Seid gegrüßt,
als ich heute von einer Studienreise nach Marburg zurückkehrte, befand sich in meinem Briefkasten die heißersehnte CD-Lieferung mit einem Umfang von insgesamt acht Aufnahmen. Während ich sieben der Interpretationen bereits ausgiebig gehört habe, eben nur noch nicht selbst besaß, war mir eine völlig neu. Es handelt sich um Mozarts Krönungsmesse in C-Dur, aufgeführt vom "Choir of the English Concert" unter der Leitung von Trevor Pinnock.
Zunächst sollte ich wohl einmal erwähnen, dass die Aufnahme wahrhaft großartig ist. Meiner Meinung nach sind es in letzter Zeit gerade die englischen Chöre, welche barocke Vokalklänge (in diesem Fall natürlich klassische, doch ist nicht ganz zu verschweigen, dass derartige Werke immer noch unter dem Einfluss des Barocks standen) so eindrucksvoll darzustellen vermögen. Doch es geht mir hier nicht darum, die Aufnahme in all ihren Einzelheiten zu beschreiben, obgleich ich dazu, sollte Bedarf bestehen, natürlich auch gerne bereit bin.
Ich möchte heute den Blick auf ein "Beiwerk" richten, das die CD zusätzlich enthält und das - zugegeben - auch der Grund für den Kauf war. Die Rede ist von nichts anderem als dem "Exsultate jubilate", einer Motette, besetzt durch Sopran und Orchester. Es ist zum Entstehen dieses Werkes zwar nicht allzu viel zu sagen, doch will ich den kurzen allgemeinbildenden Teil nicht auslassen. Mozarts "Exsultate jubilate" (KV 165 -158a) entsteht ca. drei Monate nach seiner Berufung zum Konzertmeister in Salzburg. Der damals noch 16-jährige zieht gemeinsam mit seinem Vater los, um Italien zu entdecken. Im Vordergrund steht jedoch vor allem die Uraufführung der Oper "Lucio Silla" am 26. Dezember 1772, Ort des Geschehens ist Mailand. Um dem Kastraten Venanzio Rauzini, der bei jener Aufführung den Cecilio gesungen hatte, angemessenen entgegenzukommen, komponiert er in den unmittelbar folgenden Wochen sein "Exsultate jubilate", welches wohl genau auf den Kastraten zugeschnitten sein gewesen muss.
(da ich Mozartfaksimiles ungemein hübsch anzusehen finde, hier ein kleiner Auszug, auf den ich kürzlich stieß:)
Exsulate Jubilate KV 165, erste Notenseite
Die Form des Werks ist auch nicht unbedingt gemeingültig, so beginnt es mit einer Arie, geht dann in ein Rezitativ über, und rundet die Sache letztlich mit Arie und dem mächtigen "Alleluja" ab.
Die Uraufführung der Motette ist datiert auf den 17. Januar 1773, in dem es in der Theatiner-Kirche zu Mailand aufgeführt wurde.
Mich begeistert dieser kleine Fetzen mozartschen Schaffens so sehr, dass ich ihm diesen eigenen Beitrag gönnen möchte. Ich bin zum einem hingerissen von der ersten Arie, dem unglaublichen Allegro, aber in gleichem Maße von der Wirkungskraft des Alleluja, das mich in den letzten Takten, die zweifellos etwas an die deutsche Nationalhymne, vielmehr: Haydns Kaiserquartett, erinnern (oder das Kaiserquartett an Mozarts "Exsultate jubilate"?), mit seiner unglaublichen Schönheit und Intensität vor Freude beinahe zum Weinen bringt.
Interessant zu beobachten ist auch Mozarts Art mit den italienischen Formen umzugehen. Dieses Phänomen findet sich auch bei Musikern unseres Landes. Spontan fiele mir Bach ein, der schon immer ein Faible für den Stil hatte. Er diente ihm unter anderem als Vorbild für seine Violinenkonzerte (Vivaldi), um nur eines der vielen Beispiele zu nennen. Schon früh fing er an, entsprechende Werke zu transkribieren.
Ich bin sehr gespannt, wie ihr das "Exsultate jubilate" empfindet. Auch für neue Aufnahmen bin ich natürlich jederzeit offen und hoffe, dass in diesem Thema möglichst viele angesprochen werden.
Gruß aus Wiesbaden,
Thomas