Heute in der Oper: "Die Meistersinger von Nürnberg" live aus London

  • Gruselig. Die Stimme klingt auch "zu klein" für den Sachs. Orchestral war's auch keine Großtat, aber zumindest "gut".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Very tastet sich durch das Preislied wie ein übervorsichtiger Greis, mangels Reserven (er hat also in den anderen Akten nicht etwa für die Festwiese gespart) deutet er die Höhepunkte bestenfalls glanzlos an. Ein Ritter von der traurigeren Gestalt.


    Terfel versucht, unbeschadet durch die Schlußansprache zu kommen. Dynamisch wieder gut abgestuft der Teil ab "und welschen Dunst mit welschem Tand", ansonsten aber eher ein heiseres Bellen mit dem nach unten transponierten Spitzenton beim "Heil´gen Römschen Reich" als negativem "Höhepunkt".


    Chor beim "Heil, Sachs!" wieder fantastisch, das Orchester ließ sich lautstärkemäßig auch nicht lumpen.


    Insgesamt ein eher durchwachsener Abend. Terfels Sachs hätte das Zeug zu einer wirklichen Spitzeninterpretation, aber wohl nur auf Platte mit genügend Möglichkeiten zum Ausruhen.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Also, lieber Basti,


    ob ich Deiner Analyse hundertprozentig trauen kann, weiß ich nicht.
    Den Phrasenschatz hat Du jedenfalls drauf, hohe Fachkenntnis unterstelle ich.
    Da Du selbst auch singst, weißt Du auch, wo die Tücken liegen.


    Jendenfalls bist Du ein schlaues Bürschchen, dass muss man Dir schon lassen. Ich meine das ernst, nicht spassig - und es bedeutet Hochachtung.


    Engelbert

  • Ich habe nur kurz in die Schusterstube reingehört. Danke, Bast, für den link.
    Von dieser halben Stunde her kann ich eure Eindrücke nur teilen. Das war kein großer Wurf.


    :hello: Gustav

  • Ich habe mir auch die Übertragung angehört und meine Eindrücke sind auch sehr zwiespältig. Terfel hat sich mit diesem Rollendebut keinen großen Gefallen getan. Das Dirigat von Lothar Königs war klasse, sogar besser als manches Meistersänger Dirigat in Bayreuth. Hervorragend der Chor. Zu der Verteidigung der anderen Sänger muss man wohl sagen, das sie wahrscheinlich nicht so häufig das deutsche Fach singen. Aber haben viele Opernhäuser in England und den USA nicht einen Vocal Coach ? Was nur wesentlich besser gefallen hat war als bei deutschen Übertragungen war die Moderation. So locker und unterhaltsam würde ich mir das von den deutschen Moderatoren wünschen.

  • Bryn Terfel war doch zumindest an diesem Abend ein bestenfalls durchschnittlicher Sachs. Es gibt einfach eine viel zu mannigfaltige Konkurrenz besserer Sänger in dieser Rolle, selbst in der jüngsten Vergangenheit. Wenn ich da z. B. an einen Robert Holl denke, der, wenngleich vielleicht nicht der tollste Interpret, doch zumindest bis zum Ende durchgehalten hat. Oder, um mal noch einen Briten zu nennen, Sir John Tomlinson. Das sind doch ganz andere Kaliber. Habe zugegebenermaßen nur den III. Akt gehört, aber was sich da bot, war doch z. T. sogar unterdurchschnittlich. So gequält und überfordert klingt ein gerade 45jähriger Bariton. Da hatte ja sogar weiland Josef Greindl, viel geschmähter Baß, eine sicherere Höhe am Ende.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões