Der Bariton Renato Capecchi

  • Heute vor 13 Jahren ist er gestorben:
    Capecchi, Renato, italienischer Bariton, * 6. November 1923 in Kairo/Ägypten, † 30. Juni 1998 in Mailand.
    Studierte Geige, ließ dann seine Stimme ausbilden und stand 1949 als Amonasro in Reggio Emilia erstmals auf der Bühne.
    Seit 1950 an der Mailänder Scala, seit 1952 an der New Yorker Metropolitan Opera und seit 1962 am Londoner Covent Garden.


    Zu Beginn seiner Karriere sang er dramatische Baritonpartien (Rigoletto), auch Don Giovanni. Später spezialisierte er sich auf Buffo- und Charakterpartien. Unter seinen nahezu 300 Rollen sind seine Rossini-Figuren, der Mesner (in Tosca) oder Gianni Schicchi hervorzuheben.
    Er führte auch Regie und gab Opernkurse. 1983 trat er bei den Festspielen in der Arena von Verona auf. Noch mit über 70 Jahren trat er 1996 als Gianni Schicchi in Toronto auf.


    Meine erste Gesamtaufnahme des "Rigoletto" war seinerzeit eine Philips-Doppel LP:



    Aufnahme: 1958, Studio
    Dirigent: Francesco Molinari-Pradelli
    Orchestra del Teatro San Carlo di Napoli
    Coro del Teatro San Carlo di Napoli
    Chorleitung: Michele Lauro
    Label: Philips (2 LP)


    Conte di Ceprano: Guido Pasella
    Contessa di Ceprano: Anna di Stasio
    Duca di Mantova: Richard Tucker
    Gilda: Gianna d' Angelo
    Giovanna: Aurora Cattelani
    Il Conte di Monterone: Vito Susca
    Maddalena: Miriam Pirazzini
    Marullo: Giorgio Giorgetti
    Matteo Borsa: Vittorio Pandano
    Rigoletto: Renato Capecchi
    Sparafucile: Ivan Sardi
    Un paggio: Carmen Marchi
    Usciere di Corte: Eno Mucchiutti


    Ommer verzeichnet die Mitwirkung in über 120 Opern-Gesamtaufnahmen über einen Zeitraum von 1949 bis 1993. Von Beckmesser über Don Pasquale bis Fra Melitone, aber auch Mesner, Ping oder Dandini, Figaro oder Doktor Bartolo, aber auch Don Giovanni - fast alles ist da vertreten!


    Eine seiner frühen Aufnahmen ist der Belfiore in Verdis komischer Oper "Un Giorno di Regno":



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo, Harald!


    Diese Platten habe ich auch noch in Besitz. Leider habe ich noch kein Portrait von ihm mit einzelnen Arien. Bei der Suche danach bin ich auf diese interessante Gesamtaufnahme gestoßen. Ich konnte nicht wiederstehen und habe sie gleich bestellt.


    W.S.

  • Da ich gerade Musik aus Aix-en-Provence höre, habe ich in den Annalen dieses Festivals geblättert und bin auf diese "Don Giovanni"-Aufnahme von 1950 gestoßen:



    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Don Giovanni

    Aufnahme: 18.7.1950, live, Aix-en-Provence
    Dirigent: Hans Rosbaud
    Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire Paris
    Choeurs de la Societée des concerts du Conservatoire de Paris
    Don Giovanni: Renato Capecchi
    Don Ottavio: Léopold Simoneau
    Donna Anna: Carla Castellani
    Donna Elvira: Suzanne Danco
    Il Commendatore: Raffaele Arië
    Leporello: Marcello Cortis
    Masetto: Eraldo Coda
    Zerlina: Emmy Loose


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch in dieser großartigen Aufnahme der "Forza" sang Capecchi mit, und zwar den Fra' Melitone. Eine Jahrhundertaufnahme!?


  • Renato Capecchi ist ganz eindeutig einer meiner Lieblingssänger im italienischen Fach, sowohl im dramatischen Bereich, wie auch als Buffo. Ganz allgemein hat mich schon immer seine Vielseitigkeit beeindruckt, er gehört zu den Sängern, die sich nur sehr schwer in eine Schublade einordnen lassen.


    Ich tue mir allerdings schwer, ihn als Bariton zu sehen, für mich war er immer eher ein Basso cantante mit sonorem Fundament, dessen Stimme sich dann aber - im Gegensatz zu vielen Kollegen - mühelos höher und immer höher schwingen konnte, fast als gäbe es da keine Grenze.


    Harald hat ja schon auf einige dramatischere Rollen hingewiesen, den Rigoletto etwa, ich denke da auch noch an den Jago unter Santini mit Mario del Monaco und den Riccardo in den Puritanern unter Bonynge. Also Rollen, die z.B. auch Tito Gobbi sang. Und im direkten Vergleich mit diesem auf seine Art ebenfalls einzigartigen Sänger wird ein wesentlicher Unterschied deutlich: Capecchi blieb trotz aller Dramatik und Leidenschaftlichkeit im Ausdruck immer ein Belcanto-Sänger, d.h.seine Töne klangen immer auch schön. Anders als Gobbi oder auch Boris Christoff opferte er den Schönklang und die Exaktheit seines Singens eben nicht dem Ausdruck.


    Das bedeutet aber jetzt keinesfalls,dass er etwa ein unbeweglicher Rampensteher war, der sich nur auf seine Tonbildung und sonst nichts konzentrierte, sondern er war durchaus auch agiler Schauspieler auf der Opernbühne. Extremstes Beispiel dafür dürfte sein Dottore Bartolo unter der Regie von Dario Fo gewesen sein, der den Barbiere von Sevilla kurzerhand nach Bella Venezia verlegte und ein grandioses Karnevalsspektakel draus machte, wobei er die Sänger bis aufs Äußerste forderte und sie zu derart akrobatischen Einlagen animierte, dass man sich unwillkürlich fragte, wo sie noch den Atem zum Singen hernahmen. :D


    Und der damals auch nicht mehr ganz junge Capecchi vornedran, das war echt eine Lust anzusehen.


    Wobei ich jetzt gar nicht sagen könnte, ob ich diesen vielseitigen Sänger jetzt als Figaro oder doch lieber als Bartolo höre. In Bruno Bartolettis Aufnahme liefert er einen Maßstäbe setzenden Figaro ab: Neben seiner gesanglichen Leistung nicht zuletzt, indem er diese meiner Meinung nach sehr schwierig zu gestaltende Rolle sehr gut im Griff hat und die Balance zwischen Ernst und Buffo-Blödelei souverän trifft. Auf Anhieb fällt mir da momentan nur Hermann Prey ein, der ihm in dieser Hinsicht das Wasser reichen konnte.


    Sehr beeindruckt hat er mich auch in der schon erwähnten Aufnahme von "I Puritani" unter Bonynge. Seine nur scheinbar leicht klingende, aber unglaublich schwer zu singende Arie gleich zu Anfang der Oper bewältigt er mit enormer stimmlicher Souveränität. Was bei anderen läppisch oder langweilig klingt, oder gequält, falls die stimmlichen Mittel nicht reichen, wird bei Capecchi zu einer beindruckenden Synthese aus Ausdruck und Schönklang, Bellini, wie er klingen sollte. Und im großen Duett mit Giorgio, gesungen von Ezio Flagello, geht dann die Post mit Trompeten und Posaunen ab. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Stimmen der beiden Sänger besonders gut harmonierten.


    Naja, ich höre jetzt lieber auf, sonst komme ich noch ins Schwärmen. :D
    Auf jeden Fall kann ich jedem Liebhaber schöner Stimmen diesen Sänger nur ans Herz legen. Meiner Meinung nach gehört er eindeutig zu den unterschätzten Künstlern seiner Epoche, wobei ich allerdings keine Ahnung habe, woran das liegen könnte. Spielt im Grunde aber auch keine Rolle mehr, da wir dank Tontechnik diesen großen Sänger jederzeit hören können, wenn uns danach verlangt. Glücklicherweise. :)

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  • Lieber Harald!


    Bei Herr Ommi und seinen Analen rate ich zu größter Vorsicht.
    Nicht nur das dort zum größten Teil die Jahresdaten der Veröffentlichtungen bzw. Produktionen nicht stimmen, auch die Sängerangaben sind zum Teil falsch.
    Da singen angeblich Sänger auf irgentwelchen Aufnahmen die in dieser Besetzung nie geben wird bzw. dort nie zu hören waren .
    Herr Steiger ist da zuverlässiger, der hat sich meines Wissens nur einmal geirrt, als er ,ich glaube es war, eine Madame Butterfly mit Gauci als Don Carlos deklarierte.
    Die Industrienummer deckte seinen Irrtum dann auf.

  • Lieber Sven,


    die Opern-Verzeichnissen von Karsten Steiger und Dr. Andreas Ommer kann man nicht vergleichen, das ist wie wenn ein VW-Käfer an einem Komfort-Reisebus gemessen wird. Sicher ist die Fehlerquote bei Steiger geringer, er hat ja auch nur eine begrenzte Menge von ca 4000 offiziell erschienenen und dokumentierten Aufnahmen berücksichtigt.
    Ich rede hier von der ersten Auflage, die ich im Schrank habe:



    Das oben genannte Buch von Karsten Steiger ist inzwischen allerdings in einer 2008 aktualisierten Neuausgabe erschienen, die ich inhaltlich noch nicht kenne:



    Der Preis von über 100 € hat mich vom Kauf bisher erfolgreich abgehalten.....


    +++++++++++++++++++


    In der aktuellen Zeno-Ausgabe von 2007 stehen 18.500 Opern-Gesamtaufnahmen und 163.000 Sänger/Rollen (meine eigene Opern-Liste ist übrigens darin enthalten).
    Dass es da schon mal zu Ungenauigkeiten kommen kann, ist nicht auszuschließen, zumal die Übertragung der Daten auf CD-Rom aus Kostengründen im Ausland erfolgte. Manche Plattenfirmen haben auch keine Kataloginformationen zur Verfügung gestellt, was die Recherchen erschwerte.
    Der Autor ist für Ergänzungen und Korrekturen immer dankbar, die werden dann bei einer Neuauflage berücksichtigt, ebenso wie inzwischen erfolgte Neu- und Wiederveröffentlichungen.
    Solltest Du also einen Fehler finden - die Mail-Adresse ist im Verzeichnis angegeben. Zögere also nicht, alles zu melden - die Käufer der nächsten Auflage werde es Dir danken!



    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich kann diese "Forza" sehr empfehlen, denn Capecchi macht aus Fra Melitone ein Kabinettsstückchen. Allein die Kapuzinerpredigt ist genial. Es gibt wenige Sänger, die auch als Darsteller eine derartige Naturbegabung sind.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • heute wäre er 90 geworden:




    Renato Capecchi, italienischer Bariton, * 6. November 1923 in Kairo/Ägypten,
    † 30. Juni 1998 in Mailand.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich kann diese "Forza" sehr empfehlen, denn Capecchi macht aus Fra Melitone ein Kabinettsstückchen. Allein die Kapuzinerpredigt ist genial. Es gibt wenige Sänger, die auch als Darsteller eine derartige Naturbegabung sind.

    Ja, das ist eine ganz tolle DVD, die ich geschenkt bekommen und schon mehrmals genossen habe - nicht nur (aber auch) wegen Capecchi, sondern auch wegen der anderen 5 großen Sängernamen, die vorne auf dem Cover zu sehen sind.


    Allerdings ist Capecchi der Einzige von den glorreichen sechs, den ich noch live erleben durfte: vier Jahre vor seinem Tod, also 1994 als windiger Impresario Fallito in der Premerenserie von Gassmanns hinreißender Opern-Posse "L'opera seria" unter Leitung von René Jacobs als Koproduktion der Schwetzinger Schwetzinger Festspiele und der Staatsoper Berlin im Berliner Hebbel-Theater. Sicher war Capecchi da schon über seinen Zenit hinaus, was aber durchaus zur Rolle passte. Eine offizielle Gesamtaufnahme dieser Produktion ist leider nie erschienen, aber 3SAT sendete seinerzeit eine sehr sehenswerte umfangreiche Dokumentation mit zahlreichen Musikausschnitten, die ich gerade auf Youtube entdeckt habe:


    http://www.youtube.com/watch?v=zBu7tu_YdIc

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Auch seit 2013 wieder neu aufgelegt: Mozarts "Le nozze di Figaro" unter Ferenc Fricsay aus dem Jahre 1961 mit Renato Capecchi in der Rolle des Figaro. (Für DGG) Aber auch der Rest der Beseetzung kann sich sehen lassen....
    Ich werde in Hinkunft auf Wiederveröffentlichungen von Aufnahmen der Vergangenheit hinweise - vorzugsweise in den Threads der Protagonisten.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Renato Capecchi, der am 6. 11. 1923 geboren wurde, starb am 30. Juni 1998. Zu seinem Todestag habe ich folgende Aufnahme ausgesucht:



    Heute ist sein 17. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).