Alexander Girardi

  • Hallo Leute!!!


    Hab in einem alten Opern und Operettenfuehrer etwas ueber Alexander Girardi gelesen, der bei einigen Operetten von Milloecker, Johann Strauss (scharfes s hab ich keines) :D ua in der Urauffuehrung gesungen hat.


    Ich wuerde nun gern mehr ueber diesen Saenger erfahren, vor allem Biografisches und vor allem GIBT ES AUFNAHMEN VON IHM???


    Danke im Voraus


    Mfg Joschi

  • Hallo Don Basilio,


    Alexander Girardi (1850-1918 )


    war, wie so viele "waschechten Wiener" ein geborener Grazer.


    Er ist sicher leicht in jedem Lexikon und auch im Internet zu finden.
    Ich beschränke mich auf jenes, was in Lexika eher nicht verzeichnet ist:


    Der große Volksschauspieler und Operetten"sänger" war eigentlich ein mißtrauischer Misanthrop und er hatte eine böse Zunge. Zahlreiche Aneldoten sind überliefert. - Er war über alle Maßen schlagfertig - und geizig.


    Legendär ist sein Sager, als sich ein Freund von ihm Geld ausborgen wollte:


    "Samma liaba glei bees" (Seien wir lieber gleich böse aufeinander)


    Ferner wird der Namen mit dem Strohut in Verbindung gebracht, der ihm quasi als "Markenzeichen" diente: Der "Girardihut" oder in Wien der "Girardi"...


    (die abgebilde Person trägt einen Girardihut, ist aber NICHT Girardii



    Aber DAS ist er jetzt - ohne Hut.




    In Wien gibt es im 6. Bezirk die Girardigasse. Dort befindet sich das Cafe Girardi.


    http://members.chello.at/cafe.girardi/



    Zur Frage nach Schallplattenaufnahmen:


    Girardi hat Schallplatten aufgenommen , weil ich sie selbst schon im Radio gehört habe (vor zig Jahren, was genaues sag ich nicht !!! :D


    Damals wurden je ein Lied, Stück, Couplet, wie auch immer aus der "Schützenliesl" gespielt und zwar das "Muatterl-Lied" bzw aus der
    "Goldenen Meisterin" von Edmund Eyssler (wenn ich richtig informiert bin, war das 1905)


    Die Aufnahmen sind meines Wissens nicht mehr im Handel erhältlich
    Aber ich hab folgendes gefunden




    Wenn meine Informationen richtig sind, so hat Girardi im "Zigeunerbaron" beim Auftrittslied des Zsuppan erstmals das
    "Oink Oink" eingefügt - was dann später von seinen Nachfolgern immer wieder übernommen wurde.


    Ein Skandal ersten Ranges war es, als Girardis Frau, die Wiener Schauspielerin Helen Odilon, deren Männerkonsum beachtlich war, ihn eine Nervenheilanstalt überstellen lassen wollte.Tatsächlich hatte Girardi, den Strapzen seiner Ehe nicht gewachsen, Drogen genommen. Die Odilon ließ vom damals berühmtesten Wiener Psychiater Wagner-Jauregg ein Gutachten erstellen in welchem Girardi als geisteskrenk erklärt wurde. (Er hatte ihn nicht untersucht)


    Girardi bekam über Freunde Wind von der Sache und suchte bei einer anderen berühmten Schauspielerinn Schutz: Katharina Schratt - Seelenfreundin des Kaisers , die in der Sache dann zugunsten Girardis bei Franz Joseph I intervenierte. Überliefert sind in diesem Zusammenhang zwei Girardi Sager:


    "Jetzt fragen mich alle, ob ich verrückt bin. Damals hätten sie mich fragen sollen, als ich die Helen geheiratet hab."


    und:


    "Ich bin ja gar nicht krank, ich kränk mich nur"



    Wie man sieht: Langweilig wars nicht, im Alten Wien....



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    Hörprobe: Fiakerlied, gesungen von Alexander Girardi, 1900. 1min 40sec. (Real-Audio 230 KB)


    aus:



    Die Spuren der Töne
    (Booklet und CD)


    Booklet:
    Rainer Hubert und Walter Perné: Vom Phonographen zur Phonothek – 100 Jahre Schallplatte in Österreich.


    CD:
    Die Schallplatte unter dem Doppeladler – Frühe Tonaufnahmen aus dem Archiv der Österreichischen Phonothek.
    Compact Disc, 65 min


    Zusammenstellung:
    Rainer Hubert, Walter Perné, Rudolf Pohl. Signalverbesserung: Rudolf Pohl.


    Österreichische Phonothek 1998
    Erhältlich bei der Österreichischen Mediathek.
    € 12,90 inkl. MWSt.


    ciao,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo allseits!
    Ich bin ein neuer und über die Girardi-Seite zum Forum gestoßen. Als Schellackplattensammler kann ich einige Ergänzungen anbringen:
    In dem Magazin „Stimmen, die um die Welt gingen“ Heft Nr. 19, März 1988 (Herausgeber: Günter Walter) gibt es eine Diskographie der Aufnahmen von Alexander Girardi (zusammengestellt von Manfred Weihermüller, Bonn). Darin finden sich 82 (!) Aufnahmen im Zeitraum von 1900 bis ca. 1913.
    4 Aufnahmen aus dem „Zigeunerbaron“ mit Alexander Girardi sind ca. 1903/04 in Wien entstanden, unter ihnen auch das berühmte Auftrittslied des Zsupan „Ja das Schreiben und das Lesen“ (Grammophon 2-42589 Matr.Nr. 793z).


    Tonbeispiel:


    Alexander Girardi singt: "Ja das Schreiben und das Lesen" aus der Operette "Der Zigeunerbaron"


    Bis zum nächsten Mal
    Anton

  • Besten Dank abi.


    Abis Tonbeispiel ist natürlich nicht mehr urhebergeschützt. Im Gegensatz zum oberen Tonbeispiel ist dieses problemlios abspielbar. Abi hat die Überspielung von der Schellackplatte selbst vorgenommen.


    Die Aufnahme sollte jeder, der sich mit Operette befasst gehört haben. Sie zeigt die Wiener Aufführungspraxis um die Jahrhundertwende (1900). Nicht zu überhören ist der spöttische Unterton Girardis, welcher ein wichtiges Attribut der "Wiener Operette" ist - was heutzutage aber gerne überkleistert wird.


    Zudem kann sich der tontechnisch interessierte ein (Klang) Bild davon machen wie relativ getreu die Klangfarbe von Stimmen schon in der Trichter-Ära (Das Mikrophon wurde erst nach Girardis Tod eingeführt) wiedergegeben werden konnte - wenn sie nicht von Tontechnikern späterer Jahre "gefiltert" und "verbösert" wurden.....


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred!
    Danke, dass du das Tonbeispiel ins Forum gestellt hast. Einige kleine Verzerrungen dürten wohl auf dem Versandweg passiert sein. Interessant ist, das der Zsupan der Urauführung ein Tenor (!) war; später war das ja meist eine Baß-Rolle.
    Liebe Grüße
    Anton

  • Zitat

    Interessant ist, das der Zsupan der Urauführung ein Tenor (!) war; später war das ja meist eine Baß-Rolle.


    Das stimmt!


    Erst Harnoncourt hat in seiner Einspielung vom Zigeunerbaron den Kolman Zsupran als Tenor besetzt. Meines Wissens der einzige Zigeunerbaron mit einem Tenor-Zsupan!


    LG joschi

  • in einer Ziehrer Operette spielete Alexander Girardi, am Nachmittag, das gab es damals noch, eine Hauptrolle,


    und wie es so ist, es ging im der Text aus, also er stockte und wusste nicht weiter.


    Dafür gibt es ja die Soufleuse, und er stellt sich immer mehr zum Soufleurkasten, und diese zischelt ihm den Text rauf, und er verstand ihn nicht,


    beim 3.Mal sagte er, laut, weil er wieder nicht verstand:
    "Geh' Muatterl mach doch aus den Schmarrn kein Geheimnis"!


    Dann gibt es noch die Geschichte, in der er sagte, er werde Hansi Niese, eine große Volksschauspielerin, in Wien, in einer Szene zum Lachen bringen,


    also Girardi auf der Bühne, und die Niese tritt auf, mit "Grüß Gott", darauf Girardi "Ich werd's ihm ausrichten".


    Da konnten sich beide nicht halten, vor Lachen, und der Vorhang, musste fallen.


    Liebe Grüße Peter, aus Wien. :hello: :hello: :hello: