Ein Genre der erquicklichsten Gemischtheit - Das Melodram

  • Heute möchte ich mich einmal einem im heutigen Musikbetrieb kaum mehr beachteten Genre widmen, das sich allerdings im Lauf der vergangenen drei Jahrhunderte zeitweise größter Beliebtheit erfreute: dem


    Melodram


    Von radikaler Ablehnung, beispielsweise bei Richard Wagner, der es als "unerquicklichste Gemischtheit" verdammte, bis zu größter Begeisterung bei Mozart, der sich von den Monodramen Georg Anton Bendas höchst beeindruckt zeigte, reichen die Beurteilungen über diese außergewöhnliche Spezialgattung.


    Möchte man den Begriff so allgemein wie möglich definieren, kann man von einem Zusammenwirken von gesprochenem Wort und einer musikalischen Begleitung sprechen, welche sich sowohl im Rahmen von Schauspielmusiken (wie in Goethes 'Egmont') als auch in Opern, z. B. von L. v. Beethoven (Fidelio: Kerkerszene) C. M. v. Weber (Freischütz: Wolfsschlucht), Schubert, Marschner, Richard Strauss (Die Frau ohne Schatten) usw., findet.


    Auch in den Konzertsaal hält es, besonders im 19. Jahrhundert, als Konzertmelodram, meist in Form von Balladen, Einzug, in dem die Deklamation entweder durch ein Klavier oder ein Orchester begleitet wird. Sowohl berühmte Komponisten wie Schubert, Schumann (Zwei Balladen), Liszt (Lenore, Der blinde Sänger) und Richard Strauss (Enoch Arden) als auch ihre heute weniger bekannten Kollegen wie Max von Schillings (Das Hexenlied) haben Beeindruckendes zur sich ständig weiterentwickelnden Gattung beigetragen.


    Das von Engelbert Humperdinck in der 1. Fassung von 'Die Königskinder' geschaffene "gebundene Melodram", in dem neben dem Rhythmus auch die Tonhöhe der Sprechstimme durch eine eigene Notenschrift vorgegeben wird, nimmt im 20. Jahrhundert Arnold Schönberg auf und differenziert innerhalb unterschiedlicher Gattungen (dem Oratorium 'Gurrelieder', dem Melodramenzyklus 'Pierrot Lunaire', der Oper 'Die glückliche Hand') die Interpretationsanweisungen immer weiter aus, mithilfe einer ausgeklügelten Notation als auch speziellen Sprechangaben wie "tonlos geflüstert" oder "mit Ton gesprochen".


    Welche weiteren Komponisten fallen Euch ein, die sich mit dieser sehr spannenden Gattung auseinandergesetzt haben, welche Werke kennt Ihr, welche haben Euch besonders gefesselt oder angerührt?


    Johannes

  • Ha .... Melodram .... :P ... bin schon da !!!!!


    Zuerst einmal lieber Guercoeur, vielen Dank für die schöne Einleitung zu diesem Thema (ich werde dich auf jeden Fall einmal einladen einen Aufsatz auf meiner Seite zu schreiben --- wenn es endlich soweit ist).


    Aber nun zum Anfang:


    Das ist wieder typisch Wagner, meckert über das Melodram und schreibt selber eines, nämlich das Gebet Gretchens.
    Aber gut, man hat ja von ihm nichts anderes erwartet ;)


    kannst Du mir bitte sagen woher das Zitat genau stammt (ich hatte das mal, aber ich find es nicht mehr).


    Im übrigen war und ist Wagner nicht der Einzige, der Melodramen radikal ablehnt (entsprechende Literatur der Kritiker sammle ich noch und bin über Hinweise dankbar). Wie seht ihr, oh geneigte Taminoianer die Kombination von Sprache und Musik ?


    Das Zusammenwirken zwischen Rezitation und Musik ist in der tat generell sehr weitschichtig (an einer genauen Definition was Melodram ist und was nicht arbeiten wir noch).
    Jedenfalls habe ich schon jede denkbare Form von Kombination der Bindung zwischen Wort und Musik gefunden (bis hin zu einem Stück, wo der Text das Hintergrundgeräusch gibt und die Melodiestimme drüber liegt).
    Wer glaubt das das Melodram eine seltene Gattung ist, dem kann ich erzählen, daß ich inzwischen an die 100 Werke zwischen dem 18.Jhd. und jetzt kenne und von mindestens nochmal sovielen weiß.
    (das ist zwar nichts gegen die Anzahl von Liedern oder Streichquartetten aber immerhin keine komplett unbedeutende Gattung).


    Apropos: Hat irgendwer den Olaf Bär-Liederabend (eingesprungen für Skovhus) im Konzerthaus am 24.5. gehört ?
    Bär hat da den op.122 von Schumann (Heideknabe und Die Flüchtlinge) rezitiert. Hätte mich interessiert wie es war.


    Nichts desto trotz: normalerweise werden sehr wenig Melodramen im Konzert gespielt. :(
    Aber um eine (sehr empfehlenswerte) Ausnahme zu erwähnen:


    Am 3.6. kann man sich in Berlin das Preisträgerpaar des 3. Internationalen Melodramenfestivals mit Schumann, Fibich, Grunelius und dem von Guercoeur auch erwähnten "Hexenlied" von Schillings anhören.

    Jetzt halte ich mich wieder zurück und lasse die anderen (ich werde später noch genug Kommentare dazu abgeben :yes: ).


    Meine momentanen Melodramenfavorites sind:


    Franz Liszt - Lenore
    Zdenek Fibich - Der Wassermann
    Max von Schillings - Das Hexenlied
    Victor Ullmannn - Die Weise von Liebe und Tod
    Arnold Schönberg - A Survivor from Warsaw
    Richard Maux - Die Prinzessin und der Schweinehirt
    B. Diljanoff - Enigma

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • Salut,


    spontan fällt mir eine wichtige "Unterscheidung" ein. Luisa Miller von Giuseppe Verdi ist beispielsweise ein Meldodramma tragico, ebenso La Forza del Destino, La Traviata...


    Die Kunstform des gesprochenen [nicht rezitierten oder gesungenen!] Textes mit Musikuntermalung gibt es beispielsweise bei Mozart im unvollendeten deutschen Singspiel Zaide. Mozart nennt es hier - etwas zutreffender - Melologo.


    sans, souci
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli ,
    herzliche Glückwünsche zum "PREMIUM USER"!!
    und Deinem freudigen Outfit auf Eurer Wesite . Endlich einmal etwas Positives !
    Gratulation - unbekannterweise - auch an Deine liebe Frau !
    Une bonne soirée ,Frank :jubel: :jubel: :jubel:
    PS.: W o gibt es deine / Eure CD zu kaufen und was macht Deine
    Interpretation von Mozarts KV 491 ? ich wollte sie woanders launig positiv rezensieren . ich habe am Sonntag in Paris leider nur Ausschnitte im ORTF hören können . Danke , dass Du keine alteh instrumente gewählt hast . Und das Orchestre de Chambre D'Alsace war in seiner kleineren Besetzung erneut exzellent .
    Ein wenig gestört hat mich die zu grosse Nähe des 4. Mikrophones bei den Celli .
    Habe schon "Elke" und Co. schreiebn wollen , aber die beschimpfen sich wieder mal mit grlössster Geistlosigkeit "dadrüben" .
    Cordialement ,
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Mon trés cher François,


    merci beaucoup de votre fleurs!


    Um einige Blödeleien hier gleich auszuradieren: Eine Interpretation von KV 491 gibt es - auch von mir - nicht, man muss es nur so spielen, wie Mozart es sich gedacht hat :P - was mir im Moment absolut nicht gelingt, wohl mangels der authentischen Instrumente. Die einzige aufnahme eines Mozart-Konzertes, die ich je selbst eingesoielt habe, war KV 414 - und das war 1789 - äh 1989 am 17. Februar.


    Die "dadrüben" kenne ich nicht und es interessiert mich auch recht wenig. Ab und zu mal reinschauen zum Schmunzeln.


    Unsere Konzert-CD von 2003 kannst Du gerne kommende Woche bekommen, da erscheint voraussichtlich die deuxiéme Auflage. Das Konzert vom 27.01.2005 dauert leider noch eine kleine Ewigkleit, da Doppel-CD-Album...


    Ach ja, was ist ein Premium-User?


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Mein lieber Ulli ,
    D u hast die 1 0 0 0 Beiträge geschafft !!! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    Wer kann das schon von sich sagen .
    Und es sind natürlöich keine Blödeleien : ich will nur mal sehen , ob die "dadrüben" das rauskriegen - ich fürchte und hoffe nein !
    Bei "Premium" hast Du sichelich nicht an ein Premium - Pils ( = Bier ) gedacht .
    Vive Ulli magnificus gloriosusque !
    Cordialement
    Frank :hello: :hello: :hello:

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    D u hast die 1 0 0 0 Beiträge geschafft !!!


    Wenn einer dabei ist, der halbwegs vernünftig ist, reicht es mir bereits.


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Um wieder zum Thema zurückzukommen:


    Ich gestehe offen, daß mir die Kunstform Melodram nicht wirklich violl bewusst war. (und ich habe keine Ahnung wie sie vom heutigen Publikum akzeptiert wird)


    Immerhin habe ich zwei Spezies dieser Gattung gefunden, die hier noch keine Erwähnung gefunden haben


    I. Strawinsky: Perséphone


    A. Schönberg: Pierrot Lunaire


    Wie ist denn eigentlich die diskographische Situation bei diesen Werken ?


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred, dem heutigen Publikum ist sie (bisher) weitgehend entgangen. Sie ist einfach durch den Rost gefallen (= die Gattung). Ein Grund dafür mag sein, daß diese Gattung zwar sehr beliebt ist (gerade bei zeitgenössischen Komponisten - es gibt kaum einen der kein Melodram in seinem Repoertoire hat) , aber die Bezeichnungen nicht immer auf "Melodram" lauten. Es gibt Monodrame, Duodrame, für Sprecher, für Rezitation, mit begleitendem Text usw.
    Natürlich sind da auch gewisse Unterschiede in der Art des Sprechens und dem Zusammenhang zur Musik, nur hat da jeder seine eigenen Definitionen (weil es scheinbar keine offiziellen Regeln dafür gibt).
    Versucht einmal in einem CD-Geschäft oder einem Musikalienladen selbstständig ein Melodram zu finden ...
    Beim Doblinger wissen sie immerhin was das für eine Gattung ist (im Antiquariat sowieso, auch bei Müller oder Robitschek), aber in den Klassikmusikabteilungen rollen die meisten Verkäufer verzweifelt mit den Augen (klar, da hilft auch der Bielefelder nicht weiter =) ).
    Aber selbst wenn sie es kennen, haben tun sie kaum was :(


    Übrigens hat der italienische Begriff des Melodrams wie er für Opern von Donizetti oder Verdi verwendet wird mit der musikalischen Gattung nichts zu tun, sondern kommt eher von der Bezeichnung für die Schauspiel- oder Filmgattung bestimmten Aufbaus.
    Bei Wikipedia sind die Unterschiede sehr schön beschrieben.


    Was die Diskographie von Perséphone und Pierrot Lunaire angeht, so gibt es von ersteren ein paar Aufnahmen, wohingegen der Pierrot massenhaft eingespielt wurde. Die Aufnahmen kommen und gehen wieder ...eine der momentan aktuelleren ist die (auch auf DVD) verfügbare Fassung mit Christine Schäfer die dem Werk meiner Meinung nach ganz gut "passt".
    Mein Liebling ist jedoch die alte CBS Einspielung mit Schönberg selber, allerdings muß ich erst nachsehen wer da die Rezitation macht.
    Analog zu den Schönberg Melodramen gibt es übrigens auch die von Hans Eisler.
    Speziell "Palmström" op.5 auf Texte von Christian Morgenstern wird wahrscheinlich allen gefallen die den Pierrot lieben, da der Klang und die Art der rythmischen und textlichen Bindung ähnlich ist.

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • nicht zu vergessen: sibelius, die waldnymphe, grieg (z.zt. hier im büro entfallen, war es bergliot???) und atterberg (hier leider auch nicht zur hand ...) muß ich nochmal nachschauen, wenn es nicht der liebe guercoeur selbst gleich sagen wird, den ich allerliebst grüße ... :D

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Lieber Ulli ,
    es sind mehrere dabei , die mich ausgesprochen inspiriert haben . Die sehr gut insgesamt gelungen sind !
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo Melodramen-Freunde,


    na, dann will ich mal loslegen.
    Beim Durchforsten meiner Lieblingskomponisten sind doch so einige melodramatischen Werke zum Vorschein gekommen. Diese Menge hatte ich gar nicht erwartet.


    In meiner Auflistung gibt es zwei Arten von Werken: Melodramen bzw. Werke, die als Ganzes (oder zumindest größtenteils) melodramatischen Charakter besitzen und Werke anderer Gattungen (Oratorien, Opern usw.), in die einzelne melodramatische Teile mit Sprecher eingefügt sind.



    Hector Berlioz (1803-1869):
    Lélio ou Le Retour à la Vie - Lyrisches Monodram für Sprecher, Tenor, Baß, gemischten Chor, Klavier und Orchester, opus 14 b 1830-32 (sozusagen der zur 'Symphonie Fantastique', opus 14 a 1830 gehörende 2. Teil)


    Sir Arthur Bliss (1891-1975):
    Morning Heroes - Symphonie für Sprecher, gemischten Chor und Orchester, opus 48 1930 (Melodramen-Teile: 1. Hector' s Farewell to Andromache & 5. Now, Trumpeter, for Thy Close: Spring Offensive)


    Claude Debussy (1862-1918):
    - Chansons de Bilitis - Begleitmusik zur szenischen Rezitation von zwölf Gedichten von Pierre Louys für Sprecher, 2 Flöten, 2 Harfen und Celesta 1900/01
    - Le Martyre de Saint Sébastian - Bühnenmusik zum Mysterium in 5 Akten von Gabriele d' Annunzio für Soli, Sprecher, gemischten Chor und Orchester 1911


    Frederick Delius (1862-1934):
    Paa Vidderne - Melodram für Sprecher und Orchester 1888


    Roberto Gerhard (1896-1970):
    The Plague / La Peste für Sprecher, gemischten Chor und Orchester 1963/64 (Text adaptiert von Roberto Gerhard nach dem Originaltext von Albert Camus)


    Edvard Grieg (1843-1907):
    Bergliot - Melodram für Sprecherin und Klavier, opus 42 1871 / für Sprecherin und Orchester, opus 42 1885


    Rued Langgaard (1893-1952):
    - Vesterhavet (Die Nordsee) - Melodram für Sprecher und Klavier / Orchester, BVN 39 1909-11
    - Skovfruens Latter (Das Lachen der Waldnymphe) - Melodram für Sprecher und Klavier, BVN 150 1918
    - Et Sagn (Eine Sage) - Melodram für Sprecher und Klavier, BVN 152 1918
    - Advent 1914 - Melodram für Sprecher und Klavier / Orgel, BVN 156 1918
    - Folkeviser (Volksweisen) - Melodram für Sprecher und Klavier, BVN 158 1918
    - Sagnet om Kirke og Orgel (Die Sage von Kirche und Orgel) - Melodram für Sprecher und Klavier, BVN 159 1918
    - Russerinden (Die russische Frau) - Melodram für Sprecher und Klavier, BVN 177 1922
    - De Dødes Gudstjeneste (Die Totenmesse) - Melodram für Sprecher und Orchester, BVN 322 1918/1947


    Carl Nielsen (1865-1931):
    - Snefrid - Melodram für Sprecher und Orchester; FS 17 1893 (rev. 1899)
    - Franz Neruda in Memoriam - Melodram für Sprecher und Orchester; FS 74 1915
    - Island - Melodram für Sprecher und Klavier; FS 134 1929


    Arnold Schönberg (1874-1951):
    - Gurrelieder - Oratorium in 3 Teilen für Soli, Sprecher, Chöre und großes Orchester 1900-11
    (Melodram: III. Teil: Des Sommerwindes wilde Jagd: Melodram für Sprecher und Orchester)
    - Pierrot Lunaire - Dreimal sieben Gedichte für Sprecher, Klavier, Flöte, Klarinette, Violine und Cello, opus 21 1912
    - Die Jakobsleiter - Oratorium für 8 Soli (teilweise als Sprecher), Chöre und großes Orchester 1917-22
    - Kol Nidre für Sprecher, gemischten Chor und Orchester, opus 39 1938
    - Ode an Napoleon Bonaparte für Sprecher, Klavier und Streichquartett / Streichorchester, opus 41 / 41 b 1942
    - Ein Überlebender aus Warschau für Sprecher, Männerchor und Orchester, opus 46 1947
    - Moderner Psalm (Der erste Psalm) für Sprecher, gemischten Chor und Orchester, opus 50 c 1950


    Franz Schreker (1878-1934):
    Das Weib des Intaphernes - Melodram für Sprecher und Orchester 1932/33


    Jean Sibelius (1865-1957):
    - Skogsrået (Die Waldnymphe) für Sprecher, Klavier, 2 Hörner und Streichorchester, opus 15 1894
    - Islossningen i Uleå Älv (Eisgang auf dem Fluß Ulea) - Improvisation für Sprecher, Männerchor und Orchester, opus 30 1898
    - Snöfrid - Improvisation für Sprecher, Männerchor und Orchester, opus 29 1900
    - Grefvinnans Konterfej (Das Portrait der Gräfin) für Sprecher und Streichorchester, ohne opus 1906
    - Ett Ensamt Skidspår (Eine einsame Skispur) für Sprecher und Klavier, ohne opus 1925 / für Sprecher, Harfe und Streichorchester, ohne opus 1948


    Igor Strawinsky (1882-1971):
    Strawinsky hat zwar keine Melodramen im engeren Sinne geschrieben, verwendet jedoch die Sprechstimme in einigen seiner Chor- und Bühnenwerke:
    - L' Histoire du Soldat - Bühnenstück in 2 Teilen für Pantomimen, Sprecher und 7 Instrumente 1918
    - Oedipus Rex - Opern-Oratorium in 2 Akten für Sprecher, Mezzosopran, 2 Tenöre, 2 Baritone, Baß, Männerchor und Orchester 1926/27 (rev. 1948)
    - Perséphone - Tanzmelodram in 3 Teilen für Tänzer, Sprecherin, Tenor, Knabenchor, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester 1933/34 (rev. 1949)
    - Babel - Kantate für Sprecher, Männerchor und Orchester 1944
    - A Sermon, a Narrative and a Prayer - Kantate für Alt, Tenor, Sprecher, gemischten Chor und Orchester 1960/61
    - The Flood - Musikalisches Spiel / Fernsehoper für Tänzer, Sprecher, Soli, gemischten Chor und Orchester 1961/62


    Viktor Ullmann (1898-1944):
    Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke - Zwölf Stücke aus der Dichtung Rainer Maria Rilkes für Sprecher und Klavier / Orchester 1944 (Particell rekonstr. und orch. von Bernhard Wulff 1994)


    Ralph Vaughan Williams (1872-1958):
    - A Song of Thanksgiving für Sopran, Sprecher, gemischten Chor, Orgel und Orchester 1944
    (Text: Buch des Jesaja; Rudyard Kipling: aus Puck of Pook’ s Hill)
    - An Oxford Elegy für Sprecher, kleinen gemischten Chor und Kammerorchester 1947-49 (Text: Matthew Arnold)


    Sir William Turner Walton (1902-1983):
    Façade für Sprecher und Kammerensemble 1921/22 (Finale rev. 1942)


    Grüße
    Johannes

  • Morgen Johannes,


    erfreulicherweise sind da doch einige Stücke dabei die ich noch nicht kannte. Ich sags ja, es gibt so viel zu dem Thema.
    (Das wird wieder eine Arbeit die alle aufzutreiben).


    Was hier noch nicht erwähnt wurde ist die große Anzahl an Melodramen für Kinder (sagen wir mal im weitesten Sinne):


    Am bekanntesten ist wohl
    Sergej Prokofieff - Peter und der Wolf (was ich auf jeden Fall zu dieser Gattung dazuzähle).


    Francis Poulenc - Barbar der Elefant


    dann


    Richard Maux - Das kleine Mächen mit den Schwefelhölzern
    (gibt es übrigens von mehreren Komponisten)


    Arnold Winternitz.
    Heinrich Gattermeyer
    und
    Theo Loevendie haben alle ein Melodram über die Nachtigall von Andersen.


    Sehr nett sind auch die Melodramen von Frieder Meschwitz.
    z.B. Tiergebete,
    Das Märchen vom dicken Schneemann und dem tapferen Schneeglöckchen


    Melodramen werden als ideales Mittel betrachtet Kindern den Weg zu klassischer Musik zu ebnen.
    Dafür hat das Duo Pianoworte (welches sich auf solche Melodramen spezialisiert hat) auch den deutschen Schallplattenprei "Echo Klassik" 2002 erhalten.


    Was meint ihr, fällt es Kindern leichter Bezug zur klassischen Musik zu bekommen wenn das ganze mit einer netten Geschichte verbunden ist ?

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • Zitat

    Original von klingsor
    atterberg (hier leider auch nicht zur hand ...) muß ich nochmal nachschauen


    Lieber Klingsor,
    ich habe versucht etwas über das Melodram von Kurt Atterberg herauszufinden. Leider ohne Erfolg. Johannes hat es leider auch nicht erwähnt. Also wenn du bei Gelegenheit nachsehen kannst um welches Werk es sich handelt wäre das sehr freundlich von dir.
    Danke =)

    "Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit"

  • hallo, lieber christoph, also, ich hoffe, daß ich mich nicht geirrt habe. aber ich bin mir sicher, daß ich mal ein melodram von ihm (so ca. 10-15 min. lang) auf einer sterling-cd gehabt habe ... ich finde sie aber nicht mehr ... habe ich sie verkauft(??) , da mir die stücke insg. zu 'einfach' waren. ?(
    vielleicht war es auch rangström?? ?(


    sorry, sorry, wenn ichs wieder weiß, melde ich mich sofort bei dir
    immerhin lag ich ja mit sibelius und grieg richtig .... :yes:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Salut,


    das Melodram ist für mich einer der größten Erfindungen aller Zeiten. Jüngst lernte ich Georg Anton Bendas Ariadna auf Naxos [UA 27. Januar 1775 in Gotha] kennen:


    cd04.jpg


    Sprechrollen:
    Marianne Rogée, Hans-Gerd Kilbinger, Susanne Merle


    Das Neues Orchester
    Christoph Spering


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Einfach unglaublich, wie hier die Musik das Geschehen kommentiert! Ich kann davon so unendlich viel lernen!


    [...] denn, diese art Drama zu schreiben habe ich mir immer gewunschen; - ich weis nicht, habe ich ihnen, wie ich das erstemahl hier war, etwas von dieser art stücke geschirben? - ich habe damals hier ein solch stück 2 mahl mit den grösten vergnügen aufführen gesehen! - in der that - mich hat noch niemal etwas so surprenirt! - denn, ich bildete mir immer ein so was würde keinen Effect machen! - sie wissen wohl, daß da nicht gesungen, sondern Declamirt wird - und die Musique wie ein obligirtes Recitativ ist - bisweilen wird auch unter der Musqiue gesprochen, welches alsdann herrlichste wirckung thut; - was ich gesehen war Medea von Benda - er er hat noch eine gemacht, Ariadne auf Naxos, beyde wahrhaft - fürtreflich; sie wissen, das Benda unter den lutherischen kapellmeistern immer mein liebling war; ich liebe diese zwey wercke so, daß ich sie bey mir führe; Nun stellen sie sich meine dreüde vor, daß ich das, was ich mir gewunschen zu machen habe! - wissen sie was meine Meynung wäre? - man sollte die meisten Recitativ auf solche art in der opera tractiren - und nur bisweilen, wenn die wörter gut un der Musick auszudrücken sind, das Recitativ singen; - [...]


    Diesen Zeilen Mozarts an seinen Vater vom 12. November 1778 aus Paris kann ich mich nur anschließen. Wie sehr es Mozart gefallen hat, lässt sich an einigen "Melologen" in der Zaide erkennen - er übernimmt Bendas "Form", die bereits m. E. sehr ausgereift ist.


    Besonders auffallend war die Stelle des "Sonnenaufganges" in Bendas Ariadne-Melodram: Musikalsich-thematisch absolut gleich stellt Mozart viele Jahre später den ersten Auftritt der Königin der Nacht dar! Zwar geht hier nicht die Sonne auf, aber vielleicht ist es auch ironisch gemeint, schließlich war Bendas Werk bekannt und die Strahlen der Sonne tödliches Gift für die sternflammende Königin.


    Benda komponierte das Werk vorwiegend, um die schauspielerischen Leistungen seiner Gemahling zur Schau stellen können. Die Aufnahme mit Spering und das Neue Orchester ["Tage alter Musik in Herne 1992"] ist wirklich absolut toll gelungen: Augen schließen und dabei sein!


    Das ganze ist leider - obschon naheliegend :rolleyes: - nicht bei NAXOS erschienen, wohl aber mit anderen Ausführenden bei ArcoDiva:



    Molovcová, Strejcek, Komorní


    Filharmonie Pardubice
    Jaroslav Krcek


    Die gezeigte Aufnahme kenne ich leider nicht.


    Es ist - bei aller Wertschätzung für dieses tolle Werk - gleichzeitig herzzerreißend, welche Melodienvielfalt da so mir nichts, Dir nichts verbraten wird...


    Ich hoffe, dass es ***bald*** die von Mozart beworbene Medea Bendas in einer ebenso guten Einspielung geben wird!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    ich hatte Dir ja mal gesagt, dass ich da was von Benda bei Naxos gesehen hatte - und ich hatte Recht (werde mir das auch zügigst zulegen *lechz*)





    :hello:

  • Salut,


    Danke für den Tip! JPC führt den Kram offenbar nicht [mehr] und an amazon hatte ich gerade nicht gedacht. :O


    Witzig, dass Herr Benda persönlich dirigiert. Der Name Benda übrigens soll aus "ben David" entstanden sein, wie ich gestern nachgelesen habe...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • höre gerade das rührende melodram 'die hirtin und der schornsteinfeger' für erzähler und orchester von august enna ( 1859 - 1939 ) nach einer märchenvorlage von andersen. wenn nur das dänische nicht wäre ..wie gut, daß man die reinen erzählstellen wegblenden kann. ;)


    hauptwerk ist aber die kurzoper 'das mädchen mit den schwefelhölzern'. alles keine hochkarätige, fast immer aber sehr/recht hübsche, manchmal nach ballettmusik klingende, manchmal aber mit sehr aparten klangkombinationen versehene musik.


    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Die Schauspielmusik zu Kleists "Käthchen von Heilbronn" op. 17 von Hans Pfitzner (1869 - 1949) beinhaltet unter anderem ein kleines Melodram.


    Das Werk ist in vier Teile gegliedert:


    01. Ouvertüre: Kräftig, frisch und schnell


    02. Vorspiel zum 3. Akt: Sehr langsam


    03. Nach der Hollunderbuschszene: Heiter bewegt


    04. Melodram ("Nun denn mein Käthchen komm, ..."), Zwischenaktsmusik und Marsch



    Hören kann das Melodram, wer sich folgende CD kauft:



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Zitat

    Original von UlliDer Name Benda übrigens soll aus "ben David" entstanden sein, wie ich gestern nachgelesen habe...


    Lieber Ulli,


    das steht auch schon im MGG (1. Aufl.):


    Der Name Benda ist wahrscheinlich eine Umformung des hebräischen Ben David, Sohn Davids, und legt die Vermutung einer semitischen Abstammung der in Böhmen beheimateten Familie nahe. Doch gegen 1600 muß der Übertritt zum Christentum erfolgt sein, denn Franz Bendas Großvater, dessen Vorname nicht bekannt ist, war getaufter Katholik und »Schaffner an einem adeligen Hoff«.
    [Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Benda (Familie). Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 6873
    (vgl. MGG Bd. 01, S. 1621-1622) (c) Bärenreiter-Verlag 1986]



    LG Peter


  • Der italienische Komponist Mario Castelnuovo-Tedesco (1895 - 1968 ), am ehesten bekannt durch einige folkloristisch angehauchte, neoklassizistische Gitarrenkonzerte, schrieb "Platero und ich", im spanischen Original "Platero y yo", für Sprecher und Gitarre, op. 190, im Jahre 1960.


    Zugrunde liegt eine Folge lyrischer Skizzen voller Jugendstilmelancholie, ein stilistisch erlesenes, höchst anspruchsvolles Quasi-Kinderbuch des spanischen Autors und Nobelpreisträgers von 1956 Juan Ramon Jimenez (1881 - 1958 ), das zwischen 1907 und 1916 entstand.


    Die meist nur eine halbe oder eine ganze Seite umfassenden rund 130 Szenen aus dem Leben des Ich-Erzähles, eines Außenseiters, der erfüllt von der Liebe zu seinem Esel, quasi eins wird mit ihm, werden auszugsweise vertont, das heißt von der Gitarre untermalt. Surreale Szenen, etwa die Erfahrung eines riesigen Rosenmeeres, Alltagsapercus aus einer bäuerlichen Welt in Andalusien, an der der intellektuell angehauchte, Bücher lesende Held nicht wirklich partizipiert, ihren Riten, Bräuchen und Festen stehen neben Gedankensplittern, wenigen kurzen Liedpassagen, die in die Welt der maurischen Folklore entführen, kleinen Dialogen, vor allem aber Monologen, schließlich dem Tod des Esels und seinem Eingehen in den Himmel.


    Die Gitarrenmusik ist charmant, eher ruhig, nicht monoton, bisweilen aber doch zu beiläufig und harmlos, um gleichberechtigt neben der Originalität der Texte bestehen zu können.


    Ich habe das Werk bei einem Konzert in unserer Region kennengelernt, für das ich eine Zeitungsbesprechung schrieb, und mir dann die obige CD zugelegt, die durchaus überzeugen kann.


    Im Gegensatz zu nicht wenigen Melodramen ist dieses Werk bewusst episch-lyrisch und nicht etwa dramatisch konzipiert.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Die 1945 entstandene Gemeinschaftsproduktion "Genesis Suite" erschien 2004 bei Naxos im Rahmen der Serie: American Classics - The Milken Archive of American Jewish Music. Neben amerikanischen Sprechern beiderlei Geschlechts singt der Ernst-Senff-Chor. Es spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Leitung von Gerard Schwarz.


    Die 55 Minuten lange Komposition mit den relevanten Bibeltexten (außer dem rein instrumentalen Präludium), die von effektvoller Orchestermusik untermalt werden, hat folgende Teile:


    1. Arnold Schönberg: Prelude (05:53)
    2. Nathaniel Shilkret: Creation (11:07)
    3. Alexandre Tansman: Adam and Eve (11:32)
    4. Darius Milhaud: Cain and Abel (04:46)
    5. Mario Castelnuovo-Tedesco: The Flood (11:03)
    6. Ernst Toch: The Covenant (The Rainbow) (05:36)
    7. Igor Strawinsky: Babel (05:37)


    Die Teile 2, 3 und 6 wurden bezüglich der Orchestration anhand von erhaltenen Manuskripten rekonstruiert. Das Gesamtwerk der jüdischen Beiträger, die zumeist als Emigranten während des Krieges in Hollywood lebten, wurde nur einmal - 1945 - aufgeführt. Kurze Zeit später verbrannten dann Großteile des Manuskripts.


    Der Schönberg ist eine zwölftönige Fantasie. Der von dem eher als Unterhaltungs- und Filmkomponisten geläufigen Shilkret verfasste zweite Satz setzt erstmals den Chor ein, der dann vor allem in dem am ehesten separat bekannt gewordenen Strawinsky-Finale Verwendung findet. Shilkrets Musik ist denn auch betont illustrativ. Aber auch der sonst eher folkloristisch und neoklassizistisch komponierende Italiener hat die Sintflut sehr pathosgeladen vertont. Tansman und Toch bleiben meines Erachtens weniger im Ohr. Milhauds Personalstil wiederum kann man unmissverständlich nachvollziehen.


    Eine durchaus originelle Entdeckung. Gute Klangqualität und ein exzellentes Booklet zum Naxos-Preis! :yes:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Liebe Taminos !


    Die Gattung "Melodram" ist so ziemlich in Vergessenheit geraten.


    In meiner Jugend habe ich im Musikverein das Egmont - Melodram gehört, Sprecher: Erich Auer, Klärchenlieder: Mimi Coertse, Dirgent:
    ich glaube Josef Krips.


    Aus heutiger Sicht ziemlich patetisch, aber stimmungsvoll und interessant.


    Mit lieben Grüßen -


    euer Operngernhörer :hello:

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  • Deutschlandradio übertrug aus Berlin einen Mitschnitt der Humperdinck'schen Königskinder. In der Pause gabe es Ausschnitte der Melodramfassung. Da muss man schon sehr begabt sein, um das überzeugend rüberzubringen.


    Auf den Spuren des Melodrams wandelt übrigens auch Disney's "Schneewittchen". Viele Passagen sind in Versform und genauestens mit Musik unterlegt. Leider geht das in der deutschen Synchronfassung von 1994 weitestgehend unter, die Synchronisation von 1938 mit Paula Wessely ist da schon um Klassen besser - oder halt gleich auf englisch schauen.

  • Nach langer Zeit hier wieder ein Bericht über eine Melodram-CD

    Also etwas für Liebhaber und Interessanten an diesem speziellen interessanten Genre

    Erschienen bei "auris classic" - Serie AURIS SUBTILIS



    Es ist ein bisschen heikel über eine Aufnahme eines heute eher in Vergessenheit geratenes Genre der klassischen Musik oder der Vortragskunst zu schreiben, insbesonder deshalb, wo sich viele gar nichts darunter vorstellen können und die Definition äusserst schwammig ist.


    Im konkreten Falle geht es hier um 2 Stücke dieser Gattung, zwei Märchen mit Musikuntermalung die von unterschiedlichen Textdichtern, aber vom gleichen Komponisten stammen. Beide spielen im exotischen Kulturkreis


    Als Rezitatator der Werke agiert jemand, den die meisten zwar bestens kennen, den Altisten Jochen Kowalski – allerdings nicht in seiner Eigenschaft als Sprecher, bzw Rezitzator. Und – um es vorweg zu nehmen – das macht er bestens. Und zwar auch weil ihm das Melodram persönlich eine Herzensangelegenheit ist.


    Wie ich nachlesen konnte war er aber schon vor gut 10 Jahren als Schauspieler aktiv


    Er agiert nicht als reiner Erzähler, er lässt die handelnen Charaktäre auch sehr ausdrucksvoll sprechen, man sieht sie förmlich vor sich. Formal haben wir es hier mit Märchen zu tun, wie wir sie aus den besten Tagen unserer Kindheit aus dem Radio kennen – na ja die jüngeren vielleicht nicht.


    Das erste Märchen ist in seiner Urform von Hans Christian Andersen und heisst „Die Nachtigall“ Es wurde seit seinem Entstehen oftmals bearbeitet und von vielen Komponisten vertont.


    In den 20er Jahren entstand die diese Melodram Fassung, die überaus erfolgreich war. Sie stammt vom Komponisten Arnold Winternitz. Auch wenn er heute so gut wie unbekannt ist, das chinesische Kolorit hat er meisterhaft eingfangen. Auch parodistische Elemente einiger Charaktäre realisiert – bis hin zu Groteske


    Für die hier vorliegende Fassung wurde eine Fassung für Salonorchester erarbeitet was im Endeffekt besonders eindringlich klingt. Hier ist dem Salonorchester „Untern Linden“ der Staatsoper Berlin unter Uwe Hilprecht zu danken der auch die Arrangements besorgte


    Die Geschichte spielt am Hofe des Kaisers von China, dem von einer wunderbar singenden Nachtigall berichtet wird, die er nicht kennt. Er befiehlt, daß man sie ihm vorführe und er ist begeistert als er sie hört. Und die Nachtigall ist für einige Zeit der Star bei Hofe. Der Kaiser von Japan will seinem Kollegen gefallen und schenkt ihm eine künstliche, goldene Nachtigall, besetzt mit Diamanten, Perlen und sonstigen Edelsteinen, die nur aufgezogen werden muß. Dann singt sie immer das gleiche Lied. Eines Tage wird der Kaiser todkrank und sein Hofstaat, an seinen baldigen Tod glaubend, verlässt ihn um dem künftigen Kaiser zu huldigen. Es ist totenstill weil niemand den mechanischen Vogel aufzieht. Inzwischen besucht der Tod den Kaiser und wartet. Dieser bekommt nun zahlreiche Visionen. Die guten und die schlechten Taten seines Lebens erscheinen ihm


    Da taucht die lebendige Nachtigall auf und singt für den Kaiser. Der erholt sich daraufhin und als am nächsten Tag die Höflinge nachsehen kommen ob der Kaiser endlich tot sei – finden sie ihn bei bester Gesundheit. Die lebende Nachtigall wird indes zur geheimen Beraterin des Kaisers.


    Wie schon im Märchen "Des Kaisers neue Kleider" übt auch hier Andersen schonungslos entlarvende Gesellschaftskritik, die interessanterweise auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren hat.


    Auf der CD befindet sich noch ein weiteres kürzeres Melodram „Der Fluch der Kröte“ nach einem Text von Gustav Meyrink - und ein kurzer Szenenausschnitt aus "Madame Butterfly" in einer historischen Aufnahme, gesungen von Martha Winternitz-Dorda, der Frau des Komponisten, einer österreichischen Opernsängerin.


    Besonders loben möchte ich auch das sehr ausführliche Booklet, welches sehr persönliche Anmerkungen Kowalskis enthält


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In Beitrag #26 wurde berichtete, dass die Originalfassung von Humperdincks Königskindern ein Melodram war. Mir gefällt diese Oper ungemein; es gibt eine schöne Aufnahme von Heinz Wallberg (mit Helen Donath, Adolf Dallapozza, Hermann Prey, Hanna Schwarz). Vor vielen Jahren gab es in Hagen eine wunderbare Aufführung mit absolut ergreifenderen Kinderchören (!).

    Die andere Aufnahme, die ich mir angeschafft hatte (Fabio Luisi), musste ins Exil (Verdorben, gestorben). Inzwischen gibt es einige neue Aufnahmen, aber das wird mir etwas zu viel, vor allem, da ich mir kaum vorstellen kann, dass es eine ergreifendere Königsmagd als Helen Donath gibt.

    Ich bin sehr froh, dass Humperdinck aus dem Melodram eine Oper gemacht hat, denn manche Texte sind geschraubt und unfreiwillig komisch, was beim Sprechen ja besonders auffällt.



    https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=engelbert+humperdinck+k%c3%b6nigskinder&mid=76A2B41E16D9E3BCC8A276A2B41E16D9E3BCC8A2&FORM=VIRE

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Jeanne d´Arc au bucher - Johanna auf dem Scheiterhaufen


    Dies wird als Oratorium bezeichnet, ich denke aber, dass es ein Melodram ist - und für mich eines der schönsten. Der Text ist von Paul Claudel, die Musik von Arthur Honegger. Es wurde 1938 uraufgeführt unter der lLeitung Paul Sachers.

    Ich habe es früher oft gehört, erst mehrfach auf deutsch, dann auf französisch. Die Wiedergabe hier ist auf französisch, leider ohne Untertitel (hier nicht verfügbar, daher bitte den direkten Link nutzen).


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Igor Strawinski L´histoire du soldat

    Dieses kleine Werk ist gedacht für eine Wanderbühne, daher werden nur wenige Ausführende aufgeboten. Der Text stammt von Ch.F.Ramuz, die Musik von Strawinski.

    Mitwirkende: Vorleser, 2 Schauspieler, eine Tänzerin, 7 Musiker.

    Es gibt eine Reihe von Aufnahmen, auch auf deutsch.

    Bei YouTube findet sich eine Aufnahme mit den Noten und dem Text auf frz.,engl. und deutsch.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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