Wenn man über die Liederliste einer CD mit Schubert-Liedern schaut stellt man fest, dass die einzelnen Lieder meist eine Spieldauer von etwa zwei bis fünf Minuten haben.
Oft ist „Der Zwerg“(D771) – wenn er drauf ist – mit etwa sieben Minuten das längste Stück auf einer Schubert-Lied CD.
Eines der großen – aber nicht langen – Schubertlieder ist „Wanderers Nachtlied", die Interpreten benötigen etwas mehr als zwei Minuten.
Lange Schubert-Lieder bzw. Balladen sind vor allem Stücke nach Texten von Friedrich von Schiller.
Beispiele:
Eine Leichenphantasie (D 7) 19:22 (Die Zeitangaben erfolgten nach sporadisch herausgesuchten Aufnahmen)
Der Taucher (D77 bzw.D111) 22:16
Die Bürgschaft (D246) 17:11 (Als Fragment existiert auch eine Oper von Franz Schubert, die erst imJahre 2005 ihre Welturaufführung in Jena erlebte)
weitere Stücke:
Lodas Gespenst (D150) 13:55 Ein düsteres Sagengemälde
und:
Der Liedler (D209) 14:55 Textdichter Joseph Kenner
Wenn man die vorgenannten Aufnahmen mit Texten bekannter Schiller-Gedichte hört, fällt auf (zumindest ist das mein subjektiver Eindruck), dass sich Schillers Texte fast gegen eine Vertonung zu wehren scheinen, zumindest im Vergleich mit Goethe-Liedern von Schubert.
Solcherart Lieder ähneln einer kleinen Opernaufführung und leben logischerweise auch von der stimmlichen Darstellungskraft der Interpreten.
Aber ich kann mir auch vorstellen, dass solche Texte gut gesprochen sehr beeindrucken und ich der Musik nicht unbedingt bedarf. Das ist bei „Der Liedler“ dagegen eine ganz andere Sache
Von den fünf hier genannten Stücken gefällt mir „Der Liedler“ am besten, weil ich das Gefühl habe, hier sehr viel Schubert zu bekommen. Da hat es ganz wunderbare musikalische Stellen, wie beispielsweise:
Der Liedler zog durch manches Land
Am alten Rhein- und Donaustrand,
Wohl über Berg und Flüsse.
Wie weit er flieht, wohin er zieht,
Er trägt den Wurm im Herzen mit
Und singt nur sie, die Süße.
oder:
Und als der Winter trat ins Land,
Der Frost im Lauf die Ströme band,
Betrat er seine Berge.
Da lag's, ein Leichentuch von Eis,
Lag's vorn und neben totenweiß,
Wie tausend Hünensärge!
Lag's unter ihm, sein Muttertal,
Das gräflich Schloss im Abendstrahl,
Wo Milla drin geborgen.
Aber neben diesen lyrischen Stellen gibt es noch eine Menge Dramatik; ein Wehrwolf tritt auf, man erinnert sich fast an "Tiefland"...
Im Mai 1825 kündigt Schuberts Verleger dieses Werk in der Wiener Zeitung an, wo es heißt, dass sich diese Ballade Schuberts durchaus mit Zumsteegs Werken messen könne.
In meinem CD-Bestand wird "Der Liedler" von folgenden Interpreten gesungen: Peter Anders / Dietrich Fischer-Dieskau / Robert Holl / Philip Landridge
Längst ist noch nicht alles zu diesen doch weniger bekannten Schubertwerken gesagt - und das ist gut so, denn es soll ja noch genügend Raum für Schreibwillige bleiben, die im Folgenden diesen Teil Schubertschen Schaffens aus ihrer Sicht beleuchten.