument


    Giovanni Gabrieli (1554 – 1612): Canzoni e sonate (3 - 22-stimmig, 1615 herausgegeben)
    John Dowland (1562 - 1626): Consortmusik
    Orlando Gibbons (1583 - 1625): Fantasien für Gamben-Consort
    Purcell: Musik für Gambenconsort
    Bach: Sonaten und Partiten für Violine solo

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