Oper - Original oder Übersetzung

  • Ich weiß Rideamus. Seitdem es kaum mehr feste Ensembles gibt, haben wir eh ein Problem dbzgl. Aber vielleicht sollte man auch mal in diese Richtung wieder denken.


    Ob man wirklich so viele vergrätzt mit deutschen Texten weiß ich nicht. Aber schau, ich kenne die deutsche Aufführungspraxis gar nicht mehr, spreche mehrere Sprachen und fände es trotzdem nett, mal ein paar Opern deutsch gesungen zu erleben. Die Mischung macht's, wie beim Regietheater. Von allem etwas - und ich bin glücklich (O.K. jetzt war ich nicht ehrlich: Ganz glücklich wäre ich ohne jegliches Regietheater, aber das ist wieder was anderes :angel:)


    LG,


    Christoph

  • Zitat

    Original von Rideamus


    Was ich aber sofort akzeptiere, ist das Argument, dass musikalische Bühnenwerke mit längeren Sprechpassagen in einer Fremdsprache nur schwer zumutbar, auf jeden Fall aber nicht durchsetzbar sind (oder höchstens bei 3SAT, wo offensichtlich jetzt auch die Untertitel auf die Streichliste der Buchhaltung geraten sind) - egal, wer in welcher (Fremd-)sprache radebrecht.


    Hallo zusammen,


    die Sprechpassagen sind aber auch bei deutschen Texten ein Problem, wenn (fast) nur fremdsprachige Sänger auf der Bühne stehen. Vollends absurd wird die Sache aber, wenn man alle radebrechen läßt und ausgerechnet dem einzigen, der (seinen Dialekt i.Zw. verleugnend) perfektes und hervorragen artikuliertes Deutsch abliefert, seinen Text kürzt/streicht, wie ich es kürzlich in einer Freischützaufführung erlebte, wo vor dem Ensemble "Oh diese Sonne" Kunos Erzählung gestrichen war :boese2:


    LG, Elisabeth

  • Auf unseren Spielplänen findet sich eher selten ein Werk von Gilbert & Sullivan. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass sich die Stücke nicht adäquat übersetzen lassen. Hier fände ich die Originalversion absolut zwingend - allerdings mit einer entsprechenden Übersetzung bei der Übertitelung und des Abdrucks der Übersetzung im Programmheft, zwecks Vor- oder Nachbereitung.


    Auch ein Musical wie "West Side Story" lebt von der Originalsprache - ich halte da eine deutsche Übersetzung für abwegig.


    Es gibt so Mischformen. Ich glaube, bei "Old man river" aus "Show-Boat" wird diese Passage auch in deutschen Versionen gar nicht übersetzt, das zeigt, wie schwierig das mit den Übersetzungen auf der einen Seite, auf der anderen aber auch, wie unnötig das ist.


  • Hallo Knuspi,
    an der VO unter dem neuen Direktor Robert Meyer wird eben die Prbe aufs Exempel gemacht, denn dort soll in Zukunft nur mehr deutsch gesungen werden. Ich bin echt neugierig, wie das aufgeht. Das musikalische Niveau wird dadurch, fürchte ich, kaum steigen, aus Gründen, die ich schon weiter oben erläutert habe, und genau das wäre aber dringend nötig.....
    lg Severina :hello:

  • Hallo Sevi,


    da bin ich mal gespannt. Wäre für mich ja auch eine Neuheit, kenne diese Praxis bisher ja nur von der CD. Einmal habe ich die Bohème am Gärtnerplatztheater gesehen, aber ansonsten alles immer im Original. Freue mich auf meine erste deutsche Cosi.


    LG,


    Knuspi

  • Ich habe La Bohéme vor ein paar Jahren an der Komischen Oper Berlin in deutscher Sprache gehört/gesehen, was meine Abneigung gegen Übersetzungen leider nur verstärkt hat.
    Übrigens: Mein damaliger Freund (ein Opernneuling) war mit dabei - er hat kein Wort verstanden und nie wieder ein Opernhaus betreten... Auch daher bezweifel ich noch immer sehr stark, ob Oper in deutscher Sprache soviel verständlicher ist und die Türe zu diesem Genre leichter öffnet.

  • Hi!


    Zitat


    Original von Der-wonnige-Laller


    Auch daher bezweifel ich noch immer sehr stark, ob Oper in deutscher Sprache soviel verständlicher ist und die Türe zu diesem Genre leichter öffnet.


    Leider öffnet sich für Otto Normalbürger die Tür zur gesamten klassischen Musik generell nur selten, geschweige denn die der Oper. :no:


    Schätzungen zufolge bin ich einer von zehn 18-jährigen Wagnerianern in ganz Österreich (von 8 Millionen!)


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Zitat

    Original von celloflo
    Schätzungen zufolge bin ich einer von zehn 18-jährigen Wagnerianern in ganz Österreich (von 8 Millionen!)


    :D Also ich kenne außer dir noch einen zweiten (nein, ich bins nicht!). Und ein paar 19- oder 20-jährige.


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Original celloflo

    Zitat

    Schätzungen zufolge bin ich einer von zehn 18-jährigen Wagnerianern in ganz Österreich


    Original Philhellene

    Zitat

    Also ich kenne außer dir noch einen zweiten (nein, ich bins nicht!).


    Naja, Österreich ist ja auch nicht so dicht besiedelt, gell... :D


    Original Clemens

    Zitat

    Auch daher bezweifel ich noch immer sehr stark, ob Oper in deutscher Sprache soviel verständlicher ist und die Türe zu diesem Genre leichter öffnet.


    Dem schliesse ich mich gerne an, die Faszination für das Thema "Oper" lässt sich nicht an der Sprache festmachen.


    Ich habe bislang nicht sehr viele fremdsprachige Schauspielaufführungen gesehen - aber selbst ein norwegischer "Hamlet" hat mir ausnehmend gut gefallen, obwohl ich kein Wort verstanden habe.


    Eine Anmerkung noch: ich denke, gerade die Oper ist in den letzten 50 Jahren wesentlich "demokratischer" geworden und längst nicht mehr eine so elitäre Veranstaltung, wie sie das in der Vergangenheit gewesen sein mag.


    Was nichts daran ändert, dass Oper immer noch nur von einer verhältnissmässig kleinen Gruppe von Menschen geschätzt und regelmässig besucht wird - bildungsfernere Schichten wird man im Theater im allgemeinen und in der Oper im besonderen kaum antreffen.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Was nichts daran ändert, dass Oper immer noch nur von einer verhältnissmässig kleinen Gruppe von Menschen geschätzt und regelmässig besucht wird - bildungsfernere Schichten wird man im Theater im allgemeinen und in der Oper im besonderen kaum antreffen.


    Das stimmt gerade für die Zeit von 1880 bis 1960 nicht. Die Galerieplätze wurden in dieser Zeit von "bildungsferneren Schichten" belagert. Deswegen haben z.B. alte Theater eine strikte Foyertrennung. Und ich erinnere mich, als ich Zivi war, mit wievielen Leuten ich gesprochen habe, die in ihrer Jugend viel und mit Begeisterung in die Oper gegangen sind. Leute, von denen man es nie vermutet hätte.

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  • Also ich komme definitiv aus einer eher "bildungsfernen Schicht". Das ich Oper und Theater schon sehr früh (im Alter von vier Jahren) für mich entdeckt habe, ist eigentlich nur ein Zufall gewesen. Das ich aber auch so früh schon etwas damit anfangen konnte, hat sicherlich in erster Linie mit meinem Charakter zu tun - ich war schon wohl als kleines Kind recht empfänglich für alles Musische, für alles Dramatische. Ich habe es geliebt, mich zu verkleiden, mein Onkel baute mir ein Schattentheater aus Holz, auf dem ich dann diverse Märchen spielte, ich hatte einen Nachdruck eines Papiertheaters mit Kulissen zu Rotkäppchen, Dornröschen und Wilhelm Tell und mit acht Jahren war mein ganzes Kinderzimmer eine einzige Bühne (mein Vater hatte alte Holzstangen an der Decke angebracht und aus alten Vorhängen richtige Gassen und einen Hauptvorhang gebastelt). Dann war ich auch noch Waldorfschüler, da wird ja eh die musisch-künstlerisch-handwerkliche Seite sehr betont - allerdings ist meine Allgemeinbildung daher eher bescheiden und Abitur hab ich auch nicht. Dieses Bildungsdefizit versuche ich bis heute immer noch auszugleichen oder nachzuholen. Ich bin mir da also nicht ganz sicher, ob der Bezug zum Theater, zur Kunst nur etwas mit dem Bildungsgrad zu tun hat. Auch erschrecke ich mich immer wieder darüber, was gerade die scheinbar so gebildeten Leute oder das sogenannte "Bildungsbürgertum", die "bildungsnahe Schicht" in einer Theaterpause so von sich gibt... Ich habe das gerade am Samstag in der Kölner Philharmonie wieder mal erlebt. Da ensteht bei mir doch der Eindruck, daß ein großer Teil des Publikums ins Konzert, ins Theater geht, weil man das eben halt macht, weil man dann "dazugehört". Mit echter Liebe oder Interesse an der Sache an sich hat das oft wenig zu tun...

  • Davon habe ich keine Fotos... :(


    Zitat

    Beneide Dich um Deinen Bildungsweg!

    Warum das? Der ist nicht besonders toll...


    P.S. Meinen vierten Geburtstag habe ich im Krankenhaus verbringen müssen, mein Vater brachte mir ein selbstgebautes Knusperhäuschen mit, das auf einer ca. 1m x 1m großen Holzplatte montiert war, mit Rasen und Tannenbäumen, wie sie für Modelleisenbahnen verwendet werden. Ausserdem gab es einen Backofen und einen Stall mit richtigen Türen, Figuren aus Draht mit Kleidern aus Filz und einer kleinen Innen-Beluchtung im Hexenhaus, die durch die Fenster aus roter Folie richtig zur Geltung kam... Darum hättest Du mich beneiden können... :P ;) :D

  • Ich wäre gerne auf eine Waldorfschule gegangen.


    Sag mal, wieso erscheint eigentlich nicht unser Kölner Treffen im Portal? Nicht, dass das jetzt einige nicht mitkriegen.


    LG,


    Christoph

  • Ich versuche jetzt die Originalsprache von einer anderen - vielleicht heiteren - Seite zu betrachten.
    Vor zwei oder drei Jahren habe ich in Dresden eine "Fledermaus" gesehen, und das ist doch wohl die wienerischeste aller Operetten. Über die Inszenierung will ich jetzt nicht schreiben (das würde zu weit führen), das Ensemble war international und der Text einigermaßen verständlich (gut, ich gebe zu, ich weiß was die Leute auf der Bühne singen und sprechen sollen). Dann kam im 3. Akt der Gefängniswärter Frosch und trotz relativ guter Kenntnis des Textes war das Verstehen vorbei. Der gute Mann (ich habe den Namen vergessen, es war ein in Dresden bekannter Schauspieler) sprach nämlich sächsich - das ist zwar bekanntlich ein deutscher Dialekt, nur verstanden habe ich dennoch kaum ein Wort (ich verstehe aber auch die Vorarlberger nicht, wenn sie in ihrer heimatlichen Mundart miteinander reden !).
    Ich kann mir durchaus vorstellen, das Franzosen bei "Carmen" auf deutsch oder Italiener mit "Rigoletto" auf englisch ähnliche Probleme haben.
    Und noch eine wahre Begebenheit zum Abschluss. In der vergangenen Spielzeit wurde an der Wiener Volksoper Janacek´s "Die Ausflüge des Herrn Broucek" in detscher Sprache gegeben. Zum besseren Verständnis dieser Oper gab es Überrtitel - auf deutsch !


    Michael 2

  • Hallo Brunello,
    dass der Frosch den jeweils ortsüblichen Dialekt spricht, ist doch gute, alte Operettentradition! Ich habe ihn schon auf "Kölsch" (Willy Milowitsch!)und "Schwyzerdütsch" gehört und mich ebenso prächtig amüsiert wie auf Wienerisch.
    Was die deutschen Übertitel betrifft: Die Idee finde ich prima, denn ich verstehe ehrlich gesagt immer am wenigsten, wenn auf Deutsch gesungen wird. :O Weiß auch nicht, woran das liegt.
    lg Severina :hello:

  • Ich empfinde bei Übertiteln schon den Nachteil, daß es eben doch auch vom Bühnengeschehen ablenkt, aber es ist IMO gegenüber der Übersetzung eben das kleinere Übel. In Essen werden auch die deutschen Opern immer übertitelt - und als ich kürzlich dort meinen ersten Tristan erlebt habe, war ich auch sehr froh, denn ich habe kein Wort verstanden...
    Die beste Möglichkeit ist aber IMO immer noch, die Sücke vorher mal zu lesen. Bei Opern auf Deutsch verstehe ich meistens dann schon 50% mehr als ohne jegliche Textkenntisse und es lenkt während einer Vorstellung eben nicht so ab, wie wenn man eine Oper zum ersten Mal erlebt und dabei dann noch die Übertitel lesen muss (wo eh meistens ein Teil des Textes wegfällt).

  • Hallo Clemens!
    Mein Posting war wohl etwas irreführend, denn ich habe nicht generell die Übertitelung begrüßt, sondern die Tatsache, dass, wenn schon! - dann auch bei deutschen Opern der Text mitläuft. Prinzipiell finde ich unser Wiener system genial, wo jeder Platz einen integrierten Miniscreen besitzt, den man bei Bedarf/Wunsch aktivieren kann. Das ist auch für Touristen praktisch, die eine englische Version wählen können.
    lg Severina :hello:

  • Komisch, ich verstehe das meiste. Und das Kölsche sowieso. :D Sevi, wann warst Du bei uns? Das muss ja dann noch beim Hampe gewesen sein. Aber zurück: Ihr habt schon recht, die Gesangstechnik hat sich sehr gewandelt. Die Sänger früher wurden, so habe ich's in privatebn Gesprächen erfahren, geradezu gedrillt auf perfekte Aussprache. Und auf den alten Einspielungen merkt man das auch.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Komisch, ich verstehe das meiste. Und das Kölsche sowieso. :D Sevi, wann warst Du bei uns? Das muss ja dann noch beim Hampe gewesen sein. Aber zurück: Ihr habt schon recht, die Gesangstechnik hat sich sehr gewandelt. Die Sänger früher wurden, so habe ich's in privatebn Gesprächen erfahren, geradezu gedrillt auf perfekte Aussprache. Und auf den alten Einspielungen merkt man das auch.


    DAS stimmt absolut! Für mich aber ein Grund mehr, nicht auf Teufel komm raus deutsche Fassungen zu bringen, in denen Amerikaner, Chinesen und villeicht auch Lateinamerikaner auf deutsch radebrechen (hätte ich noch andere Nationalitäten nennen sollen um klar zu machen, dass ich nichts gegen sie habe, nur von deren deutscher Verständlichkeit nicht viel mehr als von meinem Suaheli?)


    Die Oper ist einfach zu international geworden um sie noch in irgendeinem Land in der Lokalsprache anbieten zu können (Skandinavien vielleicht ausgenommen). Etwas anderes ist das selbstredend bei Spielopern oder anderen musikalischen Werken mit viel Dialo, aber das hatten wir ja schon. Übertitel oder das luxuriöse, von Severina beschriebene Flugzeugsystem mit eigenem Monitor sind für mich immer das geringste Übel, denn da kann man hin sehen oder auch nicht.


    @ severina


    Sind die TItel denn da gut lesbar oder muss man sich dauernd entscheiden zwischen Rückenlehne des Vordermannes aus der Nähe und Bühne von ferne?


    LG
    :hello: Rideamus

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  • Hallo Clemens,


    nur eine kurze Erläuterung, weil wir uns thematisch sonst zu sehr entfernen:


    Als (ehemaliger) Waldorf-Schüler gehörst Du nicht gerade zu dem, was man unter "bildungsfern" versteht, im Gegenteil. Wenn ich einen Vergleich aus dem Schulbereich wählen darf: bildungsferne Kinder und Jugendliche finden sich eher (z. B.) in der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln.


    Zu den Übertitelungen auch deutschsprachiger Opern: ich bin da kein wirklicher Freund von - aber immer wieder versichern mir Menschen, dass sie diese als hilfreich empfinden, weil sie trotz deutsch gesungener Aufführungen nicht allzuviel vom Text verstehen können.


    Das finde ich bedauerlich, aber es gibt wohl mehrere Ursachen dafür (und es geht wohl kaum darum, wirklich alles zu verstehen, da wird der Dirigent schon dafür sorgen, dass das kaum klappen wird...). Eine, die mir immer wieder auffällt: es wird schlichtweg schlecht "gesprochen" - Sprechtraining scheint nicht bei jedem oder jeder Sängerin ein beliebtes Fach gewesen zu sein...


    Dann der Anteil der nichtdeutschsprachigen Künstler/innen, die, so vermute ich, in manchem Fall diese Sprache nur phonetisch gelernt haben - das dient auch nicht der Wortverständlichkeit.


    Mir scheint das früher besser gewesen zu sein. Aber: ich hab mich an die Übertitelung gewöhnt und auch für mich ist sie ein akzeptables Zugeständnis, wenns ums Verstehen der Handlung geht.

  • Lieber Rideamus!
    Deine Frage kann ich nicht wirklich beantworten, weil ich ja bei keiner Oper ständig mitlese, bei den Italienern z.B. bleibt mein Screen meist überhaupt finster. Aber beim "Boris Godunov" z.B. war ich über dieses System sehr dankbar, denn mein letzter Boris lag 15 Jahre zurück und so textsicher bin ich bei dieser Oper nicht, obwohl ich die Handlung natürlich kenne. Außerdem war es eine ganz andere Fassung als die zuletzt gesehene und Russisch kann ich nun überhaupt nicht. Da war so ein kurzer Blick hin und wieder "Ah ja, da sind wir!" sehr hilfreich und da funktionierte auch das schnelle Switchen zwischen Bühne und Text sehr gut. Wenn natürlich ein völlig Ahnungsloser da sitzt, der wirklich jede Textzeile braucht, wird's wahrscheinlich schwierig, gleichzeitig die Sänger im Auge zu behalten. Oder auch nicht, denn man bekommt ja nicht den kompletten Text, sondern nur die Quintessenz vorgesetzt, also müsste genug Zeit zum Weg-bzw. Hinschauen bleiben.
    lg Severina :hello:

  • Hallo Alviano,


    sicher haben Eltern, die ihr Kind auf die Waldorfschule schicken einen gewissen Anlass oder Grund dazu. Auch sicher ist, daß es nicht die schlechteste Schul- oder Bilungsform ist. Viele Waldorfschüler packen das Abitur. Ich gehöre leider nicht dazu. Mir war der Sprung von der Waldi-Welt in die harte Realität der 13. Klasse einfach zu hart. Trotzdem sage ich: ich kann besser Stricken und Schreinern als Matte und Däutsch :D (Waldorfschüler - na und? Dafür kann ich meinen Namen tanzen :P ). Dafür wächst man, im Vergleich zur Rütli-Schule o.ä. mit einem guten Sozial-Bewusstsein und einer gewissen emotionalen Intelligenz heran. Ich hätte mir allerdings von Eltern und Lehrern etwas mehr Forderung gewünscht, denn ich habe mich ganz gut "durchgemogelt" - man kann ja nicht Sitzenbleiben... Und mein Elternhaus war definitiv "bildungsfern", wenn auch nicht (gänzlich) asozial. Ich verdanke meinen Eltern nicht sonderlich viel, aber immerhin die Fähigkeit zur Integrität und Toleranz - mir bedeutet das mehr als "nur" Wissen. Den Rest hab ich mir selbst erarbeitet - und damit bin ich noch lange nicht fertig.


    Zum eigentlichen Thema: ich denke auch, daß etwas mehr Sprechtraining den heutigen (auch deutschsprachigen) Sänger/innen nicht schaden würde - für mich macht die Aussprache einen guten Teil der sängerischen Qualität aus - es ist eben mehr als Schönklang. Konsonanten werden IMO oft unterschätzt. Ich denke mal an Helen Donath, deren perfektes Deutsch (sie ist ja gebürtige Texanerin) sich so manch deutscher Sänger zum Vorbild nehmen sollte. Allerdings muss man auch zwischen Studioaufnahme und Live-Aufführung unterscheiden. Im Kölner Opernhaus z. B. wundert es mich aber nicht, wenn selbst von einer guten Aussprache bei mir im 4. Parkett recht wenig ankommt, Dirigent hin oder her... Und die Internationalität der Oper mag ich aber eben auch nicht missen...

  • Zitat

    Original von Der-wonnige-Laller
    Im Kölner Opernhaus z. B. wundert es mich aber nicht, wenn selbst von einer guten Aussprache bei mir im 4. Parkett recht wenig ankommt, Dirigent hin oder her...


    OT: Du sagst es, die Akustik in dem Drecksding ist hanebüchen schlecht!!!!

  • Im Anhang zur Silverline-DVD der St.Margharethener "Aida" findet sich auch das damals obligate Interview mit Marcel Prawy, wobei u.a. nach dessen Einstellung zum Problem "Original- oder Landessprache?" gefragt wurde. Prawy räumte natürlich, wie alle, der Originalität ihr Recht ein, tendierte aber trotzdem (wohl wegen des Publikums) eher zur Landessprache (was er aber als gegenwärtig nicht machbar einstufte) und berief sich dabei sogar ausdrücklich auf die Meinungen Verdis und Puccinis. Was offen bleibt: Dachten die zwei vor allem ans international Bekanntwerden und ans Geschäft, oder besaß ihre künstlerische Auffassung tatsächlich genügend Elastizität?


    LG


    Waldi

  • Lieber Waldi,


    was genau sagen Verdi und Puccini? Wo kann ich das nachlesen?


    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich immer fauler werde und keine Lust mehr habe, vorher oder parallel das Textbuch zu lesen. Mir unbekannte Opern erschließe ich mir jetzt immer auf deutsch. Suche dbzgl. noch eine Aufnahme vom Werther? Ist Dir da eine bekannt?


    P.S.: Die Lindauer Marionettenoper spielt alle Opern auf deutsch.


    LG,


    Knuspi

  • Einen für mich ziemlich wesentlichen Aspekt der Originalfassung hat, soweit ich gelesen habe, noch niemand angeführt: Ich habe dadurch Grundkenntnisse in einigen Sprachen erlangt, so dass ich mich notfalls etwa auf Französisch und Italienisch verständigen kann, ohne diese Sprachen jemals gelernt zu haben. Natürlich ist Latein dabei auch hilfreich, aber eine wesentliche Rolle dabei, besonders was die Aussprache und die Sprachstruktur betrifft, schreibe ich schon den Opern zu.


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    was genau sagen Verdi und Puccini? Wo kann ich das nachlesen?


    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich immer fauler werde und keine Lust mehr habe, vorher oder parallel das Textbuch zu lesen. Mir unbekannte Opern erschließe ich mir jetzt immer auf deutsch. Suche dbzgl. noch eine Aufnahme vom Werther? Ist Dir da eine bekannt?


    Wann und wo Verdi und Puccini sich so geäußert haben, hat Prawy leider nicht gesagt, nur daß sie es getan haben. In dem Fall würde ich ihm eigentlich glauben. Er meinte es nicht als Gag.


    Aus dem Stegreif kann ich leider keinen passenden "Werther" nennen, nur vermuten, daß vielleicht bei Walhall so einer erschienen ist, der aber nicht mehr im Programm sein dürfte. Ich bilde mir ein, unlängst beim Suchen in einem einschlägigen Wiener Laden drübergerutscht zu sein. Auf eine deutsche Version kann ich aber dabei auch nicht hundertprozentig schwören.


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Aus dem Stegreif kann ich leider keinen passenden "Werther" nennen, nur vermuten, daß vielleicht bei Walhall so einer erschienen ist, der aber nicht mehr im Programm sein dürfte. Ich bilde mir ein, unlängst beim Suchen in einem einschlägigen Wiener Laden drübergerutscht zu sein. Auf eine deutsche Version kann ich aber dabei auch nicht hundertprozentig schwören.


    Lieber Waldi,


    italienisch gibt es sie, russisch und auch englisch - aber ich habe keine deutsche Aufführung gefunden. Man denke auch, ein Franzose vergreift sich an unserem größten Dichter. Das singt doch kein rechter Deutscher ...


    Liebe Grüße Peter

  • Es ist richtig, es existiert tatsächlich keine "offizielle" Werther-Aufnahme in deutscher Sprache.


    Da ich mein Leben lang schon Aufnahmen von Opern in deutscher Sprache sammle, kann ich voller Stolz sagen, das ich eine, wenn auch inoffizielle, Einspielung besitze.


    Es handelt sich um einen privaten Mitschnitt einer Aufführung an der Wiener Volksoper, wo bekanntlich überwiegend auf deutsch gesungen wird.


    Hier die Besetzung:


    Wien 1970 Dallapozza, Hagegaard, Korn, Lorenz, Lobasa – Bernet (dt.)


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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