Deutschem Rundfunk-Archiv droht Schließung


  • Wie die Rheinische Post aus Düsseldorf heute meldet, droht dem Deutschen Rundfunk Archiv (Frankfurt/M und Babelsberg) die Schließung. Die ARD ist wohl, wie Wolfram Goertz schreibt, nicht bereit, die Kosten von jährlich ca. 12 Millionen Euro für die Archivierung aufzubringen.


    Was das für uns Sammler von Radio-Aufnahmen, vorzugsweise von Musiksendungen, bedeutet, ist kaum vorstellbar.


    Das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) ist als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts eine Gemeinschaftseinrichtung der ARD, gegründet 1952 als Lautarchiv des Deutschen Rundfunks.
    Das DRA verfügt über reichhaltige Bestände an Ton- und Bilddokumenten, Schriftgut, gedruckten Medien und Sachzeugen. Das Archiv umfasst wesentliche Teile der audiovisuellen Überlieferung in Deutschland und spiegelt die Entwicklung des Rundfunks seit seinen Anfängen, insbesondere aber der ARD und des Hörfunks und Fernsehens der DDR. Sammlungsschwerpunkte des Archivs sind Aufnahmen aus Zeitgeschichte und Musik seit Beginn der Tonaufzeichnung, historische Tonträger wie Wachswalzen und Schallfolien, Schellack- und Vinylplatten, Klavierrollen und anderes mehr.
    Die Bestände und Informationsquellen des DRA werden im Rahmen des Stiftungsauftrages dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für Wissenschaft und Forschung, Erziehung und Kultur, und (leider nur eingeschränkt) auch Privatpersonen, Sammlern und kommerziell arbeitenden Einrichtungen zur Verfügung gestellt.


    Ende des Monats werden die Chefs der ARD-Anstalten über Sparzwänge diskutieren, an deren Ende die Zerschlagung des Archivs stehen könnte....


    Hoffen wir, dass uns diese Informationsquelle erhalten bleibt!


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • "Was deutsch und echt,
    wüßt' keiner mehr."


    Leider wahr geworden mittlerweile. :no:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Als Gebührenzahler sollte man sich jedenfalls beschweren. Eine der wenige Sachen, für die diese Gebühren sinnvoll eingesetzt werden können (anstatt mit dem Privaten Blödfunk um das tiefere Niveau zu konkurrieren...)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo, Taminos!


    Es ist schier unglaublich, was sich gerade auf dem Sektor KULTUR abspielt. Es wird gespart und gestrichen, aber an den falschen Enden. Was kann man dagegen tun, wo sich beschweren? Keiner wird dafür zuständig sein. Das Land, die Kommunen, oder beide? Ein Brief mit noch so vielen Unterschriften an unseren zuständigen Minister wird wegen Arbeitsüberlastung gleich im Reißwolf landen. Ich gehöre zu den Sammlern, die gerade solch alte Rundfunk- und TV-Mitschnitte suchen, und dafür auch bezahlen würden. Für deutsche Kultur ist kein Geld mehr da, aber für Skulpturen in Parks, die gerade der Schrottpresse entkommen sind, werden 100.000e Euro verplempert. Das ist vielleicht nur ein Beispiel von Vielen. Aber meine Frage: Was kann man tun?




    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ja, das ist die Frage: Was kann man tun?


    Ich fürchte: wenig bis nichts.


    Es ist skandalös und beschämend, daß die schlimmsten Befürchtungen in naher Zukunft Wirklichkeit werden könnten.


    So ehren die Deutschen ihre Meister. ;(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Auch ich stelle mir die Frage, Was kann man geegen falsche Sparwut tun?.
    Bei den geplanten Sparmaßnahmen in Bonner-Musikszene regte sich hier im Forum sofort Widerspruch und eine Seite für Unterschriften wurde installiert. Bravissimo!
    Die Schließung des Deutschen Ruindfunk Archivs wäre eine nicht wieder gut zu machende kulturpolitische Sünde, besonders für alle historisch interessierten Taminos.
    Wir sollten Stimmen dagegen sammeln und protestieren. Wer von den interessierten Taminos intalliert die Protestseite und leitet diese nach Abschluss der Unterschriftenaktion an die entscheidende Stelle weiter? Danke - erbeten sind weitere Vorschläge und Meldungen zu erfolgversprechenden Aktivitäten in dieser Richtung.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hmm, 12 Millionen - habe ich doch vor kurzem irgendwo gelesen.
    Richtig, waren das nicht mindestens geschätzte 12 Millionen Euro, die das ZDF in seinen neuen Verdummungssender "ZDFkultur" nur für Neuproduktionen stecken wollte?
    Die wären doch eindeutig besser [und bevorrechtigt] dem DRA zu überlassen!


    Aber wahrscheinlich wird es sich als lohnenswerter erweisen, die wichtigsten Rechte der DRA an ausländische Investoren gewinnbringend zu veräußern, um damit das viel zu hohe unproduktive "Personal" nebst teils völlig unangemessenen Gehältern zu entlohnen wie auch weitere dummblöde Sendungen für Pseudo-Sparten, die die Welt weder will noch braucht, zu produzieren.


    Dieser Vorschlag stellt jedoch eine kostenpflichtige Beratung dar, und ist bei späterer Umsetzung mit 24 Millionen Euro zu vergüten, auf dem verkürzten Zahlungsweg direkt an den DRA zu überweisen...

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Wenn ich mir vorstelle, welche unveröffentlichten Aufnahmen großer Dirigenten dadurch evtl. unwiderbringlich vernichtet werden könnten, nicht auszudenken. In den Archiven schlummern sicherlich noch zahlreiche ungehobene Schätze, die in den Augen der ARD wohl nicht gewinnbringend genug sein dürften, da nur für einige wenige Sammler interessant. Tatsächlich dürften sich die Interessenten uralter Rundfunk-Mitschnitte (meist ja noch Mono) eher in Grenzen halten. Das ist eben Kapitalismus. Was nichts bringt, muß weg, da unrentabel.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das bemerkenswerte beim Rundfunkarchiv ist nicht zuletzt, dass man dort versucht hat, alles zu sammeln, was auf Tonträgern erschienen ist. Man konnte unabspielbare Fundstücke von Dachböden oder sonstwoher einschicken und für jeden Tonträger gibt/gab es dort ein Abspielgerät. Die Einsender bekamen dann als Gegenleistung für die Übereignung einen Umschnitt der Musik auf MC zugeschickt.


    Freilich: die Rundfunkanstalten selbst haben schon früher mit der Kulturzerstörung begonnen und jede Menge Bänder gelöscht, um Platz in den Archiven zu gewinnen. Auf Anderem sitzen sie wie die Glucken auf dem Ei und lassen sich Umschnitte sehr teuer bezahlen. Und schließlich haben sich die Menschen geändert: "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Archivierbarkeit" in Anlehnung an eine Arbeit von Walter Benjamin, das wäre mal eine Untersuchung wert, und wie dieses Bewusstsein das Musikhören und-schaffen verändert.


    Aber zurück zum Thema: das Rundfunkarchiv ist unverzichtbar. Nur sollten sich Kulturfreunde sich nicht damit aufhalten, welches Kulturerzeugnis denn nun erhaltenswerter sei ("Kunstwerk gerade der Schrottpresse entkommen"). Ich erinnere mich an den (politischen) Sommer 2009, wo kein Geld für Lehrer, Schulen, Altenpflege etc. da war, Haushaltssanierung hieß das Gebot. Und dann kam der Bankenkrach. Und plötzlich waren dreistellige Milliardenbeträge verfügbar, um die Banken zu retten. Das sind die Prioritäten in unserem Land. Das Rundfunkarchiv muss erhalten bleiben. Aber nicht zu Lasten der Kunst im öffentlichen Raum. Sondern zu Lasten völlig überflüssiger Banksubventionen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Äh, ja, das Zitat von Jascha Horenstein füge ich hier mal an:


    "[Soviet orchestras] can only be compared with the very best in the
    USA. The marvelleous thing about the Russian music business is the
    complete elimination of the profit principle. That's the key to
    everything. When I was asked in 1933 by the manager of the Leningrad
    Philharmonic to compile a program I answered jokingly: The best thing
    would be to bring out five or six living composers: "Hindemith, Krenek,
    Roussel and so on". Every other manager would have kicked me out. Who
    would pay for it? But this one answered cooly: "allright"! And the
    program was carried through."


    Mir scheint, dass hier ein Hauptgrund liegt, sich zu wehren: Kultur kann nicht oder nur kaum den Gesetzen des Marktes unterworfen werden. Das gilt für ihre Aufbewahrung ebenso wie für ihre Weiterentwicklung. Bislang haben wir einen recht komfortabel abgesicherten status quo in Deutschland. Die Schließung des DRA wäre ein nicht hinnehmbarer Paradigmenwechsel.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • . Und plötzlich waren dreistellige Milliardenbeträge verfügbar, um die Banken zu retten. Das sind die Prioritäten in unserem Land. Das Rundfunkarchiv muss erhalten bleiben. Aber nicht zu Lasten der Kunst im öffentlichen Raum. Sondern zu Lasten völlig überflüssiger Banksubventionen.


    Wie wahr !!

  • ..... bleibt noch anzumerken, dass neben der Auskunft über Archivmaterial (auch online) dann auch die Möglichkeit entfällt, für kleines Geld die eine oder andere historische Aufnahme zu bekommen.
    Es gibt nämlich auch einen Shop. Als dieser eingerichtet wurde, habe ich mir damals als erstes eine Opernaufnahme bestellt, die auch heute noch erhältlich ist:



    Giacomo Puccini - La Bohème
    Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
    nach Louis Henri Murgers Roman Scenes de la vie de Boheme


    Teilaufnahme einer Aufführung im Berliner Rundfunk
    am 14. Februar 1937 in deutscher Sprache


    Übersetzung: Ludwig Hartmann
    Funkbearbeitung: Heinrich Burkard
    Regie: Leopold Hainisch


    mit:
    Margarete Teschemacher, Sopran (Mimi)
    Tresi Rudolph, Sopran (Musette)
    Helge Rosvaenge, Tenor (Rudolf, ein Dichter)
    Willi Domgraf-Fassbaender, Bariton (Marcel, ein Maler)
    Wolfgang Wolff, Bariton (Schaunard, ein Musiker)
    Wilhelm Strienz, Baß (Collin, ein Philosoph)
    Rio Kube, Tenor (Parpignol)
    Erich Rauch, Baß (Bernard, der Hausherr)
    Karl Wagner, Baß (Alcindor, ein Staatsrat)
    Rudolf Hofbauer, Baß (Ein Zollwächter)
    Karl Muth, Baß (Ein Sergeant der Zollwache)


    Chor des Reichssenders Berlin, ein Knabenchor
    Orchester des Reichssenders Berlin
    Leitung: Heinrich Steiner


    Preis: € 5,00


    +++++++++++++


    Dies nur als Beispiel für den Opernfreund.


    Es gibt auch anderes, z.B.:







    Näheres im Webshop des DRA.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • ich habe angeregt, eine Petition ähnlich "Rettet die Oper Bonn" im Forum zu schreiben. Wer könnte so nett sein und diese Initiative starten? Außerdem
    müßten die Zielpersonen, die für Erhaltung bzw. Schließung des DRA verantwortlich sind, herausgefunden werden, damit dann das Protestschreiben zugestellt werden kann. Harald kennt sicherlich die Zusammenhänge?
    Herzlichst
    Operus

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  • Für die "Rettung von Griechenland" stellt die deutsche Regierung 22 Milliarden in drei Jahren zur Verfügung.
    Klar,daß dann für die Rettung deutscher Kultur nichts mehr übrig bleibt.


    Andererseits frage ich mich,warum das Deutsche Rundfunk Archiv seine Schätze nicht als kostenlose Downloads dem Steuerzahler zur Verfügung stellt,da der Steuerzahler das Archiv finanziert.Statt für eine kostenlose Verbreitung der Rundfunkaufnahmen,die der Gebührenzahler finanziert hatte,zu sorgen,hortet man sie fern der Öffentlichkeit.

    mfG
    Michael

  • Jetzt muß man einmal ganz nüchtern betrachten wo hier der Nutzen für uns liegt, sprich für die die das ganze Bezahlen, also die Steurerzahler.
    Das sind Musikinteressenten und Sammler, die ja nur einen, wie du selber schreibst, begrenzten Zugang haben, das heißt also von diesem Archive wahrscheinlich gar nicht profitieren können.
    Zum anderen habe ich heute mit jemanden gesprochen der mit diesem Archive vertraut ist.
    Neues kommt nicht nach und das was für Musiksammler von interesse sein könnte wurde bereits veröffentlicht, höchstwahrcheinklich aber wohl kaum von dem DRA, die haben sich wie es beim Rundfunk so üblich ist statt für die Lokomotive für den Schlafwagen entschieden und jetzt kommt die logische Konsequenz.

  • Im neuesten Fono Forum bezeichnet Wolfram Goertz das Deutsche Rundfunk Archiv als das mediale Gedächtnis Deutschland und argumentiert gekonnt und beweiskräftig für die Rettung dieser kulturellen Institution. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Appelle nicht ungehört verhallen und diese Einrichtung unverständlichen Sparzwängen - bei Rundfunkgebühren, die ständig steigen und weiter steigen sollen - geopfert wird. Für den dann gesparten Betrag können die ARD-Intendanten dann noch eine weitere Talk-Show oder ein weiteres verblödendes Casting in Szene setzen. Ade Kulturnation Deutschland!
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich finde es auch falsch, daß das DRA so zögerlich Aufnahmen rausrückt. Dieser Webshop ist doch gelinde gesagt ein Witz. Da sind vielleicht zwei Dutzend Titel verfügbar. Marginalitäten sind das. Eigentlich müßte es sogar möglich sein, daß alles (vielleicht gegen kleinen Unkostenbeitrag) online abrufbar ist. Freilich: zu schön, um wahr zu sein. Die haben wohl tatsächlich den Zug der Zeit verpaßt. Durch die Einkünfte aus diesen Downloads (wie Amazon, nur günstiger), wäre die Zukunft womöglich sogar gesichert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie die Rheinische Post aus Düsseldorf heute meldet, droht dem Deutschen Rundfunk Archiv (Frankfurt/M und Babelsberg) die Schließung. Die ARD ist wohl, wie Wolfram Goertz schreibt, nicht bereit, die Kosten von jährlich ca. 12 Millionen Euro für die Archivierung aufzubringen.


    Was ist eigentlich daraus geworden? Obwohl ich Zeitungen lese und Radio höre - dieses Thema, das uns umtreibt, ist mir seither nie wieder begegnet. Weiß wer etwas Neues?


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Was ist eigentlich daraus geworden? Obwohl ich Zeitungen lese und Radio höre - dieses Thema, das uns umtreibt, ist mir seither nie wieder begegnet. Weiß wer etwas Neues?


    Gruß Rheingold

    Ich stelle einmal 10,5 Jahre später dieselbe Frage. Es wäre interessant das zu wissen. 12 Mio. Euro für das mediale Gedächtnis Deutschlands hört sich jetzt nicht so verzweifelt viel an ...

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  • Das war wohl falscher Alarm, denn bereits drei Wochen nach dem RP-Bericht, am 28.06.2011, wurde berichtet: Sorgen um das "mediale Gedächtnis" sind unbegründet/ Die Bestände des Deutschen Rundfunkarchivs bleiben genauso erhalten wie dessen Dienstleistungen für die Öffentlichkeit

    https://www.presseportal.de/pm/29876/2069953

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Seit dem RBB-Skandal scheint die private Nutzung des Mitschnittdienstes des DRA, der an die RBB Media GmbH ausgelagert ist, faktisch unmöglich zu sein. Gab es früher bei Rechercheanfragen meist binnen einer Woche eine (oft sehr detaillierte) Antwort, werden Mails seit Jahresanfang 2023 schlichtweg nicht mehr beantwortet. Ich habe es noch ein paar Mal versucht, irgendwann aber entnervt aufgegeben. Schon in der jetzigen Form ist das DRA insofern Geschichte. Es wurden Prioritäten gesetzt. Hauptsache, die Gehälter in der Führungsetage des ÖRR steigen. Die Allgemeinheit kann schauen, wo sie bleibt. Medial behandelt wird das in keiner Weise, es scheint aber auch fast niemanden zu interessieren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Archive, sei es für Geschriebenes, Getipptes, Gedrucktes oder elektronisch Gespeichertes, sind das Gedächtnis einer Gesellschaft.


    Werden die Aufbewahrungsstätten nicht gepflegt, gehen der Gesellschaft die Wurzeln unwiederbringlich verloren.


    Die Pressemitteilung stammt aus dem Jahr 2011. Es geht um Geld..


    Die Erfahrungen von Joseph II. lassen wenig Gutes erahnen.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Wenn ich das richtig verstehe, könnte ich dem DRA schreiben (Email oder so), dass ich Interesse an den Aufzeichnung von Rameau mit Daniel Chorzempa hätte, dir vor 50 Jahren beim WDR gemacht wurden. Die müssten die tatsächlich noch haben, sollte der RBB seinen Pflichten nachgekommen sein?


    Zur Erläuterung. Mich haben diese Aufnahmen nicht unerheblich beeinflusst, nur sind meine damaligen Bandaufnahmen nicht benutzbar und veröffentlicht hat der WDR diese Aufzeichnungen mW. nie.

  • Seit dem RBB-Skandal scheint die private Nutzung des Mitschnittdienstes des DRA, der an die RBB Media GmbH ausgelagert ist, faktisch unmöglich zu sein. Gab es früher bei Rechercheanfragen meist binnen einer Woche eine (oft sehr detaillierte) Antwort, werden Mails seit Jahresanfang 2023 schlichtweg nicht mehr beantwortet. Ich habe es noch ein paar Mal versucht, irgendwann aber entnervt aufgegeben. Schon in der jetzigen Form ist das DRA insofern Geschichte. Es wurden Prioritäten gesetzt. Hauptsache, die Gehälter in der Führungsetage des ÖRR steigen. Die Allgemeinheit kann schauen, wo sie bleibt. Medial behandelt wird das in keiner Weise, es scheint aber auch fast niemanden zu interessieren.

    Wenn das so bleibt, ist es ein enormer Verlust. Ich habe mich dort mit etlichen Raritäten eingedeckt, die aller Voraussicht nach nie (oder zumindest kaum einmal) auf CD erscheinen werden, und so etliches entdeckt, das mir sehr wertvoll ist. Da geht eine wahre Fundgrube verloren.

  • 12 Mio. Euro für das mediale Gedächtnis Deutschlands h

    Ich frage mich bitte sehr, was an einem solchen Archiv 12 Millionen Euro Jährlich kosten soll.

    Da werden Gelder verschludert oder in falsche Kanäle geleitet wo sie planmässig versickern

    Ein echtes Problem ist das öffentliche Desinterese und das Desinteresse der Politiker, deren Niveau vermutlich dem seines Volkes entspricht.


    Mittelfristig wird der gesamten Klassikszene ähnliches Blühen, wenn die Archive der Plattenfirmen für den Download (statt CDs) nur mehr spärlich genutzt werden. Dann wird irgen ein Technokrat verlangen, dass alles gelöscht wird - weil's sowieso nur mehr eine winzige Minderheit interessiert. Man könnte das Geld gewinnbringender anlegen...

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich frage mich bitte sehr, was an einem solchen Archiv 12 Millionen Euro Jährlich kosten soll.

    Eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Man müsste die Bilanz des Archivs einmal sehen.*


    Trotzdem, wenn man bedenkt, in welcher Geschwindigkeit Milliarden zur Verfügung stehen, wenn die Regierung will, ist die Archivierung doch ganz offensichtlich nicht so hoch priorisiert. Der Nachteil ist dabei, dass, wenn einmal etwas verloren ist, das für die Ewigkeit ist ...


    * Der RBB hat tatsächlich bei der Verwendung von öffentlichen Geldern angesichts der laufenden Ermittlungen keine gute Figur gemacht

  • Die ARD-Vorsitzenden Monika Piel stellte noch einmal klar: "Alle ARD-Anstalten stehen vor großen finanziellen Herausforderungen und prüfen, wie sie durch Synergien ihr Leistungsniveau mit weniger finanziellem Aufwand künftig halten können. Wenn alles auf dem Prüfstand steht, können auch Gemeinschaftseinrichtungen der ARD wie zum Beispiel die Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv davon nicht ausgenommen werden. Diese Prüfung zielt jedoch nicht auf die Abschaffung des DRA, sondern darauf, die Leistungen dieser 1952 als "Lautarchiv des deutschen Rundfunks" gegründeten Einrichtung zu optimieren."

    Diese "Optimierung" ist mittlerweile offenkundig gelungen. Formal bleibt das DRA bestehen, es wird freundlich auf den DRA-Mitschnittservice verwiesen. Wirklich nutzbar scheint das indes nicht mehr zu sein.

    Wenn ich das richtig verstehe, könnte ich dem DRA schreiben (Email oder so), dass ich Interesse an den Aufzeichnung von Rameau mit Daniel Chorzempa hätte, dir vor 50 Jahren beim WDR gemacht wurden. Die müssten die tatsächlich noch haben, sollte der RBB seinen Pflichten nachgekommen sein?

    Nicht ganz. RBB Media ist nur zuständig für DDR-Fernsehfunk (DFF) und DDR-Hörfunk im DRA, RBB (sowie Vorgängersender ORB und SFB), SR und ARTE. Die übrigen Rundfunkanstalten haben ihre eigenen Archive, bei denen gesondert nachzufragen wäre. Der WDR war bis vor einigen Jahren relativ kooperativ, der BR bspw. nach meinen Informationen noch nie. Die (natürlich entgeltliche) Herausgabe von Archivmaterial der ARD-Sender hat sich massiv verschlechtert. Man sitzt auf Tonaufnahmeschätzen und gibt diese nicht einmal gegen Bares heraus. Ein merkwürdiges Selbstverständnis des ÖRR.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der SWR ging vor etwa zehn Jahren den Weg, seine Archivbestände selbst sukzessive digital entgeltlich zu veröffentlichen (siehe etwa hier). Dadurch gelangte durchaus einiges von Interesse aus dem Bestand von Südfunk (Stuttgart) und Südwestfunk (Baden-Baden) an die Öffentlichkeit. Allerdings scheint SWR Digital seit circa 2020 ins Stocken geraten, da seither Neuerscheinungen auf sich warten lassen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões