Adolf Friedrich Graf von Schack wurde 1815 in Schwerin geboren und starb 1894 in Rom. Er ist Kunstfreunden in der Hauptsache wohl durch seine Kunstsammlung ein Begriff, die etwa 200 Bilder von Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Moritz von Schwind, Franz von Lenbach... enthält.
Schack war ursprünglich ein Mann der Sprache und Literatur. Bereits als Schüler lernt er einige Fremdsprachen und während seines Jurastudiums kamen noch andere hinzu, Arabisch, Persisch und Sanskrit. Er war sehr mobil, und wo sich Schack auch aufhielt, stets traf er Dichter, Wissenschaftler und andere interessante Leute.
Aber der Name Schack ist auch eng mit dem Liedschaffen von Richard Strauss verbunden, weil der Komponist einige seiner Texte vertonte, die heute zu den bekanntesten Strauss-Liedern gehören. Allerdings würde ich die hier von Thomas Hampson ausgewählten Lieder nicht dazu zählen, es war schließlich auch nicht die Intention des Sängers, der den Gesamtablauf dieses Liederabends auf CD im Auge hatte.
In dieser Schaffensphase -» Winternacht« entstand 1886, »Mein Herz ist stumm, mein Herz ist kalt« 1888 - vertonte Strauss zeitgenössische Dichter.
Thomas Hampson hat zur Fortsetzung seines Programms nun zwei Texte von Adolf Friedrich Graf von Schack ausgewählt, die weniger bekannt sind.
Jäh wird man durch das kurze Klaviervorspiel aus der beschaulichen Stimmung der Abenddämmerung gerissen, die Musik unterstreicht deutlich die im Text ablesbare Szene.
Das Lied beginnt mit kräftigen und raschen Klavierschlägen; zwischen der ersten und zweiten Strophe pausiert die Singstimme kurz, während die beiden letzten Strophen praktisch zusammengefasst werden. Dann klingt das Lied weniger aufgeregt aus als es begonnen hat, die beiden letzten Zeilen scheinen dem Komponisten wichtig zu sein, denn sie werden wiederholt.
Winternacht
Mit Regen und Sturmgebrause
Sei mir willkommen, Dezembermond,
Und führ mich den Weg zum traulichen Hause,
Wo meine geliebte Herrin wohnt!
Nie hab' ich die Blüte des Maien,
Den blauenden Himmel, den blitzenden Tau
So fröhlich gegrüßt wie heute dein Schneien,
Dein Nebelgebräu und Wolkengrau.
Denn durch das Flockengetriebe,
Schöner, als je der Lenz gelacht,
Leuchtet und blüht der Frühling der Liebe
Mir heimlich nun in der Winternacht.
Leuchtet und blüht der Frühling der Liebe
Mir heimlich nun in der Winternacht.
Ganz verhalten beginnt das folgende Stück. In der Kälte des Winters werden alte Erinnerungen wachgerufen. Das Lied entwickelt in der Mitte eine schöne Melodie, um aber dann mit der Feststellung, dass das alternde Herz nicht mehr jung wird, in Resignation zu versinken - die Singstimme wiederholt, kaum hörbar, zum Schluss nochmal die erste Zeile des Gedichtes.
Mein Herz ist stumm, mein Herz ist kalt
Mein Herz ist stumm, mein Herz ist kalt,
erstarrt in des Winters Eise;
bisweilen in seiner Tiefe nur wallt
und zittert und regt sich's leise.
Dann ist's, als ob ein mildes Tau'n
die Decke des Frostes breche;
durch grünende Wälder, blühende Au'n
murmeln von neuem die Bäche.
Und Hörnerklang, von Blatt zu Blatt
vom Frühlingswinde getragen,
dringt aus den Schluchten ans Ohr mir matt,
wie ein Ruf aus seligen Tagen.
Doch das alternde Herz wird jung nicht mehr,
das Echo sterbenden Schalls
tönt ferner, immer ferner her,
und wieder erstarrt liegt alles.
Mein Herz ist stumm, mein Herz ist kalt.