Heute bekam ich eine Mail eines Kammersängers und ehemaligen Ensemblekollegen der Verblichenen. Im langen Text dieser Mail stand unter anderem der Satz: "Renate Krahmer ist kürzlich gestorben."
Leider finde ich im Internet keinerlei Bestätigung dafür, habe aber dennoch keine Ursache, am Wahrheitsgehalt dieses Satzes zu zweifeln.
Sie sang viel in Halle und Dresden, einige Jahre aber auch viel an der Staatsoper Berlin - Blonde, Konstanze, Königin der Nacht und vor allem Rosina im Berghaus-"Barbier". Als solche findet man sie auch bei Youtube:
In Otmar Suitners Studioaufnahme von Hänsel und Gretel ist sie zudem als Sand- und Taumännchen mit von der Partie:
Hier findet man sie auch in einer Konzerteinspielung:
Ich versuche gerade, auf unterschiedlichsten Kanälen ein Sterbedatum herauszubekommen. Sollte mir das noch gelingen, trage ich dieses in dieser Rubrik nach.
Ihren ersten Auftritt an der Deutschen Staatsoper Berlin hatte Renate Krahmer am 14. Mai 1966 bei einem Gedenkkonzert zum 75. Geburtstag von Johannes R. Becher.
Ein gutes Jahre später, am 23. Juni 1967, sang sie dann mit der Blonde ihre erste Berliner Opernpartie am Haus.
Auf den Tag genau ein Jahr später, am 23.6.1968, gastierte sie dann als Königin der Nacht Unter den Linden.
In der Spielzeit 68/69 wiederholte sie sowohl die Blonde als auch die Königin der Nacht je 1x.
In der Spielzeit 1969/70 sang sie dann erstmal eine Premiere, nämlich die Elsa in der Uraufführung der Oper Lanzelot von Paul Dessau. 6x lief die neue Oper in ihrer ersten Spielzeit in Berlin.
In der Spielzeit 1970/71 sang sie dann gleich 13 Abende - Frau Geszty hatte sich in der Spielzeitpause aus dem Staub gemacht. Neben der Elsa in "Lanzelot" trat sie nun auch wieder als Blonde und Königin der Nacht auf und übernahm die Rosina in der denkwürdigen (noch immer gespielten) Berghaus-Inszenierung von Rossinis "Barbier von Sevilla".
In der Spielzeit 1971/72 sang sie 16 Abende, vor allem Rosina, inklusive Fernsehaufzeichnung.
In der Spielzeit 1972/73 sang die Kramer 14 Abende an der Staatsoper Berlin, wieder überwiegend Rosina.
In der Spielzeit 1973/74 sang Renate Krahmer dann 21 Abend an der Deutschen Staatsoper Berlin, debütierte Anfang 1974 als Konstanze, wirkte als Solistin beim Opernball mit und übernahm in der "Frau ohne Schatten" den Hüter der Schwelle des Tempels.
In der Spielzeit 1974/75 sang sie 15 Abende, zu den schon genannten Rollen kam die Najade in "Ariadne auf Naxos" hinzu.
In der Spielzeit 1975/76 sang sie wieder 15 Abende, zu den schon genannten Rollen kam die Susanna im "Figaro" und eine Konzertmitwirkung bei der Uraufführung eines Oratoriums von Siegfried Matthus.
In der Spielzeit 1976/7 sang Renate Krahmer 10 Abende in Berlin, darunter erstmals die Sophie im "Rosenkavalier" und die Fiakermili in der "Arabella"-Premiere. Außerdem sang sie beim Festakt zue Beethoven-Ehrung am 26.3.1977 tatsächlich den Solo-Sopran im Finalsatz von Beethovens "Neunter".
In der Spielzeit 1977/78 sang sie nur noch 3x Rosina - die Aufführung am 25.1.1978 war zugleich ihre letzte überhaupt am Haus.
Wer gut zehn Jahre lang an einem ersten Haus wie der Staatsoper Berlin Hauptrollen singt (ca. 100 Abend?), hätte eigentlich verdient, dass dieses Haus eine Pressemeldung über den Tod einer so verdienten Künstlerin herausgibt, oder? Aber für Sängerinnen und Sänger, die ihre besten Jahre in der DDR gewirkt haben, gilt noch mehr als in anderen Fällen: "Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze"...