Komm lieber Mai und mache....- Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr 27 KV 595

  • KV 595 dürfte generell ein Schmerzenskind der Pianisten und Produzenten gewesen sein. Ich habe nachgelesen wie viele Aufnahmen dieses Konzerts allein Clifford Curzon gemacht hat - und wie er zumeist die Veröffentlichung blockiert hat, weil er meinte, es müsse besser gehen. Im Booklet der Doppel CD "Decca Legends" steht, daß von den 4 darauf enthaltenen Konzerten , dereinst nur zwei die Zustimmung Curzons zur Veröffentlichung bekamen, die Aufnahme von KV 595 genügte indes seinen Ansprüchen nicht. Damals konnte ein Interpret noch gegen die Veröffentlichung einer Aufnahme Einspruch erheben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies heutzutage ebenfalls möglich ist.

    Curzon plante eine weitere Neuaufnahme unter Bernard Haitink - aber dazu kam es nicht mehr....


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ein Pianist, der für das Konzert KV 595 ein idealer Interpret sein sollte, hat im Jahr 1961 diese Aufnahme eingespielt:

    Mozart: Klavierkonzerte Nr. 8 C-dur KV 246 & Nr. 27 B-dur KV 595 [Vinyl LP] [Schallplatte]

    Wilhelm Kempff (Klavier) und die Berliner Philharmoniker, Dirigent: Ferdinand Leitner (Aufnahme: 1961, Jesus-Christus-Kirche, Berlin).


    Ich habe diese LP besessen, die leider vor ein paar Jahren durch einen Wasserschaden unbrauchbar geworden ist. Zuletzt gehört habe ich sie vor über 20 Jahren, so daß ich sie aktuell nicht beurteilen kann. Doch mir ist unklar in Erinnerung, daß Kempff das Werk poetisch und mit feiner Tongebung gespielt hat. Er war ja für seinen "singenden Anschlag" bekannt.

    Inzwischen konnte ich feststellen, daß die Aufnahme beim Werbeträger wieder lieferbar ist, in diesem 2 CD-Album:

    Die Koppelung scheint mir nicht ganz glücklich zu sein, denn die Konzerte Nr. 9 & 15 (mit dem Stuttgarter Kammerorchester unter Karl Münchinger) sind DECCA-Produktionen aus 1953 und somit klanglich nicht sonderlich transparent. Es handelt sich um Mono-Aufnahmen. Wer jedoch diese alten Aufnahmen schätzt, dem sei das Album empfohlen. Zumindest ist das KV 595 mit Wilhelm Kempff den Kauf wert. Natürlich ist das eine Stereo-Einspielung.


    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • Noch einen Curzon-Mitschnitt habe ich entdeckt. :) Da hat er in den langsamen Sätzen eine wunderbare Getragenheit - so wie Artur Rubinstein in KV 488. Und auch das Orchester mit Kubelik ist hervorragend. Also wird mir das zufliegen...


    Schöne Grüße

    Holger


  • Gestern endlich habe ich die Aufnahme des Konzerts KV 595 gehört. Einfach wunderbar! ^^ Curzon trifft genau den richtigen Ton, spielt empfindsam aber nie süßlich, nachdenklich, zugleich klar und frisch mit klassischer Entspanntheit. Dazu kommt Rafael Kubelik mit dem Bayrischen RO als perfekt harmonierender Partner. Eine der erlesenen Aufnahmen, der ich das Prädikat "ideal" verleihen kann. (Die CD hat einen sehr lesenswerten Klappentext dazu!)


    Die Curzon-Aufnahme hatte ich mir auf den Tip von Nemorino hin gekauft. Ihm sei nochmals dafür gedankt. :)


    Schöne Pfingstgrüße

    Holger

  • Damals konnte ein Interpret noch gegen die Veröffentlichung einer Aufnahme Einspruch erheben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies heutzutage ebenfalls möglich ist.

    Dann kennst Du Currentzis nicht. Tatsächlich hat er die vollständig fertige Aufnahme von Mozarts Don Giovanni (mit Simone Kermes und André Schuen) - aus welchen Gründen auch immer - ad acta gelegt, die Veröffentlichung um unerträgliche Monate verschoben und das Werk komplett neu eingespielt; ohne Frau Kermes und Herrn Schuen, sehr bedauernswerter Weise auch ohne Emelyanychev am Impro-Flügel - und insgesamt auch leider im Vergleich zu Cosí und Figaro sehr enttäuschend. Die CD war bereits vorbestellbar und von mir auch vorbestellt: angekommen ist dann etwas völlig anderes als das Bestellte (es trug bloß den gleichen Arbeitstitel).

    „Wir sind nie einer Meinung!“ - „Das seh' ich anders ...“

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  • Nur kurz: Auch wenn ich letztlich Laie bin, erlaube ich mir bezüglich der beiden letzten Beiträge hier zu behaupten, dass mich die Curzon-Aufnahme der beiden Mozart-Klavierkonzerte - und der beiden anderen, die ich ebenso kenne - sehr berührt hat und dass ich Currentzis für einen fürchterlichen Wichtigmacher halte.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich hatte ja schon oben gesagt, dass mir hier Andas Einspielung am besten gefällt. Selbstverständlich liebe ich auch die Einspielungen von Gulda, aber die alle sind Einspielungen auf einem modernen Konzertflügel. Da Alfred_Schmidt ja sagte, man müsse das Werk auch auf einem historischen Instrument gehört haben, kann ich noch Malcolm Bilson mit den English Baroque Soloists unter Gardiner empfehlen (die mit Jos van Immerseel kenne ich leider nicht)


    Ich empfand früher den Klang des Soloinstrumentes als etwas zu ausgedünnt, bin aber dabei, meine Meinung zu modifizieren. Das Zusammenspiel zwischen Orchester und Solist ist wundervoll. Der historische Klang weist keine Schärfen auf.


  • Ich sehe das nicht so eng. Aber für den Fall des Falles fiele meine Wahl ebenfalls auf Geza Anda.

    Interessant aber, daß hier immer wieder Aufnahmen aus der ferneren Vergangenheit nnominiert werden. Was wären denn die bevorzugten Aufnahem, die NACH 2000 entstanden sind. Oder - auch das ist möglich - gibts da keine "Referenzeinspielung ?" (mit modernem Flügel !!)

    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ich höre gerade die wirklich wunderbare Aufnahme mit Curzon/Britten. Danach diese hier die ich auch in guter Erinnerung habe :


  • Danach diese hier die ich auch in guter Erinnerung habe :

    Lieber kalli,


    da hast Du wirklich zwei Perlen im Schrank. Casadesus/Szell habe ich in dieser Ausgabe:

    Essential Classics - Mozart (Klavierkonzerte Nr. 22, 27)

    und Curzon/Britten wie in #18 gezeigt.


    Heute früh habe ich den zweiten Pfingstfeiertag mit Géza Andas legendärer Salzburger Aufnahme begonnen, die astewes zu den besten zählt. Nach dem Wiederhören muß ich ihm weitgehend zustimmen: Es ist in der Tat eine ganz besonders schöne Version, und Anda spielt sie mit großem Engagement und Herzblut.

    Doch ich wage zu sagen, daß auch bei ihm, wie es mir oft ähnlich geht, vielleicht eine Rolle spielt, daß es seine erste Begegnung mit diesem Konzert war. Die ist oft so einprägend, daß man sie lebenslang bevorzugt.


    Meine allererste Bekanntschaft mit Mozarts KV 595 war diese 25 cm-LP:

    Klavierkonzert B-Dur, Wilhelm Backhaus, Wiener Philh, Böhm - Wolfgang  Amadeus Mozart | Vinyl | Recordsale   Klavierkonz.2/Klavierkonz.27


    die später u.a. in der rechts gezeigten Ausgabe als CD auf den Markt kam.


    Ich gestehe freimütig, daß ich noch immer an dieser alten Aufnahme hänge, die 1955 zusammen mit Mozarts "Zauberflöte" als eine der ersten STEREO-Produktionen in den Wiener Sofiensälen entstand. Am Pult stand keine Geringerer als Karl Böhm, damals der schier unbestrittene "Mozart-Papst" unter den Dirigenten. Er trägt sicherlich nicht zuletzt an meiner Vorliebe zu dieser Aufnahme die Schuld, während der Pianist Wilhelm Backhaus sich weniger mit Mozart als mit Beethoven und Brahms einen Namen gemacht hat. Doch die beiden Künstler harmonierten nicht nur altersmäßig, sondern auch künstlerisch perfekt miteinander.

    Böhm ist leider als Dirigent von Mozarts Klavierkonzerten nur selten ins Studio gegangen, es existieren m.W. nur noch die Konzerte Nr. 19 & 23 (mit Pollini) und Nr. 27 (mit Emil Gilels); außerdem gibt es noch ein paar alte Aufnahmen mit Friedrich Gulda aus der Mono-Ära.

    Wenn ich mal von meiner alten Liebe zu der Version Backhaus/Böhm absehe, so steht letztlich ganz oben auf dem Treppchen für mich die Aufnahme Gilels/Böhm:

    The Originals - Klavierkonzert 27/ Konzert für 2 Klaviere KV 365


    obwohl ich mir bewußt bin, daß ich eigentlich damit ein paar anderen herausragenden Aufnahmen Unrecht tue. Ich nenne außer den bereits angeführten z.B. Gulda/Abbado, Kempff/Leitner (beide DGG), Perahia (CBS/Sony), Brendel/Marriner, Uchida/Tate (beide Philips), oder noch Zacharias/Wand (EMI) und, last but not least, meine neueste Bekanntschaft: Derek Han/Freeman (Brillant). Bewußt habe ich mich auf Stereo-Einspielungen beschränkt und sicher einige vergessen. Das läßt sich bei der Fülle, die der Markt bietet, leider nicht vermeiden.


    Einig sind wir uns wohl, daß Mozarts KV 595 zu seinen besten Werken überhaupt und zu seinen allerschönsten Klavierkonzerten zu zählen ist (für viele sogar die Referenz). Eigentlich überflüssig zu erwähnen, daß alle mir bekannten Pianisten Mozarts Original-Kadenzen spielen (auch wenn es nicht ausdrücklich vermerkt ist).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Ich habe Curzon/Britten in dieser Ausgabe:



    Die hatte ich 2022 für knapp 6€ mit Versand gebraucht bestellt, das wurde mir komplett erstattet...... ich hatte reklamiert weil die Box gebrochen war und um 1€ Kompensation gebeten....Gibt es noch gebraucht in einer anderen Ausgabe ( The Rosette Collection ) bezahlbar aber nur N. 20+27. "Meine" kostet gut 30€... Ich denke die Kubelik Live Version spare ich mit, obwohl gebraucht bezahlbar. Oder soll ich doch..........?

  • Was wären denn die bevorzugten Aufnahem, die NACH 2000 entstanden sind. Oder - auch das ist möglich - gibts da keine "Referenzeinspielung ?" (mit modernem Flügel !!)

    So möchte ich das nicht sehen. Ich halte die vor kurzem erschienene mit Jean-Efflam Bavouzet für ganz ausgezeichnet. Die Manchester Camerata unter Leitung von Gabor Takács-Nagy stellt sich als wunderbares Begleitorchester heraus, obwohl der Begriff bei diesem Werk nicht wirklich passt.


    Die Aufnahme ist aus dem Jahr 2022 und kann so als hinreichend aktuell gelten. Bavouzets perlendes, weiches, für meine Begriffe nie übertriebenes Spiel fügt sich in den Klangkörper ein.




    und hier der erste Satz bei YT