wenn ich eins in letzter Zeit nicht höre, ist das die eigentliche klassische Musik.
Was ich schon immer mochte, ist Barockmusik, was bleibend hinzugekommen ist, ist die Musik der Renaissance, ansonsten höre ich viel Jazz und Blues und durchaus auch Pop.
Es gibt viel Gutes von Mozart und manch Gutes von Beethoven, aber so richtige Entdeckerlust verspüre ich nicht, und die Gesamtausgaben (Kauf von Tamino inspiriert und auch nicht bereut - man könnte, wenn man wollte) hocken auf dem Regal. Gegen Teile der tonalen Klassik habe ich eine ausgesprochene Aversion (Brahms), gegen die atonale sowieso, wenn ich auch manchmal eine Richtung im Rahmen der neuen Musik finde, die interessante Ansätze zeigt (Minimal Music).
Vielleicht gibt es ja ein spezielles "Musikgen", das für eine bestimmte Disposition verantwortlich ist, ist es stark ausgeprägt, sind die Grenzen des Geschmacks vordefiniert, ist es schwach ausgeprägt, ist man lernfähiger und kann sich "weiterentwickeln".
Meine Freunde habe ich neulich mal wieder mit einer Portion "alter" Musik belatschert, sie hörten eine Weile höflich zu, dann gab es bissige Kommentare. Der freundlichste war noch "für Klassik muß man in einer bestimmten Stimmung sein". Anscheinend bedarf es einer bestimmten Verdrahtung im Hirn, um bestimmte Arten von Musik zu mögen - gilt sicher auch umgekehrt, nur wenige Klassikliebhaber werden die ja nicht ganz unkomplexen Strukturen von Pink-Floyd-Scheiben goutieren (oder auch nur kennen...). So hat z.B. das Stück "Atom Heart Mother" von Pink Floyd eine lange Sequenz stark atonaler aber trotzdem großartiger Strukturen, die ich immer wieder gern höre, und daran ist genauso wenig Plastik, Wegwerfgesellschaft oder Fast Food wie an irgendeiner Klaviersonate von Beethoven.
Daß das aber irgendwie mit Ehre, Anstand, Vaterlandsliebe, Bildung oder sonstigen doch recht musikfernen Begriffen aufgeladen wäre, kann ich nun gar nicht nachvollziehen. Da hast Du, Alfred, doch sehr viel in einen Topf geworfen, was die Gedankensuppe recht unverdaulich macht. Sicherlich gibt es die von Dir dargestellten Tendenzen in unserer Gesellschaft, aber die hat es wohl immer gegeben, die Leute sind nicht blöder geworden, sie haben jetzt nur mehr Gelegenheit, ihre Blödheit, die es schon immer gab, auszuleben. Aber daß das mit Musikpräferenzen gekoppelt ist, möchte ich mit Vehemenz bestreiten.