• Nachdem ich den "Fierrabras" am Wochenende auf die Festplatte gebannt habe, habe ich bei amazon eine andere Schubert-Oper auf CD gesehen, die ich noch nicht habe und mir - wenn mir nicht aus dem Forum dringend abgeraten wird, demnächst bestellen werde:



    Aufnahme: Feb. 1996, Studio
    Spieldauer: 78'27
    Dirigent: Christoph Spering
    Das Neue Orchester
    Chorus Musicus
    Chorleitung: Christoph Spering
    Kommentar: vollständig, Dialoge durch Zwischentexte ersetzt
    Label: Opus 111 CD: OPS 30-167


    Rollen und Sänger
    Astolf von Reisenberg: Rodrigo Orrego
    Camilla: Maria Steingötter
    Frau: Iris Kupke
    Friedrich: Christian Dahm
    Garad: Andreas Fischer
    Graf Heribert von Lüdenstein: Peter Lika
    Helene: Lisa Larsson
    Isella: Anke Hoffmann
    Ludmilla: Soile Isokoski
    Luitgarde: Susanne Behnes
    Sprecher: Hans-Dieter Hüsch


    Passt eigentlich auf 1 CD, es ist jedoch ein Doppelalbum, mit den Sinfonien 5 + 8 auf der 2. CD als Ergänzung.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    die CD steht auch auf meiner Merkliste - und zwar wegen Christoph Spering und seinem Ensemble. Und natürlich wegen Hanns-Dieter Hüsch. Die Solisten und Solistinnen sagen mir überhaupt nichts, aber allein die Tatsache, daß es sich um eine HIP-Einspielung handelt, macht die Sache bereits interessant, zumal ja auch D759 enthalten ist.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Theophilus
    Danke für den Tipp mit Alfonso und Estrella.
    Ich habe folgende Aufnahme auf Video gefunden:


    Aufnahme: 1997, live, Video, Wien, Theater an der Wien
    Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
    Chamber Orchestra of Europe
    Arnold Schönberg Chor
    Inszenierung: Jürgen Flimm


    Rollen und Sänger
    Adolfo: Alfred Muff
    Alfonso: Endrik Wottrich
    Estrella: Luba Orgonasova
    Mauregato: Olaf Bär
    Troila: Thomas Hampson


    Sollte das die von Dir empfohlene Aufnahme sein, werde ich den Besitzer bitten, mir die auf DVD zu brennen.


    Harnoncourt hat in Berlin vor zwei Jahren die Oper konzertant aufgeführt mit den Berliner Philharmonikern und folgenden Sängern:
    Adolfo: Hanno Müller-Brachmann
    Alfonso: Kurt Streit
    Estrella: Dorothea Röschmann
    Troila: Matthias Goerne
    Mauregato: Christian Gerhaher
    Davon gibt es, glaube ich, bei OperaShare einen Rundfunkmitschnitt zum 'runterladen.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Ich habe diesen von Abbado dirigierten Fierrabras in ähnlicher Besetzung damals bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien gesehen; Inszenierung: Ruth Berghaus, wenn ich mich richtig erinnere. Auf dem Cover erkenne ich Teile jenes Bühnenbildes wieder. Ich war recht angetan sowohl von der Musik als auch von der Szene. Dennoch habe ich bis heute keine weitere Schubert-Oper gehört, da mir immer etwas dazwischen kommt, das ich noch lieber hören möchte.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zu den Verschworenen:
    Die Oper lohnt sich schon fast wegen einer wunderschönen Arie für Sopran mit obligater Klarinette "Ich schlecihe bang und still herum".
    Sie scheint auch das einzig bekannte stück dieser Oper zu sein, denn ich habe sie sowohl auf Cd-Samplern schon gehört als auch selbst als einzelne Notenausgabe ganz leicht bekommen.


    Fairy Queen

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  • Genau diese! Thomas Hampson sang und spielte einen großartigen Troila, hier ist ein echter Pluspunkt gegenüber der Grazer Besetzung. Harnoncourt dirigierte eine spannende Ouvertüre, das Stück selbst hat er überraschenderweise merklich breiter und lyrischer genommen. Da hatte ich Mario Venzago in Graz dramatischer im Gedächtnis.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wer die Fernsehsendung am Samstag versäumt hat, für ca. 17 EURO gibt es die DVD zu kaufen:



    Eine gekürzte Fassung auf CD (von 1959) gibt es bei Mytho, es singen Fritz Wunderlich, Hetty Plümacher, Raymond Wolansky, Manfred Roehrl u.a. unter Müller-Kray. Habe ich leider noch nicht, steht aber auf meiner Wunschliste.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Hallo,
    das Original-"1-CD"-Cover sah einst so aus:



    Ich habe auf diese CD erst neulich an anderer Stelle hingewiesen - verzeiht mir dass ich mich wiederhole - und kann sie nur empfehlen.
    Man kann aber an dieser Aufnahme nur dann gefallen finden, wenn man Hanns Dieter Hüsch ("Väter der Klamotte") als Erzähler mag. Ich habe jedenfalls Tränen gelacht. Hüschs ironischer Tonfall ist göttlich, trotzdem behandelt er diese Oper mit Respekt. Musikalisch bleiben - zumindest für mich - ebenfalls keine Wünsche offen.


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Wer die Fernsehsendung am Samstag versäumt hat, für ca. 17 EURO gibt es die DVD zu kaufen:



    In der heutigen Süddeutschen gibt es eine hymnische Kritik zu dieser Aufführung und Aufzeichnung. Wenn jemand das e-paper des SZ abonniert bhat, kann er es vielleicht über diesen Link kopieren und (wenigstens auszugsweise) hier einstellen. Die Lektüre lohnt sich.


    http://www.sueddeutsche.de/sz/…6-LXIe4_jkMQNQnFKwqfTGtQ/


    :hello: Rideamus

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  • Nachdem ich im Weber-Thread bereits auf ein Fragment des "Rübezahl" hingewiesen habe, nun hier der Hinweis auf ein Fragment der Schubert-Oper "CLAUDINE VON VILLA BELLA", die ich kürzlich von einem Sammlerfreund bekommen habe:


    Claudine von Villa Bella
    (Johann Wolfgang von Goethe),
    Singspiel 3 Akte D 239 (26. Juli 1815; nicht aufgeführt),
    2. und 3. Akt verschollen


    Ouvertüre und erster Akt (37:20)


    Die Mitwirkenden:


    Alonso von Villa Bella ..... Mark Munkittrick
    Claudine ...................... Pamela Hamblin
    Lucinde ....................... Elena Tzoneva
    Pietro ................ ......... Anton de Ridder
    Carlos .......................... Hans-Jörg Weinschenk
    Basco .......................... Paul Yoder


    Badischer Staatsopernchor
    Extrachor des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
    Badische Staatskapelle Karlsruhe
    Dirigent: FRIETJOF HAAS


    Radio-Mitschnitt eines Konzertes im
    Badischen Staatstheater Karlsruhe vom 15. April 1981


    Eine interessante Aufnahme, die allerdings die These, daß Schubert kein Operkomponist war, nicht ausräumen kann.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Finde ich auch lieber Herbert!


    Schon die "Winterreise" mit Anton Dermota und Hilde Dermota am Flügel, machen mich jede Schubert Oper vergessen.


    Liebe Grüße Peter, aus Wien.


  • Daß Schubert aber ggfs. eine ganz andere Vorstellung von Oper hatte, als die Damen und Herren des heutigen Publikums, wird m. E. zu schnell vergessen. Wobei natürlich Geschmacksache immer noch Geschmacksache bleibt. Aber, daß Schubert keine Opern komponieren konnte, würde ich so nicht formulieren.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Daß Schubert aber ggfs. eine ganz andere Vorstellung von Oper hatte, als die Damen und Herren des heutigen Publikums, wird m. E. zu schnell vergessen. Wobei natürlich Geschmacksache immer noch Geschmacksache bleibt. Aber, daß Schubert keine Opern komponieren konnte, würde ich so nicht formulieren.


    Lieber Ulli,


    dem schließe ich mich vollinhaltlich an. Die Opern Schuberts sind von Anspruch und Ausführung unterschiedlich zu bewerten, von der Beherrschung der "kleinen" Form, meisterhaft in "Der vierjährige Posten" bis hin zur romantischen Oper "Alfonso und Estrella", von Schreiber (Die Kunst der Oper. Bd. II) als verkanntes Hauptwerk (S. 140) bezeichnet und von Liszt in höchsten Tönen gepriesen. Der "Fierrebras" sollte dem Kenner seit 1988 (Abbado/Berghaus) ohnedies in seinem Rang bekannt sein.


    Eine Oper, deren 2. und 3. Akt, wenn ich Schreiber richtig verstehe, ebenso im Jahr 1848 mangels geeigneten Brennstoffs von den Wirtsleuten Josef Hüttenbrenners verheizt wurde, wie "Des Teufels Lustschloss", ist sicher von dem Fragment her nicht gerecht zu beurteilen. Wie auch immer, es braucht eben auch einer so hochqualitativen Interpretation, wie man sie bei "Fierrebras" finden kann.


    Ich finde es richtig und wichtig, dass auf die eigenen Intentionen Schuberts hingewiesen wird. Bevor man urteilt, sollte man erst einmal das Werk verstehen, wie es intendiert und geschrieben wurde.


    Mir ist es bei der "Innocenza giustificata" von Gluck auch so gegangen, dass der Groschen dank einer guten Interpretation fiel. Die mittelmäßige, die ich kannte, hatte mich das Werk nur leidlich interessiert wahrnehmen lassen. Gerade diese unbekannten Kleinode verdienen ein engagiertes und hochklassiges Eintreten seitens der Interpreten.


    Liebe Grüße Peter

  • Schuberts Opern sind m. E. ein guter Beleg für die Bedeutung eines Aspektes, der oft und gerade in einem Forum, das der Musik gewidmet ist, zu kurz kommt.


    Oper entstand aus dem Drama und funktioniert noch immer am besten, wenn die dramatischen Konflikte packend entwickelt und mit eindeutig als solchen definierten und geforderten Held(inn)en ausgestattet sind, so dass man in das Geschehen involviert wird, fast ob man will oder nicht. Opern, die als solche funktionieren, seien es der DON GIOVANNI, der FIDELIO oder DER BARBIER VON SEVILLA, sind nicht von ungefähr die Stützen des Repertoires, weil sie auch (natürlich in Grenzen) schwächere Aufführungen überstehen, als seien sie unverwüstlich. Natürlich spielt die Musik die entscheidende Rolle dabei, ob und wie weit das gelingt. Aber ebenso, wie ein Film auch mit einem schlechten Drehbuch zwar anständig und gut gemacht sein kann, aber nie wirklich gut sein wird, kann sich auch eine Oper nur sehr schwer über das ihr zugrunde liegende Drama erheben. Schallplattenaufnahmen oder konzertante Aufführungen, bei denen der oft unverständliche Text kaum eine Rolle spielt, haben das oft überspielen können, erwiesen sich aber auf der Bühne dennoch als unwirksam, wenn sie nicht ausnahmsweise von sehr guten Regisseuren mit spannungsvollen Konflikten ausgestattet wurden, die ihnen vom dramatischen Kern her nicht oder wenig gegeben wurden.


    Ich glaube nicht, dass Schubert keine wirkungsvollen Dramen schaffen wollte. Ich bin aber überzeugt davon, dass es ihm nicht gegeben war, wirkungsvolle Libretti zu beurteilen und er wohl auch keine angeboten bekam. Das ist nicht nur eine Frage der Qualität der Gesangstexte, sondern der schwachen dramatischen Struktur seiner Werke. Deren Schwäche oder gar Fehlen kann nicht einfach durch dramatische Musik an einzelnen Stellen kompensiert werden kann. Auf die verstand sich Schubert nämlich durchaus, wie wir von seinem sonstigen Schaffen wissen. Ein Stück wie der ERLKÖNIG würde jeder Oper zur höchsten Ehre gereichen, wenn es nur einen angemessenen Kontext voran treibt.


    FIERRABRAS zum Beispiel gebricht es bestimmt nicht an großartiger Musik, und die teils schwachsinnigen Texte sind auch nicht schlechter als die vieler Opern, die überlebt haben, zumal italienische. Was der Oper jedoch völlig abgeht, ist eine vernünftige Geschichte mit greifbaren Figuren, deren Konflikte zur Identifikation einladen. Den vermeintlichen Helden am Schluss einfach tatenlos herumstehen und im Chor mitsingen zu lassen, ich schrieb es weiter oben schon, ist ein Verbrechen gegen jeden dramatischen Impuls, das kein tumber Schauspieldebütant in Hollywood an sich begehen lassen würde, wenn ihn nicht gerade der Hunger treibt. Schubert hatte offensichtlich niemanden, der ihm dergleichen sagte, oder dem er es glaubte. Er war froh, einen Text zu haben, mit dem er sich identifizieren konnte, aber niemals Theaterpraktiker, wie wir sie aus den Briefen eines Verdi oder Strauss kennen, die textliche Schwächen viel bereitwilliger in Kauf nahmen als dramaturgische.


    Daran kranken die Opern Schuberts und viele andere, denen man zu Recht ein schlechtes Libretto als Entschuldigung für anhaltenden Misserfolg vorhält. Nur betrifft das weniger die hanebüchenen Texte, die da zuweilen zu singen sind, sondern das Drama, das sie nicht genügend aufbauen und entwickeln. Das Publikum möchte eben nicht nur mitreißende Melodien und Ensembles vorgesetzt bekommen, so nötig auch die sind, sondern in ein Geschehen involviert werden und sich mit Charakteren identifizieren können, und seien sie so platt und eindimensional wie die der TOSCA. Wo gibt es solche Typen bei Schubert? Erst wenn beides sich ergänzt, findet wirklich Oper statt und nicht nur ein Vorwand für mehr oder weniger gute Gesangspartien mit Orchesterbegleitung.


    Schuberts Pseudodramen stecken leider voller wandelnder Klischees, die zudem noch farblos sind, bzw. ihre Farben einzig aus seiner Musik beziehen. Da braucht es schon sehr gute Regisseure um da die nötigen Funken herauszuschlagen. Claus Guth, der den FIERRABRAS in Zürich inszeniert, eigentlich neu geschrieben hat, war so einer, und prompt konnte man von einer ernst zu nehmenden Oper sprechen, obwohl sie dieselbe Musik hatte, die bald zweihundert Jahre lang als opernuntauglich galt.


    Selbst bei einem fraglos genialen Komponisten wie Schubert war seine Musik ohne eine solche Unterstützung leider nicht genug.


    :hello: Jacques Rideamus

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  • Hallo,


    ich finde beispielsweise den Unterschied - ausgenommen der rein musikalische [ich mag den 'Fidelio' auch nur punktuell] - zwischen Schuberts 'Fierrabras' und Beethovens 'Fidelio' gar nicht mal so überwältigend groß: In beiden Fällen handelt es sich ja um sogenannte 'Freiheitsopern', ein Thema, daß nach der frz. Revolution und in Vorbereitung vielleich schwelender Märzrevolution [aber erst 1848/49] für Komponisten offenbar nicht ganz uninteressant war [kein Wunder also, wenn der 'Fidelio' im 3. Reich eine, wenn auch stark mißgestaltete, Bedeutung erlangte - der 'Fierrabras', der wohl völlig unbekannt war, hätte ein noch passableres Opfer dargestellt]. Das Publikum des 19. JHs sah das offenbar ein wenig anders - Gardiner beschreibt dies in etwa so [ich konnte die Textpassage nicht mehr auffinden]: Das Publikum wollte nach Kriegsalltag und damit verbundenen Unannehmlichkeiten eher etwas Lockeres, Heiteres, also nicht so Idealistisches und Verbohrtes auf der Bühne präsentiert bekommen, auch wenn das Thema 'Freiheit' bereits sozusagen 'durch' war... beide Opern hätten vielleicht in den 1790er Jahren mehr Erfolg gehabt, nun aber lagen Rossini und vergleichbare Komponisten im Trend. Und daran hat sich bis heute eigentlich kaum etwas geändert [natürlich gibt es verbissene 'Fidelio'-Fans wie auch 'Fierrabras'-Liebhaber] und die Musik ist in beiden Fällen auch ausnahmslos wunderschön, aber es mangelt eben m. E. doch an der gewohnten 'mozartschen theatralischen Flüssigkeit' [Gardiner], welche zugunsten der 'hohen moralischen Geisteshaltung' [G] aufgegeben wurde.


    Was Beethoven und Schubert als Geschmack vom Publikum erwarteten, was sie eher prognostizierten, ist niemals eingetreten. Selbst wenn die Geisteshaltung eine ähnliche oder kongruente war, gab es offenbar keine musikalische Zusammenkunft, wohl hingegen im rein litterarischen Bereich [?].


    Das 'Problem' ist m. E. in der Idealisierung des gesamten Themas zu suchen: Das Publikum, welches ja die Thematik oftmals hautnah miterlebt hat, dürfte damit - das realitätsfremd - nicht einverstanden gewesen sein - zur Erinnerung: Beethovens erstes 'Leonore'-Publikum waren paradoxer Weise frz. Soldaten... Schuberts 'Fierrabras' war dann offenbar bereits so uninteressant, daß er gar nicht erst aufgeführt wurde.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,


    das sind richtige und wichtige Gedanken, wenn man das Problem auf FIDELIO und FIERRABRAS zuspitzt. Auch ich finde, dass der künstlerische Rang von Schuberts Musik dem des FIDELIO, wenn überhaupt, kaum nachsteht. Auch steht das Sprachniveau von Sonnleithner & Co. keineswegs Welten über dem von Josef Kupelwieser. Dennoch hat sich der FIDELIO fast seit seiner Entstehung auf den Spielplänen behauptet, während FIERRABRAS so gut wie nie dorthin gelangte.


    Schuld daran ist weniger das in beiden Opern transportierte, in der Tat aus derselben Quelle schöpfende Ideengut, sondern sind ganz banal das Angebot gleich dreier Helden mit Roland, Eginhard und Fierrabras, denen noch der König Karl vorgesetzt wird, und mit Emma und Florinda zweier fast gleichberechtigter weiblicher Identifikationsfiguren, die während langer Strecken der Oper überhaupt nicht präsent sind, auch nicht gedanklich. Vielleicht packte ihn die Sympathie mit allen seinen Figuren zu sehr um noch Strukturen und Gewichtungen im Sinn zu behalten. Verdis LOMBARDI haben ein ähnliches Problem und kamen deshalb auf der Bühne lange Zeit zu kurz, aber Verdis dramatischer Instinkt konnte das immerhin weitgehend ausbügeln. Der fehlte Schubert aber in der Tat. Beim FIDELIO dagegen gibt es klare Antipoden und Sympathieträger und eine einzige Stoßrichtung des Dramas, nämlich die Befreiung des von einem Finsterling zu Unrecht mit dem Tode Bedrohten. Das macht das Drama schlichter, aber auch viel nachvollziehbarer, so dass sich die Musik auf die Psychologie des Geschehens konzentrieren kann, während der Zuschauer bei Schubert nur von dieser etwas mitbekommt, aber kaum eine dramatische Entwicklung wahrnimmt, obwohl eigentlich unheimlich viel passiert.


    Solche Ungeschicklichkeiten gibt es in Schuberts Opern zuhauf, und die tragen m. E. die Hauptschuld an dem problematischen Bühnenleben seiner Werke, dem auch mit Überarbeitungen der Libretti kaum aufzuhelfen ist, weil sie ja nicht gegen die Musik angehen können und dürfen, welche die Probleme nachvollzieht und verstärkt.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    [...] aber Verdis dramatischer Instinkt konnte das immerhin weitgehend ausbügeln. Der fehlte Schubert aber in der Tat. [...]


    Hm, ich zweifle, ob man hier definitiv von einem Instinkt schreiben kann. Sicher gehört der in gewissem Masse auch dazu und einen dramatischen Instinkt würde ich Schubert in Anbetracht seiner Lieder und Balladen niemals absprechen wollen - aber die Erfahrung, hier speziell die bühnenwirksame Erfahrung, spielt m. E. eine bedeutend größere Rolle.


    Zitat

    Beim FIDELIO dagegen gibt es klare Antipoden und Sympathieträger und eine einzige Stoßrichtung des Dramas, nämlich die Befreiung des von einem Finsterling zu Unrecht mit dem Tode Bedrohten.


    Und man kann weder bei Beethoven, noch weniger bei Schubert, von einer ebensolchen Erfahrung, wie beispielsweise Mozart oder Verdi sie sich angeeignet hatten, sprechen. Schubert hatte quasi gar keine, Beethoven nur betreffend eben dieser seiner einzigen Oper - die er dann auch notgedrungen mehrfach umgearbeitet hat und schließlich auch nochmals dem Zeitgeschmack entsprechend revidieren mußte - so wurde aus der absolut erfolglosen 'Leonore' ein halbwegs 'tauglicher' Fidelio.


    Zitat

    Solche Ungeschicklichkeiten gibt es in Schuberts Opern zuhauf,


    Ganz klar. Aber das ist, wie oben ausgeführt, kein Fähigkeitsmangel, sondern einfach aus der Ermangelung an der notwendigen Erfahrung heraus zu bewerten. Was nutzt die beste Musik, wenn sie der szenischen Darstellung im Weg ist? Von wegen 'prima la musica...' - Schuberts Opern sind mehr oder weniger in seinem Kopf und dann auf dem Papier entstanden - praktische Erfahrung hätte hier ganz bestimmt einiges verändert.



    Zitat

    und die tragen m. E. die Hauptschuld an dem problematischen Bühnenleben seiner Werke, dem auch mit Überarbeitungen der Libretti kaum aufzuhelfen ist, weil sie ja nicht gegen die Musik angehen können und dürfen, welche die Probleme nachvollzieht und verstärkt.


    Und genau das kann man ja beispielhaft bei Mozart nachvollziehen - wie oft hat der Komponist selbst ins Libretto eigegriffen oder gar ganze Aktverläufe verworfen und neu schreiben lassen? - dies im Rahmen des 'working progress' [oder fast besser: 'process'], ganz ähnlich, nur eben viel flüssiger, als dies bei Beethoven und seinem Einzelgängerwerk zu beobachten ist.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Beim neuen Label Phoenix Ed. ist jetzt erschienen:



    Franz Schubert (1797-1828 )
    Der vierjährige Posten


    +Die Zwillingsbrüder


    Künstler: Aga Mikolaj, Andreas Karasiak, Stephan Genz, Daniel Philipp Witte, Oliver Aigner,
    Das Neue Orchester,
    Dirigent: Christoph Spering
    Label: PhoenixED , DDD, 2008
    Erscheinungstermin: 4.9.2008


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Hier nun die Einzelheiten zur neuen CD:


    FRANZ SCHUBERT ( 1797–1828 )


    DER VIERJÄHRIGE POSTEN D.190 (1815)
    Singspiel in einem Akt
    Libretto: Karl Theodor Körner (1813)
    Käthchen: AGA MIKOLAJ (Sopran), Duval, ihr Gatte: ANDREAS
    KARASIAK (Tenor), Walther, Dorfrichter: STEPHAN GENZ (Bariton),
    Veit, ein Bauer: DANIEL PHILIPP WITTE (Tenor), Kapitän: THOMAS
    JAKOBS (Tenor), Bauern, Soldaten: CHORUS MUSICUS KÖLN


    DIE ZWILLINGSBRÜDER D.647 (1820)
    Singspiel in einem Akt
    Libretto: Georg Gotthard Josef Edler von Hofmann o.J.
    Lieschen AGA MIKOLAJ (Sopran), Der Schulze, Lieschens Vater:
    OLIVER AIGNER (Bass), Anton: ANDREAS KARASIAK (Tenor),
    Franz Spiess & Friedrich Spiess: STEPHAN GENZ (Bariton),
    Ein Magistrat: HEIKO MICHAEL SCHULZ (Bass), Landleute, Bauern:
    CHORUS MUSICUS KÖLN
    DAS NEUE ORCHESTER KÖLN
    CHRISTOPH SPERING


    Die Plattenfirma schreibt dazu:



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo!


    Ich besitze zwar keine Schubert-Opern als Gesamtaufnahme, aber einige Aufnahmen von Ouvertüren.


    Besonders die Ouvertüre zur "Zauberharfe" D 644 [Bornemouth Symphony Orchestra unter Rudolf Schwarz] hat es mir angetan. Ein wunderbar einfühlsames Stück zu Beginn, das, je länger es dauert, schneller, lauter und dramatischer wird.
    Gut, aber irgendwie erinnert mich das an jemanden?



    Richtig-an Rossini. Diese Ouvertüre ist vollkommen im Styl der Zeit geschrieben, nichts revolutionäres wie in seinen Sinfonien. Ein nettes Stück, das seine Nähe zu Rossini nicht einmal im Ansatz verschleiert.


    Ich hoffe mal, dass die Opern ebenso an Rossini erinnern, dann werden der Schubert und ich doch noch Freunde! :D :untertauch:


    LG joschi

  • Hallo, ich bin neu hier in diesem Forum und bin beim ersten Herumströbern in diesem Thread gelandet. Ich bin beeindruckt, wieviele Beiträge es zu dieser doch leider so unbekannten Oper Schuberts gibt. Man hört immer wieder - auch hier - dass Schubert keine dramtische Musik schreiben könne. Das mag in Hinblick auf die Handlung war sein, aber die Musik des Fierrabras enthält einige der packendsten Momente der Opernliteratur. Als Beispiele möchte ich die beiden folgenden Szenen als Appetitanreger für die Abbado Einspielung vorstellen für diejenigen, die dieses Werk noch nicht kennen:




    Darüber hinaus gibt es noch eine Fülle weitere wunderschöner Arien und Chöre, die diese Oper zu einer meiner Lieblingsopern machen. Diese Oper muss sich gegenüber Fidelio wahrhaftig nicht verstecken und ist den Weber Opern nach meinem Geschmack musikalisch weit überlegen.


    Ich war von dieser Oper so begeistert, dass ich mir auch noch die unvollendete Oper "Der Graf von Gleichen" von 1827 besorgt habe - dies aber war leider die absolute Enttäuschung und kann schlichtweg vergessen werden.


    Ich werde mich jetzt auf die Suche nach einer Einpielung von "Alfons und Estralla" machen aufgrund der positiven Beiträgen hier zu dieser Oper ...


    Gerd



    Anmerkung der Moderation:


    Die beiden mp3 Takes wurden von uns entfernt, da
    eine Veröffentlichung von copyrightgeschützen Aufnahmen
    zu einer Klage seitens der Rechteinhaber führen könnte.
    Wir haben jedoch als Ersatz einen Link zu JPC gestetz, wo ebenfalls Tonbeispiele (leider nur andere) zur Verfügung stehen)


    mfg aus Wien
    MOD 001 Wien

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • In der neuen Brillant-Opernedition ist jetzt erschienen:



    Franz Schubert (1797-1828 )
    Die Freunde von Salamanka


    Edith Mathis, Christine Weidinger, Carol Wyatt, Thomas Moser, Eberhard Büchner, Robert Holl, Hermann Prey, Kurt Rydl,
    Österreichisches RSO,
    Theodor Guschlbauer
    Label: Brilliant , ADD/LA, 78


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Es dauert zwar noch eine Weile, aber im September soll diese DVD erscheinen:



    Es handelt sich dabei um eine Aufnahme aus dem Jahre 1997 (Theater an der Wien ).


    Mauregato - Olaf Bär
    Estrella - Luba Organosova
    Adolfo - Alfred Muff
    Frolia - Thomas Hampson
    Alfonso - Endrik Wottrich


    Dirigent: Nikolaus Harnoncourt


    Diese Aufnahme hatte ich damals mitgeschnitten und dann versehentlich gelöscht und trauere ihr bis heute nach. Um so erfreuter bin, dass sie nun endlich auf DVD erscheneinen wird.


    LG
    :hello:
    Jolanthe


  • Lieber Harald,


    Ist dies eine Neupressung der ehemalige DGG Oper auf zwei LPs?. Drei Seiten wurden m.E. für die Oper benützt. Was auf die vierte Seite steht, weiß ich nicht mehr.
    Denn m.E. waren sowohl Edith Mathis als Hermann Prey dabei.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von musicophil
    Was auf die vierte Seite steht, weiß ich nicht mehr.


    Der


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Danke Ulli,


    hier die Besezung:


    Aufnahme: 1978, konzertant, Schubertiade Hohenems
    Spieldauer: 32'01 min.
    Dirigent: Theodor Guschlbauer
    Symphonie-Orchester des ORF Wien
    Chor des ORF Wien
    Chorleitung: Gottfried Preinfalk
    ( nur 1. Akt, ohne Dialoge )
    Label: DGG 2707 126 (2 LP), nur die 4. Plattenseite!


    Almador: Thomas Moser
    Burudusussu: Bernd Nachbaur
    Damen: Christine Weidinger
    Damen: Waltraud Winsauer
    Damen: Carol Wyatt
    Knappen: Eberhard Büchner
    Knappen: Bernd Nachbaur
    Knappen: Norbert Orth
    König: Kurt Rydl
    Königin von Dunnistan: Edith Mathis
    Schmurzo: Robert Holl


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Besten Dank für die Info. Ich habe die Aufführung damals im Theater an der Wien knieend sitzend erlebt (bin etwas zu groß für Pygmäen-Sitzreihen) und trotzdem sehr genossen.
    Weißt Du, ob "Des Teufels Lustschloß" ebenfalls veröffentlicht wird?
    Das kniete ich ebenfalls sitzend durch.


    Zusätzlich zum "unerläßlichen Fierrabras" kann ich mit folgenden Opern dienen:
    Der vierjährige Posten - Wallberg/Fischer-Dieskau/Schreier
    Die Verschworenen - Wallberg/Moll/Moser...
    Die Zwillingsbrüder - Sawallisch/Moll/Donath/Fischer-Dieskau


    Alle auf CPO erschienen. Bei aller Liebe zum Schwammerl, naja..(liegt an mir).

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Ich möchte mich den meisten der Beiträge anschließen und bestätigen, dass Fierrabras einfach eine herrliche Oper ist. Romantik pur mit herrlichen Arien, Chören und packenden Ensemble Szenen.
    Von Alfons und Estrella kenn ich leider nur ein paar Ausschnitte, die teilweise sehr schön sind. Aber bitte laßt die Finger von "Der Graf von Gleichen"! Obwohl diese Oper aus dem Jahr 1827 stammt, dem Jahr der Winterreise, und ich daher schon etwas besonderes erwartet habe, wurde ich doch bitter enttäuscht. Es gibt hier kein einziges Stück, was mich in irgendeiner Weise angesprochen hat - gähnende Langeweile.

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan

  • Zitat

    Original von Rienzi


    Weißt Du, ob "Des Teufels Lustschloß" ebenfalls veröffentlicht wird?


    Davon ist mir bisher nichts bekannt.


    LG
    Jolanthe

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