Takashi Asahina – Großer Maestro aus Fernost

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    Zitat

    Takashi Asahina (jap. 朝比奈 隆, Asahina Takashi; * 9. Juli 1908 in Ushigome, Stadt Tokio (heute: Shinjuku, Tokio), Japan; † 29. Dezember 2001 in Kobe) war ein japanischer Dirigent.


    Er gründete 1947 das Kansai Symphonic Orchestra (seit 1960 Osaka Philharmonic Orchestra) und leitete es als Chefdirigent bis zu seinem Tode. Seinen ersten internationalen Auftritt als Dirigent hatte er 1956 mit den Berliner Philharmonikern. Nach einem Treffen mit Wilhelm Furtwängler in den 1950er Jahren entwickelte er eine lebenslange Nähe zur Musik von Anton Bruckner, dessen komplette Sinfonien er mehrmals aufnahm. Für viele Jahre arbeitete er mit dem NDR Sinfonieorchester in Hamburg zusammen. In seinen letzten Lebensjahren hatte er mehrere Auftritte mit dem Chicago Symphony Orchestra.


    Er erhielt 1978 den Asahi-Preis für seine Verdienste rund um die Sinfonie. Der Asteroid (5230) Asahina wurde nach ihm benannt.


    In Europa wurde Asahina irgendwie nie so recht berühmt. In Japan aber scheint er legendären Status zu genießen. Immerhin handelt es sich auch um einen Dirigenten der Generation Karajans, der noch bis in seinem Todesjahr, also bereits im 21. Jahrhundert, wirkte.


    Manche schwören auf seine Bruckner-Aufnahmen. Dank des Internets kann man in zahlreiche kostenlos hineinhören. Ich muß sagen: Es lohnt sich. Das sind Interpretationen, die durchaus ihre Meriten haben (Achtung: Es gibt oft zig verschiedene Aufnahmen der Bruckner-Symphonien).


    Offenbar ist es recht schwierig, seine Aufnahmen (er nahm neben Bruckner vieles anderes auf) in Deutschland/Österreich zu bekommen.


    Vom Stil her erinnert er mich an Celibidache und Knappertsbusch: Sehr getragen, aber nicht langweilig. Hörenswert auch sein Brahms und Beethoven. Sein "Ring" ist orchestral durchaus interessant, aber krankt es hier an den SängerInnen, die doch ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben.


    Der Werbe-Partner listet u. a.:


    ]

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da es keine Ressonanz auf diesen Thread gibt, erlaube ich mir mal, einige Hörbeispiele hereinzustellen (die moderne Technik macht es möglich):



    Der unglaublich weihevolle Ansatz läßt sogar Jochum alt aussehen.



    Den großen Atem hat er auch bei Brahms.


    :hello:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Da es keine Ressonanz auf diesen Thread gibt, erlaube ich mir mal, einige Hörbeispiele hereinzustellen (die moderne Technik macht es möglich):


    Der unglaublich weihevolle Ansatz läßt sogar Jochum alt aussehen.

    Nun, ich habe von Bruckner die Aufnahme der Achten (8.) mit dem Nagoya University Orchestra … von unglaublich weihevollem Ansatz ist mir leider nichts aufgefallen.


    Dann doch lieber die Berliner mit Wand oder die Münchener mit Celi … :stumm:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo Maurice,


    abruckner.com listet gut 15 Aufnahmen der Bruckner 8. unter Asahina. Daß ausgerechnet die mit einem Universitäts-Orchester (nichts dagegen, aber objektiv) nicht die beste sein wird, kann man sich beinahe denken. :D


    Alternativen mit japanischen Spitzenorchestern (NHK SO, Osaka Phil., Tokyo Metropolitan SO, New Japan Phil.) gibt es zu Genüge. Da werde ich mich selber bei Gelegenheit mal umschauen. ;)

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    – Luís de Camões

  • Alternativen mit japanischen Spitzenorchestern (NHK SO, Osaka Phil., Tokyo Metropolitan SO, New Japan Phil.) gibt es zu Genüge. Da werde ich mich selber bei Gelegenheit mal umschauen. ;)


    Hallo Joseph II.,


    vielen Dank für Deine Auskunft. Werde es eben selber so halten wie Du schreibst. ;)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo Maurice,


    abruckner.com listet gut 15 Aufnahmen der Bruckner 8. unter Asahina. Daß ausgerechnet die mit einem Universitäts-Orchester (nichts dagegen, aber objektiv) nicht die beste sein wird, kann man sich beinahe denken. :D


    Alternativen mit japanischen Spitzenorchestern (NHK SO, Osaka Phil., Tokyo Metropolitan SO, New Japan Phil.) gibt es zu Genüge. Da werde ich mich selber bei Gelegenheit mal umschauen. ;)


    Lieber Joseph, konntest Du das zwischenzeitlich in die Tat umsetzen? :)


    Zufällig ist mir kürzlich eine CD mit Bruckners 8. Sinfonie von dem mir bislang vollkommen unbekannten Asahina und dem Philharmonieorchester Osaka in die Hände gefallen:


    (bei den Werbepartnern offenbar nicht zu haben)


    Nach dem ersten Hörgenuß handelt es sich hier durchaus um eine gediegene, stilvolle und ausgewogene Interpretation. Nichtsdestotrotz beschlich mich des öfteren das Gefühl, daß sich das ganze merkwürdig 'vom Blatt gespielt' anhört, sprich: dem Ganzen scheint es an eigenem Geist und Seele zu mangeln.


    Hinzu kommt, daß der Klang nicht wirklich berauschend ist. Was Durchhörbarkeit angeht, hätte ich mir von einer japanischen Digitalaufnahme durchaus mehr versprochen.


    Kurz und gut: für wirklich essentiell halte ich zumindest diese eine Aufnahme eher nicht.
    Auf Deine Meinung wäre ich sehr gespannt zu dieser oder einer anderen Einspielung wäre ich sehr gespannt! :)

  • Lieber Tobias,


    ich habe zumindest in die Aufnahme der Achten von Bruckner mit dem New Japan Philharmonic hineinhören können (via YT). Viele schwören ja total auf diesen Dirigenten. Er nahm Bruckners Symphonien so oft auf wie kaum ein anderer. Vermutlich muss man einfach die "richtigen" Aufnahmen erwischen, von Jochum etwa sind ja auch nicht alle gleich gut gelungen (und er gilt als Bruckner-Spezialist).


    Besagte Aufnahme stammt von 1993 und weiß durchaus zu überzeugen. Ob ich sie auf eine Stufe mit Knappertsbusch, Horenstein, Barbirolli, Celibidache oder Wand stellen würde, ist eine andere Frage. Jedenfalls beweist Asahina, dass auch Japaner Bruckner sehr adäquat dirigieren können.


    P.S.: Sogar das Chicago Symphony Orchestra lud ihn mal ein. Es wurde Bruckners Fünfte gespielt. Das Video war auch bei YT zu finden.


    :hello:

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  • Er nahm Bruckners Symphonien so oft auf wie kaum ein anderer.


    Das hatte ich kürzlich bei einem Blick in Asahinas Bruckner-Diskographie auch schon festgestellt. Insbesondere die Zahl der Einspielungen der 4. Sinfonie und ff. ist ja schon fast als exzessiv zu bezeichnen!


    Ich werde mir jedenfalls Deinen Rat zu Herzen nehmen und mir bei Gelegenheit noch andere Beispiele seiner Interpretations-Kunst anhören. Nach Beethoven (der taugt für mich immer gut zu Vergleichszwecken) hatte ich mich zwischenzeitlich schon umgesehen, musste aber leider feststellen, daß zumindest beim Tropenfluss immer Preise aufgerufen werden, die ich gar keine Lust habe zu bezahlen. Aber das wird schon noch...

  • Die interessantesten Aufnahmen wären wohl die mit dem NHK SO, das ja auch unter den weltbesten rangiert. Leider habe ich m. W. auch noch keine solche gehört.

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    – Luís de Camões

  • Das hatte ich kürzlich bei einem Blick in Asahinas Bruckner-Diskographie auch schon festgestellt. Insbesondere die Zahl der Einspielungen der 4. Sinfonie und ff. ist ja schon fast als exzessiv zu bezeichnen!


    Man muss da mit dem Begriff "Einspielung" hier etwas vorsichtig umgehen. Es handelt sich bei Takashi Asahina fast immer um Live-Mitschnitte, die eben von den rührigen Japanern auf Platten herausgegeben wurden. Asahina hatte in Japan absoluten Kultstatus!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tamino Beethoven_Moedling Banner

  • Man muss da mit dem Begriff "Einspielung" hier etwas vorsichtig umgehen. Es handelt sich bei Takashi Asahina fast immer um Live-Mitschnitte, die eben von den rührigen Japanern auf Platten herausgegeben wurden. Asahina hatte in Japan absoluten Kultstatus!


    Guter Punkt!


    Ich werde Deinem und Josephs Rat also folgen und beim Augenoffenhalten meinen Blick vor allem auf Studio-Aufnahmen mit dem NHK-Sinfonieorchester richten. :)

  • Im Folgenden eine Langfassung der Vita des vermutlich bedeutendsten japanischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts:



    Takashi Asahina wurde am 9. Juli 1908 als unehelicher Sohn des japanischen Ingenieurs Kaichi Watanabe (1858—1932) geboren. Asahina war der Name seiner Adoptivfamilie. Seine leiblichen Eltern konnten es sich nicht leisten, ihn aufzuziehen.


    Er begann sich im Alter von 15 Jahren für Geige zu interessieren. Allerdings galt sein Enthusiasmus in dieser Zeit eher dem Fußball. Er war Fußballspieler an seiner Schule. 1927 besuchte er ein Konzert des New Symphony Orchestra (des späteren NHK Symphony Orchestra) und war tief berührt von Kalinnikovs 1. Symphonie, dirigiert von seinem zukünftigen Lehrer Emmanuel Metter. Diese Erfahrung bewog ihn, 1928 die Kyoto University zu besuchen. Er trat dem dortigen Studentenorchester bei und spielte während seiner Studienzeit weiter Violine. Sein Dirigierstudium begann er ebenfalls bei Metter.


    1931 machte er seinen Abschluss an der Kyoto University und verdingte sich bei Hankyu, einer großen Gesellschaft, die Kaufhäuser, eine Eisenbahngesellschaft usw. besaß. Er betonte stets mit Humor, er sei vermutlich der einzige Dirigent der Welt, der einen Zug gefahren hatte. Zwei Jahre später jedoch folgte er Metters Rat und begann als professioneller Musiker zu arbeiten. Er studierte an der Kyoto University Philosophie und neuerlich Violine von Grund auf, diesmal bei einem polnisch-russischen Flüchtling. Mit 27 Jahren dirigierte er zum ersten Mal ein Orchester. Es handelte sich um das Studentenorchester der Musikschule Osaka (heutiges Musikkollegium Osaka). Später wurde er dort Professor.


    Sein Debüt in Tokio erfolgte mit dem New Symphony Orchestra mit einem Programm, bestehend aus Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr. 3, Chopins Klavierkonzert Nr. 1 sowie Tschaikowskys Symphonie Nr. 5. Sein Dirigierstil wurde verglichen mit dem legendären, viel zu früh verstorbenen Komponisten, Violinisten und Dirigenten Koichi Kishi (1909—1937), der mit Paul Hindemith, Carl Flesch und Wilhelm Furtwängler studiert hatte und einige seiner Werke mit den Berliner Philharmonikern um 1935 bei Telefunken eingespielt hatte.


    Während des Krieges arbeitete Asahina in China. Er dirigierte 1943/44 das Shanghai Symphony Orchestra und 1944/45 das Harbin Symphony Orchestra, das sich aus russischen Flüchtlingen zusammensetzte.


    Ende 1946 kehrte er nach Japan zurück und begann dort sofort wieder zu dirigieren. 1947 gründete er das Kansai Symphony Orchestra und erhielt die Treuhänderschaft der Musikschule Osaka. Das Kansai Symphony Orchestra wurde 1960 in Osaka Philharmonic Orchestra umbenannt. Er sollte diesem Orchester 54 Jahre vorstehen, ein Rekord. Sein Wunschnachfolger wäre Hiroshi Wakasugi gewesen (der es indes nicht wurde).


    Seine erste Tournee führte ihn 1953 nach Europa, wo er u. a. das Helsinki City Orchestra mit großem Erfolg dirigierte. Während dieser Reise hatte er ein kurzes, aber folgenreiches Treffen mit Wilhelm Furtwängler, das ihn prägte. Er dirigierte 1956 zum ersten Mal die Berliner Philharmoniker, was sich in den beiden Folgejahren wiederholen sollte. Zum 100. Geburstag von Richard Strauss im Jahre 1964 dirigierte er "Eine Alpensinfonie" in Berlin.


    Seine wichtigsten Gastdirigate waren folgende:


    Bundesrepublik Deutschland:
    - Berliner Philharmoniker (1956, 1957, 1958 mit Szeryng)
    - NDR Sinfonieorchester (1960, 1961, 1964, 1966, 1969, 1990)
    - Orchester des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden (1964)
    - Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks (1957)
    - Radio-Symphonie-Orchester Berlin (1964, 1967, 1971, 1989)
    - Berliner Symphoniker (1977)
    - Münchner Philharmoniker (1957)


    Deutsche Demokratische Republik:
    - Sächsische Staatskapelle Dresden (1962, 1970)
    - Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (1969, 1974, 1978)
    - Sinfonieorchester Halle (1978)
    - Staatskapelle Berlin (1967, 1990)
    - Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig (1962, 1964, 1975)
    - Staatskapelle Weimar (1964, 1966, 1968, 1971, 1973, 1975, 1978, 1985)


    Osteuropa:
    - Slowakische Philharmonie (1960, 1961, 1962, 1966, 1969, 1970, 1972)
    - Budapester Philharmoniker (1961)
    - Rundfunk-Sinfonieorchester Zagreb (1960, 1961, 1964, 1967)
    - Symphonieorchester Bukarest (1960, 1961)


    Vereinigte Staaten:
    - Chicago Symphony Orchestra (1996)


    Er spielte mit zahllosen berühmten Musikern, darunter Y. Menuhin (1951, 1980), A. Cortot (1952), H. Szeryng (1958), A. Rubinstein (1966), S. Cherkassy (1967, 1994), G. Gould (1958), R. Serkin und M. Uchida (u. a. 1975).


    Seine ersten Einspielung mit dem Osaka Philharmonic Orchestra datiert ins Jahr 1969. Bis 1973 spielte er seinen ersten Beethoven-Zyklus ein (es sollten noch insgesamt fünf weitere folgen). Die erste Europa-Tournee mit dem Osaka Philharmonic Orchestra erfolgte 1975, es folgten weitere in den Jahren 1986 und 1992. 1976 begann Asahina seinen ersten Bruckner-Zyklus, der 1979 vollendet wurde (es sollten zwei weitere folgen). Seine erste Amerika-Tournee erfolgte 1980. 1989 wurde er zur Berliner Kunstwoche eingeladen. Die Brahms-Symphonien spielte er ebenfalls mehrfach ein. Zwischen 1984 und 1987 machte Asahina die erste vollständige Einspielung des "Rings" mit japanischen Kräften (auf Deutsch gesungen). Desweiteren existieren u. a. Aufnahmen der Symphonien Nr. 8 und 9 von Schubert, der Symphonien Nr. 3 und 4 von Schumann, der Symphonien Nr. 8 und 9 von Dvořák, der Symphonien Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 8 und 9 sowie des "Lieds von der Erde" von Mahler, der Symphonien Nr. 4, 5 und 6 von Tschaikowsky sowie der Symphonie Nr. 2 von Sibelius. Daneben nahm er sich auch der 2. Symphonie von Furtwängler an.


    Im Jahre 1996 wurde Asahina vom Präsidenten des Chicago Symphony Orchestra, Henry Fogel, nach Chicago eingeladen. Dort dirigierte er Wagners "Meistersinger"-Vorspiel und Bruckners Symphonien Nr. 5 und 9. Die Japanische Rundfunkgesellschaft NHK filmte das Konzert der 5. Symphonie.


    Bis fast zuletzt stand Asahina auf dem Podium und dirigierte dabei stehend. Einen Stuhl hatte er in Chicago mit der Begründung abgelehnt, es sei seine Aufgabe, als Dirigent zu stehen. Nach seinem letzten Konzert, das am 24. Oktober 2001 in Nagoya stattfand und Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 und die Symphonie Nr. 5 beinhaltete, beklagte der 93-jährige Dirigent Unwohlsein und ließ sich ins Krankenhaus in Kobe einweisen. Dieses sollte er bis zum seinem Tode am 29. Dezember 2001 nicht mehr verlassen. Er starb genau an jenem Tag, an welchem das Osaka Philharmonic Orchestra unter seiner Leitung alljährlich die 9. Symphonie von Beethoven aufführte. Dieses Werk führte er in seinem langen Leben über 250 Mal auf. Er verfehlte sein Ziel, mit 95 Jahren in den Ruhestand zu gehen, nur um anderthalb Jahre.


    Asahina galt insbesondere als vorzüglicher Interpret der Symphonien von Bruckner (dessen "Nullte" er ebenfalls dirigierte), Beethoven, Brahms und Mahler. Seine Interpretationen sind in ihrer zelebrierten Monumentalität am ehesten mit jenen von Sergiu Celibidache und Otto Klemperer vergleichbar. Allerdings stand er gleichfalls im Rufe, in der Furtwängler-Nachfolge zu stehen. Aufgrund seiner Popularität wurde er auch als "der japanische Karajan" bezeichnet, obgleich er mit dessen Stil wenig gemein hatte.

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    – Luís de Camões

  • Hallo Maurice,


    abruckner.com listet gut 15 Aufnahmen der Bruckner 8. unter Asahina. Daß ausgerechnet die mit einem Universitäts-Orchester (nichts dagegen, aber objektiv) nicht die beste sein wird, kann man sich beinahe denken. :D


    Alternativen mit japanischen Spitzenorchestern (NHK SO, Osaka Phil., Tokyo Metropolitan SO, New Japan Phil.) gibt es zu Genüge. Da werde ich mich selber bei Gelegenheit mal umschauen. ;)

    Guten Morgen lieber Joseph, kannst du mir sagen welche Bruckner Aufnahmen aus Live Aufnahmen bestehen? Leider habe ich bei Asahina keinen richtigen Durchblick.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Wie es scheint gibt es vier oder fünf verschiedene Bruckner Zyklen, aber leider bekomme ich keine Infos zusammen, wann die Live aufgenommen worden sind.

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    Ludwig van Beethoven


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  • Leider habe ich bei Asahina keinen richtigen Durchblick.

    Lieber Klassikfan1,


    da bist Du wahrlich nicht der einzige. Hier fällt es schwer, einen solchen Überblick zu behalten.


    Versuchen wir es dennoch. Soweit ich weiß, sind fast alle Bruckner-Aufnahmen dieses Dirigenten live entstanden, wobei teilweise an mehreren Tagen mitgeschnitten wurde und somit quasi studioähnliche Bedingungen vorherrschten.


    Es gibt drei komplette Bruckner-Zyklen von Asahina und unzählige weitere Einzelaufnahmen diverser Symphonien. Nr. 1, 2 und 6 hat er nur sehr selten dirigiert, ebenso die "Nullte".


    Die drei Zyklen:


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    Osaka Philharmonic Orchestra

    Disques Jean-Jean, 1976-1978


    Das ist offenbar die einzige Studioeinspielung. Das war sein recht später Bruckner-Durchbruch.


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    Osaka Philharmonic Orchestra [0, 3, 4, 7, 8]

    Japan Philharmonic Orchestra [1]

    Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra [2, 5]

    Tokyo Symphony Orchestra [6]

    New Japan Philharmonic [9]

    JVC, 1980-1989


    Hier auch mit der "Nullten". Uneinheitlich, schon bedingt durch die vielen Orchester. Asahina hat eigentlich von jeder Symphonie eine bessere Interpretation anderswo vorgelegt.


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    Osaka Philharmonic Orchestra

    Canyon, 1992-1995


    Eindeutig der beste der drei Zyklen, klanglich wie auch orchestral. Wäre meine klare Empfehlung, auch wenn Nr. 0 fehlt.


    Die "Nullte" kann man noch mit folgenden Einzelaufnahmen ergänzen:


    1981nzkxy.jpg


    Osaka Philharmonic Orchestra

    Asahina Society TAS-002, 1981


    10964.jpg


    Sapporo Symphony Orchestra

    Tower/Fontec TWFS900007, 1982


    516TfKCZA0L._AC_._AC_SL300_.jpg


    Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra

    Fontec FOCD9230, 1982


    Auch das Te Deum, die Messe f-Moll und "Helgoland" hat er übrigens einmal eingespielt:


    411J070VWML._AC_.jpg


    Chorus of Tokyo Symphony Orchestra

    Tokyo Symphony Orchestra

    Canyon PCCL-00520, 1991


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    T.C.F Chorus

    Osaka Philharmonic Orchestra

    Victor VICC-60655, 1983


    [ohne Bild]


    div. Chöre

    Osaka Philharmonic Orchestra

    Mitschnitt, 1987
    (hier kostenloser Download von abruckner.com)


    Ganz allgemein würde ich abraten von den ganz frühen und den ganz späten Aufnahmen. Erstere sind orchestral nicht auf dem höchsten Niveau, letztere sind schon etwas altersmilde und geglättet. Am besten war Asahina in Sachen Bruckner in den 80er und 90er Jahren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Danke, für deine Hilfe lieber Joseph!

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

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    Mozart:

    Der Kopfsatz pendelt zwischen der düsteren Einfärbung von Furtwängler Don Giowanni Interpretation und dem Absoluten einer Beethoven-Sinfonie. Das Andante con moto erfährt eine dramatische Einfärbung, die man bei Mozart vielleicht weniger erwartet hätte. Der dritte Satz bietet ein teils kraftstrotzendes, zuspitzendes Menuetto. Das Werk wird von einem lebendigen Finale abgerundet, und die New Japan Philharmoniker zeigen sich von ihrer besten Seite.



    Schumann:

    Speziell dem ersten Satz bekommt die fast schon an Beethoven erinnernde Wucht sehr gut. Der zweite zeichnet sich vor allem durch die wohlklingenden Streicher aus. Der dritte, von den Holzbläsern dominierte Satz ist gut gelungen man hört noch gut die Klarinetten. ,. Der vierte Satz ist sehr atmosphärisch, mit ehrfruchtgebietenden Fanfaren im zweiten Teil. Sehr überzeugend. Das Finale gelingt den Japanern unter Asahina feurig, temperamentvoll, wuchtig, aber auch beweglich. Eine Aufnahme im allervordersten Vorderfeld.

    Liebe Grüße

    Patrik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Danke für Deine Höreindrücke, lieber Patrik. Das hast Du sehr gut beschrieben. Dies ist meine persönliche Lieblingsaufnahme der "Rheinischen" von Schumann. Auch Mozarts Es-Dur-Symphonie KV 543 wird ein Gewicht gegeben, das sie bereits in die Nähe der Romantik rückt (der Hinweis auf "Don Giovanni" ist zutreffend). Asahina hat übrigens mit einem japanischen Orchester auch sämtliche späten Mozart-Symphonien ab Nr. 34 (meine ich) aufgenommen. Allerdings klingt es dort nicht so gewaltig wie in der Fontec-Einspielung mit dem New Japan Philharmonic, sowieso eines der besten Orchester Japans.

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    – Luís de Camões

  • Werter Klassikfan1, werter Joseph II., habt Ihr einen sachdienlichen Hinweis, wo die genannte Mozart/Schumann-CD beziehbar ist? Bei den üblichen Quellen (CDJapan, Ebay) bin ich nicht fündig geworden.


    Beste Grüße

    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Werter Klassikfan1, werter Joseph II., habt Ihr einen sachdienlichen Hinweis, wo die genannte Mozart/Schumann-CD beziehbar ist? Bei den üblichen Quellen (CDJapan, Ebay) bin ich nicht fündig geworden.


    Beste Grüße

    Christian

    Das ist leider die Crux bei diesen Japan-Sachen, lieber hasiewicz.

    Aktuell finde ich sie hier in CD-Form und hier bzw. hier als Download im FLAC-Format (ich glaube, rolo betman gab vor Jahren den Tipp).

    Ich hoffe, das hilft ein wenig.

    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

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  • Werter Klassikfan1, werter Joseph II., habt Ihr einen sachdienlichen Hinweis, wo die genannte Mozart/Schumann-CD beziehbar ist? Bei den üblichen Quellen (CDJapan, Ebay) bin ich nicht fündig geworden.


    Beste Grüße

    Christian

    Lieber hasiewicz, die Aufnahme kannst du dir über A... Japan besorgen. Hier ist die ASIN Nummer: B0012PYEX6

    Liebe Grüße

    Patrik

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Lieber hasiewicz, die Aufnahme kannst du dir über A... Japan besorgen. Hier ist die ASIN Nummer: B0012PYEX6

    Liebe Grüße

    Patrik

    Lieber Patrik,


    herzlichen Dank, das habe ich tatsächlich gestern bereits gemacht. Ich bin gespannt!


    Beste Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Wirklich ausgezeichnet, mit jugendlichen 86. Hat einen Touch von Klemperer:



    Wann hat man das letzte Mal im Westen einen Dirigenten bei einer gewöhnlichen Matinee mit Cutaway und Vatermörderkragen gesehen? Da muss man wohl bis Knappertsbusch zurückgehen.

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    – Luís de Camões

  • Konzerte unter der Leitung von Takashi Asahina sind immer ein Höhepunkt. Der Mann war einmalig, gerade bei Brahms, Mahler, Schbuert, Mozart und Beethoven. Mann kann sich nicht satt hören dabei.



    Weitere Beethoven Gesamtaufnahmen werde ich noch holen, insgesamt gibt es sieben oder acht.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Takashi Asahina hat ja in Hamburg und Berlin gelegentlich gastiert.


    Es gibt sogar Einspielungen von ihm mit deutschen Orchestern:

    Mit dem DSO Berlin hat er zum Beispiel die 3. Sinfonie von Beethoven aufgenommen

    Mit dem SOdNDR Bruckner, Franck, Mussorgsky und Strauss.



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    Ich selbst habe keine Konzerte unter seiner Leitung gehört.
    Bisher habe ich auch noch von keinem Berliner oder Hamburger Freund etwas über seine Konzerte gehört, obwohl ich mich erkundigt habe, ob Jemand von Live-Höreindrücken berichten kann.


    Ich werde aber weiter nach Augen- und Ohrenzeugen forschen.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • In meiner Beethovensammlung der Neunten ist auch diese Aufnahme:


    Asahina


    Eine hervorragende Aufnahme, bei der das Tempo stimmt und die Orchestergruppen nicht überrepräsentiert werden.


    Allein der 3.Satz gibt mir Rätsel auf, das ist schon eine sehr eigenartige Interpretation und Ausführung.

  • Inzwischen habe ich den gesamten Takashi-Asahina-Thread gelesen. Mich hatte irritiert, dass der Dirigent hier von Joseph II so gehyped wird. Darum wollte ich mal erfahren, was ihn interessant macht. Der Thread enthält jede Menge begeisterte Wertungen seiner Interpretationen aber leider keine Beschreibungen und Analysen. Offensichtlich waren die Hörer seiner CDs - niemand hatte ihn je live gehört - von seinen Interpretationen "hingerissen". Ich habe daraufhin mal zwei seiner Aufnahmen angehört und konnte wirklich nichts entdecken, was mich befriedigt oder gar hingerissen hätte - allerdings sehr viel, das mich gestört und verärgert hat. Darüber jetzt mehr zu sagen, ist hier sicher nicht der rechte Ort.

    Hier, am rechten Ort, möchte ich doch darauf eingehen: "Hypen" musste man im Falle Asahinas eigentlich nicht, lieber Caruso. Er gilt in Japan fraglos als einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Diese Meinung muss man nicht teilen, aber sie zu negieren wäre auch deplaciert, es sei denn, man unterstellte den Japanern indirekt, sie könnten das ohnehin nicht beurteilen. Der japanische Wikipedia-Artikel ist beispielsweise deutlich ausführlicher als der deutschsprachige und geht auf die Meriten dieses Dirigenten ein. Die begeisterte Aufnahme seiner Dirigate betraf natürlich auch die Konzertbesucher vor Ort, nicht nur die späteren "Konserven-Hörer", wie man in den unzähligen Audio- und Filmmitschnitten erleben kann. Nicht jeder ist indes dazu im Stande oder willens, eine musikwissenschaftliche Analyse abzugeben. Das Live-Miterleben als zwingende Voraussetzung für eine Bewertung, wie das hier zuweilen zumindest anklingt, kann ich zumindest für mich nicht nachvollziehen. Was im Konzert überwältigt, kann sich bei kritischem und detailliertem vergleichenden Hören des Mitschnitts im Nachhinein auch relativieren. Wieso nun ausgerechnet Asahina gegen Manfred Honeck ausgespielt wird, erschließt sich mir auch nicht so ganz.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Nun, es scheint im Forum gerade einen gewissen "Japan-Fimmel" zu geben, siehe hier: Japan-Fimmel?. Der Ausdruck ist also nicht von mir ;).


    Was Asahina betrifft, so kenne ich nur seine bei Exton erschienenen Beethoven-Aufnahmen, und die haben mich nicht sonderlich begeistert. (Ganz im Gegensatz übrigens zu Wakasugis Bruckner-Aufnahmen, die ich wirklich sehr gelungen finde - sein Zyklus ist sicher unter meiner Top 3.)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Joseph II!

    Wieso nun ausgerechnet Asahina gegen Manfred Honeck ausgespielt wird, erschließt sich mir auch nicht so ganz.

    So gut solltest Du mich doch kennen, um zu wissen, dass es nicht mein Ding ist, einen Musiker gegen einen anderen auszuspielen oder in Ranglisten über- oder nachzuordnen.
    In dem Post, aus dem Du einen Absatz zitierst, ging es mir um etwas ganz anderes. Die eher grundsätzliche Frage allerdings ist nach wie vor nicht beantwortet. Aber damit werde ich leben können. Es gibt Fragen, die lassen sich eben nicht beantworten.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!