Ja, Holger, so ist es. Man kann hier hörend erfahren, wie Verstummen kompositorisch zum Ausdruck gebracht werden kann.
Liszt hat das Lied „J´ai perdu ma force et ma vie“ im Mai 1872 unter dem Eindruck des Todes seiner Jugendliebe Caroline de Saint-Cricq komponiert. Es kann aber gar kein Zweifel bestehen, dass es Ausdruck seiner allgemeinen Seelenlage damals ist, die von Einsamkeit, Selbstzweifeln und Depression geprägt war.
In einem Brief aus dieser Zeit (an Therese von Helldorf) findet sich die Bemerkung: „Der düstere Ton, den Sie in meinen letzten Zeilen beanstanden, wird mir mehr und mehr vertraut. Besser würde es sein, ganz zu schweigen: >schweig, meid, leid und vertrag<“.
In seiner kompositorischen Faktur ist das Lied von einer Radikalität und Kompromisslosigkeit, die man fast als singulär bezeichnen möchte. Über weite Strecken dominiert das Rezitativ, mehrmals wird die Tonart geändert, und das Ganze mündet klanglich in einen auf fast erschreckende Weise dissonant ins Leere verhallenden Akkord aus den Noten eis – gis – d.