Schach dem Regietheater !!!

  • Hallo 9079wolfgang,


    Sage mir bitte, wie sich Leute (Normalos) wie ich, sich gegen diesen Regie-Schwachsinn anders wehren können. Uns bleibt wohl keine andere Wahl. als sich vehement gegen den Niedergang der Opernkultur massiv zu wehren.


    ja, verdammt nochmal, dann wehrt Euch doch vehement! - Wo seid ihr, wenn es darum geht, in einer konzertierten Aktion eine Opernaufführung durch lautes Rufen im Zuschauersaal, durch die Besetzung der Bühne oder auch nur durch vehementes Geraschel mit Bonbon-Papier zum platzen zu bringen? - Am besten, die Presse gleich mitbringen, dann wird ein gewisses Medien-Interesse sicher sein! (Und das meine ich tatsächlich vollkommen ironiefrei.) Auch in den diversen Einführungsveranstaltungen könnte man sich vehement argumentativ mit den "Machern" auseinandersetzen. Was ist mit Unterschriftenaktionen vor Beginn einer Vorstellung? Warum die Leserbriefe an die Intendanz? Warum nicht besser verbünden mit den Künstlern? - Und warum sucht ihr hier nach Strategien und mir, der ich mit vielen modernen Inszenierungen kein Problem habe, fallen welche ein?


    Sich damit herauszureden, man sei als Opernpublikum ja viel zu distinguiert für soetwas und dann beleidigt und Türen-knallend den Saal zu verlassen, um sich dann - ich übertreibe jetzt - in irgendwelchen Gewaltphantasien zu ergehen, das wird einfach nicht reichen! Es wird vielmehr eine reine "Bauchnabelbeschau" im Schonraum Tamino-Forum bleiben. Wenn ihr etwas erreichen wollt, müsst ihr raus- und über das Leserbriefe-schreiben hinausgehen!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber MSchenk,


    würdest du dein Geld zum Fenster hinauswerfen, nur um im Opernhaus laut zu protestieren? Die Verantwortlichen sind auch bei Skandalen völlig taub, wie ja die Aussagen von Herrn Bachler und Frau Bartnig beweisen. Sie sind - Göttern oder Diktatoren gleich - über alle Andersmeinenden (uns sei es auch eine Mehrheit) erhaben. Und diese Mehrheit wirst du kaum bewegen können, sich für das, was du vorschlägst, herzugeben, weil die meisten sich viel zu schade sind, sich als Schreihälse darzustellen und sich mit solchen Leuten anzulegen, um dann, wie Figarooo mit albernen Argumenten abgeschmettert zu werden. Auch ich habe in manchen Einzeldingen meine Proteste wegen Nutzlosigkeit aufgegeben. Wer von uns will schon ein "Michael Kohlhaas" sein und Opernhäuser anzünden?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich halte mich aus diesem Streit raus, auch wenn es mich angeht.
    Hoch oben in Kiel sind die Opernaufführungen meist ok. Und mancher Gesangstar trat von hier sein Reise an, auch manche Regisseurin.
    Die aktuelle Indendanz, der GMD und die Besetzung sind wohl das Beste seit langem! Und Werke werden angenehm modernisiert dargeboten.
    Und daher gibt es hier auch keine kulturelle "Tea Party Bewegung". Nur ein paar alte Omas und Opas, die den Kopf schütteln, aber die Musik dann loben.
    Und mal ganz ehrlich: Wenn der inzwischen "vertattergreiste" Herr Peter Stein auch nur eine Ahnung davon hätte, was bei uns so abgeht, er würde sich sofort ins Altenheim zurückziehen und die Tür von innen absperren. Da kann er dann gleich Bruno Ganz mitnehmen.


    Ich empfehle zum Fest allen Regietheatergegener und -befürwortern die Lektüre von Eckhard Henscheids gesammelten musikalischen Schriften.
    Sehr angenehme Lektüre, zumal der Bursche Henscheid, weiß wovon er schreibt.
    Verdi ist der Mozart Wagners
    Musikplaudertasche
    Warum Frau Grimhild Alberich außerehelich Gunst gewährte
    Neue musikalische Schriften.
    Zusammengefasst in einem Band bei 2001.


    In der "Musikplaudertasche" gibt es genug über Regietheater.


    Und allen, die die Opern stürmen wollen, aber gerade nicht das Kleingeld für den Eintritt haben, empfehle ich folgende Zeilen von Peter Rühmkorff (aus "Komm raus")
    "Unbeugsam reflektierst du dich
    an der Schreibtischkante --
    (eisern nach innen blickend, ein Vesuv mit geschlossenen Augen)
    Komm raus aus deinem handversiegelten Hockergrab!
    A u c h K u l t u r
    ist nur eine unmaßgebliche Schutzbehauptung.


    Eine Schlacht im Sitzen gewinnen:
    s c h ö n w ä r `s ! ?
    Und schön der Gedanke da wer sich nicht rührt,
    hat wenigstens Anspruch auf Schicksal "


    Schöne Weihnachten
    S.

  • Sehe gerade etwas ganz Tolles und ein Labsal für alle Regietheater-Geschädigten, das die Hoffnung bestätigt, dass der Spuk bald sein Ende finden wird. BBC2 sendet die RHO-Produktion dieses Jahres, die ohne jede Mätzchen auskommt ( nicht wie die Produktion aus München!) in heute nicht zu übertreffender Besetzung (Georghiu, Kaufmann, Terfel; Pappano). Meine Empfehlung: Die anstehende Kino-Übertragung nicht versäumen!!

  • Lieber m.joho,


    vielen Dank für den Hinweis. Leider hast du nicht gesagt, worum es sich genau handelt. Könntest du das noch nachtragen? Vielen Dank


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    ja, verdammt nochmal, dann wehrt Euch doch vehement! - Wo seid ihr, wenn
    es darum geht, in einer konzertierten Aktion eine Opernaufführung durch
    lautes Rufen im Zuschauersaal, durch die Besetzung der Bühne oder auch
    nur durch vehementes Geraschel mit Bonbon-Papier zum platzen zu bringen?

    Besetzung der Bühne? Geht's noch? Damit sich die Gegner des Regisseurtheaters zu gewaltbereiten Krawallbrüdern machen und am Ende vielleicht im Knast landen? Das kann doch wohl kaum ernst gemeint sein?! Durch Bonbongeraschel soll also das Publikum vom Regisseurtheater abgelenkt werden? So würden sich alle Regisseurtheatergegner der absoluten Lächerlichkeit hingeben und ihrer Sache mehr als nur einen Bärendienst erweisen.
    Aber jetzt mal wirklich im Ernst. Ich halte regelmäßige (!) Leserbriefe (on-und offline) an Rezensenten, Intendanten und Dramturgen für das einzig seriöse und glaubwürdige Mittel, um auch nur irgendetwas zu erreichen.
    Selbst man man von einer Dramaturgin eine überhebliche Antwort bekommt, dann muss man eben beharrlich bleiben und konkretere Angaben einfordern, die sich nicht mit so einem oberflächlichen Brief, wie ihn Figarooo erhielt, abtun lassen.
    Umgekehrt ist es wichtig, werktreue Aufführungen lobend zu erwähnen und dies auch den Verantwortlichen mitzuteilen.
    Gerade Tamino und das Internet im allgemeinen sind hervorragende Instrumente, da sie eine breite Öffentlichkeit erreichen.
    Wenn man mal bei Facebook schaut, gibt es mehrere Gruppen, die sich kritisch mit dem Regisseurtheater auseinandersetzen.
    So etwas wird natürlich von der dauergrinsenden Frau Gerlach bei Arte niemals erwähnt werden, aber sie gibt sich umso mehr selbst der Lächerlichkeit preis, wenn sie krampfhaft versucht, die Buh-Konzerte durch ihr Gequatsche zu übertönen.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    Zitat von Strano Sognator: Besetzung der Bühne? Geht's noch? Damit sich die Gegner des Regisseurtheaters zu gewaltbereiten Krawallbrüdern machen und am Ende vielleicht im Knast landen? Das kann doch wohl kaum ernst gemeint sein?! Durch Bonbongeraschel soll also das Publikum vom Regisseurtheater abgelenkt werden? So würden sich alle Regisseurtheatergegner der absoluten Lächerlichkeit hingeben und ihrer Sache mehr als nur einen Bärendienst erweisen.

    Liebe Sognatrice,


    wie recht du hast. Das unterstützt auch die von mir dazu geäußerten Gedanken. Ich kann mir auch nicht denken, dass MSchenk nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass die von ihm vorgeschlagenen Ideen völlig unrealistisch sind.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Warum nicht besser verbünden mit den Künstlern?

    Da habe ich wohl einen brauchbaren Vorschlag von MSchenk übersehen: Perdonami!
    Ja, das ist in der Tat eine gute Möglichkeit. Schließlich sind sie die Hauptleidtragenden an der ganze Misere. Wir können uns aussuchen, ob wir in die Oper gehen, können die Vorstellungen in der Pause verlassen, Leserbriefe schreiben u.v.m.
    Ein Sänger wird sich in Zeiten der Globalisierung sicherlich gut überlegen, ob er gegen den Arbeitgeber muckt; wenn dies andererseits viele gemeinsam tun, sieht die Sache schon anders aus. Darum sollten solche Kritiker des Regisseurtheaters erst recht unterstützt und vor allem publik gemacht werden.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Hallo Strano Sognator, hallo Gerhard,


    Besetzung der Bühne? Geht's noch? Damit sich die Gegner des Regisseurtheaters zu gewaltbereiten Krawallbrüdern machen und am Ende vielleicht im Knast landen? Das kann doch wohl kaum ernst gemeint sein?! Durch Bonbongeraschel soll also das Publikum vom Regisseurtheater abgelenkt werden? So würden sich alle Regisseurtheatergegner der absoluten Lächerlichkeit hingeben und ihrer Sache mehr als nur einen Bärendienst erweisen.


    Ich kann mir auch nicht denken, dass MSchenk nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass die von ihm vorgeschlagenen Ideen völlig unrealistisch sind.


    tatsächlich waren meine Vorschläge soooo unernst nicht gemeint! Sicherlich stellt sich die Frage, wie weit jemand bereit ist, für seine Überzeugungen zu gehen. Andere ketten sich bei bitterer Kälte an Eisenbahnschienen und im Vergleich zo Selbstverbrennungen ist das noch harmlos ... Hier geht es sicherlich um weniger dramatische Aktionen, aber ich glaube kaum, dass man für die Besetzung einer Opernbühne sehr viel mehr, als eine Klage wg. Hausfriedensbruchs, also schlimmstenfalls ein Hausverbot ernten wird; "Knast" ist da kaum zu befürchten.


    Wohlgemerkt: Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass jemand über eine moderne oder auch nur modernisierte Operninszenierung anderer Meinung ist, als ich. Auch ich habe schon Inszenierungen gesehen, die ohne Frage einem reinen Selbstzweck dienten, der definitiv nichts mit dem Stück, jedoch alles mit dem Ego des Regiesseurs zu tun hatte. Was ich allerdings fragwürdig finde - und es mag sich dabei auch nur um einen sehr subjektiven Eindruck handeln - ist, dass hier zwar sehr viel und auch gerne gegen "die allenthalben offenbaren Auswüchse eines modernen Kulturbolschewismus" gewettert wird, aber auf der anderen Seite die notwendige Verve zu fehlen scheint, auch öffentlich und aktiv für seine Ansichten einzutreten. Beispielsweise war ich in der letzten Woche im Hamburger Don Carlos und der etwas ältere Herr vor mir wusste auch nichts besseres zu tun, als in Anbetracht der Autodafé-Szene leise vor sich hinzuschimpfen, aber ansonsten brav bis zum Ende der Oper sitzen zu bleiben und anschließend auch noch ein wenig zu applaudieren.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Hallo MsSchenk,
    das mit dem "Knast" habe ich auch etwas überspitzt gemeint, aber ist eine Klage wegen Hausfriedensbruch oder gar Hausverbot erstrebenswert? Mache ich dadurch auf mich aufmerksam? Vielleicht, aber wenn, dann nur, und absolut nur im negativen Sinne als gestörte Querulantin, deren Meinung keinesfalls ernstzunehmen ist.
    Solche Opernbesucher wie der Herr, den du schilderst, stören mich auch, denn ein solcher Protest ist unproduktiv, sinnlos und selbstschädigend. Natürlich kann ich nur Vermutungen anstellen, aber so wie ich mir das vorstelle, wird dieser Herr wenig bis gar nichts unternehmen, um seinem Ärger in konstruktiver Form Luft zu machen. Ist vielleicht auch klischeehaft, aber ich wette, er hat keinen Internetzugang. (Alfred hat ja einmal angedeutet, dass viele ältere Menschen kritisch gegenüber dem Internet eingestellt sind und dieses fantastische und in meinen Augen noch wirklich demokratische Medium kaum oder gar nicht nutzen). Das ist jedenfalls NICHT der richtige Weg.
    Ich habe auch in meinem Bekanntenkreis nicht einen einzigen echten Befürworter des Regisseurtheaters, aber die meisten ertragen auch missliebige Inszenierungen, weil sie die Musik und die Sänger live erleben wollen. Völlig verständlich, aber eben auch inkonsequent, denn die Oper ist und bleibt ein Gesamtkunstwerk. Eine schlimme Inszenierung hat mir jedenfalls noch kein genialer Sänger schmackhaft machen können. Ein Gourmetmahl nimmt man schließlich auch nicht im Bahnhofsklo ein. ;)

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat


    ja, verdammt nochmal, dann wehrt Euch doch vehement! - Wo seid ihr, wenn es darum geht, in einer konzertierten Aktion eine Opernaufführung durch lautes Rufen im Zuschauersaal, durch die Besetzung der Bühne oder auch nur durch vehementes Geraschel mit Bonbon-Papier zum platzen zu bringen? - Am besten, die Presse gleich mitbringen, dann wird ein gewisses Medien-Interesse sicher sein! (Und das meine ich tatsächlich vollkommen ironiefrei.) Auch in den diversen Einführungsveranstaltungen könnte man sich vehement argumentativ mit den "Machern" auseinandersetzen. Was ist mit Unterschriftenaktionen vor Beginn einer Vorstellung? Warum die Leserbriefe an die Intendanz? Warum nicht besser verbünden mit den Künstlern? - Und warum sucht ihr hier nach Strategien und mir, der ich mit vielen modernen Inszenierungen kein Problem habe, fallen welche ein?



    Hallo, MSchenk!


    Zu den obigen Zeilen möchte ich nicht mehr Stellung nehmen, das haben andere schon getan. Wenn es überhaupt Gemeinsamkeiten zwischen uns gibt, dann ist es "Don Carlos". Das ist auch meine Lieblingsoper. Sollte es mal ähnliche Inszenierungen auf einer Bühne in nicht zu weiter Entfernung geben, bin ich mit Sicherheit dabei. So etwas gab es zu Zeiten von Giancarlo del Monaco in Bonn. Die Oper habe ich mir zweimal angesehen. Was in der "Don Carlos", die Du gesehen hast vor sich ging, schon in Bezug auf das Autodafé, kann ich nur erahnen. Für das, was einem heute auf den meisten Bühnen geboten wird, ist mir mein sauer verdientes Geld zu schade!


    W.S.

  • die Oper ist und bleibt ein Gesamtkunstwerk


    ... Die Betonung sollte, bzw. muß auf "Gesamt" liegen. Völlig richtig, liebe Sognatrice. Damit ist in aller Kürze alles gesagt. Du bist neu hier im Forum, aber führst Dich blendend ein. Nochmal herzlich willkommen auf einen interessanten Austausch.
    Herzliche (und Dynamische) Grüße und weiterhin ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Strano Sognator,


    Ich habe auch in meinem Bekanntenkreis nicht einen einzigen echten Befürworter des Regisseurtheaters, aber die meisten ertragen auch missliebige Inszenierungen, weil sie die Musik und die Sänger live erleben wollen. Völlig verständlich, aber eben auch inkonsequent, denn die Oper ist und bleibt ein Gesamtkunstwerk. Eine schlimme Inszenierung hat mir jedenfalls noch kein genialer Sänger schmackhaft machen können. Ein Gourmetmahl nimmt man schließlich auch nicht im Bahnhofsklo ein. ;)


    so sind wir in unseren Meinungen vielleicht doch garnicht so weit voneinander entfernt. Und ich gebe Dir absolut recht: Das Gesamtbild muss stimmen, sonst reicht auch die Musik "aus der Dose" :no:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hallo 9079wolfgang,


    Was in der "Don Carlos", die Du gesehen hast vor sich ging, schon in Bezug auf das Autodafé, kann ich nur erahnen.


    Falls es Dich wirklich interessiert, ist youtube Dein Freund ;)



    Ach ja, lang, lang ist es her ... Wenn ich meiner Erinnerung trauen darf, lief diese Inszenierung damals noch zu Ostern im öffentlich-rechtlichen. Meine VHS-Aufzeichnung war irgendwann so abgenudelt, dass der Recorder sie "gefressen" hat. - Sicher! Dank HvK ein Stimm-, Klang- und auch Bildgewaltiges Bühnenspektakel. Ohne Frage sehenswert, aber für mich bzgl. der geistigen in Anspruch nahme doch von eher überschaubarer Fallhöhe :pfeif:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Diese Karajan-Iszenierung von 1986 ist der beste Beweis, daß er kein schlechter Regisseur war. Überhaupt eine der gelungensten Aufnahmen dieser Oper (besser als seine früherere EMI-Einspielung, vor allem klanglich). So morbid-düster hört man das selten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich finde auch die Don Giovanni Inszenierung von Karajan von den Salzburger Festspielen nicht schlecht gemacht. Da gibt es wenigstens am Ende noch eine richtige Hollenfahrt und die Bühne ist in tiefes rot getaucht. Sehr eindrucksvoll.

  • Die Betonung sollte, bzw. muß auf "Gesamt" liegen. Völlig richtig, liebe Sognatrice. Damit ist in aller Kürze alles gesagt. Du bist neu hier im Forum, aber führst Dich blendend ein. Nochmal herzlich willkommen auf einen interessanten Austausch.


    Halt, Meister! Nicht so geeilt!
    Nicht jeder Eure Meinung teilt.


    Ich bin froh, dass ich dieses Forum als tolerant erleben durfte. Die neokonservative Opern-Tea-Party-Bewegung wurde und wird toleriert, und die traditionsbewussten Meistersinger aus Wagners Musikdrama würden es wohl auch! :hello:


    Ungeachtet dessen auch von mir ein herzliches Willkommen!

  • Zitat

    ja, verdammt nochmal, dann wehrt Euch doch vehement! - Wo seid ihr, wenn
    es darum geht, in einer konzertierten Aktion eine Opernaufführung durch
    lautes Rufen im Zuschauersaal, durch die Besetzung der Bühne oder auch
    nur durch vehementes Geraschel mit Bonbon-Papier zum platzen zu bringen?


    Man sollte als Stratege eine Schlacht nur dann schlagen, wenn man überzeugt ist sie mit den vorhandenen Mitteln zu gewinnen.
    Zudem ist es stets eine Frage der Zeit WANN man zuschlägt - nicht nur WIE
    Wenn ein Saal voll "Regietheatergnern" Radau macht und mit faulen Tomaten (die billige Alternative zu faulen Eiern) auf die Darsteller einer verdorbenen Inszenierung losgeht - dann steht das am nächsten Tag (so man Glück hat) in der regionalen Zeitung und vermutlich wird das so kommentiert, daß ein paar "gesellschaftliche Aussenseiter" (natürlich aus der "rechten Szene" - woher sonst ?) ein "Kunstwerk" gestört hätten.
    Daher wäre solch eine Aktion zum gegenwärtigen Zeitpunkt kontraproduktiv.
    Unabhängig davon ob man das als einzelner nun als verlockend empfände - oder nicht.


    Die andere Möglichkeit wäre, Inszenierungen von heute bewusst ins Rampenlicht zu zerren und humorvoll zu rezensieren.
    Zeitgleich sollte man über Publikumsreaktionen berichten (Buhrufe werden bei Medienübertragungen zumeist ausgeblendet, bzw akustisch gemildert, und vom jeweiligen Moderator heruntergespiet - im Schlimmsten Fall sogar bestritten).
    Hilfreich ist auch, die zahlende Bevölkerung über die Kosten solcher Projekte aufzuklären, und Statements diverser Regisseuere zu veröffentlichen, was die über das Publikum denken.


    Um agressive Agitation ERFOLGREICH betreiben zu können bedarf es eines bestimmten Sättigungspunktes an Frustration. Dieser kann jedoch seine Wirkung lediglich dann entfalten, wenn der eine vom Frust des jeweils anderen überhaupt weiss. Erst dann kann sich der geballte Zorn (in welcher Form auch immer) gegen den Verursacher entladen.



    Ich zitiere hier eine Stelle aus Wikipedia, welche eine Stelle der Operngeschichte beschreibt, wo die Aufführung einer Oper eine Revolution in Gang setzte:

    Zitat

    Am 25. August 1830 brach nach einer Vorstellung der romantisch-nationalistischen Oper La Muette de Portici („Die Stumme von Portici“ von Daniel-François-Esprit Auber) in der Brüsseler Oper im Publikum der Ruf vive la liberté los. Nach dem Ende der Aufführung zog das Publikum aus dem Theater und ließ die Menschenmasse, die sich ironischerweise zur Feier des Geburtstags König Wilhelms I. versammelt hatte, außer Kontrolle geraten. Gemeinsam stürmte man den Justizpalast. Am späten Abend wurde das Haus des Verlegers Libry-Bagnano geplündert (möglicherweise auf Agitation französischer Geheimagenten) und das des Ministers van Maanen, der treibenden Kraft hinter der Sprachpolitik des Königs, in Brand gesteckt. Die amtliche Druckerei wurde zerstört. Als die herbeigeeilten Ordnungskräfte von der Schusswaffe Gebrauch machten, gab es Tote.

    Wir sind uns darüber einig, daß derariges nicht anstrebenswert ist - als Modell, wie rasch ein Umsturz durch einen scheinbar unbedeutenden Vorfall ausgelöst werden kann - ist die Geschichte allemal tauglich.


    Kommen wir auf den Boden der Realität zurück:


    Das erste Ziel muß sein, die Separierung der Regietheatergegner aufzuheben. Es muß transparent gemacht werden, wie groß der Widerstand wirklich ist.


    Das zweite Ziel muß sein, die Resignation von Gegnern aufzuheben und sie wieder zu mobilisieren.
    Es muß der lange strategisch aufgebaute Eindruck, das Netz der Regietheaterlobby sei unangreifbar, zerstört werden.
    Mit anderen Worten: Es muss transparent gemacht werden , daß der Wunsch nach Wiederbelebung des Autorentheaters ein realisierbarer ist - und auch jener der Wiedergewinnung der Vormachtstellung derselben.
    Tamino wird hier - allen jenen die das wünschen - "gute Dienste " leisten.


    Leute mit Einfluß - und Sympathie für "traditionelles" (oder besser gesagt "unzerstörtes" Theater) sollen ihren Einfluß geltend machen um Subventionen in die richtigen Kanäle zu leiten (z.B: Wagnerfestspiele Wels) anstatt das ungeliebte Regietheater mit Geldern der öffentlichen Hand gegen den Willen der Mehrheit am Leben zu erhalten.
    Man wird mir hier wieder damit kontern, daß "Mehrheit" kein "Qualitäts-" oder "Kompetenz-"kriterium ist - aber hier geht es eher um den Spruch - "Wer zahlt schafft an", ein Satz der allmählich aus den Gehirnen der Menschen verdrängt wird, wie man am Beispiel der unseligen EU sehen kann, wo einige Bankrotteure den"L eistungsträgern" diktieren wollen was diese zu tun und zu lassen haben...(!)


    Dies nur - um die Funktionsweisen socher Strukturen transparent zu machen.
    Noch besser dargerstellt in der Geschichte "Des Kaisers neue Kleider":
    Ein KIND ist am Schluß die einzige Person die sich getraut zu rufen "Der Kaiser ist ja NACKT"


    Im Falle des Regietheaters bin ich gerne bereit die Rolle dieses Kindes zu übernehmen


    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Die Diskussion der Form "konventionelles Theater = mag i = gut" vs. "Regietheater = mag i net = schlecht" ist mir zu platt.


    Gibt es denn nicht auch hochintelligente Formen im sogenannten Regietheater? Wer wollte auf die verzichten?


    Und wer behauptet eigentlich, Bearbeitungen wären etwas Neues?


    Bach bearbeitete sein eigenes Preludio aus der Partita E-Dur im Original für Violine solo) für Streicher, Oboen, Trompeten, Pauken, B. c. und konzertierende Orgel.
    Bach bearbeitete Vivaldi-Konzerte (im Original für Orchester) für Orgel.
    Busoni bearbeitete Bachs Ciacona (im Original für Violine solo) für Klavier.
    Mozart bearbeitete Fugen von Bach für Streicher.
    Liszt bearbeitete Beethoven-Sinfonien und Schubert-Lieder für Klavier solo.
    Brahms bearbeitete das o. g. Preludio von Bach in eine Etüde für Klavier (nur linke Hand).
    Rachmaninoff bearbeitete dasselbe Preludio für Klavier (zwei Hände).
    Schönberg bearbeitete Brahms' Klavierquartett g-moll für großes Orchester.
    Webern bearbeitete Bachs 6stimmiges Ricercar für großes Orchester.


    Wer wollte allgemein sagen, dass der Transfer von Kunstwerken in einen anderen Kontext schlecht wäre? Wer?

  • Jetzt fängt dieser hinkende Vergleich der Inszenierungen mit Musikbearbeitungen, der hier schon mehrfach wiedergekaut wurde, erneut an!!!!


    Gerhard
    :no:

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • @ Wolfram


    zu Beitrag 232


    Ein Interssantes Thema - und ich wäre dabei.
    Allerdings nicht hier, weil es HIER OT wäre
    Gefährliche Drohung:
    Mach bitte einen Threas zum Thema Regietheater vs Musikbearbeitungen mit einem
    markanten Eyecatcher-Titel auf,
    Ansonsten mach ICH das !!! (allerdings erst morgen)
    Beste Grüße
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ... Wer wollte allgemein sagen, dass der Transfer von Kunstwerken in einen anderen Kontext schlecht wäre? Wer?


    Sagt eh niemand. Aber alle deine Beispiele werden genau als das vorgestellt, was sie sind: die Bearbeitung von Herrn XY, es wird keine Mogelpackung präsentiert.


    In ORF III läuft gerade Stefan Herheims erste Salzburger Inszenierung. Er hat sich eine Geschichte ausgedacht und dafür Texte schreiben lassen. Ich glaube, dass ein Besucher, der ohne Vorbereitung in diese Vorstellung gegangen ist, ziemlich ratlos darinnen gesessen hat und sich kaum einen Reim auf das machen konnte, was da eigentlich vor sich ging. Der springende Punkt ist aber, dass das Ganze während Mozarts Musik zur Entführung vor sich ging und auch als solche verkauft wurde, obwohl das gezeigte nicht das geringste damit zu tun hatte...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ok, aber warum sollte man wegen Herrn Herheim das ganze Regietheater verdammen? Ich meine, dann würde man ihn zu wichtig nehmen ...


    ... nebenbei: Ich sehe gerade auf BR alpha "Die Meistersinger von Nürnberg", nicht nur "von", sondern auch "in" Nürnberg. Eine Aufzeichnung aus dem Nürnberger Staatstheater.


    Die Inszenierung stammt von Herrn David Mouchtar-Samorai, israelisch-iranischer Herkunft. Das bei dieser Oper in dieser Stadt, das hat schon eine gewisse Grundspannung vor dem ersten C-Dur-Akkord.

  • Ich stimme Theophilus zu. Alle Bearbeitungen werden als solche gekennzeichnet. Ich nenne mal Beispiele: Hans-Werner Henze hat Monteverdis "Ulisse" in einer großartigen modernen Bearbeitung vorgelegt. Er nennt sie Bearbeitung. Karl-Heinz Gutheim hat in einer wunderbaren neuen Textfassung Janaceks "Die Ausflüge des Herrn Broucek" für die deutsche Bühne auffphrbar gemacht (siehe den Opernführer von musikwanderer, ich werde dort demnächst etwas zu schreiben). Er nennt es Bearbeitung. Der Dilettant Christoph Marthaler hat jüngst Janaceks "Sache Makropulos" massakriert. Er nennt es Inszenierung, aber es ist eine Bearbeitung, also ein Etikettenschwindel, eine Mogelpackung. Auch im berühmten Monteverdi-Zyklus der 70er-Jahre in Düsseldorf war klar, dass die musikalische Fassung eine Bearbeitung von Erich Kaack war. Solche Sachen, da hat Wolfram ja völlig recht, sind immer legitim (wenn sie gelingen).

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Ab wann gilt denn eine Inszenierung als Bearbeitung? In der berühmten Bohème-Inszenierung aus San Francisco gibt es Dutzende Abweichungen von den Regievorgaben der Partitur. Ist das eine Bearbeitung? -


    Also, ich meine, wenn jemand ein paar Dutzend Noten in einer Beethoven-Sinfonie ändert, weil er meint, das wäre werkdienlich - ok, aber er soll es dann schon auf den Plakaten sagen, dass nicht Beethoven gespielt wird, sondern eine Bearbeitung. Aber bei der San-Francisco-Bohème steht es auch nicht dabei, dass von den Vorgaben abgewichen wurde. :hello:

  • Ja, wenn man auf den Ankündigungen klar deklarieren würde. "Die Sache Makropulos" nach der Oper von Janacek, bearbeitet von Marthaler, dann wüsste ich wenigstens, dass ich da garnicht erst hinginge.
    Und wenn ich Vergleiche ziehe, sollte ich auch sagen, dass wir in Sinfonie und Konzert überwiegend die Originalwerke zu hören bekommen, und die Bearbeitungen, die als solche stets angekündigt werden nur einen verschwindend geringen Anteil haben. In der Oper aber bekommen wir fast nur noch das Werk verfälschende inszenatorische Bearbeitungen zu sehen, und diese werden unverschämterweise als das Originalwerk deklariert.


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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