Sibelius, Jean: Violinkonzert d-moll

  • Mathias (Beitrag 25) und Ulrich (Beitrag 26) beschäftigten sich mit der Int von Kuusisto/Segerstam:

    Segerstam und die Helsinki-Philharmoniker begleiten sehr überzeugend, fast schon detailverliebt. Kuusisto erhält viel Raum, um den Melodienreichtum des Konzerts in makellosem Spiel zu präsentieren.


    Den Eindruck hatte ich auch !
    Ich hatte mir gestern erstmals auch das Violinkonzert mit Kuusisto / Helsinki PO /Segerstam (ONDINE, 1996, DDD) angehört. Die CD befindet sich bei mir in der späteren Sibelius-Sinfonien _ GA mit Segerstam (ONDINE).
    Segerstams ziemlich perfekt wirkende und mit vollem Einsatz behaftete Orchesterbegleitung fällt gleich auf. Mit Kuusistos Interpretation auf der Violine kann ich mich hingegen nicht ganz anfreunden. Dabei sicher alles OK bei ihm, aber wenn man von Oistrach/Ormandy (SONY) und Heifetz/Hendl (RCA) geprägt ist, dann ist da auch für ein noch so sauberes Spiel von Kuusisto kein wirklicher Platz mehr. Die flotteren Spielzeiten von Oistrach und Heifetz kommen mir ohnehin mehr entgegen, als die sehr romantische Sicht des Finnen.


    Die Aufnahme ist halt eine "Beigabe" in der Segerstam-ONDINE-GA ... als Einzel-CD hätte ich diese nie gekauft.


    8-) Ich vermute stark, dass es mir mit der BIS-CD mit der VC-Urfassung (Beitrag 21) ähnlich gehen dürfte, die ich seit 2007 im Auge habe. Die hört man ein Mal und erfreut sich später doch weiterhin an :angel: Oistrach und Heifetz ...



    ONDINE, 90er, DDD



    ;):D Das war nebenbei eine weiterere der geplanten Hörsitzungen nicht gehörte CD´s zu "erforschen" !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nach langer erwartungsvoller Lieferzeit habe ich jetzt die Sibelius-Bernstein New remastered-7CD-Box endlich erhalten.
    Die Bernstein-Sibelius-Box ist gegenüber der alten SONY-CD-Auflage um einige Sibelius-, Grieg- und Bruch-Werke erweitert.


    Es ist auch die die Francescatti/Bernstein-Aufnahme (SONY, 1963) erhalten, die ich eigentlich nach meinen Favoriten Oistrach/Ormandy und Heifetz/Hendl eigentlich nicht mehr zwingend gebraucht hätte.
    Zino Francescatti ist mir zunächst etwas zu romantisch in seiner Auffassung - trotzdem gefällt mir auch diese Int und Aufnahme gut, weil Bernstein den passenden und packenden orchestralen Ton (genau wie bei den Sinfonien) findet! Francescatti´s romantischere Sichtweise überzeugt aber durch sein hingebungsvolles Spiel und durch Bernsteins hochgespannte Int ist eine mitreissende und absolut tolle Aufnahme entstanden. Spielzeiten: 14:07 - 7:04 - 7:03
    :thumbup: Francescatti hat mich ja schon oft bei den klassischen Konzerten überzeugt --- ein Geiger der ganz grossen alten Schule - Spitzenklasse.


    Nach dem Reinfall vom Vorbeitrag wirkt dieser Sibelius-VC-Neuzugang geradezu wie eine Wohltat.
    Klanglich kenne ich ja nur diese Neuauflage, kann aber trotz des Aufnahmedatums (1963 und 1962) nichts negatives feststellen. Die Aufnahmen klingen für ihre Zeit absolut astrein.
    OT: Auch der Bruch ist nebenbei erste Klasse mit Zino.



    SONY, 1963 (Sib.), 1962, (Bruch), ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    der Zufall wollte es, dass ich die von Dir besprochene CD mit den beiden Violinkonzerten heute Vormittag hörte.


    Ich kann Deine Euphorie nachempfinden; mich hat die Aufnahme auch gepackt. Insbesondere beeindruckte mich die Präzision Francescattis zum Ende des ersten Satzes. Wie er die enormen technischen Anforderungen mühelos bewältigt ist schon beeindruckend.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Auf der Suche nach weiteren Einspielungen von Werken Alfred Schnittkes durch Rozhdestvensky habe ich meiner Sammlung mit dieser CD quasi als Beifang eine Aufnahme des Violinkonzerts von Sibelius mit Gidon Kremer einverleibt, von deren Existenz ich bislang überhaupt nichts wusste. Mir gefällt diese Aufnahme erheblich besser als die bei EMI erschienene mit Riccardo Muti und dem Philharmonia Orchestra, mit der ich trotz meiner sonstigen Vorliebe für Kremer nie warm geworden bin:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Nachdem dieser Thread seit fast drei Jahren ruht, möchte ich heute zwei Aufnahmen, die bisher - so weit ich sehen kann - hier noch gar nicht genannt wurden, vorstellen. In beiden Aufnahmen stehen französische Künstler als Solisten im Mittelpunkt, die neben ihrer Nationalität eines gemeinsam haben: ihr tragisches frühes Ende.


    Zunächst einmal Ginette Neveu (1919-1949), eine großartige Geigerin, die bei einem Flugzeugabsturz über den Azoren im Alter von 30 Jahren (zusammen mit ihrem Bruder, der sie begleitete) ums Leben kam.

    Bereits kurz nach Kriegsende machte sie ihre ersten Aufnahmen, nachdem sie der Columbia-Produzent Walter Legge entdeckt hatte. Es gibt leider nur sehr wenige Tondokumente von ihr, u.a. das Brahms-Konzert (unter Issay Dobrowen), und das Konzert von Jean Sibelius:

    mit dem Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Walter Susskind (Aufnahme: 21.11.1946, London). Das Konzert von Brahms ist ebenfalls auf der CD, die übrigens (bei Berücksichtigung der Aufnahmezeit) klanglich überraschend gut gelungen ist. Erstaunlich ist die technische Souveränität der damals 27jährigen Künstlerin. Ihr früher Tod war ein herber Verlust für die Musikwelt.


    Eine weitere Aufnahme wurde hier ebenfalls bisher nicht erwähnt, obwohl auch sie künstlerisch ihre Meriten hat:

    Christian Ferras (Violine) und die Berliner Philharmoniker, Dirigent: Herbert von Karajan (Aufnahme: 10/1964, Jesus-Christus-Kirche, Berlin).


    Christian Ferras (1933-1982) war ein sogenanntes Wunderkind; bereits im Alter von 6 Jahren trat er erstmals öffentlich auf. Es folgte nach gründlicher Ausbildung eine steile Bilderbuchkarriere, die ihn mit den damals berühmtesten Dirigenten in Verbindung brachte. So lud ihn zum Beispiel Karl Böhm bereits im November 1951 ein, mit ihm Beethovens Violinkonzert aufzuführen.

    Später kam es zur Begegnung mit Herbert von Karajan, der bedeutende Aufnahmen mit ihm machte. Doch bereits wenige Jahre nach der Sibelius-Aufnahme kam es zu einem regelrechten Absturz, Ferras hatte zunehmend Alkoholprobleme und litt unter Depressionen. In der Folge war er oft unzuverlässig, sagte Konzertauftritte kurzfristig ab und zog sich mehr und mehr zurück. Nach kurzer Besserung nahm sich der Künstler am 14. November 1982 in Paris das Leben. Ebenfalls ein trauriges Ende einer großartigen Karriere.


    Das Sibelius-Konzert wird von ihm souverän gemeistert, und Karajan bietet eine üppige Orchesterbegleitung. Klangtechnisch ist die Aufnahme ganz hervorragend. Ich stelle sie nicht unbedingt in eine Reihe mit den Spitzenversionen von Heifetz/Hendl (RCA) oder Oistrach/Ormandy (CBS), aber zweifelsfrei zählt sie zu den Aufnahmen, die in der Rezeptionsgeschichte dieses Konzerts nicht übersehen werden sollten.


    LG, Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Oistrach; UdSSR-RSO/Roschdestwenski (1965)



    Meine erste Wahl: David Oistrach mit dem Rundfunk-Symphonieorchester der UdSSR unter Gennadi Roschdestwenski (Melodija, 1965). Eine bessere Aufnahme wird man kaum finden. Zudem erklingt sie in erstaunlich gutem Stereo! (Ob die Mono-Ausgabe bei Brilliant von angeblich 1966 identisch ist, sei dahingestellt. Wohl eher nicht. Besser immer gleich die Melodija-Versionen kaufen.)


    Spielzeiten: 15:08 - 8:44 - 7:23

    P.S. Ebenfalls enthalten die vielleicht beste Aufnahme des Violinkonzerts von Tschaikowski mit denselben Protagonisten (und den Moskauer Philharmonikern) in einer klanglich ähnlich überzeugenden Stereo-Produktion von 1968.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke, lieber Joseph, für die Vorstellung der russischen Aufnahme mit David Oistrach und Roshdestwenski. Die habe ich leider nicht, bin aber mit der CBS-Aufnahme unter Ormandy sehr zufrieden. Auch die bei uns wenig bekannte Einspielung von Francescatti (mit Bernstein, CBS) verdient hervorgehoben zu werden. Sie wurde 1963 aufgenommen.

    Inzwischen habe ich übrigens festgestellt, daß die Neveu-Aufnahme bereits im Beitrag 5 von Albus genannt wurde, das hatte ich heute Nachmittag übersehen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Eines meiner Lieblingsviolinkonzerte ist das Opus 47 von Jean Sibelius. Ich habe manche der genannten Einspielungen und noch weitere im Regal. Viele der hier erwähnten Scheiben, sind beim Werbepartner allerdings nicht mehr erhältlich.


    Die Norwegerin Vilde Frang hatte 2010 ihr Debut auf dem Tonträgermarkt mit dieser Veröffentlichung. Bei der Aufnahme 2009 war sie 23 Jahre alt. Was die Verantwortlichen bei der Covergestaltung sich gedacht haben, kann ich mir sehr gut vorstellen.


    Was auf der Scheibe zu hören ist, findet meine begeisterte Zustimmung. Damals als ich die Aufnahme erstand und nun auch Jahre später. Das WDR Sinfonieorchester Köln und Thomas Sondergard und die Solistin liefern eine einfühlsame Interpretation, die dem Werk voll gerecht wird. Da hat man genau in die Partitur geblickt.


    Der Hörschnipsel in Track 1: Der Beginn ist sehr verhalten, das Pulver wird nicht zu früh verschossen. Wo andere schon eine klare Tongebung bevorzugen, nimmt sie sich zurück. Das gefällt mir. Ich kenne nur zwei weitere Aufnahmen, die so beginnen. Es tönt geheimnisvoll. Man hört genau hin und nach dem Einsatz der Klarinette weitet sich der Ton.


    Track 2: Vilde Fring vertraut der Melodie und spannt weite Bögen.


    Track 3: Allegro ma non tanto, da geht sie forscher voran als gefordert, was mich nicht stört.


    Auf der CD sind zudem Prokofieffs 1. Violinkonzert und drei Humoresken von Jean Sibelius.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • in Beitrag 5 und Beitrag 35 wurde die Interpretation der Geigerin Ginette Neuveu (1919-1949) erwähnt.

    Die Mono-Aufnahmen der allzu früh Verstorbenen aus den Jahren 1945/46 sind in dieser 4er-Box. Das Violinkonzert nahm sie im November 1945 mit dem Philharmonia Orchestra und dem Dirigenten Walter Süsskind auf.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Georgierin Lisa Batiashvili hat 2015 mit der Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim das Violinkonzert von Jean Sibelius 2015 aufgenommen.


    Der Werbepartner teilt mit, dass die CD bald wieder erhältlich sein wird. Ich bin gespannt, wie diese Interpretation tönt.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Victoria Mullova hat mit Seiji Osawa und dem Boston Symphony Orchestra das Violinkonzert des Finnen 1985 aufgenommen. Die Einspielung gibt es wieder als SACD (Japan-Import) in bestmöglicher Aufnahmequalität.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Der Werbepartner teilt mit, dass die CD bald wieder erhältlich sein wird. Ich bin gespannt, wie diese Interpretation tönt.

    Oh! ^^ Gut, dass ich sie habe - die UHQCD aus Japan - leider nur mit Booklet auf Japanisch! ;( Ich bin gespannt auf den Vergleich mit ihrer alten Aufnahme, die ich gleich, nachdem ich ein Filmportrait über sie gesehen hatte, das ich sehr beeindruckend fand, kaufte:



    :hello:


    Schöne Grüße

    Holger