Was bildet sich der Dirigent - oder besser Kapellmeister? - eigentlich ein, in den musikalischen Ablauf der Ouvertüre einzugreifen und Teile daraus irgendwann zu bringen? Ihn als Ignoranten zu bezeichnen, wäre wohl eine Beleidgung, weshalb ich es sein lasse und ihm auch dadurch zuviel Aufmerksamkeit zukäme.
Aber Rossini hat seine Ouvertüre wohl nicht in einem Anfall geistiger Umnachtung (wer den wohl hatte?) geschrieben, sondern gewiss ein Konzept verfolgt. Welches Interpretenduo käme z. B. auf die abstruse Idee, die "Nebensonnen" aus Schuberts "Winterreise" bei Aufführungen an 2. Stelle im Zyklus einzureihen?
Nur das schlimme ist , das so ein Eingriff nicht nur der Dirigent, sondern auch der Regisseur mitverantwortlich ist. Und der Intendant muss dann alles absegnen. Die drei werden sich wohl gedacht haben: Wie können wir soviel Presse wie möglich bekommen ? Und machen mal was ganz verrücktes. Zumindestens der Dirigent hat dafür seine Quittung am Schluss bekommen , indem er ausgebuht worden ist. Ich verstehe sowieso nicht, warum Herr Theiler nicht die Tell Inszenierung aus Gelsenkirchen mit nach Nürnberg gebracht hat. Die war zwar auch nicht das Gelbe vom Ei aber einigermaßen erträglich und die Overtüre war nicht verstümmelt.