Schach dem Regietheater !!!

  • Zitat

    Wenn man Purist ist, sollte man heutzutage den Opernbesuch sowieso weitgehend meiden.


    Gerade hier gelesen. Ich denke, das ist auch nicht das Wahre. Man sollte sich nicht mehr alles gefallen lassen. Den subventionierten Verunstaltern ist das sowieso egal, ob sie vor leeren Häusern spielen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Den subventionierten Verunstaltern ist das sowieso egal, ob sie vor leeren Häusern spielen.


    Sicher nicht. Abgesehen davon, dass niemand seine Darbietungen ungesehen verpuffen lassen will - schließlich wurde auch dafür hart gearbeitet - haben Subventionsgeber auch nur eine begrenzte Geduld. Gelegentliche Flops mögen als künstlerisches Risiko in Kauf genommen werden, bei Dauerverweigerung seitens des Publikums verliert aber auch der Subventionsgeber das Interesse. Auch er ist für die Verteilung der Gelder jemandem Rechenschaft schuldig.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Irgendwie gibt die Meldung, dass die Poulenc-Erben eine Klage gegen einen der selbstherrlichen Regisseure, bzw. Umdeuter Klage eingereicht haben, Mut.


    http://www.welt.de/print/welt_…n-gegen-Inszenierung.html



    Bedauerlich ist nur, dass die Ansprüche der Erben früherer Opernkomponisten erloschen sind!
    Schon vor Jahrzehnten hat ja, wenn ich mich recht erinnere, Marcel Prawy, leider erfolglos, gegen eine Fledermaus-Verballhornung (war es Neuenfels?) Klage eingereicht.


    Wie anders würde die heutige Theater-Landschaft aussehen, wenn diese Klage Erfolg gehabt hätte!

  • Schon vor Jahrzehnten hat ja, wenn ich mich recht erinnere, Marcel Prawy, leider erfolglos, gegen eine Fledermaus-Verballhornung (war es Neuenfels?) Klage eingereicht.


    Die Ablehnungen der damaligen Klagen beriefen sich ja auf die zulässige Bandbreite der künstlerischen Freiheit. Dabei handelte es sich aber um Inszenierungen, die zwar stark verfremdend waren, aber den Inhalt immerhin noch erkennen ließen.


    Heute aber gibt es Meta-Inszenierungen, die eine völlig neue Geschichte erzählen, die mit dem Original gar nichts mehr gemein hat. Da wäre ein erneuter Musterprozess sehr interessant - ich frage mich, ob ein Richter Opern wirklich vollständig zum Abschuss freigeben würde, oder ob ein Minimum an Wiedererkunnungsgrad vorhanden sein müsste um wirklich als ursprüngliches Werk und nicht "nach ..." angekündigt zu werden.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Gerade hier gelesen. Ich denke, das ist auch nicht das Wahre. Man sollte sich nicht mehr alles gefallen lassen. Den subventionierten Verunstaltern ist das sowieso egal, ob sie vor leeren Häusern spielen.

    (Es sollte natürlich "Veranstaltern" heißen -ich hatte mich vertippt - aber diese Stilblüte, die der Wahrheit so nahe kommt - wollte ich Euch nicht vorenthalten....)


    Das war einmal. Theophilus hat mit anderen Worten ähnliches gesagt, was ich auch schon seit Tagen als Statemenent zu dieserSache konzipiert habe.
    Die Oper wird von verschiedenen Geldgebern finanziert.


    Zum einen (eher geringen Teil) vom Publikum
    zum anderen vom Staat als Subventionsgeber
    und zum dritten vom Sponsor.


    keine der drei Gruppen gibt dass Geld uneigennützig - jede erwartet sich was davon. Schaun wir und mal an, wie die Motive sein könnten...


    Das Publikum - es will etwas geboten bekommen, sich unterhalten oder das Gefühl bekommen etwas besonders schönes erlebt zu haben - aber auch - selbst etwas besonders zu sein, wo das Beste gerade gut genug ist. Und natürlich kennt die Fangemeinde die historischen Hintergründe dr Operninhalte, braucht keine Belehrungen von irgendwelchen Besserwissern . Das zahlend Publikum wünsch sein Weltbild bestätigt zu bekommen - und will es nicht in frage gestellt wissen, oder aber auch altbekanntes umgedeutet haben.
    Dieses Publikum wurde verhärmt und ist teilweise auch ausgeblieben.


    Der Staat oder besser gesagt die Politik hat verschiedene Interessen. Einerseits das jeweilige politische Idealbild in Opernaufführungen einfliessen zu lassen - eine Technik die aber schon seit Jahren überholt ist - und keine realen Ergebnisse mehr zeigt.
    Politiker haben Interessen - Das Hauptinteresse von Politikern ist - wiedergewählt zu werden. Dafür würden sie vieles machen.
    Natürlich protegieren sie Parteifreunde mit ähnlichem Weltbild, wie sie selbst es haben - aber auch hier gibt es Grenzen - Subventionierte Kultur soll vorgaukeln, dass die Politik daran interessiert sei. Man hat selber (meist) wenig Ahnung und lässt sich beraten. Solange genug Geld in der Kasse ist und das Volk nicht murrt, weil selbst gut versorgt - solange geht alles gut.
    Aber wehe, wenn die Politik erkennen muss, dass sie hier Geld vergeudet, welches ihr keinen Nutzen bringt.
    Selbst Opernverweigerer akzeptieren - wenngleich mit Widerwillen, dass Kultur Geld kostet -und die Politik etwas für die Reputation des Staates tun muß - beispielsweise um den Fremdenverkehr anzukurbeln. Wenn aber diese Gruppe erkennen kann, dass eigentlich NIEMAND mehr an Oper Interesse zeigt - dann wird es interessant. Die Politik steht plötzlich im Ruf Geld zu verschwenden, für Inszenierungen die niemand sehen will, und die nur dazu dienen einer eingeschworenen Clique gute Einkünfte zu bescheren - gelobt von einer ebenfalls staatlich geförderten Presse, die die Mauer macht.
    Presseleute haben oft ein gutes Gespür für Tendenzen - und sie haben sich üblicherweise schnell mit neuen Zeitströmungen arrangiert.
    Wenn Überschriften wie: "Opernhaus XY verschlingt mit perverser Inszenierung von Z unsere Steuergelder" die Auflagen steigen lassen - dann wird man eines Tages kein Rücksicht mehr auf "Freunde!" nehmen . Ich beschreibe an dieser Stelle schon unterschwellig vorhandene Strömungen.


    All jene, die sich grollend in ihre Winkel zurückgezogen haben, werden hervor kommen und dabei sein wollen, wenn ein gehasstes Stück Theatergeschichte endlich stirbt.


    Bleibt noch der Sponsor - Von Einzelfällen abgesehen verfolgt der Sponsor doch die Absicht, sein Sponsoring publik zu machen und über die Umwegrentabilität der zusätzlich erworbenen Sympathie, bzw. des Rufs als Förderer der Hochkultur bei seinem potentiellen Kundenkreis, bei dem Kulturinteressen vermutet werden zu punkten. Gelingt das nicht - bzw. erweist sich solch ein Sponsoring als kontraproduktiv - dann versiegt irgendwann der Geldhahn - meist unter irgendeinem Vorwand.


    Sp gesehen ist es HEUTE NICHT MEHR gleichgültig ob die Opernhäuser hohe Auslastung zeigen - oder nicht....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Sp gesehen ist es HEUTE NICHT MEHR gleichgültig ob die Opernhäuser hohe Auslastung zeigen - oder nicht....


    Wenn ich sehe und höre, was da z. Zt. in Bonn abläuft, (Mal Hüh, mal Hot...; Die PIRATEN möchten die Bonner Oper ganz schließen) kann ich nur sagen "Wehret den Anfängen". Daß Sponsoren sich mit Grausen von diesen schrecklichen Inszenierungen abwenden, kann ich bestens nachvollziehen. Ich selber bin nicht mehr bereit, für diesen Regie-Klamauk, oder noch Schlimmeres, mein sauer verdientes Geld in die Opernhäuser zu tragen. Es ist zwar schade um meine Konsequenz in diesen Fällen, aber genauso wäre ich wieder bereit, bei zeitgemäßen und schönen Inszenierungen gleich wieder ein Jahres-Abonnement zu erwerben.

    W.S.

  • D'accord. Ich kann die Leute sehr gut verstehen, die den Unfug, der auf den Bühnen heute veranstaltet wird, nicht einmal mehr mit einem Cent unterstützen wollen. Hoffentlich lesen hier gewisse Intendanten mit. Lange geht der Zirkus nämlich nicht mehr gut. Wenn die rheinischen Opern solche Probleme habe, sollten sie sich mal an der eigenen Nase fassen und endlich das wahre Problem erkennen. Aber vermutlich müssen sie erst zugrunde gehen, bevor sie dagegen einschreiten. Konsequente Verweigerung des Verunstaltungsschwachsinns und Ausweichen auf die wenigen verbliebenen Zufluchtsmöglichkeiten sind wohl das Beste, was man derzeit tun kann.


    Die Forderung der "Piraten" zeigt ja nur zu deutlich, wes Geistes Kind sie in der Sache sind. Offenbar merken das auch immer mehr Bürger, wenn man sich die Umfragewerte ansieht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Liebe Mme Cortese,


    vielen Dank für diesen schlagkräftigen Artikel, der im Wesentlichen all das zusammenfasst, was hier immer wieder angesprochen wird. Es gäbe neben den vielen Schandtaten modischer Regisseure, die er nennt, noch weit mehr zu aufzuzählen, aber das würde ein ganzes Buch füllen (bei uns sind es ja auch schon viele Seiten). Das Theater schafft alles Schöne aus dieser Welt, kippt immer mehr Müll hinein, suggeriert, dass die Welt nur noch aus Hässlichkeiten besteht und fördert in der schnoddrigen Art die Verrohung unserer Gesellschaft mit.
    Endlich kommt auch Herrn Bilsing das Kotzen. Wird die Zeitschrift jetzt vielleicht doch wieder das, was ihr Titel aussagt, ein "Opernfreund"? Wenn doch jeder Kritiker endlich den Mut aufbringen würde, die Wahrheit über die grässlichen Vorgänge an unseren Opernbühnen öffentlich darzustellen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Zitat

    Wenn doch jeder Kritiker endlich den Mut aufbringen würde, die Wahrheit über die grässlichen Vorgänge an unseren Opernbühnen öffentlich darzustellen.


    Lieber Gerhard!


    Es wäre zu schön, um wahr zu sein! Aber käme es mal soweit, daß man Opern wieder genießen kann, würde ich meinen Opernhaus-Bann sofort beenden.

    W.S.

  • Ich glaube - auch wenn es oft lautsatark bestritten wird - daß sie Welt im Wandel begriffen ist. Scheinbar unangreifbare und unumkehrbare Entwicklungen werden hinterfragt, in Zweifel gezogen, angegriffen, öffentlich mit Hass verfolgt. Die Fronten sint verhärtet aber diejeniger des Regietheater und der dahnter befindlichen Gesellschaftsordnung beginnt (fast unmerklich ) zu bröckeln.
    Wla kleines Beispoiel vom "Nebenschauplatz"
    Als ich vor etwa 6, 7 oder 8 Jahren versuchte, Wenigstens im Internet Bilder alter Inszenierungen zu finden, da war das beinahe unmöglich, ich erinnerte mich an Orwell "1984" erinnert, wo alles Unerwünschte aus den Zeitungen nachträglich entfert wurde, und in keinem Archiv mehr zu finden war.
    HEUTE ist es so, daß immer mehr DVDs mit historischen traditionellen Inszenierungen angeboten werden UND daß (ebenfalls fast unbemerkt) auch die eine oder andere Produktion traditionelle Züge trägt. Dazu gibt es Regietheater Light, wo lediglich die Zeit verändert wird wo das Stück fehlt, Hauptsache es ist etwas verändert worden - weil dann diese Veränderung als "schöpferische Leistung" bezeichnet werden und dafür Honorar bezogen werden kann....


    WAIT and SEE .......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat von Alfred Schmidt: weil dann diese Veränderung als "schöpferische Leistung" bezeichnet werden und dafür Honorar bezogen werden kann....

    Lieber Alfred,


    das Einzige, was großartig daran ist, ist das Honorar. Bei "schöpferische Leistung" (du hast es zu Recht in Anführungsstriche gesetzt) kann ich nur lachen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Und nun liebe Freunde zeige ich Euch einen Blick in eine mögliche Zukunft (dieser Clip wird von mir übrigens in einem erst neu zu eröffnenden Thread erneut gezeigt)
    Wir heben erst vor einigen Tagen aus der Mailänder Scala eine von Nachwuchssängern dargebotene Inszenierung der Zauberflöte gesehen, von der der Dirigent Adam Fischer sagte, es sei eine Inszenierung, die man heute allgemein als "traditionell" bezeichnet (die feine Ironie muß jeder selbst heraushören)


    Nun wenden wir unser Aug und Ohr nach London Covent Garden wo gerade ein Riesen-Aufhebens um die neue Inszenierung von Verdis "La Traviata gemacht wird - UND DAS ZU RECHT !!!



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vorab meine Gratulation an Mme Cortese!


    Du hast dich offenbar vom Esprit des späten Rossini inspirieren lassen mit diesem zitierten Artikel, dessen pointierte Aussage ich nur unterstreichen kann.


    Nur in einem Punkt, gebe ich zu bedenken, sollten wir nicht das Kind mit em Bade ausschütten:


    Mir geht, wie vielen hier, die fortschreitende Destruktion der optischen Seite von Opernaufführungen und die allgegenwärtige Hässlichkeit der Bühnenbilder mächtig auf die Nerven, weshalb ich mich außerhalb meiner "dienstlichen" Besuche weitgehend aus dem gegenwärtigen "Musiktheater" zurückgezogen habe. Aber vergessen wir nicht: Es gibt eine Reihe von schriftlich in der Partitur festgelegten Bühnenbildern, bei denen ein bestimmtes Maß an Hässlichkeit bzw. Schäbigkeit vorgesehen ist, ohne das die beabsichtigte atmosphärische Wirkung nicht zu haben ist. Auf die Gefahr hin, offene Türen einzurennen, einige Beispiele:
    Traviata III, Bohème I und IV, Rheingold III, Arabella I, Boris Prolog und Schluss, Totenhaus, Wozzeck...


    Und seien wir nicht zu kleinlich, wenn man heute noch mehr Beispiele in diese Ästhetik hinein nimmt - die Zeiten haben sich geändert. Aber Hans Sachs im Wohnwagen - nur über meine Leiche! (Ich bin ein alter Camper.)


    Mit herzlichen Grüßen: Sixtus

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Es gibt eine Reihe von schriftlich in der Partitur festgelegten Bühnenbildern, bei denen ein bestimmtes Maß an Hässlichkeit bzw. Schäbigkeit vorgesehen ist, ohne das die beabsichtigte atmosphärische Wirkung nicht zu haben ist.

    Natürlich, lieber Sixtus, dort wo es hingehört. Aber in den modischen Inszenierungen wird doch versucht alles ins Hässliche zu verzerren, auch die Stellen, in denen das Libretto ganz andere Bilder vorsieht.


    Lebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wenn schon früher einmal ein "Don Giovanni" an der Grillbude goutiert wurde, wird man doch den Hans Sachs auch modernisieren dürfen (aber wo ist dann seine Werkstatt?).


    :no:

  • Ich bin nicht unbedingt ein Freund der italienischen Oper, aber der Ausschnitt aus der Traviata hat mir gefallen: Violetta sieht gut aus, sie singt gut, sie hat ein tolles Kostüm an. Schade, dass sie sterben muss. Übrigens, das Orchester fand ich zu dick.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Als traditionell würde ich die Traviata von Mailand nicht bezeichnen. Es war ja mal wieder zeitversetzt. Insofern spricht mich die Londoner Produktion automatisch mehr an. Dennoch bedaure ich, die Aufzeichnung nicht gesehen zu haben, denn die Fotos wirken auf mich interessant. Da hat sich wenigstens noch mal jemand Mühe gegeben, recherchiert und war kreativ. Anders als in Bonn, wo dem Regisseur einfach durchgelassen wird, dass er sein Königskinder-Konzept von Zürich schlichtweg auf die Bohème stülpt. Merkt das keiner vom Feuilleton? Oder von der Intendanz? Hier wie dort beglückt er uns mal wieder mit einer Halle. Nur, dass die Fenster diesmal auf der anderen Seite sind. Geht's noch????? Sogar die Frittenbude hatte ihr Pendant in Form von Hamburger merchandising bei den Königskindern. Und dann erst die Kostüme!!!! Da macht es sich einer sehr einfach und kassiert die Gage!
    Bohème:
    http://www.theater-bonn.de/fil…LA_BOHEME/Boheme-2002.jpg
    Königskinder:
    https://ivisbohlen.files.wordp…2/12/climbingin.jpg?w=640


    Insofern: Ja, "Schach dem sich ewigst repitierenden Regietheater", das sich mit einem Minimum an Ausdrucksmöglichkeiten selber beschneidet und nicht begreift, welche Aussagen man über einen Charakter schon über das Kostüm machen kann: Die Muster und Farben eines Renaissancekostüms sagen nun mal etwas mehr aus als der ständige casual look vom Wühltisch. Aber für letzteres muss man sich eben nicht anstrengen und kann zurückgelehnt seine Brötchen verdienen.

  • Zitat

    Als traditionell würde ich die Traviata von Mailand nicht bezeichnen.


    Wenn Du die Inszenierung von 2012 oder 2013 meinst, dann hast Du natürlich völlig recht, wenn Du dich dabei auf MEINEN Beitrag bezogen hast, dan weise ich darauf hin, daß ich die Mailänder ZAUBERFLÖTE und die Londoner LA TRAVIATA erwähn hatte, deren gemeinsamer Nenner, "traditionelle Instenierung" sind. Aus Mailand gibt es indes einen Clip von 2007 - das war allerdings damals nich eine "traditionelle" Inszenierung. Wenn sich der Vorhand dort nach der Ouvertüre hebt und das Bühnenbild freigibt, bricht im Zuschauerraum Applaus aus (wahrscheinlich aus Abscheu oder aus Langeweile der Publikums :hahahaha: )
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    dr. pingel: Übrigens, das Orchester fand ich zu dick.


    Also ich fand, lieber dottore, dass sich die wacker Sängerschar gut gegen dieses Orchester behauptet hat. Übrigens, da die Traviata auch zu dem engsten Kreis meiner Lieblingsopern gehört, überlege ich, falls sie in 2017 auch in Covent Garden läurft, mir sie dort anzusehen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Als ich vor etwa 6, 7 oder 8 Jahren versuchte, Wenigstens im Internet Bilder alter Inszenierungen zu finden, da war das beinahe unmöglich, ich erinnerte mich an Orwell "1984" erinnert, wo alles Unerwünschte aus den Zeitungen nachträglich entfert wurde, und in keinem Archiv mehr zu finden war.


    Hallo Alfred,


    das ist wohl eher verschwörungstheoretischer Unfug. :D
    Sowohl unterliegt das im Internet publizierte Bildmaterial seinerseits Moden bzw. wenn museale Aufführungen im Aufwind sind, werden diese natürlich auch häufiger im Netz zu sehen sein. Eine andere Erklärung lieferst Du ja selbst: es werden immer mehr historische Produktionen in digitaler Form (DVD, BR) veröffentlicht, womit das dann digitale Bildmaterial eben Eingang in die Netzwelt findet (überhaupt finden kann).


    Viele Grüße
    Frank


    PS: Ein Hoch auf die Vielfalt!
    PPS: Ich find's wirklich albern, in wie vielen Themen hier im Forum man sich am immer gleichen (vielleicht auch aus populistischen Motiven heraus interessanten) (Regietheater-)Thema "abarbeitet". Als gäbe es nichts Wichtigeres, Interessanteres...(gähn) :untertauch:

  • Zitat

    Zitat von Hüb': PS: Ein Hoch auf die Vielfalt! PPS: Ich find's wirklich albern, in wie vielen Themen hier im Forum man sich am immer gleichen (vielleicht auch aus populistischen Motiven heraus interessanten) (Regietheater-)Thema "abarbeitet". Als gäbe es nichts Wichtigeres, Interessanteres...(gähn)

    Wenn es diese Vielfalt gäbe! Aber was heute in Sachen Operninszenierungen geschieht ist mehr als Einfalt.
    Deshalb brennt dieses Thema vielen Opernfreunden, die gerne mal wieder in die Oper gehen möchten, ohne sich über den gezeigten Müll ärgern zu müssen.
    Wenn es dich zum Gähnen bringt: Es zwingt dich niemand, das zu lesen. Wenn es dir albern vorkommt: Es zwingt dich niemand, dich an dem Thema zu beteiligen, denn damit arbeitetest du dich ja auch daran ab.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Es zwingt dich niemand, das zu lesen. Wenn es dir albern vorkommt: Es zwingt dich niemand, dich an dem Thema zu beteiligen, denn damit arbeitetest du dich ja auch daran ab.


    Das ist absolut richtig, jedoch fällt auch einem Außenstehenden die "thematische Unwucht" auf, die hier im Forum fröhlich kultiviert wird...

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Es gibt eine Reihe von schriftlich in der Partitur festgelegten Bühnenbildern, bei denen ein bestimmtes Maß an Hässlichkeit bzw. Schäbigkeit vorgesehen ist, ohne das die beabsichtigte atmosphärische Wirkung nicht zu haben ist.

    Lieber Sixtus,


    ich greife noch einmal auf dieses Zitat zurück. Gerade hier sind schäbige und hässliche Bühnenbilder und Kostüme einfach obligatorisch.
    Als ich las, dass heute Abend auf 3sat die Fidelio-Inszenierung von den Salzburger Festspielen wiederholt wird, musste ich unwillkürlich daran denken. Ich habe mir diese irre Inszenierung nicht noch einmal angesehen. Aber hier haben wir doch ein Beispiel, wo das Libretto hässliche Bilder zwingend erforderlich macht.
    Und was sieht man in Salzburg? Nur ein paar Beispiele: Das Gefängnis ist eine Art Palast mit hohen verzierten weißen Wänden, in denen sich nur ein undeutbarer schwarzer Kubus fortwährend dreht. Die Gefangenen treten in klinisch sauberen Krankenpflegerkitteln auf. Und das Loch, in dem Florestan eingekerkert ist (nach Librettotext eine alte Zisterne, "Gott welch Dunkel hier") erscheint zwischen eben denselben weißen und hell erleuchteten Palastwänden. Dazu diese verrückte Pantomime einer Doppelgängerin der Leonore und vieles andere. Wenigstens Florestan hatte ein zu einem Gefangenen passendes, wenn auch für die lange Zeit, die er im Kerker geschmachtet hat, noch recht sauberes Kostüm an. Atmosphäre gleich Null!! Was soll ich noch mehr dazu sagen? Da kann doch wohl niemand sagen, das das dem Werk angemessen ist.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    ich hatte letztes Jahr die Aufzeichnung mitgeschnitten und mich wegen der unappetitlichen Inszenierung entschlossen, mir wegen der guten Besetzung von den Kernszenen eine Audio-Kurzfassung zu schneiden. Als sie neulich wieder abhörte, hörte ich nochnals am Schluss den Buh-Sturm für die Regie, bevor der Applaus für die Sänger einsetzte. Eine Kombination, die wir bis zum Abwinken kennen...


    Gute Nacht!


    Sixtus

  • Wenigstens Florestan hatte ein zu einem Gefangenen passendes, wenn auch für die lange Zeit, die er im Kerker geschmachtet hat, noch recht sauberes Kostüm an.

    Ich hab die Aufführung auch erst jetzt per TV gesehen. Über die Inszenierung schweige ich und Florestan war nicht nur sauber gekleidet, nein, wie er da
    rumgesprungen ist, konnte er noch nicht lange gefangen gewesen sein. Sängerisch war die Aufführung sehr gut.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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