Beethoven, Ludwig van: Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21

  • Das Ergebnis zunächst in der ersten Symphonie ist eine rhythmisch wie dynamisch grandiose Aufführung, in der jeder einzelne Musikant bis in die Haarspitzen konzentriert war


    Hallo William B .A.,


    war das nun eine CD oder eine DVD, welche du gehört hast?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Irgendwo im Forum habe ich dieser Tage eine Meinung über die Neuaufnahme der neun Symphonien Beethovens der Berliner Philhamroniker unter Sir Simon Rattle gelesen, ich weiß nur nicht mehr wo.


    @ William B.A.: Du meinst sicher diesen Beitrag: Neuerscheinungen: Gehört und kommentiert – Beitrag No 2

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Zitat

    Hallo William B .A.,


    war das nun eine CD oder eine DVD, welche du gehört hast?


    Lieber Zweiterbass,
    natürlich war das eine Blu Ray-Video von exzellenter klanglicher und bildlicher Qualität.

    Zitat

    @ William B.A.: Du meinst sicher diesen Beitrag: Neuerscheinungen: Gehört und kommentiert – Beitrag No 2


    Danke, lieber Maurice, jezt bin ich wieder vollstänig im Bilde.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

    Einmal editiert, zuletzt von William B.A. ()

  • Heute kann ich von einer weiteren neu erworbenen Box berichten, die heute bei mir eingetroffen ist und aus der ich soeben die Erste gehört habe:


    Spielzeiten: 8:46-7:36-4:02-5:45 --- 26:09 min.;
    Vorausschicken möchte ich einen Passus aus dem Booklet, den ich heute Nachmittag gelesen habe:

    Zitat

    Herbert Blomstedt: "Wenn man die Ambiton hat, die Musik so darzustellen, wie der Komponist sie empfunden hat, dann hat man eine Verpflichtung", erklärt Blomstedt sein Ethos. "Furtwängler hat manchmal bei Beethoven glatt das halbe Tempo genommen von dem. das in der Partitur steht. Das klang manchmal fantastisch, aber man darf das nicht. Wenn man das Tempo auf diese drastische Weise verändert. dann hat das weitreichende Konsequenzen für den gesamten Ausdruckscharakter des Stückes. Denn beim Tempo geht es nicht nur um schnell oder langsam. Am Tempo hängen viele weitere Fragen, zum Beispiel die des Bogenstrichs. Davon, welchen Bogenstrich man wählt, hängt dann wiederum unmittelbar die Artikulation einer Phrase ab, und diese formt den musikalischen Charakter".


    In seiner Einspielung folgt Blomstedt seiner Erkenntnis, dass man Beethovens Metronomzahlen durchgehend ernst nehmen müsse. Eine Flexibilität des Tempos, unmerkliche Modifikationen, bewahren seine Interpretation dennoch davor, mechanisch zu klingen. (Vgl. Booklet, S. 21/22, Julia Spinola, Zitate aus ihrem Buch: Herbert Blomstedt - Gespräche mit Julia Spinola, Henschel Verlag/Bärenreiter, 2017)
    Im Weiteren geht Blomstedt darauf ein, dass manche Dirigenten, z. B. im Kopfsatz der "Eroica", die Exposition nicht wiederholen, weil sie insgesamt ein zu niedriges Tempo wählen (siehe S. 24, ebenda)
    Als ich nun die Satzzeiten der 1. Symphonie las, wusste ich sofort, dass Blemstedt die Exposition im Kopfsatz wiederholt, und so war dem auch.
    An anderer Stelle sagt Blomstedt, dass er die Einlassung, mit den Original-Metronomzahlen seien Beethoven Symphonien nicht spielbar, für eine Ausrede halte: "Es ist alles spielbar. Und auch dort, wo es fast unspielbar wird, ist genau das sicherlich so gewollt." (siehe S. 22, ebenda).
    Das Leipziger Orchester wusste sicherlich auch sofort, wovon Blomstedt sprach, hatte es doch wenige Jahre zuvor unter dieser Prämisse schon unter ihrem derzeitigen Kapellmeister Riccardo Chailly die 9 Symphonien höchst erfolgreich aufgenommen.
    Wenn man unvoreingenommen die Erste hört, denkt man unwillkürlich: welch eine frische, jugendliche, mitreißende Aufnahme. Aber dann denkt man: Mein Gott, der Dirigent wird am Dienstag 90 Jahre alt! Und dennoch bleibt man bei der Einschätzung.
    Das Gewandhausorchester, das sicherlich seit 1998 zuerst unter Blomstedts Leitung (als Nachfolger Masurs) und seit 2005 unter Chaillys Leitung einen weiteren Schritt in Richtung Weltspitze gemacht hat (wovon aus meiner Sammlung die GA Chaillys und die bisher erschienen 7 Mahler-Symphonien Zeugnis ablegen), spielt hier mit einem begeisternden Sturm- und Drang-Brio, aber gleichzeitig mit einer mozartinischen Leichtigkeit und ebenfalls mit einer Transparenz, dass das Hören eine tief empfundene Freude ist. Jede Instrumentengruppe gibt m. E. ihr Bestes, und zum Erscheinen dieser neuen Einspielung ist zu sagen, obwohl ich schon eine so große Anzahl von Gesamtaufnahmen habe, dass mir diese wirklich noch gefehlt hat. Und da ich von einem Mann mit der Verlässlichkeit und Integrität Blomstedts annehmen kann, dass die übrigen acht Symphonien gegen die Erste nicht abfallen werden, kann ich schon hier und jetzt eine dicke Kaufempfehlung abgeben.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

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  • Lieber Willi,


    meine Box hat mich auch heute erreicht, aber ich habe noch nichts hören können.


    Danke für Deinen Bericht. Vor knapp 40 Jahren hat Blomstedt schon einmal alle Beethoven Sinfonien aufgenommen, damals mit der Staatskapelle Dresden.



    Sei der Zeit hat sich Blomstedts Einstellung zu Beethoven geändert. Bei der "Eroica" z.B. wiederholte er damals nicht die Exposition im Kopfsatz. Auch sind seine Tempi schneller geworden und er präferiert inzwischen die deutsche Orchesteraufstellung.


    Ich bin gespannt. Ich kenne einige seiner neuen Beethoven Interpretationen als Konzertmitschnitte verschiedener Orchester und gehe ebenfalls davon aus, dass die neue Gesamtaufnahme vorzüglich sein wird, wenngleich, bei aller Euphorie, der "Prüfstein" für die Qualität der Interpretation nicht die 1. Sinfonie sein wird... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich komme gerade von meiner Abend-Fitnessrunde zurück, lieber Norbert.


    Die Aufnahmen mit der Staatskaepelle Dresden, von der du sprachst, habe ich auch seit vielen Jahren in meiner Sammlung, damals als Bestandteil einer 60-CD-Box "The Complete Masterworks" von Brilliant Classics. Ich habe aber noch eine zweite Box von Brilliant "The Complete Works", 85 CD, also eine Gesamtaufnahme Beethoven, in der ist Kurt Masur, der Vorgänger von Herbert Blomstedt mit dem Gewandhausorchester vertreten . Ich habe beide Boxen, weil es da so gut wie keine Doubletten gibt, so spielt in der einen Box z. B. Friedrich Gulda die Klaviersonaten, in der anderen John Lill. Und weil beide Boxen spottbillig waren, habe ich beide.
    Du sprachst davon, dass der "Prüfstein" für die Qualität der Interpretation nicht die 1. Sinfonie sein würde. Aber wer die Erste schon so herausragend interpretiert wie hier Blomstedt, dem darf man zutrauen, auch die anderen Symphonien auf dem Niveau abzuliefern, und im Umkehrschluss: wer die Erste schon nicht gescheit dirigieren kann, der ...


    Mir kam es so vor, als ich die Erste hörte, als wenn ich einen Wald beträte, der voller natürlicher Wohlgerüche und herrlichster Naturlaute wäre. Da nimmt man auch nicht an, dass um die nächste Biegung sich eine leere, trostlose Sandwüste erstreckt. ^^
    Vielleicht höre ich mir gleich noch die Zweite an, aber gleich ist erst das 5. KK Beethovens mit Andras Schiff vom Verbier Festival 2016 an der Reihe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    Deine Argumentation ist nicht ganz von der Hand zu weisen, aber die Wahrheit liegt nun mal, wie so oft, in der Mitte. ;)


    Ich kenne wenig Gesamtaufnahmen, bei denen alle Sinfonien auf dem gleich hohen Niveau dargeboten wurden. Mit schnellen, "werkgetreuen", Tempi alleine legt man noch keine mitreißende Interpretation hin.


    Bei der noch nicht beendeten Gesamtaufnahme des Herrn Haselböck z.B. gefallen mir die ersten beiden Sinfonien außerordentlich gut, bei der 3., 7. und 9. Sinfonie empfinde ich nicht die gleiche Hörfreude.
    Okay, die kann man nicht direkt vergleichen, weil Martin Haselböck auf Originalinstrumenten spielen lässt, aber es gibt auch andere Beispiele. Bei der ansonsten sehr gelungenen Gesamtaufnahme von Paavo Järvi fällt für mich die 7. Sinfonie ab, weil ich sie als "nur schnell" empfinde.


    In sofern bin ich gespannt darauf, Blomstedts neue Gesamtaufnahme zu entdecken und würde mich freuen, wenn Du recht behieltest.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Norbert: Bei der noch nicht beendeten Gesamtaufnahme des Herrn Haselböck z.B. gefallen mir die ersten beiden Sinfonien außerordentlich gut, bei der 3., 7. und 9. Sinfonie empfinde ich nicht die gleiche Hörfreude.


    Ich glaube, ich weiß, was du meinst, lieber Norbert.
    Ich habe mal bei Amzon Music die Eroica gestreamt


    und in den Kopfsatz (bis zum e-moll-Seitenthema) und in die Marcia funebre hineingehört. Das war mir seinerzeit schon bei der Chambre Philharmonique unter Emanuel Krivine aufgefallen, die ich mir damals aufgrund der Diskussion im Forum angeschafft hatte, dass an verschiedenen Stellen, u. a. im Kopfsatz die Streicher in den mezza-voce-Sequenzen oft, so auch hier, wie Strreichquartette klingen, dünn und als Hip-Ensembles gänzlich ohne Vibrato noch dünner und an anderen Stellen durch die in solchen Hiporchestern immer sehr potenten Naturblechbläser und die Pauken oft zugedeckt werden.
    Zudem war mir die Marcia funebre als "Adagio assai" auch zu schnell. Ich habe eine ganze Reihe von HIP-Gesamtaufnahmen der Beethoven-Sinfonien, die strotzen alle von sehr schnellen "Adagios". Die Wiener Akademie macht da m. E. keine Ausnahme. Außerdem klingen manche Hornstellen mir etwas zu ruppig und unsauber.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    "Zudem war mir die Marcia funebre als "Adagio assai" auch zu schnell. Ich habe eine ganze Reihe von HIP-Gesamtaufnahmen der Beethoven-Sinfonien, die strotzen alle von sehr schnellen "Adagios"."


    Das dürfte daran liegen, daß sich die Aufnahmen mehr oder weniger an Beethovens eigener Tempovorschrift (Metronomangabe) orientieren.
    Gast - KleinerFrosch


  • Mir kam es so vor, als ich die Erste hörte, als wenn ich einen Wald beträte, der voller natürlicher Wohlgerüche und herrlichster Naturlaute wäre.


    Lieber Willi,


    ich habe eben gerade die 1. Sinfonie gehört und finde Dein beschriebenes Bild so schön, dass ich es zitiere...


    Beeindruckend ist die Vitalität, mit der Blomstedt die Sinfonie behandelt. Sie ist nicht nur "einfach schnell" gespielt, sie hat "Leben", sie wirkt "organisch", sie beinhaltet Spielfreude und macht tatsächlich "Appetit auf mehr".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Dann kurz zur "Eroica": Sie ist in der Tat einer der "Prüfsteine" für mich, denn nach meinem Empfinden (das sich mit Deinem zu decken scheint) gelingt es mit "hippen Mitteln" viel zu selten, den "revolutionären Geist" der Sinfonie herauszuarbeiten.
    Hier genügt es nicht, den Metronomangaben mehr oder minder deutlich zu folgen, hier muss man, gerade im "Marcia funebre", Emotionen und "Größe" vermitteln, also das berühmte, schwer fassbare "das, was hinter den Noten steckt".
    Das gelingt bei den Dirigenten, die mit Originalklangensembles arbeiten, Jordi Savall exemplarisch, aber nicht u.a. Martin Haselböck.


    Aber das ist ein anderes Thema... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


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    Gustav Mahler


  • Besser als in diesem vor zehn Jahren verfassten Beitrag geschehen, kann man die vorzügliche Einspielung der 1. Symphonie von Beethoven mit dem Columbia Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Bruno Walter (Aufnahme: 1958) kaum charakterisieren. Alles Wesentliche scheint mir gesagt. Ein Detail, das mir ganz besonders auffiel und zusagte, sind die oben auch bereits erwähnten grummelnden Pauken im langsamen Satz, was diesem Andante etwas unterschwellig Bedrohliches verleiht. Die Orchesterleistung ist ausgezeichnet, genauso der Klang (ich beziehe mich auf das neueste Remastering von 2019, das in der großen Columbia-Box, aber auch einzeln als Download zu haben ist).


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für Beethovens Erstling hatte ich seit jeher eine Schwäche, und die Diskussion darüber hat mich veranlaßt, einige meiner Aufnahmen herauszukramen und nacheinander zu hören. Was die Spätaufnahme von Bruno Walter betrifft, so stimme ich voll mit Joseph II. überein, wenn ich einmal von der fehlenden Wiederholung der Exposition im Kopfsatz absehe. In zähle sie zu den Gipfelpunkten des Stereo-Walter-Zyklus.

    Nachdem ich Bruno Walter gehört hatte, kamen der Reihe nach folgende Versionen in den CD-Spieler: Monteux (RCA/Decca), Bernstein (CBS), Cluytens (EMI), Karajan 1961 (DGG), Wand (RCA), Böhm (DGG) und Klemperer (EMI).

    Da für mich das Finale den Höhepunkt dieses genialen Frühwerks darstellt, habe ich mich hauptsächlich auf diesen Satz konzentriert. Lange hatte Walter die Nase vorn, er wurde abgelöst von Cluytens, doch schließlich - es ist immer ein bißchen schwierig - ging Leonard Bernstein mit dem New York PO als Sieger durchs Ziel:

    Aufnahme: Januar 1964, Manhattan Center, New York City.

    Keiner hat wie er verstanden, die Spannung der langsamen Einleitung aufzubauen und in den raschen Schlußsatz einmünden zu lassen. Einfach toll! Seine spätere Wiener Einspielung (DGG) liegt mir nicht vor, aber ich glaube kaum, daß er seine New Yorker Aufnahme übertreffen konnte. Ich gebe freimütig zu, daß ich mit Bernstein, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht sonderlich eingenommen bin, aber sein früher Beethoven (ich schließe ausdrücklich die Eroica und die Fünfte ein) ist einfach Spitze! Die übrigen Aufnahmen aus dem Zyklus kenne ich leider nicht.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • RE: Leonard Bernstein

    Keiner hat wie er verstanden, die Spannung der langsamen Einleitung aufzubauen und in den raschen Schlußsatz einmünden zu lassen. Einfach toll! Seine spätere Wiener Einspielung (DGG) liegt mir nicht vor, aber ich glaube kaum, daß er seine New Yorker Aufnahme übertreffen konnte. Ich gebe freimütig zu, daß ich mit Bernstein, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht sonderlich eingenommen bin, aber sein früher Beethoven (ich schließe ausdrücklich die Eroica und die Fünfte ein) ist einfach Spitze! Die übrigen Aufnahmen aus dem Zyklus kenne ich leider nicht.

    Lieber nemorino,


    es freut mich, dass Du die hohe Qualität der New Yorker Bernstein-Aufnahme(n) herausstellst.

    :angel:Das ist meine Beethoven-Sinfonien-GA für die Insel CBS/SONY-Zyklus kennenlernen - es lohnt sich ! Ich habe alle Remastering-Versionen (die GA mit dem 20Bit-Remastering und die mit dem 24Bit-Remastering) und fast alle SONY-Einzel-CDs zum Teil aus der Royals - Serie. (Die von Dir abgebildete CD habe ich auch - :hail:ein Edelstein.) Ich brauchte ja im Prinzip nur eine GA. Aber die CDs sind mir zu wertvoll, als dass ich die abgebe ... eine steht im WZ, die andere GA im Hobbyraum.


    :angel: Übrigens habe ich auch Bernsteins späten Beethoven - Zyklus mit den Wiener PH auf DVD und auch auf CD (DG).

    Auch dort ist die Sinfonie Nr.1 ganz ausgezeichnet gelungen. Darüber könnte man seitenlang schreiben wie akribisch genau und zugleich mit Emotion Bernstein begeistert - nebenbei klanglich eine der besten Beethoven-GA überhaupt !

    Letztendlich favorisiere ich aber insgesamt auch seinen fantastischen New Yorker - Zyklus (SONY).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe das neue 192/24 Remastering zum Anlass genommen, mir nach längerer Zeit wieder einmal Bernsteins New Yorker Beethoven-Zyklus anzuhören, und ich stimme Dir zu, dass das ganz hervorragende Interpretationen sind. Besonders gut gefallen haben mir die 1. Symphonie, aber auch die "Eroica" und die "Pastorale". Allerdings muss ich sagen, dass die Klangqualität meinen Ansprüchen nicht genügt, man merkt den Aufnahmen an, dass sie in den frühen 60er-Jahren entstanden sind. Der "dünne" Klang macht sich insbesondere bei den heroischeren Symphonien, also der 3., 5., 7. und 9., störend bemerkbar. Mein Beethoven-Zyklus für die Insel bleibt also der spätere Wiener Zyklus von Bernstein, der aufnahmetechnisch nicht perfekt, aber dem New Yorker klar überlegen ist und der mir auch interpretatorisch noch besser gefällt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • @ nemorino:


    Lieber Nemorino,


    das dürfte doch kein großes Problem sein. Die gesamt GA einschließlich des VK mit Isaac Stern und vier Ouvertüren ist der zeit für kleines Geld (13,97 €) am großen Urwaldfluss zu haben, und sie sit als Gesamtaufnahme unter den Vielen absolut in der Spitzenklasse.:


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Zitat von Bertarido

    Der "dünne" Klang macht sich insbesondere bei den heroischeren Symphonien, also der 3., 5., 7. und 9., störend bemerkbar.

    Das kann ich so nicht nachvollziehen, lieber Bertarido. Was du als "dünn" bezeichnest, erlebe ich als hellen geschärften Klang, den ich beim Nachhören des Kopfsatzes der Eroica (s.o.) vorhin wieder einmal mit Hochgenusss erlebt habe. Bernstein als hochexpressiver Dirigent ist hier absolut in seinem Element, und vor allem in der Durchführung entfaltet er ein Drama, das ich so eigentlich nur noch bei Günter Wand und dem NDR-Sinfonieorchester erlebt habe:

    Du kannst ja mal die Probe aufs Exempel machen und die Aufnahme bei Amazon streamen.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • RE: Bernstein

    Der "dünne" Klang macht sich insbesondere bei den heroischeren Symphonien, also der 3., 5., 7. und 9., störend bemerkbar.

    Das kann ich, genau wie Willi auch nicht nachvollziehen, denn wenn es so wäre könnte ich diese GA kaum mein Favorit nennen, lieber Bertarido. Zu "dünn" ist mir dieser hochsinfonische Klang keineswegs. Das ist packender hochexpressiver Beethoven.

    Das kann ich so nicht nachvollziehen, lieber Bertarido. Was du als "dünn" bezeichnest, erlebe ich als hellen geschärften Klang, den ich beim Nachhören des Kopfsatzes der Eroica (s.o.) vorhin wieder einmal mit Hochgenusss erlebt habe. Bernstein als hochexpressiver Dirigent ist hier absolut in seinem Element, und vor allem in der Durchführung entfaltet er ein Drama

    Ich bin mit dem Klang der New Yorker PH voll zufrieden.

    Die von Willi in Beitrag 166 abgebildete Bernstein-GA ist die von C2010 mit dem 24Bit-Remastering.

    Klanglich unterscheidet es sich nur marginal von der vorigen GA-Version von C2002 mit dem 20Bit-Remastering (braune GA-Box - liegt als Abb nicht mehr vor -). Wenn man die hat, braucht man die Neuere nicht zu kaufen.


    Bertarido schätzt eben bekanntlich noch mehr die Wiener PH-GA (DG). Die New Yorker GA ist straffer, zügiger und mehr von jugendlicher Frische gekennzeichnet, was mir wiederum mehr liegt. Das langsamere Tempo später in Wien empfinde ich nicht immer als ganz ideal. Ich habe ja auch die DVD-Ausgabe - da ist es natürlich ganz toll Bernstein auch optisch zu erleben. Das Tempo tritt dann mehr in den Hintergrund. Ausserdem ist dort DTS5.1-Sound unglaublich gut !

    Die Fünfte ist mir in Wien fast zu harmlos ... ganz im Gegensatz zu dem atemberaubenden Erlebnis des Amnesty International Konzertes 1976 mit Bernstein / Bayerisches RSO München (DG).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat von teleton

    Die New Yorker GA ist straffer, zügiger und mehr von jugendlicher Frische gekennzeichnet, was mir wiederum mehr liegt.

    Ich will es mal so ausdrücken, lieber Wolfgang: an Bernstein kommt kaum einer vorbei, weder bei Beethoven, noch bei Mahler oder Brahms. Auch bei Letzteren sind die Tempi in den New Yorker Aufnahmen straffer, aber ich schätze auch seine Wiener Aufnahmen wegen der, wie ich finde, ungeheuren Tiefe des Ausdrucks, welche das langsamere Tempo vergessen lässt.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • das dürfte doch kein großes Problem sein. Die gesamt GA einschließlich des VK mit Isaac Stern und vier Ouvertüren ist der zeit für kleines Geld (13,97 €) am großen Urwaldfluss zu haben

    Lieber Willi,


    danke für den Tip. Das Geld ist in dem Fall sicher nicht das Problem, aber der fehlende Platz. Bei mir stapeln sich mal wieder die CDs, und wenn ich mich hier umschaue, ist weder in den Schränken noch 1 cm Platz und an den Wänden erst recht nicht für ein neues, dringendst benötigtes Regal! Zudem habe ich aus Bernsteins New Yorker Beethoven-Zyklus bereits die Sinfonien Nr. 1, 3, 5 & 7. Verkaufen macht mehr Arbeit als es einbringt, und verschenken - wem? Zu allem Überfluß bin ich auch kein Freund von Boxen, mir sind Einzel-CDs einfach lieber, weil man leichter darauf zugreifen kann (schafft andererseits noch mehr Platzsorgen:().


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Ich würde den Klang (und ich habe "mittelalte" Ausgaben der Royal oder der darauffolgenden LB Edition) des NY Bernstein auch nicht als dünn bezeichnen. Aber es ist ein etwas "grober", u.a. auch durch multimiking recht direkter Klang, der sich natürlich deutlich von den "satter", wärmer und "integrierter" klingenden Liveaufnahmen aus Wien unterscheidet. Letztere sind gut, aber mir eher zu gepflegt philharmonisch. Das "hemdsärmelig-aufsässige" (das bei den New Yorker Aufnahmen auch durch den Klang vermittelt wird, allerdings auch meist zügigere Tempi etc.) fehlt oder ist jedenfalls doch sehr stark gemildert.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist ja generell etwas schwierig, Klang adäquat zu beschreiben, oftmals verstehen zwei Personen etwas ganz anderes unter solchen Begriffen wie "dünn" oder "warm". Ich meinte mit "dünn" so ungefähr das Gegenteil von "satt" oder voll", und das hat nichts mit der Größe des Orchesters zu tun. Auf jeden Fall fehlt ein Fundament im tieferen Frequenzbereich, was man m.E. auch ganz objektiv nachweisen können sollte. Und es fehlt an Transparenz, die ich aber bei einer so alten Aufnahme auch nicht erwartet hätte. Dafür, dass die Aufnahmen Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstanden, und das bei einem Label, das nicht unbedingt für audiophile Einspielungen bekannt ist, klingen sie vielleicht sogar erstaunlich gut. Der Klang ist aber dennoch so weit von meinem Ideal entfernt, dass sich der rechte Hörgenuss dabei nicht einstellen will, auch wenn die Interpretation noch so gut ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die alten Bernstein-Aufnahmen sind von CBS gemacht (ich habe leider keine von ihnen). Der typische CBS-Klang - z.B. die Debussy-Aufnahmen mit Pierre Boulez - ist klar, durchsichtig, aber auch etwas schlank, besonders in den Bässen. Ganz anders z.B. RCA. Die Aufnahmen sind etwas satter. Das gilt übrigens auch für Klavier-Aufnahmen. Die Horowitz CBS-Aufnahmen sind auch alle eher hell und schlank - am extremsten die fast schon gläserne Scarlatti-Platte. Von Bernstein habe ich von CBS fällt mir spontan ein von Debussy "Le Martyre de Saint Sebastien". Mir gefallen die CBS-Aufnahmen eigentlich immer. Auch wenn sie eher schlank sind - sie sind sehr sauber und durchsichtig im Klang.


    Es gibt noch eine wie ich finde schöne Aufnahme von Ferenc Friscay (ich habe eine ältere Auflage der Box):



    Schöne Grüße

    Holger

  • Es gibt noch eine wie ich finde schöne Aufnahme von Ferenc Friscay

    Lieber Holger,


    …. die wurde 1953, zusammen mit der Achten, aufgenommen und erstmals so veröffentlicht:

    Beethoven*, Berliner Philharmoniker, Fricsay* - Sinfonie Nr. 1 C ...

    Diese LP befand sich in meiner Sammlung, heute habe ich die Aufnahmen in der von Dir gezeigten umfangreichen Fricsay-Box.


    Ferenc Fricsay plante damals bereits eine GA der Beethoven-Sinfonien. Doch nach der Aufnahme von Nr. 1 & 8 riet ihm seine Produzentin, Frau Prof. Elsa Schiller, das Projekt zurückzustellen, weil sie (und auch der Dirigent selber) meinten, für ein solches Vorhaben sei es noch zu früh. Fricsay sollte und wollte weiter um ein für ihn "gültiges Beethoven-Bild" ringen. Trotzdem sind die beiden Sinfonien frisch und schlank geraten, und auch klanglich gibt es - trotz Mono - wenig zu bemängeln.

    Mit der Neunten nahm Fricsay dann zur Jahreswende 1957/58 den Plan einer GA wieder auf, jetzt schon in Stereo, doch durch seine fortschreitende schwere Erkrankung folgten nur noch die "Eroica" (Herbst 1958), die Nr. 7 im Oktober 1960 und schließlich die Fünfte im September 1961. Danach reichten die Kräfte nicht mehr aus, um das ehrgeizige Vorhaben zu Ende zu führen. Die Stereo-Aufnahmen von 1957/58 bis 1961 zeigen bereits einen ganz anderen Fricsay, der schwere, langsame Tempi bevorzugt. Trotzdem sind es zwingende Darstellungen, die ihren Wert über die Zeit behalten haben. Doch während die Aufnahmen von 1953 einen jugendfrischen, elastischen, ja vorwärtsstürmenden Fricsay zeigen, sind die Stereo-Produktionen doch schon sehr von dem schweren Leiden gezeichnet, dem der Dirigent schließlich im Februar 1963, nur 49 Jahre alt, erlag.

    Wer nicht den großen Fricsay-Würfel kaufen möchte und vor allem an seinen Beethoven-Aussagen interessiert ist, dem sei zu dieser Box geraten:

    die sowohl die frühen Mono- als auch die späteren Stereo-Aufnahmen enthält und als "Zugaben" noch die Ouvertüren "Egmont", "Leonore III" und "Fidelio" (ebenfalls in Stereo, die letztgenannte gespielt vom Bayerischen Staatsorchester).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • die wurde 1953, zusammen mit der Achten, aufgenommen und erstmals so veröffentlicht:

    Lieber Nemorino,


    herzlichen Dank wieder einmal für Deine Informationen! :) Ich habe diese Box hier - die sogar noch erhältlich ist - damals hatte ich sie beim schon lange nicht mehr existierenden 2001-Shop in Düsseldorf gekauft zum Spottpreis:


    71p+1rxILnL._SS300_.jpg



    Liebe Grüße

    Holger

  • Ich habe diese Box hier

    Lieber Holger,


    die habe ich auch:), aber als die 45 CD-Box mit allen instrumentalen DGG-Aufnahmen Fricsay erschien, konnte ich nicht widerstehen, obwohl ich im allgemeinen diese Riesenkisten gar nicht mag. Doch Ferenc Fricsay gehörte zu den prägenden Dirigenten meiner Jugend, und vieles aus dieser umfangreichen Box war bis dato nicht auf CD zu haben. Ich habe allerdings beide Kisten zum "normalen" Preis gekauft:(. Nun ja, man gönnt sich ja sonst nichts ….


    Schönen Feiertag nach Münster,

    Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Doch Ferenc Fricsay gehörte zu den prägenden Dirigenten meiner Jugend, und vieles aus dieser umfangreichen Box war bis dato nicht auf CD zu haben.

    Lieber Nemorino,


    da bist Du halt ein älteres "Baujahr" als ich! ^^ Meine erste Begegnung mit Friscay war wenn ich mich recht erinnere Smetanas "Moldau" - die ist für mich bis heute eigentlich "die" exemplarische Aufnahme! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Meine erste Begegnung mit Friscay war wenn ich mich recht erinnere Smetanas "Moldau"

    Höchst interessant, lieber Holger, meine auch! Mit dieser 25 cm-LP:

    Smetana* · Liszt* · Ferenc Fricsay - Die Moldau (Vltava) · Les ...

    Die gab's auch schon in Stereofassung, aber damals hatte ich kein geeignetes Abspielgerät.

    die ist für mich bis heute eigentlich "die" exemplarische Aufnahme!

    …. auch da stimme ich Dir 100 %ig zu! Es gab später noch die Aufzeichnung des Südfunks Stuttgart mit Probe und Aufführung des Werks, aber in der oben gezeigten Version mit den Berliner Philharmonikern übertrifft Fricsay sich quasi selber. Eine Aufnahme für die Insel!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Höchst interessant, lieber Holger, meine auch! Mit dieser 25 cm-LP:

    Lieber Nemorino,


    das ist ja ein Ding! ^^ Ich glaube, meine erste Begegnung mit Friscays Aufnahme der "Moldau" war eine Radiosendung - wenn ich mich recht erinnere ein Portrait von Friscay entweder auf WDR3 oder SWF2 - das ich in meiner Schülerzeit in den 70iger Jahren hörte. Ich habe diese CD auch mit Liszt Les Preludes (ebenso exemplarisch finde ich!), die es aber nur noch als Download zu geben scheint:



    Seltsam finde ich, dass die 1. Beethoven ausgerechnet bei Celibidache fehlt. Die hätte ich auch gerne! :hello:


    Liebe Grüße

    Holger

  • Seltsam finde ich, dass die 1. Beethoven ausgerechnet bei Celibidache fehlt. Die hätte ich auch gerne! :hello:

    Die gibt es unter Celibidaches Dirigat allerdings gleichwohl aus München (25. Juni 1989).

    Wieso EMI sie seinerzeit nicht veröffentlicht hat, ist mir seit langem ein Rätsel.

    Sie ist auf dem obskuren Label Navikiese (NAV-4001) trotzdem einst auf CD erschienen und kursiert wohl auch im Netz.

    Die Interpretation ist natürlich astreiner Celibidache-Spätstil, wie man ihn von seinem anderen Beethoven kennt.


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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