Johan Botha - nicht zu überHÖREN

  • Und so ist es eben logisch, dass Botha als Parsifal durch einen Tänzer gedoubelt wurde (Salzburg).


    Komisch, ich habe zwar den Salzburger "Parsifal" im Fernsehen gesehen und kann mich noch genau erinnern, wie unvorteilhaft er (selbst!) in seinem giftgrünen Kostüm aussah, aber dass er gar nicht aufgetreten, sondern von einem Tänzer gedoubelt worden sei, daran kann ich mich nicht erinnern... :no:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Natürlich hast du Recht! Es war etwas hart von mir formuliert. Aber ich kann ihn mir mit seiner Sumo-Figur einfach nicht als Liebhaber von AIDA und TURANDOT vorstellen! Da stört mich doch die Optik. Aber das ist nur meine Ansicht, die Niemand mit mir teilen muss!

    Lieber Wolfgang,


    Deine Meinung kann ich bestens verstehen. Die äussere Erscheinung von Botha ist schlicht desillusionierend. Ich habe ihn oft live gehört und mir meistens extra Karten für Plätze gekauft, von denen aus ich die Bühne nur eingeschränkt sehen konnte.
    An seinen guten Abenden aber war seine stimmliche Darstellung der Partie so überzeugend, dass man denn doch über diese unglückselige Erscheinung hinweggetragen wurde. Zumal wenn man auf der Galerie in weiter Entfernung saß.
    Am besten war es, ihn in konzertanten Aufführungen zu hören. Unvergessen ist sein Kalaf neben der Turandot von Alessandra Marc, die ja auch nicht gerade eine Idealfigur für die umworbene Prinzessin mitbrachte - übrigens in Kopenhagen noch unter Sinopoli!



    Komisch, ich habe zwar den Salzburger "Parsifal" im Fernsehen gesehen und kann mich noch genau erinnern, wie unvorteilhaft er (selbst!) in seinem giftgrünen Kostüm aussah, aber dass er gar nicht aufgetreten, sondern von einem Tänzer gedoubelt worden sei, daran kann ich mich nicht erinnern...

    Lieber Stimmenliebhaber!


    Ich habe damals die Übertragung im Fernsehen ausgeschaltet, weil ich sie nicht ertragen habe. Aber es gab einen Tänzer, der auf der Bühne agierte während Botha in der Gegend stand oder auf einem Hocker saß. Ob das nun eine Double war oder der Geist des Leidenden und Gekreuzigten, kann ich nicht sagen, weil ich in der Mitte des 2. Aktes aufgehört habe, mir das zuzumuten....


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hatten wir das Thema ob ein Sänger suf der Bühne vorteilhaft aussieht oder nicht, nicht schon vor einiger Zeit abgehakt? Wir sollten uns lieber mehr darauf konzentrieren, wie er singt und das macht Johann Botha ausgezeichnet.

  • Hatten wir das Thema ob ein Sänger suf der Bühne vorteilhaft aussieht oder nicht, nicht schon vor einiger Zeit abgehakt? Wir sollten uns lieber mehr darauf konzentrieren, wie er singt und das macht Johann Botha ausgezeichnet.

    Gut, lieber Roldolfo, wenn Du das abgehakt hast, musst Du ja nichts dazu schreiben.


    Schreib halt was über die Gesangskunst und Darstellungskunst von Johan Botha.
    Dann werde ich einer der Ersten sein, die daran anknüpfen. Ob da allerdings viele neue Einsichten kommen, bezweifle ist. Die Stimme ist hier im Forum schon auführlich und ganz und gar zu recht gerühmt worden. Auch seine Technik! Aber es ist auch immer wieder die Frage gestellt worden, die Antalwin so formuliert hat:


    Zitat

    Botha singt Radames, Othello, Andrea Chenier, Kalaf, Bacchus, Lohengrin, Siegmund, Stolzing, Tannhäuser mit einem großvolumigen, umfangreichen, jugendlich-dramatischen Tenor, aber sind die Interpretationen wirklich unterscheidbar ?

    Und Rheingold hat - meiner Meinung nach völlig zutreffend - geantwortet:


    Zitat

    Nach meinem Eindruck sind sie es nicht. Bothe singt alles gleich.

    Bei alle Begeisterung für die Stimme und die vorzügliche Gesangstechnik kann eigentlich nicht übersehen werden, dass es ihm an gestalterischer Phantasie und Kraft fehlt. Meiner Meinung nach liegt es genau daran, dass eigentlich nur eingefleischte Melomanen diesen Tenor schätzen, er beim breiten Publikum aber nicht wirklich ankommt. Es ist eben nicht nur eine Frage seiner äusseren Erscheinung sondern auch seiner begrenzten Fähigkeit, singend Figuren zu portraitieren!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und ich bin überzeugt davon, dass die meisten Menschen heute mit den Augen hören, was erklärt, dass Herr Kaufmann oder Herr Vogt beim breiten Publikum besser ankommen als Herr Botha.


    Im übrigen teile ich die Einschätzung, Herr Botha(!) würde alles gleich singen, überhaupt nicht, dafür habe ich ihn zu oft in zu vielen unterschiedlichen Rollen erlebt. Er sang den Lohengrin nicht wie den Cavaradossi! Um auch den Pfalzgrafen Rudolph in Webers "Silvana" erweckte er in einer konzertanten Aufführung mit rein stimmlichen Mitteln, also rein singend, zu ganz eigenem Leben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Um auch den Pfalzgrafen Rudolph in Webers "Silvana" erweckte er in einer konzertanten Aufführung mit rein stimmlichen Mitteln, also rein singend, zu ganz eigenem Leben.


    Das kann ich nicht beurteilen, lieber Stimmenliebhaber. Ich habe Botha in der Partie nicht gehört und kenne das Werk nicht einmal.
    Und wenn Du feststellst, er habe Cavaradossi anders gesungen als Lohengrin, scheint mir das durchaus richtig, aber sagt das nicht nur etwas darüber aus, dass er in der Lages ist Puccini und Wagner jeweils mit dem adäquaten Ton und Stil zu singen? Das bezweifle ich überhaupt nicht. Aber mit Antalwin und Rheingold erwarte ich von einem Interpreten der Spitzenklasse mehr:


    In seinem Chenier habe ich nichts von der Wut und der revolutionären Leidenschaft, von der poetischen Emphase und der Liebestrunkenheit des Dichters gehört, in seinem Siegmund weder die Verzweiflung und die sehrende Sehnsucht noch die Entflammtheit und den Überschwang des Wälsung, in seinem Cavaradossi keine Zärtlichkeit, keine Qual und keine Todesnähe, und in seinem Lohengrin fehlte mir jeder Anflug von Geheimnis, von Mysterium.
    Ich will Botha um des Himmels willen nicht schlecht machen. Ich freue mich über jede Aufführung, die ich mit ihm hören kann. Aber in kaum einer Partie würde ich ihn zu den besten Interpreten zählen, die ich live gehört habe. Das hat weder etwas mit der Stimme noch mit der rein technischen Bewältigung der Partien zu tun sondern mit der fehlenden Eloquenz und Projektionsfähigkeit seines Singens.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • in seinem Cavaradossi keine Zärtlichkeit, keine Qual und keine Todesnähe, und in seinem Lohengrin fehlte mir jeder Anflug von Geheimnis, von Mysterium.

    Das kann ich so nicht unterschreiben.



    Aber in kaum einer Partie würde ich ihn zu den besten Interpreten zählen, die ich live gehört habe.

    Ich schon!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Würde mich ja interessieren: in welcher denn?


    In vielen! Neben dem Pfalzgrafen Rudolph, in der ich natürlich keinen anderen gehört habe, auch als Lohengrin, Stolzing, Radames, Otello und Cavaradossi. In all diesen Rollen hat er mich so sehr begeistert wie kaum ein anderer - und ich zähle ihn daher in diesen Rollen ganz zweiffellos zu den besten Interpreten, die ich in diesen Rollen erlebt habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    nach einigem Nachdenken - beim Radeln entlang der Weser! - möchte ich einräumen, dass ich vielleicht Botha schon auf meine Short List der besten Interpreten setzen würde, wenn es um den Kaiser (Frau ohne Schatten) und den Apollo (Daphne) geht.


    In den von Dir genannten Partie aber nicht. Das ist wohl eine Frage des Lebensalters. Offenbar gibt es doch so etwas wie die Gnade der frühen Geburt. Wenn man die Möglichkeit hatte, die großen Tenöre der 50er und 60er Jahre wieder und wieder live zu hören, auch die gute Zeit der Tenöre, die in den 60er Jahren reüssiert haben, noch mitbekommen hat, dann sind die Plätze auf der Short List schon voll, ehe man überhaupt an Johan Botha denkt.


    Wie auch immer: ich habe ja ausdrücklich gesagt: Ich freue mich heute über jede Aufführung, die ich mit ihm hören kann.


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ich habe Herrn Botha ende lerzten Jahres im Kino als Tannhäuser erlebt. In dieser Rolle dürfte er unübertroffen sein Er konnte sich sogar noch in der Rom Erzählung steigern. Und wenn er kein Interpret der Spitzenklasse ist, warum singt er dann an den großen Opernhäusern ?

  • Und ich bin überzeugt davon, dass die meisten Menschen heute mit den Augen hören, was erklärt, dass Herr Kaufmann oder Herr Vogt beim breiten Publikum besser ankommen als Herr Botha.


    Im übrigen teile ich die Einschätzung, Herr Botha(!) würde alles gleich singen, überhaupt nicht, dafür habe ich ihn zu oft in zu vielen unterschiedlichen Rollen erlebt. Er sang den Lohengrin nicht wie den Cavaradossi! Um auch den Pfalzgrafen Rudolph in Webers "Silvana" erweckte er in einer konzertanten Aufführung mit rein stimmlichen Mitteln, also rein singend, zu ganz eigenem Leben.


    Absolute Zustimmung!


    Sicher ist Botha nicht der begabteste Darsteller, und seine Beweglichkeit ist natürlich eingeschränkt. Aber Vergleiche mit Sumo-Ringern und anderen Assoziationen, dich ich schon über ihn gehört habe, sind echt fehl am Platz. Da regen sich einige immer auf, dass es immer weniger gute Sänger gibt, und dass viele heute nur wegen ihres attraktiven Äußeren eine gute Karriere machen, aber im gleichen Atemzug lästert man an einem Botha herum, weil er nicht aussieht wie ein Top-Model. Schon sehr widersprüchlich.


    Ich habe Botha als Stolzing und als Siegmund gehört, in beiden Fällen ist das Publikum geradezu ausgetickt. Das war ein Jubel wie man ihn wirklich nicht alle Tage hört. Wenn da jemand behauptet, er komme beim Publikum nicht an ist das schlichtweg nicht wahr. Es gibt sehr wohl noch ein Publikum, dass auf großartiges Singen wert legt, und nicht nur jubelt, weil ein Sänger in die Kategorie Sexiest Man Alive gehört. In Wien ist Botha jedenfalls ein absoluter Publikumsliebling.


    Ich gebe zu, dass er mich im Italienischen Fach nicht ganz so überzeugt wie im Deutschen. Seinem Cavaradossi fehlte es an Italianità. Aber Singen kann er die Partie. Und wie! Auch als Otello war er beeindruckend. Seinen Chenier habe ich nicht gehört. Als Apollo in der Daphne war er auch großartig.



    Ich habe Herrn Botha ende lerzten Jahres im Kino als Tannhäuser erlebt. In dieser Rolle dürfte er unübertroffen sein Er konnte sich sogar. noch in der Rom Erzählung steigern. Und wenn er kein Interpret der Spitzenklasse ist, warum singt er dann an den großen Opernhäusern ?

    Oh oh, gefährliches Terrain, Rodolfo. ;) Im Grunde ist die Frage natürlich berechtigt, aber wenn man sich ansieht wer heute aller an führenden Häusern singt ... Wenn Sänger wie Grigolo oder Albelo das dürfen, darf ein Botha das wohl ja erst recht. Es gibt halt doch nicht so eine große Auswahl.


    Große Enttäuschung herrscht jetzt in Wien weil Botha den Kalaf abgesagt hat. Sein Ersatz ist übrigens der Ehemann von Frau Netrebko, von dem ja viele meinen, er hätte an ersten Häusern nichts verloren und mache jetzt plötzlich Karriere weil er der Gatte der Netrebko ist. So viel zur Frage warum manche Sänger an führenden Häusern singen ... :D Mal schauen, wie Herr Eyvazov in Wien ankommt.


    Gregor

  • Lieber Gregor,


    bei Herrn Grigolo muss ich dir Recht geben. Er hat wie so viele Tenöre das Glück, das er gut aussieht. Aber bei Herrn Albelo muss ich dir leider widersprechen. Er singt ja ein ganz anderes Fach als Botha und ich habe per Livestream sein Roberto Devereux aus Wien gesehen und da war er ganz hervorragend. Im Gegensatz dazu hat Mathew Polenzani in der gleichen Rolle an der MET vor kurzem doch sehr enttäuscht.

  • bei Herrn Grigolo muss ich dir Recht geben. Er hat wie so viele Tenöre das Glück, das er gut aussieht . Aber bei Herrn Albelo muss ich dir leider widersprechen. Er singt ja ein ganz anderes Fach als Botha und ich habe per Livestream sein Roberto Devereux aus Wien gesehen und da war er ganz hervorragend . Im Gegensatz dazu hat Mathew Polenzani in der gleichen Rolle an der MET vor kurzem doch sehr enttäuscht.


    Nun, das ist ja egal, welches Fach die Herren singen. Auch Belcanto-Rollen wollen gut gesungen werden. ;)
    Sorry, aber meine Live-Begegnungen mit Albelo waren eher negativ. Sein Elvino ging ja noch so halbwegs, aber der Percy in der Bolena und besonders der Rigoletto-Herzog waren furchtbar. Eine monochrome, unflexible Stimme, ohne jeglichen Stimmglanz.
    Was Polenzani betrifft, habe ich gerade eine fantastische Rezension über seinen Roberto gelesen. Er soll ganz hervorragend gewesen sein. Da bin ich schon gespannt.


    Gregor

  • Liebe Freunde großer Stimmen!


    Beim Schmökern in alten Threads, die lange vor "meiner" Zeit entstanden entstanden und immer noch lebendig sind, habe ich mich an diesem Thema festgebissen und bin über die große Sachkenntnis der Beteiligten so erstaunt, dass ich mich gern in das Gespräch einklinken würde, zumal es sich um eines meiner Leib- und Magenthemen handelt. Besonders zum Thema Vokalverfärbung würde ich gern einiges Ergänzendes beitragen.


    Aber jetzt muss ich erst mal unterbrechen - ich muss mich trivialeren Dingen dringend zuwenden. Bis später!


    Beste Grüße von Sixtus

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  • Jetzt kann ich zu dem kommen, was mir wichtig ist:
    Beim professionellen Singen gibt es einige Stolpersteine, die beachtet sein wollen - bei Strafe des Ruins der Stimme. Einer davon ist die "Deckung" der Stimme, besonders bei den Vokalen A, I und U in der hohen Lage. Das reine A wird dabei etwas abgedunkelt in Richtung offenes O (wie Ohr), das I eingefärbt in Richtung E (wie Esel), das U geöffnet in Richtung geschlossenes O (wie Ofen). Damit erreicht man, dass sich diese Vokale besser in die Gesangslinie fügen. Der Preis dafür ist allerdings eine Minderung der Wortdeutlichkeit. (Beides auszubalancieren, ist fast wie Spitzentanz.)
    Wer diese Regel missachtet, hat vielleicht kurzfristig Erfolg durch größeren Klangreichtum bei diesen Vokalen, überfordert aber auf Dauer die Stimmbänder - und ruiniert die Stimme. Prominentestes Beispiel: di Stefano; aktuellstes: Villazon. Das gilt aber auch für tiefere Stimmen. Aktueller Fall: Struckmann, der sein angestammte Baritonfach verlassen musste, weil die Höhe nicht mehr funktionierte. (Ich habe ihn bei der Schlussansprache des Sachs in Wien sogar ein E schmeißen hören! Drei Jahre später sang er dann Hagen - ohne wirkliche Bassstimme. Er hatte die Notbremse gezogen.)


    Zu den hier im Vordergrund stehenden Tenören: Ich kenne ihre Stimmen gut und schätze sie beide sehr. Aber sie sind grundverschieden: Botha singt technisch perfekt und ist nur deshalb kein Superstar, weil ihm seine Figur buchstäblich im Wege steht. Kaufmann ist einer geworden, aber beileibe nicht nur, weil er gut aussieht. Er besitzt ein reiches Material und hat sich eine Flexibilität erarbeitet, die ihm seine staunenswerte Vielseitigkeit erlaubt. Aber er gefährdet die Dauer seiner Karriere, indem er zu viel singt (nicht zu vielerlei, das hält die Stimme eher flexibel; aber zu oft). Doch wir dürfen, glaube ich, seinem Otello und Tristan noch getrost entgegen sehen.


    Es gibt darüber noch viel zu sagen; aber ich möchte nicht monologisieren. Ich bin gespannt auf den weiteren Gesprächsverlauf.


    Beste Grüße von Sixtus

  • Nach seiner schweren Erkrankung ist Johan Botha erstmalig wieder aufgetreten. Er hat in Budapest den Siegmund gesungen.


    :hello:


    Jolanthe

  • Wie die Wiener Staatsoper bekanntgab, musste Johan Botha seine für September geplanten Turandot-Auftritte aufgrund seiner schweren Erkrankung absagen. Als Calaf springt Marcello Giordani ein.


    Gregor

  • Heute ist Johan Botha seinem Krebsleiden erlegen. Es macht mich sehr traurig. Obwohl ich ihn nie live gehört habe, verfolgte ich seine Karriere seit 25 Jahren. Er wurde nur 51 Jahre alt.


    Jolanthe

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  • Furchtbar! Ich habe seine eindrucksvolle stimmliche Souveränität auf der Bühne sehr zu schätzen gewusst. Ein ganz großer Verlust!!!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eine wirklich traurige Nachricht, die mich sehr betroffen macht; ruhe er in Frieden. Seine machtvolle, glänzende Stimme wird unvergessen bleiben!

  • Ja, das ist wirklich eine sehr traurige Nachricht. Seine Stimme mochte ich sehr. Jetzt werde ich mir doch meine 2 DVD mit ihm (AIDA, TURANDOT) die ich aus bestimmten Gründen nicht sehen wollte, in aller Ruhe doch anschauen und hören.

    W.S.

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  • Niemand ist fort, den man liebt.
    Die Liebe zu seiner Stimme wird nicht vergehen.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich möchte mit einigen Stunden Abstand seit der Konfrontation mit dieser Nachricht noch etwas über ihn schreiben: Bekanntlich war er durch die Natur nicht durch übermäßige Schönheit, Schlankheit und Sportlichkeit gesegnet, dafür aber mit einer unglaublich schönen und zugleich robusten und immer zuverlässigen Stimme. Und wenn man trotz der beschriebenen Handicaps in Zeiten, in denen die meisten Menschen nicht mit den Ohren, sondern mit den Augen hören, eine solche Weltkarriere macht und über zwei Jahrzehnte hinweg regelmäßig an den weltweit führenden Opernhäusern auftritt, dann zeigt schon das, dass wir es hier mit einem ganz großen und großartigen Sänger seiner Zunft zu tun haben - oder nun leider hatten. Wieviele Kübel voll Häme und Spott musste er aufgrund seiner körperlichen Makel über sich ergehen lassen, überall und demzufolge auch hier - und wie gleichgültig dieser Häme hat er Abend für Abend die anspruchsvollsten Partien in bewunderungswürdiger Souveränität gesungen! Schon allein aufgrund dieser Mühelosigkeit war er live immer ein Ereignis!



    Das heißt, am Anfang tat ich mich schwer, mich an ihn zu gewöhnen und ihn zu mögen, denn er debütierte in Berlin im Januar 1994 ausgerechnet an der Komischen Oper Berlin, es dirigierte übrigens Simone Young, mit welcher Botha eine tiefe künstlerische Partnerschaft über Jahre verbinden sollte. Auch Thielemann schätzte Botha außerordentlich und engagierte ihn gerne, lieber als die beiden so gegensätzlichen deutschen Star-Tenöre Jonas Kaufmann und Klaus-Florian Vogt. Beide verkörpern für mich Extreme, Vogt den Schönklang ohne Männlichkeit und Kaufmann die Männlichkeit ohne Schönklang, während es Botha gelang, Schönklang und Männlichkeit ideal miteinander zu verbinden. Deswegen habe ich ihn immer lieber erlebt als die beiden anderen Genannten und genau deshalb wird er so schmerzlich fehlen!


    Aber zurück zum 29. (oder 30.?) Januar 1994, als in dieser schon vielmals von mir erlebten Inszenierung von Christine Mielitz (zumeist mit einem höchst eindrucksvollen Günter Neumann als Canio) plötzlich ein neuer, mir bis dato fremder Tenor debütierte und als Canio in dieser Inszenierung auf mich so sehr wie ein Fremdkörper wirkte, dass ich richtig wütend auf ihn war, obwohl er makellos sang. Damals hätte ich nie und nimmer gedacht, dass dieser Tenor einmal zu meinen live erlebten Lieblingssängern werden würde.


    Die Wende brachte dann diese konzertante Operaufführung im Herbst des gleichen Jahres, als mich Botha als Pfalzgraf Rudolph in Webers Oper "Silvana" hinriss, nicht nur stimmlich sondern auch sprachlich und mimisch-gestisch, immer mit einem Lächeln und viel Humor diese Partie wirklich gestaltend - da schloss ich ihn in mein Herz!



    Danach habe ich ihn bald in vielen weiteren Rollen erlebt, zumeist an der Staatsoper Berlin, machmal auch an der Deutschen Oper Berlin: Turiddu und Pinkerton, Cavaradossi (ziemlich oft, da hatte er wirklich Emphase!), Radames (auch oft, mit Crescendo und decrescendo auf dem hohen Ton am Ende der Arie), Florestan (mit crescendo auf "Gott", haben nach ihm noch andere gemacht, Kaufmann zum Beispiel, aber er war der Erste, von dem ich das live so gehört habe), Pollione auch mehrfach, dann natürlich Lohengrin - bei seinem (Berliner?) Wagner-Debüt in der zweiten Vorstellung der Neuinszenierung von Harry Kupfer an der Staatsoper Berlin 1996 war er der erste und lange Einzige, den ich mit dem kompletten Schlussbild inklusive 2. Strophe Gralserzählung und "Oh Elsa, was hast du mir angetan" usw. gehört habe - sehr eindrucksvoll, zumal seine etwas neutrale Stimmfarbe sehr gut zum Schwanenritter aus der anderen Welt passte (Peter Seiffert ließ in der Vorstellung der Premierenserie, in der ich ihn erlebte, wieder alles Zusätzliche weg, in der Premiere, in der er für Botha einsprang, sang er es wohl, wie in der Aufnahme unter Barenboim bei TELDEC auch, live habe ich ihn nie damit erlebt, obwohl ich ihn oft als Lohengrin hatte, und überhaupt oft live erlebt habe, zuletzt gestern als Siegmund in der Berliner Philharmonie, immer noch höchst achtbar), 2008 sang Botha dann noch einen großartigen Lohengrin in der Friedrich-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin. 2004 erlebte ich ihn zwei Mal als fantastischen Stolzing an der Berliner Staatsoper.
    Als Botha im Herbst 2006 in Wien sein Debüt als Otello (in einer Neuinszenierugn von Christine Mielitz) gab, flog ich zur zweiten Vorstellung. Er war wie immer nahezu mühelos, auch wenns in der Tiefe etwas fehlte, im Ausdruck war auch noch nicht alles da, aber optisch passte diese Rolle sehr gut zu ihm, und er entwickelte sich als Otello: 2011 in der Deutschen Oper Berlin habe ich ihn 2x als Otello erlebt und fand ihn grandios! Da war alles da! Dann 2012 ein müheloser Bacchus in Hamburg, wie ich es live vergleichbar nur von Klaus König und Frederik Kalt erlebt hatte. im Dezember 2010 erlebte ich ihn als Tannhäuser in Covent Garden London, wieder sehr makellos, allerdings noch ein bissl ausdrucksarm, aber auch in der Rolle (er hatte sie damals erst ein halbes Jahr im Repertoire) wird er sich sicherlich ähnlich weiterentwickelt und gesteigert haben wie beim Otello selbst erlebt. Schade, dass der avisierte Tristan von ihm nun nicht zustande kam, ich hätte ihn damit gerne erlebt, wie auch zu gerne mal als Kaiser oder Siegmund - letzteres war fest geplant, ich hatte am 28.2. dieses Jahres eine Karte in der Semperoper Dresden und war auch da, nur er leider nicht, da kämpfte er schon gegen den tückischen Krebs - und da ich erfahren hatte, um welche Art von Krebs es sich handelt, war ich sehr pessimistisch und rechnete nie und nimmer mit einem Comeback. Dass ihm das im Juni in Budapest dennoch gelang, und zwar als achtbarer Siegmund, zeigt nur, was das für ein gewaltiger Kämpfer war! Freilich sieht man auf dem Aufführungsfoto, was er bis dahin schon alles hinter sich hatte:




    Leider ist nun heute wahr geworden, was ich schon Anfang des Jahres befürchten musste, nämlich, dass er dieses Jahr nicht überleben wird. Ich werde ihn sehr vermissen! :(


    (Ich musste mir das jetzt einfach mal von der Seele schreiben und habe damit hoffentlich nicht Leute provoziert, die ihn nicht so sehr schätzten wie ich, der ich ihn oft live erlebt habe, dass sie an seinem Todestag Wasser in den Wein gießen - für mich war seine stimmliche Souveränität ein Hochgenuss!!! Wäre ich Weintrinker, hätte ich geschrieben: Wein pur!!!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das ist ja entsetzlich! Ich konnte es zunächst gar nicht recht glauben. Da ich, anders als manch andere hier, gar nichts von seiner Erkrankung wusste, erschüttert es mich nun umso mehr.


    Ich glaube, ich habe ihn nur ein einziges Mal live erlebt, und zwar als Stolzing in den "Meistersingern" an der Wiener Staatsoper unter Simone Young in der klassischen Inszenierung von Otto Schenk (müsste Ende 2012 gewesen sein). Er lieferte damals eine wirklich mehr als respektable Leistung ab und wurde nach meiner Erinnerung frenetisch gefeiert. Dass er einer der führenden Wagner-Interpreten im 21. Jahrhundert war, dürfte keine Frage sein, egal wie man im Detail zu ihm steht.


    Ein schwerer Verlust, nicht nur als Sänger.


    R. I. P.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich war schockiert, als ich (auf einem News-Screen in der Wiener U-Bahn) die Nachricht las. Ich bin traurig. Was für ein Verlust!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    Dein so wunderbar persönlich timbrierter Nachruf hat mich sehr berührt. Danke!


    Caruso41


    Von meinem iPhone gesendet.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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