• Ernst Gruber ist hier öfters diskutiert worden. Obwohl er nicht zu meinen Lieblingstenören gehört, heisst nicht, daß ich ihn nicht schätze. Die Tannhäuser-Aufnahme hat mich nicht so überzeugt, dagegen finde ich die Holländer-Aufnahme wunderbar. Tristan (mit Kuhse) muss ich mir noch besorgen, aber ich kann mir gut vorstellen, daß die Aufnahme ebenfalls sehr wertvoll ist. Hier kann man ihn als Konzertsänger hören, nämlich als Waldemar in den Gurreliedern von Schoenberg:


    https://audius.co/geschichte/gruber-16500

  • Am 1. Oktober übernahm Gruber dann die Titelpartie in der Wiederaufnahme der Oper "Sadko" von Rimski-Korsakow. In einer "Mitteilung der Intendanz" auf der Rückseite einiger Besetzungszettel wird darauf hingewiesen, dass Gruber die Rolle vom verstorbenen ehemaligen Ensemblemitglied Alfred Hülgert (der im November 1953 überraschend an einer Kolik gestorben war und die Rolle zuvor von der inzwischen an die Städtische Oper nach Westberlin gewechselten Ludwig Suthaus übernommen hatte, worauf natürlich nicht hingewiesen wurde) übernommen habe. Die musikalische Leitung hatte Helmut Seydelmann, ebenfalls Gast aus Leipzig, inne.


    Mir ist eine Rundfunkaufnahme dieser Oper von 1949 in die Hände gefallen. Die Angaben sind sehr spärlich: MDR, 1949, Pfllüger, Ernst Gruber, DDR;


    Kennt jemand diese Aufnahme? Mich würde die Besetzung sehr interessieren. Die Oper "Sadko" ist übrigens immer wieder ein Erlebnis.

  • Zitat von greghauser2002

    Kennt jemand diese Aufnahme? Mich würde die Besetzung sehr interessieren. Die Oper "Sadko" ist übrigens immer wieder ein Erlebnis.

    Hallo, zu Sadko hier und zur Aufnahme, vorausgesetzt es ist die, die du meinst!


    Sadko by Nikolai Rimsky-Korsakov

    Performer: Bernd Aldenhoff (Voice), Helmut Eyle (Voice), Matthias Schmidt (Voice),

    Elfriede Weidlich (Voice), Margarete Kubatzki (Voice), Hans Kramer (Voice),

    Paul Hruschka (Voice), Georg Hruschka (Voice), Reinhard Kibel (Voice),

    Lilo Asmus (Voice), Alois Tinschert (Voice), Theodor Horand (Voice),

    Gert Lutze (Voice)

    Conductor: Gerhard Pflüger

    Period: Romantic

    Written: 1894-1896; Russia

    Date of Recording: 1949

    Venue: Leipzig

    Length: 1 Minutes 52 Secs.


    Also, Ernst Gruber wird bei der Besetzung oben gar nicht erwähnt, aber es gibt ja so viele kleine Rollen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Vielen Dank, lieber Fiesco.

    Dann handelt es sich wohl um eine Verwechslung zwischen Gruber und Aldenhoff.


    Ich wollte aber vor allem auch wissen, wer den "Indischen Gast" singt - und das habe ich nun erfahren: Gert Lutze - der singende Hautarzt!

  • In einen der vorhergehenden Beiträge hatte sich von YouTube das Racheduett aus "Otello" eingeschlichen. Der Jago ist Arnold Gabor, der Otello angeblich Gruber. Das kann aber nicht sein. Nur Gabor, der bereits 1950 siebzigjährig starb, dürfte stimmen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Der Jago ist Arnold Gabor, der Otello angeblich Gruber. Das kann aber nicht sein. Nur Gabor, der bereits 1950 siebzigjährig starb, dürfte stimmen.

    Wen vermutest du denn anstelle des namentlich auf die Platte gedruckten Grubers?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Bisher habe ich keine Ahnung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Vielen Dank für das Einstellen der zahlreichen Tonbeispiele!


    Natürlich war mir Ernst Gruber seit Jahren ein Begriff, aber kannte ich ihn primär nur als Tannhäuser.


    Gerade lauschte ich der eingestellten Gralserzählung. Aus welchem Jahr ist diese wohl? Wohl keine Gesamtaufnahme? Eigentlich mag ich in dieser Rolle keine echten Heldentenöre (und das ist Gruber ganz unzweifelhaft, und wie!), aber das, was Gruber hier herausholt, ist schon wirklich fabelhaft. Einen heroischeren Lohengrin, der mich auch überzeugte, habe ich wohl noch nicht gehört (Max Lorenz gefällt mir als Lohengrin z. B. nicht besonders - der nahm die Gralserzählung allerdings auch vieeel zu spät auf).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Einen heroischeren Lohengrin, der mich auch überzeugte, habe ich wohl noch nicht gehört ...

    So würde ich es auch ausgedrückt haben.


    Gruber sah als Lohengrin auch fantastisch aus. Er war sehr groß und entsprach so den Erwartungen, wie sie einst auch optisch an Sänger dieser Partie gestellt wurden. Ein Schwanenritter wie aus dem Bilderbuch. Eine Gesamtaufnahme des Werkes mit ihm gibt es nicht, nur einzelne Szenen, die beim DDR-Rundfunk produziert wurden. Dazu gehört auch die weiter oben verlinkte Gralserzählung. <Hier die Übersicht:


    1 Sei gegrüßt, du gottgesandter Held / Nun sei bedankt (Lohengrins Ankunft)

    2 Das süße Lied verhallt (Brautgemnach)

    3 Höchstes Vertrau'n hast du mir schon zu danken (Fortsetzung Brautgememach)

    4 In fernem Land (Gralserzählung)


    Lohengrin ERNST GRUBER
    Elsa BRÜNNHILD FRIEDLAND

    König Heinrich WOLFGANG MARKGRAF


    Rundfunksinfionie-Orchester

    Dirigent: Adolf Fritz Guhl


    Die Aufnahmedaten liegen mir im Moment nicht vor.


    In der hier von Harald eingestellten Box finden sich noch ein Auszug aus dem Brautgemacht mit der Leipziger Sopranistin Christa-Maria Ziese von "Höchstes Vertrau'n" an sowie eine weitere Gralserzählung.


    Schließlich finden sich drittens in meinem Bestand noch live aus Weimar, wo der "Lohengrin" uraufgeführt wurde, diese Szenen vom 15.9.1953:


    1 Nun sei bedankt, mein lieber Schwan

    2 Nun hört!


    Elsa CHRISTA-MARIA ZIESE

    König Heinrich HANS-HERBERT SCHULZ
    Telramund JOSEF OLBERTZ


    Staatskapelle Weimar

    Dirigent HEINZ FINGER

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Gibt es von Ernst Gruber eigentlich eine Aufnahme von Rienzis Gebet? Ich konnte auf die Schnelle nur recherchieren, dass er die komplette Rolle 1962 in Leipzig auch auf der Bühne sang. Ich stelle mir Gruber so ziemlich als idealen Rienzi vor.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Gibt es von Ernst Gruber eigentlich eine Aufnahme von Rienzis Gebet? Ich konnte auf die Schnelle nur recherchieren, dass er die komplette Rolle 1962 in Leipzig auch auf der Bühne sang. Ich stelle mir Gruber so ziemlich als idealen Rienzi vor.


    CD 2

    2. Rienzi, der Letzte der Tribunen, opera, WWV 49: Act 5. No. 13. Introduktion und Gebet. Du Gott im Himmel, blick herab


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Besten Dank für die Information!

    Jetzt entsinne ich mich auch dunkel des geänderten Textes in dieser DDR-Fassung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zwischenzeitlich bin ich an diese Aufnahme gelangt. Tatsächlich ist Ernst Gruber ein Rienzi der Spitzenklasse, der so ziemlich alles in den Schatten stellt, was ich bisher gehört habe. Besonders zu Beginn des Gebets hatte ich fast den Eindruck, da singe Max Lorenz. Der fällt mir am ehesten ein, wenn ich Gruber einordnen müsste. Natürlich sind die Stimmen nicht identisch. Lorenz singt noch exaltierter und ist deutlich freier in seinem Vortragsstil, während Gruber sich im Vergleich doch nicht ganz so expressiv gibt und, wenn man so will, kultivierter herüberkommt.


    Auffällig ist die verwendete Textfassung, die offenbar für die Leipziger Oper anlässlich der Inszenierung von 1962 vom dortigen Operndirektor Heinrich Voigt (1895-1968) höchstpersönlich erarbeitet wurde. Es handelt sich um den deutlich erkennbaren Versuch, den Textinhalt in den Dienst des Sozialismus zu stellen, nicht unähnlich derartigen Eingriffen in der Sowjetunion, denkt man an die Streichung der Zarenhymne aus diversen Stücken von Tschaikowski, die durch den Schluss von Glinkas Iwan Sussanin ersetzt wurde. Ob lediglich der Text im Gebet des Rienzi angepasst wurde, konnte ich leider nicht eruieren. Es ist zumindest merkwürdig, dass sich keine Gesamtaufnahme aus Leipzig erhalten zu haben scheint; dies würde die Frage klären.

    Der geänderte Text lautet wie folgt:


    Du Gott im Himmel, blick herab,

    sieh in Verzweiflung mich hier flehn!

    Die Macht, die du mir gnädig gabst,

    lass jetzt noch nicht zugrunde gehn!

    Du stärktest mich, du gabst mir hohe Macht,

    du liehest mir erhabne Eigenschaft,

    zu helfen dem, der niedrig lebt,

    zu heben, was im Staub sich quält.

    Lass wandeln mich des Volkes Schmach

    zu Hoheit, Glanz und Majestät: —

    Mein Gott, vernichte nicht das Werk,

    zu dem du mich erwählet hast!

    Ach, Herr, erhalte mir die Kraft,

    dass ich mein Volk erretten kann!

    Schenk mir den Abglanz deiner Macht,

    die sich in Ewigkeit erstreckt!

    Lass, Gott, mein Volk nicht zugrunde gehn,

    lass es entführen mich zu stolzen Höhn:

    Mein Gott, verlasse jetzt mich nicht,

    erhöre mein tief-inbrünstig, mein so heißes Flehn!


    Rienzi stellt sich hier stärker in den Dienst der Allgemeinheit, versucht denjenigen, die unwürdig leben müssen, zu helfen. Die Errettung des Volkes wird ganz nachdrücklich herausgestellt. Die "Ent-Führung" zu "stolzen Höhn" hat beim Hören durchaus auch einen gewissen anderen Touch, der eher an die "tausend Jahre" erinnert (was wohl kaum intendiert war).


    Ob diese Fassung bei späteren DDR-Inszenierungen des Rienzi (1965 in Dessau, 1981 in Meiningen) zur Anwendung kam, entzieht sich meiner Kenntnis. In der Ost-West-Coproduktion unter Heinrich Hollreiser (Eterna/EMI), die zwischen 1974 und 1976 entstand, kam sie bekanntlich nicht zum Einsatz.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber "Joseph II.",


    ich habe deinen interessanten Beitrag zu Grubers Rienzi-Gebet mit geändertem Text mal meinem Bekannten Werner P. Seiferth, dem Autor des Buches "Wagner in der DDR", zugemailt und ihn um eine Stellungnahme gebeten.


    Er hat mir heute per Mail folgendes geantwortet:


    Zitat

    RIENZI war und ist ein heißes Eisen, in der DDR sowieso, weil es damals "im Lande" überhaupt kein offizielles Aufführungsmaterial gab. Alle RIENZI-Aufführungen wurden "aus dem Archiv" gespielt, d. h., Altenburg und auch Chemnitz hatten Noten-Archive von vor 1945, man borgte sich gegenseitig die Klavierauszüge und auch das Orchestermaterial aus - die neue Ausgabe ist bei Schott ja erst 1974 erschienen, stand also ausnahmslos nicht zur Verfügung - auch für Meiningen nicht, die zwar erst 1982 herauskamen, damals gab es aber immer noch kein "Westgeld" in der DDR, also blieb alles beim Alten. Die Originalpartitur ist ja auch heute nicht zugänglich, da sie mit dem unrühmlichen Adolf am Ende des Krieges verschollen ist...

    Ich habe im Jahre 1988 ausführlich über alle RIENZI-Aufführungen in der DDR geschrieben (natürlich unveröffentlicht!) und hatte zu diesem Zwecke alle Klavierauszüge von allen betroffenen Theatern zu Studienzwecken zur Verfügung. Textliche "Retuschen" hat es nicht nur in Leipzig gegeben, sondern auch in Chemnitz (von Alfred Eichhorn) und in Meiningen (dort auf der Grundlage der Leipziger Fassung). Die Unterstellung, man habe das Werk auf marxistische Grundlage umfunktionieren wollen, muss ich entschieden zurückweisen. Es ging um ganz andere Fragen: wie kommt man diesem Koloss nahe, ohne die Möglichkeiten des Hauses zu sprengen - und das betraf in erster Linie Choranforderungen und technische Fragen des Bühnenbaues (damals wurde ja noch in richtigen Bühnenbildern gespielt! Und es ging immer wieder darum, welches "Material" man verwenden konnte, denn der Notentext von Singer (Breitkopff & Härtel), der der vollständigste war, den es damals gab, schied aus, da es dazu kein Orchestermaterial gab; am meisten wurde verwendet der Klavierauszug von Kogel (die sogenannte "Cosima"-Fassung), zu dem es in den genannten Notenarchiven auch Orchestermaterial gab. Im Grunde ging es dann immer nur um Strichfassungen, je nach Art der Beschaffenheit der Ensembles.

    Was Gruber betrifft: er hat den RIENZI für die Leipziger Inszenierung gelernt und ihn später auch anderswo nie gesungen; dass er ein zuverlässiger und auch recht disziiplinierter Sänger war, muss ich hier nicht erwähnen. Insofern teile ich die Meinung des Schreibers - er gehörte zweifellos zur Spitzenklasse. Im Jahre 1962 hatte er sich auch wieder "gefangen", ihm war ja gerade in Leipzig Unrecht geschehen, als er 1960 die Eröffnung der Neuen Oper als Stolzing nicht singen durfte - das "realistische Musiktheater" hatte in Leipzig Einzug gehalten, und dort passte er nicht hin - und ging nach Berlin! Um auf den Text des Gebetes zu kommen, so kann ich dort nichts erkennen, was das Werk "entstellt", es waren sprachliche Retuschen, von denen man damals meinte, sie "nur bei diesem einen Werk Wagners" verantworten zu können, weil Wagner selbst irgendwo gesagt hatte, dass er bei diesem Werk noch kein "Dichter" war. Die Fassung stammt nicht nur von Heinrich Voigt (der inszenierte und übrigens von 1950-59 in Leipzig Operndirektor war), es waren auch die Dirigenten Helmut Seydelmann (der unverhofft verstarb) und Rolf Reuter (der die Aufführungen auch dirigierte) sowie der Dramaturg Stephan Stompor beteiligt. Mich hat die Textfassung damals nicht gestört, allerdings hat sie sich auch nicht durchgesetzt. Gruber übrigens hat auch die RIENZI-Premiere nicht gesungen, sondern auch der damalige Stern am Leipziger Opernhimmel - Dr. Gustav Papp (der zwischenzeitlich in Bratislava als Chirurg praktizierte!). - So war das eben.

    Es war eine sehr gute Aufführung, die 50 Vorstellungen erreichte, das haben die übrigen Theater nicht geschafft. (Altenburg 1950 = 11, Chemnitz 1952 = 7, Dessau 1956 = 22, Gera 1959 = 13, Magdeburg 1959 = 32, Dessau 1965 = 17, Meiningen 1981 = 9).

    Vielleicht hilft dir das bei deinen Fragen, z.B. ob die Leipziger Fassung auch in Meiningen gespielt wurde, etwas weiter. :hello:


    https://www.buecher.de/shop/wa…/detail/prod_id/35003548/

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Geraer Inszenierung 1959 habe ich gesehen und erinnere mich, daß den Rienzi ein Dr. Horst Wolf aus Dessau sang, als Gast. Kennt den jemand??


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Lieber Stimmenliebhaber,


    besten Dank dafür, dass Du Dich in der Sache an einen der einschlägigen Spezialisten auf diesem Felde gewandt hast. Tatsächlich erhellen diese zusätzlichen Informationen von Herrn Seiferth dieses spannende Thema außerordentlich. Die Problematik der Textfassung gerade beim Rienzi ist einem heute gar nicht mehr so bewusst. Ob sich von dieser Leipziger Produktion oder von einer der anderen in der DDR stattgefundenen Inszenierungen weitere Ausschnitte oder gar ein gesamter Mitschnitt erhalten haben, ist wohl zu verneinen? Wir sprechen ja immerhin von einem Zeitraum von über dreißig Jahren. Mir liegt ansonsten (neben der Eterna/EMI-Coproduktion) aus der DDR wohl nur Rienzis Gebet aus einem Recital mit Reiner Goldberg unter Siegfried Kurz von 1984 vor.


    Beste Grüße und nochmal danke!

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ob sich von dieser Leipziger Produktion oder von einer der anderen in der DDR stattgefundenen Inszenierung weitere Ausschnitte oder gar ein gesamter Mitschnitt erhalten haben, ist wohl zu verneinen?

    Lieber "Joseph II.",


    ich fürchte, dass das so ist. Zwar hat sich vom ebenfalls in Leipzig engagierten Tenor Ferdinand Bürgmann einiges erhalten, aber offenbar hat jemand immer nur dessen Vorstellungen mitgeschnitten und nicht die Grubers.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Was gäbe ich für eine offizielle Gesamteinspielung (Studio) des Rienzi mit Ernst Gruber aus den 1960er Jahren in bestem Stereo-Klang. Die spätere Ost-West-Coproduktion unter Hollreiser lege ich fast überhaupt nicht mehr auf, was nicht zuletzt am ziemlich faden Dirigat liegt (er soll ursprünglich gar nicht vorgesehen gewesen sein). Mit einem Dirigenten wie Franz Konwitschny, Otmar Suitner oder Herbert Kegel hätte da in den 60ern etwas wirklich Bahnbrechendes entstehen können. Eigentlich wäre Gruber selbst 1974/76 noch nicht zu alt gewesen (erste Mitte 50), aber offenbar drängte gerade EMI eben auf Kollo, der sicher alles andere als übel ist, aber für meine Begriffe in dieser Partie nicht im Ansatz gegen Gruber bestehen kann. Dieses Problem teilen freilich fast alle Gesamtaufnahmen dieser Oper, wobei man ja in den seltensten Fällen überhaupt von "gesamt" sprechen kann. Insgesamt würde ich wohl zur BBC-Rundfunkproduktion unter Sir Edward Downes greifen, auch wenn mich John Mitchinson auch nicht absolut zu überzeugen vermag, aber in der Summe ist das für mich nach wie vor die beste Einspielung (Downes bringt ja sogar die absolut ungekürzte Ouvertüre, die man sonst nirgends hört).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eigentlich wäre Gruber selbst 1974/76 noch nicht zu alt gewesen (erste Mitte 50)

    Vorsicht! Gruber hatte sich Ende der 60er stimmlich ruiniert, nach einem Totaleinbruch bei einem Staatsoperngastspiel in Warschau (wohl als Siegmund) wurde er völlig degradiert und durfte nur noch in Wurzenrollen auftreten. Das größte war Anfang der Siebziger noch der Erste Geharnischte, ansonsten trat er in Sprechrollen wie Haushofmeister und Samiel auf, auch noch in einigen ganz kleinen Gesangswurzen:


    Seine Auftritte als Ensemblemitglied der Staatsoper Berlin in den Spielzeiten 1974/75 und 1975/76 sahen so aus:


    Spielzeit 1974/75:


    Besetzungsarchiv Staatsoper Berlin - Spielzeit 1974/75


    Spielzeit 1975/76:


    Besetzungsarchiv Staatsoper Berlin - Spielzeit 1975/76


    Ich habe das ja alles recherchiert und erfasst.


    Deine Vermutung, dass Gruber Mitte der Siebziger noch als Rienzi infrage gekommen wäre, muss ich also ganz klar als widerlegt zurückweisen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke für die Richtigstellung. Das war mir tatsächlich so gar nicht aus dem Stegreif bekannt. Sehr bedauerlich für solch einen große Heldentenor, so zu enden. Nun gut, dann kam er schon aus diesem Grunde unter Hollreiser nicht mal mehr theoretisch in Frage. Seltsam übrigens, denke ich mir gerade, dass sich Jon Vickers m. W. nicht an die Partie heranwagte, nicht mal an die berühmte Arie (ein Angebot, die Rolle zu singen, lehnte er 1963 ab).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Waren es politische oder künstlerische Gründe, die ihn in die DDR brachten? Laut Wikipedia ist er scheinbar auch deutscher Staatsbürger geworden.

    Etwas verspätet möchte ich heute auf diesen Aspekt in der Biographie Grubers zurückkommen, lieber Gregor. Genau kenne ich die Hintergründe nicht. Ich gehe aber davon aus, dass sich seine Niederlassung in der DDR einfach so ergeben hatte. Nachdem sich Gruber an verschiedenen österreichischen Bühnen, darunter in Graz, versucht haben soll, gab es 1949 ein für ihn wohl solides und sehr aussichtsreiches Angebot aus Weimar durch den dort wirkenden Hermann Abendroth. Da war die DDR gerade mal in Gründung. Er wurde sesshaft und trat in sehr verschiedenen Stücken auf - auch in Operetten. Schließlich ging es über Leipzig an das führende Opernhaus der DDR, die Staatsoper Unter den Linden. In der Nähe Berlins fand sich ein sehr gräumiiges und repräsentatives Haus, wo er mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter lebte. Solange er gut bei Stimme war, sang er die großen Heldenpartien auch bei gelegentlichen Gastspielen im Ausland. Warum hätte er wieder in den Westen oder in seine Heimat zurückkehren sollen, wo er nicht der einzige gewesen wäre? Politische Gründe dürften also keine Rolle gespielt haben für sein Verbleiben im Osten Deutschlands.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ja, lieber Rüdiger, das hört sich auch für mich sehr schlüssig an. Danke, dass du noch einmal darauf zurückgekommen bist. Seine Frau Ruth war wohl auch aus Ostdeutschland?


    Für mehr Biographisches verweise ich auf den tollen Beitrag von "hart":

    Der Musiker Gräber

  • Seine Frau Ruth war wohl auch aus Ostdeutschland?

    Das, lieber Gregor, kann ich Dir nicht sagen. Ich kannte sie zwar von einem Besuch im Hause Gruber, wo vieles noch an den Hausherrn erinnerte und sein Schreitisch am selben Platz stand, und sehe sie vor mir. Eine Dame, auf die diese Bezeichnung passt. Sehr würdig, sehr elegant gewandet. An Spuren eines Dialekts, der Aufschluss über ihre Herkunft hätte geben können, kann ich mich nicht erinnern.


    Ja, der Beitrag von unserem Freund hart, den Du verlinkt hast, ist in seiner Fülle unübertroffen. So viele Informationen über Gruber gibt es nach meinem Kenntnisstand sonst nirgends. Du hast ein gutes Werk getan, ihn hierher zu verlinken.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ein bizarres Ernst-Gruber-Dokument, welches in seiner Diskographie erwähnt werden sollte, wird noch immer im Museumshop auf der Wartburg bei Eisenach angeboten:


    Eine filmische Version des Endes des ersten und des gesamten zweiten Aufzuges von "Tannhäuser" in der Dresdener Fassung, produziert für das Fernsehen der DDR. An anderer Stelle des Forum wurde darüber schon einmal berichtet. Im Bild agieren Schauspieler und auch einige Sänger, die aber nicht selbst singen. Die Tonspurt ist diese Produktion entnommen:



    Einen Hinweis darauf gibt es aber nicht - weder auf dem Cover, noch im Vor- oder Abspann des Films. Man muss schon selbst darauf kommen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876 - vielen Dank für Ihren informativen Beitrag. Ich bin sehr an Aufnahmen und Quellen zu dem Sänger Hanns-Herbert Schulz interessiert. Er war mein Gesangslehrer und guter Freund und Ich versuche Aufnahmen aus seiner Opernkarriere zu finden (Ich bin auch dabei mit einem Wikipedia-Artikel über Ihn zu helfen). Hätten Sie vielleicht noch mehr Informationen?

    Liebe Grüße von Eike

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  • Lieber Rheingold1876 - vielen Dank für Ihren informativen Beitrag. Ich bin sehr an Aufnahmen und Quellen zu dem Sänger Hanns-Herbert Schulz interessiert. Er war mein Gesangslehrer und guter Freund und Ich versuche Aufnahmen aus seiner Opernkarriere zu finden (Ich bin auch dabei mit einem Wikipedia-Artikel über Ihn zu helfen). Hätten Sie vielleicht noch mehr Informationen?

    Lieber Eike, selbst weiß ich nichts von Hanns-Herbert Schulz. Ich kenne auch nur den Namen. Vor einigen Jahren ist ein sehr interessantes Buch von Werner P. Seiferth erschienen, das ich nur ganz wärmesten empfehlen kann. Es findet sich derzeit antiquarisch auf vielen Plattformen im Netz, darunter Booklooker und ZVAB. Und es verweist auch mit einigen Angaben auf den gesuchten Sänger. Wenn Sie einen persönlichen Kontakt zu Herrn Seiferth herstellen, erfahren Sie vielleicht noch mehr. Er ist nach meiner Erfahrung sehr freundlich und auskunftswillig. Viel Erfolg!


    Werner-P-Seiferth+Richard-Wagner-in-der-DDR-Versuch-einer-Bilanz.jpg

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Eike,

    Herzlich Willkommen im Forum und in unserer Gemeinschaft. Du hast Dich mit Deinen ersten Beiträgen bereits kompetent vorgestellt und gut eingeführt. Dennoch wäre es kontaktfördernd, wenn wir noch etwas mehr über den Sänger und auf dem Avatar fabelhaft aussehenden neuen Tamino erfahren würden.

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir eine gute Zeit mit vielen bereichernden Eindrücken bei uns.

    Herzlichst

    Operus (hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Eike, selbst weiß ich nichts von Hanns-Herbert Schulz. Ich kenne auch nur den Namen. Vor einigen Jahren ist ein sehr interessantes Buch von Werner P. Seiferth erschienen, das ich nur ganz wärmesten empfehlen kann. Es findet sich derzeit antiquarisch auf vielen Plattformen im Netz, darunter Booklooker und ZVAB. Und es verweist auch mit einigen Angaben auf den gesuchten Sänger. Wenn Sie einen persönlichen Kontakt zu Herrn Seiferth herstellen, erfahren Sie vielleicht noch mehr. Er ist nach meiner Erfahrung sehr freundlich und auskunftswillig. Viel Erfolg!


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    Lieber Rüdiger, Herzlichen Dank für Ihre freundliche Antwort und tollen Informationen. Da werde Ich mich gleich dranmachen, um mehr über Herrn Schulz herauszufinden. Vielen Dank!!!

    Liebe Grüße von Eike

  • Lieber Eike,

    Herzlich Willkommen im Forum und in unserer Gemeinschaft. Du hast Dich mit Deinen ersten Beiträgen bereits kompetent vorgestellt und gut eingeführt. Dennoch wäre es kontaktfördernd, wenn wir noch etwas mehr über den Sänger und auf dem Avatar fabelhaft aussehenden neuen Tamino erfahren würden.

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir eine gute Zeit mit vielen bereichernden Eindrücken bei uns.

    Herzlichst

    Operus (hans)

    Lieber Hans

    Vielen Dank für den freundlichen Willkommens-Gruß im Tamino. Was für ein tolles und informatives Forum Sie hier haben! Ich konnte bereits sehr viele neue und interessante Informationen sammeln, die Ich ohne diese Plattform vermutlich nie entdeckt hätte. Das ist wirklich großartig.

    Zu mir persönlich: Ich bin Sänger, Komponist und Schauspieler aus Hamburg und habe Gesang studiert (teilweise klassisch, sowie Jazz/Rock/Pop in Hamburg, Dresden, Rotterdam und Kapstadt). Nach 6 Jahren in London, lebe Ich nun seit vielen Jahren mit meiner Familie am Kap der Guten Hoffnung (Kapstadt, Südafrika), wo Ich vor allem als Swing und Jazz-Sänger bekannt bin - Ich gehe aber auch einmal im Jahr auf Tournee in Nord-Deutschland (https://de.wikipedia.org/wiki/Ike_Moriz). 2020 habe Ich nun mein 20. Album herausgebracht.


    Durch den Mangel an Auftritten dieses Jahr (Covid-19) habe Ich zum ersten Mal etwas Zeit, Bilanz zu ziehen und auch in die Vergangenheit zu schauen. Da fiel mir auf, dass es kaum Informationen über meinen Gesangslehrer von der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden im Netz zu finden gibt.

    Professor Hanns-Herbert Schulz (1927-2006) war ein gefeierter Opernsänger in den späten 50er- und 60er Jahren (in der ehemaligen DDR) und hat nebenbei auch 'heimlich' und mit viel Erfolg unter dem Pseudonym Hanns Petersen Swing- und Schlager-Platten veröffentlicht. Ich bin nun dabei, mehr über Ihn zu recherchieren, da Ich es sehr schade finde, dass es so wenig Informationen über ihn gibt.

    Liebe Grüße von Eike