Sir Charles Mackerras - Meine liebsten Aufnahmen

  • Interssant... ich habe mir die Aufnahme aus Liebe zu Mackerras auch zugelegt und durchgehört - mit Partitur, dann fallen kleinere Details leichter auf.


    Die Bläser sind so transparent, wie man es für eine moderne Aufnahme erwarten darf. Mackerras setzt die Anweisungen der Partitur sehr genau um, ohne sich dabei in Notenklauberei zu verlieren.


    Der scheppernde Klang rührt meiner Ansicht nach vom verwendeten Material: es klingt, als würde historisches Blech mit modernem Holz eingesetzt. Das gibt eine interessante Mischung (wie bei Järvis Beethoven) und insbesondere den Hornpassagen ein sehr lebendiges Gepräge.


    Bei amazon verreißt jemand die Aufnahme als 'uninspiriert' - das kann ich partout nicht teilen!

  • Nach mehrjähriger Stille in diesem Thread möchte ich den Tag nicht verstreichen lassen, ohne an Charles Mackerras' Geburtstag zu erinnern - heute hätte er seinen 89. Geburtstag feiern können.
    Viele Aufnahmen sind schon genannt worden - mir stehen auch seine Mozart - Einspielungen am nächsten.
    Bleibt nur nachzutragen, dass es mittlerweile auch Einspielungen von Charles Mackerras auf bluray gibt:


  • Ich erlaube mir mal zwei ältere Aufnahmen hervorzuholen.


    Da ist zum einen Glucks "Orpheus und Eurydice" mit der unvergleichlichen Maureen Forrester. Ungeachtet aller historisch informierten Einwände, meine Referenzaufnahme.


    Und dann Händels "Saul". Meine erste Begegnung mit einem Countertenor.


  • Eine der, wenn nicht, die eindrucksvollste Aufnahme der Schubert Sinfonie Nr.9 ist diese:


    Da kann ich auch alle beachteten Wiederholungen mit Genuss hören, wo ich sonst bei meinem (2.) Favoriten Karajan (DG) - die ja bei einigen eine der Ungeliebtesten ist, in ihrer Kurzweiligkeit auch gut darauf verzichten kann.
    Die Aufnahme versprüht eine Energie, die einfach ungetrübten Hörspass verspricht.



    SIGNUM, 2008, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Für mich gehört seine Begleitung von Brendel beim 9. KK von W.-A. Mozart zu den besten, die ich bei diesem Konzert kenne und daher ist mir diese Aufnahme auch eine der liebsten.



    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)


  • Hallo, die Zauberflöten-Aufnahme von Mackerras gehört zu meinen Lieblingseinspielungen des Werks. Leider sind in meiner Aufnahme die Sprecherinnen und Sprecher der Dialoge nicht genannt. und die Texte klingen nich so, als wären sie von den Sängern selbst gesprochen worden. Weiß da jemand Nächeres?
    Schöne Grüße
    wega

  • Mackerras „Cosí“ (ganz ohne „fan tutte“) in einer ins Englische transkribierten Version, die textlich wie muskalisch den Nagel auf den Kopf trifft:



    Fiordiligi: Janice Watson

    Dorabella: Diana Montague

    Ferrando: Toby Spence

    Guglielmo: Christopher Maltman

    Despina: Lesley Garrett

    Don Alfonso: Sir Thomas Allen


    Geoffrey Mitchell Choir

    Orchestra of the Age of Enlightenment


    Durch meine Suche nach Opern in der 'Landessprache' des Ortes, in dem das Libretto eigentlich spielt, stieß ich seinerzeit auf die Chandos-Serie Opera in english (was sich zwar nicht als zielführend, aber als ein überaus grandioser Abstecher entpuppte). Der leider verstorbene Sir Charles Mackerras hat diese Serie quasi buchstäblich betreut - ich kenne längst nicht alle Veröffentlichuungen dieser Serie, viele sind auch bei z.B. jpc nicht zu haben. Lange Zeit gab es sie überhaupt nicht bei jpc oder A***, das hat sich aber Gottseidank geändert.


    Zum Beispiel Cosí - der Rest wurde einfach weggelassen; vielleicht sollte es bedeuten: So - und nicht anders? Mackerras leitet hier das Orchestra of the Age of Entlightenment, es singen Janice Watson, Thomas Allen, Lesley Garrett, Diana Montague, Toby Spence und Christopher Maltman. Mozarts Meisterwerk bekommt hier Musicalflair - und dies tut dem Werk überaus gut. Gesungen wird (natürlich) in englischer Sprache, basierend auf einer Übersetzung - oder besser: Übertragung - von Reverend Marmaduke E. Browne, welche John Cox adaptierte und die sehr freie Gestaltung Brownes wieder an da Pontes Original heranführte. Dennoch: Die verbliebenen Gags von Browne gefallen mir sehr gut, so überträgt er beispielsweise


    Fiordiligi

    Ah, guarda, sorella,

    Se bocca più bella,

    Se petto più nobile

    Si può ritrovar.


    Dorabella

    Osserva tu un poco,

    Che fuoco ha ne' sguardi!

    Se fiamma, se dardi

    Non sembran scoccar.


    in knappe Verse:


    Fiordiligi

    This portrait alone is

    the face of Adonis. [...]


    Dorabella

    Ah, then it must follow

    that this is Apollo.[...]


    :hahahaha:


    Ich empfinde dies als sehr gelungen, da es die Witzigkeit des Librettos, die m. E. oftmals vor lauter Überinterpretation untergeht, deutlich unterstreicht. Ach erhält Mozarts Cosí durch die englische Sprache etwas musicalhaftes, was dem Werk m. E. zugute kommt: bestätigt es doch die meinerseits oftmals bemerkte Nähe zur Volktümlichkeit der etwas später entstandenen Zauberflöte, mit der Cosí auch musikalisch einiges gemeinsam hat.


    Die Besetzung ist äußerst treffend, ich habe an den Interpreten kaum etwas auszusetzen - einzig das 'Nach-Luft-Schnappen' Fiordiligis (Janice Watsons) in deren Come scoglio (hier: Like a fortress...) zum Erreichen des hohen c in T. 51 stört etwas beim Genuss dieses einen von den Höhepunkten dieser Oper. Bewundernswert ist auch die Präzision der Hörner besonders in (erneut Fiordiligis) Per pietá (hier: Ah, my love...). Der Chor ist mir manchmal zu wenig durchhörbar - aber das spielt hier keine besondere Rolle. Die Textverständlichkeit ist im Allgemeinen sehr ordentlich.


    Wer also eine gelungene Mischung aus Volkstümlichkeit und großer Oper à la Zauberflöte mag, greift hier zur goldrichtigen Interpretation: Mackerras' Mozart gefällt mir hier besonders gut - ausgewogene Tempi, die von der merkbaren Anspannung bis hin zur Gelassenheit und Persiflage alles zu bieten haben, runden das Spiel gelungen ab.


    Mackerras macht übrigens von den üblichen (im Notentext vorgesehenen) Kürzungen Gebrauch, was die Darbietung vorteilhaft kompakt macht.


    Außerdem schätze ich überaus diese:



    Jennifer Larmore, Rebecca Evans, Jane Henschel, Rosalind Plowright und Robert Hayward werden begelitet vom Philhamonia Orchestra. Wer wissen möchte, wie ein Hexenhaus richtig explodiert, ist mir dieser Aufnahme bestens bedient. Nach der Atomisierung glaubt man, nur noch das Fiepen des hohen e aus Smetanas erstem Streichquartett zu hören... auch hier ist der englische Text überaus köstlich, kurzweilig. Eine meiner liebsten Einspielungen dieser Oper!


    :hail::hail::hail:


    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)