Unglaublich, aber wahr: Es gibt bis heute keinen Barbirolli-Dirigenten-Thread! Dieser unhaltbare Zustand wird nun endlich beseitigt.
Sir John Barbirolli, C.H., geboren am 2. Dezember 1899 in London, gestorben am 29. Juli 1970 ebenda, war einer der bedeutendsten britischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts.
Der als Sohn des Italieners Lorenzo Barbirolli [1864–1928] und der Französin Louise Marie Barbirolli (geb. Ribeyrol) [1870–1962] geborene John Barbirolli begann seine musikalische Karriere als Cellist. Sein Vater war Geiger bei Londoner Theaterorchestern. Zwischen 1912 und 1917 studierte er an der Royal Academy of Music.
1916 trat er dem Queen's Hall Orchestra unter Sir Henry Wood bei. 1924 begann seine eigentliche Dirigentenlaufbahn mit der Gründung eines eigenen Kammerorchters. Zwischen 1926 und 1933 war er als Operndirigent am Royal Opera House, Covent Garden, beschäftigt.
Er war Chefdirigent folgender Orchester: Scottish Orchestra [1933–1936], New York Philharmonic [1936–1942], Hallé Orchestra [1943–1970, seit 1968 Ehrendirigent] und Houston Symphony [1961–1967].
Barbirolli war ferner als Gastdirigent zahlreicher weltweit führender Orchester, etwa der Berliner und Wiener Philharmoniker tätig. Aber auch Engagements bei Rundfunkorchestern lehnte er nicht ab. So arbeitere er u. a. mit dem BBC Symphony Orchestra, dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammen.
Er wurde vor allen Dingen als herausragender Interpret von Mahler, Sibelius, Elgar, Vaughan Williams, Puccini und Verdi bekannt. Aber auch Beethoven, Brahms, Bruckner, Tschaikowsky, Mendelssohn, Dvořák, Mozart, Schubert, Schumann und weitere Komponisten gehörten zu seinem breiten Repertoire.
Bereits als junger Cellist hatte er einige Tonaufnahmen gemacht. Seit den 1930er Jahren folgten zahlreiche Aufnahmen mit dem London Symphony Orchestra sowie mit dem London Philharmonic Orchestra. Es liegen u. a. die kompletten Symphonien von Brahms (mit den Wiener Philharmonikern) und Sibelius (mit dem Hallé Orchestra), zahlreiche Opern von Verdi und viel englisches Repertoire auf Tonträger vor.
Barbirolli war zweimal verheiratet: Von 1932 bis 1938 mit der Sängerin Marjorie Parry und nach der Scheidung von 1939 bis zu seinem Tode mit der Oboistin Evelyn Rothwell [1911–2008].
Für seine Verdienste wurde er 1949 von König Georg VI. zum Ritter geschlagen und 1969 von Königin Elisabeth II. zum Companion of Honour ernannt. Barbirolli erhielt unzählige weitere Auszeichnungen aus Finnland, Italien, Frankreich und den USA.
Nach mehreren Zusammenbrüchen im April, Mai, Juni und Juli 1970 erlag Sir John Barbirolli am 29. Juli 1970 seinem Herzleiden. Sein letztes Konzert (Beethovens 7. Symphonie) gab er nur wenige Tage zuvor.
1972 wurde die Barbirolli Society ins Leben gerufen, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, den musikalischen Nachlaß Barbirollis auf Tonträger zu veröffentlichen.
Aufnahmen (Auswahl):