Nach der Diskussion um Schluß- und Szenenapplaus jetzt die Frage:
Was haben Zugaben für einen Sinn?
Das Thema ist noch furchtbarer als das vorangegangene. Die Psychologie und die Grobschlächtigkeit kommen hier auf den Punkt. Ich kleide es mal in ein paar Fragen bzw. Feststellungen:
Bei welchen Stücken/Genres kommen Zugaben überhaupt oder bestenfalls in Frage?
Gibt es gewisse Standards, wo die Zugabe einfach dazugehört?
Welche sind das? Solisten? Sänger? Starorchester und Stardirigenten auf Tournee?
Nach z. B. Bruckners Neunter eine Zugabe - völlig undenkbar?
Nach einem Requiem?
Wie schicklich ist es, eine Zugabe nach der anderen zu verlangen?
Was ist mit dem Da Capo auf der italienischen Opernbühne?
Zugaben auch nach einem durchschnittlichen Auftritt, bloß weil es ein großer Name ist?
Inwieweit entsprechen die Zuhörer mit ihrem Zugabeverlangen nur der Erwartungshaltung der Künstler?
Wie groß ist bei jenen die Enttäuschung, wenn sie nicht zu Zugaben aufgefordert werden?
Als ganz furchtbar empfinde ich es, wenn vor und während der Zugaben Teile des Publikums schon den Saal verlassen.
Es gibt sicher noch weitere Gesichtspunkte. Ich halte - um es gleich zu sagen - von Zugaben NICHTS. Die Stärke des Schlußapplaus' ist schon Martyrium für die Künstler genug, wenn sie den Vorstellungen nicht entspricht, die er so in sich trägt.
Grüße aus Bonn