Valentina LISITSA - der Youtube-Star

  • Ja, das stimmt schon, vor allem das Seitenthema im ersten Satz hat noch viel von der Leichtigkeit Mozarts. Zu dem Zeitpunkt, als Beethoven den die beiden Sonaten op. 49 komponierte (1795-1798) war er ja auch sicherlich noch von Mozart, aber auch von Haydn beeinflusst.

    Der ja schon erwähnte erste Satz hat aber m. E. auch schon viel "echten Beethoven", z. B. das melancholische g-moll-Hauptthema oder die überraschenden "humorvollen" Wendungen im Finale.

    Wie dem auch sei, Valentina Lisitsa spielt das sehr schön, wie ich auch ohne Paritur finde. So habe ich die Sonate noch im Ohr. Ich freue mich schon auf den Zeitpunkt, wenn alle Sonaten auf CD erscheinen. Ich werde aber bis dahin sicher noch die eine oder andere Sonate von ihr noch aus Youtube heraus besprechen, die ich auch schon mehrheitlich von anderen Pianistinnen und Pianisten besprochen habe. Ich werde nachher mal schauen, welche ich auch von ihr schon besprochen habe.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich habe nachgeschaut und festgestellt, dass ich als dritte neben den später besprochenen Sonaten Nr. 29 und zuletzt Nr. 21 schon kurz vor Weihnachten 2014 (20. 12.) ihre frühere Aufnahme der Appassionata besprochen hatte, die sie schon 2008 in Hannover aufgenommen hat. Die hatte mich damals schon über die Maßen beeindruckt.

    Vorhin habe ich von ihr eine meiner Lieblingssonaten gehört, allerdings schon mit der Partitur. Die hat sie auch in dem Moskauer Studio aufgenommen: Sonata quasi una Fantasia Nr 13 in Es-dur op. 27 Nr. 1. Das hat mich nicht minder beeindruckt: vor allem das Adagio con espressione, eines der schönsten Beethovens, hat mich regelrecht durchgeschüttelt. Ich hätte nicht übel Lust, gerade diese Sonate in Valentina Lisitsas Interpretation demnächst mal hier im entsprechenden Thread zu besprechen.

    Nun werde ich jedoch ins Bett gehen, ich bin heute 3 1/2 Stunden gegangen (16 km) und doch ziemlich müde.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Ihre jüngste Einspielung der Appassionata im Rahmen der aktuellen Gesamtaufnahme der Sonaten



    brillant, technisch perfekt, emotional - ein Meisterwerk meisterlich interpretiert

  • brillant, technisch perfekt, emotional - ein Meisterwerk meisterlich interpretiert

    Ja, lieber m-mueller, das trifft zu, was Du da feststellst. "Mißreißend" würde ich hinzufügen.

    Ich wollte eigentlich nur mal reinhören, ging aber nicht. Blieb drin bis zum Schluss.

    Dann aber meldeten sich Fragen bei mir.

    Geht mit dieser mitreißenden, technisch perfekten Brillanz nicht eine gewisse, in sich bruchlose Glätte einher, die das Wesen dieser Sonate verfehlt?

    Sie ist ja doch, so wie ich sie höre, das innerlich zerrissenste Werk unter Beethovens Klaviersonaten. Wenn Grillparzer in seiner Grabrede von dem "furchtbaren Punkt" bei Beethoven sprach, "wo das Gebildete übergeht in die regellose Willkür streitender Naturgewalten", dann könnte er an eben diese Sonate gedacht haben.

    Es gibt in ihr das unvermittelte Nebeneinander von "hitzig-virtuoser, vitaler Energie" und "Krankheit zum Tode", wie Joachim Kaiser das einmal sehr treffend formuliert hat. Geradezu behutsam aufgebautes thematisches Material wird, wie man das ja gleich beim anfänglichen Dreiklang-Thema erleben kann, danach auf geradezu erschreckend brutale Weise zerstört.

    Diese eminente innere Zerrissenheit der Musik vermag ich bei Valentina Lisitsa nicht so ausgeprägt zu vernehmen, wie das etwa bei Svjatoslav Richter der Fall ist.


    Aber in bin dieser Sache kein Fachmann und bitte m-mueller um Verständnis dafür, dass ich, nicht die im engeren Sinne pianistische, sondern die interpretatorische Leistung von Valentina Lisitsa in diesem Fall betreffend, eine von seiner abweichende Auffassung vertrete.

  • Lieber Helmut,


    in der Tat weichen wir hier etwas ab, mir fehlt eigentlich nicht noch mehr an Zerissenheit - so ein Stück kann ja auch auseinanderfallen, wenn es zu wenig "aus einem Guß" gibt. Einen im Tenor ähnlichen Einwurf gibt es bei Beitrag 103 in diesem Thread, auf den ich etwas später (105) ähnlich lümmelhaft geantwortet habe, wie er selbst ausgefallen ist - aber vom Grundsatz her ist das immer noch meine Meinung.


    Eine weitere, sehr schöne, Sonate ist die Nr. 25, die Lisitsa soeben eingespielt hat:


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  • Valentina Lisitsa erweist sich über die Zeit in ihrem Repertoire tatsächlich breiter aufgestellt, als so mancher Label-gehypter Star :) Sie kümmert sich allerdings schon um die Brocken .... :)


    Neben der zweiten Sonate von Rachmaninoff die sie m.W. nicht auf CD veröffentlicht hat, gibt es von ihr die viel seltener zu hörende erste Klaviersonate gepaart mit Ravels Gaspard. Das sollte man sich auf jeden Fall einmal angehört haben



    Eine Kritik bemängelt, dass hier Werke zusammengestellt sind, die nur im selben Jahr entstanden sind ... Aber was ist das für ein Mangel? es stellt sich tatsächlich als interessant heraus.



    Im Web finden sich live-Einspielungen von Ondine und Scarbo.



  • Frederic Chopin, Fantasie Impromptu Op. 66



    stupende Technik, differenzierter Anschlag, hohe Virtuosität, hervorragende Klangqualität - eine phantastische Aufnahme

  • Valentina Lisitsa erweist sich über die Zeit in ihrem Repertoire tatsächlich breiter aufgestellt, als so mancher Label-gehypter Star

    Na ja. Label-gehypt war sie ja auch. Und bei Tamino hat sie 35.000 Seitenaufrufe geschafft. Derzeit ist aber mehr oder weniger ihr gesamtes Schaffen gestrichen.

    Auch die in Beitrag Nr 131 vom 26. März empfohlene. sie war erst im Feber 2022 auf den Markt gekommen.......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Derzeit ist aber mehr oder weniger ihr gesamtes Schaffen gestrichen.

    Ich fürchte, dass das weniger künstlerische als politische Gründe hat.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Sie tritt schon sehr für Putin ein, was mir auch durchaus zu denken gegeben hat, da sie weder unmenschlich noch dumm zu sein scheint. Im Endeffekt ist es mir ein Rätsel, das ich nicht lösen kann, pragmatisch bleibe ich also bei meiner Unterstützung der Ukraine UND höre weiterhin Lisitsa.

  • Mich würden ja ihre Tschakowsky-Einspielungen interessieren. Kennt jemand hier die Aufnahmen?



    Die Alternative wäre die derzeit beim Werbepartner nicht gelistete Aufnahme (daher auch kein Bildchen) von Viktoria Postnikowa.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Ich fürchte, dass das weniger künstlerische als politische Gründe hat.

    D' accord

    Das würde meine Ansicht untermeuern, daß es russischen Künstler in Westeuropa schwerer haben werden als bisher - seit Jahren integrierte natürlich ausgenommen.

    Die Plattenfirmen sind keine heurigen Hasen oder Moralapostel. Sie verkaufen das, was gefragt ist und Profit bringt, wie jegliches Groß-Unternehmen

    Aber ist es nicht generell so, daß letztlich - auch wenn es oft nicht den Anschein hat - und wenn die Firmen das gern -über einen gewissen Zeitraum negieren - der "Endverbraucher" das sagen hat. Wenn er nicht kauft (und zwar in ausreichender Menge) dann nimmt man das Produkt vom Markt - oder man versucht es billig zu verschleudern.

    Es hängt natürlich auch davon ab, woher die "Zielgruppe" kommt. Die Künstlerin, um die es ihr geht hatte primär eine Anhängerschaft, die gewohnt war, ihre Kunst GRATIS vom Internet downzuladen. Und als es möglich war sie Live zubestaunen, da ging diese Grupe hin - hat vielleicht ein paar CDs gekauft. Nun ist sie aber ins Kreuzfeuer geraten: Wie sich das auf die weitere Karriere auswirkt, das ist schwer abszuschätzen. Die radikalen Streichungen ihres CD-Angebots lassen allerdings nicht Gute vermuten. Ihr künstlerischer Rang ist zwar unbesritten - aber es gibt genügend Konkurrent aud ebendiesem Level. In meine Falle ist es so, daß ich seinerzeit EINE CD mit ihr gekauft hab - einfach aus "enzyklopädischen" Gründen, und sie dann wieder vergessen habe. Ihre Strahlkraft auf mich war nicht ausreichend, wobei gesagt werden muß, daß ich mich zum "Fan" nicht gut eigne. Sie wird nicht darben müssen, denn in Russland werden in Hinkunft viele Künstler gebrauch - Ich kann mir nämloich vorstellen, daß ein gewisser Prozentsatz westlicher Künstler über einen längern Zeitraum das Risiko scheut nach Russland zu reisen - weniger aus politschen oder moralischen gründen - als der Sorge um die eigene Sicherkeit.

    Das ist ein Faktur, den man nicht unterschätzen sollte. 2001 hatte ich Karten für einen Klavierabend mit Peter Serkin gebucht. Ich fand dann im Programmheft ein Grußbotschft, in der er mitteilte, daß er auf Grund der Ereinisse (Attentat mittels Verkehrsflugzeugen au das WTC) derzeit das Risiko eines Fluge nicht auf sich nehmen möchte und 3er dafür um Verständnis bitte. Er wurde an diesem Abend durch Stefan Vladar ersetzt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Thomas Pape , leider gehört Tschaikowski nicht zu meinen Lieblingskomponisten, so dass meine Hörerfahrung nicht besonders groß ist. Bei Klaviermusik mache ich in regelmäßigen Abständen Versuche. Beide Boxen gehören bei mir zum Bestand. Ich versuche es immer wieder mit den Seasons, aber so richtige Begeisterung will nicht aufkommen. Davon abgesehen finde die Einspielung von Lisitsa recht erfrischend. Sentimentalität, die hin und wieder aus Tschaikowskis Musik „herausgequetscht“wird, ist nicht ihr Ding.

    Hier gibt es für ein bekanntes Stück von T. eine kleine Vergleichsmöglichkeit. Ist Tschaikowsky außer Mode ?


    Hier noch einmal die Box von Postnikova


  • Das würde meine Ansicht untermeuern, daß es russischen Künstler in Westeuropa schwerer haben werden als bisher - seit Jahren integrierte natürlich ausgenommen.

    Das Interessante ist ja, daß Valentina Lisitsa gar keine Russin ist. Sie kommt aus der Ukraine! Umso erstaunlicher, daß sie in dem Krieg für die Russen Partei ergriffen hat.

  • Umso erstaunlicher, daß sie in dem Krieg für die Russen Partei ergriffen hat.

    Umso schlimmer für sie. Denn die allgemeine Akzeptanz wird dadurch zusätzlich vermindert. Sie hat keine "Rechtfertigung"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das würde meine Ansicht untermeuern, daß es russischen Künstler in Westeuropa schwerer haben werden als bisher - seit Jahren integrierte natürlich ausgenommen.

    Aber das dürfte doch kein Problem sein, russische Künstler vor einem Milliardenpublikum auftreten zu lassen. Immerhin wird Putin in Nordafrika unterstützt, in Südostasien, und besonders in den bevölkerungsreichen Staaten China, Indien und Brasilien, von Venezuela, Iran und Belarus. Von Kasachstan, Serbien, Ungarn oder der Slowakei rede ich gar nicht.

    Ich frage mich manchmal, wer isoliert ist.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • ch frage mich manchmal, wer isoliert ist.

    Isoliert ist hier nicht das passende Wort - ausgegrenzt wäre passender

    Und um die Situation - aus meiner Sicht - besser zu beschreiben, greife ich zu einem Vergleich:

    In der Vergangenheit beherrschten wenige Eliten, der Adel, die hohe Geistlichkeit und die Wissenschaft die Welt.

    Der Pöbel war in der extremen Überzahl. Aber die Eliten fühlten sich nicht "isoliert" sondern grenzten jene aus, die sie für minderwertig einstuften.

    Die Mehrheit all jener Länder lebte immer schon in "Isolation" - und niemand im Westlchen Kulturbereich hat sie vermisst - ja meist nicht mal wahrgenommen

    Das wird heut zwar gern bestritten, entspricht aber zu einem großen Teil der Wahrheit.Diese Länder kamen erst ins den Fokus der "westlichen Welt" als man dort billige Arbeitkräfte und interessante Rohstoffe bekommen konnte. Gut zu beobachten im Fallr von Russnd, wo man sich noch heute vom "Westen" als von oben herab betrachtet fühlt- Trotz Supermacht-Allüren. Russland kann "Sanktionen" gut verkraften - zu einem unheimlich hohen Preis. Der wird nur von wenigen bemerkt, denn die Mehrheit der Bevölkerung ist dort in Sachen Lebensqualität und Luxus sowieso nicht verwöhnt.......

    Der Rest der erwähnten Länder kann in Sachen Kultur mit dem Westen nicht mithalten, es gibt (von Ausnahmen abgesehen)zwar lokale Größen aber kaum "Giganten" die bei uns Spuren hinterlassen haben.....


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • astewes

    Hat den Titel des Themas von „Aktive Pianisten unserer Tage: Valentina LISITSA - der Youtube-Star“ zu „Valentina LISITSA - der Youtube-Star“ geändert.