Heute im TV - Don Giovanni, Aix en Provence

  • Zitat

    Original von Gregor
    I
    Aber es erscheint doch absolut haarsträubend wenn Giovanni singt mi pare sentire odor di femmina und die Gemeinte längst vor ihm steht und er ihr in die Augen sieht. :no: Oder Elvira in ihrer Arie über Giovanni singt als würde sie ihn noch suchen obwohl er ihr längst ins Gesicht grinst. :no:


    Auch das fand ich noch mal einer der besseren Ideen für eine Umdeutungen: Man stelle sich vor: Ein Ehepaar hat sich getrennt, die Frau weiß, dass ihr Mann ein Schürzenjäger ist. Als sie das Haus betritt steht ihr Mann mit seinem Diener zusammen und meint zu ihm, als er sie reinkommen sieht: "Moment mal, ihrgendwie richt es hier nach einer Frau...." Das ist pure Provokation. Sie wiederum schießt jetzt zurück, in dem sie lächelnd von einem Mann erzählt, der sie betrogen und verlassen hat und dem sie bei Gelegenheit, dass Herz rausreißen wird.


    Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Auch ich bin nicht immer glücklich mit solchen Umdeutungen, suche aber immer wieder nach dem Sinn dieser Szene. Daher bin ich mit diesem Don Giovanni einfach nicht so glücklich, denn einiges machte keinen Sinn - zum beispiel auch dieser Kuss von Masetto und Don Ottavio bleibt mir ein Rätsel.

  • Musikalisch akzeptabel aber mit vielen minus Punkten - inszenierung und alles anderen - MISERABEL. Aber wir sind schuld da wir solche Machenschaften akzeptieren und nur hier schreiben, statt den Intendanten mit Protesten zu " bombardieren" :untertauch:

    Pourqoi me reveiller....

  • Zitat

    Aber wir sind schuld da wir solche Machenschaften akzeptieren und nur hier schreiben, statt den Intendanten mit Protesten zu " bombardieren"



    Nein - wir akzeptieen sie nicht - und wir haben dies hier im Internet schriftlich festgehalten.


    Tamino wird viel gelesen.


    Die Macht des geschriebenen Wortes haben in der Vergangenheit viele Leute und Institutionen erkannt, als erster vermutlich die katholische Kirche. Nicht msonst wurden einerseits Bücher gedruckt und verbreitet - andere hingegen verboten oder sogar verbrannt.


    Als ich gelesen habe, daß man Tamino "möglichst vom Netz nehmen sollte", es wäre höchste Zeit, da wusste ich, daß wir auf dem richtigen Weg - und erfolgreich damit waren.


    Was bewirkt Tamino ?


    Es ist die einzige mir bekannte mediale Plattform, wo frei gegen das Regietheater geschrieben werden kann.


    Dies bewirkt, daß potentielle Gegner dieser "Kunstrichtung" sich in ihrer Meinung bestätigt fühlen, und wissen, daß sie nicht die einzigen sind, die so denken - etwas , das man ihnen über die Medien sonst gerne eingeredet hat.


    Eine öffentliche Meinungskundgebung - wie hier bei Tamino - ist wesentlich Wirksamer als ein Brief an einen Intendaten, der dann im Papierkorb landet...


    Öffentlichkeit ist eine Waffe, die von vielen unterschätzt wird.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Sagitt meint.
    ich konnte die Inscenierung jetzt in arte plus 7 sehen.



    Erst einmal das Positive. Wer je selbst auübend Musik gemacht hat, wird immer erst einmal Respekt vor einer Leistung haben können. Langree hat mir wieder sehr gut gefallen. Es gibt ja eine Produktion von KV 427, die ich momentan für die spannendste halte, die ich von diesem Werk kenne.


    Auch hier vermag er, gegen die Hitze von Aix, das wunderbare Freiburger Barockorchester zu beflügeln.



    Die Sänger waren auf gutem bis hohen Niveau. Skovhus, der angeblich seine letzte Giovanni-Produktion sang, war sicher nicht mehr ganz auf der Hohe. Allerdings ist angesichts der Zahl der Eroberungen die Idee eines alternden Liebhabers interessant.


    Die Inscenierung nun, sie wurde ja kräftigt bebuht, was die Moderatorin ebenso kräftig herunter redete, war sicher ein Skandal. Der Regisseur kann sicher gut Menschen führen, er hatte sicher interessante Idee, aber es war respektlos dem Kunstwerk gegenüber. Wenn er ein Familienfest inscenieren will, soll er sich das passende Stück suchen oder selbst eines schreiben, aber nicht eine Vorlage, die unbestreitbar hohe Qualitäten hat, in seinem Sinne umformen. Er hat Giovanni insceniert, sondern sich selbst.
    Es war der Höflichkeit ( oder Feigheit, je nachdem) von Langree geschuldet, dass dieser sich nicht deutlich vom Regisseur abgesetzt hat.


    Deswegen,hören, nicht sehen ( bessere gibt natürlich immer, das wissen wir ja seit Beikircher: dat habe ich zuhause besser...)

  • Ich habe mir die Aufzeichnung erst gestern ansehen können - mein Mann brauchte Platz auf der Recorder-Festplatte und stellte mich vor die Wahl - konservieren auf DVD oder nicht.


    Ich habe ihm nach "Or sai chi l'onore" gesagt, daß er diese Aufnahme mal lieber schnell löschen soll, und war den ganzen Abend irgendwie deprimiert :wacky:.


    Ich will jetzt auch nicht alles wiederholen, was hier schon richtig an die Adresse der Regie gesagt worden ist. Ich habe durchaus nichts dagegen, bei Operninszenierungen einen modernen Ansatz zu verfolgen, und manchmal gibt das ja auch ganz neue Eindrücke. So ist mir die äußerliche Umgebung meistens ziemlich egal, ob das nun ein Ambiente des 16., 18. oder 21. Jhdts. ist - Hauptsache, es bleibt stimmig. Das war es hier nun nicht, worauf Gregor und WotanCB schon hingewiesen haben - wenn man sich schon die Mühe der Verfremdung macht, muß die sich bitte schön auch aus dem Text ergeben. Ich wurde schon mißtrauisch, als die Präsentatorin am Anfang auf die gänzlich neuen Familienverhältnisse hinwies, mit denen wir uns jetzt bitteschön vertraut zu machen hätten: nochmal, wenn das die Ausgangsbasis ist, kann es m.E. schon nichts werden.


    Einzeleindrücke bleiben positiv: den Leporello von Kyle Ketelsen mochte ich stimmlich - ihn in einem reichen Hause als leicht zurückgebliebenen Verwandten im Teenager-Alter (Turnschuhe! Lose Haarmähne!) herumgeistern zu lassen, war noch eine der witzigeren Ideen. Und daß auch ein Don Giovanni an einem emotionalen burn-out erkranken kann (mein Eindruck), war auch ganz gut.
    Die Grenzen sind für mich überschritten bei Entblößungs- und Kopulationsszenen auf offener Bühne - da habe ich dann auch abgeschaltet. Derlei macht nie irgendeinen dramaturgischen Sinn, sondern zeugt lediglich von der Einfallslosigkeit des Regisseurs oder seinem mangelnden Vertrauen in den Sachverstand und die Intelligenz des Publikums.


    Und vielleicht darf ich auch einmal eine Lanze für die Musik des Komponisten Mozart brechen: wieviel Respekt vor der Erhabenheit gerade dieses zentralen Werks der Opernliteratur verrät es, wenn man es gerade mal für wert hält, inszenatorisch auf das Niveau einer täglich ausgestrahlten Seifenoper (daily soap) aus dem Privatfernsehen herunterzubrechen? Viel kann das nicht sein, deswegen muß man das, ceterum censeo, nicht noch durch Anschauen unterstützen.


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Für Mahler-Fans,


    auf arte läuft zur Zeit Mahlers Siebte mit Abbado und dem Lucern Festival Orchester.
    Habe mal kurz reingehört. Klingt nicht schlecht.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)