Robert Schumann: Symphonie Nr. 4 d-Moll op. 120 – Die Revidierte

  • Gardiner / Orchestre Revolutionnaire et Romantique


    Seit vielen Jahren besitze ich die Einzel-CD der Sinfonien Nr. 1 und 4 + Konzertstück für 4 Hörner mit Gardiner (DG-ARCHIV).

    Wegen meiner Prägung durch die oputente und grossorchestrale Karajan-GA der Schumann-Sinfonien (DG) stand ich mit dieser Gardiner-Aufnahme auf Kriegsfuss, weil das Orchester eher dünn besetzt erschien (also einen deuliche Unterschied zu anderen favorisierten GA hatte). Einzig der zügig-Straffe Zugang von Gardiner mit prägnanten Pauken hatte mich dennoch angesprochen.


    Durch meine Beschäftigung mit weiteren Schumann-Sinfonien _ GA in der letzten Zeit habe ich mir auch Gardiner erneut angehört und bin heute von der energiegeladenen und klaren Klangsprache mit rhythmischem Drive mehr als früher angetan. Die Durchsichtigkeit, die Gardiner liefert ist frapierend und führt auch zu einer unglaublich prägnaten Darstellung aller Paukenstellen.


    :!: Für mich dann seit 04/2019 klar:

    8) Die Sinfonien-GA mit der enthaltenen Frühfassung der Sinfonie Nr.4 d-moll (1841) und der Zwickauer Sinfonie c-moll (1832/33)

    musste als Ergänzung her !


    *** Besonders interessant ist auch die (von mir zum ersten Mal gehörte) Frühfassung der Sinfonie Nr.4 d-moll (1841), die tatsächlich die zweite Sinfonie ist. Davor liegt noch Ouvertüre, Scherzo und Finale aus gleichem Jahr 1841.

    In den Beiträgen 2-5 haben Norbert und Josef bereits diese Frühfassung angesprochen:

    Zitat von Norbert

    Die Unterschiede beider Fassungen sind deutlich hörbar. Die Erstfassung ist gekennzeichnet "durch eine insgesamt durchsichtigere Satzstruktur mit z.T. kantableren melodischen Linien - zügigere Tempi - eine gerafftere formale Anlage (z.B. erster Satz, dessen Exposition nicht wiederholt wird; kürzere Überleitung zum Finale) - eine in Details feinere, teilweise auch virtuosere Instrumentierung (z.B. Hörner und Streicher in der Überleitung zwei Takte vor dem Finale)." (aus dem Beiheft zur Masur-Aufnahme)
    Nornert

    Ergänzend sei noch gesagt, dass Brahms diese Fassung (mit italienischen Satzbezechnungen) wegen ihrer durchsichtigen Struktur hoch einschätze und sich damit deutlich gegen Clara Schumann stellte, die die Aufführung der Frühfassung untersagt hatte. Er war so überzeugt von ihren Vorzügen, dass er 1891 die Veröffentlichung der Orginalfassung durchsetzte, was ihn fast die fast 40jähige Freundlschaft zu Clara gekostet hätte.

    Die Unterschiede zur Spätfassung (1851) liegen zudem klar in der dichteren Behandlung des Orchesterklanges.


    Die Sätzbezeichnungen Originalfassung 1841 lauten:

    1. Andante con moto - Allegro di molto

    2. Romanza: Andante

    3. Scherzo: Presto

    4. Largo - Finale: Allegro vivace


    Ich kann trotz der Meinungen nachvollziehen, dass heute fast nur noch die Sinfonie NR.4 d-moll (1851) op.120 (Opuszahl wurde von Breitkopf und Härtel vergeben) gespielt wird. Diese klingt sinfonischer und opulenter. Auch die faszinierenden Blechbläsereinsätze wirken ungleich dramatischer.


    :) Erfeulich, dass Gardiner es auch in der Spätfassung (1851) schafft die Durchsichtigkeit zu wahren und neben einem detailreichen Klnagbild alle Paukenstellen prägnant-zackig, wie kaum in einer anderen Aufnahme, darbietet.

    ... und das in allen 4 Sinfonien ...

    :love: klarer Hörspass pur (ohne das Gardiner nun plötzlich mein absoluter Favorit für die Schumann-Sinfonien wäre).


    Volle Empfehlung als Ergänzung zu vorhandenen GA:

    - Komplette Sinfonien mit Zwickauer, Ouvertüre Scherzo und Finale op.52 und Konzertstück für 4 Hörner und Orchester op.86 - 3CD-Box -


    DG ARCHIV, 1997/98, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ein Palmsonntagswunder, Teleton lobt ein HIP-Orchester ;-)


    Was jetzt noch fehlt: eine Best-of-CD mit dem Titel "Die Topp Paukenstellen aus 100 belieten Sinfonien der Klassik und Romantik"


    :untertauch:

    Er hat Jehova gesagt!

  • Ein Palmsonntagswunder, Teleton lobt ein HIP-Orchester ;-)

    Nein, das ist nicht ungewöhnlich, wenn das Ergebnis so sinfonisch ausfällt wie hier bei Gardiner mit den Schumann - Sinfonien, dann kann man nur ein Lob aussprechen.


    Ein weiteres positives Beispiel wäre die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die mit Paavo Järvi ein wunderbar durchsichtiges und trotzdem

    sinfonisches Klangbild erzeugen können:

    - bei den Beethoven-Sinfonien (SONY, Aufnahmen 2010 aus der Beethovenhalle BN; DVD)


    :saint: Aber auch die Schumann - Sinfonien mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi

    sind erstklassige Beispiele für TOP-Schumann-Aufnahmen (die alle Wünsche erfüllen) und alles andere als langweilig sind:


    - liegt auch als BluRay oder auf CD (RCA) vor -


    MAJOR, DVD, 2012, DTS 5.1



    Zu deinem ironischen Schlusssatz:

    Wenn Du der Meinung bist, dass so ein Thread sinnvoll wäre, dann bitte - nur zu ... wer wie ich Pauken schätzt, wird so einen Thread füllen können ... Du offenbar nicht 8o

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Franz Wüllners Mischfassung

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    Bekanntlich gibt es zwei Fassungen der 4. Sinfonie von Schumann, jene von 1841 und jene von 1851. Niemand Geringerer als Johannes Brahms war ein Verfechter der Erstfassung, die er derjenigen "letzter Hand" als überlegen ansah. Er ließ zu Vergleichszwecken sogar ein Manuskript mit beiden Fassungen anfertigen und kam zum Ergebnis, "daß die Partitur durch die Umarbeitung nicht gewonnen hat; an Anmut, Leichtigkeit, Klarheit gewiß verloren". Auf Brahms' Anregung hin führte der Dirigent Franz Wüllner (1832-1902), der die Kölner Gürzenich-Konzerte verantwortete, die 1841er Fassung 1889 dort mit großem Zuspruch auf. Von Wüllner kam sodann der Vorschlag, die Erstfassung bei Breitkopf & Härtel erstmals veröffentlichen zu lassen. Brahms war angetan. Bald schon kam man aber zum Entschluss, dieses und jenes ihnen als überlegen erscheinende Detail aus der Zweitfassung zu übernehmen. Dies betraf gerade die Einleitung und die Überleitung zum Allegro des Kopfsatzes. Wüllner griff allerdings auch nachhaltig in Artikulation, Phrasierung und Dynamik ein. 1891 kam es schließlich zum Druck der Edition, ohne dass diese Veränderungen irgendwie markiert worden wären. Clara Schumann, die die Letztfassung unbedingt für vorzuziehen erachtete, war alles andere als angetan von dieser Publikation. Es kam darüber fast zu einem Zerwürfnis mit Brahms, der nun seinerseits die Verantwortung für die Drucklegung auf seine Kappe nahm. Der Bruch zwischen beiden konnte vermieden werden. [Zitiert nach: Jon Finson (Hrsg.), Robert Schumann: Symphonie Nr. 4 d-Moll op. 120, Erstfassung 1841, Studienpartitur, Wiesbaden 2003, Vorwort.]


    Mit der modernen kritischen Ausgabe der Partitur der 1841er Erstfassung hat Wüllners Edition jedenfalls wenig gemein. Vielmehr handelt es sich gleichsam um eine dritte hybride Mischfassung. Wie groß der tatsächliche Anteil von Brahms ist, lässt sich schwer sagen, da dessen Name in der Edition von 1891 als Herausgeber nicht genannt wird. Diskographisch ist dieser Hybrid kaum zu fassen. Allerdings orientieren sich frühe Aufnahmen der angeblichen Erstfassung tatsächlich teilweise an Wüllners Edition. Am prominentesten ein Konzertfilm des Sinfonieorchesters des Südwestfunks unter Erich Leinsdorf aus dem Karlsruher Brahms-Saal von 1989, der bei EuroArts auch auf DVD erschienen ist. Bezeichnenderweise wird dort mit keinem Wort auf die Orchesterretuschen von Franz Wüllner hingewiesen, sondern einfach von der Fassung von 1841 gesprochen. Leinsdorf hat sich generell deutlich für Schumann eingesetzt, was ihn aber nicht davon abhielt, für gewöhnlich die Mahler-Editionen zu spielen, so auch in seiner Bostoner Einspielung der 1851er Fassung der 4. Sinfonie (RCA).



    Das komplette Konzertvideo ist bei YouTube auf dem offiziellen EuroArtsChannel verfügbar, so dass sich jeder sein eigenes Bild machen kann. Die Unterschiede zur landläufigen Letztfassung, aber eben auch zur kritischen Ausgabe der Erstfassung sind deutlich hörbar. Alles in allem eine überaus packende Darbietung, die für meine Begriffe ihre Meriten besitzt. Festgehalten auch ein Teil der Proben; das eigentliche Konzert beginnt bei 23:50.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da im Betreff auf die "Revidierte Fassung", also die späte von 1851, Bezug genommen wird, so nenne ich jetzt hier meine Lieblingsversionen:

    Mendelssohn: Symphony 4 Italian

    Otto Klemperer und das Philharmonia Orchestra London (Aufnahme: 1961).


    Symphonies 1 & 4

    George Szell und das Cleveland Orchestra (Aufnahme: 1960).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber nemorino,


    es freut mich wieder einmal von Dir zu lesen. Du machst Dich ja genau so rar wie ich zeitweise :untertauch: ! Das liegt daran, dass es auch noch Anders gibt als nur Musik und Tamiono !

    Was Szells Aufnahme(n) der Schumann-Sinfonien und insbesondere der Sinfonie Nr.4 angeht, so stimme ich Dir 100% zu (Klemperer kenne ich hier gar nicht !). WAs Szell anpackt hat schmackes und ist nie langweilig.

    Nur was die Klangqualität angeht, so haben da zig geschätzte Aufnahmen Szell bei mir einfach verdrängt ... wie Du weist, Sound ist bei mir schonmal die "halbe Miete".

    Das fängt schonmal an mit den Aufnahmen im ausgezeichneten Decca-Sound von Solti und Dohnanyi an, Karajan (DG) ist auch nicht zu verachten, wenn es um die Aufnahme mit den Berliner PH geht. Karajans spätere digitale LIVE mit dem Wiener PH (DG, 1987) klingt in meinen Ohren fremd und gefällt mir total nicht (genau so wenig wie die Dvorak 8 auf gleicher CD). Dagegen empfinde ich Levine/Berliner PH der als Szell-Schüler genau so forsch ran geht wies ein Lehrer als Gold dagegen.


    Interessant ist auch die Aufnahme mit Gardiner (DG-ARCHIV) mit sehr schönen exponierten Pauken, aber der hippe dünne Orchestersound dort kann mich nicht überzeugen und lässt mich dann doch die Vorgenannten favorisieren. :!:Aber die Gardiner - GA ist absolut wichtig, denn hier sind beide Fassungen der Sinfonie Nr.4 (1841 und 1851) enthalten, die Josef in seinem Beitrag 34 anspricht.


    8) Die genannten CD-Aufnahmen sind alle klanglich astrein und interpretatorisch auf hohem bis höchstem Niveau.


    :angel: Meine Lieblingsaufnahme der Vierten bleibt aber Bernstein / Wiener PH, die ich in der GA nur nicht nur auf CD, sondern auch auf DVD habe und so nicht nur klanglich, sondern auch optisch Bernsteins Emotionen geniessen kann:

    - bei jpc leider nur als teuren Japan-Import verfügbar -


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    DG, 1984/85, 2DVD, DTS 5.1

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang,


    ich bin seit meinen jungen Jahren ein begeisterter Fan der Schumann-Sinfonien, die allgemein jedoch nicht den besten Ruf genießen, aus mir unerfindlichen Gründen.

    Ich besitze u.a. die GA von Kubelik (CBS), Konwitschny (Berlin Classics), Karajan (DGG), Klemperer (EMI), Muti (EMI), Sawallisch (EMI), Inbal (Philips), Szell (CBS) sowie jede Menge Einzelaufnahmen.


    Von Leonard Bernstein befinden sich beide GA, die aus New York (CBS) und aus Wien (DGG, live), in meinem Bestand. Ich ziehe hier, trotz der schlechteren Klangqualität, die New Yorker Aufnahmen vor. Ich finde sie frischer, jugendlicher und auf positive Art - unbekümmerter.

    In Soltis (Decca) Aufnahme habe ich einmal reingehört, da ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Mir fehlt da völlig die "blaue Blume der Romantik". Da klingt mir alles zu pathetisch, zu drastisch und hart. Doch das mag sicher Geschmacksache sein.


    Um zur Vierten zu kommen: An oberster Stelle steht bei mir noch immer unangefochten Furtwänglers Aufnahme vom Mai 1953 mit den Berliner Philharmonikern. Sie ist zwar mono, jedoch für damalige Verhältnisse von bester Klangqualität. Was aber ihren besonderen Reiz ausmacht, das ist die Interpretation. Nie mehr habe ich den Übergang zum Finale mit solch einmaliger Sogkraft und Spannung erlebt, und dann der ganze Schlußsatz ist ein einmaliges Erlebnis, mit einem schier jugendhaften Schwung sondergleichen, daß man nie vermuten würde, daß Furtwängler zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich schon recht angegriffen war und mit erheblichen Hörproblemen zu kämpfen hatte. "Von der blühenden Klangwirkung ganz abgesehen, fördert hier Furtwängler Schätze zutage, die bei den vielfach üblichen schnelleren Zeitmaßen unrettbar verlorengehen", heißt es in einer alten Besprechung.


    Bei den Stereo-Aufnahmen bleiben die von mir genannten Favoriten Szell und Klemperer erste Wahl, daneben möchte ich noch Sawallisch, Bernstein (New York) und Muti nennen. Letzterer erinnert auf mancherlei Art an Klemperers Lesart.


    Von den zahlreichen Einzelaufnahmen möchte ich noch die alte Karajan-Version mit den Berliner Philharmonikern (EMI) erinnern, die 1957 in der Berliner Grunewaldkirche aufgezeichnet wurde. Es war eine der ersten Produktionen mit diesem Orchester, nachdem er zwei Jahre zuvor zu ihrem Chefdirigenten auf Lebenszeit ernannt worden war. Mir gefällt diese Interpretation deutlich besser als seine spätere im Rahmen der GA von 1971 (DGG), die natürlich ein deutlich besseres Klangbild aufzuweisen hatte. Die EMI-Aufnahme ist noch in Mono gefertigt, aber Karajans Dirigat hat hier mehr Schwung und jugendlichen Vorwärtsdrang. Ich besaß sie bereits auf LP, habe sie mir aber später in dieser CD-Ausgabe gekauft:


    Sinfonie 4

    Sie ist mit einer ebenfalls ausgezeichneten Brahms 2 gekoppelt, die 1955, also zwei Jahre vorher, in London bereits in STEREO aufgenommen wurde.

    Du machst Dich ja genau so rar wie ich zeitweise

    Das hat verschiedene Gründe, lieber Wolfgang. Erstens: Je älter man wird, umso schneller läuft einem die Zeit davon, und das Forum von 2024 ist auch nicht mehr das von 2017, als ich eingetreten bin.


    Ich wünsche Dir eine gute Zeit.


    Liebe Grüße nach Bonn,


    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wenig hierzulande bekannt ist auch diese Aufnahme der Vierten:

    Schumann: Symphonies Nos. 1 & 4

    Erich Leinsdorf dirigiert das Boston Symphony Orchestra (Aufnahme: 1963).

    Sie ist mit einer mitreißenden "Frühlingssinfonie" unter Charles Münch von 1959 gekoppelt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wenig hierzulande bekannt ist auch diese Aufnahme der Vierten:

    Schumann: Symphonies Nos. 1 & 4

    Erich Leinsdorf dirigiert das Boston Symphony Orchestra (Aufnahme: 1963).

    Danke für die nochmalige Erinnerung an Erich Leinsdorf, der sich zeitlebens für Schumann stark machte. Wie mir berichtet wurde, wollte er in Boston einen Zyklus der vier Sinfonien einspielen, zumindest aber auch noch die 2. Sinfonie, die ihm besonders am Herzen lag. RCA ließ sich nicht überzeugen und so blieb es einzig bei der Vierten. Im Konzert führte Leinsdorf die Werke häufig auf. Er war, anders als Bernstein, allerdings der Überzeugung, dass die Mahler-Retuschen überwiegend eine Verbesserung darstellten, weswegen es diverse Eingriffe gibt, wobei Leinsdorf offenbar nicht blind Mahlers Vorschlägen folgte, sondern von Fall zu Fall abwog. Ein Faible hatte Leinsdorf übrigens auch für die "Faust-Szenen", die er nicht nur in Boston, sondern auch beim BR aufführte. Selbst die "Sinfonietta" alias "Ouvertüre, Scherzo und Finale" fand man in seinen Konzertprogrammen, in mindestens einem Falle auch Schumanns eigener Anregung folgend, die Ouvertüre daraus einzeln aufzuführen. Wie ich weiter oben in #34 ausführte, setzte sich Leinsdorf in seinen späten Jahren zudem für die Erstfassung der Vierten ein, wenn auch in der eigenwilligen Wüllner-Edition, die für meine Begriffe das Beste aus beiden Fassungen vereint, für kritische Geister aber wohl ein unzulässiges Mischmasch darstellt. Jedenfalls ist Leinsdorf das perfekte Beispiel dafür, wie man auch als Schumann-Enthusiast früher ohne schlechtes Gewissen teils heftige Eingriffe in die Partitur vornahm.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões