Live oder Studio-Aufnahme?

  • Bevorzugen die Taminos Tonträger mit Live-Mitschnitten, die vor Publikum entstanden sind oder Einspielungen, die im Studio oder im leeren Konzertsaal aufgezeichnet wurden?


    Beide Aufnahme-Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, sei es für die Interpreten, die Produktionsfirmen oder den kaufenden Konsumenten. Was sind eure Meinungen dazu?
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Als ich mich bei Tamino damals angemeldet habe, vor nunmehr über sechs Jahren, hätte ich fast ohne Zweifel gesagt: Studio. Mir war jedes Nebengeräusch ein Gräuel.


    Heute ist das nicht mehr so eindeutig. Ich tendiere mittlerweile eher zu Live-Mitschnitten. Am liebsten sind mir welche, bei denen man bis auf den Schlußapplaus (wenn's überhaupt einen gibt) gar nicht merkt, daß es live ist. Derer gibt es etliche. Ein großes Lob an die jeweiligen Tontechniker! Oft wurden diese Live-Aufnahmen nicht an einem einzigen Tag, sondern an mehreren mitgeschnitten, so daß etwaige Verspieler ausgebügelt werden konnten.


    Live-Aufnahmen sind oft intensiver und künstlerisch ihren Studio-Pendants überlegen. Man muß nur Dirigenten wie Furtwängler, Knappertsbusch, Klemperer, Wand, Bernstein, ja auch Karajan anführen und mal den Vergleich Live vs. Studio anstellen. Und da kommt für mich in der Summe fast immer heraus: Live toppt Studio.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Josef,


    in der Regel ziehe ich fast immer STUDIO-Aufnahmen vor, weil die Klangqualität meistens die Bessere ist und man keine lästigen Huster hinnehmen muss.


    Die DG schafft es in den meisten Fällen am Besten eine LIVE-Aufnahme so hin zu bekommen, das diese kaum von einer Studioaufnahme zu unterscheiden ist - zudem wird die Aufnahme wird so gestaltet, dass der Schlussapplaus auch nicht mit auf der CD drauf ist. Dabei ist es mir manchmal ein Rätsel wie die das schaffen, da doch manche emotionale Konzertbesucher schon klatschen und bravo rufen, wenn der letzte Takt noch nicht ausgeklungen ist ... wie man sieht - bei der DG klappt das vorzüglich.


    :thumbup: Positives Beispiel für TOP-LIVE-Aufnahmen: so ziemlich alle Bernstein-Aufnahmen auf DG, von denen wenige als Studioaufnahme produziert wurden !


    :!: Darüberhinaus gibt auch massig weitere Beispiele, die als LIVE-Aufnahmen absolut umwerfend sind:
    *** dazu gehören fast alle Mrawinsky-Aufnahmen (sofern diese in brauchbarer Stereo-Klangqualität vorliegen); Studioaufnahmen mit Mrawinsky sind seltener.
    *** absolut toll auch die erst kürzlich von mir erworbenen Tschaikowsky-Sinfonien mit Swetlanow (WARNER; 1990), wo der stürmische Schluissapplaus der Japaner nochmal einen ordentlichen Gänsehautfaktor beschert, da man voller Begeisterung voll mitgehen kann. Das gleiche bei der Manfred-Sinfonie (WARNER).
    ... man könnte die Aufzählung von großen LIVE-Aufnahmen weiter fortsetzen ...


    Ich kann Deine heutige Vorliebe für LIVE-Aufnahmen schon nachvollziehen. LIVE-Atmosphäre - das hat was !
    ;) Wenn ich aber allgemein zwischen beidem wählen kann, dann ziehe ich aber nach wie vor eine Studio-Aufnahme vor.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei mir war es genau wie bei Josef II. Mittlerweile genieße ich die Live-Aufnahmen mehr. Mir gefällt es auch meistens gut, wenn am Ende Applaus aufbrandet. Irgendwie fühle ich mich dann mehr eingebunden. Ich besitze zwei Aufnahmen von Tabula Rasa von Arvo Pärt, einmal eine Aufnahme von der LP und dann eine bearbeitete auf CD. Mir gefällt die unbearbeitete besser, ich habe einfach mehr das Gefühl, dabei zu sein. Der Ereignischarakter, also Musik entsteht, wird mir deutlicher, wenn man merkt, dass Menschen dabeiwaren.
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Mir geht es ebenso wie Joseph und Knut-Hagen. Bei Live-Aufnahmen kommt noch hinzu, dass wahrhaft große Musiker dort nicht auf Sicherheit spielen, sondern an ihre Grenzen gehen, manchmal darüber hinaus. Auf diese Weise kommen singuläre Konzerte zustande, die tief im Gedächtnis haften bleiben.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Ich bevorzuge, dass der Applaus rausgeschnitten wird. Sonst ist mir das relativ egal. Man muss auch sehen, dass viele der "live"-Aufnahmen der DG, etwa Bernsteins aus den 1980ern u.a. keineswegs Mitschnitte eines einzigen Konzerts von Anfang bis Ende sind. Sondern man hat hier immer mehrere (wieviele genau, weiß ich freilich nicht) Konzerte mit- und zusammengeschnitten. (Der Applaus fehlt zum Glück normalerweise.) Das waren einige meiner ersten CDs und die waren klanglich immer gut genug für mich.


    Die Heimbach-"Spannungen"-Box scheinen dagegen tatsächlich immer Mitschnitte genau eines Konzerts zu sein (die Daten stehen im Booklet). Hier ist Applaus dabei, allerdings getrackt, man könnte ihn rausprogrammieren (die Arbeit mach ich mir natürlich auch nicht). Der Klang entspricht vermutlich nicht dem, was heute im Studio möglich ist (wie oft es umgesetzt wird, ist die andere Frage...). Aber ich bin alles andere als ein Klangfanatiker. Ob die Spannung und besondere Gelegenheit einer Live-Aufnahme beim Mitschnitt rüberkommt, ist sicher auch nicht allgemein zu beantworten.
    Das Argument mit dem "auf Sicherheit" spielen, leuchtet nicht ein. Im Gegenteil könnte man im Prinzip im Studio eigentlich viel mehr Risiken eingehen, da man ja korrigieren kann, wenn etwas daneben geht.


    Ingesamt ist es für mich jedenfalls kein zentrales Kriterium, was mich vom Kauf abhielte (oder besonders reizte).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Übrrigens für mich ein sehr tolles Beispiel ist Bruckners 7. vom Bayrischen Rundfunkorchester mit Mariss Janssons und das Violinkonzert von Sibelius von LIsa Batiashvili ,



    da merkt man, dass versucht wird, ein Publikum mitzureissen und wenn dann am Schluss der Applaus auffährt, so ist das wie eine Befreiung.
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Kann es sein, daß man die Finalcodas bei solchen "Live-Mitschnitten" oft gesondert ohne Publikum aufnahm und einfach mit dem Rest zusammenschnitt? Das würde erklären, wieso man nie zu frühen Applaus hört, wenn er ganz fehlt.

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    – Luís de Camões

  • Keine Ahnung.Auschließen würde ich nichts wollen. Da die Aufnahmen damals alle ganz normal zum Vollpreis verkauft wurden, könnte schon Aufwand getrieben worden sein.
    Im Falle von Bernstein/Wien wurden nicht wenige Sachen überdies auch auf Video aufgezeichnet; es gab die in den frühen 1990ern auf "LaserDisc", ein Format, das nicht lange Bestand hatte und viele davon wurden auch im Fernsehen ausgestrahlt. Ganz sicher hat man nicht bei einem einzigen Konzert einfach Mikros und Kameras mitlaufen lassen... ;)

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  • Live oder Studio? Für mich kommt es immer darauf an, welche Musik ich wie hören möchte. Für live spricht die Unmittelbarkeit, der Gedanke, das Werk würde im Moment der Aufführung erst entstehen - ein wichtiger Grund, warum Celibidache nicht ins Studio ging. Die Spannung kann größer sein, weil immer auch etwas schief gehen kann. Unter solchem Druck fließt Musik wie aus einem Guss. Ich kenne viele Mitschnitte, die ich jeder Aufzeichnung im Studio vorziehen würde. Wagners "Ring" aus Bayreuth 1955 unter Keilberth zum Beispiel, die erste Produktion dieses Werkes in Stereo - also noch vor Solti, dessen Studio-Version auf ihre Weise ebenfalls genial ist. Und dann kann ich mir mein Leben nicht vorstellen ohne die exemplarischen Studioaufnahmen, die uns Werke in einer Vollendung herüberbringen, die live niemals zu erzielen ist. Das sind die Aufnahmen, die die Idee und Aussage von Stücken in einer nahzu idealen Weise transportioeren. Dazu würde ich die Wolf-Lieder mit der Schwarzkopf zählen.


    Mein Eindruck ist, das an Studioaufnahmen gewöhnte Ohr findet leichter Zugang zu Liveaufnahmen als umgekehrt. Live ist ja auch dem Kostendruck von Studioeinspielungen geschuldet. Manche Labels nehmen deshalb nur noch bei Aufführungen auf, nicht mehr im Studio.


    Ein sehr spannendes Thema. Danke für die Intitiative. Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, Folgendes gehört zu diesem Thread: Ein Bekannter eines Bekannten hört gar keine Musik mehr, sondern liest nur noch Partituren (vorzugsweise BAch), weil er mittlerweile der Auffassung ist, die Aufführung schon würde das Werk verändern, verwässern.
    Bizarr, oder?
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Lieber Joseph II.


    Wenn dir wie du selber sagtest jedes Nebengeräusch ein Greul ist, wie hast du denn knarrende Fußböden ( während der Schlafwandelszene in Macbeth mit Leonie Rysanek ) oder das vorsprechen des richtigen Textes ( Studioproduktion mit Marcello Alvarez ) . beides über Kopfhörer wundervoll mitzuerleben, aushalten können.
    Oder das irgend jemand im Studio etwas fallen läßt, auch immer wieder gern gehört wie Bögen auf Instrumente oder sonst wohin schlagen
    Ich habe stellenweise die Erfahrung machen müßen, das ich während einer Studioaufnahme auf mehr störende Nebengeräusche treffe, als während eines gut gemachten Livemitschnittes, zum Beispiel während einer Radioübertragung.


    Und das muß ich ganz offen bekennen ist für mich wesentlich nerviger als Nebengeräusche die bei einer Liveproduktion einfach mit dazu gehören.


    Gruß


    Sven

  • Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, Folgendes gehört zu diesem Thread: Ein Bekannter eines Bekannten hört gar keine Musik mehr, sondern liest nur noch Partituren (vorzugsweise BAch), weil er mittlerweile der Auffassung ist, die Aufführung schon würde das Werk verändern, verwässern.
    Bizarr, oder?
    Klaus


    Lieber Klaus,


    diese Ansicht ist gar nicht mal so bizarr. Schon Johannes Brahms meinte, den Don Giovanni Mozarts könne man am besten durch Lesen der Partitur kennenlernen, da es keine angemessenen Aufführungen geben könne (jedenfalls meinte er das, bis er eine Aufführung unter Gustav Mahler in Budapest hörte ... ).


    Man kann sogar weitergehen: Schon das Niederschreiben in Noten ist eine Verwässerung der eigentlichen Ideen des Komponisten ...


    Mahler sagte: Das Wesentliche steht hinter den Noten.

  • Seit ich Radiosendungen von Live-Konzert- und Opernaufführungen mitschneide,stören mich Publikumsgeräusche nicht mehr.
    Da ist bei mir sicher ein Gewöhnungseffekt eingetreten.
    Ich bekomme so einen Live-Mitschnitt,der nicht nachträglich im Studio bearbeitet wurde,also real live.
    Und gratis noch dazu.
    Was auf CD als Live- Aufnahme erscheint,wurde meistens nachträglich bearbeitet,aus mehreren Aufführungen zusammen gesetzt.
    Kommt mithin einer Studio-Aufnahme ganz nahe.
    Die CD bringt das makellose musikalische Werk.
    So wie z.B. Glenn Gould oder Karajan es im Studio erschufen.
    Der direkte Radiomitschnitt zeigt dagegen,was die Ausführenden wirklich leisten können,mit oder ohne Makel.


    Ich schätze sowohl den Live-Mischnitt als auch die Studioaufnahme,ohne eines von beiden vorzuziehen.

    mfG
    Michael

  • Liebes Schneewittchen


    Wenn es denn bloß so wäre, das der Nachträglich im Studio bearbeitete " Livemtischnitt " besser klänge.
    Im Regelfall klingt dieser Eher sterbenslangweilig, wohin hingegen die direkt Übertragung, also nicht aus X Tagen zusammengestückelte und mit Studionachlieferungen einzelner Töne und Arien zusammengestückelte, meistens wesentlich spannender klingt.
    Ich habe einige Aufnahmen wo ich die direkt Übertragung habe und dann die spätere Studiomanipulation, es liegen stellenweise Welten dazwischen, wo ich mich dann jedesmal Frage, wer hat diese Aufnahme nur so verfuscht.

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  • klar und eindeutig Studioaufnahme. Die Klangunterschiede sind meist doch recht deutlich. Und das Mehr an "Atmospähre" ist durch das Weniger an Klang in aller Regel nicht auszugleichen.

  • Auch ich lege ein klares Bekenntnis zur Studio-Aufnahme ab, wohlwissend, dass es sich dabei um ein absolut gekünsteltes (eigentlich auch 'unechtes') Produkt handelt, das es so, wie es von der fertigen CD erklingt, niemals gegeben hat. Gut, dieser Gedanke bereitet mir manchmal kurz Kummer - aber nur um ihn gleich beiseite zu schieben. Die Klangergebnisse von Studioaufnahmen überzeugen oft, die von Live-Aufnahmen tun dies eher nur manchmal. Der am Schluss 'mitgelieferte' Beifall des Publikums ist mir persönlich vollkommen egal - ich war ja nicht dabei, dann brauche ich auch nicht das künstliche Gefühl bei etwas Konserviertem, das Monate, Jahre, Jahrzehnte zuvor einmal stattgefunden hat, retrospektiv doch noch 'dabei gewesen' zu sein.


    Ganz schlimm finde ich bisweilen Opern(gesamt)aufnahmen, die Live aufgenommen wurden - sie sind manchmal verhunzt mit akustischem Beiwerk, das ohne das passende Bild dazu in der Regel völlig sinnfrei wirkt, da man ja nichts sieht. Der umstürzende Tisch mag ja in der 'gesehenen' Variante sinnfällig sein, doch in der bloß gehörten Variante ist er nichts als ein kolossales Störgeräusch, dass kaum mehr zugeordnet werden kann. Eine Opern-Live-Aufnahme kommt mir nicht mehr ins Haus. Gut, dass die Plattenfirmen in der Vergangenheit viele musikdramatische Werke im Studio aufgenommen haben. Mein Verlangen nach Oper kann so locker aus dem Studio gestillt werden.


    Bei rein instrumentaler Musik gebe ich ja zu, dass da auch sehr sehr gute Ergebnisse erzielt werden, wenn Live aufgenommen wird. Jüngstes Beispiel bei mir: die Mozart-Klavierkonzerte Nr. 19 und Nr. 23 mit Hélène Grimaud aufgenommen bei Konzerten in München. Das ist hervorragender Klang, alles da, wo es sein soll. Erst der Schlussbeifall machte mir wirklich deutlich, dass es Live-Aufnahmen sind.


    Gelegentlich, wenn ich im Konzert sitze und im Programmheft lese, dass die Aufführung live im Radio übertragen wird, krieg' ich innerlich die Krise, wenn ich mir vorstelle, dass all' die Lungenkranken, die sich merkwürdigerweise immer in konzertsälen auskurieren wollen, nun auch bei den armen Leuten zu Hause zugegen sind, die die Musik am Radio mitverfolgen wollen. Gut immerhin, dass bei Live-CD's doch vieles herausgefiltert werden kann - aber eben oft nicht alles.


    Grüße,


    Garaguly

  • In einem Review über eine aktuelle CD habe ich folgendes gelesen:


    Sure, the playing is fine, even handsome, and .... tempos are lively. He obviously knows the work. However, as seems to be standard practice today, the climaxes are underpowered, the heavy percussion conspicuous by its absence, and the entire affair has a strong feeling of routine. That’s what happens when you make recordings based on your average night’s subscription concert. What you get, not surprisingly, is a souvenir of an average night’s subscription concert. Nothing more, nothing less, and I won’t waste your time further on this utterly generic, pointless release. - See more at:
    (Quelle: http://www.classicstoday.com/r…ons/#sthash.uqbdvRKl.dpuf)


    Losgelöst von der Aufnahme, um die es hier geht, haben andere Taminos auch das Gefühl, dass der Markt derzeit mit derartigen "Souvenir"-Aufnahmen überschwemmt wird.

  • Ich mag am meisten die Liveaufnahmen, da es einfach authentischer ist. Gegen den Schlussapplaus habe ich nichts dagengen, weil es einfach dazu gehört.

    Deshalb gefällt mir die Brahms Sinfonie Nr.1 als Liveaufnahme von Karajan viel besser.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich bevorzuge seit einiger Zeit Live - Aufnahmen im Opernsektor.

    Da kann bei Rundfunkübertragungen nicht geschummelt werden und es liegt die Leistung des des Abends vor - mit oder ohne Störgeräusche.


    Erich

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  • Ich mag am meisten die Liveaufnahmen, da es einfach authentischer ist. Gegen den Schlussapplaus habe ich nichts dagengen, weil es einfach dazu gehört.

    Deshalb gefällt mir die Brahms Sinfonie Nr.1 als Liveaufnahme von Karajan viel besser.

    Karajan als "Studiofanatiker" ist live tatsächlich nochmal eine ganz andere, oft intensivere Erfahrung.

    Seine beste Aufnahme der Ersten von Brahms ist für meine Begriffe die ganz späte Live-Aufnahme aus Tokio von der letzten Japan-Tournee 1988.

    Das japanische Publikum ist dermaßen diszipliniert, dass man es nur am berechtigt frenetischen Schlussapplaus überhaupt als live erkennen kann. Klanglich tadellos.


    Offiziell bei DG Japan erschienen:



    Der Mitschnitt von Testament aus London, ebenfalls von 1988, kann klanglich nicht ganz mithalten, ist künstlerisch aber fast genauso überzeugend.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja, Ich würde mich auch freuen, wenn die Firmen irgendwann Mahler als Liveaufnahmen veröffentlichen würden.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


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  • Ja, Ich würde mich auch freuen, wenn die Firmen irgendwann Mahler als Liveaufnahmen veröffentlichen würden.

    Offiziell gibt es live wohl nur die Neunte, aber es kursieren Mitschnitte zumindest der Fünften und Sechsten.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Auch ich gehöre zu den Taminos, die Studioaufnahmen bevorzugen. Allerdings gibt es Ausnahmen. Bei Opernfilmen, z. Bsp. aus dem Bolshoi-Theater mit zwei Gesamtaufnahmen des "Boris Godunov", bringt mir die Atmosphäre dieses Theaters mit unbändigem Applaus für die Protagonisten noch ein zusätzliches Seh- und Hörvergnügen. Desgleichen bei Aufnahmen aus dem Mariinsky-Theater St. Petersburg z. Bsp. mit einer sehr guten "Attila" von Verdi. Die Interpreten beider Häuser sind ohnehin über jede Kritik erhaben. Klangmäßig gibt es kaum etwas auszusetzen.

    W.S.

  • Zitat von 9079wolfgang

    Auch ich gehöre zu den Taminos, die Studioaufnahmen bevorzugen.

    Ich nicht ;), du lieber Gott was wäre meine riesige CD Sammlung so arm ohne Live Aufnahmen!:!:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Grundsätzlich möchte ich mich bei dieser Fragestellung nicht festlegen. Sicherlich bringen die Studioaufnahmen in der Regel perfektere künstlerische Ergebnisse. Gerade die gewiissermaßen "unmenschliche" Perfektion kann jedoch auch eine unnatürliche, sterile Atmosphäre erzeugen. Welche Spannung eine Live- Aufnahme bringen kann, beweist meine Lieblingsaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" aufgenommen am 1. September 1955 im Prinzregententheater München unter Knappertsbusch, in der Traumbesetzung: Nilsson, Rysanek, Aldenhoff, Uhde, Frick. Ich habe bisher noch keine andere Aufnahme gefunden, die so unter die Haut geht, wie diese. Selbst die Solti Aufnahme wird getoppt. CD ORFEO C 35944

    Herzlichst

    Operus(Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich war schon immer ein Freund von Live-Aufnahmen. Die besondere Atmosphäre und Spannung einer Live-Aufführung ermöglicht in den besten Fällen eine Intensität der Darbietung, die im Studio kaum zu erreichen ist. Das ist mir wichtiger als die Perfektion, die sich im Studio durch wiederholte Durchläufe erreichen lässt. Aufnahmetechnisch sehe ich auch kaum Vorteile bei einer Studio-Produktion, wenn man mal ganz alte Aufnahmen (die ich sowieso nicht höre) außen vor lässt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Also da kommt es ja sehr darauf an, welche Art von Musik man hört. Ein Husten bei einem Liederabend ist für mich durchaus erträglich, wenn ich gleichzeitig die Atmosphäre des Abends spüren kann; die Anordnung der Mikrophone ist da in der Regel auch optimal.

    Aber da gibt es Opernaufführungen, in denen neben der Musik allerhand an Gepolter und Gerumpel zu hören ist, und die Singstimmen nicht gut vom Mikrophon eingefangen werden können - in diesem Falle ist mir dann eine Studioaufnahme lieber.

  • Ich bevorzuge seit einiger Zeit Live - Aufnahmen im Opernsektor.

    Da kann bei Rundfunkübertragungen nicht geschummelt werden und es liegt die Leistung des des Abends vor - mit oder ohne Störgeräusche.


    Erich

    Ja, deswegen habe ich mir die Karajan Liveaufnahmen besorgt , weil ich keine Opernaufnahmen als Studioaufnahmen haben möchte.

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich habe mittlerweile das Vorspiel und den Schluss des Wiener Parsifals live unter Karajan gehört. Vor zehn Jahren hätte ich mir das wohl klanglich angetan, aber heute tue ich mich wirklich schwer, solch einen auch für 1961 höchst mittelmäßigen Klang für die Dauer einer Oper durchzuhalten. Schon im Vorspiel gehen so viele Details unter. Das ist kein Vergleich zu seiner klanglich ungleich besseren Studio-Aufnahme.

    Direktvergleich:





    Auch künstlerisch ist die spätere Aufnahme doch viel ausgefeilter, die Berliner Philharmoniker spielen viel sauberer und präziser als das Wiener Staatsopernorchester. Grad der Parsifal kommt Karajans Konzept vom ästhetischen Gesamtklang entgegen.

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    – Luís de Camões

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