Johan Botha - nicht zu überHÖREN

  • Ein trauriger Tag für die Opernwelt!


    Er war ebenfalls ein Mensch mit klaren Ansichten in Bezug auf Regietheater und Regisseure.


    Ich kannte ihn seit seinen Anfängen in den 80ern an der Volksoper als Rodolfo und Sou-Chong.


    R.I.P.

  • Das ist natürlich eine sehr traurige Nachricht. Zuerst Daniela Dessi (deren Ableben hier im Forum wohl kaum zur Kenntnis genommen wurde) und jetzt Botha. Mit der gleichen Krankheit.
    Bei den Turandot-Proben zur Saisoneröffnung der Wiener Staatsoper soll er ja noch anwesend gewesen sein.
    Renée Fleming und Lise Lindstrom (die seine Partnerin in der Wiener Turandot gewesen wäre) haben auf ihren Facebook-Seiten mit berührenden Worten an Botha erinnert.


    Ich habe Botha, wie auch Dessi, natürlich mehrfach an der Wiener Staatsoper erlebt. Als Stolzing ist er mir in besonders guter Erinnerung, mit der Rolle hatte er einen riesigen Erfolg. Aber er war in Wien sowieso ein Publikumsliebling, begeisterte auch als Lohengrin, Tannhäuser, Siegmund, Radames oder Chenier. Diese Liste ließe sich noch fortsetzen. Er verstand die Wiener Staatsoper wohl als seine künstlerische Heimat. In Wien hatte er ja auch seinen Wohnsitz.


    Ich vermisse in Stimmenliebhaber's Rollenaufzählung den Apollo in Daphne. Oder hast du ihn in dieser Partie gar nicht gehört, Stimmenliebhaber? Eine schwierige Partie die er auch mühelos meisterte.



    Beide verkörpern für mich Extreme, Vogt den Schönklang ohne Männlichkeit und Kaufmann die Männlichkeit ohne Schönklang, während es Botha gelang, Schönklang und Männlichkeit ideal miteinander zu verbinden.

    In nur wenigen prägnanten Worten hast du das ganz wunderbar zusammengefasst und die Essenz Botha's erklärt.



    Gregor

  • Ich vermisse in Stimmenliebhaber's Rollenaufzählung den Apollo in Daphne. Oder hast du ihn in dieser Partie gar nicht gehört, Stimmenliebhaber? Eine schwierige Partie die er auch mühelos meisterte.


    Lieber Gegor, nein, in dieser Rolle habe ich ihn nie erlebt, auch wenn ich mal in die DVD mit der Wiener Fernehaufzeichnung reingeschaut habe, aber ich habe eine Aversion gegen diese Oper und wäre daher nie und nimmer dafür nach Wien gefahren. In Berlin hat Botha den Apollo nie gesungen. Ich weiß nicht, ob ich reingegangen wäre (vermutlich wegen ihm dann doch).
    Als "Tiefland"-Pedro hätte ich ihn zu gerne mal erlebt (nach Reiner Goldberg in den 1990er Jahren, die Rolle lag ihm) und Peter Seiffert 2009, jeweils in Berlin. Vor zwei oder drei Jahren sang er eine Serie in FFM und ich überlegte ernsthaft hinzufahren, aber aus Termingründen zerschlug sich das dann - leider, denn die Kritiken für seinen Pedro waren durchweg hymnisch!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Soeben im Deutschland Radio Kultur gehört und wirklich erschrocken vernommen:


    Der Tenor Johan Botha ist am frühen Morgen seiner schweren Krankheit erlegen. Erst im Juni hatte er mit der Partie des Siegmund in Richard Wagners "Walküre" nach sieben Monaten Bühnenabstinenz sein Comeback gefeiert. Nach der Sommerpause hätte er auch wieder an die Wiener Staatsoper zurückkehren sollen. Botha wurde 1965 in Südafrika geboren. Nach dem Gesangs-Studium kam er 1990 zunächst nach Deutschland. Mit seinem Auftritt in Madama Butterfly an der Opéra Bastille gelang ihm 1993 der internationale Durchbruch. Seit 1996 galt die Wiener Staatsoper als seine künstlerische Heimat. 1998 wurde er österreichischer Staatsbürger und wurde 2003 zum jüngsten Österreichischen Kammersänger ernannt.


    R.I.P.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich habe ihn sowohl gerne gehört als auch sehr gerne auf der Bühne gesehen. Er wirkte immer so menschlich, humorvoll und irgendwie lieb. Offensichtlich war er das auch. Er wird als sehr kollegial beschrieben. Danke Johan Botha!!!

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  • Ein anonym bleiben wollender Mitleser hat mich gebeten den folgenden Beitrag in diesem Thread zu veröffentlichen, ein Wunsch , dem ich hiemit entspreche:


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred, danke für das Einstellen dieses schönen Berichts über diese Begebenheit.


    Den heutigen Beitrag von "Musikwanderer" finde ich hingegen nun wirklich peinlich. Ist es denn wirklich zuviel verlangt, mal die Vorbeiträge zu lesen, bevor man in einer Rubrik eine "Neuigkeit" postet?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ein großes Dankeschön an "Stimmenliebhaber" für die ausführliche Schilderung seiner persönlichen Opernerlebnisse mit Johan Botha.


    Im Gedenken an Johan Botha habe ich mir heute diese CD angehört und war sehr berührt wie makellos und mühelos er alle diese Arien gesungen hat.




    Jolanthe

  • Ein anonym bleiben wollender Mitleser hat mich gebeten den folgenden Beitrag in diesem Thread zu veröffentlichen, ein Wunsch , dem ich hiemit entspreche:


    Das ist wirklich eine schöne Erinnerung! Dank an den unbekannten Verfasser, dass er sie mit uns teilt. Jetzt haben die Kinoerlebnisse Tannhäuser und Meistersinger noch eine weitere Dimension erhalten. Schön!


    Stimmenliebhaber: Ich fand den Beitrag von musikwanderer nicht peinlich. Ich lese gerne mehrere Artikel zu einem Thema in Form eines Pressespiegels und im Falle eines Nachrufes ist das doch noch mehr gerechtfertigt.


    http://www.fr-online.de/theate…tot,1473346,34721504.html


    https://www.br-klassik.de/aktu…-botha-gestorben-100.html


    http://www.spiegel.de/kultur/m…or-ist-tot-a-1111405.html


    Irgendwo las ich, er sei der letzte Gentleman in diesem zunehmend unmenschlichen Opernbertrieb gewesen. Finde den Artikel leider nicht mehr. Ihr?

  • Meine Begeisterung über Johan Bothas Stimme und seine für mich vollendete Gesangskunst habe ich bereits mehrfach hier im Forum geäußert. Da ich ihn häufig auf der Bühne erleben durfte schmerzt sein früher Weggang schon sehr. Für Operfreunde, die Sänger in erster Linie nach den stimmlichen Qualitäten beurteilen, ist einer der besten derzeitigen Sänger von uns genommen worden.
    Auch meine Frau und ich hatten ein schönes Erlebnis mit Johan Botha. Wir saßen nach einer Vorstellung an der Bayerischen Staatsoper mit Herrn Botha im "Hotel an der Oper" in München zusammen. Selbstverständlich lud ich ihn zum Besuch eines Künstlertreffens der Gottlob-Frick-Gesellschaft ein. Er war von unserem Wirken angetan und wollte gerne kommen, sobald es sein Terminplan erlaubt. Unaufgefordert und unerwartet erweiterte er jedoch sein Angebot und meinte, dass er dann gerne bei uns singen würde und das ohne Honorar, weil wir ja junge Sänger fördern würden und das Gedächtnis an Sängerlegenden erhalten und er diese Bestrebungen unterstützen möchte. Vorbildliche Haltung, die nun leider nicht mehr realisiert werden kann.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Aus dem Urlaub zurück, lese ich die Nachrichr vom frühen Tode Johan Bothas.


    Mein erster Reflex: Wer soll jetzt diese Lücke schließen?
    Keiner der jetzt führenden dramatischen Tenöre ist in der Lage, mit einer solchen Leichtigkeit und Perfektion die schweren Heldenpartien zu singen.


    Ich hatte nur wenige Live- Begegnungen mit ihm: Tannhäuser und Siegmund in Wien - und die Kino-Übertragungen von Tannhäuser und Meistersinger aus der Met.
    Bei allen Vorstellungen gab es nichts an der Gesangslinie zu mäkeln.


    Und zu alledem die vielen italienischen Spinto-Partien, die er wie kaum ein anderer Nicht-Italiener blendend meisterte.


    Nun fehlt der Meister - uns allen! Wir können nur dankbar auf die glanzvollen Leistungen zurückblicken.


    An alle, die seine Kunst zu würdigen wussten, herzliche Grüße!


    Sixtus

  • Hallo,


    mit Erschrecken habe auch ich die Nachricht vom Tode Johan Bothas vernommen! Er wird, aufgrund seiner technischen Meisterschaft unersetzlich sein. Hier ist zwar eine gewisse Gleichförmigkeit seiner Interpretationen kritisiert worden, aber man frage sich selbst: Wer konnte oder kann als Sou Chong, Rodolfo, Cavaradossi, Calaf, Canio, Andrea Chenier, Radames, Othello, Bacchus, Kaiser, Lohengrin, Tannhäuser, Stolzing, Siegmund und Parsifal brillieren? Einer der ganz Großen des Tenorfachs hat uns verlassen. Gott sei Dank wird seine Stimme auf Tonträgern weiterleben!


    Johan Botha: R.I.P.


    Antalwin

  • Lieber Antalwin,


    es gibt leider viel zu wenig Tonträger von und mit ihm. Leider ist hier eine Riesenchance verpasst worden!


    Erich


    Zum Glück haben einige von uns manche Radioübertragung (z. B. seinerzeit die Wiener "Walküre"-Premiere) aufgenommen und können uns da austauschen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.


  • Zum Glück haben einige von uns manche Radioübertragung (z. B. seinerzeit die Wiener "Walküre"-Premiere) aufgenommen und können uns da austauschen.


    Ich habe immerhin etliche Live-Aufnahmen, sogar auf CD gebrannt:


    Siegmund (Bayreuth 2013, 2015),
    Lohengrin (Wien 2005, Köln 2008).
    Tannhäuser (Wien 2010)
    Kalaf (Kopenhagen 2006)
    Otello (Wien 2006, Köln 2007)
    Carlos (New York 2006)
    Kaiser (München 2013)
    Apollo (Köln 2003, Wien 2oo4)
    Bacchus (Köln 2008, Wien 2010)


    Des weiteren einige weitere Mitschnitte auf der Festplatte - aber nicht ediert.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Bacchus (Köln 2008) (Wien 2010)


    Diese Angabe verwundert mich, weil ich nicht gedacht hätte, dass Botha so früh den Bacchus gesungen hat. Ich dachte, er hat in dieser Rolle in der Hamburger Neuproduktion 2012 debütiert. Die Wiener Angabe stimmt auch nicht, dort hat er die Rolle nur im Jahr 2014 gesungen, und das 5x:


    https://db-staatsoper.die-antw…arch/person/3284/work/230


    Generell haben wir Glück, dass Botha sehr gut dokumentiert wurde, in offiziellen Mitschnitten und Aufnahmen (man denke nur an die Fernsehübertragungen z.B. aus "Parsifal" Salzburg oder "Daphne" aus Wien oder "Fr-o-Sch" aus München usw., an die Kinoübertragungen aus der MET, an die Rundfunkübertragungen aus Bayreuth und anderswo, das sind viele offizielle Dokumente - zahlreiche inoffizielle Vorstellungsmitschnitte kommen hinzu. Eigentlich gibt es kaum eine Rolle, die er sang, in er nicht aufgezeichnet wurde (Sou-Chong vielleicht). Allein den Tannhäuser habe ich 3x aus seinem Debütjahr 2010: Wien, Turin und London. Spätere Aufnahmen aus London und anderswo gibt es garantiert auch.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ok, danke für die freundliche Aufklärung, das war eine Kupfer-Inszenierung, nicht? Ich erinnere mich, dass ich damals hinfahren wollte, aber aus Zeit- und Geldgründen dann darauf verzichtet habe. Umso froher war ich, dass ich ihn dann zwei Jahre später in Hamburg als Bacchus erleben durfte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Eigentlich gibt es kaum eine Rolle, die er sang, in er nicht aufgezeichnet wurde (Sou-Chong vielleicht).


    Hm, wenn mich nicht alles täuscht sang er den Sou Chong an der Volksoper in der Brandauer-Inszenierung. Die Premiere wurde vom ORF aufgezeichnet (und war wohl meine erste Bekanntschaft mit Johan Botha vor ca. 20 Jahren).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Seit heute erhältlich:



    Orfeo würdigt den im letzten Jahr viel zu früh verstorbenen Tenor Johan Botha mit Opernauszügen von Beethoven ("Fidelio"), Strauss ("Die Frau ohne Schatten", "Daphne", "Ariadne auf Naxos") und insbesondere Wagner ("Tannhäuser", "Lohengrin", "Die Meistersinger", "Parsifal"). Es handelt sich sämtlich um Mitschnitte aus der Wiener Staatsoper zwischen 1997 und 2014.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Wagner-CDs von Botha werden gegenwärtig bei JPC für 2,99 € verramscht!
    Sonderbar!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Gerade in Anbetracht von Johan Botha's Bedeutung als Sänger nimmt sich seine Diskographie eher bescheiden und überschaubar aus. Nun wurde diese um eine interessante Veröffentlichung erweitert.
    Botha singt in einem konzertanten Mitschnitt aus dem Wiener Konzerthaus von 2010 den Luigi in Puccini's Il tabarro.
    Botha's Verdienste im deutschen und besonders im Wagner-Fach sind inzwischen schon legendär. Im italienischen Repertoire konnte er nicht immer jeden überzeugen. Als Luigi begeisterte er bei den Aufführungen im Konzerthaus Publikum und Presse.
    Dazu die packende Musik in Puccini's Verismo-Reißer.
    Vielleicht ist diese Veröffentlichung - im April beim Label Capriccio erschienen - wieder mal ein Anlass, sich die herrliche Stimme von Botha anzuhören.
    Für Botha-Fans sicher ein Muss!


    Gregor

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  • Liebe Taminos,


    die eben genannte "Tabarro"-Aufnahme veranlasste mich, mir wieder den Live-Mitschnitt einer Gala-Vorstellung aus Hagen vom 26. 12. 1997 anzuhören. Johan Botha sang den Cavaradossi in der "Tosca" und kehrte damit an eine seiner ersten Wirkungsstätten in Deutschland zurück. (Dieses Gastspiel war lange vorher ausverkauft - Karten waren nicht mehr zu bekommen.) Wohl animiert durch den Anlass, bringt Johan Botha eine nicht nur außerordentlich stimmschöne sondern auch ausdrucksmäßig eindrucksvolle Interpretation. Meines Wissens ist der schmerzlich vermisste Tenor in dieser Rolle - abgesehen von den beiden Arien des Cavaradossi - bisher nicht offiziell dokumentiert worden.


    Die 'hauseigenen' Sänger Daniela Nedialkova (Tosca) und Stefan Adam (Scarpia) wurden durch das Gastspiel des ehemaligen Hagener Ensemble-Mitglieds zu Höchstleistungen angespornt und hätten auch internationalen Maßstäben entsprochen. Der damalige Hagener 'General' Gerhard Markson stand am Pult; es war eine im besten Sinne traditionelle Inszenierung des Intendanten Peter Bisang - ich sah eine vorhergehende Repertoire-Aufführung. (Übrigens sang den Hirtenknaben ein gewisser 'Sabin Tambrea', der heute Schauspieler ist und noch vor einigen Tagen im TV in einem unsäglichen Spielfilm als König Ludwig II. von Bayern zu sehen war.)


    Grüße


    Carlo

  • Meines Wissens ist der schmerzlich vermisste Tenor in dieser Rolle - abgesehen von den beiden Arien des Cavaradossi - bisher nicht offiziell dokumentiert worden.

    Das scheint in der Tat so zu sein. Auch bei Youtube findet sich gar nichts von Bothas Cavaradossi - dabei hat er diese Partie in Berlin und anderswo so häufig gesungen. Natürlich kursieren in Sammlerkreisen verschiedene Audio-Vorstellungsmitschnitte, aber offiziell gibt es gar nichts. In den Neunzigern setzte man eben mehr auf Verfilmungen und Videoveröffentlichungen als auf Audio-Studio-Aufnahmen, und da entschied man sich dann eher für Herrn Alagna als für Herrn Botha - was aus stimmlichen Gründen bedauerlich ist. Ich habe Botha an der Berliner Staatsoper sicher mehr als 5x live als Cavaradossi erlebt - und alles in allem war das stimmlich der vermutlich beste souveränste Cavaradossi von allen, die ich erlebt habe - auch wenn Neil Shicoff an der Deutschen Oper Berlin Anfang der Neunziger das noch überzeugendere Gesamtpaket war.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Beim Label Orfeo ist soeben eine Doppel-CD mit Live-Aufnahmen von Johan Botha aus der Wiener Staatsoper erschienen, auf der man sich vollständig auf das italienische Repertoire des Sängers konzentriert. Das deutsche Fach Botha's mit Beethoven, Wagner und R. Strauss deckte bereits eine 2017 veröffentlichte Live-CD ab.


    Johan Botha trat in der Zeit von 1996 bis 2015 insgesamt 229 Mal in 22 Partien an der Wiener Staatsoper auf. Davon entfielen neun Rollen auf das italienische Fach. Auf Italian Opera Arias bietet die WSO Ausschnitte aus allen neun Partien.

    CD 1 widmet sich Botha's Verdi-Rollen im Haus am Ring - Don Carlo (8 Mal an der WSO), Arrigo in I vespri siciliani (17 Mal), Radames in Aida (9 Mal) und Otello (23 Mal). Auf CD 2 hört man ihn in Giordano's Andrea Chénier (11 Mal an der WSO), Mascagni's Cavalleria Rusticana (7 Mal), Leoncavallo's I Pagliacci (6 Mal) und in den Puccini-Opern Tosca (15 Mal) und Turandot (9 Mal).

    Bei Già nella notte densa ist Botha mit der überragenden Krassimira Stoyanova als Desdemona zu hören, bei Tu qui, Santuzza? ist die mitreißende Agnes Baltsa seine Partnerin. Zu Gehör kommen auch Violeta Urmana, Dmitri Hvorostovsky, Renato Bruson und Leo Nucci.



    Gregor

  • Ruhig ist es geworden in diesem thread seit dem Ableben Botha's. Veröffentlichungen mit dem Tenor werden wohl kaum noch wahr genommen.

    So ist Strauss' Ariadne auf Naxos mit Johan Botha als Bacchus bereits im März auf DVD erschienen.


    Es handelt sich um eine Aufführung aus der Wiener Staatsoper in der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf.

    Auch die restliche Besetzung ist erlesen. So ist Soile Isokoski die Primadonna/Ariadne, Sophie Koch der Komponist und Daniela Fally die Zerbinetta.

    Am Dirigentpult stand Christian Thielemann.

    Die Vorstellungen vom Oktober 2014 waren ein musikalischer Triumph.


    Es handelt sich dabei übrigens nicht nur um einen der letzten Auftritte Botha's an der Wiener Staatsoper, sondern auch von Soile Isokoski, die ihre Karriere inzwischen beendet hat.

    Und hier ist auch der im vergangenen Jahr verstorbene Schauspiel- und Burgtheater-Star Peter Matic in der Rolle des Haufhofmeisters zu sehen. Eine Rolle, die der große Schauspieler in der Zeit von 2012 bis 2018 immerhin 26 mal auf der Bühne der Staatsoper gegeben hat.


    Obwohl es also eine Aufführung aus der noch jüngeren Vergangenheit ist, handelt es sich hier wohl bereits um eine DVD-Veröffentlichung mit Nostalgie-Charakter.




    Gregor

  • "Musikalischer Triumph" - das kann ich nur unterstreichen. Ich habe von der Veröffentlichung der Aufnahme auch "nur" hier erfahren und habe gleich zugeschlagen.


    Ariadne in Wien und in dieser Konstellation - besser geht's nicht.


    Die Wiener "Premiere" war 2012, eine Übernahme von den Salzburger Festspielen, wo das Werk in der Gesamtfassung gespielt worden war. In Wien dann daraus die populäre Fassung mit Vorspiel und Oper. 2012 mit Welser-Möst am Pult und Stephen Gould als Bacchus. Hier 2014 also mit Thielemann und mit dem fabelhaften und unübertroffenen und auch herrlich komischen Johan Botha als Bacchus. Etwas untergegangen ist in dem Video die Szene, als Bacchus auftrat. Beziehungsweise war vorgesehen - und in der ersten Serie in der Wiener Staatsoper auch mit Stephen Gould zu sehen und vor allem zu hören - dass die ersten Phrasen des Bacchus aus dem Off kamen und der erste Auftritt des Sängers mit den Worten "Doch da ich unverwandelt von dir gegangen bin" stattfand, und es bei diesem Auftritt (bei dieser überlauten Deklamation des imposanten Sängers) alle ehrenwerten Zuschauer von ihren Sitzen flogen wegen der Lautstärke.


    Hier ein sehr interessantes Interview mit Thielemann zu diesem Werk und im Besonderen über diese Aufführungsserie im Oktober 2014. Er nennt das Staatsopernorchester und das Orchester der Dresdner Oper "Geschwister", aus gutem Grunde.


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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