Sibelius: Symphonie Nr. 3 C-Dur op. 52 – Die Klassische

  • Die zwischen 1904 und 1907 entstandene 3. Symphonie C-Dur op. 52 steht ein wenig im Schatten ihrer Vorgänger- und Nachfolger-Symphonien. Das dreisätzige Werk, das am 25. September 1907 vom Philharmonischen Orchester Helsinki unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde, steht stilistische gesehen zwischen ihren romantischen Vorgänger-Symphonien und den herben und komplexen späteren Symphonien. 1932 erfolgte die erste Schallplattenaufnahme unter Robert Kajanus, wiederum mit dem London Symphony Orchestra.


    Die Orchesterbesetzung unterscheidet sich zwar nur marginal von der Zweiten, doch erziele die Dritte "nicht die Wirkung zerklüfteter, romantischer Monumentalität, sondern geschmeidiger klassischer Klarheit" (vgl. Barry Millington im Beiheft zur Rattle-Aufnahme). Auf jeden Fall bildet die Dritte einen Wendepunkt im symphonischen Schaffen von Sibelius. Anders als in der Ersten und Zweiten wird auf den "patriotischen" Anstrich verzichtet und versucht, eine möglichst hohe Klassizitität zu erreichen, indem die Konzentration auf wenigen melodischen Figuren und Harmonien liegt.


    Die Sätze:


    I. Allegro moderato
    II. Andantino con moto, quasi allegretto
    III. Moderato – Allegro (ma non tanto)


    Aufnahmen:


    Die Dritte war ein wenig das Stiefkind der Schallplattenindustrie. Tatsächlich liegen im Vergleich relativ wenige Einzelaufnahmen vor. Meist wurde sie im Rahmen von Gesamtzyklen auf Tonträger festgehalten. Herbert von Karajan etwa befand, daß er mit der Dritten nie warm wurde, weswegen er sie als einzige der Sibelius-Symphonien nie aufnahm. Das verwundert angesichts der vielen Ohrwurm-Themen mit hohem Wiedererkennungswert. Gleichwohl liegt dennoch eine beachtliche Anzahl an referenzträchtigen Aufnahmen vor, von denen hier zunächst nur einige aufgeführt werden sollen.



    Hallé Orchestra
    Sir John Barbirolli
    1969


    Radio-Sinfonie-Orchester Helsinki
    Okko Kamu
    1972


    Philharmonisches Orchester Helsinki
    Leif Segerstam
    2004


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die dritte Sinfonie von Sibelius ist in der Tat von vielen unterschätzt worden, das Publikum der Uraufführung war enttäuscht über die Kürze und Einfachheit. Nach der 2. Sinfonie hatte man Spektakuläreres erwartet. Die Konzertführer wissen auch nur wenig mit dem Werk anzufangen und eigentlich schreibt jeder etwas anderes über diese Sinfonie. Von Rückkehr zur Klassik, Reminiszenzen an Haydn und Beethoven ist da die Rede, ebenso wie von der Kürze der Themen und der Einfachheit der Tonsprache.
    Ich konnte hier weder Haydn noch Beethoven durchschimmern hören, noch fand ich (was auch beschrieben wurde) die Instrumentierung "einfach"
    Im Gegenteil, ich fand sehr einprägsame prägnante Stellen, sehr effektvolle Intrumenten Solos, ein spannendes Flirren und volkstümliche Ohrwurmthemen. Manchmal fühlte ich mich beim Abhören an Stellen von Mahlers erster Sinfonie erinnert -mehr jedenfalls als an Haydn.
    Daß Karajan mit dieser Sinfonie erklärtermaßen wenig anfangen konnte würde das noch unterstreichen, denn auch Mahler war nicht sein Lieblingskomponist. Meine persönliche Empfehlung wäre die EMI Aufnahme mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra unter Paavo Berglund

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gerade diese recht selten zu hörende Sinfonie Nr.3, die selbst Karajan nie eingespielt hat (was ich bedauere und mich wundert) ist in der Roshdestwensky-GA die Hammeraufnahme in seiner GA.



    Zitat

    Zitat aus Sibelius Sinfonie Nr.2:
    Die Sinfonie Nr.3 auf gleicher CD wie Nr.2 wirkt für mein Empfinden sogar noch als eine Steigerung, wenn man diese hintereinander hört. Warum ? Weil Roshdestwensky in der Sinfonie Nr.3 (Aufnahme 1973) wieder dieses hochexplosive Element freigibt.

    Ich hatte den Kauf dieser Roshdestwensky-GA (in 2011) viele Jahre herausgeschoben, weil ich der Falschinformation erlegen war, dass Roshdstwensky ähnlich langsame Tempi bevorzugt, so wie bei seiner Nielsen-GA (Chandos) ... was ich dort weniger schätze.
    Dies trifft hier so ganz und gar nicht zu, denn Roshdestwensky bevorzugt insgesamt straffe bis "normale", nie ausgedehte Spielzeiten - Klasse !


    Gerade die Sinfonie Nr.3 mit 9:44 - 7:44 - 9:31 bekommt diese straffe Sichtweise sehr gut, da sie dadurch gegenüber vielen anderen Aufnahmen nochmal an Spannung gewinnt. Die Pauken bei Roshdestwensky, die mir beispielsweise bei Kamu früher auf LP ganz und gar nicht aufgefallen waren, werten die Sinfonie für mich nochmal auf - :thumbsup: einfach der Hammer diese Aufnahme. Auch von Klang her im aktuellen Rematering ohne Tadel.


    Melodiya, 1973 (Nr.3), ADD


    Ashkenazy / Philharmonia Orchestra (Decca) war nach Kamu (DG) meine erste Aufnahme auf CD. Auch hier hatte ich das Aha-Erlebnis, bei der ich die Sinfonie Nr.3 plötzlich mit ganz anderen Augen und Ohren gesehen habe, als zuvor - ebenfalls eine ganz grosse Interpretation, bei der auch die ausgezeichnete Klangqualität positiv in Gewicht fällt. Nicht ganz so zügig wie Roshdestwensky, dafür unglaublich Detailscharf; etwa im ähnlichen Zeitmas wie Berglund; mit 10:55 - 9:28 - 9:40 (Ashkenazy).


    :thumbup: Seit diesem Aha-Erlebnis schätze ich die Nr.3 nicht weniger als die Anderen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Meine persönliche Empfehlung wäre die EMI Aufnahme mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra unter Paavo Berglund


    Mit Berglund habe ich die 3. Sinfonie in den 80ern auf Platte kennengelernt - ist bis heute meine Lieblingsaufnahme geblieben, nachdem ich einige andere durchprobiert habe. Selten Erwähnung findet, daß Sibelius seine 3. Granville Bantock gewidmet hat, mit dem er befreundet war (später wurde Sibelius sogar Präsident der "Bantock Society").


    Gruß aus Freiburg
    Byron

    non confundar in aeternum

  • Sibelius' Dritte steht trotz aller Bemühungen im Schatten und wird wohl allenfalls von der Sechsten darin übertroffen. Dabei hat mich ein gestriges Wiederhören des Werkes darin bekräftigt, dass es sich um die vielleicht einsteigerfreundlichste und am einfachsten zugängliche Sibelius-Symphonie handeln könnte. Die relative Kürze trägt dazu ebenfalls bei. Keiner der drei Sätze ist schwach. Vielmehr gibt es einprägsame Themen, besonders im wunderbaren Andantino, das eigentlich weltbekannt sein müsste. Es ist eine strahlende C-Dur-Symphonie, insofern wirklich ganz klassizistisch angelegt. Der nordische Tonfall ist jederzeit spürbar.




    Gehört habe ich die 1965 eingespielte Aufnahme Leonard Bernsteins mit dem New York Philharmonic. Es sollte seine einzige Beschäftigung mit dem Werk bleiben, da er am Ende seines Lebens nicht mehr genug Zeit hatte, den Wiener Zyklus zu vollenden. Seine Interpretation braucht keine Vergleiche zu scheuen und weist ihn einmal mehr als einen der ganz großen Sibelius-Dirigenten aus. Klanglich gibt es auch nichts zu beanstanden, zumindest nicht in diesem neuesten Remastering.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Oft steht man vor einer riesigen Sammlung und weiss nicht was man hören will. Was man soll weiss man oft schon - hat aber keine Lust. So sind die Besprechungen von Sinfonien hier im Forum - auch das Wiedraufleben älterer Treads eion willkommener Anlass sich quasi anzuschliessen und geschilderte Höreindrücke mit den eigenen zu vergleichen.


    Heute war es -unter anderem - die 3 Sinfonie von Sibelius, die mein Interesse erweckte. Schon 2011 gab es ja bei mir aus anlass der damaligen Threadseria einige Zukäufe von Sinfonien - eigentlich verwunderlich , denn zuvor hatte ich Sibelius nicht sonderlich gemocht - etwas, daß ich mir heute gar nicht erkären kann. Ich habe als auch die Sinfonie Nr 3 damals bereits mit Vergnügen gehört, damals in der Aufnahme unter Paavo Berglund. Heute habe ich BEWUSST eine Alternative gewählt, denn es macht wenig Sinn, etliche Aufnahmen eines Werkes zu kaufe - um nicht zu saben zu bunkern oder zu hamstern, und dann immer nur die "Lieblingsplatte" zu hören.


    So wählte ich heute die Naxos Einspielung mit dem Iceland Symphony Orchestra unter Petri Sakari (für Naxos - November 1996)

    und ich war positiv von der Gesamtwirkung, aber auch von der Tontechnik überrascht. Die Sinfonie ist in der Tat sehr "klassisch"


    Sibelius löst sich hier - auch nach eigener Aussage - von den frühen Sinfonischen Dichtungen, bzw von Werken die vom finnischen Nationalepos Kalaevala - teilweise auch nur indirekt beeinflusst waren.


    Sibelius erklärt in einem Statement (das ich aus Gründen eines allfälligen Urheberrechts nicht hier abdrucke)

    daß er keine beschreibende oder illustrierende Musik schreibe, sondern absolute Musik - sie sei das Wesen der Sinfonie.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gehört habe ich die 1965 eingespielte Aufnahme Leonard Bernsteins mit dem New York Philharmonic. Es sollte seine einzige Beschäftigung mit dem Werk bleiben, da er am Ende seines Lebens nicht mehr genug Zeit hatte, den Wiener Zyklus zu vollenden. Seine Interpretation braucht keine Vergleiche zu scheuen und weist ihn einmal mehr als einen der ganz großen Sibelius-Dirigenten aus. Klanglich gibt es auch nichts zu beanstanden, zumindest nicht in diesem neuesten Remastering.

    :thumbup:


    Lieber Josef,

    irgendwie finde ich es nicht angemessen, dass Sibelius Sinfonie Nr.3 bis heute mit nur 5 Beiträgen bedacht wurde.

    :| Auch dass herauzsragende Sibelius-Dirigenten wie Karajan und Ormandy, die Sinfonie Nr.3 nie dirigiert haben, ist mir genau so unverständlich wie Dir.


    Da wird ellenlang über langweilige ....- Sinfonien geschrieben, aber solche TOP-Werke bleiben unbeachtet. :untertauch:


    :!:Die Bernstein-Aufnahme (SONY, 1965) steht bei mir zusammen mit Roshdestwensky (Melodiya, 1973) und Ashkenazy (Decca, ) an der Spitze. Barbirolli, Berglund und Segerstam sind auch nicht zu verachten, aber nehmen durch zu lange Spielzeiten die Spannung zu sehr heraus.



    P.S.: Ich freue mich über Deine Entdeckungsreise mit Bernstein / New Yorker PH (CBS), die nur positiv ausfallen kann !

    Im Prinzip habe ich alles was mich mit Lenny interessiert auf CD vorliegen ... fast alles, wie man im Beispiel Strawinsky Feuervogel sieht, der umgehend geordert wurde.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich höre diese 3. Gerade zum ersten Mal (Berglund, Bournemouth) und bin sehr angetan.Wie Joseph II. oben schon geschrieben hat, empfinde ich sie als sehr gut zugänglich und "einsteigerfreundlich". Die o.g. Aufnahme ist, wie alles, was ich bisher aus dieser GAgehört habe, mehr als gelungen. Eine echte Entdeckung.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Da wird ellenlang über langweilige ....- Sinfonien geschrieben, aber solche TOP-Werke bleiben unbeachtet. :untertauch:

    Das hat Wolfgang damals sehr frank und frei, aber m. E. durchaus zutreffend in seiner unnachahmlichen Weise geschrieben. Ja, vielleicht ist es gerade das Eingängige, das Sibelius' Dritte manch einem "verdächtig" erscheinen lässt. Gewisse Kreise wollen ja nichts hören, was auch nur ansatzweise als "populär" oder "kitschig" gelten könnte. Avantgardistisch muss es sein, das Rad immer neu erfinden, die angeblich ewig gestrige gut situierte Hörerschaft verschrecken, dann ist es genial. Ob es Ohrenkrebs verursacht, ist nebensächlich. Tja. Suum cuique. Da bleibe ich dann schon lieber beim Sibelius. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Gewisse Kreise wollen ja nichts hören, was auch nur ansatzweise als "populär" oder "kitschig" gelten könnte. Avantgardistisch muss es sein, das Rad immer neu erfinden, die angeblich ewig gestrige gut situierte Hörerschaft verschrecken, dann ist es genial.

    Lieber Joseph II

    es soll aber auch Menschen geben, die sowohl das "Populäre" wie auch das Avantgardistische gerne hören. :hello:Insofern muss das nicht unbedingt ein Gegensatz sein. Von Sibelius 3. habe ich übrigens fast so viele Einspielungen wie es hier bisher Beiträge gibt.


    Vor einigen Tagen mit Gewinn gehört:



    Coverbild durch Mod ausgetausch, da ersteres Vinyl war

    Indes: beide gestrichen

    MOD 001 Alfred

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Sibelius habe ich durch die 3. Sinfonie kennengelernt. Und zwar in einer sehr guten Aufnahme mit dem Philadelphia Orchestra unter Vladimir Ashkenazy aus em Jahre 1983. Sie hat mich von Anfang an bis heute fasziniert, für mich ist das ein typischer Sibelius mit eindrucksvollen Themen. Warum sie im Schatten der anderen Sinfonien und als "klassizistisch" abgetan wird, steht, kann ich nicht verstehen. Musikalisch hat sie sehr viel zu bieten, steht in strahlendem C-Dur und, das kann ich bestätigen, ist durchaus für Sibelius-Einsteiger zu empfehlen. Ich habe sie außer der genannten, nicht mehr im Handel befindlilchen Aufnahme nur noch in den Gesamtausgaben mit Sanderling und Rattle. Mit Rattle habe ich sie auch vor 6 Jahren im Konzert erlebt, da hat sie mich bedauerlicherweise nicht erreicht. Danach gab es die 4. Sinfonie, die sehr sperrig ist, dafür hatte Rattle mehr Energie und eine größere Orchesterbesetzung aufgewendet. Von Bernstein kenne ich nur eine Sibelius-DVD-Box (natürlich) ohne die 3. Sinfonie. Schön, dass es noch weitere Liebhaber dieses großartigen Werkes gibt.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Sibelius habe ich durch die 3. Sinfonie kennengelernt. Und zwar in einer sehr guten Aufnahme mit dem Philadelphia Orchestra unter Vladimir Ashkenazy aus em Jahre 1983. Sie hat mich von Anfang an bis heute fasziniert, für mich ist das ein typischer Sibelius mit eindrucksvollen Themen. Warum sie im Schatten der anderen Sinfonien und als "klassizistisch" abgetan wird, steht, kann ich nicht verstehen.

    Lieber Timmiju,


    die Ashkenazy - Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra (Decca, 1983) gehört zu den Besten und Detailreichsten der Sinfonie Nr.3.

    Während Roshdestwensky mit Emotionen und packendem Zugriff begeistert, aber leider nicht durch seine Klangqualität punkten kann, schafft es Ashkenazy aus der Partitur ein richtig farbiges Orchesterwerk zu zaubern, bei der er alle Spannungsbögen überlegt zieht.

    :angel: Ich habe sie auch gestern mit Freunde mal wieder aufgelegt. Dabei hab ich auch die Dritte aus der ausgezeichneten Barbirolli - GA gehört. Leider überzieht er den 2. Satz .. quasi Allegretto zu sehr und macht ein Adagio daraus. Aber sonst auch ganz grosses Sibelius - Kino !

    Für die Bernstein _ GA (SONY) gelten die positven Punkte ebenfalls.


    Diese fabelhafte GA der Sibelius-Sinfonien mit Ashkanazy war auch meine erste GA. Nach so vielen Alternativen kehrte ich immer gerne zu dieser zurück ...

    Aus heutiger Sicht stelle ich fest: Wenn ich mir nie weitere Alternativaufnahmen gekauft hätte, dann hätte ich auch nicht so viel verpasst. War aber trotzdem wichtig auch andere Sichten kennen zu lernen und vor allem Bernstein (auf SONY und DG) nicht verpasst zu haben.

    Ashkenazy bietet alles was das Sibelius-Herz begehrt: Packenden Zugriff mit gelungenen Spannungsbögen, keine langatmigen Tempomätzchen, genial präsente Pauken, absolut überzeugende und natürliche Orchesterabblidung dieser Decca-Aufnahmen.

    Die Aufnahmen sind auch über mehre Jahre in den 80ern entstanden und nicht unter dem Druck eine GA auf ein mal abliefern zu müssen !



    ..

    Decca, 1980 - 1986 , DDD



    -----------------------------------------------------------------------------------------------

    Ich habe einige Sibelius - GA gehabt, die mich total nicht überzeugen konnten.

    Darunter Saraste (Finlandia), Maazel / Pittsburgh PO (Decca) = spannungloser geht es nicht !, Maazel / WPO hat mich bei der Sinfonien Nr.3 und 6 am wenigsten erreichen können (Sorry lieber Lutgra, aber die hatte bei mit keinen "Gewinn". Selbst nicht die klanglich ausgezeichnet aufbereitete BluRay-Ausgabe, die Du abgebildet hast.), die 2 GA (von 3) vom späten Berglund (EMI) glitten auch immer mehr ins Belanglose ab ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich finde es schon nachvollziehbar, dass die dritte wohl seit je eine der am wenigsten beliebten Sinfonien des Komponisten ist, wenn auch etwas überraschend ist, dass sogar große Sibelius-Dirigenten wie Ormandy und Karajan sie "übersprungen" haben. Sie hat weder die noch romantische Eingängigkeit der ersten beiden noch die Ausdruckstärke der 4., den Glanz der 5. oder die spezifische Atmosphäre der 6. oder die formale Originalität der 7. "Geschmeidige klassische Klarheit" suchen die Hörer vielleicht eher weniger bei Sibelius und verglichen mit der neoklassizistischen Brillanz oder sogar Eleganz einiger Stücke Prokofieffs o.a. ungefährer Zeitgenossen wirkt sie auf mich auch etwas "trocken". Zwar bin ich eh nicht der größte Sibelius-Fan, aber bei einem Ranking würde ich sie vermutlich auch ans Ende setzen. Ein interessantes Stück, aber emotional oder anderweitig wirklich begeistern kann es mich auch nicht recht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich finde es schon nachvollziehbar, dass die dritte wohl seit je eine der am wenigsten beliebten Sinfonien des Komponisten ist, wenn auch etwas überraschend ist, dass sogar große Sibelius-Dirigenten wie Ormandy und Karajan sie "übersprungen" haben. Sie hat weder die noch romantische Eingängigkeit der ersten beiden noch die Ausdruckstärke der 4., den Glanz der 5. oder die spezifische Atmosphäre der 6. oder die formale Originalität der 7. "Geschmeidige klassische Klarheit" suchen die Hörer vielleicht eher weniger bei Sibelius und verglichen mit der neoklassizistischen Brillanz oder sogar Eleganz einiger Stücke Prokofieffs o.a. ungefährer Zeitgenossen wirkt sie auf mich auch etwas "trocken". Zwar bin ich eh nicht der größte Sibelius-Fan, aber bei einem Ranking würde ich sie vermutlich auch ans Ende setzen. Ein interessantes Stück, aber emotional oder anderweitig wirklich begeistern kann es mich auch nicht recht.

    Vielleicht käme sie bei mir auch erst am Ende, wäre ich zu einem Ranking verdonnert - aber reizlos erscheint sie mir dennoch nicht. Das klassizistische Element teilt sie wohl mit der Sechsten, die zugegebenermaßen allerdings etwas betont Kühl-Nordisches ausstrahlt und sich von daher unterscheidet. Soweit ich weiß, liegt dies auch am Modus, der bei der Dritten eben doch primär der Dur-Tonalität entspricht, bei der Sechsten kirchentonal ist.


    Karajan hat die Sechste meines Erachtens besonders überzeugend interpretiert, bei den übrigen Sinfonien bevorzuge ich andere Orchester und Dirigenten.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Interessant, dass ihr die Sechste zugänglicher empfindet als die Dritte. Ich muss gestehen, dass ich mit der Nr. 6 die meisten Probleme hatte, wenn ich sie mittlerweile auch sehr schätze. Von allen Symphonien von Sibelius hat die Sechste ja vermutlich die wenigsten "Ohrwurm-Qualitäten". Selbst bei der Vierten finde ich den Kopfsatz auf seine Art sehr eingängig. Aber natürlich muss das jeder für sich selbst beurteilen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Als Sibelius-Verehrer melde ich mich zu Wort. Ashkenazy ist auch mein Favorit und ich habe alle Aufnahmen im Regal stehen, die es gibt. Ich frag mich, weshalb die Sinfonie C-Dur Opus 52 nicht populärer ist.


    Viele Aufnahmen sind auf You Tube nicht abrufbar:


    Auf You Tube ist die Aufnahme mit dem Dirigenten Leif Segerstam und dem Danish National Symphony Orchestra. Der Dirigent wird im Eröffnungsbeitrag allerdings mit der Aufnahme eines anderen Orchesters erwähnt. Man kann die Partitur mitlesen. Auch wenn die Auflösung nicht die beste ist, ist es möglich die Einsätze der Orchestergruppen mitzuverfolgen.


    I. Allegro moderato [0:00]

    II. Andantino con moto, quasi allegretto [11:20]

    III. Moderato - Allegro (ma non tanto) [22:13]




    Und in diesen beiden folgenden neueren Aufnahmen kann man den Musikern zusehen.


    Jaime Martin dirigiert das hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony.


    I. Allegro moderato [0:24]

    II. Andantino con moto, quasi allegretto [11:23]

    III. Moderato – Allegro (ma non tanto) [22:07]




    Das niederländische Radio Filharmonisch Orkest wird von der Dirigentin Karina Canellakis geleitet. Die Aufnahme entstand am 11. September 2020 unter Coronabedingungen. Die Musiker und Musikerinnen sitzen mit weiterem Abstand. Ein Kommentator erwähnt, dass die 3. Sinfonie nach der Aufführungsstatistik in den Niederlanden nicht oft aufgeführt wurde. Die Wahl dieser Sinfonie für ein Jubiläumskonzert (Das Orchester feiert 75jähriges Gründungs-Jubiläum) habe ihn überrascht.


    I. Allegro moderato [0:06]

    II. Andantino con moto, quasi allegretto [11:06]

    III. Moderato – Allegro ma non tanto [21:25]


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Unmttelbar zugänglicher finde ich bspw. 6. und 7. nicht. Aber die 3. ist halt letztlich für mich nicht allzu attraktiv. Und das geht ja anscheinend auch vielen, die die Sinfonien Sibelius insgesamt attraktiver finden als ich, mit der 3. so.

    Struck by the sounds before the sun,
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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, aber da bleibt man doch meistens auf der Strecke. Wenn ich die 3. mit der 6. vergleiche, da ist mir die 6. Sinfonie viel zu introvertiert. Bei der 3. gibt es wundervolle Themen, gleich bei dem ersten in den Bässen kommt Spannung auf, im 2. Satz ein wunderschönes Anfangsthema in den Flöten, dann im 3. Satz die musikalische Entwicklung bis zum überragenden Schluss. Das ist alles eine nordisch herbe Melodik, die im Ohr hängen bleibt. Ich will keinen überzeugen, aber muss ja auch nicht verstehen. Im Sinfonien-Ranking kommt bei mir die 3. nach der überragenden 2. Sinfonie.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ich habe von Sibelius einige Sachen gehört, v.a. die Symphonien, wobei mir Nr. 3 fehlte, und ich das V konzert und das Streichquartett Voces intimae öfter mit Interesse und Gefühl angehört habe. Es war so, dass mich die Symphonien 1, 2, 4 ff. sofort angesprochen haben. Um es gleich zu sagen, ich habe diese Symphonien mehr als vieles andere sonst ziemlich gemocht.


    Nun hat mir ein lieber Freund vor ca. zwei Jahren eine Kopie der 3. und 7. Symphony mit dem LONDON SO unter Sir Colin Davies geschickt. Damals und heute bin ich mit dieser 3. nicht warmgeworden. Gestern nun habe ich beide Werke 2 x wiedergehört.

    Ich empfand den ersten Satz der Dritten als vergeblichen Anlauf auf auf einen gewünschten musikalischen Höhepunkt hin, war aber schon dann sehr gespannt auf den zweiten und dritten Satz dieses Werks. Wie ich es liebe, genoss ich ich die instrumental prächtig sich entwickelnden Themen, ja Melodien, bis zum Ende der Symphonie. Dort, wo die dahinfliessende Musik besonders plastisch geworden ist, empfand ich leider eine Trivialität der einfachen Melodie, die sich entwickelte (nein, nicht "abgespult" !), an deren weiterführenden Dramatik es leider dann mangelt. Was dann kommt, verhallt deshalb und vergeht.

    Selbstverständlich bringt der Komponist das Musikstück zumindest mit Würde und Anstand zuende.


    Ganz anders die 7. Symphony.

    Dort gelingt es dem Komponisten, seine Gefühle, Ausdruckswünsche in abstrakte, direkt expressive, musikalische Komplexe zu verwandeln. Diese sind im Ausdruck dann weniger melodisch oder/und singbar, aber mehr allgemein eindrücklich, lange tönend. Drückt sich in langsamen Akkorden aus in ihrem Fortgang. Höchstens im Ansatz klingt es hier nach Volksmusik. Der volkstümliche "Sound" ist zugunsten einer Abstraktion zurückgetreten, die das Interesse/ Gefühl des geneigten und interessierten Musikfreundes spontan aufweckt. Dabei ist und bleibt etwas klanglich sehr Spezielles und rhythmisch Rätselhaftes wie ich finde. Es scheint mir tief einprägend. Das klingt zuweilen auch nach ziemlich neu...


    Nach Ende seiner Kompositionstätigkeit hat der Komponist noch über 20 Jahre gelebt, ist in den 1950ern dann mit über 90 Jahren gestorben.

  • RE: Colin Davis

    Zitat von Damiro

    Nun hat mir ein lieber Freund vor ca. zwei Jahren eine Kopie der 3. und 7. Symphony mit dem LONDON SO unter Sir Colin Davies geschickt. Damals und heute bin ich mit dieser 3. nicht warmgeworden. Gestern nun habe ich beide Werke 2 x wiedergehört.

    Ich empfand den ersten Satz der Dritten als vergeblichen Anlauf auf auf einen gewünschten musikalischen Höhepunkt hin, war aber schon dann sehr gespannt auf den zweiten und dritten Satz dieses Werks. Wie ich es liebe, genoss ich ich die instrumental prächtig sich entwickelnden Themen, ja Melodien, bis zum Ende der Symphonie. Dort, wo die dahinfliessende Musik besonders plastisch geworden ist, empfand ich leider eine Trivialität der einfachen Melodie, die sich entwickelte (nein, nicht "abgespult" !), an deren weiterführenden Dramatik es leider dann mangelt. Was dann kommt, verhallt deshalb und vergeht.

    Selbstverständlich bringt der Komponist das Musikstück zumindest mit Würde und Anstand zuende.

    8) Meiner Meinung nach ist das schlichtweg die falsche Aufnahme mit Colin Davis. Die ist viel zu ausgewalzt und gleitet in totale Langeweile ab !

    Was Colin Davis bezüglich Sibelius weit früher mit dem Boston SO (Philiups) gestaltet hatte, das hatte noch "Hand und Fuß", aber das hier steht bei mir auf der Abschussliste ... und das trotz der ausgezeichneten transparenten Klangqualität - auf SACD und zusätzlich BluRay !


    :thumbdown:

    LSO, 2020-2008, DDD (auf 6 SACD und BluRay-Audio)


    :| Ich habe gestern zum Test die Dritte aus dieser Davis-Box gehört - das war dermaßen spannungslos und belanglos dargeboten. Im ersten Satz geht im jede Form von Gestaltung ab. Der 2. Satz, ein Quasi Allegretto schleppt sich mit über 11Minuten langatmig dahin und im 3.Satz passiert bei C.Davis nichts ... das ist ebenso fad wie seinerzeit Maazel / Pittsburgh PO ... absolut nicht meine Aufnahme(n) !


    :!:Das ist mal ein Beispiel das selbst die beste Klangtechnik nichts nützt, was sonst bei mir schon die "halbe Miete" ist ... das ist ebenso fad wie seinerzeit Maazel / Pittsburgh PO, die ich in hohem Bogen raus gepfeffert hatte.



    Mag sein das die Aufnahmen, die Du lieber Damiro erhalten hast aus einem anderen Aufnahmezyklus stammen , aber eben Colin Davis ... der bei mir bezüglich Sibelius nicht punkten kann.

    :thumbup:Ich empfehle für die Sinfonie Nr.3 = Ashkanazy / Philharmonia Orchestra (Decca), denn der führt deutlich vor Ohren wie vielschichtig und interessant man dieses von vielen von vielen vernachlässigte Werk auch gestalten kann.

    *** Spielzeit Ashkenazy: 10:55 - 9:28 - 9:40

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Sir Colin Davis kannte ich ansonsten nur vom Namen her, und hatte/ habe zunächst mal nichts über ihn zu sagen. Ich möchte aber die Bemerkung wagen, dass J.S. mit dieser Symphony mal ein schwächeres Werk herausgebracht hat, was ja passieren kann.


    Oder aber es kommt jetzt einer von den Taminos und bringt mich auf den Geschmack mit einer tollen Interpretation der 3. (und der Sir hatte bei der Aufnahme seinen schwachen Tag ?! 8-) )

  • Sibelius hat halt experimentiert; die ersten beiden Sinfonien sind noch ziemlich spätromantisch, selbst wenn der eigene Stil natürlich erkennbar ist. 3 und 6 sind die "reduziertesten", "kühlsten" der Sinfonien, daher vermutlich die am wenigsten populären. Die 6. hat für mich aber u.a. wg. der modal-archaischen Harmonik eine deutlicher erkennbare eigene Stimmung (die auch einigermaßen zu dem "Klischee des Nordens" passt). Bei der dritten ist halt für mich das Material etwas banal und was er damit anstellt, begeistert mich auch nicht so besonders. (Und meine erste Einspielung war die von Wolfgang Teleton hochgeschätzte mit Ashkenazy, dazu habe ich noch von anderen Kommentatoren geschätzte wie Maazel/Pittsburgh und Kamu (die damals Karajans 4-6 zu einer GA ergänzte), hat aber insgesamt auch nicht zu großer Begeisterung geführt.)

    Wenn alle alles gleich gut fänden, wäre es auch langweilig ;)

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  • Du sagst es, Johannes, in deinem letzten Halbsatz, gleichermassen augenzwinkernd und achselzuckend. Auch scheint der "Materialwert" nicht besonders zu sein.

    Aber Vorsicht ! Jetzt kommt noch die Rhythmik dazu, deren Funktion ich bei J.S. nicht ohne weiteres beurteilen kann, die einen (= mich) aber auch nicht loslässt. Schon in Finlandia - ziemlich exakt zehn Jahre früher komponiert - werden die Instrumentengruppen rhythmisch teils gegeneinander verschoben, bei teilweise harmonisch- melodiösem und durchaus "einfachem" Dahinströmen der Klänge. Da scheint mir dann eine neue Qualität der Musik aufzutauchen: nämlich rhythmische Komplexität vs. melodische Vereinfachung. Es würde auch kein spätromantisches Programm mehr verfolgt zu werden, sondern eine Grundstimmung erzeugt: das Glosen, der Norden, hoch im Norden, Waldgeister, stille tiefe Wasser. Alles Klischees für zehntausende von feinsinnigen Menschen von Cornwall über Interlaken, die Hohe Tatra bis zum Nordkap.


    Jedenfalls habe ich inzwischen den ersten Satz der 3. mit dem RFO unter Karina Canellakis in # 16 (weiter oben !) gehört, deutlich ansprechender wenn nicht besser als "mein" Sir Colin Davis/ LSO. Frau Karina achtet m.E. darauf, LANGE (!) Spannungsbögen herauszuzeichnen, durchaus über mehrere oder sogar viele Minuten hinweg, was die Sache gleich schon mal interessanter macht gegenüber einer eher zügigeren Sichtweise . Obwohl die Einsätze der Bläsergruppen nicht übermässig exakt sind, so sind doch ihre Zusammenklänge meistens wunderschön, gleichsam homogen und supergut balanciert. Es wird sicher auch auf den hochwertigsten Instrumenten gespielt ! Das alles wertet das Musikerlebnis mächtig auf.

    (leider konnte ich auf die Schnelle keinen Ashkenazy- Clip auf Youtube finden und die "Schiene" über JPC und AMAZON funktioniert jetzt leider nicht)


    Möchte heute abend mal noch zweiten und dritten Satz hören, evtl. berichten.

  • . Frau Karina achtet m.E. darauf, LANGE (!) Spannungsbögen herauszuzeichnen, durchaus über mehrere oder sogar viele Minuten hinweg, was die Sache gleich schon mal interessanter macht gegenüber einer eher zügigeren Sichtweise .

    Deine zitierten Ausführungen finde ich verfehlt. Ein gelungener Spannungsbogen hängt nihct vom gewählten Tempo alleine ab. Ein packender Spannungsbogen kann auch bei einem zügigem Tempo erfolgreich gestaltet werden.


    Bei Colin Davis nehme ich jedenfalls gar keinen Spannungsbogen wahr. Das ist einfach nur belangloses Dahinplätschern.

    Ja, das "Material" ist in der Tat bei der Dritten schwächer, als bei den übrigen Sinfonien. Aber wie man trotzdem das optimale aus der Partitur herausholen kann, dazu gehört mit Sicherheit kein breites Tempo, sondern ein gekonnte Gestaltung !


    Wie gekont das sein kann, kann man sich bei YT die Dritte mit Ashkenazy anhören. Da dort die 3 Sätze nur eineln abrufbar sind, möchte ich hier kein drei dicken MEDIA-Datein einstellen. Zum Reinhörnen bei YouTube muss man dort nur Sibelius Sinfonie Nr.3 Ashkenazy eingeben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hannu Lintu / Finnish RSO

    In den letzten Tagen habe ich die wunderbare und im Schatten der Anderen stehende Sinfonie NR.3 wieder einmal gehört, die ja leider von Karajan und Ormandy nie dirigiert wurde.

    *** Im vorigen Jahr hatte ich mir die ausgezeichnete GA der Sibelius-Sinfonien mit Hannu Lintu / Finnish RSO in der DVD-Box angeschafft. Da bin ich meiner Vorliebe der letzten Jahre wieder einmal gefolgt, Werke auf DVD oder BlueRay auch optisch geniessen zu können.

    Die LIVE-GA ist ausgezeichet und den mir bisher absolut unbekannten Hannu Lintu würde ich als einen Sibelius-Kenner ersten Ranges beurteilen. Natürlich sind nicht alle Sinfonien gleichwertig stark gelungen ... bei der Zweiten gibt es halt weit stärkere Konkurrenz (wenn man nur an Paavo Järvis Antrittskonzert in Paris denkt). :angel: Aber die Sinfonie Nr.3 würde ich hier als eine der besten Aufnahmen sehen ...... in der Reihe mit Roshdestensky - Ashkenazy - Bernstein und Berglund 1. Hochspannung und Detailreichtum geben sich hier gleichermassen die Hand. Wenn ich dagegen den Langeweiler Okko Kamu (in der Karajan-DG-GA als Ersatzdirigent für die ersten drei Sinfonien) anhöre und vergleiche, dann steht die Sache klar im Raum, was man sich anhören sollte !


    Hinzu kommt die aktuelle Klangtechnik von 2015 im DTS 5.1-Format, die nicht nur mich wunschlos glücklich macht. Das Helsinki Music Center, in dem das Finnish RSO zu Hause ist, macht in seiner Modernität einen ganz exqusiten "Wohlfühl"-Eindruck und gefällt mir äusserst gut (und weit besser als Beispielsweise der auf mich "altmodisch" wirkende Goldene Musikvereinssaal Wien ... sorry Wien !).


    ARTHAUS Musik, 2015, DTS 5.1

    Gruß aus Bonn, Wolfgang