Ludwig van Beethoven: Sinfonien - Welcher Zyklus ist der Beste?

  • Ich habe mir jetzt die 5. Symphonie aus Nelsons' Zyklus angehört (Deezer und Spotify machen's möglich). Irgendwie lässt mich das recht ratlos zurück. Orchestral sehr schön gespielt, aber vermisse ich schärfere Konturen. Das Aufwühlende des Kopfsatzes ging mir hier ziemlich ab; der eigentlich fulminante Übergang vom dritten zum vierten Satz gerät belanglos. Die Konkurrenz ist aber auch Legion. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, weswegen ich gerade diese Aufnahme benötigen sollte. Der Markt ist einfach völlig übersättigt. Soviel aber nur als allererste Eindrücke.

    Hier der 1. Satz:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph,


    danke für deine ersten Höreindrücke und das Klangbeispiel.


    Was du in deinen ersten Sätzen beschreibst, deckt sich mit meinen Höerfahrungen mit Nelsons, z.B. und ibs. bei Bruckners 3. Sinfonie. Orchestral sehr schön, aber auch "weichgespült", kontrastarm. Bei den anderen Bruckner Sinfonien, die mit Nelsons erhältlich sind, findet er allmählich zu einer eigenen Tonsprache, aber neue Erkenntnisse in der Interpretationsgeschichte der Sinfonien bietet er nicht.


    Das erwarte ich auch gar nicht, weder bei Bruckner, noch bei Beethoven. Was Nelsons meisterhaft beherrscht ist es z.B., leise und langsame Passagen musikalisch stimmungsvoll "aussingen" zu lassen. Nicht umsonst hob ich in meinem vorherigen Beitrag das "Adagio molto e cantabile" von Beethovens 9. hervor. Nelsons Beethoven soll Wärme beinhalten, ohne den Schwung, das Feuer, das Revolutionäre, vermissen zu lassen.


    Zu deiner Aussage: "Der Markt ist einfach völlig übersättigt." Das ist natürlich vollkommen korrekt, aber das war vor 20 Jahren auch nicht anders. Mit der "hip-Welle", die vor ca. 30, 35 Jahren aufkam, konnte Beethoven noch einmal "neu gehört" werden, aber nicht wirklich in allen Belangen "besser". Heute kann man keine wahrhaft neuen Interpretationsansätze mehr erwarten, sehr wohl aber "Thema mit Variation".


    Beethovens Metronomangaben werden inzwischen von vielen Dirigenten beachtet, bilden aber natürlich und zum Glück nicht den alleinigen Interpretationsmaßstab. Von Nelsons erwarte ich keine "Rekordjagd" à la Chailly. Dazu ist er nicht der Dirigententyp.


    Aber z.B., um nur einmal Gesamtaufnahmen aus der allerjüngsten Vergangenheit zu nennen, Herbert Blomstedt und Philippe Jordan zeigen exemplarisch auf, dass es immer noch einen Markt für "guten Beethoven" gibt, zumindest für mich, trotz weit mehr als drei Dutzend "Konkurrenzzyklen".


    Ob Andris Nelsons auch dazu gehört, wird sich zeigen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Dazu auch passend die Produktbeschreibung/Bewerbung bei Klassikakzente:

    Zitat

    Nelsons weiß den volltönenden Klang der Wiener Philharmoniker geschickt zu nutzen. Er federt Beethovens Dramatik weich ab, ohne sie dadurch ihrer Wucht zu berauben. Von den Wiener Philharmonikern sagt Nelsons, dass sie vor dem Hintergrund ihrer Orchestergeschichte instinktiv um die Essenz dessen, was Beethoven ausmacht, wissen, so dass Fragen nach interpretatorischer Authentizität sich erübrigen.

    Die Poesie der gewaltigen Orchesterwerke tritt ungewöhnlich schillernd zum Vorschein. Das gilt für alle Sinfonien des Zyklus, ob für die vorwärtsdrängende dritte oder fünfte, die lyrische sechste, die tänzerische siebte oder die frenetische Neunte. Selten hat man die Schönheit von Beethovens Klangsprache in so feinen Farbschattierungen und so zartfühlend nachempfunden erlebt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich habe jetzt mehrmals den ersten Satz in Nelsons' Neuaufnahme angehört und dann mal zu einem "Altmeister" gegriffen:

    Obwohl im Tempo der Exposition von gleicher Länge, ist doch ein himmelweiter Unterschied in den temporalen und dynamischen Steigerungen sowie in den Akzentuierungen. Aus dieser Aufnahme erschließt sich nicht, warum Andris Nelsons ansonsten zu meinen bevorzugten Live-Dirigenten gehört und sich mir am 2. September in Köln mir dem GHO Leipzig ein ganz anderes Musikerlebnis bot, und ich bin sich, sich auch am nächsten Freitag im Gewandhaus mit Brahms Doppelkonzert und Schuberts Großer C-dur-Symphonie ein ganz anderes Erlebnis bieten wird.

    In diesem kurzen Quervergleich muss ich sagen, das M. E. "Altmeister" Pierre Monteux Andris Nelsond mit den Wienern mühelos aus dem Saal bläst.

    "Beethovens Dramatik weich abfedern", wie es in der von dir zitierten "Produktbesprechung" heißt, lieber Norbert, das geht nach meinem Verständnis gar nicht.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • In diesem kurzen Quervergleich muss ich sagen, das M. E. "Altmeister" Pierre Monteux Andris Nelsond mit den Wienern mühelos aus dem Saal bläst.

    Für rund 25 Euro ist diese Monteux Box von Decca demnächst erhältlich.

    Die Sinfonien Beethovens sind darin enthalten.

    Wer die Beethovens Sinfonien wegen "Übersättigung" nicht hören will, findet in dieser Box auf 24 CDs noch andere großartige Aufnahmen.

    mfG
    Michael

  • Zitat von Schneewittchen

    Für rund 25 Euro ist diese Monteux Box von Decca demnächst erhältlich.

    Die Sinfonien Beethovens sind darin enthalten.

    Wer die Beethovens Sinfonien wegen "Übersättigung" nicht hören will, findet in dieser Box auf 24 CDs noch andere großartige Aufnahmen.

    Das habe ich gestzern auch gedacht, liebes Schneewittchen, deshalb ist diese Box am 25. 10. auch bei mir. Übrigens ist sie am Urwaldfluss noch für 69,99 € gelistet.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • In diesem kurzen Quervergleich muss ich sagen, das M. E. "Altmeister" Pierre Monteux Andris Nelsond mit den Wienern mühelos aus dem Saal bläst.

    Lieber Willi,


    ich kenne zwar die Neuaufnahme mit Andris Nelsons nicht, aber ich glaube Dir aufs Wort: Die Monteux-Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien zählen zu den beglückendsten, die ich kenne! Vor allem die 1., 6., 7. & 8. sind von einer Lebensfreude und mit soviel französischem Esprit gesegnet, daß es immer wieder ein herrliches Erlebnis ist, diese Aufnahmen zu hören. Ich besaß sie fast alle bereits auf LP.

    Der "Zyklus" entstand zwischen 1957 und 1961, die Nr. 1, 3, 6 & 8 sind mit den Wiener Philharmonikern, die übrigen mit dem London Symphony Orchestra. Bei der Nr. 9 handelt es sich um eine später von WESTMINSTER übernommene Produktion, die deshalb klanglich ein wenig abfällt. Die "Eroica" hat Monteux später noch einmal mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam für PHILIPS eingespielt; da fällt es schwer, sich zwischen der Wiener und dieser Version zu entscheiden. Klangtechnisch ist die aus Amsterdam besser - aber in dieser Box sind sie ja beide enthalten!

    Da ich ständig auf der "Jagd" nach Monteux-Aufnahmen bin, habe ich praktisch alle darin enthaltenen Aufnahmen - deshalb kommt sie für mich leider nicht in Betracht.

    Jedenfalls sind außer dem Beethoven noch jede Menge großartiger Aufnahmen enthalten. Wer Monteux noch nicht oder nur von ein paar CDs kennt, der sollte hier zugreifen, zumal der Preis ja geradezu lächerlich ist!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Da ich ständig auf der "Jagd" nach Monteux-Aufnahmen bin, habe ich praktisch alle darin enthaltenen Aufnahmen - deshalb kommt sie für mich leider nicht in Betracht.

    Lieber nemorino,


    ich habe hingegen "nur" die RCA-CD-Box mit u.a. den ausgezeichneten Aufnahmen der Frank-Sinfonie d-moll und Brahms-VC mit Szeryng.

    :) Von daher habe ich mir diese Decca-Box auch bestellt, nachdem ich mal nachgesehen habe, was alles enthalten ist. Die Beethoven-Sinfonien sind natürlich auch von Rieseninteresse, aber natürlich auch die anderen enthaltenen Meisterwerke.

    Es gab bisher eine andere Decca_Box mit 23 CD "Pierre Monteux - Decca-Recordings" mit weit höherem Kaufpreis - dort habe ich auch nachgesehen, was enthalten sein müsste.


    Leider sind die Brahms-KK mit Katchen nicht enthalten ... insofern ist die Angabe "Complete Decca-Recordings" nicht richtig ! Oder irre ich mich, denn bei amazon kann man ja nur die Satzbezeichnungen bei den 24CD lesen ? (... welch ein Schwachs ...)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • RE: Monteux Decca-Box "Complete Decca-Recordings"


    Habe soeben bei jpc nachgesehen, was tatsächlich neben den Beethoven-Sinfonien enthalten ist. Nur der Preis ist dort mit knapp 70,-€ nicht mehr auf dem Stand der aktuellen Finanzregularien ;( für die Box.


    Bin auch gespannt wie Monteux Ravels La Valse und die anderen Ravel-Orchesterwerke absolviert ... es ist nur das Brahms KK 1 enthalten :S ... warum nicht auch Nr.2 ? Statt dessen packen die die Eroica 3 mal rein ... lieber wäre mir in der neusten Stereo-Aufnahme und jut is !

    Berlioz-Romeo und Julia habe ich auch in keiner wirklich zufriedenstellenden Aufnahme ... da setzte ich meine Karten auf Monteux ...

    Gut, die Fantastique brauche ich nach Bernstein, Markevitch und Solti nicht mehr unbedingt in einer anderen Aufnahme .. aber ich höre mal rein, was Monti macht ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • es ist nur das Brahms KK 1 enthalten :S ... warum nicht auch Nr.2 ?

    Dafür gibt es eine ebenso einfache wie plausible Erklärung, lieber Wolfgang. Das Brahms KK Nr.2 mit Julius Katchen dirigiert nicht Monteux, sondern János Ferencsik!


    die Fantastique brauche ich nach Bernstein, Markevitch und Solti nicht mehr unbedingt in einer anderen Aufnahme ..

    Lasse Dich überraschen! Monteux hat einen ganz anderen Interpretationsansatz. Er reichert seine Interpretation mit einer wohldosierten Portion französischem Charme an. Monteux geht es in erster Linie nicht um die brillanten, schroffen Effekte, sondern er spürt mehr den farblichen Reizen und den nachdenklichen Passagen nach, und es ist überraschend, welche Wirkungen er damit erzielt. Ich möchte seine Aufnahme nicht neben Solti, Markevitch und Leibowitz missen (Bernstein habe ich nicht). Karajan hingegen hat mich enttäuscht (d.h. seine beiden DGG-Aufnahmen, während seine erste mit dem Philharmonia Orchestra von 1954 großartig ist, aber leider mono). Eine ganz andersartige, aber faszinierende Auslegung ist Otto Klemperer gelungen (EMI). Darüber habe ich im entsprechenden Thread geschrieben.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich habe jetzt mehrmals den ersten Satz in Nelsons' Neuaufnahme angehört und dann …


    In diesem kurzen Quervergleich muss ich sagen, das M. E. "Altmeister" Pierre Monteux Andris Nelsons mit den Wienern mühelos aus dem Saal bläst.


    In diese Richtung zielt auch diese Kritik:


    https://www.pizzicato.lu/nelso…niker-beethoven-gebastel/

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Danke Maurice, für den interessanten Artikel, der mich nun nicht länger an meinen Eindrücken zu Nelsons zweifeln lässt.

    Bei Nelsons gibts nun wirklich beim Beethoven insgesamt kein "wegpusten" ... alleine schon betrüblich was über die Eroica geschrieben wird ... was soll sich mit so einer Aufnahme über 50Min langweilen ?


    Um so mehr bin ich gespannt auf :love: Monteux (Decca-Gesamtaufnahmen, die eigentlich u.a. von Philips gemacht wurden ...)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Meine Lieblingsaufnahmen sind unter den Beethoven Dirigenten in dieser Reihenfolge:

    1. Günter Wand mit dem NDR Sinfonieorchester So und nicht anders:yes:

    2. Franz Konwitschny mit dem Gewandhausorchester Leipzig

    3. Leonhard Bernstein mit den Wiener Philharmoniker

    4.George Szell mit dem Cleveland Orchestra

    5. Cluytens mit den Berliner Philharmoniker

    6. Thielemann mit den Wiener Philharmoniker


    Nun die einzelaufnahmen, aber davon habe ich nur zweimal die 9. Sinfonie

    1. Fricsay mit den Berliner Philharmoniker

    2.Szell mit dem New Philharmonic Orchestra Live


    Dann habe ich noch zwei Beethoven Einspieleungen von Karajan, die ich nicht mehr hören möchte. Wo ich noch jünger war habe ich immer gesagt, dass Karajan der beste Beethoven Interpret sei, aber meine Meinung hat sich nun geändert.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • In diese Richtung zielt auch diese Kritik:


    https://www.pizzicato.lu/nelso…niker-beethoven-gebastel/

    Danke für diese Rezension!


    Ich hätte es wohl nicht gar so drastisch formuliert, aber ich finde es gut, dass der Rezensent nicht hinterm Berg hält mit seiner Kritik. Abgesehen von der Sechsten und vielleicht der Siebten scheint diese neue Gesamtaufnahme ja ein ziemlicher Reinfall zu sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Etwas besser kommt der Nelsons-Zyklus bei The Classic Review weg. Nr. 2, 4, 6, 7 und 8 sieht der Rezensent als am besten gelungen an, Nr. 3, 5 und 9 als ziemlich misslungen. Auch der Wiener Singverein muss Kritik einstecken (mich wundert ohnehin, dass man nicht lieber auf den Wiener Staatsopernchor zurückgriff).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke für den Link! So werde ich auf diese Aufnahmen verzichten

    Ich habe mich bei Spotify und Tidal auch einmal durch diese Neuerscheinung gehört und bin aus verschiedenen Gründen wenig begeistert. Trotzdem sollte man nicht aufgrund einer schlechten Kritik auf etwas verzichten, was man selbst u. U. bei eigenem Erleben interessant oder gelungen finden würde. Keine Zeitungs- oder Internetkritik kann den eigenen Eindruck ersetzen. Insbesondere heutzutage, wo es doch relativ einfach ist, ohne großen finanziellen Aufwand neue (und alte) Aufnahmen hören zu können.

  • ...(mich wundert ohnehin, dass man nicht lieber auf den Wiener Staatsopernchor zurückgriff).

    DAS wundert mich schon seit Karajan mit seinem angeblichen Perfektionismus...! Der Singverein ist für mich genau das, was im Namen steckt. Ich vermute, dass das meiste, was ich von denen gehört habe, einfach nie so richtig gut war. Singverein... Synonym für einen überschätzten Chor.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • DAS wundert mich schon seit Karajan mit seinem angeblichen Perfektionismus...! Der Singverein ist für mich genau das, was im Namen steckt. Ich vermute, dass das meiste, was ich von denen gehört habe, einfach nie so richtig gut war. Singverein... Synonym für einen überschätzten Chor.

    Das ist wahr. Der Grund liegt, soweit ich mich entsinne, darin, dass der Wiener Singverein mit Karajan sofort nach dem Krieg arbeitete, als noch NS-Vorwürfe im Raum lagen. Daher soll Karajan dem Singverein die Treue gehalten haben, obwohl er natürlich gewusst haben muss, dass es bessere Chöre gibt.


    Glücklicherweise gibt es mindestens zwei Karajan-Aufnahmen der Neunten von Beethoven, wo der Chor der Deutschen Oper Berlin singt:



    Gundula Janowitz, Sopran

    Christa Ludwig, Alt

    Jess Thomas, Tenor

    Walter Berry, Bass

    Chor der Deutschen Oper Berlin

    Berliner Philharmoniker

    Herbert von Karajan

    Philharmonie, Berlin, Februar 1968 (Studio)















    Anna Tomowa-Sintow, Sopran

    Agnes Baltsa, Alt

    René Kollo, Tenor

    José van Dam, Bass

    Chor der Deutschen Oper Berlin

    Berliner Philharmoniker

    Herbert von Karajan

    Silvesterkonzert in der Philharmonie, Berlin, 31. Dezember 1977 (live)







    In den Live-Aufnahmen von den Japan-Tourneen 1966 und 1977 singen übrigens japanische Chöre.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bei einer Liveaufnahme hat Karajan den Chor der Sankt Hedwigs Kathedrale Berlin hergenommen. Das ist bei mir die einzige 9. Sinfonie, die mich überzeugt hat. Die Solisten singen wunderschön und mit Wärme. Der Chor singt mit voller Gesangslaune und klingt frisch.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Danke für die Ergänzung!

    Die ist von 1957 und nur in Mono, oder?


    Ich fand noch eine mit dem Chor der St. Hedwigs-Kathedrale und dem RIAS-Kammerchor vom 15. Oktober 1963:



    Weiß jemand, ob die bereits in Stereo ist?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Frage kann ich mir nun selbst beantworten: Ja, das Eröffnungskonzert der neuen Berliner Philharmonie 1963 wurde in Stereo mitgeschnitten.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Singverein ist für mich genau das, was im Namen steckt. Ich vermute, dass das meiste, was ich von denen gehört habe, einfach nie so richtig gut war. Singverein... Synonym für einen überschätzten Chor.

    Hallo Accuphan,


    ….. dieser Pauschalverurteilung möchte ich mich nicht anschließen.


    Zumindest bis in die späten 1950er Jahre war der "Wiener Singverein", der sich damals noch "Singverein der Gesellschaft für Musikfreunde Wien" nannte, ein groß besetzter, in allen Lagen klangvoller Laienchor. Hier einige exemplarische Beispiele:

    J.S.Bach: Messe h-moll

    Das 2 CD-Album enthält die Studioproduktion von 1950 und zusätzlich Ausschnitte aus öffentlichen Aufführungen, aus dem gleichen Jahr.


    die berühmte Aufnahme des Brahms-Requiems aus dem Jahr 1947


    Karajans ebenso berühmte erste Studio-AIDA von 1959, Stereo, aufgenommen in den Sofiensälen, Wien.


    In allen drei Fällen (es gibt bestimmt noch viel mehr) bewährt sich der Chor großartig.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo nemorino,
    Zustimmung erwarte ich gar nicht, das ist völlig in Ordnung.

    Ich konnte nur in ein paar Tracks reinhören und empfinde Bestätigung meiner bisherigen Wahrnehmung.

    Im Brahms-Requiem sind die Soprane nicht zusammen, singen mit einem deutlichen (und für mich unerträglichen) Vibrato; Einzelstimmen treten hervor; die Deklamation gefällt mir nicht.

    Abgesehen vom Chor: die ersten Einsätze der Pauke, die ich hier hören konnte, sind alle zu spät. Das Zusammenspiel des Orchesters ist nicht gut.

    Hans Hotter hat wohl einen großen Namen - den hat er sich aber sicherlich nicht mit dieser Aufnahme erarbeitet.


    Der Chor hat seine Fans, und es ist wunderbar, wenn diese die vielen Aufnahmen mögen und immer wieder gerne hören. Für mich ist das einfach nix.

    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Auch wenn du es inzwischen selbst weißt (und wahrscheinlich die Aufnahme auch schon gehört haben wirst), sei angemerkt, dass ich diesen Konzertmitschnitt für Karajans mit Abstand gelungenste Stereo-Aufnahme der 9. Sinfonie halte. Im Beiheft der Edition "Im Takt der Zeit", zu der diese Aufnahme gehört, wird sie als "Ode an die Schönheit" bezeichnet. Ein treffender Titel, wie ich finde. Es ist eine sehr klangästhetische Aufnahme, die allerdings nicht zu verwechseln ist mit dem "Karajanschen Schönklang", also einer übertriebenen Glättung.


    Die Solisten waren seinerzeit: Gundula Janowitz, Sieglinde Wagner, Luigi Alva und Otto Wiener. Die Zeitmaße betrugen: 15:06, 10:14 (ohne Wiederholung der Exposition), 15:59 und 24:07.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Danke sehr für diese Ergänzungen, lieber Norbert.
    Ich habe mir zumindest den Finalsatz mittlerweile tatsächlich angehört und war ebenfalls recht angetan.


    Noch zum Wiener Singverein: Ich bin bei Aufnahmen, wo dieser dabei ist, mittlerweile auch recht skeptisch und schaue mir zuvor Rezensionen an oder (besser) höre vorab hinein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Angeregt durch die kurze Diskussion höre ich das erste Mal seit Ewigkeiten wieder diese CD und kann ihr im ersten Satz (der gerade verklingt) eine zufriedenstellende Klangqualität attestieren. Interpretatorisch überzeugt mich das der Satzbezeichung angemessene Tempo , der ästhetische, aber nicht "glatte" Klang und die "majestätische" Grundhaltung des Satzes gegenüber. Es ist zu spüren und hören, dass es sich bei der 9. um eine "große Sinfonie" handelt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • sei angemerkt, dass ich diesen Konzertmitschnitt für Karajans mit Abstand gelungenste Stereo-Aufnahme der 9. Sinfonie halte.

    Hallo Norbert,


    ich kenne diesen Mitschnitt leider nicht. Ich möchte aber bei der Gelegenheit auf ein Kuriosum aufmerksam machen, nämlich Karajans Studio-Aufnahme der Neunten von 1955, aus dem Columbia/EMI-Zyklus mit dem Philharmonia Orchestra London. Die war von Anbeginn bis zum Jahr 2015 nur als Mono-Ausgabe erhältlich, sowohl auf LP als später auch auf diversen CD-Auflagen. Nach dem Ende von EMI entdeckte man ein Tonband, das damals heimlich (Walter Legge, der Produzent, hielt zunächst nichts von Stereo) in einem besonderen Raum aufgenommen wurde, und zwar in STEREO. Der Tonmeister Christopher Parker war (wie auch in einigen anderen Fällen) einmal wieder "ungehorsam" und hat diese Tat vollbracht. 2015 erschien deshalb die 9. Sinfonie erstmals original in Stereo. Hier ist die CD:

    Aufnahme: Juli 1955, Großer Musikvereinssaal, Wien. Das Philharmonia Orchestra befand sich auf einer Konzerttournee in Wien, und so entstand dieses Tondokument mit dem, wie er sich hier nennt, "Chor der Gesellschaft für Musikfreunde Wien".

    Ich habe nur die Mono-Version, die ich für Karajans überzeugendste Aufnahme der Neunten halte (das bezieht sich nur auf seine Studioproduktionen, die diversen Mitschnitte sind mir unbekannt). Weil diese späte Entdeckung nicht allgemein bekannt ist, möchte ich hier darauf aufmerksam machen.

    Zur näheren Information hier noch die Rückseite der CD:


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    Leider bekomme ich sie kleiner nicht hin!:(


    LG Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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    Lieber nemorino, es geht alles! ;)^^

    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber nemorino, es geht alles!

    Lieber Fiesco,


    Du bist noch immer der Beste!:)Vielen Dank. Ich werde das in diesem Leben wohl nicht mehr hinbekommen, bzw. nur dann, wenn ich es via ASIN übertragen kann.


    Schönen Abend und

    LG, Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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