BEETHOVEN, Ludwig van: DIE GESCHÖPFE DES PROMETHEUS

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    Ludwig van Beethoven (1770-1827)


    Die Geschöpfe des Prometheus
    oder Die Macht der Musik und des Tanzes


    The Creatures of Prometheus - Les Créatures de Prometheus


    Heroisch allegorisches Ballett in zwei Aufzügen
    Widmung: Fürstin Maria Christine Lichnowsky


    Choreographie und Libretto: Salvatore Viganò
    Bühnenbild: Plasser
    Uraufführung am 28. März 1801 am Hoftheater in Wien


    Ausführende: Cesari (Prometheus) - Salvatore Viganò und Maria Casentini (Geschöpfe)


    Dauer etwa 60 Minuten


    Charaktere:
    Prometheus, Titan
    Geschöpf, weiblich
    Geschöpf, männlich
    Apollo, Gott der Dichtkunst und der Musik
    Musen: Terpsichore, Thalia, Melpomene
    Bacchus
    Pan



    HANDLUNG


    Das Vorspiel schildert geräuschvoll den heftigen Zorn des Himmels. Prometheus kommt aus dem Wald gelaufen und eilt zu seinen beiden Tonstatuen, denen er eiligst die himmlische Flamme ans Herz bringt. Danach legt er sich müde und bekümmert auf einen Felsen. Gemächlich fangen die Statuen an, sich zu bewegen. Prometheus sieht es mit Freude, kann aber keine Gefühle in ihnen erwecken. Seine Worte verstehen sie nicht und seinen Streicheleinheiten drehen sie den Rücken zu. Der Titan versucht durch Drohungen Wirkung zu erzielen, kommt aber keinen Schritt weiter. Er stellt fest, dass er Murks vollbracht hat und will die beiden Tonfiguren zerstören. Eine innere Stimme rät jedoch ab. Prometheus hat plötzlich eine Idee, nimmt die Geschöpfe bei der Hand und führt sie mit sich fort.


    Apollo und seine Musen haben ihren Wohnsitz auf dem Parnass. Die Szene ist strahlend erleuchtet. Prometheus kommt zu Besuch, um seine Geschöpfe vorzustellen. Diese brauchen Unterricht in Kunst und Wissenschaft. Apollo ist in guter Stimmung und die Musen sind geneigt, dass Ansinnen des seltenen Besuchers zu unterstützen. Euterpe, die Muse der Musik beginnt ihre ausdrucksvolle Weise. Apollo ergreift die Kithara, Amphion die Lyra, Arion und Orpheus stimmen ein. Das Experiment klappt, die beiden seltsamen Geschöpfe geben Zeichen von Vernunft und Überlegung von sich. Die Schönheiten der Natur gefallen ihnen. Sie erkunden die Umgebung und bleiben vor Prometheus stehen. Sie erkennen ihn ihm den Gegenstand ihrer Dankbarkeit und Liebe, fallen vor ihm nieder und umarmen ihn leidenschaftlich.


    Nun kommt Terpsichore, die Muse der Tanzkunst mit den Grazien, zusammen mit Bacchus und den Bacchanten führen sie einen heroischen Tanz auf. Die beiden Geschöpfe tanzen mit. Da aber tritt Melpomene, die Muse des Trauerspiels dazwischen und spielt den erstaunten Wesen eine tragische Szene vor, indem sie mit dem Dolche zu erkennen gibt, wie der Tod die Tage des Menschen beschließt. Sie stürzt mit dem Dolch auf Prometheus zu und tut so, als ob sie ihn töten will. Fassungslos und voll tiefer Trauer werfen sich die Geschöpfe über den Scheintoten. Pan versucht deren Trauer mit einer lieblichen Pastorale zu lindern. Bacchus erscheint erneut mit seinem Gefolge und es folgt sein ausgedehnter Solotanz. Thalia, die Muse des Lustspiels erklärt den beiden, dass alles nur Spaß war und tanzt mit den beiden einen Pas de trois. Pan an der Spitze seiner Faune ruft den Titanen wieder ins Leben zurück. Alle freuen sich und die mitwirkenden Götter Musen und Faune vereinen sich ausgelassen zum großen Finale.


    Anmerkung:


    Der Theaterzettel fasst anlässlich der Uraufführung in Wien zusammen, dass ein erhabener Geist, der die Menschen seiner Zeit in einem Zustand von Unwissenheit antraf, sie durch Kunst verfeinerte und ihnen Sitten beibrachte. Von diesem Grundsatz ging man aus und stellte zwei Statuen ins Ballett, die zu beleben waren. Durch die Macht der Harmonie sollten sie für alle Leidenschaften des menschlichen Lebens empfänglich gemacht werden.


    Der italienische Choreograph und Tänzer Salvatore Viganó (1769-1821) gab die Anregungen zu dem Ballett. Fast dreißig Aufführungen in den Jahren 1801/02 belegen die Beliebtheit des Werkes, obwohl man fand, dass die Beethovensche Musik nicht zwingend ballettgeeignet sei, weil das tänzerische Element weitgehend fehle. Joseph Haydn fand freundliche und beschwichtigende Worte.


    Das originale Textbuch ist verschollen, doch schon zur damaligen Zeit konnte der Handlungsablauf über die Schilderung des Tänzers Viganó rekonstruiert werden.


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