Heute möchte ich mich einmal einem im heutigen Musikbetrieb kaum mehr beachteten Genre widmen, das sich allerdings im Lauf der vergangenen drei Jahrhunderte zeitweise größter Beliebtheit erfreute: dem
Melodram
Von radikaler Ablehnung, beispielsweise bei Richard Wagner, der es als "unerquicklichste Gemischtheit" verdammte, bis zu größter Begeisterung bei Mozart, der sich von den Monodramen Georg Anton Bendas höchst beeindruckt zeigte, reichen die Beurteilungen über diese außergewöhnliche Spezialgattung.
Möchte man den Begriff so allgemein wie möglich definieren, kann man von einem Zusammenwirken von gesprochenem Wort und einer musikalischen Begleitung sprechen, welche sich sowohl im Rahmen von Schauspielmusiken (wie in Goethes 'Egmont') als auch in Opern, z. B. von L. v. Beethoven (Fidelio: Kerkerszene) C. M. v. Weber (Freischütz: Wolfsschlucht), Schubert, Marschner, Richard Strauss (Die Frau ohne Schatten) usw., findet.
Auch in den Konzertsaal hält es, besonders im 19. Jahrhundert, als Konzertmelodram, meist in Form von Balladen, Einzug, in dem die Deklamation entweder durch ein Klavier oder ein Orchester begleitet wird. Sowohl berühmte Komponisten wie Schubert, Schumann (Zwei Balladen), Liszt (Lenore, Der blinde Sänger) und Richard Strauss (Enoch Arden) als auch ihre heute weniger bekannten Kollegen wie Max von Schillings (Das Hexenlied) haben Beeindruckendes zur sich ständig weiterentwickelnden Gattung beigetragen.
Das von Engelbert Humperdinck in der 1. Fassung von 'Die Königskinder' geschaffene "gebundene Melodram", in dem neben dem Rhythmus auch die Tonhöhe der Sprechstimme durch eine eigene Notenschrift vorgegeben wird, nimmt im 20. Jahrhundert Arnold Schönberg auf und differenziert innerhalb unterschiedlicher Gattungen (dem Oratorium 'Gurrelieder', dem Melodramenzyklus 'Pierrot Lunaire', der Oper 'Die glückliche Hand') die Interpretationsanweisungen immer weiter aus, mithilfe einer ausgeklügelten Notation als auch speziellen Sprechangaben wie "tonlos geflüstert" oder "mit Ton gesprochen".
Welche weiteren Komponisten fallen Euch ein, die sich mit dieser sehr spannenden Gattung auseinandergesetzt haben, welche Werke kennt Ihr, welche haben Euch besonders gefesselt oder angerührt?
Johannes