Unbekannte Opern

  • Lieber Carlo!


    wieder einmal muss ich Dir ganz herzlich Dank sagen für die Hinweise auf Aufnahmen, die ich noch nicht kannte. Der Querschnitt aus der "Hrabina" würde mich ja sehr interessieren. Und von der "Halka" unter Mieczyslaw Dondajewski hatte ich bisher überhaupt noch nie gehört!

    Unbekannt – und auch für mich neu – ist lediglich die Gesamtaufnahme der Oper „Paria“ (1869). Bisher kannte ich nur das Rezitativ und die Romanze der Neali, gesungen von Stefania Woytowicz auf ihrem Arien-Recital mit der National-Philharmonie Warschau (Orkiestra Symfoniczna Filharmonii Narodowej) unter Witold Rowicki, das 1960 bei der DGG – 19 229 (mono) und 136 229 (stereo) - erschien und das ich in einer Version der staatlichen polnischen Schallplattengesellschaft 'Polskie Nagrania' mit ihrem Label 'Muza' (SLPX 0099, stereo) habe.

    Die Romanze der Neali aus "Paria" habe ich noch in ein paar weiteren Aufnahmen polnischer, litauischer, estnischer und russischer Soprane. Die - meiner Meinung nach - schönste Aufnahme die herrlichen Arie hat Teresa Zylis-Gara unter Kasimir Kord eingesungen. (Erschienen bei Rodophe Productions)

    Die Sängerin wirst Du sicher auch noch aus ihrer Zeit an der Rhein-Oper kennen.


    Beste Grüße

    Caruso41



    PS.:

    Die Attacke von Stimmenliebhaber solltest Du einfach ignorieren!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Uns allen ist bisher entgangen, dass Moniuszko auch elf Operetten komponierte.

    Zum Teil sind sie nie aufgeführt worden (2), nicht mehr auffindbar (auch 2), oder seit mehr als hundert Jahren nicht mehr aufgeführt worden. Wie ich soeben feststellte, ist nur eine davon erhalten geblieben: Beata.

    Stanislaw Moniuszko bezeichnete Beata als Operette. In vielen Kritiken wurde sie jedoch später als Oper bezeichnet. Ein Rezensent in der Zeitung „Dziennik Warszawaski“ schrieb: „Wir nennen Beata eine Oper und nicht eine Operette, weil wir diese wunderschöne, mit einem höheren Talent geprägte Partitur von den mittelmäßigen Werken von Offenbach und Suppé unterscheiden wollen. Diese sind auch einaktig und humoristisch, jedoch können sie keinesfalls mit Beata auf Augenhöhe verglichen werden.“

    Das Libretto verfaßte Jan Chęciński, nach Verbum nobile, Das Gespensterschloss und Paria war das sein viertes Libretto für Moniuszko.


    Dieses Werk gibt es sogar seit einem Jahr auf CD im Handel (auf der Moniuszko-Website steht allerdings noch "Only the piano reduction is existant") Es handelt sich um eine Aufzeichnung der Oper Krakau im Mai 2019.


    Stanislaw Moniuszko (1819-1872): Beata, CD  Stanislaw Moniuszko (1819-1872): Beata, CD (Rückseite)  jpc


    Bei Spotify kann man sogar kostenlos reinhören.


    Lesenswert ist die Würdigung in PolenJournal.de zum 200. Geburtstag des Komponisten

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hallo, 'Stimmenliebhaber',


    trotz Deiner aggressiven Erwiderungen auf 'Rheingolds' und meinen Beitrag antworte ich Dir!


    Du scheinst ja zur Fraktion derjenigen 'Taminos' zu gehören, für die ausnahmslos ein persönlicher Besuch im Opernhaus oder Konzertsaal das einzig gültige Kriterium darstellt! Ich finde diese Ansicht schlichtweg arrogant! Hast Du Dir vielleicht mal überlegt, dass nicht für jeden Opernliebhaber aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen ein Live-Erlebnis möglich ist? Oder weil es kein Opernhaus in der näheren Umgebung gibt bzw. falls vorhanden, es wegen fehlender Mobilität nicht erreichbar ist? Sei froh, dass Du es (noch) kannst!


    Ausserdem hinkt Dein Vergleich gewaltig! Von Deinem Wohnort sind es 150 km bis nach Wroclaw und 170 km bis nach Prag; bei mir wären es 850 bzw. über 700 km (und in Prag war ich schon ein paar Mal, sowohl im Nationaltheater wie in der Staatsoper im Rahmen eines längeren Aufenthalts). Die Zahl der weit im Westen lebenden Opernfreunde, die sich auf die Reise begeben, um z. B. eine Repertoire-Aufführung von „Halka“ in Polen zu erleben, dürfte wohl sehr klein sein. Die Zeit meiner internationalen Reisen liegt schon einige Jahre zurück und ich bin gesundheitlich und aus Altersgründen nicht mehr in der Lage, derart weite Reisen zu unternehmen; ich bin auch nicht motorisiert. (In die neuen Bundesländer habe ich keine verwandtschaftlichen Verbindungen, aber nach der 'Wende' war ich bis vor wenigen Jahren jedes Jahr mindestens einmal für ein paar Wochen dort, um mir 'Land und Leute' anzusehen.)


    Meiner Opernleidenschaft 'fröhne' ich mit mehreren wöchentlichen Rundfunk- und Fernseh-Übertragungen – Du kannst Dir sicher sein, dass ich da alles Erreichbare 'mitnehme', um aktuell informiert zu sein, ergänzt auch um das Lesen von mehreren Opernzeitschriften bzw. Internet-Beiträgen. (Und auch, wenn es so aussieht, als würden mich nur tote Sänger interessieren, lese ich aufmerksam den 'Neue Stimmen'-Thread und höre mir die Tonbeispiele an.) Doch selbst, wenn es mir möglich wäre, würde ich - nachdem ich mich informiert habe - bei den meisten Opernaufführungen (egal wo) auf einen persönliches Besuch verzichten; der naheliegende Grund ist hier im Forum schon oft bis zum Erbrechen diskutiert worden und an derlei 'Streitereien um des Kaisers Bart' beteilige ich mich nicht.


    Mir ist nur aufgefallen, dass sich bei einigen Threads zu osteuropäischen Künstlern kaum 'Taminos' aus den neuen Bundesländen beteiligen. Woran liegt das? Die Resonanz auf einen so wunderbaren Tenor wie József Réti – der war ja wohl auch in der DDR bekannt - war (abgesehen von 'Caruso41', 'Rheingold1876' und 'orfeo') eher enttäuschend. Ich bin dabei, Material über Georg Ots, Bogdan Paprocki und Janis Zabers zusammenzustellen, um über sie Threads zu eröffnen. Da bin ich mal gespannt, wie viele sich dazu äussern.



    Lieber Caruso,


    vielen Dank für den Hinweis auf Teresa Zylis-Gara. Ihre Platte mit den Arien aus „Evgeni Onegin“, „Rusalka“, „Halka“, „Paria“ und „Prodaná nevesta“ habe ich auch, allerdings von der Firma 'Muza' (SX 1805). Ihre schönsten Aufnahmen sind für mich die polnischen Weihnachtslieder ('Koledy polskie'), die sie in Poznan/Posen für das Label 'Veriton' aufgenommen hat – und diese Platte hat sie mir auch signiert!


    Carlo

  • Und direkt noch zwei Operetten von Moniuszko: "Karmaniol", die im Jubiläumsjahr erstmalig (!) aufgeführt wurde und Nowy Don Kiszot („Der neue Don Quixote“), zuletzt 1923 in Warschau aufgeführt.

    Beide Operetten wurden von Studenten der Breslauer Karol-Lipiński-Musikakademie in der Inszenierung von Roberto Skolmowski und dem Dirigenten Stanisław Rybarczyk eingerichtet.



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die Attacke von Stimmenliebhaber solltest Du einfach ignorieren!

    Du meinst bestimmt meine Erwiderung auf die von mir zitierte unsägliche(!) Attacke.


    Ansonsten warst du ja der Esel, der meinte, das Gras bezüglich des "Opernkanons" (dessen Sinn ohnehin unklar war, sicherlich war eine Sammlung von Opern in dreistelliger Zahl dafür kontraproduktiv) wieder abfressen zu müssen - und die perfidesten persönlichen Angriffe sind die, bei denen die angegriffene Person nicht genannt wird. :thumbdown:


    Ja, ich habe damals gegen die Aufnahme von "Halka" , die mir schon im Musikunterricht an der Schule begegnet ist, votiert, habe die Oper inszwischen mehrmals komplett gehört und 1x live gesehen - und würde, obgleich dies ein lohnendes Vorstellungserlebnis war, wieder gegen einer Aufnahme dieser Oper in einen Opernkanon votieren.


    Ich hoffe, du bist nun zufrieden, dass du endlich mal wieder für ein bissl Stunk gegen mich sorgen konntest. Dein diesbezügliches Ping-Pong-Spiel mit "Rheingold1876" funktioniert ja, wie schon Ende August, ganz hervorragend!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mir ist nur aufgefallen, dass sich bei einigen Threads zu osteuropäischen Künstlern kaum 'Taminos' aus den neuen Bundesländen beteiligen. Woran liegt das? Die Resonanz auf einen so wunderbaren Tenor wie József Réti – der war ja wohl auch in der DDR bekannt - war (abgesehen von 'Caruso41', 'Rheingold1876' und 'orfeo') eher enttäuschend.

    Pardon, aber ich wusste bislang nicht, dass es eine Art Verpflichtung gibt, sich hier an bestimmten Threads zu beteiligen - und dass einem eine Niichtbeteiligung moralisch vorgehalten werden kann. Wieder was gelernt!


    Abgesehen davon: Von den drei von dir Aufgeführten, die sich beteiligt haben, ist einer aus dem Osten. Einer von dreien finde ich für den gesamten deutschsprachigen Raum (inklusive Österreich) jetzt nicht so wenig. Jedenfalls rechtfertigt das in keinster Weise die pauschale Abqualifizierung der Ossis durch den (Besser-) Wessi!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Was ich – gerade im Hinblick auf den gestrigen 'Tag der deutschen Einheit' – schon mehrfach festgestellt habe, ist die 'Indifferenz' mancher Deutscher aus den neuen Bundesländern gegenüber dem Kulturschaffen ihrer ehemaligen 'Bruderstaaten',

    Lieber Carlo

    Ich lese gerade Deinen Btr., fühle mich angesprochen und möchte Dir darauf antworten.

    Seit acht Jahren fahre ich zu Vorstellungen ins Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg.

    Das ist im jetzigen Tschechien /Böhmen, früher der ehemalige Bruderstaat CSSR.

    Ich bin in diesen Jahren mind. 50 x dort gewesen, habe etwa 15 verschiedene Werke, nicht nur Verdi und Puccini, dort erlebt.

    Viele meiner Lieblingswerke habe ich natürlich mehrmals gesehen, weil sie so großartig und beglückend waren. Und ich fahre nicht allein.

    Sehr oft bekommt man in den Pausen mit, daß viele andere Ost - Deutsche auch in den Vorstellungen sind,

    habe auch schon manchen Bekannten dort getroffen, u. a. auch zweimal einen ehemaligen sächs. Staatsminister.

    Sehr oft sind auch deutsche Reisebusse vor dem Theater zu sehen.

    Kulturschaffen ihrer ehemaligen 'Bruderstaaten', was ich mir so erkläre, dass sie froh sind, damit nichts mehr zu tun zu haben.

    Das Gegenteil ist der Fall!!! Ich bin froh und dankbar, daß ich dieses Theater für mich entdeckt habe.

    Man spürt, man wird als Stammzuschauer erkannt und man freut sich, daß man immer wiederkommt.

    Ich kenne inzwischen auch viele Künstler persönlich und sie freuen sich über den gegenseitigen Kontakt.

    Was mich lediglich ganz sehr ärgert ist, daß ich dieses großartige Haus nicht schon viel früher für mich entdeckt

    und somit viele andere tolle interessante Werke verpaßt habe, die dann irgenwann nicht mehr im Spielplan waren.

    Übrigens, vom damaligen Direktor und Chefregisseur des Hauses, mit dem ich im Laufe der Zeit sehr gut und herzlich bekannt wurde,

    habe ich schon mehrmals die Einladung bekommen, unbedingt mal an seine neue Wirkungsstelle in Plzen /Pilsen zu kommen.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    vielen Dank für Deinen Beitrag - völlig frei von Polemik, Häme und Sinnverdrehung! Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude bei Deinen Besuchen in Liberec/Reichenberg!


    Carlo

  • Lieber Chrissy,


    vielen Dank für Deinen Beitrag - völlig frei von Polemik, Häme und Sinnverdrehung!

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude bei Deinen Besuchen in Liberec/Reichenberg!

    Vielen Dank, lieber Carlo. Leider wird ein Besuch dort in diesem Jahr, bedingt durch die Corona - Krise, wohl nicht möglich sein.

    Das Theater spielt zwar, aber nur auf "Sparflamme". Außer Don Giovanni und Die Perlenfischer, nur kleine Werke.

    Unter den gegeben Umständen, würde ich mir momentan auch einen Besuch nicht trauen. Aber, "mein" Theater fehlt mir!


    Herzliche Grüße

    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Orfeo!


    Auf die Operette KARMANIOL von Moniuszko hattest Du ja schon mal vor ein paar Monaten hingewiesen! Da habe ich mir das Vergnügen gegönnt, eine Operette mit reichlich Dialogen in einer Sprache zu hören, von der ich kein Wort verstehe. Das hatte auch seinen Reiz. Und diese Operette hat wirklich nicht wenig musikalische Substanz. Kann man ja nicht von allen Operetten sagen.

    Jetzt habe ich mir von dem Video noch mal die Musiknummern angehört! Ich fand es sehr vergnüglich! auch die Darbiertung durch die jungen Sängerinnen und Sänger hat ihren Charme!

    Danke für den Tipp"


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich finde nix mehr von allgemeinem Interesse und in geeigneter Qualität zu Stanisław Moniuszko.

    Deshalb will ich meine Beiträge hier abschließen mit einem Bild vom Trauerzug von Stanisław Moniuszko. Die Menschenmassen können sich durchaus messen mit dem Trauerzug von Verdi in Mailand.

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    Ich arbeite schon an einigen neuen Projekten, die ich demnächst hier vorstellen werde.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo


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    Julien ou La vie du poète

    Poème lyrique“ in einem Prolog, vier Akten und acht Bildern von Gustave Charpentier. Uraufführung 4. Juni 1913 Opéra Comique, Paris


    Die Oper “Julien“ von Gustave Charpentier (unter Verwendung von Elementen seiner „Symphonie-drame“ „La vie du poètevon 1892) ist die Fortsetzung seiner überaus erfolgreichen Oper “Louise“, die allein im ersten Jahr 100 Vorstellungen in der “Opéra Comique“ verzeichnen konnte. Als Hymne an die freie Liebe und an die Stadt Paris ist diese Oper oft gefeiert worden. Sie handelt von der Beziehung der Näherin Louise zum Dichter Julien, die ihre Eltern mit aller Macht verhindern wollen, was zum Bruch in der Eltern-Tochter Beziehung führt. Die Oper ist zwar im deutschsprachigen Raum kein Repertoire-Stück geworden, aber „Depuis le jour“ wurde zum Paradestück für lyrische Sopranistinnen.


    Charpentier nahm kurz darauf eine Fortsetzung in Angriff, die Oper „Julien“, die allerdings erst dreizehn Jahre später ihre Uraufführung erlebte.

    Julien hat inzwischen als Dichter den „Prix de Rome“ gewonnen und arbeitet an seinem ersten Roman. Doch von seiner Geliebten Louise hat er sich inzwischen entfremdet. Sie empfindet sich nur noch als seine Muse, nicht mehr als seine Geliebte. Gemeinsam besuchen sie im Traumland den Tempel der Schönheit, wo Julien vom Oberpriester erfährt, dass Liebe und Ruhm nicht ohne Leid zu erhalten sind. Tatsächlich stirbt Louise kurz darauf in und an ihrer Einsamkeit. Julien irrt durch die Welt, um von der Liebe und der Schönheit zu predigen, muss aber bald die Nutzlosigkeit seines Tuns erkennen. Für eine Weile findet er Ruhe in einem slawischen Land, wo ihn ein anderes Mädchen an Louise erinnert. Er besucht seine Großmutter in der Bretagne, die ihn ebenfalls an Louise erinnert. Diese warnt ihn vor seinem Hochmut, doch Julien verflucht die Sinnlosigkeit des menschlichen Leids. Er geht zurück nach Paris, um sich den Vergnügungen hinzugeben. Dort verfällt er dem Alkohol und dem Wahnsinn. Ein Kabarett erinnert ihn an den Schönheitstempel, ein Straßenmädchen an Louise. Er bricht zusammen und stirbt als Opfer seiner Selbstzerstörung.

    Im Gegensatz zu der realistisch dargestellten Oper “Louise besteht “Julien vorwiegend aus imaginären Szenen. Charpentier zufolge sind außer im Prolog Louise und die verschiedenen Charaktere, die Julien umgeben, weniger echte Personen als die äußeren Erscheinungsbilder ihrer inneren Seelen. Die Oper “Julien verhält sich als „düsteres Nachtstück“ konträr zur melodramatischen Oper “Louise“. Hauptthema ist hier die Selbstfindung des Künstlers. Juliens Suche nach dem Sinn des Lebens steht ganz im Zeichen der modernen künstlerischen Selbstanalyse. “Julien war 1913 ein wirklich avantgardistisches Werk und ist der frühen Moderne zuzurechnen. Es gibt einige Tenorrollen, die an der Grenze zwischen Realität und Wahnsinn angesiedelt sind (Hoffmann, Korngolds Paul oder Tschaikowskys Hermann), aber Julien durchmisst drei Stunden lang den gesamten Bereich von Albtraum, Realität und surrealem Theater - der vierte Akt spielt in einem “Théatre Imaginaire“, in welchem die Träume des Dichters als Farce gezeigt werden. Die Oper konnte nicht annähernd an den Erfolg von “Louise“ anknüpfen, da das Vorstellungsvermögen des Publikums, welches eine Fortsetzung der realistischen Geschichte des Arbeitermädchens Louise sehen wollte, total überfordert wurde. Das Werk wurde an der Opéra-Comique nur 20 Mal gespielt und dann abgesetzt. 1914 gab es zwei weitere Produktionen an der Metropolitan Opera in New York (fünf Vorstellungen in französischer Sprache mit Geraldine Farrar und Enrico Caruso) und in Brünn in einer tschechischen Übersetzung. Die New York Times vom 27. Feb 1914 schrieb zwar: „At the Metropolitan Opera House was produced last evening for the first time in America Gustave Charpentier's latest work, "Julien." It has been long awaited and the waiting has aroused much curiosity touching its character and quality. The production at the Metropolitan is a brilliant and highly elaborate one, meeting fully the exacting demands of the composer in regard to the scenic pictures and the difficult and frequent scenic transformation“, aber der Durchbruch gelang trotz der Besetzung nicht, denn Caruso war nicht in Bestform: Kritik von Henry Krehbiel in der “ Tribune“: The chief protagonist of the opera is, of course, Julien, whom Enrico Caruso, of the golden voice, was chosen to impersonate. Mr. Caruso, admirable artist as he is, is scarcely the figure to give verisimilitude to a poet aflame with an idealistic mission. The great tenor's virtues are not those of the imagination, and Julien is a part which would have tried the powers of a Jean de Reszke. But Mr. Caruso tried his best, and no doubt the audience drew the impression that something or other, was troubling, but whether it was his head, his heart, or his stomach, was not always apparent.  He sang the music with intelligence, though he was not in as good voice as at the dress rehearsal. Certainly he deserves credit for his willingness to enter into a field strange to his temperament.


    Während in Charpentiers Todesjahr 1956 Louise bereits zum tausendsten Mal an der “Opera Comique“ gezeigt wurde, brachte es Julien bis dahin nur auf gut zwei Dutzend Vorstellungen weltweit. Nach der Fertigstellung von Julien kündigte Le Figaro am 21. Okt. 1913 zwar noch als dritte Oper des ursprünglich geplanten Triptychons das neue “drame lyrique“ in 2 Akten “L'Amour du faubourg“ an, aber Charpentier hat ab diesem Zeitpunkt keine einzige Note mehr zu Papier gebracht und die Oper wurde nie realisiert. Dank der Tantiemen der “Louise“ konnte er sorgenfrei das biblische Alter von über 95 Jahren erreichen. Im Laufe der nächsten sieben Jahrzehnte ging vergessen, dass die Oper “Julien“ existierte, bis John Dew während eines Aufenthaltes in Paris Gerüchte über diese Oper vernahm und dass sogar Richard Strauss sie in Wien zu Aufführung bringen wollte, was wegen Geldmangels scheiterte. Erst Mitte der 1990er Jahre, als Dew am Opernhaus Dortmund die Reihe „Französische Oper“ plante, fand er Hinweise darauf, dass die Oper im Verlag von Max Eschig erschienen war und das Copyright bei "Éditions Max Eschig" (heute Teil von "Universal Music Publishing Group") lag.


    Die gesamte Partitur der Oper (296 Seiten) kann man hier online aufrufen


    Das Libretto (Französisch) kann man hier runterladen


    Erst 86 Jahre nach New York und Brünn, im Dezember 2000, wurde “Julien“ wieder aufgeführt am Theater Dortmund und erstmals im Doppelpack mit “Louise“ in der Regie von John Dew. Der damals entstandene Audio-Mitschnitt ist die einzig existierende Aufnahme, die es von der Oper gibt. Ich habe die Vorstellungen an zwei aufeinander folgenden Tagen besucht und fand, dass Julien und Louise ein unzertrennliches Ganzes bilden. Ohne “Louise“ ist “Julien“ unverständlich und die Handlung wirkt ziemlich abstrus.


    Die französische Libération schrieb am 5. Dezember:

    Charpentier exhumé à Dortmund. Sous la direction musicale d'Axel Kober, un double opéra du compositeur français Gustave Charpentier (1860-1956), le diptyque Louise et Julien, a été redécouvert à Dortmund. La première allemande de Julien, deuxième partie totalement tombée dans l'oubli, a valu samedi et dimanche des ovations au metteur en scène John Dew. «Roman musical» composé en 1900, Julien avait été joué pour la première fois à Paris, en 1913, puis ensuite seulement à deux reprises, à New York et à Brno, en République tchèque. John Dew a pris quelques libertés avec le livret original. Le héros, au lieu d'être enlevé dans un village slave, se retrouve en Inde, où il succombe à la drogue.“


    Bericht über die Inszenierung in Dortmund im Online Musik Magazin


    Julien Akte 1 + 2


    Julien Akte 3 + 4


    Dirigent: Axel Kober, Inszenierung: John Dew

    Norbert Schmittberg (Julien), Barbara Dobrzanska (Louise / Schönheit / junges Mädchen / Juliens Großmutter, Nutte), Karl-Heinz Lehner (Vater von Louise / Oberpriester / Bauer / Magier), Sonja Borowski-Tudor (Mutter von Louise / Bäuerin), Jeff Martin (Gehilfe / Arbeiter / Student / Zelebrant / Stimme aus dem Abgrund), Hannes Brock (Glöckner / Holzfäller / Künstler / Steinklopfer / Totengräber / Stimme aus dem Abgrund), Diane Blais (leichtes Mädchen).

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Gerade in Deutschland sehe ich eine hartnäckige Arroganz und Überheblichkeit dem Opernschaffen unserer östlichen Nachbarn gegenüber.

    Lieber Rüdiger,


    das trifft nicht nur auf Moniuszko zu, wobei ich zugeben muß, mangels Gelegenheiten noch nicht einmal die Halka gesehen zu haben.

    Sehr gerne würde ich auch mal Smetanas "Dalibor", "Libusa" oder "die Teufelswand" sehen, oder von Dvorak "Die Teufelskäthe" oder "der Jakobiner". Ich mag eigentlich dramatische Opern.

    Immerhin habe ich aber schon "Ero der Schelm" von Gotovac gesehen und vor allem "Oedipe" von Enescu. Besonders von letzterem war ich begeistert, was sicher auch an der phantastischen Inszenierung in Gera lag.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Nachtrag zu Charpentiers Julien


    In meinem Beitrag #41 schrieb ich: Die gesamte Partitur der Oper (296 Seiten) kann man hier online aufrufen


    Das möchte ich ergänzen, denn gerade habe ich eine Quelle gefunden, wo man genau diese Partitur sogar downloaden kann.

    Download Notenblättermusik > Julien

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Noch zwei Funde. Zwei Entwürfe zum Bühnenbild der Uraufführung von "Julien" an der Opéra Comique

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    ... und einige Fotos zu "Julien" aus der Metropolitan Opera 1914

    bdsmlr-419703-rJONGSfAdB.jpg


    Fotos von der Dortmunder Inszenierung unterliegen alle einem Copyright und sind nur im nicht mehr erhältlichen Programmheft abgedruckt. Man einige Fotos kann man hier sehen: Online Musik Magazin

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Orfeo!


    Sehr verdienstvoll, auf den JULIEN von Charpentier hinzuweisen und auch gleich noch Links zu Quellen und Aufnahmen mitzuliefern.
    Ich habe das Werk in der von Dir erwähnten Dortmunder Produktion zweimal gehört. Dass es davon einen Mitschnitt gibt, wusste ich bisher gar nicht. Er ist ja leider auch technisch sehr bescheiden. Aber immerhin: man hat die Möglichkeit, mal was von dieser Partitur zu hören. Schade, dass man John Dews genialische Inszenierung nicht sehen kann. Künstlerdramen waren sein Ding und er fand auch Bilder für die Fülle an Symbolik.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Orfeo,


    danke für den Hinweis auf "Julien" von Gustave Charpentier. Die Oper "Louise" kenne ich aus einer Inszenierung der Opera National de Paris, habe diese Inszenierung auf DVD und habe 2013 eine ausführliche Inhaltsangabe in unseren Opernführer gesetzt. Die Geschichte einer Arbeiterfamilie, die aus Egoismus und ängstlicher Elternliebe, ihrer erwachsenen Tochter das Recht auf Eigenleben mit Gewalt vorenthält, ist auch eher eine Rahmenhandlung, in der vor allem die Atmosphäre in dem eng beschränkten Gedankengut des Elternhauses, aber auch die die Wonnen des Pariser Lebens die Hauptrolle spielen.

    Den Inhalt der Oper "Julien" habe ich damals im großen Handbuch der Oper von Hein Wagner zwar gelesen, kannte aber bisher die Oper selbst nicht. Ich habe mir einmal das französischen Libretto heruntergeladen und werde versuchen, aus dieser - wie es scheint - Art Traum- und Seelengeschichte eine ausführlichere Inhaltsangabe zu fertigen. Aber zunächst möchte ich mein Vorhaben verwirklichen, mich durch die noch fehlenden Opern aus Donizettis Frühwerk "durchzukämpfen", was sicher noch bis Ende diese Jahres dauern wird.


    Sehr gerne würde ich auch mal Smetanas "Dalibor", "Libusa" oder "die Teufelswand" sehen, oder von Dvorak "Die Teufelskäthe" oder "der Jakobiner". Ich mag eigentlich dramatische Opern.

    Immerhin habe ich aber schon "Ero der Schelm" von Gotovac gesehen und vor allem "Oedipe" von Enescu. Besonders von letzterem war ich begeistert, was sicher auch an der phantastischen Inszenierung in Gera lag.


    Herzlichst La Roche

    Lieber La Roche,


    Smetanas "Libuse" und Dvoraks "Cert a Káca (Teufelskäthe)" sowie auch "Jakobín" habe ich auf DVD in sehr ansprechenden Inszenierungen (Jakobín in einer Filmaufnahme). Vor allem die Teufelskäthe, die wir uns vor einiger Zeit bei uns über den Beamer auf Großleinwand angesehen haben, hat uns und Freunden sehr viel Spaß gemacht..

    "Dalibor" und die "Teufelswand" kenne ich auch (noch) nicht.

    Von Enescu kenne ich bisher nur 3 Sinfonien, 3 Suiten und die beiden Rumänischen Rhapsodien. Man hat garnicht die Zeit und Muße, alles das kennenzulernen, was man gerne noch kennenlernen möchte.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • L’Olimpiade …


    … eine unbekannte Oper? Wieso das denn, denkt jetzt mancher, die kennt man doch, zumindest dem Namen nach. Oder man hat sie sogar gesehen oder gehört, von Pergolesi z.B., oder von Vivaldi, oder von Hasse, oder ….?

    Da gäbe es viele Alternativen, denn Metastasios Libretto wurde mit der Musik von Antonio Caldara 1733 erstmals in Wien aufgeführt und wurde danach mit über 70 Vertonungen im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert zum meistvertonten Libretto im 18. Jahrhundert, wobei mit ganz wenigen Ausnahmen die meisten auf diesem Libretto basierenden Opern in die Kategorie “Unbekannte Opern“ fallen dürften.

    Als Vorlage für Metastasios Libretto diente Apostolo Zenos "Gl’inganni felici", wozu Carlo Francesco Pollarolo die Musik komponiert hatte.


    Josef Myslivecek (1737-1781): L'Olimpiade, 2 CDsBaldassare Galuppi (1706-1785): L'Olimpiade, 2 DVDs Antonio Vivaldi (1678-1741): L'Olimpiade RV 725, 2 CDs Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736): L'Olimpiade, Blu-ray Disc


    Folgende Komponisten legten Metastasios Libretto einer ihrer Opern zugrunde:


    1733 Antonio Caldara

    1733 Pietro Giuseppe Sandoni

    1734 Antonio Vivaldi // bei jpc

    1735 Giovanni Battista Pergolesi // bei jpc

    1735 Anonym im Teatro della Città Piccola

    1737 Giuseppe Ferdinando Brivio

    1737 Leonardo Leo

    1737 Giuseppe Maria Orlandini

    1737 Anonym im Saal der Academia alla Piazza della Trinità

    1738 Anonym im Teatro della Pergola

    1738 Anonym im Teatro de’ Signori Accademici

    1740 Anonym im Teatro dell’Università de’ Studi

    1741 Giovanni Pescetti

    1743 Anonym im Teatro Formagliari

    1743 Anonym (Pasticcio) in Wien

    1745 Francesco Corradini

    1745 Ignazio Fiorillo

    1745 Giuseppe Scarlatti

    1747 Giuseppe Scolari

    1747 Baldassare Galuppi // bei jpc

    1747 Giovanni Battista Lampugnani

    1749 Georg Christoph Wagenseil

    1750 Rinaldo di Capua

    1751 Pietro Pulli

    1752 Gaetano Latilla

    1753 Nicola Bonifacio Logroscino

    1753 Davide Perez

    1753 Francesco Antonio Uttini

    1755 Egidio Romualdo Duni

    1755 Anonym (Pasticcio) in Bologna

    1756 Johann Adolph Hasse

    1756 Anonym in Mannheim

    1756 Anonym (Pasticcio) in London

    1757 Giuseppe Carcani

    1758 Anonym im Teatro della Pergola

    1758 Carlo Monza

    1758 Tommaso Traetta

    1760 Gregorio Sciroli

    1761 Niccolò Jommelli

    1761 Niccolò Piccinni (erste Fassung)

    1762 Vincenzo Manfredini

    1763 Domenico Fischietti

    1763 Antonio Sacchini

    1763 Pietro Alessandro Guglielmi

    1763 Anonym (Pasticcio) in

    1764 Florian Leopold Gassmann

    1765 Ferdinando Bertoni

    1765 Thomas Arne

    1766 Pietro Alessandro Guglielmi

    1767 Giovanni Andrea Calisto Zanotti

    1768 Niccolò Piccinni (zweite Fassung)

    1769 Pasquale Cafaro

    1769 Anonym (Pasticcio) in London

    1770 Anonym (Pasticcio) in Palermo

    1772 Anonym (Pasticcio) in Palermo („vari autori“)

    1772 Anonym (Pasticcio) in Treviso („autori moderni“)

    1774 Anonym (Pasticcio) in London („serious opera“ / „several masters“)

    1774 Pasquale Anfossi

    1775 Luigi Gatti

    1777 Antonio Rossetti (1744–1785)

    1778 Giuseppe Sarti

    1778 Josef Mysliveček // bei jpc

    1780 Anonym in Genua

    1781 Francesco Bianchi

    1781 Antonio Gatti

    1782 Gaetano Andreozzi

    1782 Johann Gottfried Schwanenberger

    1783 Anonym (Pasticcio) in London („serious opera“ / „several eminent composers“)

    1783 Luigi Cherubini unvollendet

    1784 Giuseppe Sarti (zweite Fassung)

    1784 Domenico Cimarosa

    1784 Giovanni Battista Borghi

    1784 Anonym in Lucca

    1786 Giovanni Paisiello

    1787 Anonym in Senigallia

    1788 Ambrogio Minoja

    1789 Vincenzo Federici

    1791 Johann Friedrich Reichardt

    1791 Angelo Tarchi

    1792 Anonym in Florenz

    1815 Johann Nepomuk von Poißl

    1817 Gaetano Donizetti (unvollendetes Fragment)

    ohne Jahresangabe: Domenico Alberti (um 1710–1746), Giuseppe Antonio Paganelli (1710–1764), Michele Arditi (1746–1838), Marcello Perrino (um 1750 – nach 1816), Ferdinando Robuschi (1765–1860)

    rote Schrift = Audio/Video bzw. jpc-Verlinkung


    Der Titel der Oper bezieht sich auf die Olympischen Spiele der Antike, die hier als Rahmen für eine Vierecks-Liebesgeschichte dienen.


    Vorgeschichte: Dem König von Sicyon wurden Zwillinge geboren, Filinto und Aristea. Ein Orakel warnte ihn vor der Gefahr, dass er von seinem eigenen Sohn getötet werden könnte. Er ließ den Sohn aussetzen und behielt die Tochter. Diese verliebte sich in Megacle, einem edlen und tapferen jungen Athener, der mehrere Olympische Spiele gewann. Da der Vater einer Verbindung nicht zustimmte, geht Megacle nach Kreta, wo er auf den vermeintlichen Königssohn Licida trifft.


    Licida überredet Megacle, für ihn unter seinem Namen an den Olympischen Spielen teilzunehmen, da der ein besserer Kämpfer ist. Als Megacle von der Anmeldung zurückkehrt, klärt Licida ihn auf: Der griechische König Clistene hat dem Sieger seine Tochter Aristea zur Frau versprochen. Megacle ist entsetzt, war doch Aristea seine Geliebte, von der er sich hatte trennen müssen. Da er in Licidas Schuld steht, will er trotzdem sein Versprechen einlösen. Aristea ihrerseits will nicht als Siegespreis mit einem Fremden verheiratet werden, denn sie liebt immer noch Megacle. Die Schäferin Licori/Argene erzählt Aristea von ihrem eigenen Schicksal: sie und Licida waren ein Liebespaar. Sein Vater billigte die Verbindung nicht und vertrieb sie. Seitdem lebt sie als Schäferin Licori. Kurz vor den Spielen trifft Aristea auf Megacle. Sie freut sich, da sie glaubt, dass Megacle an den Spielen teilnimmt, um sie zu gewinnen und zur Frau zu nehmen. Megacle verschweigt ihr den wahren Grund seiner Anwesenheit.


    Megacle hat unter Licidas Namen den Wettkampf gewonnen. Als Aristea und Argene den Namen des angeblichen Siegers Licida erfahren, ist Aristea bestürzt, da sie nun diesen heiraten soll, obwohl sie Megacle liebt. Argene ist wütend darüber, dass Licida sie nicht mehr will. Aristeas Verwirrung ist komplett, als der Sieger Megacle vor ihr steht. Megacle eröffnet ihr, dass er diesen Dienst für seinen Freund geleistet hat und sie tatsächlich Licida heiraten soll. Aristea wird ohnmächtig. Megacle schleicht sich davon, und Licida nimmt seinen Platz ein, um sie zu trösten. Aristea weist ihn jedoch ab. Kurz darauf verbreitet sich die Nachricht, Clistene habe Megacle verbannt, nachdem der Schwindel bekannt wurde und Megacle habe sich im Fluss ertränkt.


    Licida verübt einen Mordanschlag gegen König Clistene, der jedoch vereitelt wird. Er wird verhaftet und zum Tode verurteilt. Aristea versucht, ihren Vater zum Widerruf des Todesurteils zu bewegen. Megacle, der nach seinem Selbstmordversuch von Fischern gerettet wurde, hält weiterhin zu seinem Freund, und sogar Argene will ihn retten. Bevor das Urteil vollstreckt wird gestattet Clistene Licida einen letzten Wunsch. Dabei kommen in ihm väterliche Gefühle auf, die er sich nicht erklären kann. Der Auftritt Argenes, die sich schützend vor Licida stellt, klärt alles auf. Als Clistene sie fragt, wie denn die Schäferin Licori zu der Behauptung komme, die Braut eines kretischen Prinzen zu sein, deckt sie ihre wahre Identität auf und präsentiert zum Beweis ein Medaillon, das sie von Licida als Verlobungsgeschenk bekommen hatte. Clistene erkennt das Schmuckstück: es gehörte seinem Sohn Filinto. Das Volk begnadigt Licida, da Clistenes Vorsitz über die Spiele beendet ist und dieser durch den Tod seines Sohnes selbst leiden müsste. Das Stück endet mit der Ausrufung einer Doppelhochzeit von Aristea und Megacle und von Argene und Licida.


    Das Libretto selbst wurde eine Zeit lang hauptsächlich mit Antonio Vivaldi und mit Giovanni Battista Pergolesi in Verbindung gebracht, obwohl dessen Vertonung nach der Aufführung in Rom 1735 der Überlieferung nach ein Misserfolg war. Die Vertonungen von Baldassare Galuppi (Mailand 1747) und Josef Mysliveček gelten übrigens als deren beste Bühnenwerke.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hallo Orfeo, hier ein paar Ergänzungen zu deinem Artikel!


    1817 Gaetano Donizetti (unvollendetes Fragment)


    Hierauf gibt es Rezitativ und Duett Aristea/Megacle


    Interressant finde ich dies L'Olimpiade (Opernpasticcio) nach Metastasio



    Kompositionen zu L'Olimpiade von Caldara, Cherubini, Cimarosa, Galuppi, Gassmann, Hasse, Jommelli, Leo, Myslivecek, Paisiello, Perez, Pergolesi, Piccinni, Sarti, Traeta, Vivaldi


    Und noch zwei Aufnahmen von Vivaldi und Pergolesi die ich pers. interressanter finde zum anhören,


    LG Fiesco


    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Und noch zwei Aufnahmen von Vivaldi und Pergolesi die ich pers. interressanter finde zum anhören,


    Hallo Fiesco,


    die von dir vorgestellte Pergolesi Aufnahme habe ich auch, es ist übrigens die einzige Aufnahme, die ich komplett kenne.


    Noch ein Hinweis zu Pergolesi, in Zürich gibt es "L'Olimpiade" von Pergolesi im November mit dem Orchestra La Scintilla unter Ottavio Dantone und folgender Besetzung


    Clistene: Carlo Allemano, Aristea: Joélle Harvey, Argene: Lauren Snouffer, Licida: Anna Bonitatibus, Megacle: Vivica Genaux, Aminta: Thomas Erlank, Alcandro: Delphine Galou


    Gruß von Orfeo

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Lieber Orfeo!

    L’Olimpiade …


    … eine unbekannte Oper? Wieso das denn, denkt jetzt mancher, die kennt man doch, zumindest dem Namen nach. Oder man hat sie sogar gesehen oder gehört, von Pergolesi z.B., oder von Vivaldi, oder von Hasse, oder ….?

    Es gibt auch Opern über diesen Stoff, die nicht das Libretto von Metastasio vertonen.


    Gaspare Spontini hat die „tragédie-lyrique“ OLIMPIE auf das französische Libretto von Armand-Michel Dieulafoy und Charles Brifaut geschrieben. Das basiert auf Voltaires Schauspiel 'Olympie' von 1761.
    Das Werk wurde am 22. Dezember 1819 an der Pariser Oper in der Salle Montansier uraufgeführt.


    Es gibt auch eine deutschsprachige "Zweitfassung" von Spontini. Die wurde unter dem Titel OLYMPIA in Berlin am 14. Mai 1821 im Königlichen Opernhaus Berlin uraufgeführt.


    Ich habe diese deutsche Fassung, für die E.T.A. Hoffmann den Text geschrieben hat, in einer konzertanten Aufführung mit der großartigen Pilar Lorengar in Berlin gehört. Ihr Partner waren Charles Craig.

    Kurz vorher (1966) hatte sie die Partie an der Scala in Mailand gesungen. Man gab da eine italienische Übersetzung der französischen Fassung.

    Davon gibt es einen Mitschnitt in guter Qualität (Übrigens inzwischen auch auf Youtube!):




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    Später wurde das Werk in der französischen Fassung von 'Orfeo' eingespielt.
    Wieder mit Franco Tagliavini, der allerdings seine beste Zeit da schon hinter sich hatte.
    Die Titelpartie singt dieses Mal Júlia Várady.

    Gasparo Spontini: OLYMPIE. Lyrische Tragödie in drei Akten.

    Olimpie: Júlia Várady; Statira: Stefania Toczyska; Cassandre: Franco Tagliavini; Antigone: Dietrich Fischer-Dieskau; Hierophant: George Fortune; Hermas: Josef Becker;

    RIAS Kammerchor, Chor der Deutschen Oper Berlin, Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Gerd Albrecht.

    ORFEO Internat.

    München 1987


    Die Neuaufnahme der überaus verdienstvollen Editoren des Palazzetto Bru Zane bringt eine sogenannte französische Zweitfassung der OLYMPIE! Sie hat mich allerdings weder von der Fassung noch von den Leistungen der Sänger überzeugt.


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    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wieder einmal hochinteressant, lieber Orfeo. Ich finde es ohnehin toll, was Du in diesem Thread für Kostbarkeiten ausgräbst. Für mich als Liebhaber von Oper-Raritäten ist das eine wahre Fundgrube. Ein großes Danke dafür, und bitte, bitte mehr davon!

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Was hat das hier zu suchen? "Monsieur 100.000 Volt" bei Tamino? Ja klar, hat er doch in Heinz Wagners großem Handbuch der Oper wie auch in Reclams Lexikon der Opernwelt seinen Platz gefunden.


    Gilbert Becauds “Opéra d’Aran“

    (Die Oper von der Insel Aran), Drame lyrique in zwei Akten mit einem Libretto von Jacques Emmanuel nach Louis Amade und Pierre Delanoë kam am 25. Oktober 1962 im Théâtre des Champs-Élysées in Paris unter der musikalischen Leitung von Georges Prêtre zur Uraufführung.

    Die Kritiken tendierten eher zum Negativen, aber es gab auch positive Stimmen. Die "Wiener Zeitung" vom 19.12.2001 schrieb: Der Begriff "Oper" ist für dieses Werk, das allerhand Anleihen bei Puccini, Menotti usw. nimmt, vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Aber dieses Stück (das übrigens von keinem Geringeren als Georges Pretre auf Schallplatte eingespielt wurde) nimmt viel von dem vorweg, was in Lloyd-Webbers Musicals als das schiere Wunder aufgefasst wird: Ein bis zwei klare, unmittelbar ins Ohr gehende Melodien, ziehen sich, harmonisch immer wieder neu beleuchtet und ein wenig, mitunter ins Schlagerhafte, umformuliert, durch das ganze Werk. In der "Opera d'Aran" beweist Becaud, was der differenzierende Zuhörer auch in den Chansons findet: Nämlich eine ursprüngliche melodische Begabung, die dann mit einigen Details sehr persönlich verfeinert wird. Becaud zählt zu den ganz wenigen Chansonniers, die ihre Stücke nicht selbst singen mussten, um ihnen ein unverwechselbares Gepräge zu geben. Ich hätte mir einen auf dem Chanson aufbauenden Liederzyklus von ihm gewünscht. E. B.


    Worum geht es?

    Auf einer kleinen Insel vor der irischen Küste findet der Fischer Mickey , als er die Netze einholt, den Schiffbrüchigen Angelo, der bald wegen seine guten Aussehens und gewandten Auftretens den Inselbewohnern gefällt, besonders, da man man vermutet, dass er vermögend ist. Die junge Maureen wartet seit langem auf ihren verschollenen Verlobten Sean, unterliegt aber dem Charme Angelos und will mit ihm die Insel verlassen. Doch als sie das Schiff besteigen wollen, kommt Sean zurück und es kommt zu Streit zwischen den Männern, der am nächsten Sonntag beim Gang zur Kirche eskaliert. Maureen will die beiden trennen, wird aber von Sean so schwer verletzt, dass sie erblindet. Angelo kümmert sich rührend um sie und erzählt ihr Geschichten aus einer erfundenen Phantasiewelt. Er und und Maureen leben immer mehr in dieser Traumwelt, die sie nicht mehr verlassen möchten. Um der Realität für immer zu entfliehen, fahren sie beide bei einem heftigen Sturm auf Meer hinaus und gehen mit ihrem Boot unter.


    Gilbert Bécaud: Opera D'Aran, 2 CDs 2 CD bei jpc


    Video aus dem Théâtre de Tourcoing


    Audio unter Georges Prêtre


    Spotify

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Von Enescu kenne ich bisher nur 3 Sinfonien, 3 Suiten und die beiden Rumänischen Rhapsodien. Man hat garnicht die Zeit und Muße, alles das kennenzulernen, was man gerne noch kennenlernen möchte.

    Lieber Gerhard,


    geht mir genauso. Nur habe ich nicht die Möglichkeit und den Willen wie etliche Taminos, dazu weite Anreisen und sogar noch Übernachtungen in Kauf zu nehmen. Wenn "Oedipe" nicht in Gera gespielt worden wäre, dann hätte ich diese Oper auch nicht gesehen. Die Inszenierung in Gera mit herrlichen Bühnenbildern und tollen Effekten hatte mich sogar veranlaßt, zweimal hinzugehen. Ich fand auch die Musik ausgesprochen dramatisch, und ich habe einen kleinen Hang zu melodisch grenzwertigen Tönen, wenn sie meine Schmerzgrenze nicht überschreiten.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    auch ich hatte im Leben nicht die Möglichkeit und auch jetzt noch nicht die Finanzen, wegen der Oper in alle Welt zu reisen, wobei wir ja auch zu zweit alles unternehmen und bei weiteren Zielen eben, wie du es auch ausführst, mindestens eine Übernachtung mit in Kauf nehmen müssen. Und da nur meine Frau fährt, konnte ich ihr auch solche Strecken oder den Verkehr in einer Stadt nicht zumuten. Also hätten wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zusätzlich eine erhebliche An- und Rückreisezeit in Kauf nehmen müssen. So konnte ich nur hier und in der näheren Umgebung in die Oper gehen, oder - wenn wir zufällig in der Nähe einer größeren Spielstätte in Urlaub waren (z.B. 4 Jahre an Bodensee, an dem wir damals - als in Bregenz noch vernünftige Inszenierungen stattfanden - wegen der Kinder in den Ferien Urlaub machen mussten, oder einmal am Gardasee, als wir gerade noch die letzte Vorstellung der Saison in Verona sehen konnten). Da hier damals vielfach Gastspiele osteuropäischer Bühnen stattfanden, gab es auch schon mal diese oder jene selten gespielte Oper.

    Da ich daran interessiert bin, möglichst vieles kennenzulernen, habe ich viele seltener gespielte Opern in erster Linie durch die CD und DVD kennengelernt. Das Meiste habe ich mir selbst und durch Austausch mit Freunden aus dem Fernsehen bzw. dem Internet heruntergeladen. Etwa 1/3 meiner Sammlung habe ich günstig auf Kauf-DVD erstanden oder mir zu bestimmten Gelegenheiten schenken lassen. Heute kommt das Opernhaus in der Regel nicht mehr infrage, wenn ich nicht völlig sicher bin, dass die angekündigte Oper auch wirklich gespielt wird. Hinzugekommen ist aber das Kino, was jedoch in der nächsten Zeit auch schwierig sein wird. Also verlege ich mich zur Zeit weitgehend aufs Heimkino mit Beamer und Großleinwand.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Fräulein Julie / Fröken Julie / Frøken Julie / Miss Julie / Julie

    Fünf Opern nach dem Schauspiel von August Strindberg


    Thema des Dramas und der Opern: Julie, die Tochter eines Grafen, versucht, ihrem durch gesellschaftliche Normen geprägten Dasein zu entfliehen und etwas Spaß zu haben, indem sie auf dem jährlichen Mittsommerfest mit der Dienerschaft tanzt. Dort fühlt sie sich zu dem Diener Jean hingezogen, der in der Welt herumgekommen ist und sowohl gut erzogen als auch gebildet ist. Jeans Verlobte, eine Köchin namens Kristin, hält sich meistens in der Küche auf und schläft auch dort, während sich Julie und Jean unterhalten. Während der Nacht entwickelt sich das anfängliche Flirten zwischen Julie und Jean zu einer vollendeten Liebesbeziehung. Im Laufe der Handlung kämpfen beide darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen und ihr gegenseitiges Verlangen zu ignorieren. Zum Schluss überzeugt Jean jedoch Julie, dass die einzige Möglichkeit, aus ihrer misslichen Lage zu entkommen, in ihrem Selbstmord bestehe.


    Die Handlung thematisiert die unterschiedlichen Machtpositionen. Während Fräulein Julie über Jean steht, da sie der Oberklasse angehört und eine Dame ist, übt Jean durch seine Bildung und seine Männlichkeit Macht über Julie aus. Julies Vater, der Graf, übt kraft seiner Rolle als Vater, Adliger und Arbeitgeber sowohl über Julie als auch über Jean Macht aus, obwohl er nie in Erscheinung tritt.


    Die Opern

    1965 Ned Rorem "Miss Julie"

    1975 Antonio Bibalo "Frøken Julie"

    1977 William Alwyn "Miss Julie"

    1979 Ned Rorem „Miss Julie“ (revidierte Fassung)

    1984 Antonio Bibalo "Frøken Julie" (revidierte Fassung)

    1994 Ilkka Kuusisto "Fröken Julie"

    2005 Philippe Boesmans "Julie"


    Ned Rorem „Miss Julie“, Libretto: Kenward Elmslie

    Rorem * 1923 ist einer der angesehensten zeitgenössischen US-amerikanischen Komponisten. Er schuf zwischen 1946 und 1970 elf Opern, wovon vier nie veröffentlicht wurden. Seine bekannteste Oper „Miss Julie“ enstand 1965 im Auftrag der Ford Foundation für die New York City Opera, erhielt jedoch negative Kritiken, was Rorem zu umfangreichen Revisionen veranlasste. 1979 kam die Neufassung erfolgreich zur Aufführung.


    Curtis Opera Theatre Orchestra und Chor



    Opernstudio Årsta Teater in Stockholm



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    David Blackburn, Judd Ernster, Theodora Fried, Mark Mulligan, Heather Sarris, Philip Torre, Laurelyn Watson, Manhattan School of Music, David Gilbert (Newport Classics NPD85605/2)


    Antonio Bibalo "Frøken Julie" Libretto vom Komponisten


    Die Vertonung durch Antonio Bibalo (1922 – 2088) kam im Jahr 1975 auf die Opernbühne. Neun Jahre später revidierte Bibalo das Werk für eine reduzierte Besetzung von drei Darstellern und sechs Musikern und schuf eine Kammeroper, in der die Intensität und Dichte des Strindbergschen Naturalismus durch eine hochexpressive und zugleich intime Musik weiter zugespitzt wird.


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    Im April 1993 (ein Jahr bevor er Operalia gewann) sang JOSE CURA in der Sala Tripcovich des Teatro Giuseppe Verdi in Triest (wo Bibalo geboren wurde) seine erste Hauptrolle, den Jean in Bibalos italienisch gesungener Oper unter dem Titel “La Signorina Julie“.




    William Alwyn (*19051985) “Miss Julie“ Libretto vom Komponisten


    Erste Aufführung im BBC Radio am 16. Juli 1977 (Studio Aufnahme vom 17. Februar 1977). Die erste Aufführung auf der Bühne war 1992 im Ballerup Theater in Kopenhagen durch „Opera-Fabrikken“. 1997 Am Norwich Triennial Festival wurde die Oper im Oktober 1997 aufegführt. Mit dem BBC Symphony Orchestra wurde sie im Oktober 2019 halbszenisch im Barbican Centre aufgeführt. Alwyn fügte dem 3-Personenstück noch die Rolle eines Wildhüters hinzu. Es gibt inzwischen zwei Einspielungen, die beide bei jpc erhältlich sind


    William Alwyn (1905-1985): Miss Julie (Oper in 2 Akten), 2 Super Audio CDs William Alwyn (1905-1985): Miss Julie (Oper in 2 Akten), 2 CDs




    Ilkka Kuusisto (*1933) "Fröken Julie"

    Auftragswerk des Opernhaus Vaasa/Finnland, wo die Premiere am 5. Januar 1994 stattfand. Die Oper wurde auch beim Festival in Feldkirch 2012 unter Leitung der estnischen Dirigentin Anu Tali aufgeführt. Aufnahmen habe ich keine gefunden


    Philippe Boesmans (*1936) "Julie" Libretto Luc Bondy und Marie-Louise Bischofberger


    Uraufgeführt wurde die Oper am 8. März 2005 in Brüssel im Rahmen des Festivals „Ars musica“. Regie führte Luc Bondy. Das „Orchestre de Chambre de la Monnaie“ spielte unter der Leitung von Kazushi Ōno. Es sangen Malena Ernman (Julie), Kerstin Avemo (Kristin) und Garry Magee (Jean).Die deutsche Erstaufführung war im Januar 2006 am Staatstheater Braunschweig.


    Philippe Boesmans (geb. 1936): Julie, DVD jpc

    Die gleiche Inszenierung, jedoch aus Aix-en Provence, mit den gleichen Sängern wurde vor Jahren im deutschen Fernsehen gezeigt. Daher kenne ich sie und ich war sehr angetan von Malena Ernman in der Rolle der Julie. Sie verkörperte perfekt und beängstigend glaubhaft die Tochter, die von ihrer Mutter dazu erzogen wurde, wie ein Mann zu denken und zu handeln.

    Diese Aufzeichnung gibt es hier
























    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Zum Beitrag Nr. 53: “L'Opéra d'Aran“ von Gilbert Bécaud.


    Gilbert Bécaud (richtiger Name: Francois Léopold Silly), geboren 1927 und gestorben 2001 auf seinem Hausboot „Aran“ (!), ist hierzulande wohl nur als Komponist und Interpret von teilweise weltberühmten Chansons bekannt; dabei hat er als junger Mann in Nizza Komposition und Klavier studiert. Die Uraufführung seiner einzigen Oper „L'Opéra d'Aran“ am 25. 10. 1962 (mit einer Voraufführung am 22. 10. für die Presse) im Pariser Théâtre des Champs-Élysées war ein Medienereignis: Georges Prêtre dirigierte, Margherita Wallmann führte Regie und Bernard Daydé besorgte die Ausstattung. Doch, wie so oft, schien das Objekt dem Anlass nicht gerecht zu werden: die damaligen Musikjournalisten – auf Boulez, Nono, Xenakis und Pierre Henry 'geeicht' - zerrissen das Werk einvernehmlich als 'rückständig, seicht und kompositorisch belanglos'. An dieser Einschätzung haben auch Folgeaufführungen in Lyon (1964 mit Christiane Stutzmann, Alain Vanzo und Michel Dens unter Alain Lombard), 1969 in Metz und 1973 in Besancon kaum etwas ändern können.


    Daher sage ich 'orfeo' herzlichen Dank für die Erinnerung (Beitrag Nr. 53) an dieses durchaus bühnenfähige, interessante Werk, das man somit gleich doppelt – in der kurz nach der Uraufführung entstandenen Plattenaufnahme der 'EMI'-Tochter 'Pathé' und in einer Aufführung des 'Atelier Lyrique' aus Tourcoing – kennen lernen kann und das man heute vielleicht aus einem anderen Blickwinkel beurteilen wird.


    „L'Opéra d'Aran“ (Bécaud): Angelo, ein Schiffbrüchiger – Alvinio Mischiano / Maureen – Rosanna Carteri / Sean MacEinin, ihr Verlobter – Frank Schooten / Mara, seine Mutter – Agnès Disney / Mickey MacCreagh, ein Fischer – Peter Gottlieb / MacCreagh, sein Vater – Roger Soyer / MacJorry, ein Seemann – Louis Maurin / Le Curé (Geistlicher) – Henri Médus / L'homme à la harpe (Spieler der irischen Harfe) – Michel Llado / Les Choeurs du Conservatoire / Chorltg.: Elisabeth Brasseur / L'Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire / Dirigent: Georges Prêtre (Paris, 1962) 'Pathé' CPTA 320/22 (Frankreich 1963, 3 LPs); Szenen daraus erschienen bei 'La voix de son Maître' auf der LP 2 C 061-10900 . Auch in den USA wurde die Aufnahme veröffentlicht: 'Angel' S 3637 C/L (1963, 3 LPs). 2015 erschien in Frankreich eine Überspielung auf 2 CDs bei 'Frémeaux et Associés' FA 5495.


    Mir ist die Oper aber schon länger bekannt, denn ich habe dieses interessante Werk in der folgenden (um 10 Minuten gekürzten) Aufnahme, die nicht nur im Beisein des Komponisten, sondern auch mit dessen Mitwirkung entstand:


    „L'Opéra d'Aran“ (Bécaud): Angelo – André Turp / Maureen – Suzanne Sarroca / Sean – Roger Soyer / Mara – Virginia Vee / Mickey – Gilbert Bécaud / MacCreagh – Jacques Mars / MacJorry – Claude Méloni / Choeurs et Orchestre / Dirigent: Raymond Bernard-Cohen (Paris, Studios 'Guillaume Tell', 1966) 'RCA' PD 75318 (Frankreich 1992, 2 CDs). Während das Booklet über die technische Realisierung der Aufnahme durch Gilbert Bécauds Sohn Gaya erschöpfend Auskunft gibt, erfährt man über weitere Mitwirkende, den Chor und das Orchester, das präzise Aufnahmedatum und eine eventuelle frühere Veröffentlichung auf Schallplatten nichts!


    Übrigens waren weder das Werk noch die Aufführung im 'Atelier Lyrique' in Tourcoing im April 1993 (siehe Video im Beitrag Nr. 53) der führenden französischen Opernzeitschrift „Opéra“ eine Rezension wert. Neben dem in unserem Nachbarland populären Tenor José Todaro wirkten auch Alise Adenot, Odile Descols, Claude Calès, Christian Portanier und Jean-Marie Joye mit; der Dirigent war Bruno Membrey und die Inszenierung stammte von dem Regisseur und Opernintendanten Fernand L'Huillier. (Aber für Paris scheint das nordfranzösische Tourcoing dicht an der belgischen Grenze tiefste Provinz zu sein.)


    Übrigens sind die an der irischen Westküste liegenden Aran-Inseln Schauplatz einer weiteren – in Deutschland auch wenig bekannten – Oper: „Riders to the Sea“ von Ralph Vaughan Williams!


    Carlo

  • Zum Beitrag Nr. 53, 57: “L'Opéra d'Aran“ von Gilbert Bécaud.


    Lieber Carlo,

    die ausführlichen Angaben haben mich angespornt und ich bin tiefer in die Untiefen des Internets eingedrungen.

    Axel Klein führt an: "There were stagings in Montreal in 1965, Liège in 1966, Luxembourg in 1980, Vienna in 1994 and more recently at provincial summer opera festivals such as Montmorillon in 2000 and Lamalou-­les-­Bains in 2003."


    Vom Festival in Montmorillon gibt es zumindest einen zehnminütigen Schnipsel



    Auf dem YT - Kanal des Regisseurs Antoine Selva, der die Oper 1998 in Tours inszenierte, fand ich den ersten und zweiten Akt (getrennt) aus Metz (1999)




    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Artaserse

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    Alle hier aufgeführten Opern beruhen auf dem

    Opernlibretto „Artaserse“ von Pietro Metastasio (1730)

    und sind Im Corago-Informationssystem der Universität Bologna enthalten, in dem man mehr erfährt über die Daten der Erstaufführung (Theater, Ort, Datum)

    (Corago = Repertorio e archivio di libretti del melodramma italiano dal 1600 al 1900)

    1. Artaserse (Leonardo Vinci)

    2. Artaserse (Johann Adolf Hasse)

    3. Artaserse (Eustachio Bambini)

    4. Artaserse (Giuseppe Antonio Paganelli)

    5. L’Artaserse (Gaetano Maria Schiassi)

    6. Artaserse (Francesco Araia)

    7. Artaserse (Giuseppe Ferdinando Brivio)

    8. Artaserse (Giovanni Battista Ferrandini)

    9. Artaserse (Giuseppe Arena)

    10. Artaserse (Pietro Chiarini)

    11. Artaserse (Christoph Willibald Gluck)

    12. Artaserse (Paolo Scalabrini)

    13. Artaserse (Carl Heinrich Graun)

    14. Artaserse (Egidio Romualdo Duni)

    15. Artaserse (Domenico Terradellas)

    16. Artaserse (Girolamo Abos)

    17. Artaserse (Andrea Bernasconi)

    18. Artaserse (Francesco Maggiore)

    19. Artaserse (Giuseppe Scarlatti)

    20. Artaserse (Giuseppe Carcani)

    21. L’Artaserse (David Perez)

    22. Artaserse [1a ver.] (Baldassare Galuppi)

    23. Artaserse [1a ver.] (Niccolò Jommelli)

    24. Artaserse (Giovanni Battista Lampugnani

    25. Artaserse (Antonio Gaetano Pampani)

    26. Artaserse (Daniele Barba)

    27. Artaserse [2a ver.] (Baldassare Galuppi)

    28. Artaserse (Giovanni Battista Pescetti)

    29. Artaserse (Gioacchino Cocchi)

    30. Artaserse [2a ver.] (Antonio Gaetano Pampani)

    31. Artaserse [2a ver.] (Niccolò Jommelli)

    32. Artaserse (Quirino Gasparini)

    33. Artaserse (Giuseppe Scolari)

    34. Artaserse (Giuseppe Sarti)

    35. Artaserse (Johann Christian Bach)

    36. Artaserse (Gian Francesco de Majo)

    37. Artaxerxes (Thomas Augustine Arne)

    38. Artaserse (Niccolò Piccinni)

    39. Artaserse (Giuseppe Ponzo)

    40. Artaserse (Antonio Boroni)

    41. Artaserse (Antonio Sacchini)

    42. Artaserse (Mattia Vento)

    43. Artaserse (Giovanni Paisiello)

    44. Artaserse (Vincenzo Manfredini)

    45. Artaserse (Luigi Caruso)

    46. Artaserse (Josef Mysliveček)

    47. Artaserse (Giovanni Battista Borghi)

    48. Artaserse (Ferdinando Bertoni)

    49. Artaserse (Pietro Alessandro Guglielmi)

    50. Artaserse (Theodor Freiherr von Schacht)

    51. Artaserse [2] (Ferdinando Bertoni)

    52. Artaserse (Giacomo Rust)

    53. Artaserse (Felice Alessandri)

    54. Artaserse (Domenico Cimarosa)

    55. Artaserse (Francesco Bianchi)

    56. Artaserse (Pasquale Anfossi)

    57. Artaserse (Angelo Tarchi)

    58. Artaserse (Niccolò Antonio Zingarelli)

    59. Artaserse (Gaetano Andreozzi)

    60. Artaserse, re di Persia (Nicolas Isouard)

    61. Artaserse (Giuseppe Nicolini)

    62. Artaserse (Marcos António Portugal)

    Siehe auch:

    63. El Artajeres, Opernpasticcio von Giovanni Battista Mele (1749)

    64.  Dar el ser hijo al padre, Oper von Francesco Corradini (1736)

    65.  Artaserse, re di Persia, Oper von Nicolas Isouard (1794)

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    Verbreitet und bekannt sind nur wenige dieser mehr als 60 Opern, die von Leonardo Vinci und von Johann Adolf Hasse.


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    Inhaltsangaben für die Oper finden sich Tamino-Opernführer

    Leonardo Vincis Oper Artaserse Johann Adolf Hasses Oper Artaserse

    Diese zwei Opern sind auch bei Youtube als Videos vorhanden.


    Das Besondere an der Oper von Leonardo Vinci ist, dass alle Partien für Männerstimmen komponiert wurden. In Rom verbot ein kirchlicher Bann bis 1798 Frauen den Auftritt an römischen Bühnen. Sämtliche Frauenrollen wurden daher von Kastraten gesungen. Dieser Tradition zollt Parnassus Arts Productions Tribut und besetzt in der Neuproduktion, neben den männlichen Partien auch die Frauenpartien mit Countertenören. Die Besetzung vereint die Starsänger dieses Stimmfachs. Max Emanuel Cencic, Philippe Jaroussky, Franco Fagioli, Valer Barna-Sabadus, Yuriy Mynenko und die Tenören Daniel Behle bzw. alternierend Juan Sancho als Artabano sorgen für gesangliche Virtuosität auf höchstem musikalischem Niveau. Begleitet werden die Sänger vom international renommierten Concerto Köln unter der Leitung von Diego Fasolis.

    Die Premiere der Tournee war am 2. November 2012 an der Opéra National de Lorraine in Nancy (weitere Aufführungen: Theater an der Wien, Opéra de Lausanne, Théâtre des Champs-Elysées, Oper Köln).


    Hasse: Artaserse 1/3

    Hasse: Artaserse 2/3

    Hasse: Artaserse 3/3



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Šárka

    Ist der Titel von zwei Opern von 1. Zdenĕk Fibich und 2. Leoš Janáček


    Kurz und bündig: Die Oper handelt vom legendären sogenannten Mägdekrieg. Nach dem Tod der Fürstin Libuše hat Fürst Přemysl die Herrschaft Böhmens an sich gerissen und den Frauenrat von der Burg gejagt. Šárka, die Nachfolgerin Libušes und Anführerin des Frauenrats, fordert die Männer zum Kampf, um die alten Rechte zurückzuerobern. Während des Zweikampfs mit dem gegnerischen Ctirad erkennen beide ihre Liebe zueinander. Šárka kann aber die tödliche Auseinandersetzung mit Přemysls Kriegern nicht mehr aufhalten, die die Mädchen töten und Ctirad befreien. Voll Entsetzen stürzt sich Šárka von einem Felsen.


    Šárka von Zdenĕk Fibich (opus 51) ist eine Oper in drei Akten mit dem Libretto von Anežka Schulzová. Fibich arbeitete an dem Stück vom 8. September 1896 bis 10. März 1897. Am 28. Dezember 1897 fand die Uraufführung am Nationaltheater Prag statt. Es gibt (gab) drei Aufnahmen:


    1953 Supraphon unter Zdeněk Chalabala mit Marie Podvalová als Šárka.

    1978 Supraphon unter Jan Štych mit Eva Děpoltová

    2001 Orfeo (live) unter Sylvain Cambreling mit Eva Urbanova


    Zdenek Fibich (1850-1900): Sarka, 2 CDs jpc




    Šárka Oper in drei Akten von Leoš Janáček, Libretto von Julius Zeyer nach dessen eigenem Drama (1887), Revidiert 1919, 1925. UA 11. November 1925 Nationaltheater Brünn.

    Inhaltsangabe im Tamino- Opernführer

    Šárka ist Janáčeks erste Oper. Sie basiert auf einem Libretto von Julius Zeyer, das dieser eigentlich für Antonín Dvořák geschrieben hatte. Zeyer verweigerte Janáček daher die Textrechte. Dennoch entwarf er 1887 das Particell und instrumentierte im folgenden Jahr die beiden ersten Akte, wobei er noch einige Änderungen vornahm. Nach 1916, nachdem die Rechte an Zeyers Libretto abgelaufen waren, überarbeitete er das Werk erneut, wobei er die Instrumentation des dritten Akts seinem Schüler Osvald Chlubna überließ. Eine letzte Überarbeitung erfolgte 1924/25 als Vorbereitung zur Uraufführung unter der Leitung von František Neumann mit Hana Pírková als Šárka.


    Diese Aufnahme gibt es auch im Handel



    Es gibt außerdem einen Klavierauszug bei jpc Leos Janacek: Sárka (1887-1888), Noten





    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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