Booklet-Texte - nötig oder überflüssig?

  • Der Feststellung von Alfred Schmidt:


    "Am wichtigsten - ja geradezu unverzicht bar - sind Booklet allerdings bei Werken die "soeben wiederentdeckt" wurden oder aus anderen Gründen in keinem Opern- oder Konzertführer, bzw in keinem Musiklexikon zu finden sind...."


    ...ist natürlich zuzustimmen. Ich würde aber weitergehen und - in Anknüpfung an meine obigen Ausführungen - sagen: Booklets sind nicht nur ein "Mehrwert der CD", sie sind notwendiger Bestandteil derselben. Notwendig zunächst einmal für all jene, die von dem Komponisten und dem Werk, um das es bei der jeweiligen CD gerade geht, nicht so sehr viel Ahnung haben. In sehr vielen Booklets finden sich dazu in der Regel sehr qualifizierte Informationen, über die ein musikwissenschaftlicher Laie nicht verfügt.


    Ich würde aber noch weiter gehen und sagen: Selbst für jemanden, der sich in der Sache ein wenig auskennt, kann ein Booklet interessante Informationen enthalten, die ihm bislang nicht bekannt waren und die er dankbar entgegennimmt.


    Nur ein Beispiel: Eben habe ich gerade in einem Booklet gelesen, dass Felix Mendelssohns Auffassung über das Verhältnis von Text und Musik ganz wesentlich von Hegel beeinflusst sei. Das ist für mich völlig neu und regt mich zur Beschäftigung mit diesem Sachverhalt an.


  • Das ist nicht nur zukunftsfähig, sondern schon ein recht alter Hut. Es ist auch deshalb ganz praktisch, weil die Texte am Display wesentlich lesbarer sind als in den kleinen Booklets. Das Problem liegt in der Persistenz. Ich habe z.B. eine EMI-Wiederausgabe einer ausgefalleneren Oper gekauft, und der großspurig angegebene Link auf das Libretto ging ins Nirwana. Das müsste auf Jahre gesichert sein, so aber verärgert man die Kundschaft...


    Nun es gibt da noch eine andere Lösung: Eine auf der CD enthaltene PDF-Datei. Dies ist etwa der Fall bei Giulinis Verdi-Requiem, hier finden sich im Booklet nur einige Informationen zur Interpretation, zu den Texten des Requiems und der Quattro Pezzi Sacri findet sich ein Hinweis, dass diese als Datei auf einer der CDs enthalten sind.


    Dazu mag jeder stehen wie er will, ich persönliche empfinde es als dreist. Die Plattenfirma spart sich hier schlichtweg ein aufwendigeres Booklet, der Kunde muss, da ja man nicht gleichzeitig PDF am PC lesen und die CD im Player abspielen kann, das PDF selbst drucken. Ähnliches ist natürlich auch bei den Internet-Dateien der Fall, wenn man, wie ich, ein unbelehrbarer Anhänger des gedruckten Wortes ist.


    Grundsätzlich lege ich großen Wert auf wertig gearbeitete Texthefte, einerseits den Inhalt betreffend, aber auch die graphische Gestaltung inkl. Cover.
    Das geht mitunter soweit, dass ich bei wenig ansprechenden Wiederveröffentlichungen schon mal schweren Herzens den höheren Preis für die schönere frühere Ausgabe zahle.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Nun es gibt da noch eine andere Lösung: Eine auf der CD enthaltene PDF-Datei.


    Bei EMI gibt es bei neuen Opern-Wiederveröffentlichungen eine andere Lösung, z.B. hier:



    In diesen Boxen ist jeweils eine zusätzliche CD-Rom. Darauf befindet sich das - mehrsprachige - Libretto, die Inhaltsangabe und (teilweise) auch noch eine Fotogalerie der beteiligten Künstler.
    So kann die Musik in der Anlage abgespielt werden und gleichzeitig am PC der Text mitgelesen werden....


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Obwohl ich sonst kein großer Opernfan bin, erfreue ich mich immer an den prächtig ausgestatteten Booklets vieler Cecilia Bartoli-Alben. Da findet man wirklich viele interessante Informationen, z.B. über die Kastratenarien des Barock.
    In letzter Zeit informativ fand ich das Booklet der Emanuel-Pahud-Aufnahmen von Flötenkonzerten und -stücken am Hof Friedrich des Großen. Nur bei dem Cover muss man wirklich die Augen wegen akuten Kitschalarms schließen :thumbup: .



    tukan

  • Die Plattenfirma spart sich hier schlichtweg ein aufwendigeres Booklet, der Kunde muss, da ja man nicht gleichzeitig PDF am PC lesen und die CD im Player abspielen kann, das PDF selbst drucken.


    Ja, die Plattenfirma spart, aber sie muss es ja auch tun, da diese Lösung zumeist bei preisgünstigen Editionen zum Einsatz kommt. Die Lösung mit der Dokumentation auf der CD gefällt mir eigentlich gut, denn dann kann man die PDF-Datei im Vorhinein auf den Rechner (Notebook, Netbook, Tablet...) kopieren und dort in Ruhe mitlesen. Unnötig Papier produzieren ist wirklich nicht mehr zeitgemäß.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • (...) Unnötig Papier produzieren ist wirklich nicht mehr zeitgemäß.

    Das ist aber wirklich Ansichts- oder auch Geschmackssache. Es kann sich ein jeder (wie ich es auch schon getan habe) gewichtige Literatur per CD-Rom von DigiBib ins Regal stellen, für mich sieht aber ein schön gestaltetes Buch in eben jenem Regal per se besser aus.


    Wenn also, zu Thema hier zurückkehrend, am Beiheft gespart wird, weil damit der Preis gedrückt werden kann, ist das rational zu verstehen und auch zu akzeptieren. Bei hochpreisigen Ausgaben sollte, wie ich meine, jenes gedruckte Booklet aber schon dabei sein. Es gibt sicherlich genügend andere Druckwerke auf dieser Welt, für die kein Baum mehr gefällt werden sollte...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Musikwanderer,


    ich gebe dir Recht. Ich habe zwar auch einige Abhandlungen über Musik auf CD-ROM, aber ich habe darin kaum gelesen. Ich versuche immer wieder Werke über Musik in Buchform zu bekommen. Da habe ich neben Antiquariaten auch hier unsere Kirchengemeinde, die jeden Donnerstag einen Trödelmarkt für die Aufrechterhaltung eines Jugendzentrums veranstaltet. Und viele Leute bringen dort Lektüre hin, die sie nicht mehr benötigen, vielleicht geerbt haben, aber nicht daran interessiert sind. Da habe ich schon vieles gefunden, unter anderem die Chronik der Oper, Westermanns farbigen Opernführer, Harenbergs Konzertführer usw., jeweils erstanden für 1 bis 2 €. Das längere Lesen auf dem Bildschirm ist mir eher lästig. Mit dem Buch, und das trifft auch auf die Begleithefte zu CD's zu, kann ich mich ihm Wohnzimmer auf die Couch setzen und gemütlich Musik über die Musikanlage hören. Den Computer habe ich in einem Nebenzimmer stehen. Dort habe ich erstens keine Musikanlage und zweitens ist auch die Gemütlichkeit in dem Maße nicht gegeben, abgesehen davon, dass das Lesen auf dem Bildschirm anstrengender ist, wobei ich in der regel auch eine angestrengtere Haltung einnehmen muss.
    Also lieber in schriftlicher Form!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich brauche auch nicht unbedingt ein Booklet. Es gibt zwar ein paar gut gemachte, aber selten findet man darin etwas, was man nicht auch einfach im Wikipedia-Artikel über die Künstler bzw. die Werke noch ausführlicher mit weiterführenden Links nachlesen kann. Ich lade gerne Musik bei iTunes oder Amazon und vermisse nichts.


    Im Online-Shop von Hyperion bekommt man mit dem Download des Albums auch ein PDF mit dem Booklet, was ich eigentlich eine gute Idee finde, zumal Hyperion sich beim Booklet auch immer Mühe gibt und viel weniger populäres Repertoire veröffentlicht, über das man sich nicht immer problemlos ausführlich im Netz informieren kann.

  • Vom "Don Giovanni" habe ich über 100 Aufnahmen. Bei ca. 80 CD-Boxen ist das Libretto dabei. Wenn ich mir heute eine weitere Don-Giovanni-Aufnahme kaufen will, wozu soll ich darauf Wert legen, dass ein Libretto dabei ist?


    Na ja, wenn ich über 80 Libretti einer Oper zu Hause herumliegen habe, bräuche ich auch kein Exemplar Nr. 81. Das ist wohl wahr.


    Aber ich glaube nicht, dass viele Leute so viele Aufnahmen einer einzigen Oper zu Hause haben. Ich besitze zwar auch von ein paar Opern mehrere Aufnahmen, aber mehr als zwei oder drei sind das nicht.


    Ich habe auch gerne ein Booklet dabei, das für mich bestenfalls etwas über die Oper / das Stück an sich, den Komponisten, die Sänger, den Dirigenten, das Orchster etc. aussagt und natürlich das Original - Libretto und eine deutsche Übersetzung. Ich ärgere mich auch immer, wenn es eine Übersetzung nur auf Englisch gibt. Mein Englisch ist zwar ganz gut, aber mittlerweile ist mein Italienisch besser, da brauche ich keine Englische Übersetzung, die lese ich dann nicht mit (ich höre ja meist italienische Opern). Da vieles in den italienischen Operntexten in sehr alten (heute nicht mehr gebräuchlichen) grammatikalischen Formen ausgedrückt ist, wäre mir ab und an eine Deustche Übersetzung ganz lieb - aber nicht zwingend erforderlich.
    Nur wenn eine Oper auf Französisch gesungen wird, brauche ich den englischen Text - aber auch hier wäre mir eine deutsche Übersetzung lieber.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • (...) Das längere Lesen auf dem Bildschirm ist mir eher lästig. Mit dem Buch, und das trifft auch auf die Begleithefte zu CD's zu, kann ich mich ihm Wohnzimmer auf die Couch setzen und gemütlich Musik über die Musikanlage hören. (...) das Lesen auf dem Bildschirm anstrengender ist, wobei ich in der regel auch eine angestrengtere Haltung einnehmen muss. Also lieber in schriftlicher Form!

    Genauso geht es mir auch!


    In gewisser Weise ärgere ich mich, daß ich mir vor Jahren etliche CD-Roms aus der Digitalen Bibliothek angeschaft habe, z.B. sämtliche Werke von Schiller, Lessing, Wagner, Luther und noch Dokumente des Auswärtigen Amtes bezüglich der Deutschen Einheit. Steht alles nur unbenutzt herum, weil mir das Lesen am PC zu anstrengend ist. Ja, Platz habe ich natürlich ganz enorm gespart.



    Ich brauche auch nicht unbedingt ein Booklet. Es gibt zwar ein paar gut gemachte, aber selten findet man darin etwas, was man nicht auch einfach im Wikipedia-Artikel über die Künstler bzw. die Werke noch ausführlicher mit weiterführenden Links nachlesen kann. Ich lade gerne Musik bei iTunes oder Amazon und vermisse nichts.


    Im Online-Shop von Hyperion bekommt man mit dem Download des Albums auch ein PDF mit dem Booklet, was ich eigentlich eine gute Idee finde, zumal Hyperion sich beim Booklet auch immer Mühe gibt und viel weniger populäres Repertoire veröffentlicht, über das man sich nicht immer problemlos ausführlich im Netz informieren kann.

    Das ist zwar richtig, aber meine Erfahrung mit den Beiheften ist auch, daß es viele unterschiedliche Meinungen oder Äußerungen zur entsprechenden Musik gibt - jedes Label hat seine eigenen Autoren und da sind auch unterschiedliche Dokumentationen zu lesen.


    Ob Hyperion mit seinem Angebot jedem Musikfreund helfen kann? Ich kenne diese Downloads nicht, gehe aber bei der Firma davon aus, daß das Angebot in englischer Sprache verfaßt ist - und da stehe ich dann auf dem sprichwörtlichen Schlauch...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Ich brauche auch nicht unbedingt ein Booklet. ...
    ...
    ..., was ich eigentlich eine gute Idee finde, zumal Hyperion sich beim Booklet auch immer Mühe gibt und viel weniger populäres Repertoire veröffentlicht, über das man sich nicht immer problemlos ausführlich im Netz informieren kann.


    Du widerlegst dich selbst in deinem Beitrag!


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Nein, ich differenziere: Wenn es sich nicht gerade um exotisches Repertoire handelt, kann ich aufs Booklet verzichten. Klarer?


    Die Hyperion-PDFs sind dreisprachig: Englisch, Französisch, Deutsch. Allerdings sind die Texte auch sowieso frei auf der Webseite in diesen drei Sprachen bei den Unterseiten der einzelnen Aufnahmen, z.B. hier: http://www.hyperion-records.co.uk/dc.asp?dc=D_CDA67843&vw=dc
    Man scrolle herunter oder klicke "View sleeve notes/artwork (PDF)".

  • Kleine Notiz:
    Ich habe gerade beim Hören einer CD, die mich interessierte, festgestellt, dass ich eine Stelle in dem beiliegenden Booklet vor längerer Zeit mit gelbem Filzstift markiert hatte. Ich wurde stutzig und hörte genauer hin, einen bestimmten Aspekt dieser Aufnahme betreffend. Und mir ging ein Licht auf. Ich hatte in bezug auf diesen Komponisten ganz falsche Erinnerungen. Jetzt musste ich mein Bild von ihm korrigieren.


    Kann sich so etwas - dies meine Frage - mit all den Internet-Klicks ereignen, die hier so hoch gepriesen und als wahre technische Errungenschaft dargestellt werden?

  • Nun, ich habe die ganze Musik in iTunes organisiert und nutze gelegentlich das "Kommentar"-Feld, das man bei jedem Track in den Trackinformationen zur Verfügung hat. Insofern: Ja!
    Aber klar, es bleibt niemandem verwehrt die Informationen gedruckt aufzusaugen und zu verwalten.

  • Wenn ich diesen Text von Soundeffect:" ... Nun, ich habe die ganze Musik in iTunes organisiert und nutze gelegentlich das "Kommentar"-Feld, das man bei jedem Track in den Trackinformationen zur Verfügung hat. Insofern: Ja!..."


    ... verstehen würde, könnte ich ja vielleicht dieses "ja" am Ende irgendwie intellektuell nachvollziehen. Geht aber nicht! Was heißt: "Musik in iTunes organisieren"?


    Das ist aber nun in gar keiner Weise kritisch gemeint, sondern eher gedacht als eine Art Dokumentation darüber, wie weit die Welten der Taminoaner hier auseinanderliegen. Man kommt sich zuweilen hier in dieser Internet-Forums-Welt sehr alt und "out" vor. Dabei ist doch die Musik, über die wir hier sprechen - oder zu sprechen versuchen - für uns alle dieselbe.


    Oder vielleicht doch nicht? Was, - wenn wir nicht denselben "informationellen" Umgang mit Musik haben und nicht dieselbe Sprache darüber sprechen? Gibt es dann noch einen gemeinsamen Gegenstand und einen wirklichen Dialog darüber?

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  • Ja, Platz habe ich natürlich ganz enorm gespart.


    Aber am falschen Ende gespart. Was gibt es denn schöneres, um eine nackte Wandfläche zu gestalten, als die herrliche Übersumme zahlloser Buchrücken... :P


    Den Kommentar von Helmut Hofmann betreffend, würde ich gerne anmerken - in der aufrichtigen Hoffnung, ihn nicht zu verstimmen - dass ich darin eine gewisse Frustration angesichts eines Übermaßes neuer Technologien zu erahnen glaube, die aus einer etwas einseitigen, unwillkürlichen Abwehrhaltung hervorzugehen scheint.
    Daher die doch allzu dystopische Deutung, dass zwischen (über-)eifrigen Anhängern virtueller Systeme und den 'Analogen' keine wirkliche Interaktion mehr möglich sein könnte.
    Das ist, bei sinnvoller Nutzung der neuen Möglichkeiten sicher nicht der Fall. Solange der Nutzer sich die Technik dienstbar macht und nicht - was leider natürlich immer mehr vorkommt - davon seine Lebens- und Denkweise beeinflussen lässt, arbeitet man lediglich mit verschiedenen Werkzeugen. Musik in iTunes organisieren - was ist das denn, abgesehen von einem zugegebenermaßen etwas erweitertem Möglichkeitsspektrum, groß anderes, als die Systematik der Ordnung im CD-Regal? Und das Kommentarfeld bei den Trackinformtionen? Die Randnotiz mit Bleistift!



    Ich persönlich genieße es sehr, möglichst immer beide Varianten zur Verfügung zu haben - und doch greife ich meistens zur 'Althergebrachten', zu Stift und Papier. Es ist jedem selbst überlassen, wie weit er die physisch vorhandene Information zugunsten der virtuell verfügbaren aufzugeben bereit ist. Der Diskurs über den Gegenstand dieser Information wird weiterhin möglich sein - egal, ob man die alphabetisch nach Komponist eingestellte Schallplatte beizieht, oder die Audiodatei via iTunes abspielt.


    Man kann mit jemandem, der sich Rilke als ebook antut, wohl genauso über dessen Lyrik reden, wie mit jemandem, der sich ein leinengebundenes, goldgeprägtes Dünndruckexemplar gönnt.


    Eine Anmerkung: Der Ausdruck 'der sich [...] antut', ist selbstverständlich auf das 'ebook zu beziehen, keinesfalls auf Rilke!!

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Kann sich so etwas - dies meine Frage - mit all den Internet-Klicks ereignen, die hier so hoch gepriesen und als wahre technische Errungenschaft dargestellt werden?


    Erstens: Nur wenige Booklet-Befürworter werden in ihren geschätzten Printwerken mit Textmarker herummalen.


    Zweitens: Speicherst du nur die PDF-Dateien am Computer, dann kannst du diese bei Bedarf auch mit Kommentaren (in Textform!) versehen, du kannst aber in zusätzlichen Dateien ganze Abhandlungen über deine Hörerfahrungen anlegen.


    Drittens: Hast du deinen Musikbestand auf Datenträger transferiert, kannst du jede Scheibe mit beliebig viel Zusatzmaterial ergänzen (Textbücher, Coverphotos, Höreindrücke, Vergleiche mit anderen Aufnahmen, historisches, Informationsmaterial über Ausführende, Instrumente, Komponisten....)



    In Kürze: wenn du einen Computer in dein Musikhobby integrierst, verfügst du über Möglichkeiten, von denen du als Nur-CD-Hörer nicht einmal zu träumen wagst.

    Ciao


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  • ... verstehen würde, könnte ich ja vielleicht dieses "ja" am Ende irgendwie intellektuell nachvollziehen. Geht aber nicht! Was heißt: "Musik in iTunes organisieren"?


    Das ist aber nun in gar keiner Weise kritisch gemeint, sondern eher gedacht als eine Art Dokumentation darüber, wie weit die Welten der Taminoaner hier auseinanderliegen.

    iTunes ist eine Software zum Organisieren und Abspielen von Musikdateien. Vielleicht reicht dieses einfache Bild von einer Ansicht bei mir, um einen Eindruck zu bekommen wie es organisiert sein kann (Draufklicken zum Vergrößern):


  • Ich brauche auch nicht unbedingt ein Booklet. Es gibt zwar ein paar gut gemachte, aber selten findet man darin etwas, was man nicht auch einfach im Wikipedia-Artikel über die Künstler bzw. die Werke noch ausführlicher mit weiterführenden Links nachlesen kann. Ich lade gerne Musik bei iTunes oder Amazon und vermisse nichts.


    Im Online-Shop von Hyperion bekommt man mit dem Download des Albums auch ein PDF mit dem Booklet, was ich eigentlich eine gute Idee finde, zumal Hyperion sich beim Booklet auch immer Mühe gibt und viel weniger populäres Repertoire veröffentlicht, über das man sich nicht immer problemlos ausführlich im Netz informieren kann.


    So gesehen ist ein Booklet tatsächlich nahezu überflüssig. Mir aber steht überhaupt nicht der Sinn danach, über verschiedene Ebenen mir die Informationen, die 'normalerweise' das Booklet bereithält, erst zusätzlich besorgen zu müssen. Ich höre eine CD, ziehe das Booklet heraus, lese was ich lesen muss oder möchte = Idealzustand. Natürlich findet sich alles irgendwo im Netz. Aber erst über mehrere Seiten gehen, um dann von dort Informationen herunterzuladen, ist möglich, aber umständlicher. Komfortabler ist es da doch, wenn alles sozusagen aus einer Hand kommt: Musik und die dazugehörigen Fakten zu Werk, Komponist, Zeithintergrund und Interpreten. Wir leben doch in einer Zeit, in der immer von Effizienz die Rede ist. Der von mir gerade geschilderte 'Alles-aus-einer-Hand-Effekt' ist doch nicht nur im Sinne des Komforts, sondern auch im Sinne der Effizienz eigentlich unschlagbar - Voraussetzung ist natürlich es handelt sich um sauber recherchierte und fundiert gemachte Booklets, wovon ja immer häufiger auch nicht die Rede sein kann (siehe den eingangs von mir geschilderten DGG-Fall).


    Grüße,


    Garaguly

  • Das schafft doch alles nur ein Freak, der nur vor dem PC sitzt und alles, aber auch wirklich alles in das "Monstrum" integrieren will - und kann. Ich bin (bestimmt keine Ausnahme in diesem Forum!) schon froh, wenn ich meinen PC als eine bessere Schreibmaschine benutzen und mir Informationen holen, wenn ich im Forum lesen und manchmal auch Beiträge schreiben kann. Die übrigen mannigfaltigen technischen Möglichkeiten lerne ich in diesem Leben nicht mehr. Insofern sehe ich Booklets wirklich als eine Notwendigkeit an - zumindest, auch das ist ja schon klargestellt worden, bei den Werken, die man abseits des Üblichen erwirbt.

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Liebe Freunde,


    ich bin ja a. D. und habe viele Beschäftigungen am Computer. Neben Schreiben und Lesen (hier im Forum und in Korrespondenz mit Freunden) Bildbearbeitung, Filmbearbeitung, private Buchführung und Überwachung bestimmter Vorgänge, anlegen von Verzeichnissen, Gestaltung von eigenen Einladungs- und Glückwunschkarten und Kalendern. Das nimmt einige Stunden am Tage ein. Irgendwann aber ist man das leid und froh, wenn man ein Buch aufschlagen und sich damit in die Sofaecke drücken kann, einen Opern- oder Konzertführer zur Hand nehmen und eine Oper ansehen oder ein Musikstück entspannt hören kann, und das gilt natürlich auch für die Begleithefte, vor allem bei unbekannteren Werken,deren ich viele habe, die man vergeblich im Konzertführer sucht. Nein, noch mehr im Computer stöbern und mir das notwendige ausdrucken, um es vor oder während des Musikstücks mitzuverfolgen, das ist mir auch zu lästig, abgesehen davon, dass das Lesen am Computer beschwerlicher ist und man mit der Zeit auch stärker ermüdet..


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Theophilus meint: „Wenn du einen Computer in dein Musikhobby integrierst, verfügst du über Möglichkeiten, von denen du als Nur-CD-Hörer nicht einmal zu träumen wagst.“
    Und Gehrhard Wischniewski bekennt: „ Nein, noch mehr im Computer stöbern und mir das notwendige ausdrucken, um es vor oder während des Musikstücks mitzuverfolgen, das ist mir auch zu lästig.“

    Wenn man die Beiträge zum Thema des Threads aufmerksam verfolgt, zeigt sich – was ich ja schon einmal andeutete – die große Bandbreite bei den Mitgliedern des Tamino-Forums, die Grundhaltung im Umgang im klassischer Musik betreffend. Da gibt es eine große - wahrscheinlich die mehrheitliche – Gruppe, die den rezeptiven und informationellen Umgang mit Musik problemlos mit der Computerisierung der modernen Lebenswelt zu vereinbaren vermag und darin sogar einen Gewinn sieht.


    Und dann gibt es jene – vermutlich kleinere und zahlenmäßig schwindende – Gruppe, die sich in ihrem Umgang und Leben mit der Musik vom Computer „gestört“ fühlen, ihn nur in dem Umfang dazu heranziehen, wie das für sie wirklich nutzbringend ist. Sie wollen zum Beispiel gedruckte Texte lesen, wenn sie sich über Musik informieren möchten. Vielleicht weil die das – ohne dass ihnen das möglicherweise bewusst ist – dem analogen Klanggeschehen, das, bei aller Digitalisierung der physikalischen Quelle, aus den Lautsprechern kommt, als angemessener empfinden?


    Man kann entspannt im Booklet blättern und lesen, während man hört, man kann es weglegen, wenn man von bestimmten Klängen in Bann geschlagen wird, und wieder danach greifen, wenn dieser musikalische Bann nachgelassen hat. Es gibt, anders als beim Blick auf den Bildschirm, keinen gefühlsmäßigen Gegensatz zwischen den Buchstaben auf dem Papier und den Klängen, die einem aus den Lautsprechern entgegenkommen. Sie wirken auf eine eigentümliche Weise einander verwandt.


    Selbst wenn man nicht einfach nur genießend, sondern analytisch hört, empfindet man es weniger störend, wenn man sich mit einem Kuli Notizen macht, als wenn man, wenn gerade eine Passage aus einem Streichquartett aufklingt, die Eindrücke, die man in diesem Augenblick hat, in eine Computerdatei eintippt. Die Konzentration auf die Tasten, den Bildschirm und das, was sich da tut, erfordert viel zu viel Aufmerksamkeit, die dann dem Hören abgehen muss.


    Auch das „Verwalten“ von Musik in einer Computerdatei empfindet man angesichts der elementaren Sinnlichkeit derselben als irgendwie unangemessen. Dies vor allem dann, wenn sich einem das Gefühl aufdrängt, dass man in den Bann dieser einer Computerdatei eigenen Sachzwänge geraten und vom lebendigen Umgang mit dieser Musik abgelenkt, ja diesem entfremdet werden könnte. Mit einem Mal könnte es passieren, dass man die Verwaltung der Musikdatei für ebenso wichtig hält wie das hörend-rezeptive Sich-Auseinandersetzen mit dieser.


    Anmerkung.
    Das sind Gedanken eines Menschen, der den größten Teil seines Lebens in einer nicht-digitalen Welt verbracht hat. Er weiß natürlich um die Tatsache, dass er ein lebensweltliches Relikt ist, möchte sich aber jenen, die das nicht sind und mit denen er hier gleichsam forial-digital verkehrt, verständlich machen, auf dass vielleicht der Noch-Dialog ein wenig besser gelingen möge.

  • (...) Da gibt es eine große - wahrscheinlich die mehrheitliche – Gruppe, die den rezeptiven und informationellen Umgang mit Musik problemlos mit der Computerisierung der modernen Lebenswelt zu vereinbaren vermag und darin sogar einen Gewinn sieht.
    Und dann gibt es jene – vermutlich kleinere und zahlenmäßig schwindende – Gruppe, die sich in ihrem Umgang und Leben mit der Musik vom Computer „gestört“ fühlen, ihn nur in dem Umfang dazu heranziehen, wie das für sie wirklich nutzbringend ist. Sie wollen zum Beispiel gedruckte Texte lesen, wenn sie sich über Musik informieren möchten. (...)
    Auch das „Verwalten“ von Musik in einer Computerdatei empfindet man angesichts der elementaren Sinnlichkeit derselben als irgendwie unangemessen. Dies vor allem dann, wenn sich einem das Gefühl aufdrängt, dass man in den Bann dieser einer Computerdatei eigenen Sachzwänge geraten und vom lebendigen Umgang mit dieser Musik abgelenkt, ja diesem entfremdet werden könnte. Mit einem Mal könnte es passieren, dass man die Verwaltung der Musikdatei für ebenso wichtig hält wie das hörend-rezeptive Sich-Auseinandersetzen mit dieser.
    Anmerkung. Das sind Gedanken eines Menschen, der den größten Teil seines Lebens in einer nicht-digitalen Welt verbracht hat. Er weiß natürlich um die Tatsache, dass er ein lebensweltliches Relikt ist, möchte sich aber jenen, die das nicht sind und mit denen er hier gleichsam forial-digital verkehrt, verständlich machen, auf dass vielleicht der Noch-Dialog ein wenig besser gelingen möge.

    Lieber Helmut,
    ich finde mich in Deiner analytischen Erklärung wieder. Und das nicht nur wegen des letzten Absatzes, denn auch ich bin kein Kind der digitalen Welt, muß sogar sagen, daß ich im Grunde genommen bis heute nicht in dieser Welt angekommen bin. Ich besitze beispielsweise kein Handy und amüsiere mich über die Menschen, die selbst auf der Straße ohne Quatschen nicht leben können.


    Früher wurden die Platten mit Karteikarten archiviert - zugegeben etwas umständlich - aus heutiger Sicht. Die Einordnung der Silberscheiben im Computer ist da sicherlich, ich gebe das zu, besser. Ich mache das aber nur mit der OpenOffice Software, das reicht mir völlig aus.


    Also will ich gerne Deine Empfindungen bestätigen, daß Gedrucktes in der Hand für mich besser ist, als das Digitale auf dem Monitor...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Helmut,


    in Deinen Zeilen spiegelt sich die Sehnsucht nach einer heilen, von uns Älteren geschätzten Welt. Nur die ist leider vorbei und nur noch schwärmerische nostalgische Erinnerung. Trotzdem sollten wir uns dem Modernisierungszwang entziehen, wo dies ohne rückständig zu werden geht. Das ist auf unserem Hobby-Gebiet z. B. möglich indem man etwas mehr investiert und dafür über den Hörgenuss hinaus noch wichtige Informationen z. b. durch ein gut gestaltetes Booklet erhält.
    Sehr modern ist wiederum ein immer mehr geforderter Trend zur "Entschleunigung", also ein bewußtes Vermeiden oder zumindest Reduzierens des Terrors moderner Medien und Technik. Insofern bist Du, leber Musikwanderer, mir sehr nahe. Bei mir ist das Handy auch nur im Auto. Hier finde ich es sinnvoll, um z. B. über Verspätungen informieren zu können. Ich kann auch keine SMS schreiben und lebe gut mit diesen Defiziten.
    Die Forderung ist also ein bewußter, kritischer, eher dosierter Umgang mit neuen Trends und Medien.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wenn Du sagst, lieber operus: "Trotzdem sollten wir uns dem Modernisierungszwang entziehen, wo dies ohne rückständig zu werden geht. "...


    ... so hast Du gewiss recht. Es ist jeweils die Frage zu stellen, worin der Nutzen einer derartigen "Modernisierung" besteht und ob sie - in unserem Fall hier - nicht die Gefahr beinhaltet. dass man einen Teil seiner Zeit und seines Interesses in Technologie statt in das Musikhören und Darüber-Nachdenken investiert. Wohlgemerkt: Ich spreche von "Gefahr", denn das muss ja nicht so ein. Kann aber!


    Ich denke gerade: Wenn ich dem Rat von Theophilus folgen und all die Tonbänder, Schallplatten und CDs, die sich bei mir in den vielen Jahrzehnten angesammelt haben, in meinen Rechner "einarbeiten" würde, um - wie er sagt - "Möglichkeiten zu haben, von denen ich nicht zu träumen wage", dann wäre ich vermutlich jahrelang beschäftigt und würde womöglich das Ende gar nicht erleben. Fürs Tamino-Forum schreiben könnte ich schon gleich gar nicht mehr!


    Ist irgendwie kein schöner Gedanke! Da bleibe ich doch lieber in meiner etwas unübersichtlichen, nicht in iTunes organisierten Welt, höre Musik, lese Booklets oder Bücher dazu, - je nachdem, wozu ich Lust habe oder was mir gerade beim Kramen in der Sammlung in die Hände fällt. Und vor allem: Ich freue mich daran, da und dort mal etwas zu entdecken, von dem ich gar nicht mehr wusste, dass ich es habe. Unübersichtlichkeit der Welt kann auch eine Bereicherung beinhalten.

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  • Ich denke, gerade wenn es ein schönes Hobby und eine schöne Leidenschaft sein soll, dann spricht alles dafür es so zu handhaben wie man sich wohl fühlt und am meisten Spaß hat.


    Es ist beim Organisieren im Computer so wie bei vielem: Wenn man früh damit anfängt, dann ist jeder Neuzugang in wenigen Minuten eingepflegt. Wenn man spät anfängt ist die erforderliche Zeit für das bereits angesammelte Material derart abschreckend, dass man lieber erst gar nicht damit anfängt.

  • Wenn man schon eine Weile hier im Forum ist, dann weiß man, dass sowohl Operus als auch Helmut Hofmann sich manchmal mehr PC- Kenntnisse wünschten …
    Die Tatsache, dass Ihr da seid, macht deutlich, welche Anziehungskraft dieses Medium hat, und während des Forumsausfalls zeigten sich nicht nur bei Euch „Entzugserscheinungen“…
    Meine Gesamterkenntnis: Ohne PC ist nix, aber nur PC ist auch nix!
    Die Mischung macht´s :
    Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben, das wird die rechte Form dem Geiste geben.


    Und noch eine persönliche Anmerkung zu „Gedrucktem“: Bei einem Liederabend kaufe ich zwar ein Programm, schaue aber da während der Aufführung nie rein. Wie schön ist es dann, wenn man bei den ersten Takten erkennt was kommt … oder manchmal auch nicht …

  • Meine Gesamterkenntnis: Ohne PC ist nix, aber nur PC ist auch nix!
    Die Mischung macht´s :
    Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben, das wird die rechte Form dem Geiste geben.

    Kann ich nur beipflichten. Aber wer schon 30 GA der Zauberflöte oder 30 mal den Beethoven-Zyklus besitzt, kann sich die weiteren Aufnahmen auch ohne Testheft günstig runter laden.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ob nötig oder überflüssig lässt sich "so" nicht einfach beantworten.


    Wie schon oben erwähnt, bei seltenen Werken erwarte ich zumindest eine Inhaltsangabe, das gilt übrigens auch für DVD. (Ich habe mir gerade eine Aufführung angesehen, da wurde das italienische Originallibretto offenbar über Umwege ins Japanische per Maschine ins Deutsche übertragen, ich verstehe keinen Satz, obwohl ich jedes Wort für sich durchaus kenne.)


    Neben Inhaltsangabe erwarte ich Daten über Besetzung und Aufführungsdatum/-ort.


    Ich habe eine CD mit Booklet im Vierfarbdruck auf lackiertem Glanzpapier, jedoch befinden sich dort nur 12 Bilder eines mit dem Interpreten befreundeten Künsters und eben null Informationen zur Aufnahme. Das brauche ich nicht!


    Fast schon unverschämt finde ich die Ansicht eines Labels, man könne sich ja Nachschlagewerke anschaffen oder die Hintergrundinfos aus dem Netz ziehen. Da hilft auch eine für ein paar Monate oder Jahre eingerichtete Seite des Labels nichts.


    PR-Texte, wie toll die Aufnahme sei, sind völlig über. Aber Infos zu geschichtlichen Hintergründen und persönlichen Lebensverhältnissen des Komponisten zur Entstehungszeit sind in Maßen gerne im Booklet willkommen. Denn für mich ist das erste Auflegen einer neuen CD durchaus ein Ritual. Ab ins Abspielgerät, Tasskaff und Booklet in die Hand genommen und hernieder in den Kordsitzsack zum Einhören.

  • Unübersichtlichkeit der Welt kann auch eine Bereicherung beinhalten.


    Richtig, lieber Helmut,


    das ist, wie auf dem Dachboden in alten Kisten zu stöbern, oder das Lesen eines Buches auf einer gerade fesselnden Seite zu beginnen.


    Wenn Du von der Gefahr sprichst, wertvolle Zeit der Technologie zu opfern - und wie es sich hinterher oft herausstellt: unnötigerweise - kann ich als ehemaliger Programmierer nur traurig Beifall nicken und all der schönen Frühlings- und Sommertage gedenken, an denen man dem Körper die so notwendigen D-Vitamine verweigerte um der Neugier willen, das Resultat des nächsten Testlaufs zu erfahren.
    So verbrachte ich viele Jahre weit ab vom warmen Leben.



    Ein süßer Trost ist mir dennoch gebleiben, außer den Häuptern meiner Lieben auch meine LP-Sammlung, die ich trotz jahrelanger eindringlicher Vorstellungen seitens des rationellen Teils meiner Familie immer wie Fafner seinen Hort behütet habe.


    Ich werde lyrisch, wenn ich an die wunderbaren Texthefte denke, die mit ihren Beiträgen über die Entstehungsgeschichte des Werkes, der Präsentation der Interpreten, den künstlerischen Ausschmückungen und der Lesbarkeit ohne Zuhilfenahme eins Mikroskops den Hörer schon vor dem Auflegen der Platte in die rechte Stimmung versetzen.


    Das kann bei mir kein Download bewirken.


    Auch wenn´s nur eingebildet ist, die Sorgfalt der Aufmachung läßt mich bei den Herstellern eine gewisse Liebe zum Werk suggerieren oder wenigsten ein Verständnis dafür.
    Andererseits bin ich von der Notwendigkeit der Billigserien überzeugt, das Eine sollte jedoch nicht das Andere ausschließen.


    Dass es es trotzdem tut, ist nicht der Technik in die Schuhe zu Schieben, sondern dem Zeitgeist der schnellen und billigen Lösungen.

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