LINCKE, Paul: Sein Lebenslauf - seine Operetten

  • Paul Lincke


    geb. 7.11.1866 in Berlin
    gest. 3.9.1946 in Hahnenklee (Oberharz)



    Lebenslauf


    Den Berlinern muss man Recht geben, wenn sie behaupten, dass Paul Lincke für ihre Stadt die gleiche Bedeutung hat, wie Johann Strauß für Wien. Schließlich wurde Paul in Berlin in der Nähe der Jungfernbrücke geboren und zeugte mit Frau Luna den ersten Sprössling der „Berliner Operette“. Unverständlich agiert dagegen der Lincke-Enthusiast, wenn er den Erfolgreichen mit Jacques Offenbach und Arthur Sullivan in einem Atemzug nennt. Ein bisschen Mondexotismus, dazu noch mit Berliner Luft verdünnt, erklärt einen übertriebenen Enthusiasmus nicht.


    Im Oberharz, und nicht in Berlin, pflegen seine Fans auf dem Friedhof von Hahnenklee das Grab ihres Idols. In der Weltabgeschiedenheit grüner Tannen möchte man vom Ruhm des Schöpfers vieler eingängiger Melodien zehren. Die Stadtväter beauftragten eine Goldschmiede den Paul-Lincke-Ring zu produzieren; ein Exemplar gelangt alle zwei Jahre zur Verteilung: 1955 bekam ihn Friedrich Schröder, 1857 Gerhard Winckler und mit voller Berechtigung 1969 Nico Dostal. Sieht man einmal von René Kollo ab, fehlen in jüngerer Zeit geeignete Anwärter. Udo Jürgens, Peter Maffay, Freddi Quinn und Udo Lindenberg freuen sich, den Verleihern aus der Verlegenheit geholfen haben.


    Der Zweck solcher Betrachtung soll nun nicht darauf abzielen, die Verdienste des Berliners zu schmälern, denn der Erfolg seiner Bühnenwerke und seiner flotten Operettenlieder auch außerhalb der nationalen Grenzen ist nicht zu bestreiten. Wenn man bedenkt, dass die Pariser Rotlichtszene ihn für zwei Jahre als Kapellmeister in das Varieté „Folies Bergères“ lockte, konnte man zur damaligen Zeit durchaus auf eine internationale Resonanz schließen. Von einer Veredelung Berliner Deftigkeit durch französischen Charme ist in den Kompositionen Linckes allerdings wenig zu spüren. Die Deutsche Bundespost bestätigte seine Popularität und gab zwei ansprechende Briefmarken zu seinem Gedächtnis heraus. Paul Lincke war das musikalische Aushängeschild des dritten Reiches, was es dem Künstler nach Kriegsende unmöglich machte, in seinem geliebten Berlin wieder Fuß zu fassen.


    Wer war Paul Lincke nun wirklich? Der Vater hat ihm in musikalischer Hinsicht nichts geben können, denn August Lincke, ein Verwaltungsbeamter, starb bereits, als Paul fünf Jahre alt war. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen, denn seine Frau Emilie musste nun allein drei Kinder durchbringen. Im fleißigen Bearbeiten seiner Trommel gab der Knirps seine Neigung zur Militärmusik zu erkennen. Doch er wechselte die Richtung, als er nach Abschluss der Realschule bei der Wittenberger Stadtmusikkapelle sein vorläufiges Tätigkeitsfeld fand und als Instrument seines Ausdruckswillens das Fagott bevorzugte. Hans Kleinow war sein Lehrer und machte ihn zusätzlich mit Violine und Klavier, Tenorhorn und Schlagzeug vertraut. Verschiedene Boulevard-Theater boten ihm Gelegenheit, sein Holzblasinstrument vorzuführen. Er verliebte sich zu jener Zeit in die Soubrette Anna und heiratete sie. Unter dem Namen Anna Müller-Lincke ging sie später zum Film.


    Die vielen Theater, in denen Paul auftrat, füllen eine ganze Liste: Nach dem Central-Theater und dem Ostend-Theater sammelte er Erfahrungen am Königstädtischen Theater, dem Belle-Aliance-Theater und dem Parodie Theater. Im Berlin der damaligen Zeit war man sehr theaterfreudig. „Venus auf Erden“, mehr Revue als Operette, war Linckes erster Einakter, der 1897 entstand und im berühmten Apollo-Theater seine Uraufführung erlebte.


    Ein Abstecher nach Paris führte ihn 1899 wieder zurück nach Berlin. Nun begann die Zeit seiner großen Triumphe, die er mit seinem Freund und Librettisten Heinz Bolten-Baeckers teilte. Nach dem Ausflug zum Mond, wo Frau Luna auf ihn lauerte, begab er sich ins Reich des Indra, um anschließend für Lysistrata sein Glühwürmchen schimmern zu lassen.


    Die junge Schauspielerin Ellen Sousa vom Friedrich-Wilhelmstädtischen-Theater faszinierte Paul so sehr, dass er ihr jeden Wunsch erfüllte. Sie schwatzte ihm das Zugeständnis ab, im Apollo-Theater die „Frau Luna“ singen zu dürfen. Der Erfolg zeigte sich auf ihrer Seite, das Publikum stand begeistert hinter ihr und die Medien hatten gegen sie nichts einzuwenden. Folglich nahm er den Glückspilz in seine Wohnung auf und aus Dankbarkeit schenkte Ellen ihm bald ein Söhnchen. Das Glück hielt nicht lange vor und man muss die Argumente beider Partner abwägen, um zu einer korrekten Beurteilung zu kommen. Paul verlangte, dass die Partnerin in aller Stille ihr Mutterglück zu Hause genießen soll, während er Lorbeeren einsammelte. Doch Ellen war ebenfalls eine Sammelnatur; der Sinn steht ihr nach 'Frau Luna' und auch die anderen weiblichen Hauptrollen in den erfolgreichen Operetten des Mannes ihrer Wahl mochte sie gern singen. Lincke verspricht der Widerspenstigen, sie zur Frau Gemahlin zu machen, wenn sie der Bühnenlaufbahn entsagt. Er droht damit, sie aus der Wohnung zu werfen, wenn sie nicht nachgibt. Zehn Tage Bedenkzeit verstreichen und als Paul von einer Gastspielreise zurückkommt, findet er die Wohnung leer. Ellen heiratet einen Kaufmann, der Linckes Söhnchen ohne ihn zu fragen, adoptiert und sie folgt ihm nach Dresden. Lincke sitzt nun allein zu Hause und komponiert den Walzer „Verschmähte Liebe.“


    Die häusliche Niederlage ist bald verschmerzt. Der Balsam kommt aus Paris, die Erfolgssträhne der Aufführung seiner Werke reißt nicht ab. Auch in Berlin weht ein frisches Lüftchen. Der Direktor des Apollo-Theaters beordert ihn 1908 als Kapellmeister ans Metropol-Theater, in dem ausstattungsmäßig und tänzerisch die herrlichsten Revuen laufen.


    Die Zeit stagniert, doch der Ruhm hält an. Paul Lincke wird an seinem 75. Geburtstag zum Ehrenbürger von Berlin ernannte und erhält die Silberne Ehrenplakette. Der Krieg kommt ins Land und fordert seinen Tribut. Während Paul jenseits der Grenzen in Marienbad „Frau Luna“ dirigiert, legen feindliche Bomber seine Wohnung und seinen kleinen Verlag in Schutt und Asche. Wertvolles Notenmaterial verbrennt.


    Die Gesundheit verschlechtert sich und der Angeschlagene sucht nach Luftveränderung im Oberharz. Kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag sagt er seiner irdischen Laufbahn Lebewohl. Auf dem Friedhof der wunderschönen norwegischen Stabkirche von Hahnenklee wird er zur ewigen Ruhe gebettet.



    © TAMINO - Engelbert

  • Lieber Engelbert, guten Morgen allen Operettenfans!


    Ein schöner Beitrag über den Berliner Meister der Operette! Ich finde es, schon seit Jahrezehnten, bedauerlich, daß der Berliner Operette in der Musikindustrie so wenig Beachtung geschenkt wird. Es gibt zwar "Best off"-Plattenin Hülle und Fülle, aber die Gesamtaufnahmen fehlen. Das ist nicht nur bei Lincke eine schmerzliche Geschichte, sondern muß auch bei den Kollos festgestellt werden. Und das finde ich schade, äußerst schade!


    Liebe Grüße aus dem Ruhrgebiet

    .


    MUSIKWANDERER

  • Werkverzeicnis (in Auswahl)


    Venus auf Erden (1897)
    Frau Luna (1899)
    Im Reiche des Indra (1899)
    Loreley (1900)
    Lysistrata (1902)
    Nakiris Hochzeit (1902)
    Casanova (1916)
    Ein Liebestraum (1940)

  • Paul Lincke


    Frau Luna


    Operette in zwei Akten
    Libretto von H. Bolten-Baeckers
    Uraufführung am 1. Mai 1899 im Berliner Apollo-Theater


    Charaktere:
    Frau Luna, Herrin auf dem Mond
    Prinz Sternschnuppe, ihr Verehrer
    Stella. Zofe der Mondherrin
    Theophil, Hausmeister auf dem Mond, Große Liebe von Frau Pusebach
    Maria, Verlobte von Fritz Steppke, Nichte von Frau Pusebach
    Frau Pusebach, Hausbesitzerin in Berlin
    Fritz Steppke, Mechaniker und Untermieter bei Frau Pusebach
    Lämmermeyer, ein Schneider
    Pannecke, von Frau Pusebach bevormundet
    Venus, Mars und weitere


    Das Geschehen spielt in Berlin und auf dem Mond



    HANDLUNG


    Erster Akt:


    Der Traum des Menschen, auf den Mond zu fliegen, ist uralt. Paul Lincke konnte ihn nicht mehr erleben, hatte sich aber bereits 1899 zu dem Thema musikalische Gedanken gemacht. Nach seiner Auffassung gibt es einen Mann im Mond nicht, obwohl die Sichel oder Scheibe vor ihrer Bezeichnung einen männlichen Artikel trägt. Bei den romanischen Völkern trägt Luna einen weiblichen Vorspann – folglich regiert fort eine schöne Frau, die aussieht wie Anneliese Rothenberger.


    Es gilt nun, den Beweis zu erbringen, wer auf dem Mond das Sagen hat. Drei Berliner Originale, die miteinander befreundet sind, versuchen nun, ein Flugobjekt zu konstruieren, welches Attribute aufweisen soll, die Fahrgäste gesund ans Ziel zu bringen. Als Versuchsgelände steht ihnen nur das Dach ihrer Mietwohnung zur Verfügung.


    Von der Umwelt angefeindet, zumindest misstrauisch beäugt, lässt der Chefkonstrukteur Fritz Steppke sich nicht beirren und verfolgt gegen alle Widerstände beharrlich sein Ziel. Die Wohnung wird ihnen wegen Zweckentfremdung gekündigt – ein Grund mehr, in eine andere Gegend umzusiedeln.


    Marie versucht, den Liebsten von seiner Idee abzubringen, kommt aber gegen seinen Ehrgeiz nicht an. Frau Pusebach hat ihrem Pannecke ausdrücklich verboten, in das Gefährt einzusteigen, doch als es so weit ist, schwingt sich – eifersüchtig wie sie ist - im letzten Moment noch selbst in die Gondel, um Pannecke auf seinen Streifzügen durch die Mondlandschaft überwachen zu können.


    Zweiter Akt:


    Unsere Freunde sind auf dem Mond gelandet. Zur Überraschung des Theaterbesuchers sieht es hier aber völlig anders aus, als auf den Ablichtungen, die Neil Armstrong beigebracht hat. Nun, man kann nicht
    erwarten, dass die gesamte Mondscheibe bebaut ist. Es genügt, wenn Theophil regelmäßig saugt und putzt.


    Der Amerikaner hatte bei seinem Ausflug einen wichtigen Schritt für die Menschheit getan, aber den falschen Landeplatz gewählt, während vor ihm die pfiffigen Berliner das Gelände ansteuerten, der den Mondpalast beherbergt, in dem Frau Luna rauschende Feste veranstaltet.


    Die bleiche Herrscherin ist über den unverhofften Besuch natürlich überrascht. Aber Steppke und Genossen sind nicht die ersten Erdlinge, die sie zu Gesicht bekommt. Theophil ist bereits vorausgeeilt und hat sogleich einen Arbeitskontrakt als Hausmeister bekommen. Theophil – es muss erklärt werden – ist der verflossene Liebhaber von Frau Pusebach. Jetzt ist er mit Stella, der Zofe Frau Lunas, intim verbunden und will von seiner Vergangenheit mit Frau Pusebach nichts wissen und nichts hören. Die Romanze war in der Tat sehr kurz. Stella ist ebenfalls eifersüchtig, denn Frau Pusebach hört sie klagen, dass der Verflossene sie einst kaltgestellt hat.


    Frau Luna hat auf dem unbewohnten Planeten wenig Chancen, Männer kennenzulernen. Die räumliche Distanz zu anderen Sateliten ist doch erheblich. Hin und wieder sind Mars und Venus bei ihr zu Gast, um gemeinsam ein bisschen zu feiern. Doch diese Gesellschaft wohnt auf dem Olymp und kommt nur selten vorbei.


    Folglich verliebt sich die schöne Herrscherin Hals über Kopf in den mutigen Ballonfahrer Steppke. Schließlich kann sie nicht ewig auf den Armstrong warten, dessen Ankunft auf dem Mond sie als Trauma erlebt hat. Seine Kleidung kommt ihr steif und albern vor, zudem stört die Gesichtsmaske beim Küssen. Der unbekümmerte Berliner ist ihr wesentlich sympathischer. Der Dialekt ist einfach umwerfend.


    Prinz Sternschnuppe beobachtet das verliebte Getue zwischen Steppke und Frau Luna mit Unbehagen, denn er glaubt bei ihr Anrechte erworben zu haben. Außerdem beobachtet er, wie sich Maria tief unten auf der Erde um den Geliebten sorgt. Vom Gedanken zur Tat ist kein weiter weg. Prinz Sternschnuppe startet seinen Stratosphärenkreuzer und holt Maria nach oben. Augenblicklich wendet Steppke sich ihr wieder zu und Frau Luna hat das Nachsehen. Noch ein bisschen Geplänkel und jeder findet zurück zu seinen Stammpartner.


    Es bilden sich vier Konstellationen. Selbst für eine Operette ist das ein bisschen viel. In der Regel begnügt sie sich mit zwei Paaren. Es stehen zum Applaus bereit: Maria neben Fritz, Frau Luna neben Sternschnuppe, Stella neben Theophil und unter der Fuchtel von Frau Pusebach steht Pannecke.


    Anmerkung:


    Paul Lincke steht als Schöpfer der Berliner Operette, die wiederum einen Kontrast zur leichten Muse der Donaumetropole steht. In Paris empfing er Impulse von Jacques Offenbach und hat sich einiges einiges von ihm angeeignet. Mit Frau Luna schuf er sein Hauptwerk und genügt damit lokalen Ansprüchen. Die Bundespost hat den Komponisten mit zwei Postwertzeichen geehrt und dem Schöpfer der Berliner Operette damit ein bleibendes Andenken gesetzt.


    © 2010 TAMINO - Engelbert


    Gesangsnummern (in Auswahl):
    > O Theophil, o Theophil, du warst mein alles auf der Welt
    > Lasst den Kopf nicht hängen
    > Schlösser, die im Monde liegen
    > Berliner Luft

  • Paul Lincke


    Im Reiche des Indra


    Operette in zwei Akten
    Libretto: Heirich Bolten-Baeckers und Hans Brennecke
    Uraufführung am 18.12.1899 in Berlin


    Personen:
    König Muckipur
    Königin Sita
    Gustav Steinbock, Reporter aus Berlin
    Bhimo, Fähnrich der königlichen Leibgarde
    Kanischka, Kommandierende der Amazonen-Garde
    Gaja, Erste Amazone
    Jaska, Zweite Amazone
    Puffetius, Haushofmeister
    Sakaratscheika, Kriegsminister
    Karabatschi, Leibarzt
    Dschajadewa, Kultusminister
    ein Tambourmajor, Hofdamen, Amazonen, Pagen, Ballett
    und weitere


    Das Geschehen spielt zu Lebzeiten des Komponisten im märchenhaften Muckipur,
    einem fiktiven Inselreich zwischen Vorder- und Hinterindien



    HANDLUNG


    Erster Akt:


    König Muckipur ist bekümmert, weil seine Gattin von ihm nichts wissen will. Sie hatte gedacht, einen Helden zum Mann zu bekommen, doch mangelndes Temperament und eine beleibte Figur hindern ihn, diesem Anspruch zu genügen. Deshalb schmollt Sita schon eine ganze Weile, weil sie nicht bekam, was sie sich vorgestellt hat. Ihr Fähnrich hat sich in sie verliebt, eine Serenade für sie komponiert und ihr vorgesungen. Das Klatschmaul von Haushofmeister hat dem König die Begebenheit erzählt und ihn rasend eifersüchtig gemacht. Ohne es zu wissen, hat Bhimo mit seinem Leben gespielt, befürchtet nun Sanktionen körperlicher Natur und zieht es vor, seinen Arbeitsplatz fluchtartig zu verlassen.


    Wie gut, dass König Muckipur in seinem Besucher einen aufmerksamen Zuhörer hat. Gustav Steinbock ist ein Reporter aus dem fernen Berlin und sammelt Skandalgeschichten für seine Zeitung. Ihm erzählt der König, dass Sita ihm vom Vater nur wegen seines Reichtums und nicht wegen seines edlen Charakters zur Frau gegeben wurde.


    Durch Zufall trifft der Reporter auf den flüchtigen Fähnrich, den er als guten alten Bekannten identifiziert. Bhimo hatte vor Jahren in Berlin an der Militärakademie studiert, und gelernt, wie man das Fähnchen nach dem Winde dreht. Am fürstlichen Hof von Muckipur hat er Karriere gemacht und ist prompt zum Fähnrich avanciert. Voller Sehnsucht denkt er an die Zeit in Berlin. „Wenn auch die Jahre enteilen, so bleibt die Erinnerung dort.“ Den Kontakt mit der Königin hält er immer noch aufrecht; erfreut vernimmt es Gustav. Abends, wenn es dunkel ist, lässt die Geliebte aus dem Fenster im zehnten Stock eine Strickleiter gleiten. Bhimo klettert hoch und bis früh um fünf bleibt er bei seiner süßen Maus. Gern würde er noch länger bleiben, doch sie bescheidet ihn mit den Worten: „Jetzt muss Du sicherlich nach Haus“.


    Gustav ist darauf versessen, vom Königreich Muckipur einen Report über wirtschaftlichen und technischen Fortschritt zu erstellen und auch die Königin will er ein bisschen ablichten. Bhimo stellt seinen alten Freund dem Kultusminister vor, der sofort einen Narren an ihm frisst . Die gepflegte Art, wie der Berliner sich ausdrückt, findet Dschajadewa faszinierend und schenkt ihm einen kostbaren Ring; ein Duplikat besitzt nur noch der Souverän. Das wertvolle Stück ist mit magischen Kräften ausgestattet. Wenn er am Ring reibt, kommt sofort ein guter Geist, der Wünsche erfüllt oder ihn aus jeder Drangsal befreit. Noch weiß Gustav nicht, dass ihm der Fingerreif einmal von großem Nutzen sein wird und ihn aus höchster Lebensgefahr retten wird. Eine offizielle Audienz erteilt die Königin ihm nicht, doch heimlich empfängt sie ihn in ihrem Badezimmer und Gustav darf ein paar Aktaufnahmen für seine Zeitung machen.


    Zweiter Akt:


    Sitas königlicher Vater bekommt Wind von den skandalösen Zuständen bei Hofe und kritisiert Muckipur, dass er nicht in der Lage sei, sein eheliches Weib vor aufdringlichen Paparazzi zu beschützen. Auf der Stelle verlangt er sein entehrtes Kind zurück!


    Aufgebracht erklärt der König von Muckipur seinem Schwiegervater den Krieg. Mit seiner Elitetruppe, dem Amazonencorps seiner Gemahlin, zieht der Beleidigte in die Schlacht und lässt die kriegerischen Damen gegen die feindlichen Elefanten antreten. Seine Strategie ist genial. Die Amazonen stellen sich in einer langen Reihe auf. Dann heben sie die Armbrust und zielen auf die Vorderbeine der heranstürmenden Giganten. Vom vergifteten Pfeil getroffen knicken die Beine ein und der gewaltigen Kolosse sackt zusammen oder kippt auf die Seite. Ein Teil der bis an die Zähne bewaffneten Krieger wird aus dem Tragsessel katapultiert und totgetrampelt. Laut trompetend wälzen sich die getroffenen Rüsseltiere auf der Erde und begraben einen Teil der feindlichen Krieger unter ihren Leibern. In den Morast gedrückt und zugedeckt ereilt sie der Tod durch Ersticken. Der Kriegsminister lobt den siegreichen König über den Klee und das Volk jubelt aus voller Kehle. Endlich hat Königin Sita ihren Helden.


    Gustav hat sein Leben verwirkt! Den König plagen Rachegedanken und er befiehlt, den respektlosen Reporter den Tigern vorzuwerfen. Diese sind hungrig und laufen in ihren Käfigen unruhig auf und ab. Doch der magische Ring schläfert die Bestien ein und öffnet verriegelte Türen. Gustav Steinbock wird sein geliebtes Berlin wiedersehen und die fotografische Ausbeute seiner Zeitung zur Verfügung stellen.


    Da er den kostbaren Ring aus zollrechtlichen Gründen nicht über die Grenze schleusen darf – das Ausführen von Kunstschätzen ist verboten - schenkt er ihn der Königin als Anzahlung auf das Model-Honorar Nochmals bedankt er sich für die schönen Bilder, die er von ihr machen durfte. Muckipur ist nicht länger böse – ein König steht über alltäglichen Kleinigkeiten. Nun weiß auch die Welt, welchen kostbaren Schatz er hinter den Palastmauern hortet. Da der Glückliche ein Duplikat des Kleinods besitzt, entfachen beide Ringe eine Magie, die das zerstrittene Paar nun als wirkliche Eheleute in Liebe vereint.


    © 2010 TAMINO – Engelbert

  • Paul Lincke - Verfügbarkeit auf Tonträgern

    Wer kennt sie nicht, die berühmte Arie "Wenn auch die Jahre enteilen ... Es war einmal" aus Im Reiche des Indra von Paul Lincke. Man findet einige prominente Interpreten von Richard Tauber über Franz Völker, Hermann Prey, Karl Ridderbusch und Bernd Weikl bis hin zu Jochen Kowalski. Was man indes nicht findet, ist eine Gesamtaufnahme dieser Operette von 1899. Es scheint dem Vernehmen nach keine zu geben. Ja nicht einmal die Ouvertüre, die das Hauptthema der bekannten Arie instrumental schon aufgreift, ist leicht zu ergattern. Es gab in den 1950er Jahren eine LP unter Wilhelm Schüchter (offenbar vergriffen und nie auf CD erschienen), daneben ein sog. "Komponistenporträt Paul Lincke" von ca. 1967 mit Margit Schramm, Brigitte Mira und Rudolf Schock mit den Berliner Symphonikern unter Werner Eisbrenner, wo auch diese Ouvertüre inkludiert wurde. Dann wurde sie vom WDR wohl in den frühen 1970er Jahren noch mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester unter Franz Marszalek eingespielt, natürlich nie offiziell erschienen. Ansonsten weitestgehend Fehlanzeige. Dabei bin ich ein großer Freund seiner Musik - ja, auch als Wagnerianer. Wer kann schon den ganzen Tag solch schwere Kost hören?


    Wie kommt es also, dass Paul Lincke auf dem Tonträgermarkt so schlecht vertreten ist? Sieht man einmal von Frau Luna und dem Hit "Berliner Luft" ab, gibt es reichlich wenig. Man muss schon mit der Lupe suchen. Oder sollte ich mich irren?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich möchte Josephs Frage -wenn auch erst einige Jahre später- gerne beantworten: ja, es fehlen nach wie vor viele Gesamtaufnahmen, das ist bei Robert Stolz nicht anders, viele Melodien haben nur als Medleys oder Instrumentalstücke überlebt. Aber zumindest im Bereich der Ouverturen gibt es diese beiden schönen Aufnahmen, auf der zweiten CD befindet sich auch die Ouverture zu "Im Reiche des Indra":



  • Hallo,

    vom Reich des Indra kenne ich auch keine Gesamtaufnahme, aber immerhin gibt es eine sehr solide Lysistrata bei vocalclassics. Dort ist auch eine sehr gute Aufnahme der Revue "Donnerwetter, tadellos" zu bekommen.

    Schöne Grüße

    wega

  • Ich möchte Josephs Frage -wenn auch erst einige Jahre später- gerne beantworten: ja, es fehlen nach wie vor viele Gesamtaufnahmen, das ist bei Robert Stolz nicht anders, viele Melodien haben nur als Medleys oder Instrumentalstücke überlebt. Aber zumindest im Bereich der Ouverturen gibt es diese beiden schönen Aufnahmen, auf der zweiten CD befindet sich auch die Ouverture zu "Im Reiche des Indra":



    Hallo,

    wo bekommt man denn diese CDs, habe sie weder bei Amazon, JPC oder Spotify gefunden. Morgen fahre ich nach Berlin zum Offenbachschen Robinson Crusoe, vielleicht habe ich da bei Dussmann Glück.

    Schöne Grüße

    wega

  • wo bekommt man denn diese CDs, habe sie weder bei Amazon, JPC oder Spotify gefunden.

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